Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Der Gebrauch der Glühlampe in der Farbenkinematographie
Übersetzt aus einer ausländischen Zeitschrift - Der Artikel ist von (Robert G. Linderman, Gen. El. Comp., in „Int. Phot." 1935, Nr. 10.)
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Über die Auswahl der Lichtquellen beim Farbenfilms
Die Erfordernisse des Farbenfilms haben eine besonders sorgfältige Auswahl der Lichtquellen notwendig gemacht. Obwohl hinsichtlich ihrer Farbtemperatur besonders auf den panchromatischen Film abgestimmte Glühlampen entwickelt wurden, geraten doch viele der für den allgemeinen Gebrauch bestimmten Lampen in die Ateliers und es sind heute, wie der Verfasser ausführt, in der normalen Praxis Glühlampen mit Farbtemperaturen von 3000° bis 3440° abs. anzutreffen, wovon sich naturgemäß erhebliche Unterschiede in der spektralen Zusammensetzung des von den einzelnen Lampen ausgestrahlten Lichtes ableiten.
Für die Farbenphotographie ist es Grundbedingung, daß die Lichtquellen entweder Licht konstanter Farbe ausstrahlen, oder daß dieses zur Anpassung an das jeweilige Verfahren gefiltert wird.
Um dem zu entsprechen, werden Mazda-Lampen hergestellt, die bei der ihnen angemessenen Spannung eine Fadentemperatur von etwa 3275° absolut besitzen. Diese Temperatur wurde für einen bestimmten Farbenprozeß als geeignet befunden und stimmt auch nahezu mit derjenigen überein, welche die speziell für Schwarzweiß-Aufnahmen auf panchromatischem Film entwickelten Lampen besitzen.
Eingehende Versuche von GE und Technicolor
Seitens der General Electric Corp. wurden zusammen mit der Technicolor-Corp. eingehende Versuche angestellt, um den Forderungen des Dreifarbenverfahrens dieser Gesellschaft unter Ausnutzung der Vorteile, welche die Glühlampe als Aufnahmebeleuchtung bietet, in jeder Beziehung gerecht zu werden.
Im Hinblick auf die größeren Lichtintensitäten, welche der Farbenfilm fordert, wurden Befürchtungen laut, daß der Gebrauch von Glühlampen sich nachteilig für die im Atelier beschäftigten Personen auswirken werde.
Es wurde auf die merklich geringere Infrarotstrahlung der Bogenlampen verwiesen, die deshalb in allen Fällen zu benutzen seien, in denen besonders hohe Lichtintensitäten benötigt werden.
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Die Messungen ergaben :
Die von einer Glühlampe des in den Ateliers üblichen Typs (21,0 Lumen/Watt) ausgestrahlte Energie verteilt sich wie folgt:
- 20% Gasübertragung,
- 5% Wärmeverluste in Sockeln und Zuleitungen,
- 64% Wärmestrahlung,
- 11% Licht.
Bei Lampen, die, wie für Technicolor-Aufnahmen empfohlen, 33,5 Lumen/Watt liefern, ändern sich diese Zahlen wie folgt:
- 20% Gasübertragung,
- 5% Wärmeverluste in Sockeln und Zuleitungen,
- 57,3% Wärmestrahlung,
- 17,7% Licht.
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Die jeweils beiden ersten Posten sind ohne Bedeutung, da sie nur den Kolben und die anschließenden Lampenteile betreffen.
Von der strahlenden Energie, welche auf die Darsteller auftrifft, entfallen bei den Lampen für Schwarzweiß-Aufnahmen 85,3% auf den Infrarotbereich; dieser ist bei den Lampen zu 33,5 Lumen/Watt auf 76,5% herabgesetzt, was schon einen Fortschritt bedeutet.
Das Corning-Filter Nr. 570, obwohl kein eigentliches Wärmefilter vom Aklo-Typ *1) drückt die 76,5% weiter auf 65% oder sogar 60% herab.
Bowditsch u. Downes *2) geben für verschiedene Typen von Atelier-Bogenlampen die Verteilung der Energie auf photographisch wirksam und Infrarot an; im allgemeinen entfallen danach 30-35% auf die photographisch wirksame Energie, 30-35% auf das nahe Infrarot (7.000-14.000 Ä) und 30-35% auf das ferne Infrarot (14.000-50.000 Ä), oder 60-70% auf den Infrarotbezirk insgesamt, was ungefähr den Verhältnissen bei der Hochleistungsglühlampe gleichkommt.
Lampen und Lampenpeise (in den USA 1935)
Ein Lampentyp für allgemeine Beleuchtung ist die Movieflood zu 2.000 Watt, die bei der Gebrauchsspannung 33,5 Lumen/ Watt leistet.
Da die Lampen zu 5.000 Watt und 10.000 Watt bereits 29 Lumen/Watt liefern, bedarf es bei diesen nur einer geringen Überspannung, um ihre Leistung auf 33,5 Lumen/Watt zu steigern; es läßt sich dieses leicht durch das Anschließen von Lampen zu 105 Volt an die Netzspannung von 115 Volt erreichen, weshalb sich die Schaffung eines neuen Lampentyps erübrigte.
