Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Die 12. Große Deutsche Funkausstellung 1935
aus Heft 17 im September 1935 von Dr. Paul Hatschek, D.K.G.
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- Anmerkung : Diese Funkausstellung im August 1935 in Berln am Funkturm hatte für uns Historiker zwei ganz wichtige Neuvorstellungen.
Zum einen wurde "das Fernsehen" gezeigt und das (am Ende der Seite aufgeführte) völlig neue AEG Magnetophon K1 wurde vorgestellt.
Und dann brannte ganz am Anfang die gesamte hölzerne Halle komplett ab. Die Messe wurde um 5 Tage verlängert, weil einiges zu reparieren war.
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Einleitung und Vorabkommentar
Wenn man den Gesamteindruck der diesjährigen Funkausstellung in einen Satz zusammenfassen wollte, so müßte dieser lauten:
Zwar wurden keine revolutionären Neuheiten gezeigt, was ja auch angesichts der Entwicklungshöhe der Funktechnik nicht zu erwarten war, doch sind die qualitativen Fortschritte gegenüber dem Vorjahr überraschend groß und übertreffen in vieler Beziehung jene Erwartungen, die man an diese Schau knüpfen durfte.
Im Mittelpunkt der Funktechnik steht selbstverständlich immer noch das Empfangsgerät (also das Mittelwellen-Radio) mit seinen Zubehörteilen, weshalb in diesem Ueberblick auch von ihm ausgegangen wird.
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Neu abgeschirmte „Antennenzuführungen“
Unerwarteter Weise ist ein sehr beachtlicher Fortschritt auf dem Gebiet der Empfangsantenne zu verzeichnen. Längst geklärt war die Tatsache, daß das Verhältnis zwischen der hochfrequenten Empfangswechselspannung und dem durch lokale Störsender (laufende Motoren, Heilgeräte usw.) verursachten Störspiegel dann am günstigsten ist, wenn die Empfangsantenne als möglichst hoch auf dem Dach angebrachte Außenantenne ausgebildet wird.
Ebenso geklärt war die bedauerliche Notwendigkeit, die durch den Störnebel hindurch zum Empfänger führenden „Antennenzuführungen“ abzuschirmen, wodurch - auch bei bester Kabelausführung - ein kapazitiver Nebenschluß zwischen Antenne und Erde geschaffen wird, über den ein besonders bei langen Zuleitungen sehr erheblicher Teil der Empfangsspannung ungenutzt zur Erde abfließt.
Abb. 1 zeigt, wie die Kabelwerke Vacha A. - G. diesem Übelstand durch Schaffung eines Antennenkopplers wirksam begegneten, der zwischen Antenne und Antennenbuchse des Empfängers geschaltet wird und - nebst einem besonderen Zwecken dienenden, hier nicht weiter interessanten kleinen Kondensator - eine abgreifbare Selbstinduktion enthält.
Der neue Volksempfängers „Nordmark-Super"
Sieht man von der Umstellung sämtlicher G1eichstrom-Empfänger auf A11strom und der Neuschöpfung von Ultrakurzwellen-Empfängern ab, so ist zunächst die grundsätzliche Schaffung einer neuen Empfängertype für den Rundfunkbereich durch den Schöpfer des Volksempfängers, Ober-Ing. Greßing, zu erwähnen, die unter dem Namen „Nordmark-Super" von der Fa. Neufeldt & Kuhnke G.m.b.H. herausgebracht wird.
Der Kunde wünscht mehr Komfort
Was übrigens die Gruppe der Überlagerugsempfänger anlangt, so kann im allgemeinen festgestellt werden, daß alle führenden, hier nicht näher aufzuzählenden Gerätefirmen in ihren teuersten Spitzengeräten einen Grad des Komforts erreicht haben, der schlechthin kaum zu überbieten ist.
Als eine der bemerkenswertesten Neuerungen ist die Verstellbarkeit der Bandbreite zu erwähnen, die als solche Notwendigkeit empfunden wird, daß einzelne Firmen (z. B. Dr. Dietz & Ritter) sie sogar bei einfacheren Empfängertypen vorsehen.
Die Qualitätsansprüche des Publikums sind übrigens derart gestiegen, daß ganz allgemein der Niederfrequenzteil, der Lautsprecher und die Gehäuseform ganz allgemein und sehr erheblich verbessert wurden. In diese Gruppe von Verbesserungen gehört die allmähliche Abkehr von der Pentode als Endröhre und der Übergang zu Eingitterröhren oder Gegentaktendstufen, womöglich - zur Verringerung des Brummtons - bei indirekter Röhrenheizung, der Übergang von der üblichen Innenspinne des Lautsprechers zur Außenspinne (Dietz & Ritter) und die Entwicklung von Empfängergehäusen, die zufolge ihrer Dimensionierung wie eine ideale Schallwand wirken (Telefunken).
