"Die Wahrheit" - eine Betrachtung an Beispielen unserer deutschen Geschichte
Alleine die Definition von "Wahrheit" stellt die allermeisten intelligenten Menschen vor ein unlösbares Problem, nahezu identisch mit der unlösbaren Definition von "Gerechtigkeit". Es gab aber Zeiten, da wurde die "Wahrheit" von ganz oben diktiert. Und sie wurde erheblich mißbraucht, um zum Beispiel den Krieg als des "Volkes Wille" in die Köpfe der reichs- deutschen Bevölkerung zu tragen.
Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie viele Artikel aus einer deutschen Wochen- Zeitschrift über den Beginn des ersten Weltkrieges 1914 und den Verlauf dieses Krieges, den das Deutsche Reich samt der österreichischen k&k-Monarchie haushoch verloren hatte. Die besondere Aufmerksamkeit beim Lesen sollte sich auf die heroischen "auschmückenden" Attribute der kriegsverherrlichenden Beschreibungen richten.
Und wie man auch in modernen Zeiten die Wahrheit "manipulieren" könnte oder kann, lesen Sie in dem Buch des Dr. Eduard Stäuble (Fernsehen - Fluch oder Segen) aus dem Jahr 1979.
Diese "Betrachtungen" und Beispiele hier sind noch in Arbeit !
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Sanitätshunde. (Im Kriegsdienst 1914)
Von Rittmeister v. Stephanitz. (Hierzu das Bild im Heft Seite 79.)
Aus früheren Feldzügen ist bekannt, daß Verwundete, die nicht selbst die Truppenverbandplätze aufsuchen oder dorthin verbracht werden können, oft mit Aufbieten ihrer letzten Kräfte nach Deckungen im Gelände streben, um sich dort gegen weitere Verwundungen und die Gefahr, überritten oder überfahren zu werden, zu sichern. Eine weitere Anzahl Schwerverwundeter werden an dem Fleck liegen bleiben, an dem der Schuß sie traf. Das werden sehr oft Stellen sein, die wenig Übersicht bieten; namentlich bei einsetzender Dunkelheit, erst recht bei Nacht. Denn wenn auch die Verwundeten während des Kampfes nach Möglichkeit vom Sanitätspersonal der Truppe versorgt worden sind, so wird das Zurücktragen aus dem von Geschossen bestrichenen Raum nach den Verbandplätzen zumeist doch erst nach dem Aufhören des feindlichen Feuers möglich werden; ebenso die geordnete Nachsuche des Kampffeldes.
In der Mehrzahl der Fälle wird mit dieser Nachsuche durch die Mannschaften der Sanitätskompanien aber erst gegen Abend oder schon bei völliger Dunkelheit begonnen werden können. Das namentlich nach größeren Kämpfen, die ohnehin, durch Ausdehnung des Schlachtfeldes nach Breite und Tiefe und durch die Zahl der Opfer, in bezug auf das Auffinden der Verwundeten schon besondere Schwierigkeiten bieten. Und doch sollen alle Verwundeten gefunden und möglichst bald ärztlicher Behandlung zugeführt werden!
Wenn auch die Sanitätsmannschaften und ihre Helfer ihr Letztes aufbieten werden, um dieser Aufgabe nachzukommen, wenn auch technische Hilfsmittel in höchster Vollendung bereitgehalten werden, um die Suche für das Auge oder Mannschaften zu erleichtern, so wird jedes Gelände Stellen bieten, in denen Verwundete übersehen werden können und leider auch übersehen worden sind; das beweisen die Zahlenangaben über „Vermißte“ in den Verlustberichten. In den Eingangs erwähnten „Verwundetennestern“ wird ja wohl immer einer oder der andere so weit bei Bewußtsein sein, um sich den nachsuchenden Mannschaften durch die Stimme bemerkbar machen zu können.
Einzeln liegende Schwerverwundete aber, die nicht mehr rufen können, die von Ohnmacht umfangen sind - die müssen gefunden werden. Auch wenn sie in höher bestandenem Felde liegen, in Gräben und hinter Hecken oder Buschwerk, an Stellen, "wo" das Licht des Scheinwerfers nicht hindringt oder dunkle Schatten wirft; und erst recht im durchwachsenen Waldgelände. Die Gefahr, daß Schwerverwundete an solchen Stellen übersehen werden und dann einsam ein qualvolles Ende finden, ist zu groß, um nicht nach weiteren Mitteln zu suchen, die möglichst vollen Erfolg, das heißt, das Auffinden aller Verwundeten zu verbürgen scheinen.
Wir sahen, daß das Finden seine Grenzen hat in der Beschränktheit menschlichen Wahrnehmungsvermögens, an erster Stelle des Auges, unter Umständen auch des Ohres. Zu berücksichtigen wird ferner sein, daß die vorangegangenen Anstrengungen und die Aufregungen des Kampfes auf die Nerven der nachsuchenden Mannschaften auch nicht ohne Einwirkung geblieben sein werden. Nun haben wir einen scharfsinnigen, willigen Gehilfen, dessen Eigenschaften und feine Sinne sich zunutze zu machen der Mensch schon seit Jahrtausenden verstanden hat: den Hund. Die Betätigung des Hundes im Dienste der Nächstenliebe ist nichts Neues; ich erinnere nur an die allgemein bekannten Hunde des Sankt-Bernhard-Hospizes. Aber auch die im Polizeidienste verwendeten Diensthunde haben oft genug Gelegenheit, auf nächtlichen Dienstgängen an abgelegenen Stellen, außerhalb der Wege, hilflose Kranke oder Betrunkene aufzustöbern. Oder sie werden zur Nachsuche auf die Spur verlaufener Kinder oder in Wald und Feld umherirrender Geistesgestörter gesetzt.
