Prof. Walter Bruch 70
Am 2. März wird Prof. Dr.-Ing. E.h. Walter Bruch in Hannover von einem Kreis persönlicher Freunde gefeiert werden: Der sympathische Erfinder des Pal-Farbfernseh- systems wird 70 Jahre alt.
Der FUNKSCHAU ist es ein Bedürfnis, Walter Bruch herzlich zu gratulieren und ihm viele Jahre frohen Schaffens bei guter Gesundheit zu wünschen, mag es in seinem Heim in Hannover oder in seinem neuen schönen Haus in Bad Wiessee sein. 45 Jahre lang hat der Geburtstags-Jublilar die Technik unserer Branche befruchtet, und schon als junger Student befaßte sich der in Neustadt a.d. Weinstraße Geborene mit dem damals noch primitiven Fernsehen. Es hielt ihn gefangen - bis heute!
In den dreißiger Jahren kam er zu Denes von Mihaly, dem genialen ungarischen Fernsehpionier. Aber auch zu Manfred von Ardenne hatte Walter Bruch enge Beziehungen. 1935 ging er zu Telefunken, "wo" er sich in der Abteilung ,,Fernsehen und physikalsische Forschung" unter Prof. Schröter betätigte.
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- Anmerkung : Da so gut wie alle verdienten Mitarbeiter von Dr. Fritz Schröter eine Laudatio bekamen, ist es merkwürdig, daß der Name Walter Bruch dort in seinen Büchern und Artikeln vor 1958 nie aufgetaucht war.
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Ein Jahr später stand Walter Bruch an der ersten Ikonoskop-Kamera im Olympischen Stadion in Berlin, im Jahr darauf war er in Paris, um diese Kameraanlage auf der Weltausstellung erfolgreich vorzuführen. Er gehört "zu den Verantwortlichen" (???), die das erste vollelektronische Fernsehstudio in Berlin im Deutschlandhaus am Reichskanzlerplatz einrichteten.
Im Krieg arbeitete Walter Bruch an speziellen Femseh-Problemen, u. a. "baute er" (??) im Raketenversuchsgelände Peenemünde die erste professionelle Kabelfernsehanlage der Welt (auf). - Nach dem Krieg gab er ein kurzes Zwischenspiel im eigenen Labor.
Das Jahr 1950 aber sah ihn bei Telefunken, "wo" er die ersten Nachkriegs- Fernsehempfänger konstruierte und die Vorentwicklung übernahm, was auch das Beschäftigen mit den physikalischen Grundlagen des Fernsehens einschließlich Untersuchung der Normen bedeutete.
Bei diesen Arbeiten - er verglich das amerikanische NTSC mit dem französischen Secam - "erfand" er mit seinem Team das Pal-System; er führte es am 3. Januar 1963 erstmalig vor.
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- Anmerkung : Leider ist nicht nur das hier großer Unsinn. Das Verfahren mit der Verzögerungsleitung wurde bereits 6 Jahre vorher erfunden bzw. beschrieben und auch publiziert.
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Der weitere Weg darf als bekannt vorausgesetzt werden: mühsamer Kampf um die internationale Anerkennung, unendlich viele Promotion-Reisen in die ganze Welt, aber endlicher Triumph mit der Einführung von Pal beim Start des Farbfernsehens in der Bundesrepublik und Großbritannien und in anderen westeuropäischen Ländern.
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- Anmerkung : Das ist ja das ureigene Kriterium, alle haben den vom Telefunken- Marketing aufgehübschten Lebensweg "zur Kenntnis gebracht bekommen" und ungeprüft und kritiklos weiter verbreitet.
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Heute haben über 40 Nationen das Pal-System übernommen. Daneben sollte man nicht vergessen, daß Walter Bruch maßgeblich an anderen Erfindungen und Entwicklungen beteilgt ist, genannt seien nur Einseitenband-Rundfunk, Verkehrs-Warnfunk, Stereoton im Fernsehen und ,,Tripal" für Videorecorder und Bildplatte.
Der FUNKSCHAU ist Walter Bruch seit Jahren vielfältig verbunden, gegenwärtig als Autor der geschätzten Reihe „Von der Tonwalze zur Bildplatte" und - das ist ein besonderer Leckerbissen - als Festredner anläßlich des 50jährigen Bestehens der FUNKSCHAU am 10. März in München.
PS: Daß ein so bedeutender Mann hoch geehrt wird, steht außer Frage. Es ist unmöglich, alle seine Medaillen, Orden, Titel etc. aufzuführen. Nur einige seien genannt: das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Werner von Siemens Ring, die David-Sarnoff-Goldmedaille und die der Royal Television Society.
vom Chefredakteur der Funkschau - Karl Tetzner
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Anmerkung :
Diese Ladatio ist vom langjährigen Chefredakteur (ehemals der Funk-Technik und dann später von) der Funkschau, Karl Tetzner (später auch wie Walter Bruch Professor ehrenhalber), geschrieben worden und er enthält keine der so oft gebrauchten Glorien wie "Entwickler der 1936er Olympia- Fernsehkamera" oder "Entwickler in Peenemünde".
Leider steht immer noch der Spruch vom Erfinder bzw. Entwickler des PAL-Farbfernsehens drinnen. Hier ist es dennoch sehr klar und wahr benannt und leidlich korrekt beschrieben. Das ist aus unserer Sicht erfreulich, denn es stimmt hier "fast" alles. Einiges ist schon aus der eigenen Biographie ergänzt worden.
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