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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Die Photographie im Dienste der Dokumentation

aus „Kinotechnik" Heft 10 / Sept. - Berlin 1937 von Dr.-Ing. O. Frank, DKG

Was ¡st Dokumentation?

Dokumentation, ein in Deutschland noch nicht allgemein bekanntes Wort, ist ein zusammenfassender Begriff für alle Maßnahmen zur Sammlung, Ordnung und Nutzbarmachung von Schrifttum jeder Art in Form von Büchern, Zeitschriftenaufsätzen Patentschriften, Werbeschriften von Firmen usw., darüber hinaus aber auch von anderen Ausdrucksformen geistiger Tätigkeit, z. B. Schallplatten, Filmen, Modellen usw. Zur Dokumentation gehören z. B.: die allgemein bekannte Sammlung und Katalogisierung von Büchern in Bibliotheken, die Berichterstattung über Schrifttum in Bibliographien, Referatblättern und Zeitschriftenschauen sowie schließlich (Dokumentation im engeren Sinne) die Auskunftserteilung auf einzelne bestimmte Anfragen, wie sie besonders auf dem Gebiete der Technik von Schrifttumauskunftsstellen aller Art gepflegt wird.

  • Anmerkung : Das obige war ein Satz !


Im weitesten Sinne, namentlich in den romanischen Ländern, rechnet man zur Dokumentation auch noch die mit der Erzeugung des Schrifttums zusammenhängenden Fragen, z. B die Gestaltung technisch wissenschaftlicher Veröffentlichungen vom Verfasser bis zur allgemein zugänglichen Veröffentlichungsform.
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Die allgemeine Bedeutung der Photographie

Bereits von ihren ersten Anfängen an hat die photographische Technik neben der bildmäßigen (künstlerischen) Wiedergabe von Gegenständen und Vorgängen Bedeutung für die dokumentarische Arbeit gewonnen. Im Laufe der Zeit ist diese Bedeutung immer mehr gewachsen und das Lichtbild als Dokument hat sich in vielen Gebieten als einwandfreieste und alle Einzelheiten miterfassende Darstellung erwiesen.

Mit der Entwicklung der Kinotechnik hat der Film, der in weit höherem Maße als das Einzellichtbild vor allem Bewegungsvorgänge aller Art einwandfrei festzuhalten gestattet als Mittel der dokumentarischen Arbeit unschätzbaren Wert gewonnen, z. B. als Kulturfilm, in der Medizin und in der Technik.
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Die Photokopie

Die Photographie wird aber nicht nur zur Darstellung von körperlichen Gegenständen, sondern auch zur Wiedergabe von Schriftstücken benutzt. Sie hat auch hier gegenüber anderen Wiedergabeverfahren den Vorteil nahezu naturgetreuer Abbildung des Vorbildes. Im Laufe der Zeit sind zahlreiche Verfahren entwickelt worden, die, den verschiedensten Bedürfnissen entsprechend, mit den verschiedensten photochemischen Hilfsmitteln, mit oder ohne Optik, mit Wiedergabe in natürlicher Größe, mit Vergrößerung oder Verkleinerung arbeiten. Hierauf kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, ebensowenig auf die Rolle, die die Photographie bei den verschiedenen Arten von Druckverfahren, also für die Vervielfältigung in großen Mengen, spielt.
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Photomikrokopie

Bei einer Reihe von Photokopierverfahren wird der Weg über ein Zwischennegativ gewählt. Benutzt man für dieses Zwischennegativ eine starke Verkleinerung, z. B. auf NormalkinofMm, so gelangt man zur Photo-mikrokopie. Man braucht von diesen Kleinbildern keine Vergrößerung herzustellen, wenn man sie unmittelbar mit der Lupe oder in einem Lesegerät betrachtet oder die Kleinbilder vergrößert auf einen Schirm wirft. Der Vorteil der Photomikrokopie liegt vor allen Dingen in der Ersparnis an Material, an Raum und an Versandkosten.

Das haltbare Schrifttum

Auf diesem Wege ist es möglich, wenig haltbares Schrifttum aufzubewahren. Während z. B Zeitungspapier in fünf bis zehn Jahren unbrauchbar wird, haben die von Zeitungen hergestellten Kleinbilder eine wesentlich höhere Lebensdauer.

  • Anmerkung : Wir haben Glück. Im Jahr 2021 können wir zum Beispiel die Funkschau- Hefte aus 1923 bis 1944 immer noch lesen und einscannen. Bei seiner theoretischen Prognose hat sich der damalige Autor Dr. Frank etwas vertan.


Sie nehmen auch weniger Raum ein, z. B. erfordert nach amerikanischen Mitteilungen ein Jahrgang der New-York-Times als Mikrofilm nur 1/3 Kubikfuß, im Original dagegen 25 Kubikfuß.

