Okt. 2010 - Einem Zeitungsbericht aus Wiesbaden zufolge ist es jetzt offiziell. - Der Förderverein ist am Ende (also zuende).
Ein Kommentar von Dipl. Ing. Gert Redlich / Wiesbaden :
Der "Förderverein Museum für Deutsche Fernseh- geschichte - RFM e.V." (RFM steht für "Rundfunk und Fernseh- Museum") wurde bereits am 21. Juni 1979 in Framersheim bei Alzey gegründet.
Die Zielsetzung des Vereins bei der Gründung war, die professionelle Fernsehtechnik und auch die deutsche Fernsehgeschichte zu bewahren und in einem eigenen - ganz besonderen - speziellen Museum (für professionelle Fernsehtechnik) der ganzen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
So weit so gut. Es hatte dann aber 30 Jahre lang nicht geklappt. Einer der Vorsitzenden (Herr Horst Gotzmer vom ZDF) gab um 2000 herum sein Amt von sich aus auf, klug und vorausschauend, um Platz für eine richtige (menschliche) "Zugmaschine" bzw. "Marketing-Kanone" zu machen.
Also Platz für jemanden wie Thomas Gottschalk oder eine(n) der ZDF Moderatoren(innen), die, wie bei den großen Verbänden, Vereinen, Stiftungen oder POP-Gruppen, den nicht nur sympatischen sondern auch den agilen "Frontmann" stellt und die dringend benötigten Sponsoren aquiriert bzw. "aufreißt".
(Man nennt das heutzutage "Fundraising" - Spenden beschaffen bzw. betteln.) Das klappte aber alles nicht, weil die beiden Nachfolger (im Vereins-Vorsitz) Ottfried F. Herber und Ulli Erdt sich und ihre nicht nur diesbezüglichen Fähigkeiten um Einiges überschätzt hatten.
Jetzt zu dem Artikel im Wiesbadener Tagblatt, von dem ich einzelne Absätze zitiere:
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16.10.2010 - Wiesbaden - Fernsehgeschichte - "Unersetzliche" Exponate sollen in das Stadtmuseum integriert werden.
WIESBADEN - Von Bertram Heide
Zitat: Der "Förderverein Museum für deutsche Fernseh- geschichte" steht vor dem „Aus“. Am Mittwoch fasste der Vorstand den Beschluss zur Auflösung des Vereins zum 31. Oktober; eine außerordentliche Mitgliederversammlung ist einberufen, um die Auflösung letztendlich zu vollziehen.
„Der Verein ist sehr überaltert, und wir kriegen auch keinen Nachwuchs mehr“, bedauert Ulrich Erdt, einer der Aktiven, im Gespräch mit dem Tagblatt. Derzeit habe man 43 Mitglieder, alles Mitarbeiter von ARD und ZDF, die zudem noch über die gesamte Republik verstreut seien. Die wichtige Arbeit vor Ort bleibe an einigen wenigen hängen. „Das ist kaum zu schaffen.“
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Anmerkung / Kommentar 1 :
Seit meinem ersten Kontakt zu diesem Förderverein im Dezember 2006 haben mindestens 20 deutlich jüngere "Interessierte vom Fach" versucht, sich als neue Mitglieder für den Verein und dessen hehre Aufgaben "einzubringen".
Einige haben nach den ersten Kontakten und der dümmlichen plumpen Animation des Vorstandes zum Staubwischen ganz schnell wieder "die Kurve gekratzt". Von anderen mit mehr Ausdauer wurde bereits viel früher in 2002 keiner als Mitglied akzeptiert, schon gar nicht, wenn er den "alten" Mitgliedern zu widersprechen wagte.
Es ist von dem "Kern der Verbliebenen" schlichtweg gelogen, man bekäme keinen Nachwuchs (mehr). Es war bzw. ist immer noch erhebliches Interesse da draußen vorhanden. Alleine mir sind 4 Mitarbeiter des ZDF namentlich bekannt, die dort mitmachen wollten. Ich selbst habe mindestens 15 Interessenten (teilweise auch wieder alte Bekannte vom ZDF) animiert, dort mal vorbeizuschaun und sich einzubringen.
Die sogenannten "Wenigen" des Vereins (eigentlich nur einer) haben sich mit Vehemenz an die (gigantische) Arbeit geklammert und andere rausgemobbt. Es waren ehemals eigentlich genügend motivierte Mitmacher da, die sich aber einer nach dem anderen - sichtlich frustriert oder schon richtig verärgert - zurückgezogen hatten.
