"Das gab's nur einmal" - Der deutsche Film von 1912 bis 1945
Der Schriftsteller Curt Riess (1902-1993 †) hatte 1956 und 1958 zwei Bücher über den Deutschen Film geschrieben. Als Emigrant in den USA und dann Auslands-Korrspondent und später als Presseoffizier im besetzten Nachkriegs-Berlin kam er mit den intessantentesten Menschen zusammen, also nicht nur mit Filmleuten, auch mit Politikern. Die Biografien und Ereignisse hat er - seit 1952 in der Schweiz lebend - in mehreren Büchern - wie hier auch - in einer umschreibenden - nicht immer historisch korrekten - "Roman-Form" erzählt. Auch in diesen beiden Filmbüchern gibt es jede Menge Hintergrund- Informationen über das Entstehen der Filme, über die Regisseure und die kleinen und die großen Schauspieler, das jeweilige politische Umfeld und die politische Einflußnahme. Die einführende Seite finden Sie hier.
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DRITTER TEIL • PHÖNIX AUS DER ASCHE
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ERNST LUBITSCH BETRITT DIE SZENE
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Fern Andra - die prominenteste Filmschauspielerin der Zeit
Wer ist Fern Andra? wollte Ludendorff wissen. Nun, sie ist die prominenteste Filmschauspielerin der Zeit, neben der Henny Porten natürlich. Eines Tages ist sie da, allerdings nicht als Fern Andra, sondern als Fern Andree.
Auch dies ist zweifellos nicht ihr richtiger Name. Sie ist klein, schmal, braunhaarig, sie hat wunderschöne Augen, sie ist überhaupt wunderschön. Sie hat den anderen Filmstars voraus, daß sie großartige Kleider hat und sie zu tragen versteht, sie ist vermutlich die erste elegante Frau des deutschen Films.
Die erste Diva!
Dabei trägt sie meist gar keine Kleider und hat so wenig wie nur möglich an. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie trägt, dienen eigentlich nur dazu, zu zeigen, wie sie aussieht, wenn sie nichts trägt.
Sie ist der erste Vamp des deutschen Films. In ihren Filmen geht es immerfort um Liebe - um sehr leidenschaftliche Liebe, und sie ist niemals das schüchterne junge Mädchen, das erobert wird - wie etwa Henny Porten - sie ist die überlegene Frau, die den Mann erobert, auf den sie gerade Appetit hat - und ihn dann wegwirft. Ihre Aufnahmen zeichnen sich dadurch aus, daß sie furchtbar schreit. „Küsse mich!"
„Küss mich!" - „Nimm mich hin!"
„Küsse mich!" kreischt sie über allen Lärm des Ateliers hinweg. „Nimm mich hin!" Während ihrer Szenen bleibt selbst den Bühnenarbeitern und den Beleuchtern die Spucke weg.
Tolles Weib! denken sie. Warum schreit sie eigentlich so, da im Film ja doch nichts zu hören ist? Die Leute aus der Branche wissen es: „Dadurch wird ihr Spiel echter!" murmeln sie.
Der Respekt verschlägt ihnen fast die Stimmen. Übrigens ist es gut, daß der Film stumm ist, denn Fern Andra spricht nicht sehr gut Deutsch. Trotzdem wäre es falsch, zu glauben, daß sie auf den Mund gefallen ist.
Sie weiß genau, was sie will. „Bei uns in Amerika!" beginnt jeder zweite Satz - denn sie ist Amerikanerin - „bei uns in Amerika macht man das nämlich so ..."
Fern Andra braucht keine Drehbuchautoren
.... denn sie können ja doch alle nichts. Sie schreibt sich ihre Filme selbst. Die Titel allein sagen alles: ,Eine Motte flog zum Licht' und ,Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht' und ,Wenn Menschen reif zur Liebe werden' und ,Der Seele Saiten schwingen nicht'.
Sie braucht keinen Regisseur. Sie führt ja viel besser selbst Regie. Sie ist in jeder Sekunde des Films auf der Leinwand zu sehen. Der Erfolg scheint ihr recht zu geben.
Die Leute weinen sich die Augen rot, aber nach zwei, drei Jahren, in denen die fleißige Fern Andra je acht bis zehn Filme gemacht hat, wird das Interesse geringer. Und andere kommen.