Es ist auch für Bibliotheken viel billiger, einige Seiten eines Zeitschriftenbandes als Kleinbilder herzustellen und zu versenden, als den ganzen Zeitschriftenband leihweise zu verschicken. Der Benutzer hat gleichzeitig den Vorteil, daß die Kleinbilder dauernd bei ihm verbleiben können.

Namentlich für im Handel nicht erhältliche Schriften wie alte Bücher und Handschriften leistet die Photomikrokopie unschätzbare Dienste. So ist man z. B. daran gegangen, alle Bücher in englischer Sprache, die vor 1550 gedruckt wurden, und alle Handschriften in den französischen Bibliotheken zu verfilmen. Kopien dieser Filme können jedem Wissenschaftler zugänglich gemacht werden; er braucht also keine weiten Reisen zur Einsichtnahme zu unternehmen.

Katalogisierung auf Film

Für die rein dokumentarische Arbeit, z. B. in Bibliotheken, kann die Photomikrographie mit Erfolg verwendet werden. Man kann ganze Bibliothekskataloge oder Teile davon, mögen sie nun in Buchform oder in Karteiform vorliegen auf Film aufnehmen und sie anderen Bibliotheken zur Verfügung stellen. Auch können die Bibliotheken ihre Bestände, namentlich an nicht mehr erhältlichem Schrifttum, durch KleinbildsammIungen ergänzen.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß Forschungsarbeiten, die wegen der hohen Kosten oder aus anderen Gründen nicht gedruckt werden können, einschließlich aller Zahlentafeln, Bilder und graphischen Darstellungen verfilmt und damit dem Suchenden zugänglich gemacht werden können.

In Amerika ist man dabei, diesen Weg zu beschreiten; das Vorhandensein solcher Forschungsarbeiten und der Kleinbilder davon wird in Fachzeitschriften oder Bibliographien angezeigt.

Auch in der Wirtschaft wird von der Photomikrokopie bereits vielfach Gebrauch gemacht. In Banken z. B. werden Schecks auf Film aufgenommen und stehen dann auch nach Jahren noch zur Verfügung.

Beispiel Gesprächszählereinrichtung

Eine Gesprächszählereinrichtung für die „Gemeente Telefoon“ in Amsterdam beschreibt Dr. H. Joachim. Mit einem kinomathographischen Aufnahmegerät werden auf jedes Filmbild der Bildgröße 18 x 24mm die Stellungen von 100 Gesprächszählern aufgenommen, so daß man auf etwa 2m Film 10.000 Zähler hat. Bei der Auswertung wird dieser Film zusammen mit dem des Vormonats projiziert und danach mit einer besonderen Rechenmaschine die Rechnung für jeden Kunden geschrieben. Fehler sind dabei so gut wie ausgeschieden, während bei gewöhnlichen Verfahren mit etwa 5% Fehlern gerechnet werden muß.

Ein weiteres Beispiel ist die Verfilmung aller Kirchenbücher in Deutschland, deren Inhalt damit an einer einzigen Stelle gesammelt, ausgewertet und vor Vernichtung sicher geschützt werden kann.

Auch die Aufbewahrung großer Zeichnungsarchive in Industriefirmen kann mit Hilfe des Mikrofilms wesentlich bequemer und mit erheblich geringerem Raumaufwand bewerkstelligt werden, als dies jetzt meist der Fall ist. Von jedem Kleinbild kann ge-wünschtenfalls eine Kopie in der Größe der Originalzeichnung jederzeit hergestellt werden.
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Aufnahmegeräte und Wiedergabegeräte

Während man zunächst für die Aufnahme die auf dem Markt befindlichen Kleinbildkameras sowie Kinokameras benutzt hat, haben sich im Laufe der Zeit für die verschiedenen Zwecke Sonderbauarten entwickelt, deren Einzelheiten auch auf den allgemeinen Kamerabau und Filmkamerabau befruchtend wirken können. Die Entwicklung ist hier erst in den Anfängen, da immer wieder neue Wünsche auftauchen, z. B. nach handlicher Bedienung, leichter Entnahmemöglichkeit einzelner FilmsLÜcke usw.

Von dem einfachsten Gerät für die Wiedergabe, nämlich der Lupe, führt der Weg allmählich über das mehr oder weniger leistungsfähige und daher auch mehr oder weniger teuere Lesegerät für den Einzelbenutzer bis zum Bildwurfgerät, daß einer Mehrzahl von Personen das gleichzeitige Lesen ermöglicht.

