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Allgemeine Kriegszeitung 1914

"Die Wahrheit" - eine Betrachtung an Beispielen unserer deutschen Geschichte

Alleine die Definition von "Wahrheit" stellt die allermeisten intelligenten Menschen vor ein unlösbares Problem, nahezu identisch mit der unlösbaren Definition von "Gerechtigkeit". Es gab aber Zeiten, da wurde die "Wahrheit" von ganz oben diktiert. Und sie wurde erheblich mißbraucht, um zum Beispiel den Krieg als des "Volkes Wille" in die Köpfe der reichs- deutschen Bevölkerung zu tragen.
Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie viele Artikel aus einer deutschen Wochen- Zeitschrift über den Beginn des ersten Weltkrieges 1914 und den Verlauf dieses Krieges, den das Deutsche Reich samt der österreichischen k&k-Monarchie haushoch verloren hatte. Die besondere Aufmerksamkeit beim Lesen sollte sich auf die heroischen "auschmückenden" Attribute der kriegsverherrlichenden Beschreibungen richten.

Und wie man auch in modernen Zeiten die Wahrheit "manipulieren" könnte oder kann, lesen Sie in dem Buch des Dr. Eduard Stäuble (Fernsehen - Fluch oder Segen) aus dem Jahr 1979.

Diese "Betrachtungen" und Beispiele hier sind noch in Arbeit !

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Das sind die ersten Originaltexte aus dem Heft 2 von 1914

Diese Texte sind fast 1:1 aus dem OCR Frakturprogramm übernommen und bislang unkorrigiert
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Kriegsnachrichten aus aller Welt.

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Freiwillige zur Todesfahrt.

Dem „Hamburger Fremdenblatt“ schreibt ein Reservemann der Marine folgendes:
„ ... Auf der Hinfahrt nach ... wurde nur eine Frage erwogen: Wo werden wir hinkommen? Ob wir wohl noch ein Schiff bekommen? Als wir in die Kaserne kamen, wurden gleich die Matrosen ausgefragt, welches Schiff noch zu besetzen sei, aber unsere Freude wurde etwas gedämpft, als wir erfuhren, daß bis auf wenige Schifffe alles besetzt sei. Wir wurden der Baudivision zugeteilt, arbeiteten als Handwerker auf den Schiffen und luden so viel Munition auf Schiffe und Bahnen, daß wir öfter sagten: „Hiermit kann man die ganze Welt zerstören.“

Als wir aber erfuhren, daß etwa 47.000 Seeleute in ... auf Schiffe warten, da bat eine Kompanie ihren Chef, ob er es nicht möglich machen könnte, ihnen ein Deck unter die Füße zu bringen, sie könnten doch nicht müßig zusehen, während ihre Kameraden zu Land im Feuer ständen.

Der Kompaniechef tat alles, um den Wunsch zu erfüllen. Aber leider kam er mit dem Bescheid zurück, daß wir so viele Leute hätten, daß wir die vorhandenen Schiffe sechsmal besetzen könnten. Bis die Parole ausgegeben würde, sollten wir Jnfanteriedienst tun. Letzte Woche fragte ein Kapitän die Matrosen, wer sich freiwillig zu einer Todesfahrt im Unterseeboot melden wolle, worauf alle antraten. Er machte sie darauf aufmerksam, daß im günstigsten Fall von fünf Mann vielleicht einer zurückkommen würde, sie sollten die Sache noch eine Nacht überlegen, ihm wäre es lieb, wenn sich die Verheirateten für ihre Familien schonen würden. Aber am anderen Morgen waren sie wieder alle bereit, mitzufahren, so daß dem Kapitän die Auswahl sehr schwer wurde. So ist der Geist in der Marine, ob alt oder jung, keiner will dem anderen nachstehen.“
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Englands Wortbruch in Deutsch-Ostafrika.

Das jeder vernünftigen Erwägung hohnsprechende Verhalten der Engländer gegenüber den deutschen Schutzgebieten bedeutet, wie in demselben Blatt geschrieben wird, in Deutsch-Ostafrika zugleich einen schweren Verstoß gegen internationale Abmachungen, denen England beigetreten ist.