Ossi Oswalda oder besser Olga Stäglich
Wer ist z. B. diese Ossi Oswalda? Eigentlich gibt es gar keine Ossi Oswalda. Das schlanke, blonde Mädchen heißt Olga Stäglich. Ihr Großvater aber nennt sie immer Oswalda. Der Vater ist Studienrat und hat alles für möglich gehalten, nur nicht, daß seine Tochter zum Film gehen würde.
Oswalda, nur von ihrem strengen Vater so genannt, während ihre Freundinnen und Freunde sie Ossi taufen, meldet sich als Komparsin. Warum? Weil sie etwas erleben will, weil sie herauskommen will aus der Bürgerlichkeit ihres Elternhauses.
Fünf Mark Tagesgage. Das geht wochenlang so, monatelang, fast ein halbes Jahr. Ossi verliert ihre gute Laune nicht, aber sie weiß: sie muß schon etwas Besonderes unternehmen, um im Film vorwärts zu kommen.
Sie ist hübsch, aber viele andere sind auch hübsch
Sie ist hübsch, aber viele andere Komparsinnen sind mindestens ebenso hübsch. Die anderen versuchen, über Hilfsregisseure oder sogar Regisseure ihr Glück zu machen.
Sie geben sich ernst, ja tragisch, sie machen in Dämonie. Ossi liegt so etwas nicht. Sie kann nicht tragisch sein, sie ist nun einmal von Natur aus lustig. Eines Tages wirkt sie bei einer großen Szene mit.
Es handelt sich um einen Hausball in einer Botschaft. Man ist lustig mit Maß, man tanzt gemessen. Plötzlich schreit der Regisseur: „Stop!"
Was ist geschehen?
Ossi hat sich von ihrem Partner gelöst und direkt vor der Kamera ein paar Purzelbäume geschlagen. Purzelbäume während des Balles auf einer Botschaft! Der Regisseur ist empört. „Sie sind entlassen!" Aber er meint es nicht ernst. Seinem Assistenten flüstert er zu: „Lassen Sie sich den Namen des jungen Mädchens geben... Und die Adresse und die Telefonnummer!"
Am Abend liest er: Ossi Stäglich. Eine Straße in Friedenau, Kleinbürgerviertel. „Telefon?" Der Assistent sagt: „Die Leute haben kein Telefon."
Drei Tage später sitzt Ossi vor dem Regisseur. „Ossi Stäglich ... Stäglich geht natürlich nicht. Sie werden sich anders nennen müssen." „Ihre Sorgen möchte ich haben!" entgegnet das junge Mädchen. „Sie haben mich ja rausgeschmissen!"
„Ich engagiere Sie eben wieder", sagt der Regisseur. „Ich trete da jetzt in einem Kabarett auf, Joachimsthaler-Ecke Kantstraße, zwei Schritte vom Kurfürstendamm. Wollen Sie wohl meine Partnerin sein?" „Ob ich ..."
„Wie nennen wir Sie bloß? Ossi... Ossi..." „Eigentlich heiße ich Oswalda!" „Ossi... Oswalda ... Ossi Oswalda! Gar nicht so schlimm, eigentlich ganz hübsch!"
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Das ist also Ernst Lubitsch
Der Name des Regisseurs ist Ernst Lubitsch. Um den ist nichts Romantisches, Abenteuerliches oder Großartiges. Der ist ein kleiner, etwas dicklicher junger Mann von einer fast erschreckenden Häßlichkeit. Ein typischer Berliner.
Er ist nicht auf seinen - übrigens viel zu großen und breiten Mund gefallen. Er macht über alles Witze. Nur wenige werden je begreifen, daß er Witze macht, weil er Angst hat, verwundet zu werden.
Daß er sich kühl gibt, obwohl er sich im Grunde danach sehnt, daß man ihn gern hat. Nur seine traurigen, dunklen Augen lassen ahnen, was wirklich in ihm vorgeht.
Ernst Lubitsch hat eine Menge vor
Es geht eine Menge in diesem Ernst Lubitsch vor, schon als er sehr jung ist, als er noch auf das Sophien-Gymnasium geht. Der Vater hat einen gutgehenden Konfektionsbetrieb in der Nähe des Hausvogteiplatzes.
Er hält es für selbstverständlich, daß sein Sohn einmal sein Kompagnon und schließlich sein Erbe werden wird. Der junge Ernst hält es gar nicht für selbstverständlich. Er träumt vom Theater.
