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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus der Fachpresse des In- und Auslandes - Januar 1935

Das Technicolor-Dreifarbenverfahren

(Nach „Fortune" X, Nr. 4, Oktober 1934.)
Im Anschluß an eine Darstellung der Entstehung und Entwicklung der bekannten amerikanischen Technicolor-Gesellschaft, der mit ihrem Zweifarbenverfahren in den Jahren 1929/30 eine nur kurze Blütezeit beschieden war, wird in der amerikanischen Zeitschrift „Fortune" eine Beschreibung des heute von Technicolor benutzten Dreifarbenverfahrens gebracht, die um so mehr interessieren dürfte, als wir in den neuen Disneyfilmen bereits wohlgelungene Leistungsproben sehen, in der Fachpresse dagegen über die Arbeitsweise kaum irgendwelche Veröffentlichungen finden konnten.

Die Aufnahme der Filme erfolgt auf drei getrennte Filmstreifen, von denen zwei zum Bipack zusammengelegt sind.
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Die Kamera - Zuerst etwas über die US $ Preise

Die Kamera kostet 15.000 Dollar; sie wird aber nicht verkauft, sondern gegen eine "Gebühr" von 90 Dollar je Woche ausgeliehen. Gleichzeitig stellt die Gesellschaft zwei bis drei für Farbaufnahmen besonders ausgebildete Aufnahmetechniker, deren Wochenhonorar 200, 100 und 50 Dollar beträgt.

Die Kamera - eine Beschreibung

Abb. 2 zeigt in schematischer Darstellung die Anordnung der Filme in der Kamera und das Strahlenteilungssystem. Man erkennt, daß die durch das Objektiv einfallenden Lichtstrahlen auf die halbvergoldete Hypothenusenfläche der miteinander verkitteten Prismen auftreffen.

Der passierende Teil erreicht auf geradem Wege das Bildfenster I, vor dem ein Grünfilter (C) eingeschaltet ist und hinter dem der einzelne Filmstreifen läuft; der reflektierte Teil des Strahlenbündels erreicht das Bildfenster II, hinter dem der Bipack abläuft. Der dem Prisma zugekehrte Filmstreifen, also der Frontfilm, ist blau empfindlich, der Rückfilm rot-empfindlich.

Vor dem Fenster ist ein Magentafilter (D) in den Strahlengang eingeschaltet, welches Rot und Blau passieren läßt, den dazwischen liegenden Spektralbereich dagegen absorbiert. Damit die blauen Strahlen den Rückfilm des Bipacks nicht erreichen können, besitzt der Frontfilm eine gelbe Filterschicht, so daß nur der rote Anteil bis zum Rückfilm Vordringen kann. Es wird bemerkt, daß in Zukunft mit einem Dreipack gearbeitet werden soll (was uns aus den bekannten Gründen - Unschärfe, Lichtstreuung in den Schichten - recht zweifelhaft erscheint. Der Ref.).
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Die Farbverarbeitung bei Technicolor

Von den drei negativen Farbauszügen werden Matrizen in Gestalt von Auswaschreliefs hergestellt. Auf der Rotfiltermatrize wird beispielsweise ein roter Gegenstand, der auf dem Rot filternegativ naturgemäß keine hohe Schwärzung erzeugte, als Vertiefung erscheinen, während blaue und grüne Bildteile sich auf ihr als Erhöhungen markieren. Diese Matrizen werden nunmehr eingefärbt, und zwar mit der Komplementärfarbe ihres zugehörigen Negativauszuges, also die vom Rotfilternegativ gewonnene Matrize mit Blaugrün (Zyanblau), die vom Grünfilternegativ mit Magentarot, die vom Blaufilternegativ mit Gelb.

Die Aufnahme des Farbstoffes durch die Matrizen erfolgt proportional der Schichtdicke in den einzelnen Bildpunkten; die Erhöhungen des Auswaschreliefs nehmen also viel, die Vertiefungen wenig oder gar keinen Farbstoff auf. Da der oben angenommene rote Aufnahmegegenstand sich als Vertiefung auf der zugehörigen Matrize markierte, wird hier also wenig oder gar kein blaugrüner Farbstoff - je nach der Nuance des originalen Rot - aufgenommen. Hingegen muß derselbe Bildpunkt auf den Grünfilter- und Blaufiltermatrizen als Erhebung erscheinen, somit wird viel magentaroter und gelber Farbstoff aufgenommen.