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Solche beschämende "Wahrheiten" werden in dem Artikel natürlich von keiner Seite angesprochen. Doch die inzwischen vorhandenen Unterlagen sprechen eine ganz andere Sprache.
Das ZDF hat mit etwa 3500 Mitarbeitern in Mainz ein riesiges Potential, wenn nicht (siehe rechts) ..... solche Ablehnungsschreiben in Mengen verschickt worden wären. Initiiert hatte dieses Schreiben Herr Ottfied Herber - und nicht die Unterzeichnerin Frau Brandt Odenthal
Das Schreiben rechts entlarvt den Unsinn, der von den "Alten" gemacht wurde, die einfach nicht loslassen wollten.
Nachtrag in 2013/2014 - das Erbe des Günter Bartosch
Im Sommer 2013 habe ich sehr überaschend und völlig unerwartet das Erbe eines der vier letzten mehr oder weniger Aktiven des Fördervereins antreten dürfen. Brigitte Buschkötter (Juni 2017†), die Schwiegertochter von Günter Bartosch (1928 - 2013†) hatte mir angeboten, alleine oder mit mir zussammen aus dem gewaltigen Nachlass alles das auszusuchen, das ich gerne hätte haben wollen.
Für mich war dabei sehr erstaunlich :
Keiner wollte diesen Nachlass haben, die (staatlichen) Sender HR und ZDF nicht, die Museen nicht, die Stadt Wiesbaden nicht, die letzten Erben des verendeten Födervereins auch nicht, wirklich niemand. -
Es war übrigens "sehr" viel - bestimmt 2 Tonnen an Büchern und Videokassetten und ich habe mich auf ca. 450 Kilo beschränkt (leider zwangsläufig beschränken müssen).
Günter Bartosch hat sehr viel - beinahe extrem viel - aufgeschrieben, auch über die vielfältigen Bemühungen und massenweise Versuche, etwas aus der großen Sammlung im Lager des Museumsvereins zu machen.
Es steht aber auch viel über die krusen Gedanken des ersten Vorsitzenden O. F. Herber drinnen, das ich so nach und nach sichten werde. Ob die letzten vier Macher wirklich Freunde oder nur Gleichgesinnte oder notgedrungene "Bewahrer des vermeintlichen Schatzes" waren, kommt in den Dokumenten nirgendwo zu Sprache.
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Eine Frage des finanziellen Überlebens . . .
Zitat: „Für uns ist das Ganze auch eine Frage des finanziellen Überlebens“, erklärt Ulrich Erdt. Zehn Jahre hatte der Förder- verein seine Exponate in einer Lagerhalle im Industriepark Amöneburg untergebracht. Als dort die Miete von 1.900 auf 3.300 Euro monatlich angehoben wurde, war für die engagierten Fernsehleute das Ende der Fahnenstange erreicht.
Im Januar zog man mit Sack und Pack um : in eine Lagerhalle in der Hohenstaufenstraße und damit in unmittelbare Nähe des Deutschen Filmhauses an der Murnaustraße.
Restforderungen des Amöneburger Vermieters sind beglichen, jetzt stellt ausschließlich der Nachwuchsmangel dem Förderverein ein Bein. „Bald wird es keinen mehr geben, der weiß, wie man die alten Maschinen bedient“, befürchtet Ulrich Erdt „und ich werde dann wohl der Letzte sein, der das Licht ausknipst.“
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Anmerkung / Kommentar 2 :
Hier steht auch kein Wort davon, daß es in den letzten 30 Jahren (oder zumindest in den letzten 10 Jahren) nicht mal gelungen war, ein auch nur annäherndes Inventarverzeichnis dieser angeblich so kostbaren Exponate zu erstellen, um zumindest mal den virtuellen Wert dieses Fundus zu dokumentieren. - Und daß nach 10 Jahren die Lager-Miete irgendwann mal an marktübliche Tarife angepaßt würde, mußte eigentlich jedem "Vorstands"mitglied bereits Jahre vorher schon klar gewesen sein. Doch das wurde entweder sträflich verdrängt oder einfach ignoriert.
Daß dann der (Zwangs-) Auszug aus dem alten Kasteler Möbel- Lagerhaus im Frühjahr auch wieder an die 30.000 Euro verschlungen hat, wird ebenso tot geschwiegen. Aus welchen Budget wurde das eigentlich ge- oder entnommen ?
