Über Walter Bruch und "sein" PAL Patent.
Es geistern viele Halbwahheiten und Legenden um die PAL- Geschichte und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis man bei den Recherchen auf eigentlich belanglose Informationen stößt, die dann aber wieder sehr erhellend sein können.
In der Funkschau Heft 19 aus 1970 steht:
Fakten
AEG-Telefunken, Inhaber der PAL-Patente, hat Lizenzen für die Fertigung von Farbfernsehgeräten nach dem PAL-System bisher nur an Fabriken in den Ländern gegeben, die das PAL-System eingeführt haben. Infolgedessen sind am europäischen Markt auch noch keine japanischen Farbgeräte aufgetaucht.
Jedoch keine Regel ohne Ausnahme: Farbgeräte aus Frankreich - dem Secam-Land - dürften demnächst auch im Bundesgebiet angeboten werden (vgl. unseren Bericht von der Hannover-Messe, Heft 12/1970, Seite 399). Hierzu teilt uns AEG-Telefunken mit, daß man sich bereit erklärt hat, im Interesse des Abbaus der Barrieren zwischen PAL und Secam der französischen Industrie PAL-Lizenzen zu gewähren.
Dazu trug bei, daß zwischen AEG-Telefunken und der Compagnie Francaise de Television (CFT, Inhaber der Secam-Schutzrechte), eine „Nichtangriffs- vereinbarung" (siehe Kommentar weiter unten) bezüglich ihrer Schutzrechte geschlossen wurde; CFT hat Secam-Lizenzen auch an deutsche Firmen erteilt. Es ist bekannt, daß in Frankreich Secam-Empfänger unter den Namen deutscher Hersteller vertrieben werden. Überdies spielt die Secam-Lizenz auch eine Rolle bei der Herstellung von Zwei-Normen- Empfängern, die in Grenzgebieten verkauft werden.
- Zu der Tatsache, daß einige italienische Fabriken PAL-Farbgeräte für den Export fertigen, obwohl in Italien noch keine Entscheidung pro oder contra PAL gefallen ist, gibt AEG-Telefunken keine Stellungnahme ab. Desgleichen nicht zu den Bemühungen der japanischen Hitachi-Gruppe, PAL-Lizenzen im Austausch gegen eigene Schutzrechte zu erhalten.
Hier steht es also absolut korrekt und unmißverständlich:
"AEG-Telefunken, Inhaber der Pal-Patente".
Es ist also nicht so, wie es in verschiedenen Foren behauptet wurde, Walter Bruch sei der "Inhaber" des PAL Patentes. Er ist dort als der Erfinder benannt, wobei ich kritisch angemerkt hatte, daß in anderen ähnlich bedeutenden oder gar bedeutenderen Fällen jeweils (oder besser "sehr sehr oft") das ganze Team als Erfindergruppe eingetragen wurde.
Und nach bisheriger Recherche hatte die Entwicklung des Magnetbandgerätes und des Videorecorders einen erheblich größeren Einfluß auf diese Welt als die deutsche "NTSC Variante" PAL oder gar SECAM.
Auch die MP3 Audio- Kompressionstechnologie des Fraunhofer Institutes Erlangen hatte weltweit einen erheblich größeren "Impact" (= eine "gewaltsame" Veränderung) als die eigentlich marginale "PAL Modifikation". Im Nachhinein wissen wir ja, daß es NTSC eigentlich auch getan hätte. Mehr über die modernen hochintelligenten NTSC Fernseher (mit Fuzzi-Logic) steht auf der NTSC Seite.
Es ist natürlich auch klar, daß in Laudatien möglichst nichts über Mißerfolge angemerkt wird. So hatte Telefunken das sogenannte "PAL Patent" erst im 3. Anlauf bekommen, weil die einzelnen Grundlagen schon Jahre vorher bekannt waren.
Über das von den Franzosen so hartnäckig verfochtene SECAM Patent gibt es auch noch solch eine Geschichte, die so Einiges bei SECAM in Frage stellt. Und bereits 1975 wurde von einem international anerkannten amerikanischen Fachmann (Joe Roizen) der Darmstädter Fernsehfabrik "Fese" bestätigt, daß das von den Darmstädtern gezeigte SECAM das bessere SECAM ist (also war) als das originale SECAM aus Frankreich, wie peinlich.
Diese Aussage wurde über 30 Jahre unter strengem Verschluß gehalten. (Thomson hatte am Ende die Fese in Darmstadt samt der Philips Broadcast, der Kamerabateilung in Breda, übernommen aber inzwischen -2011- wieder abgestoßen.)
Aber lesen Sie selbst . . .
Es ist auch nicht ersichtlich, wieso Telefunken hier von Patenten im Plural spricht. Es gibt nur ein wesentliches PAL Patent. Die beiden Vorläufer-Anmeldungen wurden ja vom Patentamt abgelehnt.- - - Das ist eben so beim Marketing, der Werbetexter muß immer etwas übertreiben.
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