Für die Verwundetennachsuche ist die Verwendung von Hunden, Sanitätshunden aber ganz besonders bedeutsam. Seine Hauptsinne, Nase und Ohr, ergänzen und vervollständigen die der nachsuchenden Mannschaften; die stöbernde Suche liegt einzelnen Rassen im Blut, kann anderen durch sachgemäße Abrichtung beigebracht werden. Sein "Gebäude" befähigt ihn, flüchtiger vorzugehen als die suchenden Mannschaften, und das besonders an Stellen (Dickicht), wo jene kaum vorankommen. Dabei hört sein feines Ohr die Atemzüge des am Boden liegenden Verwundeten; ein Windhauch trägt ihm die Witterung eines in einem Schlupfwinkel Verborgenen zu.
Die Vorteile, die sich aus der Verwendung von Sanitätshunden ergeben würden, sind natürlich längst erkannt worden. In Deutschland wurde zu ihrer Verwendung schon 1893 ein eigener Verein gegründet, der „Deutsche Verein für Sanitätshunde“; in Belgien, Dänemark, Frankreich, England und Jtalien, in den Niederlanden und in Schweden entstanden nach deutschem Vorbild ähnliche Vereine, zum Teil wurde dort auch das Sanitätshundewesen Gegenstand amtlicher Tätigkeit. Alle diese Bestrebungen kamen aber mehr oder weniger über den guten Willen und einige schwache Anfänge nicht hinaus, weil der Sanitätshund für den Kriegsfall zwar ein unbedingtes Erfordernis ist, im Frieden aber zwecklos. Mit anderen Worten: er läßt sich ohne einen unverhältnismäßigen Aufwand an Arbeit und Haltungskosten nicht in solcher Zahl bereithalten, wie das für eine erfolgreiche Verwendung im Felde Vorbedingung wäre.
Denn die von einzelnen der vorerwähnten Vereine gehaltenen Hunde kommen im Mobilmachungsfall dem Tropfen auf dem heißen Stein gleich. Dabei erschöpften selbst diese wenigen Hunde die Kräfte der Vereine vollkommen, denn ein Hund, der nicht (mit dem nicht) dauernd "gearbeitet" wird, verbummelt binnen kurzem. Daß Müßiggang aller Laster Anfang ist, kommt nirgends deutlicher als bei der Hundehaltung zum Ausdruck.
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Der „Verein für deutsche Schäferhunde (SV.)“
Nun hat der „Verein für deutsche Schäferhunde (SV.)“, Sitz München, der mitgliederstärkste und die am meisten verbreitete Rasse vertretende Liebhaberzuchtverein Deutschlands, der vor dreizehn Jahren auch die ersten Anregungen zum Einstellen von Polizeidiensthunden gab, seit Erstarken dieser Diensthundbewegung, das heißt seit rund zehn Jahren, dauernd darauf hingewiesen, daß mit dem Einstellen von Polizeidiensthunden auch die Frage nach dem Bereitsein eines ausreichenden Stammes von im Kriegsfall zum Sanitätsdiensthund geeigneten Hunden gelöst sei.
In Betracht kommen zunächst die Diensthunde der Gendarmen, der Beamten des Grenzzolldienstes und des Feld- und Forstschutzdienstes, also Hunde, die an Wind und Wetter, an längere Märsche und an dienstliche Tätigkeit im Gelände (stöbernde Suche) gewöhnt sind. Außer diesen noch die zahlreichen, als Diensthunde abgeführten Hunde im Besitz von Liebhabermitgliedern der Zuchtvereine für Diensthundrassen. Nachdem man Versuche im Sinne dieser Ausführungen angestellt hatte, hat auch der oben schon erwähnte „Deutsche Verein für Sanitätshunde“, dessen Schirmherrschaft der Großherzog von Oldenburg übernahm, beschlossen, im gleichen Sinne zu wirken und seine Kräfte für das Bereithalten von Sanitätshunden auf diesem Wege, ferner auch für die Ausbildung von Kriegsführern für diese Hunde einzusetzen. Die letzten Entscheidungen in dieser Frage wird nunmehr die zuständige Behörde treffen.
Wer für die Sanitätshundsache tätig sein will, sei es durch freiwillige Mitarbeit, sei es durch Geldspenden zur Förderung der Ausbildung von Hunden und Führern, wende sich an einen der nachbenannten Vereine: Verein für deutsche Schäferhunde (SV.); Hauptgeschäftsstelle Greiz, Reuß, Mittelstraße 6 (Werbeschriften, AusbildunEs- und PrüfunEsvorschriften für Sanitätshunde zur Verfügung). - Deutscher Verein für Sanitätshunde; Geschäftsstelle Oldenburg i. Gr.