Der in den Matrizen enthaltene Farbstoff wird nunmehr auf den als endgültigen Bildträger dienenden, gelatinierten Filmstreifen durch Uebersaugen (Imbibition) übertragen. Zunächst wird die Rotfiltermatrize mit ihrem blaugrünen Farbstoff mit ihm in Kontakt gebracht, alsdann die Grünfilter-, schließlich die Blaufiltermatrize.

Damit ist der Farbfilm fertiggestellt.
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Bezüglich der Details hält sich Technicolor bedeckt

Dieses an sich ja keineswegs neue Herstellungsverfahren für Farbfilme erscheint ziemlich einfach; der Eingeweihte weiß indessen, welche erheblichen Schwierigkeiten zu überwinden sind, um auf diese Weise zu einem einwandfreien Bild zu gelangen und würde gern Näheres darüber hören, in welcher Weise diese Schwierigkeiten überwunden wurden und in der laufenden Fabrikation überwunden werden; solche Aufklärungen, falls Technicolor überhaupt geneigt wäre, sich darüber zu äußern, waren freilich von einem populär geschriebenen Aufsatz, wie es der uns vorliegende ist, nicht zu verlangen.

Die Farbqualität ist sehr gut

Die, wie bereits erwähnt, auch in Deutschland schon laufenden Zeichenfilme Disneys, die von Technicolor aufgenommen wurden, haben die hohe Leistungsfähigkeit des Verfahrens bewiesen; wenn der Verfasser aber abschließend bemerkt, daß Technicolor-Dreifarben heute das einzige Farbverfahren sei, welchem hinreichend kommerzielle Erfahrung eigen sei, um sich aus sich heraus als unzweifelhaft praktisch brauchbar einzuführen, so erweist er sich doch nicht als hinreichend informiert.

Denn das in Deutschland heute schon in großem Umfange praktisch arbeitende Gasparcolor-Verfahren *), hat seine industrielle Auswertbarkeit zur Genüge bewiesen und steht den hier gezeigten Technicolor-Dreifarbenfilmen hinsichtlich Brillanz und Naturtreue der Farben zumindest nicht nach.
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Die Wirtschaftlichkeit und die Kalkulation

Nicht uninteressant dürfte für den Leser auch ein Einblick in die Ausführungen wirtschaftlicher Natur sein, die von dem Autor in „Fortune" gemacht werden.

Es heißt da: Angenommen, ein Film soll die Länge von 8000 Fuß (rd. 2500m) erhalten.

Hierfür mögen mit den üblichen Vielfachaufnahmen der einzelnen Szenen normalerweise 80.000 Fuß Negativfilm belichtet werden, d. h. im Dreifarbenverfahren 3 X 80 000 = 240 000 Fuß. Hierfür erhält Technicolor 7,5 Cents je Fuß, zusammen 18.000 Dollar, und für das Entwickeln 2 Cents je Fuß, für 240.000 Fuß also 4.800 Dollar.

Angenommen, daß nur 120.000 Fuß des belichteten Negativmaterials kopiert werden - von Szenen, die zweifellos unbrauchbar sind, läßt man bekanntlich gar keine Kopie anfertigen - so hätte Technicolor von diesen 120.000 Fuß eine Musterkopie zu 12 Cents je Fuß, insgesamt also für 14.400 Dollar anzufertigen.

Die endgültige Filmlänge sei, wie schon bemerkt, mit 8.000 Fuß angenommen und hiervon werden in USA üblicherweise 200 Kopien angefertigt; das ergibt 1.600.000 Fuß, und da der Preis je Fuß 5,5 Cents beträgt, belaufen sich die 200 Kopien auf 88.000 Dollar.
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Und damit lassen sich leidlich viele Dollars verdienen

Demnach erhält Technicolor bei einem Film:

18 000 Dollar für das Negativmaterial, 4 800 Dollar für das Entwickeln, 14 400 Dollar für das Kopieren der Muster, 88 000 Dollar für die Herstellung von 200 Kopien, insgesamt 125 200 Dollar.