Artikel 11 der Kongoakte setzt fest, daß die Kolonien, die in der Freihandelszone liegen und deren Mutterland in einen Krieg verwickelt wird, durch Zusammenwirken der an der Kongoakte beteiligten Mächte neutralisiert und so betrachtet werden sollen, als ob sie einem nicht kriegführenden Staat angehörten.

„Die kriegführenden Teile,“ so endet Artikel 11, „würden von dem Zeitpunkt an darauf Verzicht zu leisten haben, ihre Feindseligkeiten auf die also neutralisierten Gebiete
zu erstrecken oder dieselben als Basis für kriegerische Operationen zu benutzen.“

Artikel 11 geht von der richtigen Erwägung aus, daß die Ubertragung eines europäischen Krieges auf die afrikanischen Kolonien einerseits für die Kriegführenden vollkommen zwecklos ist, anderseits den Eingeborenen gegenüber von verderblicher Wirkung sein muß. Im Vertrauen auf Artikel 11 und um auch den Schein einer Bedrohung der angrenzenden fremdherrlichen Gebiete zu vermeiden, hat Deutschland seine militärischen Machtmittel in Deutsch-Ostafrika stets nur so hoch bemessen, als
zur Aufrechterhaltung seiner Autorität in den Schutzgebieten notwendig erschien.

Dieses Vertrauen ist schmählich getäuscht worden, indem England jetzt seine ungeheure
Übermacht in den anliegenden britischen Schutzgebieten geltend macht und das in der Freihandelszone liegende Deutsch-Ostafrika mit Krieg überzieht.
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Ein Soldatenbrief.

Eine Reihe prächtiger Briefe aus dem Felde geht der „Täglichen Rundschau“ zu, von denen wir folgenden wiedergeben. .. Aus Lothringen der Feldpostbrief eines Ulanen:

„Bei ..., ein paar Kilometer von der französischen Grenze, haben gestern die Kanonen gedonnert. Ich stand mit dem Glas auf den Höhen und schaute den platzenden Granaten zu. Hier und da fiel in weiter Ferne ein Schuß, weit klang vereinzeltes Wiehern. Dampf wirbelte von den Feldküchen zum glühenden Himmel auf, kein Fleckchen Schatten, kein Lufthauch rings. Dann schweigen die Geschütze; es wird Abend, und zum rosenroten Firmament lodern die Flammen brennender Dörfer.

Wir haben 21 Geschütze, 4 Maschinengewehre und 1000 Franzosen erbeutet. Noch in der Nacht wurde alles nach ...... geschafft. Die französischen Soldaten zerlumpt und schmutzig, mit Strohhüten und ohne Stiefel. Die Uniformen, soweit überhaupt vorhanden, schlechter als unser Exerzieranzug. Neulich brachten ein paar Musketiere zwanzig französische Räder mit, wie Kinderräder, so klein in Ubersetzung und Höhe. In den Proviantsäcken war verschimmeltes Brot und unreife Pflaumen. Es ist ein paar Tage her, da hat auch meine Schwadron ein paar Gefangene gemacht. Wir standen bei ..., hart an der Grenze.

Unter stürmischem Glockenläuten ritten wir ins Dorf und vergaßen leider, den Geistlichen mitzunehmen; es dauerte nicht lange, da kam eine Patrouille von zwanzig Chasseurs aus dem Wald heraus, die Pferde liederlich geritten und die Leute beieinander wie bei schlechtem Felddienst. Ein Zug unserer Ulanen sitzt ab, den Karabiner im Arm. Wir mahnen zur Ruhe. Ein leises Kommando : ,Visier achthundert! Schützenfeuer !' Es sind wohl zwanzig Reiter, die roten Hosen leuchten im Gras. Die Schüsse fallen, vier Sättel sind leer; ein paar Pferde können nicht weiter, die andern jagen dem Walde zu. Nun schnell ein anderer Zug hinterher, die Lanze eingelegt. Ein wildes Reiten. Dann ist der Feind verschwunden, und aus dem Waldsaum fallen vereinzelte Schüsse. Noch einige klingen dagegen; dann ist alles still. Da haben zwei, die lieber tot als gefangen sein wollen, den Oberleutnant in den Leib und einen verheirateten Reservisten in den Kopf geschossen.