Über die Eignung eins Hundes zum Sanitätshunddienst
Daß zum Sanitätshunddienst nicht jeder Hund und alle Rassen brauchbar sind, ist selbstverständlich. Geeignet sind nur harte und hartgewöhnte Hunde von ausdauerndem, leistungsfähigem Gebäude und wetterfester Behaarung. Das beschränkt die Auswahl schon auf die sogenannten Gebrauchshundrassen, unter denen wieder die Jagdhunde wegen ihrer einseitigen Veranlagung auszuscheiden sind. Es bleiben somit die Angehörigen der vier Rassen, die im Polizeidienst verwendet werden: deutsche Schäferhunde, Dobermannpinscher, Airedaleterrier und Rottweiler, von denen die ersterwähnten in weit überwiegender Zahl vorhanden sind.
Die Verwendung der Sanitätshunde ist so gedacht, daß sie den in breiter geöffneter Linie zum Suchen vorgehenden Mannschaften beigegeben werden, und zwar je nach dem Gelände an bestimmten, für ihre Nachsuche besonders in Betracht kommenden Stellen gesammelt angesetzt oder in gleichmäßigen Abständen verteilt. Je nach dem Gelände werden die Hunde dann in Seitwärts-Vorwärts-Suche auf Strecken von 50 bis 250 Meter das, Gelände abspüren und das Auffinden eines Verwundeten ihrem Führer anzeigen. Das geschieht entweder durch „verwundet verbellen“, das heißt: der Hund bleibt bei dem gefundenen Verwundeten und gibt dort dauernd Laut, bis sein Führer herangekommen und der Verwundete von den nachfolgenden Krankenträgern übernommen ist; oder aber durch „verwundet verweisen“, das heißt: der Hund kehrt, nachdem er einen Verwundeten gefunden hat, in schnellster Gangart auf seiner Spur zum langsam nachfolgenden Führer zurück und führt diesen und die Krankenträger an der Leine zum Verwundeten hin. Das Verbellen schiene ja am schnellsten zum Ziele zu führen; aber nicht jeder Hund verbellt. Bei der Verwendung einer größeren Zahl von Sanitätshunden - und das ist ja die Vorbedingung zum Erfolge - würde das gleichzeitige Lautgeben mehrerer Hunde auch störend und verwirrend wirken. Beim Verweisen war vorgesehen, daß der zurückkehrende Hund ein Ausrüstungsstück des Gefundenen überbringen sollte, als Zeichen, daß er jemanden gefunden habe. Wie vorauszusehen, hat dieser Vorschlag sich bei praktischen Versuchen als bedenklich und wenig geeignet erwiesen. Der Hund hat andere Ausdrucksmittel, um seinem Führer anzuzeigen, daß er gefunden hat.
Selbstverständlich müssen die Hunde bei der Suche vollständig blank sein; jedes Ausrüstungsstück, selbst ein Halsband, würde sie, die sich durchs dichteste Gestrüpp winden sollen, nur der Gefahr aussetzen, sich dort festzuhängen. Die Vorschläge, die Sanitätshunde mit Genfer Kreuz, Labeflasche, Verbandpäckchen, Notizbuch, Glöckchen oder gar Laternen auszustatten, wie es unser Bild zeigt, sind für den Gebrauch wertlos, wenn nicht gefährlich. Der Sanitätshund soll nichts tun als finden, finden, so schnell wie möglich finden, damit der Gefundene bald menschlicher Hilfe und Pflege teilhaftig wird! Aus der „Umschau“. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik. Frankfurt a. M.
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Deutsche Flieger über Paris.
(Hierzu das Bild im Heft Seite 81.)
Die Taten unserer Luftkreuzer über Lüttich und Antwerpen haben dafür gesorgt, daß in den Städten Frankreichs wie Englands eine unbeschreibliche Angst vor den „Zeppelinen“ herrscht. Die französische Regierung aber hatte ihre fortgesetzten Niederlagen mit so schönen Worten verschleiert, daß die Bevölkerung von Paris den gefürchteten Feind noch an der belgischen Grenze glaubte, als die blutigen Schlachten von St. Quentin schon geschlagen waren und die Unseren mit aller Wucht gegen Paris vorrückten. In der Tat hielten denn auch die Pariser unseren ersten Flieger, der über ihrer „Lichtstadt“ auftauchte, für einen der Ihren, bis er die erste Bombe warf, die nach Zeitungsberichten auf eine Druckerei fiel; eine zweite platzte vor einer Bäckerei, eine dritte in der Rue Recolette.
Die Leute glaubten anfangs, es liege eine Gaserplosion vor, und strömten von allen Seiten zusammen; alsbald aber eilten Feuerwehr und Polizei herbei und sperrten den Platz ab, wohl in der Hoffnung, das Ereignis der großen Menge noch verhehlen zu können. Inzwischen hatte aber der Flieger an anderer Stelle einige Sandsäcke fallen lassen, mit zweieinhalb Meter langen Bannern in den deutschen Farben und mit der Aufschrift:
„Das deutsche Heer steht vor den Toren von Paris; es bleibt euch nichts übrig, als euch zu ergeben.“
Nun war die böse Kunde nicht mehr aufzuhalten; sie grub sich tief in alle Gemüter ein, und mit dumpfem Schrecken harrte man auf das Erscheinen weiterer deutscher Flieger. Die ließen nicht lange auf sich warten und warfen wiederum mehrere Bomben, die zum Teil nicht unerheblichen Schaden stifteten, so beim Bahnhof St. Lazare, beim Nordbahnhof und bei der elektrischen Zentrale. Die gegen sie abgegebenen zahlreichen Schüsse verfehlten ihren Zweck.