Natürlich wird es bald Keinen mehr geben, der die alten Geräte bedienen kann, wenn diese überhaupt noch funktionieren. Von Fachleuten für die Reparaturen brauchen wir gar nicht mehr zu reden. Daran krankt sogar das große Technik Museum in Berlin mit deren Fernsehausstellung. Doch der Vorstand hier in Wiesbaden hatte genügend Zeit, sich um neue Mitglieder zu bemühen. Es gab genügend Interessenten.
Und bezüglich des letzten Satzes: Hatten wir das nicht Ende 1989 schon mal :
Eine Glosse aus Ostberlin etwa 1988/1989 :
"Herr Honnecker, wenn Sie dann auch gehen, machen Sie doch bitte das Licht aus."
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Der Wert der Sammlung ?
Zitat: Ist damit die Sammlung unersetzlicher Exponate aus 125 Jahren deutscher Film- und Fernsehgeschichte für immer verloren? Das wäre jammerschade - und eigentlich auch unverantwortlich.
So hat denn auch (Anmerkung: die damalige) Kulturdezernentin Rita Thies einen politischen Rettungsanker ausgeworfen und eine Magistratsvorlage auf den Weg gebracht, die den Stadträten demnächst zur Entscheidung auf die Tische flattern wird.
Hauptpunkte des Papiers: Die Exponate des Fördervereins werden in den Bestand des (in 2022 immer noch zu errichtenden) Stadtmuseums übernommen. Die 24.000 Euro (Anmerkung : pro Jahr), mit denen das Kulturamt bisher den Förderverein unterstützte, werden dafür verwendet, die Mietkosten für die Lagerhalle an der Hohenstaufenstraße zu decken.
Kurzkommentar 3a
..... aus Feb. 2014 zu obiger Zielsetzung: Das Stadtmuseum ist in Wiesbaden sehr umstritten, die Gelder dafür sind auch nicht (mehr) vorhanden, der schon mal auf Vorrat eingestellte hochdotierte Museums-Direktor hat nach (ich glaube) 6 vergeblichen Jahren in 2013 mangels eines Museums die Stadt Wiesbaden verlassen und ein solches Stadt-Museum ist auch in 2014 in weite Ferne gerückt.
Übernahme der Exponate ?
Das geht (gilt) doch nur für die Geräte und Teile, die im Eigentum des Vereins (also nicht nur in seinem Besitz) sind bzw. waren. Es sind aber tausende von sogenannten Leihgaben darunter, Dauerleihgaben, die dem Verein zweckgebunden geliehen wurden. Nach den bisher eingesehenen Unterlagen der Fernseh GmbH Darmstadt, (Rechtsnachfolger Grass Valley) wird da in Wiesbaden richtige Freude aufkommen, wenn man nun als Stadt den Buchstaben der Verträge folgen müsste. Zumindest der Verein hatte diese Listen nie gepflegt oder aktualisiert.
Anmerkung / Kommentar 3b :
Über den Wert dieser Sammlung bzw. des Fundus gibt es hier auf diesen Museumsseiten bereits an anderen Stellen deutliche und entlarvende Vergleiche. In Pfungstadt zum Beispiel hat sich bereits ein zumindest historisch deutlich höherwertiger privater Fundus angesammelt, weil dort viele Exponate von weit vor 1952 gesammelt wurden, vor allem auch viele historische Dokumente.
Und in dem gigantischen Fundus der Deutschen Museums- stiftung in Heusentamm (es ist das Rückgrat des Musuems für Kommunikation am Schaumainkai) steht etwa das fünffache an Geräten und Teilen (im Vergleich zu Wiesbaden).
Und dort gibt es wirkliche historische Geräte von weit vor 1945. Es sind dort übrigens 15.000 Quadratmeter Fläche auf 2 riesigen Etagen. - Wenn wie weiter oben von historischen Geräten von 125 Jahren Fernsehgeschichte hier in Wiesbaden sinniert wird, ist das leider totaler Unsinn. Solche Teile sind hier in Wiesbaden gar nicht vorhanden.
Über das 30 Millionen teure Wiesbadener Stadmuseum ist der Stab noch nicht endgültig gebrochen, doch eine zu große Zahl an Buschtrommlern meldet, es bleibt eine (einstmals sehr teure) Vision. Man wolle oder solle oder müsse zuerst mal die Rhein-Main-Hallen mit vielleicht 85 Millionen umbauen oder ergänzen.
