"Die Wahrheit" - eine Betrachtung an Beispielen unserer deutschen Geschichte
Alleine die Definition von "Wahrheit" stellt die allermeisten intelligenten Menschen vor ein unlösbares Problem, nahezu identisch mit der unlösbaren Definition von "Gerechtigkeit". Es gab aber Zeiten, da wurde die "Wahrheit" von ganz oben diktiert. Und sie wurde erheblich mißbraucht, um zum Beispiel den Krieg als des "Volkes Wille" in die Köpfe der reichs- deutschen Bevölkerung zu tragen.
Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie viele Artikel aus einer deutschen Wochen- Zeitschrift über den Beginn des ersten Weltkrieges 1914 und den Verlauf dieses Krieges, den das Deutsche Reich samt der österreichischen k&k-Monarchie haushoch verloren hatte. Die besondere Aufmerksamkeit beim Lesen sollte sich auf die heroischen "auschmückenden" Attribute der kriegsverherrlichenden Beschreibungen richten.
Und wie man auch in modernen Zeiten die Wahrheit "manipulieren" könnte oder kann, lesen Sie in dem Buch des Dr. Eduard Stäuble (Fernsehen - Fluch oder Segen) aus dem Jahr 1979.
Diese "Betrachtungen" und Beispiele hier sind noch in Arbeit !
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Illustrierte Kriegssberichte.
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Die Schlacht bei Ortelsburg und Gilgenburg.
(Hierzu das Bild auf Seite 48 / 49.)
Während auf belgischem und französischem Boden unseres unvergleichlich tapferen Truppen die wuchtigsten Hiebe Schlag auf Schlag austeilten, große Armeen überrannten und starke moderne Festungen vom Erdboden wegfegten, kam es auch im äußersten nordöstlichen Zipfel des Deutschen Reiches, in Ostpreußen, am 17. August bei Stallupönen und am 20. August bei Gumbinnen zum Schlagen. „Der Tag,“ so erzählt ein Bewohner dieser Stadt in der „Kreuzzeitung“, „brach schwül und dunstig an. Schon in früher Morgenstunde fand sich alt und jung in erregten Gesprächen auf den Straßen in Gruppen zusammen. Auf allen Lippen lag es und in aller Mienen war es zu lesen: ,Ein Gefecht ist im Gange'.
Sehr weit konnte es nicht sein, denn unablässigs dröhnte dumpfes Rollen aus der Ferne. Die Lage soll für uns schlecht sein, so flog die Nachricht von Mund zu Mund. Die Ankunft von Flüchtlingen aus den östlich benachbarten Dörfern trug nicht gerade zur Beruhigung bei. Auf Leiterwagen kamen sie dahergezogen; nur gering war die Habe, die sie bei dem eiligen Aufbruch zu retten vermochten. Überall Wehklagen und vergrämte Gesichter. So schlich der Tag bleiern dahin. Der Abend brach herein, der Kanonendonner wurde stärker. Unaufhörlich krachte es, Schlag auf Schlag. Der Himmel flammte im Purpurschein der niedergehenden Sonne, und stärker wurde die Nöte, die die brennenden Gehöfte ausstrahlten. Endlich, um ein Uhr nachts, wurde es still. Unheimlich still.
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Was war geschehen? Bedeutete die Stille Sieg oder Verderben?
Schon um halb vier Uhr fahre ich aus unruhigem Schlafe auf. Ganz nahe erdröhnen Kanonenschläge, die die Fenster erklirren machen. Ich schlüpfe in die Kleider und eile auf die Straße; ganz Gumbinnen ist schon auf den Beinen. Die Russen müssen während der Nacht gewaltig an Raum gewonnen haben. Offiziere reiten im Galopp durch die Stadt. Munitionskolonnen kommen im Schritt angefahren. Dem führenden Offizier wird eine Meldung erstattet. Flüchtig greift seine Hand an den Helm; ein kurzer Gruß. Dann richtet er sich hoch auf im Sattel und scharf klingt sein Befehl: Trab! - An mir vorüber rollen die schweren Wagen; es ist, als ob die Erde unter den Rädern bersten muß.
Die Grregung wächst. Ach, wenn man nur da draußen mittun dürfte; hier untätig sein, wird beinahe unerträglich! Stunde um Stunde verrinnt, und endlich um elf Uhr schweigen die Geschütze. Nur ganz vereinzelt kracht noch ein Schuß. Ein mir bekannter Offizier kommt langsam vorüber; sein Pferd zittert an allen Gliedern, der Reiter ist offenbar todmüde. Ich rufe ihn an: ,Wie steht’s? Ein mattes Lächeln fliegt über seine Züge: ,Ausgezeichnet! Es war hart, aber wir haben es geschafft. Die Russen reißen aus wie Schafleder ! ". Wenige Stunden später trotten gefangene Russen durch die Stadt. Sie sehen wenig anmutig aus in ihren losen Leinenkitteln und schlappen Feldmützen; sie stapfen stumpfsinnig und maschinenmäßig an uns vorüber.“
Um den 27. August 1914 (später die Schlacht von Tanneberg genannt)
Also nach Stallupönen auch bei Gumbinnen ein wenn auch hart erkämpfter Sieg, der, obwohl das allgemeine Interesse überwiegend den fabelhaften Erfolgen im Westen sich zuwendete, überall jubelnd begrüßt wurde.
Aber dieser Jubel sollte nach wenigen Tagen schon, zum mindesten in den Teilen der Provinz, die von den Vorgängen unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen wurden, einer recht gedrückten Stimmung Platz machen, als nach und nach immer bestimmter verlautete, daß trotz der erlittenen Niederlagen sehr starke, überlegene russische Truppenmassen im Anmarsch seien. Schon forderte die militärische Leitung die Bevölkerung der Grenzbezirke bis hinein über Insterburg auf, die heimische Scholle im eigenen wie im vaterländischen Interesse zu verlassen; doch werde die durch die Umstände gebotene Räumung eine nur vorübergehende sein. Und das Armeeoberkommando hatte wohl getan: die Kosakenhorden, die nun in Massen über die Grenze hereinfluteten, würden der ländlichen wie der städtischen Bevölkerung ohne Zweifel nicht übel mitgespielt haben. ’
Im Süden der Provinz war um den 27. August herum im Bereiche der masurischen Seen und Sümpfe - ein Gelände, durch das nur schmale Wege führen und das vielfach mit dichten Wäldern besetzt ist - eine zweite russische Armee eingedrungen, die offenbar mit der nördlichen russischen Truppenmacht zusammen operieren sollte. Diese zweite Armee gedachten die Unseren auf dem unwegsamen Gebiete sogleich zu fassen, und das ist auch unter der entschlossenen und genialen Führung des Generalobersten v. Beneckendorff und Hindenburg, über dessen Persönlichkeit wir (in diesem Heft) auf Seite 63 berichten, in glänzender Weise gelungen.
Eine gemischte deutsche Landwehrdivision, gestützt auf schwere Artillerie, legte sich den Russen bei Osterode quer vor die Marschrichtung und stemmte sich ihrem Vordringen mit aller Tapferkeit entgegen. Sie durften sich dem Sumpf- und Seengebiete nicht entwinden. Gleichzeitig wurden sie von Südwesten her durch eine zweite deutsche Division angegriffen, die den Feind durch Vorschieben des rechten Flügels bei Neidenburg zu umfassen suchte. Auch das gelang.
Die Schlacht und das Schlachten .....