Daraufhin befahl der Kriegsminister, daß sich auf den Flugplätzen Buc und Ville Eoubley ein Geschwader gepanzerter, mit Mitrailleusen ausgerüsteter Aeroplane bereit zu halten habe, um auf die deutschen Flieger Jagd zu machen; von einem Erfolg hat man indes bis jetzt nichts gehört. Die französische Zivilbehörde ließ - angeblich um ihre Unerschrockenheit zu beweisen - ein Protokoll darüber aufnehmen, daß ein fremder Flieger „Unflätigkeiten“ über Paris ausgeworfen habe, und wies jedermann strengstens darauf hin, daß das Überfliegen der französischen Hauptstadt verboten sei.
Der erste kühne Flieger, der den Parisern solchen Schrecken einjagte, ist der durch seine Flüge von früh erher wohlbekannte Leutnant von Hiddessen vom Leibdragonerregiment Nr. 24. Im Jahre 1908 trat er ins Heer ein und wandte sich schon frühzeitig der Fliegerei zu, in Habsheim unter August Euler, zu dessen besten Schülern er alsbald zählte. Bei Euler wurde auch Prinz Heinrich, als er dort das Fliegen lernte, auf ihn aufmerksam. Beim Manöver 1911 leistete von Hiddessen zum erstenmal Dienste als Aufklärer im Flugzeug, und zwar mit so glänzendem Erfolg, daß man nunmehr zum nachdrücklichen Ausbau des militärischen Flugwesens schritt.
Am bekanntesten wurde von Hiddessen dann im folgenden Jahre, als er mit seinem Flugzeug „Gelber Hund“ einen Flugpostdienst zwischen Frankfurt a. M. und Darmstadt einrichtete und dabei gegen zwanzigtausend Postkarten beförderte. 1913 gewann er beim Prinz Heinrich-Flug den ersten Zuverlässigkeitspreis. Heute ist er einer unserer schneidigsten und wagemutigsten Flieger. Auf der Unterseite tragen unsere Flugzeuge als Erkennungszeichen ein großes, schwarzes Kreuz, etwa von der Form des Eisernen Kreuzes. Auch sie gehen also nach guter deutscher Art mit offenem Visier in den Kampf.
Über das Erscheinen des ersten deutschen Fliegers
Den Eindruck, den das Erscheinen des ersten deutschen Fliegers auf die Pariser Bevölkerung machte, schildert anschaulich ein Bericht von P. Eroci an die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ vom 2. September:
„Es war ein theatralisches Schauspiel, das eine halbe Stunde lang in der Bevölkerung das lebhafteste Interesse erweckte. Ich war in meinem Bureau, als ich um sechseinviertel Uhr plötzlich ein lebhaftes Gewehrfeuer hörte. Ich trat hinaus auf den Balkon und sah, wie alle sich aus den Fenstern herausbeugten oder von der Straße heraufsahen. Der Himmel war von wunderbarer Klarheit. In der Höhe schwebte wie ein Falke, von Norden kommend, ein deutsches Flugzeug, eine ,Taube'. Die Maschine trägt zwar den Namen einer Taube, aber in Wirklichkeit bietet sie mit den gekrümmten Flügeln und dem fächerförmigen Schwanz von fern eine höchst seltsame Ähnlichkeit mit einem Niesenfalken.
Langsam kreist die Maschine über der Stadt, die die Wiege der Flugkunst war, langsam, als wollte sie Paris herausfordern. Mit einem Fernglas kann man leicht alle Bewegungen der Flügel und des Schwanzes unterscheiden. Vom äußersten Ende eines Flügels hängt eine Flagge herab. In dem Augenblick, in dem die „Taube“ über den mit Neugierigen gefüllten Opernplatz fährt, ist sie vielleicht 1000 Meter hoch. Sie wendet sich gegen die Seine, aber plötzlich, als ob sie eine Gefahr bemerkt hätte, ändert sie den Kurs, um sich nach Nordwesten zu wenden und auf 2000 Meter zu steigen. So kommt sie über das Börsenviertel und gegen den Nordbahnhof, die Linie der Boulevards überschneidend. Jetzt sehen wir sie senkrecht über unseren Köpfen: Inzwischen prasselt von allen Seiten das Gewehrfeuer; alle Schildwachen auf den Dächern geben Feuer, und man glaubt auch das bezeichnende Knattern der Maschinengewehre zu unterscheiden. Selbst von der Straße her feuert man. Zwei englische Soldaten, die ruhig einherschlendern, fassen das Gewehr und schießen gegen das feindliche Flugzeug. Die Menge klatscht ihnen Beifall, als ob sie ins Schwarze getroffen hätten, und sie lächeln selig. Es sind gewiß Hunderte von Schüssen, die in die Luft abgefeuert werden. Die Leute auf der Straße stehen in Gruppen beisammen, unter denen eine Bombe ein Blutbad hervorrufen könnte; sie bleiben eine halbe Stunde, die Nase in die Luft gereckt, stehen und warten auf die Ankunft eines französischen Flugzeugs, das den Feind verfolgen soll.“
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Die Kämpfe auf dem montenegrinischen Kriegschauplatz.
(Hierzu das Bild im heft Seite 77.)