(Anmerkung: In 2012 sind wir schon bei 120 Millionen, in 2014 sind es bereits 190 Millionen und in 2015 spricht man ganz ungeniert von 215 Millionen "Euro" und die neue Formulierung von "Filzbaden" nahm ihren Lauf.)
Dann ist unser (inzwischen ehemals) baufälliges Wiesbadener Jungendzentrum "Schlachthof" ein wesentlich wichtigerer Brennpunkt der Zukunftssicherung für diese Stadt mit auch deutlich über 8 Millionen, eher 12 Milionen. Und wir sprechen hier nicht von "Lire", sondern von Euro.
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Wie geht es weiter ?
Zitat: Stadträtin Rita Thies ist überzeugt, eine gute Lösung gefunden zu haben, der alle ihre Magistratskollegen in den nächsten Wochen auch zustimmen können. „Film- und Fernsehgeschichte gehören zu Wiesbaden“, verweist die Kulturdezernentin auf die lange Tradition der Filmkunst in der Stadt. „Aber auf ein eigenes Museum für Deutsche Fernsehgeschichte würden wir in Wiesbaden sicherlich viele Jahre warten müssen“, lacht sie. Unter dem Dach des Stadtmuseums weiß Rita Thies jedenfalls die Exponate aus dem Südosten der Stadt gut aufgehoben.
Anmerkung / Kommentar 4 :
Einzig positv daran ist, die "Regie" (andere hatten es inzwischen als beratungsresistenten Starrsinn bezeichnet) wurde den alten Herren entzogen und sie wird vielleicht mal in professionelle Hände gelegt. Klar ist natürlich, daß eine temporäre oder gar dauerhafte Fernsehausstellung unter dem Dach eines "Stadtmuseums" die gleiche (bescheidene oder gar traurige) "gigantische" Zugkraft haben wird, wie unsere kleinen 12 oder 13 Wiesbadener (Vorort-) Heimatmuseen - mit alten Nähmaschinen, Puppenwagen, Nachttöpfen, Wohnzimmerlampen, Rasiermessern, Alu-Kochtöpfen usw.
Ich hatte im Herbst 2010 gezielt Mäuschen gespielt und vier solcher Vorstadt-Museen jeweils einige Stunden "bewacht" und die Besucher gezählt und zur (gerichtsfesten) Dokumentation sogar fotografiert. Man kann sie an ganzen zwei Händen abzählen. Ich hatte mir nämlich die Beine in den Bauch gestanden.
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Diese einzigartige Sammlung ?
Zitat: Ulrich Erdt und seine Aktiven werden zwar ihren Förderverein auflösen, ihre Leidenschaft für die Fernsehgeschichte damit aber nicht aufgeben. Der Vorstand beschloss jedenfalls die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft. „Wenn es um die deutsche Film- und Fernsehgeschichte geht, wollen wir der Stadt weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie unterstützen“, erklärt der ZDF-Redakteur. Aufatmen ist also angesagt bei den Film- und Fernsehfreunden. „Uns ist es besonders wichtig, dass diese einzigartige Sammlung an Maschinen und Geräten nicht zerschlagen und in alle Winde verkauft wird“, stellt sich Kulturstadträtin Rita Thies hinter den Vorstand des noch existierenden Fördervereins.
Anmerkung / Kommentar 5 :
Jetzt sind wir schon wieder bei den nebulösen Träumen angekommen. Es ist eine sehr verklärte Wahrheit der alten Pensionäre (bzw. des ex Redakteurs vom ZDF - Ulli Erdt), daß diese Sammlung einen ganz besonders hohen historischen Wert habe oder hat. Das glaubte ich bei meinem erstmaligen Besuch Anfang 2006 auch noch.
Doch mit geringstem Aufwand an Recherchen kam ich über Pfungstadt, Deidesheim, Heusenstamm, Mannheim und Speyer nach Berlin, Königswusterhausen, Babelsberg, Adlershof und Hamburg und Bonn und Köln (inzwischen auch noch in Rheda Wiedenbrück, Bremen und Wedel) und fand überall sehr große Mengen von genau diesem Technik-Material (und auch alles nach 1952). Es sind nämlich ebenfalls alles (teils ehemalige) Dauerleihgaben von ARD Sendern und des ZDF, alles Geräte aus der noch jungen Zeit nach 1952. Wie inzwischen bekannt wurde, wurden von dem in den letzten (finanziellen) Zügen liegenden Verein die wirklich wertvollen Exponate - die beiden 1960er Ü-Wagen aus Holland (Das Wunder von Lengede) - still und heimlich verkauft.