Aber auch von Norden her rückte in Eilmärschen eine starke deutsche Streitmacht aus der Richtung Allenstein - Wartenburg - Bischofsburg, die es erzwang, ihren linken Flügel bis über Passenheim hinaus vorzuschieben. Nun war der Ring geschlossen und die Schlacht und das Schlachten im Gange. Die Russen versuchten sich gewaltig zu wehren, weil sie einsehen mußten, daß auch ein beschleunigter Rückzug so gut wie aussichtslos erschien, denn sobald sie Fersengeld gaben, hatten sie nur Sümpfe und Seen vor sich, hinter sich aber die treffsicheren Lanzenspitzen und die scharfen Säbel der Verfolger.
So gab es - wie unser Bild Seite 48 und 49 in einer nur kleinen Episode aus der dreitägigen Schlacht zeigt - auf russischer Seite ein verzweifeltes Ringen, das damit endete, daß, was sich nicht gefangen gab, niedergemacht oder in die Seen und Sümpfe getrieben wurde; es war eine Waffentat, die in ihrer Eigenart ein unvergängliches Ruhmesblatt glänzender Führung und deutscher Tapferkeit für alle Zeiten bilden wird. Zu Haufen lagen, wie die Besucher der Walstatt melden konnten, auf den Kampfplätzen die Toten und Verwundeten.
Die ganze Wucht des deutschen Zornes war über die russischen Krieger hereingebrochen. Nicht weniger als 90.000 wurden gefangen, 5 Armeekorps vollständig aufgerieben und ihre gesamten Geschütze, 516 an der Zahl, vernichtet. Unter den Gefangenen befanden sich drei kommandierende Generale; der Armeeführer ist nach russischen Nachrichten gefallen.
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Die ersten eroberten Geschütze in Straßburg.
(Hierzu das Bild auf Seite 47.)
Wohl nirgends in der ganzen Westhälfte des Reiches hat die Kriegserklärung die Gemüter so tief getroffen wie in Straßburg: wußten doch alle, mit welch begierigen Augen die Franzosen seit Jahrzehnten nach ihrer stolzen Stadt ausblickten. „Wie fasziniert,“ schrieb ein militärischer Sachverständiger noch in den letzten Wochen, „starren sie nach dem berühmten ,Loch in den Vogesen“, von wo der Siegeszug nach Berlin beginnen soll. Ohne Zweifel würde also der erste Vorstoß gegen das südliche Elsaß gerichtet, und wenn er gelang, die Festung in wenig Tagen schon von den französischen Horden umbrandet sein. Und es lebten noch viele dort, die jene Schreckenstage der Belagerung von 1870 durch die Deutschen aus eigener Anschauung kannten.
Aber wer verlor den Mut? Niemand - nicht einen Augenblick! Sofort rührte sich, was Hände hatte, bei den Schanzarbeiten, um die Stadt für den schlimmsten Fall zu rüsten; alt und jung, arm und reich - ohne Unterschied des Standes griff jeder zu Hacke, Grabscheit oder Schaufel. Und was mußte sonst noch geopfert werden, wieviel Liebes und Altvertrautes! Denn um freies Schußfeld zu gewinnen, besonders nach Westen, mußte alles verschwinden, was störend wirkte: Gebäude, Bäume, Gärten - alles.
Als die Franzosen bis Mülhausen vordrangen
Dann kam der Tag, an dem die Franzosen zum erstenmal bis Mülhausen vordrangen und mit echt welscher Frechheit sich gebärdeten, als sei nunmehr das ganze Elsaß unwiderruflich wieder (!!) französisch.
- Anmerkung : Hier wird doch ganz exakt und korrekt benannt, das Elsaß war ehemals französisch.
Aber nur einen Tag und eine Nacht dauerte die Herrlichkeit, da war sie, von unseren tapferen Truppen zusammengeschossen, auf der Flucht nach Belfort. Und wenn auch die Feinde, förmlich verbissen in ihren Plan des Vormarsches durch das südliche Elsaß, immer neue leidenschaftliche Vorstöße unternahmen: in Straßburg wußte man nun, daß draußen eine treue, zuverlässige Wacht an der Grenze steht.
Und nun kam auch die erste große Freude! Vier Geschütze hatten unsere feldgrauen Helden dem Feind bei Mühlhausen abgenommen; die sollten in Straßburg vor dem Kaiserpalast Aufstellung finden, als Zeichen des ersten schönen Erfolges und des festen Glaubens an den endgültigen Sieg über alle Feinde ringsum. Man kann es den Straßburgern leicht nachfühlen, mit welchem Jubel, welcher Begeisterung sie dem erhebenden Schauspiel der Einbringung, das unser Bild wiedergibt, beiwohnten. Nun wußten sie es sicher: Nie mehr würde ein Feind dasschwarzweißrote Banner vom altehrwürdigen Dom herunterholen, nie mehr welscher Übermut in der deutschen Stadt gebieten; nun blieb sie deutsch - durch deutsche Tapferkeit!
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Bei St. Quentin.
(Hierzu das Bild auf Seite 53.)
Wir alle kennen das berühmte Wort Bismarcks in bezug auf die Möglichkeit, daß die französische Armee bei einem Krieg gegen Deutschland durch ein englisches Landungskorps verstärkt werden könnte: „Dann wird es einfach verhaftet!“ Nun sind sie herübergekommen, 160.000 Mann der besten englischen Truppen, und wie war das Ende?
Polemik über die englische Herrlichkeit
Am 27. August schon konnte der Generalquartiermeister melden: „Die Armee des Generalobersten V. Kluck hat die englische Armee bei Maubeuge geworfen und heute südwestlich von Maubeuge unter Umfassung erneut angegriffen,“ und zwölf Stunden später: „Die englische Armee, der sich drei französische Territorialdivisionen angeschlossen hatten, ist nördlich St. Quentin vollständig geschlagen und befindet sich in vollem Rückzug über St. Quentin. Mehrere Tausend Gefangene, sieben Feldbatterien und eine schwere Batterie sind in unsere Hände gefallen.“ Der eiserne Kanzler hat also recht behalten: beim ersten Zusammentreffen bereits erlitt die englische Herrlichkeit einen erschütternden Stoß, und was der rührige Lord Kitchener an Söldlingen zum Herüberschicken noch auftreibt, wird die Lage nicht verbessern. Darüber brauchen wir uns keine Sorge mehr zu machen.