Derselbe Film könnte in Schwarzweiß für 40 000 Dollar hergestellt werden, so daß sich die Mehrkosten für die Ausführung in Farben auf etwa 85 000 Dollar belaufen. Nicht gerechnet sind hierbei die Leihmieten für die Aufnahmekamera mit 90 Dollar pro Woche, das Honorar für den Farbensachverständigen mit 125 Dollar pro Woche und die Honorare für die Aufnahmetechniker mit 200, 100, 50 Dollar pro Woche (während vielleicht fest angestellte Schwarzweiß-Aufnahmetechniker unbeschäftigt weiter bezahlt werden müssen), was alles zusammen sich für eine Aufnahmezeit von sechs Wochen auf nochmals etwa 4000 Dollar beläuft.

Gegenwärtig, "wo" Spielfilme in Farben nicht hergestellt werden, machen bei Technicolor die Arbeiten für Disney etwa 1/8, die für andere Trickateliers etwa 1/10 und jene für Kurzfilme 1/2 des Auftragsbestandes aus (der Rest Verschiedenes). Die Gesellschaft stellt gegenwärtig etwa 450.000m im Monat her, für 1935 liegen Abschlüsse über monatlich rund 600.000m vor und man hofft, 1936 auf 900.000m monatlich zu kommen.
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Die aktuelle Lage der Technicolor-Gesellschaft ist befriedigend

Sieht sich danach die Lage der Gesellschaft immerhin als recht befriedigend an, so sind die Aussichten, die der Verfasser des vorliegenden Aufsatzes dem Technicolor-Verfahren bzgl. seiner allgemeinen Einführung in den Spielfilm eröffnet, weit weniger verheißungsvoll.

Er sagt, daß die Mehrzahl der Filmproduzenten schwer unter den Lasten zu leiden habe und ihre Jahresbilanz meist mit einem nur geringen oder auch gar keinem Gewinn abschließe. Zu den oben herausgerechneten Mehrkosten von 85.000 Dollar für die Herstellung in Farben wären etwa 50.000 Dollar hinzuzuzählen, die sich aus Zeitverlust und sonstigen Schwierigkeiten beim Arbeiten mit der neuen Materie ergeben.

Dieser Posten käme allerdings nur für die Zeit des Einarbeitens in Betracht und auch die photographischen Ausgaben würden sich in Zukunft verringern, da Technicolor bei größerem Umsatz seine Preise zu reduzieren gedenkt. Aber - so führt der Verfasser weiter aus - 135.000 Dollar sind eine beträchtliche Summe Geld für die laufende Produktion, in der nur wenige Filme hergestellt werden, die mehr als 50.000 Dollar kosten, und viele, deren Enstehungskosten zwischen 200.000 und 250.000 Dollar liegen (wozu dann noch etwa 200.000 Dollar an Verleih- und Vertriebskosten kommen).

Viele Gesellschaften würden es vorziehen, die 135.000 Dollar, wenn es sein muß, für die Heranziehung von Schauspielern mit großem Namen zu opfern; denn sie wissen, daß Namen Kassenmagneten sind, seien sich dessen in bezug auf die Farbe aber keineswegs sicher. Auf der anderen Seite arbeiteten die Vortrefflichkeit des Verfahrens und das große Interesse, das man der Farbe in Hollywood entgegenbringe, sehr für Technicolor.

Die Produzenten seien noch immer geneigt, die Farbe mit musikalischen Komödien oder mit Kostümfilmen zu verquicken. Aus dieser Tendenz müsse die Industrie herauswachsen, wenn es sich wirklich darum handeln soll, den Film zu revolutionieren. Möglicherweise würde indessen ein Produzent einen guten Farbenfilm nach einem herkömmlichen Manuskript und mit Farbexperten hersteilen, die sich auf ihre ureigene technische Sphäre beschränken - ein solcher Film würde sich am Broadway in einer Woche bezahlt machen!    

Kb.
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