Nachtrag in 2014 - Über den Nachlaß von Günter Bartosch
Im Sommer 2013 wurde ich von den Erben des Günter Bartosch kontaktiert, ob "nicht wenigstens ich" die vielen Bücher und Dokumente und Videokassetten und Zeitungsausschnitt- sammlungen aus 50 Jahren Fernsehgeschichte haben wolle.
Alle anderen "Angesprochenen" einschließlich der Stadt Wiesbaden und des "so engagierten Ulrich Erdt" hätten dankend abgelehnt. Es waren am Ende (nach sorgfältigen abwägen) immer noch fast 400 Kilo auf den Paletten und nichts davon war belanglos oder wertlos. Das war also von den hehren Sprüchen der Kämpfer für ein Fernsehmuseum übrig geblieben. Und bei der Wohnungsauflösung mußte dann immer noch ein ganzer Container (fast 2 Tonnen) voller Bücher entsorgt werden, weil wirklich niemand Interesse gezeigt hatte. Alles in allem war es ein Alptraum, was dort aus der Wohung für immer entsorgt wurde.
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Zumindest eine Perspektive . . .
Zitat: Bereits im Januar (Anmerkung : gemeint ist Jan. 2010) vor dem großen Umzug hatte sie (Stadträtin Rita Thies) den Aktiven "für ein Deutsches Fernsehmuseum" deutlich den Rücken gestärkt. Damals hatte sie allerdings den Wunsch nach dem Bau eines eigenständigen Fernsehmuseums noch nicht aufgegeben, sah allerdings die Priorität der Kommunalpolitik eindeutig auf Seiten eines Stadtmuseums, das schließlich auch der Fernseh-Sammlung eine Plattform bieten könne. Die Sammlung an Ausrüstung aus der Blütezeit des analog produzierten Pantoffelkinos sei allerdings so wertvoll, dass damit stärker gearbeitet werden müsse. Deshalb brauche der Trägerverein eine Perspektive für die kommenden Jahre, damit er in Wiesbaden vermehrt seine Schätze zeigen könne.
Soweit die Kulturdezernentin im Januar 2010. Jetzt will sie die gesamte Verantwortung für die einzigartige Sammlung übernehmen und hofft dabei auf das Placet ihrer Magistratskollegen. Und die dürften sich, angesichts der zur Zeit noch sehr niedrigen Kosten für die Kommune, wohl für den aktuellen Thies-Plan entscheiden.
Anmerkung / Kommentar 6 :
Hier steht es korrekt, es war immer nur eine Sammlung und es gab nie ein Museum, auch wenn es draußen drauf stand.
Das mit den aktuell geringen Kosten stimmt. Doch der Rest ist auch wieder Wunschdenken. Ohne die alten oder eventuell neue(n) Fachleute ist der Gerätepark überhaupt nichts wert, eher ein Klotz am Bein. Denn die Geräte altern von selbst ohne weiteres Zutun. Und das Altern kann man nicht aufhalten, genau wie bei den Menschen. Und man muß die Augen für die Realität öffnen und von der "Einzigartigkeit" wegkommen. Sonst sind wir in der Religion angekommen und da hat professionelle Fernsehtechnik nun wirklich nichts zu suchen.
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Übertragungswagen im „Wunder von Lengede“
Zitat: Der Förderverein selbst besteht seit 31 Jahren und wurde 1979 auf Anregung des ehemaligen ZDF-Intendanten Karl Holzamer und des damaligen Mainzer Oberbürgermeisters Jockel Fuchs gegründet. In den unterschiedlichsten Räumlichkeiten, darunter auch das Mainzer Proviantamt, fand die Sammlung seitdem eine Heimstatt. Zu den wohl bekanntesten Exponaten zählt der Schwarz-Weiß- Übertragungswagen, der im „Wunder von Lengede“ zu sehen war.
Auch der Schneidetisch, auf dem die Mainzelmännchen entstanden, oder alte MAZ-Maschinen und Mengen an Programmunterlagen gehören zu den Exponaten. Die Sammlung erinnert an die „Lochscheibe“ des Fernseherfinders (Anmerkung: auch eine unwahre Legende !) Paul Nipkow und alte Röhrenzeiten, dokumentiert aber auch hochauflösendes Fernsehen und technische Schriften und umfasst Produktionsakten und Noten von TV-Shows. Ein wirklich wohl bundesweit einzigartiger Fundus.