Auch dem Minderbemittelten den Erwerb ermöglichen
Besonders glücklich war der Gedanke der Firma Dr. Dietz & Ritter, auch dem Minderbemittelten den Erwerb eines einwandfreien Ueberlagerungsempfängers zu ermöglichen. Dies wurde dadurch verwirklicht, daß diese Firma einen „Vorsatz-Super" schuf, der nebst einer Röhre, die zur Erzeugung der Oszillatorschwingung und der Mischung mit der Empfangsschwingung dient, alle Schaltelemente der Eingangsstufe eines Superhets enthält. Ergänzt wird diese Eingangsstufe zu einem vollständigen Superhet durch Anschluß eines Volksempfängrs, dessen erste Stufe dann als Zwischenfrequenz-Verstärker wirk, nachdem der Volksempfänger (man beachte den Kommentar) "ein für allemal" auf die Wellenlänge von 800m, entsprechend der gewählten Zwischenfrequenz von 375 kHz eingestellt wurde.
- Anmerkung : Hier steht versteckt zwischen den Zeilen, daß der reichsdeutsche dumme Minderbemittelte somit keine ausländischen Sender mehr hören konnte, sondern nur den Reichssender Adolf Hitlers aus Berlin.
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Bessere Selektion und Klangqualität
Auch den einfacheren Empfängertypen wurde erhöhte Sorgfalt gewidmet. So hat Dr. Dietz & Ritter alle Empfänger mit Bandfiltereingang ausgestattet, was zugleich bessere Selektion und Klangqualität zur Folge hat, während AEG, Siemens und Telefunken eine interessante Anordnung und Schaltung gefunden haben, durch die in der Praxis die Bedienung des Rückkopplungsknopfes vollständig entfällt, der Grad der Rückkopplung, sobald er einmal eingestellt ist, für den gesamten Rundfunkwellenbereich konstant bleibt.
Fernseh-Empfang des 180-Zeilenbildes
Auf dem Gebiete des Fernsehens bietet sich das beinahe tragisch zu nennende Schauspiel, daß die Technik in rasendem Tempo vorwärts schreitet, die Forderungen des Publikums (oder deren Wortführer) aber in gleichem Tempo zunehmen, so daß noch nicht abzusehen ist, in welchem Zeitpunkt man zu einem technisch und wirtschaftlich tragbaren Kompromiß gelangen wird.
Technisch ist der augenblickliche Stand der Entwicklung dadurch charakterisiert, daß eine ganze Reihe von Firmen - voran Telefunken - den recht einwandfreien Empfang des 180-Zeilenbildes meistert, so daß man eigentlich nur noch bessere Flimmerfreiheit und Verzeichnungsfreiheit wünschen möchte.
Die erstere wird bereits teilweise mit gutem Erfolg durch das Zwischenzeilenverfahren bekämpft, welches darin besteht, daß die Reihenfolge der Zeilenabtastung nicht mehr 1,2,3,4 usw. ist, sondern etwa 1,3,5 usw., woran sich dann 2,4,6 usw. anschließt.
Der gewaltige Luftdruck, dem die großen und luftleeren Braunschen Röhren ausgesetzt sind, erfordert eine gewölbte Ausbildung des Kolbenbodens und damit des Fluoreszenzschirmes. Die Bekämpfung der Verzerrungen dürfte daher zur Voraussetzung haben, daß der Grad dieser Wölbung normiert wird, worauf man z. B. bereits senderseitig eine solche Bildverzerrung herbeiführen könnte, daß diese durch die empfängerseitige Verzerrung eben wieder kompensiert wird.
Der Übergang von der Mechanik zur Braunschen Röhre
Senderseitig ist übrigens als neueste Entwicklungsstufe der Übergang von mechanischen Lichtstrahlabtastern zu solchen mit Braunscher Röhre zu verzeichnen, so daß dieses Gerät immer mehr zum Herzorgan der gesamten Fernsehtechnik wird, wodurch dessen Fabrikationfsragen gesteigertes Interesse finden.