Ein nach London zurückgekehrten Verwundeter erzählt (angeblich)
Wie den englischen Soldaten die deutschen Hiebe bekommen sind, das lassen wir am besten einen aus Frankreich nach London zurückgekehrten Verwundeten selber schildern: „Glauben Sie mir, es war wie die Hölle! Ich habe den Boxerfeldzug und den Burenfeldzug von Anfang bis Ende mitgemacht, aber ich habe nirgends etwas so Schreckliches gesehen. Es geschah alles so unerwartet. Wir glaubten die Deutschen noch fünfzehn Meilen entfernt, und auf einmal eröffnen sie ihr Feuer mit ihren großen Geschützen. Als nach der Schlacht die Leute aufgerufen wurden, antworteten von meiner Kompanie nur drei Mann, ich und zwei andere. So schrecklich war der Angriff der Feinde und so überwältigend ihre Zahl, daß es keinen Widerstand gab. Ehe das Feuer begann, flog ein deutsches Flugzeug über die englischen Truppen. Die Deutschen mußten dieses Schlachtfeld ganz genau studiert haben - so wirkungsvoll war ihr Feuer. Schützengräben, die unsere Leute gegraben hatten, bildeten gar keinen Schutz. Kein Mensch hätte einem solchen mörderischen Angriff widerstehen können. Es war ein Regen, nein, eine Uberschwemmung von Blei, und ich kann es noch immer nicht glauben, was geschehen ist!“
Die englische Flucht bei St. Quentin
Doch ist die Schlacht nicht ganz so, wie sie von unsrer Seite geplant war, verlaufen. Unsere Heeresleitung stand nämlich, wie der „Täglichen Rundschau“ geschrieben wird, auf dem schon oben angedeuteten Standpunkt Bismarcks, daß wir Deutsche ein englisches Söldnerheer, wenn es die Dreistigkeit hat, auf dem Festland gegen uns aufzutreten, unter allen Umständen „verhaften“ sollten. Um sie prompt einzuschließen, hatte der General v. Kluck, einer der fähigsten Heerführer unserer Zeit, auch alles kräftig vorbereitet. Er hielt auf seinem rechten Flügel einen starken Truppenverband gestaffelt in Reserve, der die Engländer, sobald sie im Vormarsch waren, in der Flanke umfassen und einkreisen sollte. Außerdem hatte er noch auf dem äußersten rechten Flügel starke Kavalleriemassen bereit, die die lieben Vettern von hinten fassen und ganz an unsere Brust drücken sollten.
Der ausgezeichnete Plan wäre auch unter allen Umstanden geglückt, wenn die Engländer nur ein Weilchen Stand gehalten hätten. Aber wider alle menschliche Berechnung nahmen sie schon beim ersten Anprall mit einer Heftigkeit Reißaus, die als Sportleistung höchste Bewunderung verdient. Als Massenrekord im Schnellauf steht die englische Flucht bei St. Quentin einzig da. Niemals hat man ein Heer mit so verblüffender Geschwindigkeit sich entfernen sehen. Die Englander hatten die weitaus längeren Beine, und die Energie, mit der sie hiervon Gebrauch machten, spottet jeder Beschreibung. Selbst unsere Kavallerie auf der rechten Flanke hatte Mühe, in scharfster Gangart den davon wirbelnden Langbeinen wenigstens soweit an die Fersen zu kommen, daß sie sie von ihrer Rückzugslinie nach dem Meere absprengte. Nur so versteht man die Bedeutung des Asquithschen Wortes, das er mit stolzer Freude vor dem Parlament sprach: „Es gelang unserem Heer, sich vom Feind zu lösen.“
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Die Bewaffnung der französischen Feldartillerie.
(Hierzu das Bild auf Seite 55.)
Jetzt, da immer mehr eroberte Geschütze ins Land kommen, ist es gewiß auch interessant, über diese Waffe, das Rückgrat des Heeres, etwas Näheres zu hören. In Frankreich bilden Geschütz- und Munitionswagen stets ein zusammengehöriges Ganzes, die „Piece“, die auch im Kampfe beieinander steht. Das Geschütz ist abgeprotzt bis zum Ende des mit einem starken Sporn versehenen Lafettenschwanzes 4 Meter lang, das Rohr allein 2,25 Meter, bei einem Kaliber von 7,5 Zentimetern. Der Schraubenverschluß am Ende ist nicht zum Zurückziehen eingerichtet, sondern wird um 180 Grad gedreht,- um die Seele freizugeben. Das Rohr gleitet beim Schuß mittels drei Paar Laufrollen auf der Gleitbahn nach hinten; die dadurch stark zusammengepreßte Luft der Luft-Flüssigkeitsbremse drückt es dann wieder nach vorn in die Schießlinie zurück. Die Hoch- und Querverstellung erfolgt durch seitlich angebrachte Messingräder. Die Stahlschilde rechts und links sind oberhalb des Rohres miteinander verbunden; unterhalb füllt im Bedarfsfall eine Klappe den Raum zwischen ihnen aus. Die Radbremsen werden beim Schießen heruntergeklappt und dienen dann als Hemmschuhe. Der Munitionswagen wird bei Gebrauch nach hinten gekippt, worauf man den Deckel wie eine Flügeltür öffnen und die im Innern aufbewahrten 72 Geschosse leicht herausnehmen kann; in der Protze sind noch weitere 24 untergebracht.
Ein einzelnes Schrapnell wiegt 7,24 Kilogramm und enthält 292 Kugeln; die mit Melinit geladene Granate wiegt 5,3 Kilogramm. Abgeprotzt wiegt das Geschütz 1.140 Kilogramm, aufgeprotzt 1.950 Kilogramm - also erheblich mehr als das deutsche -, der Munitionswagen mit Granaten gefüllt 1.160 Kilogramm, mit Schrapnells 1.310 Kilogramm.“ Die Mannschaften werden nicht auf Achsensitzen, sondern auf Protze und Munitionswagen befördert. - Das Bergen dieser Kriegsbeute ist eine mühevolle Aufgabe, denn die Geschütze müssen vom Schlachtfeld, wo der flüchtende Feind sie im Stich ließ, durch unsere Mannschaften oft viele Kilometer weit bis zur nächsten Bahnlinie gezogen werden.
Über die Herrscher in den Ländern unserer Feinde
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Poincare.
(Hierzu das Bild auf Seite 58.)
In dem derzeitigen Präsidenten der Französischen Republik begegnen wir einem typischen Vertreter jener Art von Politik, die nichts mit dem echten, reinen Drang zu tun hat, das Vaterland stark und groß zu machen, sondern die in der politischen Betätigung nur ein Mittel sieht, möglichst schnell zu Reichtum und Ehre zu gelangen.
Am 20. August 1860 zu Bar le Ducin Französisch-Lothringen geboren, erlangte er nach dem Besuch der Universität rasch ein Anwaltspatent und durch den Erwerb eines kleinen Gutes, wozu die Familie die Mittel hergab, zugleich die Möglichkeit, Mitglied des Generalrats zu werden. Bei seiner Redegewandtheit fiel es ihm dann nicht schwer, den weiteren Schritt zum Deputierten zu machen; schon mit nicht ganz dreißig Jahren vertrat er sein Arrondissement in der Kammer. Hier gebärdete er sich zunächst in Gesellschaft von Barthou und Dupuy als Verteidiger des Bürgertums gegen den damals mächtig aufstrebenden Sozialismus und wurde unter Dupuy erstmals Minister. Aber die allgemeine Strömung führte nach links und die sozialistische Partei wurde in die republikanische Regierungsmehrheit aufgenommen.
Nun schwenkte auch Poincare nach links ab und unternahm sogar unter Loubet im Sinne dieser neuen politischen Orientierung die Bildung eines Kabinetts, die ihm allerdings nicht gelang. Die älteren Mitglieder seiner Partei widersetzten sich seinen Plänen, wodurch er mit ihr für mehrere Jahre von der Regierungsmehrheit ausgeschlossen blieb. Erstnach der Durchführung der Gesetze über die Trennung von Kirche und Staat wurde er wieder Minister und zwar Finanzminister; als solcher suchte er die Steuerpläne der eigenen radikalen Partei zu vereiteln und wurde deshalb gestürzt. Von da an bediente er sich rücksichtslos der Presse und öffentlicher Versammlungen, um das höchste Ziel seines Ehrgeizes zu erreichen. Ihm kommt die Schuld zu, daß sich nach dem Marokkoabkommen von 1911, als sich schon eine deutsch-französische Annäherung anzubahnen schien, die Beziehungen zwischen beiden Staaten wieder verschlechterten.