Wer nicht Gelegenheit hatte, im Augustsonnenbrande das südliche, unter dem gleichen Breitegrad wie Montenegro liegende Dalmatien zu bereisen und von einem Küstenpunkte einen Ausflug in das Steinmeer des Karstgebietes zu machen, ist unfähig, zu beurteilen, welche Strapazen zurzeit die dort kämpfenden Truppen durchzumachen haben. Der Besuch der Bocche di Cattaro ist ja längst schon in die Touristenreisepläne der Levantebesucher eingereiht. Aber der Reiseplan erstreckt sich gewöhnlich nur auf den Besuch von Ragusa und Cattaro. Um einen richtigen Einblick in die Bodenbeschaffenheit zu bekommen, mag man, ehe man Cattaro erreicht, beispielsweise in Nisano anlegen und von dort einen Aufstieg nach Ledinice, Knezlac oder Dragalji wagen; man wird dann eine ungefähre Vorstellung von dem gewinnen, was ein Soldat dort im Felde zu leisten hat. Wohin das Auge blickt, nichts als Felsenzinnen, Pfeiler und Zacken, durch die nur schmale, nach unseren Begriffen kaum gangbare, an jäh abfallenden Abgründen sich hinziehende Saumpfade führen. Ein Meer von Stein, ein Wirrsal von messerscharf ausgewaschenen Felsen, selten am Wege ein Rosmarinstrauch, oft stundenweit kein Grashalm. Der gebildete österreichische Offizier oder Beamte, den die Pflicht hierher verschlägt, ist in den ersten Tagen gewöhnlich wie trunken von dem seltsam malerischen, großartigen Landschaftsbilde; aber nur zu bald tritt eine tiefe Verstimmung, dann Verzweiflung und schließlich dumpfe Ergebung ein.
Und in diesem öden Lande, an den Schroffen und Schründen der schauerlich schönen montenegrinischen Gebirgsmauer kämpft jetzt ein wenn auch kleiner Teil der österreichisch-ungarischen Truppen. Ein geschlossener Aufmarsch ist hier fast niemals möglich. Einer hinter dem anderen kriechen die Mannschaften der Gebirgsbrigaden auf schmalen Bändern die Felsenwände entlang. Wird aber doch einmal eine Front gebildet, welche mühseligen Anstrengungen und welche Gefährdung durch feindlichen Kugelregen, beim Aufschließen! Die Unwegsamkeit dieser wildzerklüfteten Bergwelt bringt es auch mit sich, daß nur der Esel oder vielleicht das Maultier zur Beförderung der zerlegbaren Gebirgzgeschütze verwendet werden kann. Oft vermag auch das keuchende Tier nicht mehr vorwärts zu kommen, und dann müssen die Artilleristen, die selber oft schon erschöpft genug sind, mit Stricken und Ketten nachhelfen. Es herrscht da unten eine durch die Ortlichkeit gebotene Kriegführung, die von den Offizieren und Mannschaften die größten, oft unmöglich erscheinenden Anspannungen erfordert.
Gleichwohl haben die österreichischen Gebirgsbrigaden gegen einen wagemutigen und heldenhaft kämpfenden Feind schon manchen ausgiebigen Erfolg zu verzeichnen, wenn auch nach den "Entschließungen" des Armeeoberkommandos die große Abrechnung mit Serbien und Montenegro bis zur Niederringung Russlandes aufgeschoben worden ist. So hat die im Grenzraume von Autooac, also auf herzegowinischem Boden stehende dritte Gebirgsbrigade einen schneidigen Einbruch auf montenegrinisches Gebiet unternommen.
„Plötzlich wurden wir,“ so erzählt ein österreichischer Offizier, „von den vor uns liegenden Anhöhen von montenegrinischen Freischärlern beschossen; auch aus Schluchten und Höhlen krachte es unaufhörlich. Ein regelrechter Kampf war undenkbar. Wir durchstöberten Schritt für Schritt das unwegsame Gelände und töteten oder fingen Hunderte der Angreifer.. Auf dem Gozarasattel hatten uns die Montenegriner mit zwei Gebirgsgeschülzen beschossen. Wie gereizte Löwen stürzten die ungarischen Mannschaften die Anhöhe hinan, während unsere Artillerie Volltreffer sandte. Wie aus einem tätigen Vulkan flogen Erde, Felsstücke, Baumstämme und gegnerische Kanonenlafetten in die Luft. Hunderte von Montenegrinern waren gefallen.“
Nach kurzer Zeit der Ruhe unternahm diese tapfere, unter dem Kommando des Generalmajors V. Pongracz stehende kleine Schar am 30. August einen neuen Vorstoß gegen die vor dem befestigten Bileca stehenden, an Zahl weit überlegenen regulären montenegrinischen Streitkräfte. In heldenmütig geführten, mehrtägigen Kämpfen gelang es schließlich, den vollständigen Zusammenbruch der Angreifer herbeizuführen, ihnen ein schweres Geschütz und zwei Gebirgskanonen abzunehmen und die schwer bedrängt gewesene Feste Bileca völlig zu befreien. Die Montenegriner hatten zwar alsbald Ersatz herangezogen, so daß sich am 10. September 1914 die Kämpfe auf der Linie Korito-Kobula-Pleoa erneuerten, doch wurden die Montenegriner wiederum zurückgeworfen. Die ungarische Brigade stürmte den Berg Soagradina und setzte sich etwa 15 Kilometer weiter auf montenegrinischem Boden fest. Auch in der Bocche di Eattaro ist es mehrfach schon zu gegenseitigen Beschießungen gekommen, wo bei die Montenegriner durch das Feuer der schweren Schiffsgeschütze unter empfindlichen Verlusten gezwungen wurden, den Kampf aufzugeben.
