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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Verschiedenes - Januar 1935

Verdeutschung der Röhrenbezeichnung

Auf Einladung des Fachverbandes der Rundfunkpresse e. V. hat am 5. Dezember 1934 in Berlin eine Besprechung der Rundfunk-Schriftleiter über die Verdeutschung der Röhrenbezeichnungen stattgefunden, an der auch je ein Vertreter der Röhrenfirmen „Telefunken" und „Valvo"' teilgenommen haben.

Dabei wurde beschlossen, künftig in allen Veröffentlichungen nur noch die in dem Bergtoldschen ???? Aufsatz „Deutsche Röhrenbezeichnung tut not" und Zusatz vorgeschlagenen Bezeichnungen - siehe unten - zu verwenden, sofern der Fachverband der Rundfunkpresse seine Genehmigung dazu erteilt. Dies ist geschehen.

Von Interesse ist folgende Begründung:

Wenn man an eine Verdeutschung der Röhrenbezeichnungen herangehen will, wird man zunächst bestrebt sein, die Röhren nach ihrem Verwendungszweck zu benennen. Das ist aber undurchführbar, weil für die gleichen Verwendungszwecke die verschiedensten Röhrenarten benutzt werden. Es bleibt also keine andere Möglichkeit, als die Röhre nach ihrem Aufbau zu bezeichnen.

In den ersten Jahren des Rundfunks hat man die Röhren nach der Zahl ihrer Gitter benannt. Diese Bezeichnung erwies sich schon nach kurzer Zeit als unbrauchbar, weil sie zu umständlich war und zur Kennzeichnung von gitterlosen Röhren und solchen, die neben den Gittern auch noch mehrere Anoden besitzen, nicht angewendet werden kann (z. B. bei Zweipol-Röhren, bisher Dioden).

Weil die Bezeichnung nach Gittern aus diesen und anderen Gründen unzweckmäßig erschien, hat man sich auch im Ausland dazu entschlossen, die Röhren nach der Zahl ihrer Pole (Elektroden) zu benennen. So entstanden die Bezeichnungen Tetroden, Penthoden, Hexoden usw., die von der deutschen Röhrenindustrie einfach übernommen wurden.

Die Bezeichnung nach Polen ist unzweideutig und leicht verständlich. Sie hat außerdem den Vorzug, bei der Übersetzung deutscher Fachaufsätze und fremdsprachlicher Fachaufsätze jeden Irrtum auszuschließen. Die neuen Bezeichnungen sind kurz, flüssig und einprägsam, also vom funktechnischen Schriftsteller leicht zu verwenden. Sie dürften sich deshalb in kürzester Zeit überall einbürgern.

Anmerkung für die technischen Schriftleiter!

Es ist auch vorgeschlagen worden, statt Kathode „Sprühpol“ und statt Anode „Fangpol" zu sagen. Der bisherige „Kathodenstrom" wäre demnach ein „Sprühstrom" und der „Anodenstrom“ ein „Fangstrom".

Diese neuen Bezeichnungen sind zweifellos verlockend. Es liegen aber noch nicht genügend Erfahrungen damit vor. Sobald das der Fall ist, wird darüber beschlossen, ob auch die Bezeichnungen „Sprühpol" und „Fangpol“ allgemein eingeführt werden sollen.

Nachfolgend sind die im einzelnen getroffenen Festsetzungen zusammengestellt:
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  • 1. Es wird grundsätzlich „Röhre", nicht „Rohr" gesagt.
  • 2. Entsprechend den von der Röhrenindustrie seinerzeit eingeführten Bezeichnungen werden die Röhren nicht nach der Zahl der Gitter, sondern nach der Zahl der „Pole" (Elektroden) benannt.

    Die Elektroden werden also grundsätzlich als „Pole“ bezeichnet. Demnach heißen:
  • Diode ............................Zweipolröhre
  • Triode ...........................Dreipolröhre
  • Tetrode .......................... Vierpolröhre
  • Penthode......................... Fünfpolröhre
  • Hexode ..........................Sechsoolröhre
  • Hepthode ........................ Siebenpolröhre
  • Okthode .........................Achtpolröhre

  • 3. Da es zwei Ausführungen der Vierpolröhren gibt, wird unterschieden in Vierpol-Schirmröhre und Vierpol-Raumladungsröhre. Sinngemäß werden die Fünfpolröhren getrennt in: Fünfpol-Schirmröhren (bisher Hochfrequenz-Penthoden), Fünfpol-Endröhren (bisher Endpenthoden).
  • 4. Zur Unterscheidung einzelner Röhrenarten dienen zusammengesetzte Bezeichnungen, z. B.: Fünfpol-Regelröhre (bisher Exponentia-Hochfrequenz-Penthode), Sechspol-Regelröhre (bisher Fading-Hexode).
  • 5. Röhren, bei denen in einem Kolben mehrere unselbständige Systeme enthalten sind, heißen im Sammelbegriff Verbundröhren. Ergibt sich aber bereits aus der Pol-Bezeichnung der Röhre, daß es sich dabei um eine Verbundröhre handelt, so bleibt der Zusatz „Verbund" fort, z. B.: Doppel-Zweipolröhre (bisher Duo-Diode), Zweipol-Dreipolröhre (bisher Binode, aus Diode und Triode bestehend), Dreipol-Sechspolröhre (bisher Fading-Mischhexode).
  • 6. Unter den Sammelbegriff Mehrfachröhren fallen alle Röhren, bei denen in einem Kolben mehrere selbständige Systeme enthalten sind. Als selbständig in diesem Sinne gelten nur Röhren mit eigenem Sprühpol (bisher Kathode, s. Begründung: „Anmerkung für Schriftleiter“).
  • 7. Die Bezeichnung Gleichrichterröhre soll künftig nur noch für solche Röhren verwendet werden, die zur Betriebsstromgleichrichtung benutzt werden. Die bereits eingeführten Bezeichnungen Einweg- oder Doppelweggleichrichter werden sinngemäß weiter verwendet.
  • 8. Empfangsgleichrichter (Audion, Anodengleichrichter) werden grundsätzlich als Empfangsgleichrichter bezeichnet.
  • 9. Das deutsche Wort Gitter bleibt bestehen, so daß Zusammensetzungen wie Steuergitter, Schirmgitter, Bremsgitter statt der technisch falschen Bezeichnung Fanggitter möglich sind.
  • 10. Der von Telefunken stammende Verdeutschungsvorschlag, die Röhren nach der Zahl der Gitter zu benennen, wird als unzweckmäßig abgelehnt.

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