Auch hier stehen wir noch am Anfang der Entwicklung. Es steht aber außer Zweifel, daß gerade die Frage des Lesegerätes von besonderer Bedeutung für die Einführung der Photomikrokopie auf breitester Grundlage und in weitesten Kreisen ist. Erst wenn man erwarten kann, daß jeder Forscher, jeder wissenschaftlich Arbeitende auf seinem Schreibtisch ein Lesegerät hat, können Kleinbilder von Bibliotheken und Schrifttumauskunftstellen an Stelle der Buchseiten oder Zeitschriftenaufsätzen oder an Stelle von Photokopien versandt werden.
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Spezielle Ordnungsverfahren zum Katalogisieren

Für die schon erwähnte Benutzung von Mikrophotokopien als Katalogmittel in Bibliotheken sind besondere arbeitssparende Ordnungsverfahren in Entwicklung. Da die vollständige Titelaufnahme in den Buchkatalog oder auf eine Karteikarte immerhin viel Zeit in Anspruch nimmt, kann man für einen vorläufigen Katalog einfach die Buchtitelblätter auf Kleinbilder aufnehmen und so z. B. eine in den Sitz einer Bibliothek übergehende Sammlung schnell katalogisieren und damit für die Benutzer zugänglich machen.

Die für Adressiermaschinen und Lochkartenmaschinen

Die für Adressiermaschinen und Lochkartenmaschinen entwickelten Auswahlverfahren (Kennzeichnung der einzelnen Platten oder Karten durch verschiedenartige Marken, die mechanisch oder elektrisch abgetastet werden), können sinngemäß auf den Film angewendet werden.

Durch eine besonders dafür gebaute Maschine läuft z. B. der Katalogfilm, dessen einzelne Bilder verschiedenartig markiert sind; mittels einer photoelektrischen Zelle wird der Film jedesmal angehalten, wenn ein in bestimmter Weise markiertes Bild vor dem Objektiv steht. Selbsttätig wird von diesem Bild eine Kopie auf eine Karteikarte gemacht, und man hat am Schluß einen Auszug aus dem Katalog aller Werke über einen bestimmten Gegenstand.

Die Leichtigkeit des Filmmaterials und die Schnelligkeit des Durchlaufs würden es der Maschine ermöglichen, auch einen umfangreichen Katalog in kurzer Zeit nach bestimmten Gegenständen „zu durchsuchen“.

Normung. Internationale Bearbeitung. Schrifttum

Für den allgemeinen Austausch von Photomikrokopien und für den Bau von Lesegeräten ist die Normung Vorbedingung. Allgemein wird bereits der 35mm breite Kinofilm benutzt (in Amerika daneben auch der 16mm breite Film), aber hinsichtlich Bildgröße und Lochung besteht noch keine Einheitlichkeit.

Nebeneinander findet man den ungelochten Film (der natürlich die größten Bilder liefert) den einseitig gelochten Film, den beiderseitig gelochten Film (Kino-film) und daneben noch Filme mit Lochungen in besonderer Art. Man hat sich jetzt international darauf geeinigt, den beiderseitig gelochten (normalen) Kinofilm als Norm zu empfehlen wie er bereits für Deutschland in dem vor kurzem erschienenen Normblatt DIN 4520 „Photographische Wiedergabe von Bild- und Schriftvorlagen“ festgelegt ist. Als Bildgrößen sind 24 x 36mm und 18 x 24mm genormt.

Das Internationale Institut für Dokumentation im Haag

Mit der internationalen Bearbeitung von die photographischen Hilfsmittel der Dokumentation betreffenden Fragen beschäftigt sich vor allen Dipgen das Internationale Institut für Dokumentation im Haag, das auf allen seinen jährlichen Tagungen Aussprachen hierüber veranstaltet hat und in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift IID-Communicationes laufend Aufsätze über dieses Thema bringt.

Der Deutsche Normenausschuß, der Deutschland im Internationalen Institut für Dokumentation vertritt, gibt hierüber Auskunft. Welchen Umfang das Schrifttum über die photographischen Hilfsmittel der Dokumentation angenommen hat, zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Literaturzusammenstellung *2), die über 300 Veröffentlichungen nachweist, dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und keine Veröffentlichungen über die Reproduktionsverfahren in der Drucktechnik verzeichnet.

Auch auf dem Weltkongreß der Dokumentation, der vom 16. bis 21. August dieses Jahres in Paris stattgefunden hat, ist in einer besonderen Gruppe über die Photokopie und die Photomikrokopie verhandelt worden. Von den gedruckten Vorträgen und Berichten behandeln sechs allein Fragen der Filmphotokopie, darunter ein grundlegender von W. Schürmeyer; „Die Photokopie im Dienste der dokumentarischen Arbeit“, dem ein Teil der Angaben dieses Aufsatzes entnommen ist.

*2) Schürmeyerm W. und Th. P. Loosjes, Literatur über die Verwendung von photographischen Reproduktionsverfahren in der Dokumentation - IID-Communicationes, 4 (1937) Nr. 2, S. 23/29

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