Nach Berichten aus Serajewo hat der russische General Popapow, der langjährige Militärbevollmächtigte Rußlands in Montenegro, die Oberleitung des montenegrinischen Heeres übernommen. Es stehen ihm eine Anzahl russischer Generalstabsoffiziere zur Seite. Auch in den Reihen der kämpfenden montenegrinischen Truppen haben russische und serbische Offiziere die Führung.
Ostpreußisehe Flüchtlinge. (Die Russen kommen)
(Hierzu die Bilder Seite 68 und 69.)
Die Greuel und Grausamkeiten der Russen bei ihrem Eindringen in die Grenzgebiete Ostpreußens haben die Befürchtungen, die das Kommando des 1. Armeekorps veranlaßten, die Bevölkerung rechtzeitig zur Räumung der bedrohten Gebiete aufzufordern, als leider nur zu gerechtfertigt erwiesen. Es mag manchen schweren Seufzer und manche heiße Zähre gekostet haben, von der ererbten väterlichen Scholle plötzlich Abschied nehmen zu müssen und schnell noch das Geraffbare an sich zu reißen, um sich Hals über Kopf in Sicherheit zu bringen; oft wurde auch nur das nackte Leben gerettet. In langen Leiterwagenzügen fuhren sie auf den Landstraßen daher, die beklagenswerten Flüchtlinge, um irgendwo noch einen Eisenbahnzug zu erreichen, oder wenn das nicht mehr möglich schien, abseits im dichten Wald ein schützendes Versteck zu suchen.
Durch diese rechtzeitige Flucht wurde viel Unheil verhütet, unzählige Menschenleben gerettet, und doch ist das Sündenregister noch groß, das der Mordbrennerbande auf ewige Zeiten ins Schuldbuch geschriebenwerden muß. Hier einige Beispiele.
Die Pfarrer in Kukowen, Kreis Marggrabowa, und in Szittkehmen, Kreis Goldap, hatten sich geweigert, den Russen Angaben über unsere Stellungen zu machen. Sie wurden zur Strafe für das, was jedem ritterlich gesinnten Menschen Achtung abnötsgt, in den Mund geschossen. Der eine blieb tot auf dem Platze, der andere wurde hoffnungslos ins Krankenhaus verbracht. Daß selbst russische Offiziere das weidende Vieh der Dorfbewohner in die Ställe treiben und diese dann anzünden ließen, wurde auf Grund glaubwürdiger Zeugen mehrfach berichtet.
In einem Dorfe bei Pillkallen aber wurden sogar Frauen und Kinder in ein Gehöft getrieben, die Tore geschlossen und das Gebäude angezündet. Erst als die Eingeschlossenen in die höchste Not und Bedrängnis geraten waren, wurden die Tore geöffnet und die Ärmsten herausgelassen. Auf dem Gutshofe Szittkehmen wurde der alte Besitzer erschlagen und die Witwe genötigt, den Russen Speisen und Getränke zu bringen. Als alles aufgezehrt war, mußte sie durch eine Gasse von Bajonetten Spießruten laufen, wobei sie schwer verletzt wurde. Im Dorfe Radzen haben die Unmenschen alle Gebäude angezündet, so daß das ganze Dorf in Flammen aufging. So ließen sich an amtlich bestätigten unmenschlichen Barbareien hier noch viele Fälle aufzählen, Schandtaten, die russischerseits alle damit begründet wurden, daß aus den Häusern auf russische Truppen geschossen worden sei, eine Behauptung, die erwiesenermaßen völlig aus der Luft gegriffen ist. Es liegen vielmehr Zeugnisse dafür vor, daß die Russen bei diesen Mordbrennereien ganz systematisch vorgegangen sind. Den Truppen zogen mit Zündstoff ausgerüstete Brandkommandos voran, die mit Petroleum getränkte Schwämme in die Häuser legten und entzündeten. Einzelne Truppenführer beschränkten sich auf das Abbrennen der Ställe und Scheunen, während sie die Wohnhäuser stehen ließen.
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Der „Berliner Lokalanzeiger“ schreibt
Nach einer Mitteilung, die dem „Berliner Lokalanzeiger“ zuging, hatte eine 550 Köpfe zählende Dorfbewohnerschaft beim Anrücken der Russen die Flucht ergriffen. Sie wandte sich nach Königsberg, um über Westpreußen nach Berlin zu reisen. In Kreuzburg erreichte die Flüchtigen ein Telegramm ihres Landrats, sie möchten zurückkehren, da die Gegend von den Russen geräumt sei. Ein Teil der Einwohnerschaft kehrte daraufhin um. Drei Tage nach der Rückkehr in den teilweise niedergebrannten und stark verwüsteten Ort machten sich wieder Anzeichen geltend, daß Russen sich näherten.