Er vereinigte die Gruppe um Freycinet, die diese Annäherung bekämpfte, mit allen jenen, die gegen die neuen Steuerpläne des in der letzten Zeit vor dem Krieg viel genannten Finanzministers Eaillaux sich sträubten, und brachte so den letzteren, in dem man einen Freund der Annäherung sah, zu Fall. Sogleich benutzte Poincare den Sieg zu seinem persönlichen Vorteil. Er redete dem Volk ein, Deutschland, schon zum Krieg entschlossen, habe aus Angst vor Frankreichs Stärke doch wieder eingelenkt, und seine Landsleute glaubten ihm natürlich. Die Kriegsstimmung beutete er dann aus, um unter offenem Bruch mit den Radikalen den Präsidentenstuhl zu erobern, und als er ihn hatte, stachelte ihn der Ehrgeiz, womöglich Lenker der Geschicke Europas zu werden.
Er fuhr nach Rußland und setzte nach seiner Rückkehr von dort die dreijährige Dienstzeitdurch, obwohl Minister- und oberster Kriegsrat die schwersten Bedenken dagegen hegten. Er gab der „Entente“ im stillen ein neues, festeres Gefüge und trägt so zusammen mit Grey, Zar Nikolaus usw. die ungeheure Blutschuld am gegenwärtigen Weltkrieg. Aber er ist der Staatsmann nicht, der den Ereignissen gebieten könnte, und so hat er schließlich ohne Sang und Klang die Hauptstadt verlassen, um fern im Süden sein Volk weiter mit schönen Reden und Lügen zu betören!
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Albert
Leopold Klemens Maria Meinrad, König der Belgier, Herzog zu Sachsen, Prinz von Sachsen-Koburg und Gotha - (Bild aus Seite 58),
ist geboren am 8. April 1875 zu Brüssel als Sohn des Prinzen Philipp, Grafen zu Flandern, steht somit jetzt im Vierzigsten Lebensjahr. Er folgte seinem Oheim, dem bekannten König Leopold ll., am 17. Dezember 1909, regiert somit jetzt noch keine fünf Jahre, um nun dank einer verblendeten Politik schon im Begriff zu stehen, seine Krone zu verlieren. Seine Hauptstadt mußte auch er eilends verlassen, um sich durchdie Flucht vor der deutschen Gefangenschaft zu retten. Seine Gemahlin,die Königin Elisabeth, ist die Tochter des bekannten verstorbenen Augenarztes Karl Theodor, Herzog in Bayern, also eine Nichte der verstorbenen Kaiserin Elisabeth von Österreich, ferner Schwägerin des Kronprinzen von Bayern und des Herzogs Wilhelm von Urach. Ihre drei Kinder sind der dreizehnjahrige Kronprinz Leopold, Herzog von Brabant, der elfjährige Prinz Karl Theodor, Graf von Flandern, und die achtjährige Prinzessin Marie.
König Albert war bei Ausbruch des Kriegs Chef des preußischen 2. hannöverschen 2. Dragonerregiments Nr. 16 und Oberstinhaber desösterreichischen Infanterieregiments Nr. 27. Sämtliche Prinzen und Prinzessinnen von Belgien führen, ähnlich den großbritannischen, auch die Titel „Herzoge und Herzoginnen zu Sachsen'' und „Prinzen und Prinzessinnen von Sachsen-Koburg und Gotha'', ohne daß jedoch diese Titel irgendwie ein engeres Verhältnis zu Deutschland in sich schließen.
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Georg V.
(Bild aus Seite 58),
„des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland und der überseeischen britischen Besitzungen König, Verteidiger des Glaubens, Kaiser von Jndien'', ist geboren zu London am 8. Juli 1865 als zweiter Sohn des damaligen Prinzen von Wales, nachmaligen Königs Eduard Vll., dem er, da sein älterer Bruder vorher gestorben war, im Jahre 1910 auf dem Throne folgte. Verheiratet ist er mit Viktoria Mary, geborenen Fürstin von Teck. Das englische Königspaar hat fünf Söhne und eine Tochter. Der Kronprinz oder Prinz von Wales, Eduard Albert, Graf von Ehester, Herzogvon Cornwall usw., Lord der Jnseln und Great Stewart von Schottland, ist jetzt zwanzig Jahre alt. Dem württembergischen Königshause durch seine Mutter weitläufiger verwandt, ist er zumal den Schwaben kein Fremder, und obendrein hat ihn sein Vater auch schon zweimal zum Besuch nach Württemberg geschickt.
Seine Mutter, geboren am 26. Mai 1867, ist nämlich die Tochter des Herzogs Franz von Teck und seiner Gemahlin Mary, geborenen Prinzessin von Großbritannien und Irland. Der Herzog Franz von Teck (1887-1900) selbst war ein Sohn des Herzogs Alexander von Württemberg (1804-1885) aus seiner morganatischen Ehe (Anmerkung : eine Ehe zwischen einem Mann aus hochadeliger Familie und einer Frau, die entweder von niederem Adel oder bürgerlicher Herkunft) mit einer Gräfin Hohenstein (gestorben 1841) und erhielt als solcher zuerst den Titel und Rang eines Fürsten von Teck und nachher den eines Herzogs von Teck, während seine Nachgeborenen den Titel Fürst oder Fürstin von Teck mit demPrädikat Durchlaucht führen. Demgemäss war die jetzige Königin von England bis zu ihrer Verheiratung Fürstin von Teck.
Admiral der englischen Flotte und Feldmarschall
Der König Georg V. selbst ist in der englischen Armee Admiral der Flotte und Feldmarschall, daneben Chefoberst einer langen Reihe englischer Regimenter. Bei Ausbruch des Kriegs war er außerdem preußischer Generalfeldmarschall, stand a la Suite der Kaiserlich Deutschen Marine und war Chefinhaber zweier preußsischer Kavallerieregimenter und eines österreichischen Feldhaubitzenregiments, welche Ehrenstellungen er jetzt abgegeben haben dürfte, nachdem ihm der Deutsche Kaiser seinerseits die Riederlegung seiner Stellungen in der englischen Armee und Flotte hat anzeigen lassen.
Dagegen wird der König seine Stellung als Admiral der russischen Flotte auch weiterhin bekleiden. Daß „King George V.“ ein leiblicher Vetter des Deutschen Kaisers ist, dürfte bekannt sein. Sein Vater, Eduard VII., war der Bruder der Kaiserin Friedrich, der Mutter Wilhelms 11. Doch hat ihn, so wenig wie seinen Vater, diese nahe Verwandtschaft mit dem gegenwärtigen Träger der deutschen Kaiserkrone daran verhindert, uns feindselig entgegenzutreten.
Jedsenfalls ist nichts davon bekannt geworden, daß er sich bei seinem Premierminister und Ersten Lord des Schatzes Asquith oder bei seinem Staatssekretär des Auswärtigen Sir Grey irgendwie nach der Richtung hin hätte durchsetzen können, daß sie ihre deutschfeindliche Politik nochmals gründlich nachgeprüft und Vernunft angenommen hätten. Er befand und befindet sich in dieser Beziehung vielmehr in ganz der gleichen Lage wie sein anderer leiblicher Vetter, dem er auch äußerlich so ähnlich sieht, Zar Nikolaus 11. von Rußland. Beide sind Vettern, denn ihre Mütter sind Schwestern. Die Mutter des Königs von England, die noch lebende Königinmutter Alexandra von Großbritannien und Irland, ist die Schwester der Kaiserinmutter Maria Feodorowna von Rußland, geborenen Prinzessin Dagmar von Dänemark.