Einen Korporal und einen Mann, die sich ergeben hatten, bringen sie mit. Und einen Schwerverletzten auf einer angeschossenen Schimmelstute, klein wie ein Polopferd. Und als wir ihn labten mit Wasser und Kognak, da stammelte der Bauernjunge ein mattes: ,Vire Allemagne !', die schmutzigen Hände nach uns ausstreckend. Er hatte bunte Fetzen auf dem Leib und zerrissene Stiefel an den Füßen. Die beiden andern erzählten dann, fast gerührt durch unsere Fürsorge, man hätte ihnen eingeschärft, wir Deutschen schlügen alle Gefangenen mit Knüppeln tot.

Diese Instruktion paßt ins Bild. Einen bayerischen Reiter, dessen Pferd erschossen war, so daß er wehrlos auf dem Boden lag, haben sie neunmal mit der Lanze gestochen und dann liegen gelassen. Der Mann hat sich blutüberströmt fünf Kilometer weit geschleppt und liegt nun, mit bayerischer Virtuosität auf die Franzosen fluchend, im Lazarett. Einen andern haben sie gefunden, einen bayerischen Infanteristen, einen ernsten Wildschützen aus dem Wetterstein, fünf Franzosenleichen um sich und fünf Patronenhülsen. Dem haben unsere Gegner die Arme und Beine abgehackt. So fanden wir ihn. Einen Dragoner, der schwerverwundet am Boden lag, haben sie mit Knüppeln
totgeschlagen, und die Genfer Flagge, unter deren Schutz die Arzte den Kampfplatz, wo viele brave Musketiere an der Erstürmung eines Gehöftes verblutet waren, absuchten, wurde wütend beschossen. Sind das ebenbürtige Gegner unserer kraftvollen Armee? Lieb Vaterland, magst ruhig sein !“
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Ein Zeugnis für den prächtigen Geist

Ein Zeugnis für den prächtigen Geist, der unsere Marine beseelt und der sich schon jetzt in den kühnen Waffentaten vor Libau, der Mittelmeerkreuzer an der algerischen Küste und des Bäderdampfers „Königin Luise“ vor der Themsemündung so ruhmvoll und todesmutig bewiesen hat, bildet ein Abschiedsbrief eines Oberwachtmeistersmaaten, in dem es unter anderem heißt: „So wie es steht, gehen wir Schwerem entgegen. Doch
sei es, wie es sei:

  • Wir wanken und wir weichen nicht,
  • Wir tun nach Seemanns Brauch,
  • Den Tod nicht scheu’n ist unsre Pflicht
  • Bis zu dem letzten Hauch.


Gewiß, meine Lieben, ich war recht hart und bin es noch und werde es auch bleiben, denn Weichheit gehört nicht zu meinem Beruf, darf auch gar nichtzauskommen. Ich ziehe gern hinaus, so wie es mein Großvater getan. Ihn hatte ich mir stets als Vorbild genommen in meiner Seemannslaufbahn. Ich bin stolz darauf, auch zu zeigen, daß sein Enkel ihm gleicht. Ich werde meinen Mann stehen und, wenn es sein muß, auch für zwei. Was wir zu leisten imstande sind, hat unsere Flotte jetzt schon gezeigt, glaubt es mir. Wir werden tüchtig kämpfen, wenn unser Schiff ins Feuer kommt. Meine Gedanken werden bei meinen Lieben sein, wenn es möglich ist. Möge jeder brave Seemann so denken, so wird ihm einst gelohnt werden. Ich bin gefaßt und ruhig, ich freue mich und bin stolz darauf, daß ich meinen Kameraden helfen darf. Jeder deutsche Sohn und Mann wird von uns gerächt werden, so wie es auch andere tun werden für uns. Bei uns harten Gesellen ist nur der eine Gedanke vertreten: Siegen oder sterben.

So sei es mit Gott; kommen mußte es jetzt oder später doch einmal. Also vorwärts sei die Losung; hoffentlich kommen wir auch ins Feuer. Volldampf voraus! Nun lebt wohl, Gott schütze Euch, denket meiner im Gebet.“
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Vanderbilt über den Krieg.