Als die Einwohner sich neuerdings zur Flucht rüsteten, sprengte eine deutsche Patrouille durch das Dorf. Zwei Kürassiere saßen ab und schossen aus einer Deckung gegen ein herankommendes russisches Automobil, das daraufhin, verfolgt von den Kürassieren, kehrt machte. Nach kurzer Zeit wurde das Dorf von einer größeren Abteilung Russen besetzt. Der russische Offizier wie die Mannschaften behaupteten nun, von den Zivilpersonen sei auf das russische Automobil geschossen worden. Trotz der Aufklärung, die der Amtsvorsteher über die deutsche Kürassierpatrouille gab, wurden alle Einwohner auf die Straße getrieben. Der Lehrer, ein Vater von sechs Kindern, der in die Kirche flüchten wollte, wurde durch sechs Kugeln niedergeknallt. Dann wurden die Ortsbewohner in zwei Hälften geteilt und nach den beiden Enden des Dorfes abgeführt. Hier mußten sich die männlichen Bewohner über fünfzehn Jahre in Reih’ und Glied aufstellen, während die Frauen und Kinder etwas abseits getrieben wurden. Nun erklärte der russische Offizier, der die deutsche Sprache gut beherrschte, daß alle aufgestellten männlichen Personen standrechtlich erschossen werden würden, weil Zivilpersonen auf das russische Auto geschossen hätten.
„Der Jammer unserer Frauen und Kinder, die nach den Bestimmungen der Russen Augenzeugen des Erschießens sein sollten, war,“ so heißt es in dem Bericht des Amtsvorstehers weiter, „herzzerreißend. Noch einmal beteuerte ich dem die Exekution leitenden russischen Offizier auf Ehrenwort, daß nicht von Zivilpersonen, sondern von der deutschen Patrouille geschossen worden sei. Gleichzeitig wies ich dem Offizier ein Dankschreiben eines russischen Obersten vor, das letzterer mir seinerzeit für die gute Bewirtung übergeben hatte. Ob nun die Abgabe meines Ehrenwortes oder das Dankschreiben des Obersten den russischen Offizier milde und nachgiebig gestimmt hat, konnte ich nicht ermessen. Genug, er ließ sich von dem herzzerreißenden Jammer der Frauen und Kinder erweichen und nahm von einer Exekution der einen Hälfte gegenüber Abstand.
Schlimmer erging es freilich der anderen Hälfte unserer Dorfbewohner. Hier waren alle Tränen und Bitten der Frauen vergeblich. Eine krachende Salve vom entgegengesetzten Ende des Ortes belehrte uns, daß ein Teil unserer Mitbewohner, etwa vierzig an der Zahl, unter dem mörderischen Gewaltakte eines brutalen Feindes das Leben ausgehaucht hatte.“
Und diese schauderhaften Unmenschlichkeiten sind geschehen, obwohl nach den Angaben russischer Verwundeter in den Lazaretten zu Königsberg bei den bisherigen russischen Angriffen nur erlesene Truppen, namentlich Garderegimenter beteiligt waren. Daß diese Bestialitäten nicht weiter hinein in die deutschen Lande getragen werden konnten, ist einzig das Verdienst unserer wackeren Truppen im Osten und ihres kühnen und umsichtigen Führers, denen wir für die Niederwerfung des barbarischen Feindes den größten Dank schulden.
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Die Attacke bei Perwez.
(Hierzu das Bild im Heft Seite 83.)
Nach dem Sturm auf Lüttich lag die Notwendigkeit vor, den Weg nach Brüssel freizumachen, um dann von dort aus das weitere Vorgehen gegen Antwerpen und die anderen belgischen Hafenplätze einzuleiten. Kurz nach dem Fall der Festung Lüttich hatte die deutsche Regierung der belgischen mitteilen lassen, daß Deutschland, nachdem die belgische Armee ihre Waffenehre auf das glänzendste bewährt habe, zu jedem Abkommen bereit sei, das sich irgendwie mit dem Kampfe gegen Frankreich vereinigen lasse: Belgien solle geräumt werden, sobald die Kriegslage es gestatte. Doch König Albert wiederholte seine frühere Ablehnung.
Nun gab es natürlich nur noch ein „Vorwärts!“ Zunächst setzte sich deutsche Kavallerie aus der Linie Lüttich-Namur in der Richtung auf Brüssel in Bewegung, und schon bei Perwez, auf einem etwas rauhen Hochflächengebiete, das geschichtliche Erinnerungen an die Eroberungszüge Ludwigs XIV. und an die Schlacht bei Waterloo in uns weckt, kam es zum Kampfe. Die 5. französische Kavalleriedivision stellte sich unserer Kavallerie in den Weg, und es kam zum Gefecht zwischen ihr und unseren opferfreudigen deutschen Reitern, die ihr Ziel fest im Auge behielten. Bald „... dröhnte der Boden von Rossegestampfe, es leuchten die Fähnlein wie Flammen, Hell ruft die Trompete die Reiter zum Kampfe, ... Sie schließen sich dichter zusammen ...“ und mit brausendem Ungestüm ging es auf die feindlichen Reitermassen.
Obwohl die Franzosen stark in der Uberzahl waren und dem Ansturm der Unseren heftigen Widerstand entgegensetzten, vermochten sie unseren todesmutigen Lanzenreitern doch nicht standzuhalten. Sie warfen den Feind und schlugen ihn unter schweren Verlusten in die Flucht. Es muß indessen bei diesem Gefecht auf feindlicher Seite auch Artillerie tätig gewesen sein; denn nachträglich wurde auch die Eroberung zweier Geschütze und zweier Maschinengewehre gemeldet. Nun war der Gegner sowohl hier wie bei Tirlemont geworfen und damit der Weg nach Brüssel frei.
Anderen Tages schon zogen deutsche Truppen in der belgischen Hauptstadt ein.