Nikolaus ll. Alexandrowitsch
(Bild aus Seite 58),
Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen, Zar zu Moskau, Kiew, Nowgorod usw., Herr von Turkistan, Erbe zu Norwegen, Herzog zu Schleswig-Holstein, Dithmarschen und Oldenburg usw., ist geboren am 6. (19.) Mai 1868 zu St. Petersburg (Petrograd) als ältester Sohn des Kaisers Alexander III. von Rußland und seiner Gemahlin, geborenen Prinzessin Dagmar von Dänemark, und folgte seinem Vater auf dem Thron am 20. Oktober (2. November) 1894.
Er steht somit im siebenundvierzigsten Lebensjahr und im zwanzigsten seiner Regierung. Seine Gemahlin ist eine geborene Prinzessin Alix von Hessen und bei Rhein, eine leibliche Base des Deutschen Kaisers; denn ihre Mutter war eine Schwester der Kaiserin Friedrich. Als Kaiserin führt sie den Namen Alexandra Feodorownas. Der Zar ist Ehef einer langen Reihe von russischen Regimentern und war beim Ausbruch des Kriegs auch Inhaber von preußischen, österreichischen, sächsischen, bayrischen und hessischen Regimentern, Ehrenstellungen mit Kündigung auf Gegenseitigkeit.
Seine zweideutige Haltung und Sprache dem ihm bisher scheinbar aufs engste befreundeten Kaiser Wilhelm II. gegenüber hat ihm auch in Deutschland vollends alle Sympathien geraubt, deren letzte das Gefühl des Mitleids mit einem Herrscher gewesen war, der selbst im eigenenLande sein Leben stets bedroht sah.
(Von den vier Staatsoberhäuptern, die wir im Bilde vor uns haben, und mit deren Ländern wir im Kriege liegen, um unsere Ehre und unsere Existenz gegen ihren meuchlerischen Überfall zu verteidigen, spielt er mit Poincare zusammen die widerlichste Rolle. Man kann nicht sagen, Georg V. von England oder Albert von Belgien hätten selber ihr Volk beschwindelt, aber von Nikolaus 11. und Poincare wird die Weltgeschichte dies einst bezeugen müssen, und von Nikolaus 11. wird sie außerdem noch feststellen können, daß er sich nicht scheute, sogar den ihm befreundeten Herrscher der deutschen Nation persönlich anzulügen, ein Maß von Niedertracht, das kaum noch überboten werden kann, das aber ein neuer Beleg ist für den alten Spruch: Wie der Herr, so der Knecht.
Im Kampf der Wahrheit gegen die Lüge wird und muß aber der endliche Sieg auf seiten der Wahrheit sein, nach dem alten Wort: Die Wahrheit siegt. Deutsche Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit wird alle diese Väter der Lüge und ihre Heerscharen niederringen.
Über die Heerführer unserer Feinde
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Die gegnerischen führenden Generale.
General Joffre
(Hierzu die Bilder aus Seite 59.)
Der Chef des Allgemeinen französischen Generalstabes, General Joffre, ist zweiundsechzig Jahre alt. Er begann seine militärische Laufbahn mit dem freiwilligen Eintritt in die französische Armee während des Krieges 1870/71, errang sich binnen kurzer Zeit das Patent eines Leutnants und kommandierte während der Belagerung von Paris bereits eine Batterie. Er wurde später der afrikanischen Kolonialarmee zugeteilt, wo er, als die Streitmacht des Obersten Pannier durch die Tuaregs vernichtet worden war, mit Auszeichnung die Kolonne führte, die Timbuktu am Südrand der Sahara besetzte. Er war dann später drei Jahre Kommandant von Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar, um die Organisation der französischen Herrschaft auf dieser Jnsel auszubauen.
Ins Mutterland zurückgekehrt, wurde er zum Divisionsgeneral befördert. Er fand als solcher zunächst im Festungsstabe zu Lille, dann als Kommandeur der 6. Infanteriedivision, später des 2. Armeekorps in Amiens Verwendung. Im Jahre 1910 wurde er Mitglied des „Oberkriegsrates“ und als solches zum Ehef des Generalstabes ernannt, wofür ihn wohl seine hervorragenden Kenntnisse in den mathematischen Fächern als besonders befähigt erscheinen ließen. Gleichwohl enthielt der ohne Zweifel unter seinem Einfluß und sein er Leitung ausgearbeitete Plan für den französischen Offensivstoß einige verhängnisvolle Rechenfehler, denn er scheiterte, wie wir in den Tagen um den 20. August 1914 zu unserer Genugtuung erfahren durften, gar kläglich.
Über die militärischen Eigenschaften und die bisherigen Leistungen des Generalissimus der russischen Armee, Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, ist Näheres nicht bekannt. Er wurde am 6. November 1856 geboren, ist also achtundfünfzig Jahre alt; seine Gemahlin ist die Prinzessin Petrowitsch Njegosch von Montenegro. Die Großväter des Großfürsten und des jetzt regierenden Zaren waren Brüder. Man sagt von dem russischen Heerführer, er sei ein gewaltiger Eisenfresser und stehe an der Spitze der panslawistischen Bestrebungen. Allgemein erblickt man in ihm neben den englischen Staatsmännern mit ihren heuchlerischen und verwerflichen Machenschaften den Hauptanstifter des Krieges.“
Lord Horatio Herbert Kitchene
Lord Horatio Herbert Kitchener wurde vor kurzem erst, mit Beginn des Krieges, zum Kriegsminister ernannt und zugleich mit der Neubildung des englischen Landheeres betraut. Er ist fünfundsechzig Jahre alt und einer der berühmtesten englischen Generale, der in der Tat sowohl in Agypten wie in Indien und Südafrika kriegerisch und organisatorisch sehr energisch eingegriffen und sich damit große Verdienste um sein Vaterland erworben hat. Weniger bekannt dürfte sein, daß er im Jahre 1870 als Kriegsfreiwilliger in den Reihen des französischen Heeres gegen Deutschland im Feld stand.
Nach dem Friedensschluß zu Frankfurt a. M. trat er als Leutnant in das englische Ingenieurkorps ein und im Jahre 1882 als Major in ägyptische Dienste. Dort brachte er es binnen zehn Jahren bis zum Oberbefehlshaber; er führte in den Jahren 1897 und 1898 die ägyptischen Truppen in dem Feldzug gegen den Mahdi, den er in der Schlacht von Omdurman aufs Haupt schlug. Die englische Regierung hat ihm damals in Anerkennung seiner Verdienste die Würde eines Peers als Lord of Khartum and of Aspall verliehen. Ein Jahr später leitete er als englischer Generalstabschef den zweiten Abschnitt des Burenkrieges, durch den die tapferen Mannen Ohm Pauls nach schweren Kämpfen endgültig niedergerungen wurden. Er dankt es besonders diesem Kriege, daß sein Name in aller Welt Mund kam, und trägt heute die Würde eines Feldmarschalls. Die Erfolge der vor wenigen Wochen über den Kanal nach Frankreich entsandten englischen Armee werden ihm wohl kaum in gleicher Weise den Dank der Söhne Albions eintragen.