Hier ist alles groß. Im Leben ist alles klein, häßlich, schwierig! Mit sechzehn Jahren verläßt Ernst Lubitsch die Schule. Er eilt in das Kontor des Vaters. Er sagt: „Ich will Schauspieler werden!"
Der Vater von Ernst Lubitsch ist ein strenggläubiger Jude
Der alte Lubitsch - eigentlich ist er gar nicht so alt wie er wirkt - ist von ganz unten heraufgekommen. Er hat als Flickschneider begonnen. Er hat Pfennig auf Pfennig gelegt, Mark auf Mark. Er hat sich unter den größten Mühen mit ungeheurer Arbeit sein Geschäft aufgebaut. Er arbeitet noch jetzt von früh um acht bis abends um neun. Er arbeitet sogar am Sonntag. Nur am Sabbath ist das Geschäft geschlossen, denn der alte Lubitsch ist ein strenggläubiger Jude.
Der Feiertag ist ihm heilig. „Du bist verrückt geworden!" sagt er. „Was willst du beim Theater? Das Theater ist kein solides Geschäft. Jeden Tag hört man davon, daß ein anderer Theaterdirektor pleite gegangen ist." „Aber ich liebe das Theater. Ich werde nur glücklich sein, wenn ich auf den Brettern stehe ..."
Da entschließt sich der alte Lubitsch, seinem Sohn etwas zu sagen, das ihm sehr schwer fällt. Er zieht ihn zu dem großen Spiegel, vor dem sich immer die Mannequins umziehen. „Schau dich mal an! Und du willst ans Theater? Ich würde nichts sagen, wenn du ein hübscher Kerl wärst! Aber mit dem Gesicht?" Ernst Lubitsch schweigt. „Du kommst ins Geschäft. Bei mir kannst du auch mit diesem miesen Gesicht Geld verdienen."
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Ernst Lubitsch hat vermeintlich 2 linke Hände
Ernst Lubitsch tritt in das Geschäft des Vaters ein. Nach einem halben Jahr wird er Kommis. Er könnte zeigen, was er kann. Er zeigt es auch - und der alte Lubitsch schüttelt den Kopf.
„Mein Sohn ist", um seine eigenen Worte zu gebrauchen, „ein rechter Schlemihl (ein Pechvogel durch eigene Dummheit).
Wenn er ein Kleid in den Schrank hängen soll, fallen fünf andere Kleider von den Bügeln. Wenn er Stoffballen heranschleppen soll, verliert er sie auf dem Weg zum Ladentisch, stolpert schließlich und fällt selbst der Länge nach hin." Der alte Lubitsch sagt: „Du bist unbetamt (aus dem Jiddischen = ungeschickt), mein Sohn!"
Ernst Lubitsch weiß es. Aber was soll er tun, da ihm doch alles mißlingt?
Ernst soll er Buchhalter werden
Sein Vater entschließt sich, ihn zum Buchhalter zu machen. Da kommt er wenigstens nicht mit der leidigen Kundschaft in Kontakt.
Irgendein Bekannter bringt ihn zu Viktor Arnold, einem Schauspieler Max Reinhardts. Der sieht ihn lange prüfend an. „Den Romeo werden Sie nicht spielen können, mein lieber Lubitsch. Leider nicht!" Lubitsch nickt. Er weiß es ja schon länger. „Wir können es ja mal probieren", sagt Viktor Arnold.
Ernst Lubitschs Doppelleben bei Tag und bei Nacht
Nun beginnt Ernst Lubitsch ein Doppelleben zu führen. Bei Tag ist er Buchhalter im Geschäft seines Vaters, abends ist er Schauspielschüler. Nach einem Jahr sagt Arnold: „Morgen können Sie bei Max Reinhardt vorsprechen. Wollen Sie?"
Lubitsch erblaßt. Natürlich will er. Wer möchte nicht dem großen Max Reinhardt vorsprechen? Aber er hat Angst. Wenn er nun nicht genug kann? Wenn Reinhardt Anstoß nimmt an seiner krummen Nase, an seiner kleinen Gestalt?
Max Reinhardt ist interessiert.
Max Reinhardt nimmt keinen Anstoß. Max Reinhardt ist interessiert. Er spürt sogleich: in dem häßlichen jungen Mann steckt etwas. Reinhardt hat wieder mal einen untrüglichen Instinkt.
