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2021 - In den Unterlagen des Günter Bartosch aufgetaucht

von Gert Redlich im Juli 2012 - Beim Aufräumen und Sondieren der noch nicht gesichteten Buch- und Papierberge ist mir der sechste gelbe Ordner von Günter Bartosch ins Auge gefallen. Hier stehen die etwa 600 Seiten aus den ersten fünf Ordnern.

Es geht um ein angefordertes "Arbeitszeugnis" für Walter Bruch aus dem Juni 1947. Dieses Zeugnis hatte ich noch nie irgendwo gesehen oder als Erwähnung gefunden. Und dieses Zeugnis (hier als Fotokopien) im Bestand von Günter Bartosch ist sehr verwirrend.

Günter Bartosch hatte als 16 Jahre alter Junge zum Ende des 2.Weltkrieges schlimme Zeiten mitgemacht, mitmachen müssen. Um so mehr erstaunt und enttäuscht mich, daß er dieses Zeugnis - als doch recht offensichtlicher sogenannter "Persil-Schein" erkennbar, so hoch einschätzt und als "wahre" korrekte Grundlage für seine Laudatien über das (verstorbene) Ehrenmitglied des inzwischen erloschenen Fernsehmuseumsvereins benutzt.
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Das Dokument besteht aus 3 Teilen (Seiten)

Da ist die Seite 1 - der Teil mit den Aufzählungen, die nachweislich ganz ganz weit hergeholt sind. Die Iconoscope Olympiakanone von 1936 stammt nachweislich von Emil Mechau und Walter Heimann und Dr. Schröter.

Dr. Fritz Schröter als Chef dieser Telefunken- Fernseh- Abteilung hat in seinen (vor 1945) veröffentlichten Bewertungen alle seine verdienten und namentlich benannten Mitarbeiter klassifiziert und bewertet. Ein Walter Bruch war vor 1945 nicht dabei. Aus anderen Unterlagen entnehme ich, daß Walter Bruch als Techniker bei Telefunken angestellt war und nicht als Ingenieur. In der Technikerschule Mittweida (nach letzten Informationen würde man diese Schule heute als Berufsschule bezeichnen) wurden damals Techniker ausgebildet, keine Ingenieure.
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Viel gravierender war jedoch, daß Dr. Schröter zu der Zeit (1947) gar nicht in Deutschland war. Er war im Krieg Chef bei einem extrem kriegswichtigen Unternehmen und Kriegslieferanten und somit erheblich belastet und mußte bis weit nach 1949 in Paris bei Freunden "überwintern". Die Militärbehörden in allen drei Zonen samt der Russen hätten Dr. Schröter nicht frei herumlaufen lassen. Weiter unten kommt der Text nochmal.
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Auf Seite 2 des Zeugnisses

Auf Seite 2 wird auf die aufgelisteten Arbeitsgebiete "vor dem Zusammenbruch"- das war das Kriegsende im April 1945 - verwiesen und ..... das Zeugnis datiert vom Juni 1948.

Auf dem Begleitschreiben, das wäre Dokument Nummer 3, wird auf die (angeblich) von Dr. Schröter gemachten Angaben verwiesen.

Das kann aber nicht sein, weil Dr. Schröter als (nationalsozialistisch) hochbelasteter Mitarbeiter (und NSDAP Mitgrlied) der obersten Telefunken Führungsebene, also bei einem ganz besonders kriegswichtigen Unternehmen (Radargerät Würzburg) in Nachkriegsdeutschland keinen Fuß mehr auf den Boden bekam und bis Ende 1949 gezwungenermaßen nach Paris ausgesiedelt bzw. umgezogen war.

In seiner eigenen Vita schreibt er, daß er in dieser Zeit keinen Kontakt mehr nach Deutschland hatte - wegen der Militärbehörden und seines Berufsverbotes. In der russischen Zone wäre er sogar in Lebensgefahr gewesen.

Was aber ganz besonders nachdenklich stimmt, daß das Begleitschreiben ein Jahr vorher datiert, nämlich vom Juni 1947.
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Ein Gefälligkeits-Zeugnis, man nannte es einen "Persil-Schein"

Die Originale dieser Unterlagen könnten sich in den Restbeständen des Fundus des ehemaligen Fernsehmuseumsvereins befinden. Die gesamten Bestände wurden aber in 2010 der Stadt Wiesbaden, dem Kulturamt "übegeben". Ob davon noch irgendetwas vorhanden ist, ist vage. Ich habe bis in 2021 nie wieder etwas davon gehört.
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Hinweise aus einer ganz anderen "Ecke" .....

Im Frühjahr 2012 hatte ich angefangen, die dicken Bücher von Heinrich Fraenkel und Curt Riess über die Entwicklung des Films aufzuarbeiten. Neben den insgesamt 4 dicken Wälzern und weiteren Büchern haben beide Autoren unabhängig voneinander eine umfangreiche Biografie ihres Lebens ebenfalls in Buchform verfaßt. Beide Autoren kamen nach dem April 1945 als angloamerikanische Presseoffiziere (ein englischer und ein amerikanischer) zurück nach Berlin und beschrieben diese Zeiten bis etwa 1956 sehr ausführlich.

Und in beiden Zeitzeugen-Berichten kommen die Befragungen und unerfreulichen Entnazifizierung-Bemühungen ausgiebig zur Sprache. Dort wurde auch das gegenseitige Ausstellen von diesen sogenannten "Persil-Scheinen" angesprochen. Die Seilschaften und Verbindungen der NS-Herrschaft hörten ja nach dem April 1945 nicht urplötzlich auf zu existieren.

Auch der langjährige Chefredaktuer der HörZu im Springerverlag Eduard Rhein schreibt in seinem Buch "Ein Jahrhundertmann", wie es nach 1945 mit den "belasteten" Deutschen aus den Führungsetagen der großen kriegswichtigen Firmen weiter ging.
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Hier die Fotokopien der Zeugnisseiten :

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