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General J. D. E. French
Der englische General J. D. E. French begann seine militärische Laufbahn bei der englischen Marine und ist dann erst zur Kavallerie übergetreten. Er nahm mit seinem Regiment, den 19. Husaren, an der ägyptischen Expedition von 1884/85 teil und war dann einige Zeit Kommandeur der Kavalleriebrigade zu Aldershot. Bekannt wurde sein Name durch seine Teilnahme am Burenkrieg, in dem er ebenfalls die Kavallerie führte. Man behauptet von French, daß er bedeutende strategische und taktische Kenntnisse besitze; doch stellt der Ausfall der letzten englischen Manöver, die von ihm geleitet wurden, aber, wie erinnerlich, abgebrochen werden mußten, weil in ihrem Verlauf ein rechtpeinlicher Wirrwarr entstand, diese militärischen Eigenschaften in ein etwas eigentümliches Licht. Jedenfalls wird er seine Fähigkeiten, zumal deutschen Heerführern gegenüber, erst zu beweisen haben. Man betraute ihn mit dem Kommando der nach Frankreich entsendeten Erpeditionsarmee aber nur, weil man in England einen besseren General nicht hatte.
Von unseren kühnen Fliegern.
(Hierzu das Bild aus Seite 61.)
Auch in den Lüften kann man das Eiserne Kreuz verdienen, wie bereits mehrfache Verleihungen dieses stolzen Ehrenzeichens an besonders verdienstvolle Flieger beweisen. In der Tat entsprechen ihre Leistungen im Felde den gehegten Erwartungen im vollsten Maße. Wir haben uns von Anfang an gehütet, so Unsinniges zu erhoffen wie die Franzosen, die noch vor dem Krieg mit großem Geschrei behaupteten, ihre Flugzeugflotte würde allein genügen, die gehaßten Deutschen bis hinter die Elbe zu jagen. Wir erwarteten von der unsrigen nur rasche und zuverlässige Aufklärung über die Bewegungen des Feindes, und in dieser Hinsicht verdient sie alles Lob.
Die Aufgabe der Flieger ist im höchsten Grade gefährlich. Nach vielfachen Berichten brauchen sie übrigens das Feuer aus Gewehren und Kanonen weniger zu fürchten als das aus Maschinengewehren. Hören sie deren abscheuliches Rasseln, dann gehen sie so hoch als möglich, um sich dem Bereich der Geschosse zu entziehen. Trotzdem trifft manche Kugel und fordert ihr Opfer. Besonders anschaulich ist eine solche Todesfahrt in dem Briefe eines verwundeten Offiziers geschildert, der mit einem vortrefflichen Flieger, Leutnant J., gegen Sedan aufgestiegen war.
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Der Leutnant erhielt eine Kugel
Sie stellten den Vormarsch feindlicher Truppen nach Norden fest, kamen dann aber in schwere Regenwolken und mußten auf 1000 Meter heruntergehen. Alsbald hörten sie feindliche Artillerie unter sich, und eine französische Division erschien in Bereitstellung. Der Leutnant erhielt eine Kugel in den Leib. Der Motor blieb stehen; die Maschine sank mitten auf die feindlichen Truppen zu. Nochmals gelang es dem Überlebenden, den Doppeldecker in Gleitflug zu bringen. In 200 Meter Höhe glitt er kurze Zeit dahin - bei dem Hagel der Geschosse eine Ewigkeit. Plötzlich erhielt auch er einen heftigen Schlag an die Stirn und fühlte das Blut über die Augen laufen. Der Wind warf die Maschine herum, und da der tote Leutnant auf dem Seitensteuer lag, blieb nichts übrig, als mitten unter den Feinden zu landen. Sofort eilten sie herbei, und schon sah er Bajonette zum Stoß gegen seine Brust erhoben, als ein höherer Offizier ihn noch rettete. Er wurde für gefangen erklärt, aber so schlecht bewacht, daß es ihm gelang, in ein Gebüsch zu kriechen, während die deutschen Kameraden unaufhaltsam heranrückten. So wurde er schließlich befreit.
Schlimmer ist das Los solcher Bedauernswerten, die durch einen Unfall unter eine fanatische Volksmenge geraten. Da gibt es kein Erbarmen, wie die fluchwürdigen Greueltaten der Belgier, Russen und Franzosen an unseren Gefangenen genügsam beweisen. Manchmal freilich gelingt es einem Schlaukopf, sich auch aus solch gefährlicher Schlinge, noch zu ziehen. So mußte ein österreichischer Flieger, dem der Benzinbehälter durchschossen war, auf russischem Boden eine Notlandung vornehmen. Da versteckte er rasch entschlossen seine Uniform, besserte inmitten des Feindes den Schaden aus und machte sich dann vergnügt durch die Luft wieder von dannen.
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Die Riesenschlachten der österreichisch-ungarischen Armee.
(Hierzu das Bild aus Seite 56/57.)
„Lieber Vater! Erschreclt Euch nicht. Ich bin hier in Lemberg im Spital. Am 15. wurde ich verwundet. An der russischen Grenze wurde unsere Reiterbrigade von den Russen angegriffen, wir aber gingen zu einer Attacke über, wie es in der Geschichte wohl nur wenige gegeben hat. Von unserem Regiment haben anderthalb Eskadronen im mörderischen Schrapnell- und Maschinengewehrfeuer die Attacke durchgeführt. Es gelang uns, den Russen vier Kanonen und zwei Maschinengewehre wegzunehmen und drei russische Eskadronen zu vernichten. Jeder einzelne Husar hat gekämpft wie ein Löwe. Dein Sohn Pista.“
„Jch muß gestehen,“ so berichtet ein anderer, ein Kronstädter Szetler Husar an seine Mutter, „anfangs konnten wir gegen die Kosaken nichts anfangen. Sie brachten uns mit ihren langen Lanzen in Verwirrung. Als uns zum erstenmal eine Abteilung entgegenkam, hielten wir diebewimpelten langen Stangen für eine Art Aufputz. Die Kosaken greifen immer in zwei Reihen an, und wenn sie in die Nähe kommen, streckt auch die hintere Reihe durch die Lücke der ersten die Lanzen vor und stürmt auf uns ein. Diesem Angriff konnten wir anfangs nicht widerstehen, aber jetzt haben wir die Kosaken ausstudiert. Beim Zusammenstoß schwenken wir in der Mitte auseinander und packen sie in der Flanke. Hei, das fleckt dann!“ So berichten die tapferen Söhne Ungarns an ihre Lieben zu Hause von ihren ersten Plänkeleien an der bedrohten Grenze, und sie sagen damit sicherlich nicht zuviel, denn der persönliche Schneid und der Wagemut der österreichisch-ungarischen Husaren wie aller übrigen Waffengattungen ist von der europäischen Kriegsgeschichte längst rühmlich anerkannt.
Aber auch die moderne strategische und taktische Schulung und Leistungsfähigkeit des österreichisch-ungarischen Heeres hat sich in diesem Feldzug bewährt; die siegreichen drei- und sechs- bis achttägigen Riesenschlachten auf russischem Boden haben das erwiesen.