Freilich, seine Zeit ist knapp. Er leitet zwei große Theater. Er gastiert in London, Paris, Wien. Er kann sich nicht, wie früher, darum kümmern, das Talent junger Schauspieler zu entwickeln.
Lubitsch geht also ans Deutsche Theater. Er sieht sich schon in den Charakterrollen, die Albert Bassermann, Paul Wegener, Rudolf Schildkraut spielen. Vorläufig freilich spielt er nur kleine, nur allerkleinste Rollen. Und bei diesem „vorläufig" bleibt es. Es geht nicht vorwärts. Der Vater dringt in ihn: „Gib es auf! Du bist zu mies fürs Theater! Ich habe es dir ja gesagt."
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Nichts klappt, das Geld wird knapp, die Resignation kommt
Langsam begreift Ernst Lubitsch: so sinnlos ist es nicht, was der Vater sagt. Er ist einfach zu häßlich. Er gefällt nicht - weder auf der Bühne, noch im Leben.
Manchmal hat er eine Freundin - aber die wird ihm schnell ausgespannt. Andere junge Männer sehen netter aus, und vor allen Dingen: sie haben mehr Geld.
Tiefe Enttäuschung bemächtigt sich seiner. Sollte er sich geirrt haben? Wäre es vielleicht besser, in die Konfektion zurückzugehen?
Da könnte er wenigstens Geld verdienen. Und er muß mehr Geld verdienen. Er kann von den hundert Mark Monatsgage einfach nicht existieren. Er muß einmal ein Mädchen ausführen können. Er muß sich einen neuen Anzug kaufen. Er muß ... 1911 - damals war er neunzehn Jahre - hat er begonnen, Theater zu spielen.
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1913 wird ihm angeboten zu filmen.
Filmen? Er weiß kaum, was das ist. Aber er soll zwanzig Mark verdienen. Zwanzig Mark an einem Tag! Das ist viel Geld.
Er sagt zu.
Es handelt sich um einen der damals üblichen Klamaukfilme. Komiker ohrfeigen sich, dicke Frauen setzen sich anstatt auf den Stuhl auf den Fußboden, ein fetter Mann muß, als Frau verkleidet, durch die Straßen flüchten. Lubitsch macht das mit. Er findet alles ein wenig albern.
„Haben Sie vielleicht 'ne Idee?" fragt der Regisseur den Lubitsch, „'ne Idee für ein Lustspiel?"
Lubitsch hat eine Idee: „Man müßte die Geschichte in einem Konfektionsbetrieb spielen lassen. Wissen Sie, in so einem Betrieb mit viel Mänteln und Kleidern und Probierpuppen und Mannequins ..." „Großartig!" ruft der Regisseur.
„Mannequins, die wenig anhaben ... So was will das Publikum immer!" „Und dann könnte ich mir da einen jungen Mann denken ..." fährt Lubitsch fort. „So etwa mein Alter. Er ist Kommis, verstehen Sie? Er soll überall mit anpacken und macht alles falsch. Wenn er ein Kleid aufhängen soll, fallen ein halbes Dutzend andere Kleider von den Bügeln. Wenn er ein paar Stoffballen bringen soll, rutschen sie ihm alle aus den Händen, und schließlich fällt er selbst über sie. Er hat ein hölzernes Metermaß in der Hand und dreht sich so unglücklich damit um, daß der große Probierspiegel dabei in die Brüche geht."
Lubitschs Idee - einfach "zum Totlachen"
„Großartig!" erklärt der Finanzier. „Zum Totlachen", bemerkt der Kameramann. „Das Publikum wird das fressen!" Der Regisseur reibt sich schon die Hände. Die drei Herren treten beiseite und besprechen sich leise. Sie schlagen sich gegenseitig auf die Schultern.
Sie kommen zu Lubitsch zurück: „Mit dem Kommis, das ist zwar eine höchst unwahrscheinliche Geschichte", nimmt der Finanzier das Wort, „aber sie wird gehen! Das Publikum liebt ja das Unwahrscheinliche. Wir werden eine ganze Serie machen, und Sie müssen natürlich den Kommis spielen.
Wie heißen Sie doch gleich?" „Lubitsch. Ernst Lubitsch."