Lampen, die mit 33,5 Lumen/Watt brennen, besitzen eine Fadentemperatur von etwa 3450° abs. - Die 2000-Watt-Movie-flood-Lampe kostet 5,25 Dollar oder 3,15 Dollar netto für Ateliers; ihre Lebensdauer beträgt im Durchschnitt 15 Stunden.
Danach berechnet sich der Lampenverbrauch zur 21 Cent/Stunde, was, wie der Verfasser bemerkt, den Erneuerungskosten der Bogenlampen gleichkommt.
Die 5.000-Watt-Lampe kostet für das Atelier etwa 24 Dollar, die 10.000-Watt-Lampe 60 Dollar. Da die Lebensdauer bei 33,5 Lumen/Watt durchschnittlich etwa 50 Stunden beträgt, berechet sich der Lampenverbrauch zu 48 Cent für die Lampe zu 5 kW, zu 1,20 Dollar für die Lampe zu 10 kW.
Damit stehen auch die Lampen zu 5 kW den Hochintensitätsbogenlampen unter Berücksichtigung von Kohlenverbrauch und Abnutzung gleich; die Ersatzkosten für Lampen zu 10 kW liegen etwas höher, doch weist der Verfasser auf den Zeitverlust hin, der der Produktionsfirma durch das Neubestellen der Bogenlampen mit Kohlen entsteht, wodurch die Differenz zumindest ausgeglichen werde.
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Arbeitsanweisungen
Um die Glühlampen voll auszunutzen und korrektes Licht sicherzustellen, sollen die Lampen mit 115 Volt am Sockel gebrannt werden. Es wird vorgeschlagen, eine Persönlichkeit, die dem Kameramann verantwortlich ist, mit einem Voltmeter auszustatten und zu ermächtigen, die richtige Lampenspannung nachzuprüfen.
Die für Technicoloraufnahmen empfohlenen Lampen enthalten das bekannte Reinigungspulver zum Entfernen des als Folge der Fadenzerstäubung sich bildenden schwarzen Kolbenbelages, womit man die ursprüngliche Lichtausbeute während der ganzen Lebensdauer aufrechterhalten kann; die diesbezügl. Kontrolle sollte ebenfalls von dem Spannungsprüfer ausgeübt werden.
Movieflood-Lampen sollen etwa nach je 5 Stunden Brenndauer, die Lampen zu 5 und 10 kW nach 15 Brennstunden gereinigt werden. Es sind Versuche durchgeführt worden und laufen auch gegenwärtig noch, um festzustellen, in welchem Umfange Spannungsschwankungen in der Praxis zulässig sind.
Naturgemäß sollen die Lampen nicht, oder doch nicht bei voller Spannung, eingeschaltet sein, sofern sie nicht unbedingt benötigt werden; auch hierüber zu wachen, würde zu den Pflichten der oben erwähnten Kontrollpersönlichkeit gehören. Der Verfasser empfiehlt in diesem Zusammenhange - was auch früher schon vorgeschlagen wurde - das Einrichten der Lampen bei einer niedrigen Spannung, etwa 90 Volt, vorzunehmen und erst für die Aufahme die volle Spannung anzulegen.
(Das Verfahren ist vom Standpunkt der Lampenschonung sicherlich sehr empfehlenswert, dagegen nicht ohne Nachteile für den die Beleuchtung einrichtenden Kameramann; er wird zumindest die Gesamt- wie die Detailbeleuchtung bei voller Spannung nochmals genau prüfen müssen, ehe er mit der Aufahme beginnt. Bei Mischlicht (Bogen- und Glühlampen) verbietet sich das Verfahren von selbst, - Der Ref.)
Der neue Lampentyp mit Fresnel-Linse *3) hat sich im Hinblick auf die Lösung des Filterproblems als sehr vorteilhaft erwiesen, da man mit Filtern viel geringerer Abmessungen auskommt, als bei den Leuchten mit 45cm und 60cm Durchmesser. - Neuerdings durchgeführte Versuche haben bewiesen, daß Farbaufnahmen sowohl mit ausschließlicher Glühlampenbeleuchtung bei richtiger Spannung und geeigneter Filterung, wie auch unter Mischung mit anderen Lichtquellen ausgeführt werden können.
Kb.
*1) Ueber das Wärmeschutzglas ,,Aklo" der amerik. Corning-Glaswerke s. „Kinotechnik" Heft 11/1929, S. 303.
*2) BBowditch F. ..T ,. .Dow nes AA CC The Photographie Effectiveness of Carbon Arc Studio Light-Sources. Jl. Soc. Mot. Piet, Eng. XXV, Nr. 5, Nov. 1935. - Ein Referat über diese Veröffentlichung erscheint in einem der nächsten Hefte der „Kinotechnik".
*3) Vgl. „Kinotechnik" Heft 16/1935, S. 276.
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