Ein Mitarbeiter der „Breslauer Zeitung" hatte in Genua ein Gespräch mit dem Chef der amerikanischen Finanzdynastie Vanderbilt. „Von allen kulturellen Errungenschaften der deutschen Nation abgesehen,“ sagte Vanderbilt, „die einzig in der Welt dastehen, und die auch von England nie und nimmer übertroffen werden können, hat kein Land ein so großes Lebensinteresse wie Nordamerika an dem Wohlergehen Deutschlands.

Unter keinen Umständen können wir uns unsern besten Kunden totschlagen lassen. Unsere Handelsbeziehungen mit Deutschland sind zu stark und zu innig, als daß ein Schlag, der Deutschland ins Herz träfe, nicht auch uns treffen und tödlich verwunden würde.

Ich stehe nicht an, es als die größte Schmach des zwanzigsten Jahrhunderts zu bezeichnen, daß England seine Hand zu dem ungeheuerlichsten Verbrechen geliehen hat, das seit Bestehen zivilisierter Nationen von durch verblödeten Fanatismus und gehirnkranken Chauvinismus geeinigten französisch- dekadenten und russisch-barbarischen Völkern verübt worden ist, und ich bin überzeugt, daß die Geschichte ihr einstimmiges Verdammungsurteil gegen die Staatsmänner in England noch mehr ausdrücken wird, als in Frankreich und Rußland.

Ich kann mir nicht denken, daß die englische Regierung ihr Volk lange hinter sich haben wird. Ich glaube weit eher, daß dieses Volk den verantwortlichen Staatsmännern über ein kurzes den Prozeß machen und daß England den Krieg am ehesten einstellen wird. Denn nächst Amerika hat England das allergrößte Interesse an der Erhaltung Deutschlands.

Das degenerierte Frankreich ist wert für den Untergang. An Frankreich verliert Amerika ebensoviel und ebensowenig wie an Rußland, das für uns den Inbegriff alles Scheusäligen bildet. Unsere Wünsche begleiten Deutschland, daß es durch diesen Ozean von Blut und Elend hindurch sich die Kraft bewahrt, ein neues, herrliches, friedfertiges Europa unter deutscher Führung zu schaffen. Wer so viel Kulturgüter hervorgebracht hat, wer durch Disziplin, Organisation, Fleiß und Schöpferkraft die rückhaltlose Bewunderung von Gegenwart und Zukunft herausfordert, der hat das volle Recht, zu leben und zu gedeihen. Ich müßte an Himmel und ewiger Gerechtigkeit verzweifeln, wenn dieses Deutschland durch einen einzigen ruchlosen Akt der Barbarei zugrunde gehen sollte.“
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Heinrich Heine

Heinrich Heine (im dritten Teil der „Französischen Zustände“): ... Die Engländer haben sehr viel von jener brutalen Energie, womit die Römer die Welt unterdrückt haten, aber sie vereinigen mit der römischen Wolfsgier auch die Schlangenlist Karthagos. Gegen erstere haben wir gute und sogar erprobte Waffen, aber gegen die Ränke jener Punier der Nordsee sind wir wehrlos. Und jetzt ist England gefährlicher als je, wo seine merkantilischen Interessen unterliegen - es gibt in der Schöpfung kein so hartherziges Geschöpf wie ein Krämer, dessen Handel ins Stocken geraten, dem seine Kunden abtrünnig werden und dessen Warenlager keinen Absatz mehr findet. Dieses vor Jahren abgegebene
Urteil des Dichters der Lorelei trifft heute noch wörtlich zu.
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Humor. (Achtung : wir sind immer noch im Jahr 1914 !)

Ein’ feste Burg ... In Soldatenkreisen wird folgendes Gespräch zwischen Poincare und seinem Kriegsminister weitererzählt:

  • Poincare: „Sagen Sie, mon cher, woran liegt es denn, daß die Deutschen fortwährend siegen?“
  • Kriegsminister: „Das kommt daher, weil die Deutschen vor Beginn einer jeden Schlacht den ersten Vers des Liedes ,Ein’ feste Burg ist unser Gott, ein’ gute Wehr und Waffen'singen.
  • Poincare: „Eh bien, dann singen wir eben den zweiten Vers desselben Liedes, vielleicht haben wir dann auch Glück und siegen.“
  • Kriegsminister: „Herr Präsident, c’est impossibile, denn dieser Vers lautet: ,Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren ...“

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