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Lubitschs erste Szene als „Kommis Moritz"
Am nächsten Tage dreht der Mann, der bald der größte Filmregisseur aller Zeiten sein wird, seine erste Szene als „Kommis Moritz". Es geht ganz leidlich. Es entstehen Filme wie „Die Firma heiratet", „Der Stolz der Firma", „Arme Marie", „Blinde Kuh", „Aufs Eis geführt", „Zucker und Zimt", „Wo ist mein Schatz". In allen Filmen spielt Lubitsch den Moritz, in einigen führt er Regie. Eines Tages erklärt er: „Mir fällt nichts Neues mehr ein!"
Er bekommt andere Rollen, und doch sind es immer wieder die gleichen. Er ist immer der kleine Schlemihl, gleichgültig, ob es sich um die Geschichte eines Kommis in einem Konfektionsbetrieb oder in einem Kaufhaus oder in einem Schuhladen handelt, gleichgültig, ob der Film „Schuhpalast Pinkus" oder „Der gemischte Frauenchor", „Der GmbH.-Tenor", „Der Rodelkavalier" oder „Der Blusenkönig" heißt, das Publikum biegt sich vor Lachen.
Ernst Lubitsch ist unglücklich
Ihm selbst ist nicht zum Lachen. Er ist unglücklich. Er hat sich die Zukunft anders vorgestellt, als er zum Theater ging. Er dachte an die großen klassischen Dramen, er wollte Shakespeare spielen, Schiller, Kleist und Goethe.
Nun ist er im Grunde nichts anderes als ein Clown. Freilich, er verdient Geld. Er verdient bis zu tausend Mark im Monat. Das ist allerhand, selbst der Vater muß es zugeben. Eines Tages gründet er sogar seine eigene Firma. Warum sollen andere an ihm mitverdienen? Lubitsch arbeitet Tag und Nacht, um seine Firma hochzubringen. Er spielt, er inszeniert. Er muß sich um alles kümmern. Er führt sogar seine eigenen Bücher.
Manchmal ist er sehr müde. Wozu das alles? denkt er. Das Leben könnte doch ganz anders sein. Es gibt so viele schöne Frauen in Berlin! Sie zeigen sogar ein gewisses Interesse für ihn. Aber Lubitsch ist viel zu gescheit, um nicht zu wissen, daß dieses Interesse nicht dem Mann gilt, sondern dem Direktor der Filmfirma und dem Regisseur, der diese Frauen vielleicht eines Tages engagieren wird.
Mit 24 Jahren - Lubitschs Firma macht pleite
Die Firma von Ernst Lubitsch macht pleite. Da steht er nun, vierundzwanzig Jahre alt und schon ein Gescheiterter. Nein, er ist nicht gescheitert. Er hat in diesen Jahren viel gelernt. Nicht nur, wie man eine Rolle vor der Kamera spielt, nicht nur, wie man etwas aus einem Schauspieler herausholt. Das können andere auch, das können sie vielleicht sogar besser als er.
Aber er kann mehr. Er weiß mehr. Er hat erfahren, wie das Leben ist. Er hat gelernt, über sich selbst zu lachen. Er ist erst vierundzwanzig Jahre alt - und doch gibt es keine Illusionen mehr für ihn: Er ist nicht bitter geworden. Er kann nur alles nicht mehr so wichtig nehmen.
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Und ohne daß er es weiß, hat Lubitsch die Formel seiner Filme gefunden: sie werden gescheit, weise, ein wenig ironisch und ganz unpathetisch sein.
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Das Leben ist voll von Ironie.
Lubitsch hat keinen Pfennig Geld mehr. Da läßt ihn der kleine Davidson kommen. Er bietet ihm eine von seinen dicken Zigarren an.
„Sie sind also pleite, Herr Lubitsch! Ich bin informiert. Die ganze Friedrichstraße ist informiert!" Die Friedrichstraße ist bereits das Filmviertel Berlins. „Aber Sie können was, Herr Lubitsch", nimmt der Film-Napoleon die Unterhaltung wieder auf.
„Ich engagiere Sie. Sie machen weiter Ihre Lustspiele. Sie können auch spielen, wenn Sie Lust haben. Aber wenn Sie mich fragen, würde ich davon abraten. Schön sind Sie nicht! Das wissen Sie ja."
Lubitsch inszeniert wieder Lustspiele für Davidson
.... und spielt sie. Abends tritt er im Apollo-Theater auf und spielt in einer Szene zweier konkurrierender Konfektionäre.
Der Refrain seines Liedes, das halb Berlin mitsingt, lautet:
- „Blusenkönigy Blusenkaiser,
- alles neu macht der Mai,
- alles neuer macht der Mayer."
