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In der FKT Zeitschrift Nr.6/1990 veröffenlicht

Dies ist erstmal der Originaltext von Prof. Dr.-Ing. G. Mahler, wie er in der FKT abgedruckt wurde. Mein Kommentar kommt am Ende.
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Prof. Dr.-Ing. E. h. Walter Bruch verstorben

Am 5. Mai 1990 ist Professor Dr.-Ing. E.h. Walter Bruch im Alter von 82 Jahren nach schwerem Leiden gestorben. Damit ist einer der letzten großen Pioniere der Fernsehtechnik für immer von uns gegangen. Schon neun Jahre vorher hatte ihn die tückische Krankheit zum ersten Mal getroffen, aber mit der ihm eigenen Willenskraft und Zähigkeit überwand er sie, und eine lange Zeit der Aktivität war ihm danach noch vergönnt.

Sein ganzes Leben galt bis zuletzt dem Fernsehen, für ihn Beiruf und Hobby zugleich. Er hat die Pionierphase des Fernsehens in den dreißiger Jahren mitgestaltet. Nach dem Krieg entwickelte er die neue Generation der Empfänger, mit denen das Schwarzweiß-Fernsehen in Deutschland startete.

Und schließlich, als es um die Einführung von Farbfernsehen in Europa ging, gipfelte alles in der "Erfindung" von PAL. Sie hat Walter Bruch für immer berühmt gemacht. Er hat dafür zahllose Ehrungen bekommen, international, national und regional.

Noch mehr als die Erfindung selbst ist zu würdigen, wie Bruch mit Unerbittlichkeit und Zielstrebigkeit, mit manchmal fast übermenschlicher Anstrengung, die Durchsetzung seines Systems vorangetrieben hat - mit einer kleinen, "begeisterten" Mannschaft von Mitarbeitern bei Telefunken in Hannover. Nur so konnte es dazu kommen, daß PAL Realität geworden ist und heute als das weltweit erfolgreichste Farbfernsehsystem eingeführt ist.

Ehrungen

Die Reihe der Ehrungen begann mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Hochschule Hannover und des Professorentitels durch die Regierung des Saarlandes. Bruch war Mitbegründer der Fernsehtechnischen Gesellschaft, wurde Ehrenmitglied der FKTG und erhielt als erster die Richard-Theile-Goldmedaille.

Er war Ehrenmitglied der Royal Television Society und der Society of Motion Picture and Television Engineers. Nur zwei weitere Ehrungen sollen noch genannt werden - auf sie war er besonders stolz: der David-Sarnoff-Award und der Werner-von-Siemens-Ring, der ihm zusammen mit Wernher von Braun verliehen wurde.

Neue Aufgaben

Nach PAL wandte sich Bruch mit seinen Mitarbeitern neuen Farbübertragungsverfahren zu, die ohne Hilfsträger auskommen. So erfand und realisierte Bruch die analoge Zeitmultiplexübertragung der Komponentensignale mit Zeitkompression der Chrominanzsignale und schuf damit die Grundlage für die heutigen MAC- oder TCM-Verfahren.

Walter Bruch galt von Anfang an als maßgebender deutscher Experte bei den CCIR-Tagungen, und in dem deutschen Dreierausschuß der EBU-Ad-hoc-Kommission Farbfernsehen vertrat er die deutsche Industrie. Er hat seine Erfahrungen weitergegeben als Vorsitzender internationaler Ausschüsse, als Berater des ZDF bei der Planung des neuen Fernsehzentrums, in seinen Vorlesungen in der Technischen Universität Hannover und als Vorsitzender des Beirats der Eduard-Rhein-Stiftung.

Mit seinen Vorlesungen hat er das Lehrfach Fernsehtechnik an der Technischen Universität Hannover begründet.

Sein Hobby - Technikgeschichte

Walter Bruch war aber nicht nur der Spezialist. Der universelle, mit Weitblick für die großen Zusammenhänge begabte Naturwissenschaftler spricht aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen zur Technikgeschichte, einem weiteren Hobby, dem er sich zeitlebens gewidmet hat. Sein Privatarchiv zur Geschichte der Nachrichtentechnik, das er sich mit Sammlerleidenschaft aufgebaut hat, dürfte sicher für die Nachwelt eine wahre Fundgrube sein.

Ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen, erfüllt durch Mühe, Arbeit und Kampf. Aber immer ging es um eine Idee, die Bruch begeisterte, und für die er andere begeistern konnte. Dafür wurden ihm wie selten einem Menschen Lohn, Anerkennung und Ruhm beschert.

Als "Vater PAL" ist Bruch schon zu seinen Lebzeiten in die Geschichte der Fernsehtechnik eingegangen. Dort wird sein Name für immer weiterleben, und täglich, auf Millionen von Bildschirmen, wird das Ergebnis seiner Arbeit noch für viele kommende Jahre weiter zum Tragen kommen.

Die Erinnerung an den Menschen Walter Bruch wird aber auch weiterleben in den Herzen seiner ehemaligen Mitarbeiter, die so viele Jahre mit ihm zusammen den Weg zum Ziel gehen durften.

Prof. Dr.-Ing. G. Mahler

FERNSEH- UND KINO-TECHNIK * 44. Jahrgang - Nr. 6 /1990
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Kommentar

von Gert Redlich in 2021 - Bei einem beinahe nächtlichen Anruf (in 2012) hat mir ein vor langer Zeit pensionierter ehemaliger Telefunken Mitarbeiter aus der obersten Führungsebene in Hannover einige Besonderheiten bezüglich der Position Bruchs erzählt, die hier zu ergänzen wären.

Denn Walter Bruch hatte in seinem "Team" nur ganz wenige Freunde, unter anderem den jungen Dr. Mahler. Von Professor Hausdörfer hatte ich erfahren, daß eigentlich Dr. Mahler das ruhige beinahe unsichtbare Gehirn der PAL-Entwicklung war und Walter Bruch der Frontmann für die Medien. Das konnte er hervorragend.

Im PAL-Team hatte er jede Menge Neider, auch diplomierte und promovierte Neider, die ihm (als Nicht-Akademiker) den Erfolg nicht gönnten und mehrmals den Stuhl unterm Hintern weggezogen hatten, damit er sich mal so richtig hinsetzen würde. Er hatte aber die Situation (auf Vorführungen) dann doch gerettet, konnte aber weiter nichts unternehmen.

Wie Dr. Mahler es durch die Blume beschreibt, hatte er innerhalb von Telefunken (man nannte den "Laden" in Hannover eine Schlangengrube - fast wie die SPD - übrigens ein Ausspruch von Hans Apel) fast mehr zu kämpfen als draußen im Feld gegen die Franzosen mit ihrem SECAM.

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