Wichtige Anmerkung 7 : Alle drei Übertragungswagen wurden verkauft.
Es ließ sich nicht lange verheimlichen. Um den Konkurs des Fördervereins (und damit die Haftung des Vorstandes und der noch lebenden Mitglieder) abzuwenden, wurden die dinglichen "Perlen" und "Goldstücke" veräußert. Den historischen Ü-Wagen, der beim "Wunder von Lengede" als wichtige Requisite fast schon eine Hauptrolle gespielt hatte, den mußte der Vorstand zur Abdeckung der Schulden "veräußern".
Diesen Ü-Wagen hatte der Verein vor vielen vielen Jahren vom Holländischen Fernsehen für eine (1.-) symbolische D-Mark gekauft bzw. übernommen. Und mit Sicherheit war auch da eine Verpflichtung dabei, dieses Teil nicht irgendwann zu verhökern. Danach wurde der alte Mercedes LKW mit reichlich Investment auf Vordermann gebracht und stellte den eigentlichen dinglichen und wirklich realen großen Wert des Fundus dar.
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Anmerkung / Kommentar 8 / Fazit :
Karl Holzamer, der ja vor und im II. Weltkrieg aufgewachsen war, konnte es auch nicht mit ansehen, daß da mehrere Hundert Millionen DM in Form von ausrangierter Technik in oder auf den Schrott geworfen werden sollten. "Es wäre es wert, besondere Geräte aufzuheben." Das war damals die Intention.
Der alte 1960er Fese Übertragungswagen, eines der wenigen wertigen historischen Stücke, kam erst viel später dazu. Auch hier ist bezüglich der "Einzigartigkeit" anzumerken, daß in Finnland ein noch älteres Exemplar dieses Typs in ebenfalls sehr gutem Zustand aufgehoben wurde.
Von dem angesprochenen "Steenbeck" Scheidetisch stehen sehr sehr ähnliche Geräte massenweise in den Kellern der diversen Fundi herum. Diejenigen Fachleute, die sie wenigstens noch unterscheiden könnten (von Bedienen wollen wir gar nicht mehr reden), sind sowieso bald alle "gegangen".
Die weit verbreitete Legende, Paul Nipkow sei der (deutsche) Erfinder des Fernsehens, ist eine leider immer noch lancierte "Wahrheit" aus den alten Nazi- Propaganda- Mitteilungen des 3. Reiches. Inzwischen ist mehr darüber bekannt.
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Der Schnitt - oder die Scheidung
Mit diesem Schnitt bietet sich ein Aufbruch aus den (ausgeträumten) Träumen zu mehr Realitätsnähe an.
Alleine die Vorstellungen der alten Herren des Vereins von einem Museum, besser : "von Ihrem Museum", entspricht schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr dem Anspruch der modernen mit "Eindrücken" überladenen Gesellschaft.
Dieses Thema war für mich dann auch der Scheidepunkt. Die diametralen Verständnisunterschiede über die mit der Übersättigung an Infomationen überforderten jungen und alten Menschen (also unsere zukünftigen potentiellen Besucher) eskalierten zunehmend. Die alten Herren waren letztendlich weder lernfähig noch lernwillig, einfach nur noch beratungs- resistent.
Es machte bereits Ende 2007 einfach keinen Sinn mehr, sich dafür einzusetzen, daß ein 5 (fünf) Mann Verein "sein" Museum bekommt, total an den Wünschen und Vorstellungen der heutigen Besucher vorbei.
Wir (alten Fernsehleute) sind jetzt auch schon in 2016 angekommen und müssen die Wünsche und Bedürfnisse dieser (jungen) Generation . . . .
. . . "ÜBER" unser Museumskonzept stellen, und nicht "hinten dran" !
Die Erwartungshaltung der Zukunft respektieren . . .
Das sogenannte Berliner "Deutsche Fernsehmuseum" (so nannte es sich eine Zeit lang) am Postdamer Platz zeigt(e) ganz prägnant, mit welchen Vorstellungen bzw. welcher Erwartungshaltung die jungen Besucher kommen und mit welchen Gedanken bzw. welcher Enttäuschung sie wieder gehen. Ich war mehrfach in Berlin und hatte einige der herauskommenden Besucher befragt, ob deren Erwartungen erfüllt wurden .............
die Gesichter sprachen ganze Bände ......
Wenn "wir" hier in Wiesbaden davon nichts lernen, haben "wir" etwas falsch gemacht.
Gert Redlich - Wiesbaden im Okt. 2010
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