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Die Festung Antwerpen.
(Hierzu das Bild im Heft Seite 82 und der Plan Seite 84)
Die Reste der belgischen Armee hatten sich nach dem Fall von Lüttich und Namur und den Kämpfen im freien Felde westlich der Maas, soweit es ihnen möglich war, in die Festung Antwerpen geworfen, die allgemein als der Hauptwaffenplatz und die stärkste Festung Belgiens gilt. Ihre Besatzung gehört der 8. belgischen Armeedivision an: 5., 6., 7. Infanterieregiment mit je 1 Maschinengewehrkompanie, 3 Feldartillerieabteilungen zu je 2 Batterien, 6 Pionierbataillone.
Nach v. Löbells Jahresberichten über das Heer- und Kriegswesen für 1913 wurden in den neuen Fortgürtel von Antwerpen 145 Geschützpanzertürme eingebaut. Hiervon lieferte Eoquerill-Lüttich (die Werke sind seither von uns in Beschlag genommen) 63 Stück, nämlich 15 für je zwei 15-Zentimeter-Kanonen, 28 für je einen 12-Zentimeter-Mörser, 14 für je eine 7,5- und 6 für je eine 5,7-Zentimeter Kanone, sämtlich für die erste Verteidigungslinie bestimmt. Die „Socieite des Ateliers“ lieferte 82 Türme für je eine 7,5- Zentimeter-Kanone; davon sind aber nur 50 für die erste Verteidigungslinie bestimmt. Die 32 auf die zweite Linie entfallenden sind etwas leichter und erhalten nicht wie jene elektrischen Betrieb. Die 1909 bei Krupp bestellten und seit längerer Zeit fertiggestellten 28-Zentimeter Küstenkanonen für die Verteidigung von Antwerpen konnten noch nicht aufgestellt werden, weil die zu ihrer Aufnahme bestimmten Werke noch nicht gebaut sind. Bekanntlich hat im Laufe dieses Jahres in der belgischen Abgeordnetenkammer wegen dieser Geschütze eine erregte Debatte stattgefunden.
Die in unserer Skizze (entnommen dem vorzüglichen „Handbuch für Heer und Flotte“, herausgegeben von dem verstorbenen Generalleutnant v. Alten) über die Außenforts gemachten Angaben haben insofern nur bedingten Wert, als die Nachrichten über die Fertigstellung der Forts usw. nicht neuesten Datums sind und auch nicht sein können.- Da in den letzten Wochen an ihrer Vollendung gearbeitet worden ist, entsprechen diese Angaben jedenfalls der Wahrscheinlichkeit. Unsere Heeresleitung, namentlich die mit der Beschießung von Antwerpen zu betrauenden Organe wissen ohne Zweifel genau Bescheid. Um dem ausgedehnten Schiffsverkehr Rechnung zu tragen, sind im Nordhafen Antwerpens erst in neuester Zeit außerordentliche Vergrößerungen durch neue Bassins erfolgt. Die Schelde ist an den Kais während der Ebbe 8m, zur Zeit der Flut aber 12-14m tief, so daß das Einlaufen auch größter Schiffe sehr erleichtert ist.
Und jetzt kommt wirklich reine pure Kriegshetze
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Das Lied vom Haß.
Verstummt ist von Liebe der säuselnde Klang.
Wir wissen ein Lied jetzt von besserem Klang -
Ein Lied, das wie Donnerschlag dröhnt durch die Welt,
Das wie Adlerschrei in den Lüften gellt -
Ein Lied wie gewetzter Klingen Geschrill,
Wie Kugelnzischen, Kanonengebrüll - -
Ein Lied wie brandender Wogen Schwall,
Wie eherner Fäuste zermalmender Fall.,
Wir schmettern ins Ohr euch ohn’ Unterlaß
Das flammende Lied vom heiligen Haß!
Ihr Wolfsgesindel in Osten und West,
Wir packen ins Fell euch und packen euch fest.
Zu Nudeln geschart erst erwuchs euch der Mut;
Nun zahlt eure Tücke! Nun zahlt sie mit Blut!
Jahrzehntelang webtet ihr schändlichen Trug.
Jetzt ist er zu Tage, und jetzt ist’s genug!
Der feig hinter Mauer und Turm sich verkroch -
Den Lügenzaren, wir finden ihn doch,
And hören soll er, zitternd und blaß,
Das flammende Lied vom heiligen Haß!
Euch aber dort jenseits der deutschen See,
Euch rufen wir dreimal und hundertmal: Weh!
Dem eigenen Blut, das die Treue uns bricht,
In Ewigkeiten vergeben wir nicht.
Ihr hattet zu wählen und wähltet die Schmach.
Das folge euch durch die Jahrhunderte nach;
Daß in brennendem Zorn noch der Enkel ergrimmt,
Der von britischer Arglist die Kunde vernimmt!
And daß drohend erklinge ohn’ Unterlaß
Das Lied vom heiligen deutschen Haß!
Reinhold Ortmanu.
Anmerkung : Im Jahr 2025 liest man soetwas mit einem merkwürdigen Geschmack im Mund.
Es war also nicht gelogen, daß auf allen Seiten der Kriegsparteien mit unglaublichem Haß gearbeitet wurde. Keiner machte sich damals Gedanken, daß soetwas nicht auf Kommando oder einem Friedensschluß beendet werden konnte.
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