Komisch, was? Die Leute wollen sich totlachen.
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Nur Lubitsch findet das gar nicht komisch.
Nach der Vorstellung, wenn er sich abschminkt, betrachtet er sein Gesicht aufmerksam. Nein, schön ist er wirklich nicht, das hat ihm der Vater gesagt, das haben ihm alle gesagt.
Wäre er nicht besser Buchhalter geblieben? Im Grunde genommen ist er ja nie aus der Konfektion herausgekommen, und ob es sich nun mehr lohnt, Konfektion zu verfilmen als Konfektion zu machen, ist nicht so sicher.
Nach der Vorstellung im Apollo fährt er in eine kleine Kneipe in der Nähe des Kurfürstendamms. Dort, bei der Mutter Maentz, sitzt er mit Freunden bis in den Morgen hinein. Er ist ein echter Berliner, er hat eine gefährliche Schnauze, niemand ist vor seinem Witz sicher.
Die Freunde denken: „Was ist der Lubitsch doch für ein lustiger, ein toller Kerl!"
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DIE WAHRHEIT SIEGT
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Und was ist aus Joe May geworden ?
Und was ist aus Joe May geworden, der ja nun auch von der UFA übernommen wurde? Er hat Detektivfilme gemacht, zuerst mit Ernst Reicher, dann mit Max Landa. Im zweiten Max-Landa-Film ,Sein schwierigster Fall' hat übrigens auch Mia May mitgespielt. Sie hat so viel anderes zu tun, denn sie ist nebenher - und vielleicht nicht nur nebenher - die beste Köchin, die es je gegeben hat.
Viele bedauern, daß sie überhaupt Filme macht, wegen der Wiener Mehlspeisen, zu denen sie nur noch selten kommt. Denn sie spielt ja nicht nur, sie schneidet auch die Filme ihres Mannes, und sie geht, was in diesen Kriegszeiten sehr wichtig ist, zur Polizei, um die Filme zensieren zu lassen. Gewöhnlich ist das nur eine Formsache.
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Polizeirat Mildner und Frau Mia May
Der für Filmzensur zuständige Polizeirat Mildner schlägt der bezaubernden Frau ungern etwas ab. Nur als sie eines Morgens mit dem Manuskript für den nächsten Max-Landa-Film ,Krähen fliegen um den Turm' erscheint, lehnt er bedauernd ab.
Die schöne Mia sieht den Ruin ihres Mannes vor Augen. „Wir haben ab Montag doch das Atelier gemietet! Und den Kameramann! Und die Schauspieler sind auch schon engagiert!"
„Machen Sie doch selbst einen Film, gnädige Frau", sagt der Polizeirat. „Ich? Ich habe doch bisher überhaupt nur zwei- oder dreimal gefilmt! Wer will mich denn schon sehen?"
„Ich habe Sie in ,In den Tiefen des Schachtes' bewundert! Ich habe Sie auch in ,Ketten der Vergangenheit' gesehen!" ruft Polizeirat Mildner mit für ihn bemerkenswertem Enthusiasmus aus.
Wenn Ihr Mann nur einen Funken Verstand hätte .....
„Unvergeßliche Erlebnisse! Wenn Ihr Mann einen Funken Verstand hätte, würde er nur noch Filme mit Ihnen drehen!" Als Joe May davon hört, wird er nachdenklich. „Vielleicht sollten wir es wirklich einmal versuchen. Aber es müßte etwas ganz Großes werden!"
Der kleine Joe May ist aufgesprungen und hat das riesige Speisezimmer seiner Kurfürstendamm-Wohnung durchquert. Plötzlich bleibt er stehen. „Ich werde einen Film machen, der dreimal so lang ist wie alle Filme, die je gemacht worden sind. Er soll dreimal so lange dauern und dreimal so viel Geld kosten!"
Paul Davidson, der erste Produktionschef der UFA
Paul Davidson, der erste Produktionschef der UFA, ist davon wenig begeistert. Aber Joe May hat bisher immer recht gehabt; vielleicht hat er auch diesmal recht. Erregt setzt Joe May den Autoren seine Idee auseinander.
Teil 1 ginge in etwa so ....