Die Front von der Weichsel bis zum Dnjestr
Gleichzeitig mit dem Einbruch der Russen in die preußische Ostprovinz wälzten sich auch gegen die galizischen Grenzen gewaltige russische Armeen, doch unsere Verbündeten standen auf der 400 Kilometer langen Front von der Weichsel bis zum Dnjestr mittlerweile kampfbereit, ja zwei ihrer Armeen hatten rechts und links der Weichsel bereits die Offensive ergriffen. Der rechte Flügel verwehrte dem über den Zbrucz anmarschierten Feinde das Eindringen in die Bukowina, weit im Süden, nahe der rumänischen Grenze. Das Zentrum auf der Linie Ravaruska - Zloczow drängte anfänglich den Feind bei Zolkiew siegreich zurück, mußte aber den Vorstoß aufgeben, denn hierher hatten die Russen ohne Zweifel ihre Hauptmacht geworfen. Der linke Flügel, im Westen zwischen Bug und Weichsel, war von Anfang an in voller siegreicher Offensive.
Hier stieß die Armee Dankl, nachdem sie aus den Wäldern herausgetreten war und die mannigfachsten Verkehrshindernisse unter großen Mühen überwunden hatte, auf zwei russische Korps, und sofort begann eine heiße Begegnungsschlacht. Zwei weitere russische Korps rückten nach, und nun kam es zur umfassenden Feldschlacht großen Stiles. Fast 400.000 Mann prallten aufeinander, fast so viel, als Napoleon I. einst im russischen Feldzug mit sich führte. Drei Tage lang wurde erbittert gekämpft, bis die Russen endlich unter schweren Verlusten auf Lublin zurückgeworfen wurden. Noch bedeutender ist der Erfolg der Armee Auffenberg, deren Stoßkraft sich gegen Zamocz - Kamarow richtete. Hier entwickelte sich eine Schlacht, in die auch Erzherzog Joseph Ferdinand mit seinen braven Tirolern, Salzburgern und Oberösterreichern entscheidend eingriff. Die Niederlage der Russen war vernichtend; dafür spricht allein schon, daß 50.000 Gefangene gemacht und 200 Geschütze erbeutet wurden.
Unsere Artillerie mit wunderbarer Präzision ....
Der Löwenanteil an diesen Siegen wird der Artillerie zugeschrieben, die mit wunderbarer Präzision schoß. „Ich selbst habe es mitangesehen,“ so berichtet ein Verwundeter, „wie unsere Artilleristen mit Granaten und Schrapnells ein russisches Infanterieregiment unter Feuer nahmen. Die Geschütze waren so ausgezeichnet eingestellt, daß die Geschosse genau über dem Regiment platzten. Bis auf wenige Mann blieb, wie wir uns nachher überzeugen konnten, keiner unverwundet. Bei den Russen krepieren diese Schrapnells selten, vielleicht nur jedes fünfte oder sechste.“
Über die russischen Infanteristen wurde nach den Erfahrungen, die man in diesen Schlachten machte, allgemein ein wenig anerkennendes Urteil gefällt. Die Leute seien ungeschickt; sie blieben oftmals selbst in der Feuerlinie einfach kerzengerade stehen, ohne Deckung zu suchen; es fehle ihnen offenbar an geistiger Regsamkeit, um im entscheidenden Augenblick aus eigenem Antrieb zu handeln.
Hören sie aber erst das brausende Hurra der braven stürmenden österreichisch-ungarischen Fußtruppen, dann gibt es kein Halten mehr; sie machen kehrt und stieben davon. Im Verlaufe der von General Dankl bei Krasnik geführten Schlacht mußten viele Stellungen stürmend genommen werden. Unser Bild auf Seite 56/57 gibt eine Episode nach den Angaben eines Augenzeugen wieder. Mit Todesverachtung nimmt ein ungarisches Bataillon die Laufgräben aus einem verschanzten Hügel und schlägt die russische Infanterie in die Flucht.
Generaloberft von Beneckendorff und Hindenburg
(siehe das Bild auf Seite 45),
der in den dunklen Wäldern und den Sumpfwiesen an den masurischen Seen die russischen Eindringlinge so vernichtend aufs Haupt schlug, ist zum Volkshelden geworden, dessen Namen man auch nach dem furchtbaren Kriege noch oftmals feiern wird. Nicht, daß man für alle unsere anderen Heerführer, die an der Spitze unserer tapferen Truppen überall so siegreich vordringen, weniger Dank und Anerkennung empfände und ihre Namen mit minderem Stolze nennte. Aber der gewaltige Schlag, den der Generaloberst mit vernichtender Wucht führte, hat ein so eigenartiges, ans Fabelhafte grenzendes Gepräge, daß die Volksseele diese Ruhmestat mit ganz besonderen Empfindungen in sich aufnehmen mußte, die heute, im Sturme der Zeit, noch gar nicht völlig abgeklärt sind.
- Anmerkung : Auch diese Formulierung deutet darauf hin, daß diese Geschichten später - eventuell sogar nach 1919 - nacherzählt wurden und nicht im Jahr 1914 geschrieben wurden.
Paul von Beneckendorff und Hindenburg wurde am 2. Oktober 1847 als der ält este Sohn eines Majors in Posen geboren. Er begann seine militärische Laufbahn im Jahre 1866 im 8. Garderegiment zu Fuß und machte als Leutnant den Feldzug in Böhmen mit. Über seine schondamals betätigte Tapferkeit in der Schlacht von Königgrätz berichtet die Regimentsgeschichte: „Plötzlich erhielten die Schützen des Leutnants von Hindenburg Kartätschfeuer. Von Rosberitz aus war eine Batterie herbeigeeilt und hatte auf nächste Entfernung das Feuer gegen diese Abteilungen eröffnet. Nach kurzem Schnellfeuer warf sich Leutnant von Hindenburg im "Marsch-Marsch !“ auf die Geschütze ...
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Hindenburg getroffen
Von einer Kartätschkugel am Kopf gestreift, sinkt er einen Augenblick betäubt zu Boden. Als er schnell wieder aufspringt, sieht er bereits drei Geschütze in Händen seiner Leute, während zwei andere Geschütze, das eine von drei, das zweite nur von einem Pferde gezogen, zu entkommen suchen. Auch diese beiden Geschütze werden von der fünften Kompanie erobert, als sie in einem Hohlweg zwischen Rosberitz und Sweti stecken bleiben. Es war aber leider nicht möglich, die Kanonen zurückzuschaffen; man mußte sie stehen lassen.“ Er erhielt damals für diese tapfere Tat den Roten Adlerorden vierter Klasse mit Schwertern.
An dem Kriege im Jahre 1870/71 nahm er als Regimentsadjutant teil und erwarb sich das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Von den Schlachtfeldern zurückgekehrt, besuchte der junge Offizier als Oberleutnant die Kriegsakademie und wurde 1878 als Hauptmann in den Großen Generalstab berufen. 1884 zum Frontdienst zurückgekehrt, führte er eine Kompanie des 8. posenschen Infanterieregiments. Zum Major befördert, trat er in den Generalstab des 3. Armeekorps in Berlin über, worauf er 1889 Abteilungschef im Kriegsministerium wurde.
Später kommandierte er das 91. Infanterieregiment und wurde dann Chef des Generalstabes des 8. Armeekorps in Koblenz. Im Jahr 1897 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor, 1900 zum Generalleutnant und Kommandeur der 28. Division in Karlsruhe, und 1908 erhielt er die Führung des 4. Armeekorps. Ein Jahr später wurde er zum General der Infanterie ernannt und im Jahre 1911 zur Disposition gestellt. Sein ruhmvoller Sieg an den masurischen Seen hat den Kaiser veranlaßt, ihn mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse sowie mit dem Orden "Pour le mereite" auszuzeichnen und ihm den Rang eines Generalobersten zu verleihen.
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Landung englischer Truppen auf dem Kontinent.