Einen gewaltigen Fortschritt in dieser Richtung bildet die von Dr. Busse im Rahmen der C. H. F. Müller A.G. in Hamburg entwickelte, in Abb. 4 gezeigte neue Bauform. Wesentlich ist an ihr ein mit besonderer Präzision hergestellter Calitkörper, der so mit Schlitzen usw. ausgestattet ist, daß alle notwendigen Blenden und Elektroden, an denen die heutigen Röhren (Elektronenoptik!) überreich sind, mit einfachen Handgriffen eingesetzt und verstiftet werden können. Ein „Verziehen", d. h. nachträgliche Lageveränderungen, der Blenden und Elektroden während des Betriebes sind dadurch unmöglich und die früher so heikle Braunsche Röhre ein robuster Gebrauchsgegenstand geworden.
Telefunken-Karolus zeigt Großbildvorführung
Das alte Bairdsehe Fernsehen in Großprojektion, daß z. B. vor einigen Jahren in der Berliner Skala als Programmnummer gezeigt wurde, ist von Telefunken-Karolus erstaunlich verbessert worden.
Man zeigte mittels eines Tableaus von 10.000 Glühlampen, die durch einen Abtastsender gesteuert wurden, Brustbilder von Personen, die in einer Kabine abgetastet wurden, während sie gleichzeitig ein Mikrophon besprachen, wobei die Sprache über Verstärker auf Großlautsprecher übertragen wurde.
Die Bildqualität war, wie dies Abb. 5 veranschaulichen dürfte, von überraschend guter Qualität. Telefunken sieht einen Verwendungszweck darin, bei öffentlichen Ansprachen nicht nur die Stimme, sondern auch den Anblick des Redners großen Zuschauermassen zugänglich zu machen.
- Anmerkung : Auch das ist alleine auf Hitler und Goebbels gemünzt, denn der gewöhnliche Volksdeutsche sollte immer den Führer und seinen Minster vor Augen haben.
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Neue Großbereichverstärker
Die Zahl der marktgängigen Verstärker - vom kleinen Batterieverstärker bis zu 300-Watt-typen - hat gewaltig zugenommen. Für größere Leistungen hat der B-Verstärker das Gebiet erobert, um offenbar allmählich auch das Gebiet mittlerer und kleinerer Leistungen zu beherrschen. Als Neuerscheinung tauchte der Philip-Großbereichverstärker auf, ein Gegentaktverstärker, dessen Endröhren zwar ihren Abeitspunkt im geradlinigen Teil der Kennlinie haben, bei welchem aber eine - aus den gleichgerichteten Sprechwechselströmen durch Spannungsabfall gewonnene - Verschubspannung bewirkt, daß sich der Arbeitspunkt proportional der Amplitude der Sprechströme bis zum Kennlinienknick verschiebt.
Neue Werkstoffe für Permanentmagnete
Fast unglaubhaft sind die von den Deutschen Edelstahlwerken, Krefeld, im abgelaufenen Jahr erzielten Fortschritte in bezug auf Werkstoffe für Permanentmagnete, die durch neue Kobalt-Titan-Legierungen ermöglicht wurden.
Ueber diese Fortschritte und die Zusammenhänge zwischen Werkstoffeigenschaften und Magnetformen soll in einer besonderen Arbeit berichtet und hier nur bemerkt werden, daß bereits Luftspalt-Induktionswerte von 18.000 Gauß erreicht wurden und damit der fremderregte dynamische Lautsprecher vermutlich in Bälde seine Lebensberechtigung verliert.
Eine überraschende Neuerscheinung
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Das von der AEG herausgebrachte "Magnetophon"
Abschließend sei noch einer überraschenden Neuerscheinung gedacht, des von der AEG herausgebrachten Magnetophons (vgl. Abb. 6).
Es handelt sich um ein Gerät für elektromag- netische Tonaufzeichnung, bei welchem als Aufzeichnungsträger ein von der I.G.-Farben- industrie nach Pfleumerschen Patenten hergestelltes Filmband dient, in welches Stahlpulver eingebettet ist. Die Vorzüge dieses Aufzeichnungsträgers in bezug auf Gleichmäßigkeit der magnetischen Eigenschaften, geringes Gewicht, Schneidbarkeit (Tonmontage) usw. liegen auf der Hand.
Das Aufnahmegerät wurde mit jedem erdenklichen Komfort zwar nur für Diktierzwecke und Speicherung von Reden entwickelt, doch bewies die Wiedergabe von Musik und Gesang, daß es auch für eine Reihe von künstlerischen Zwecken durchaus ausreicht.
- Anmerkung : Nach unseren Unterlagen beruhte das Magnetband nur auf einem Pfleumerschen Patent.
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