(Hierzu die Kunftbeilage)
Es ist seit hundert Jahren wieder das erste Mal, daß sich England mit eigenen Truppen an einem festländischen Krieg beteiligt und demzufolge Landungskorps über den Kanal herüberschickt; denn der Krimkrieg (1853-1856) war mehr Seekrieg und spielte sich als solcher für die verbündeten Engländer und Franzosen teils in der Ostsee, teils in den Dardanellen und im Schwarzen Meere ab. Er galt Rußland, dem heutigen Verbündeten der beiden. Vor hundert Jahren dagegen, in der Napoleonischen Zeit, landete England zu wiederholten Malen Truppen auf dem Festland. Damals kämpfte England gegen Frankreich. Diesmal, "wo" es wieder wie im Krimkrieg mit Frankreich zusammengeht, ist der Glanz seiner Heerführer und Mietsoldaten stark verblaßt. England hat längst aufgehört, für das stehende Heer einer kontinentalen Großmacht ein gleich- und vollwertiger Verbündeter oder ein ebenbürtiger Gegner zu sein.
Über die Überrumpelung eines englischen Bataillons durch Generaloberst v. Bülow wurde dem „Wiesbadener Tageblatt“ aus guter Quelle folgendes bekannt: „Das betreffende englische Bataillon wurde in einem Militärzug an die Front geschafft. Als es an der vorgesehenen
Ausladestelle ankam, war diese schon von deutschen Truppen, deren Vormarsch inzwischen fortgeschritten war, besetzt. Der Zug wurde umstellt. Mit den Worten: ,Bitte, meine Herren, steigen Sie aus !" wurden die Engländer empfangen. Das ganze Bataillon war also sozusagen ,verhaftet“. Weniger glimpflich erging es den englischen Soldaten, wenn sie wirklich in den Kampf kamen. Wir berichten darüber an anderer Stelle im Heft (Seite 55).
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Hier möge noch eine kurze Beschreibung ihrer äußeren Erscheinung folgen.
Offiziere und Mannschaften tragen ein und dieselbe Uniform von dickem gelblichbraunem Wollstoff. An den Füßen haben sie feste gelbe Schuhe, die Unterschenkel schützen Wickelbinden aus demselben Wollstoff wie die Röcke und daran anschließend mäßig weite Hosen. Der Rock hat auf der Brust und an den Seiten je zwei Taschen. Auf einem breiten gelben Lederriemen von der rechten Schulter nach der linken Hüfte sind fünf Täschchen zu je zehn Patronen befestigt, ebensoviele Patronen werden an der Koppel in Taschen mitgeführt. Auf dem Kopf wird eine vollständig mit Wollstoff überzogene Mütze getragen, selbst der Schirm ist überzogen.
Als Unterscheidungszeichen zwischen Offizieren und Mannschaften dienen fast unbemerkbare Sterne, Tressen oder Winkel aus Gold- oder Silberfäden, gemischt mit Wollfäden, die erst auf etwa zehn Meter sich erkennen lassen. Selbst die Schotten, deren unbezwingbare Vorliebe für ihre überlieferte Tracht man kennt, tragen sie so, daßman sie nicht zu unterscheiden vermag. Ihr ,Kilt' ist mit Khakistoff verkleidet, und der gelbbraune Feldrock wird gleichmäßig von den schottischen Reitern, Füsilieren und der sogenannten ,Schwarzen Wache' getragen. Nur ihre Kopfbedeckung unterscheidet sie von den übrigen englischen Truppen. Sie haben ihre längliche Mütze mit der silbernen Distel als Agraffe behalten, die zwei herabhängende lange Bänder hat, und deren Einfassung ein Band mit farbigen Vierecken nach den Regimentsfarben bildet. Die Beine sind entweder halbnackt und mit schwarzen Strümpfen bedeckt oder mit Hosen, die viereckige Muster zeigen.
Welchen Eindruck das Auftreten der englischen Gäste auf einen Augenzeugen machte, schildert er mit folgenden Worten : „Die Soldaten sind tapfer und unbesorgt, als ginge es zu einem Sportfest. Außerhalb des Dienstes herrscht eine fröhliche, manchmal lärmende Unruhe. Immer wieder hört man ein Lied, in das alle lachend einstimmen: ,Are you downhearted ?' (Seid ihr niedergeschlagen?)
Und die Antwort ist ein zuversichtliches ,Nein!-. Vor dem Ausmarsch nehmen sie ihr Frühstück mit Biskuits und Marmelade. Lachend ziehen sie aus ihren Säcken eine Sorte von Blechbüchsen nach der anderen hervor. Auf den Hügeln um Boulogne ist ein prunkvolles Zeltlager aufgeschlagen, das so vollkommen ausgestattet ist, daß nicht einmal ein Platz zum Fußballspiel fehlt ... “ Etwas ,downhearted' werden sie inzwischen nun wohl geworden sein. Haben sie doch sogar Boulogne und Ostende schon im Stich gelassen.
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Die Befestigungen von Paris.
(Hierzu der untenstehende Plan.)
Das befestigte Paris bildet gewissermaßen das „Reduit“, die letzte Kampfstellung für Frankreichs Heere, wenn die Festungen und Sperrforts erster und zweiter Linie der Ost- und Nordostfront überwunden oder durch Einschließung unschädlich gemacht sind. Es lohnt sich deshalb wohl, diese Riesenfestung etwas näher zu betrachten.
Die bastionierte Stadtumwallung und die 1870 zum größten Teil zerstörten Forts stammen aus den Jahren 1840 bis 1848. Die Forts sind nach dem Kriege wieder aufgebaut worden und es ist eine weitere, bis zu 14 Kilometer vor die Stadtumwallung vorgeschobene Reihe von Forts, Batterien, Redouten usw. hinzugefügt worden. Das Gelände der Stadtumwallung sollte um 100 Millionen Franken an die Stadtverwaltung zwecks Einebnung und Herstellung von Parks und dergleichen übergehen und jene Summe für Befestigungszwecke verwendet werden. Der inzwischen ausgebrochene Krieg verhinderte den Abschluß dieses Geschäfts.
Der neue, etwa 130 Kilometer weite Kranz von Außenforts usw. hat einen Kostenaufwand von 60 Millionen Franken verursacht. Die sieben Forts erster Ordnung haben, nach älteren Nachrichten, je eine Besatzung von 1.200 Mann und eine Armierung von 60 schweren Geschützen, die dreizehn Forts zweiter Ordnung je eine solche von 600 Mann und 24 Geschützen, die etwa 40 Redouten und Batterien je eine solche von 200 Mann und 6 Geschützen. Eine Einschließung von Paris hat heute mit ganz anderen Schwierigkeiten zu rechnen als 1870.
Der von den Forts umschlossene Raum bietet nicht nur Unterkunft für ganze Armeen der Verteidigung, sondern gewährt auch der Hauptstadt für lange Zeit die nötigen Subsistenzmittel, selbst wenn eine eigentliche Verproviantierung bei der Mobilmachung nicht stattgefunden haben sollte, und die Abschließung der Stadt vom Verkehr mit der Außenwelt erfordert eine gewaltige Truppenmenge. Ein Bombardement dieses „Lichtes der Welt“ ist bei der weit vorgeschobenen Lage der Forts erst möglich nach Wegnahme eines Teils dieser Forts mit Hilfe von schwerem Geschütz. Es werden also die modernsten Angriffsmittel Gelegenheit haben, sich zu bewähren, sobald es zu einem Angriff auf Paris kommen wird.
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