„Es handelt sich um eine Liebesgeschichte, die teils zur Zeit der Christenverfolgung im alten Rom, teils im Mittelalter, teils in der Neuzeit spielt. Da ist ein Ring, der zu Beginn des Filmes vom Meer ans Land gespült wird. Er kommt in den Besitz eines jungen Mädchens - das junge Mädchen ist natürlich Mia May. Auf dem Ring ist ein Männerkopf abgebildet - der Kopf von Johannes Riemann, denn der soll den Liebhaber spielen. Und nun sehen wir, daß Mia diesen Ring im alten Rom besaß.
Sie ist eine junge Römerin und liebt Riemann. Riemann ist ein junger Römer. Beide lieben sich. Beide sind heimlich Christen. Bei ihm kommt's raus. Hätte sie den Mut, ihrem Vater oder ihrem Onkel die Wahrheit zu sagen, der ist nämlich ein großes Tier, dann würde sie den Geliebten retten. Aber sie schweigt, und so wird Riemann den Löwen vorgeworfen. Verstanden, meine Herren?"
Teil 2 - dann aber ohne Löwen
Joe May macht eine Pause. „Und dann haben wir also die ganze Geschichte noch einmal im Mittelalter. Wieder der Ring, wieder Mia und Riemann in großer Leidenschaft. Wieder würde sie ihn retten, wenn sie nur die Wahrheit sagte ... Aber sie sagt sie nicht. Also wird der Geliebte umgebracht."
„Wieder den Löwen vorgeworfen?" will ein Autor wissen, der atemlos zuhört. „Natürlich nicht! Wissen Sie, was so ein Löwe pro Tag kostet? Nein, er muß anders erledigt werden. Das ist nun Ihre Sache, meine Herren.
Und dann der 3. Teil
Diesmal ist Mia die Tochter eines Generals. Und Riemann ist vielleicht ein Offizier. Jedenfalls wird er verdächtigt, irgendein Verbrechen begangen zu haben, vielleicht Spionage oder so was Ähnliches. Hat er aber nicht begangen. Denn in der fraglichen Nacht war er bei Mia!" „Zeigen wir diese Liebesnacht mit Details?"
„So genau wollen die Leute das ja nicht wissen ... Also stellen Sie sich vor, meine Herren. Da ist also nun Mia. Ihr Geliebter kann jeden Augenblick standrechtlich erschossen werden. Sie könnte ihn retten, aber dann müßte sie sagen, daß sie mit ihm in der fraglichen Nacht ... Und was würde ihr Vater, der Senator, dazu sagen?"
„War der Vater nicht General?" „Ist doch ganz gleichgültig, meine Herren, die Hauptsache ist der seelische Konflikt von Mia. Da geht sie also hin und her, und jetzt kommt der große Trick. Nervös dreht sie an dem Ring, und plötzlich verschiebt sich der Männerkopf, und sie sieht eine Inschrift." May zieht einen Zettel aus der Westentasche und liest: „Ter trovatum, ter perdutum, ultimum nunquam, veritas vincit!"
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Der Film-Titel solle "Veritas vincit!" werden
„Was soll denn das wieder?" stöhnt Davidson. „Das ist Latein!" kontert Joe May. „Das hat mir ein Bekannter aufgeschrieben! Veritas vincit! So soll der Film auch heißen."
„Das wird kein Mensch verstehen!" erklärt Davidson, der es selbst nicht versteht. „Dann werden wir die deutsche Übersetzung mitliefern: Die Wahrheit siegt!" May wendet sich an die Autoren: „Wie Sie das im einzelnen schreiben, meine Herren, ist natürlich Ihre Angelegenheit. Aber Sie werden schon irgend etwas finden.
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Der Titel wird also "Die Wahrheit siegt!"
Jedenfalls geht der Film zweimal schlecht aus. Und dann kommt der Dreh. Erst heute, also im dritten Teil, der in unserer Zeit spielt, entschließen sich die beiden Liebenden, im entscheidenden Moment die Wahrheit zu sagen. Und siehe da: alles geht gut aus. Ende!*
Paul Davidson schwankt noch immer. „Sie bekommen sich also doch noch, Ihre Liebenden?" „Natürlich!" „Das könnte die UFA billiger haben", resümiert Paul Davidson. „Das Publikum übrigens auch."
Joe May ist empört. „Aber das ist ja gerade der Witz!"
„Meinen Sie nicht, daß Ihre Frau...?" „Sie ist doch erst dreißig ..." „Das haben Sie vor zwei Jahren auch gesagt ..." „Na, sagen wir, Anfang dreißig..."
Der Clou des Films ist dann übrigens nicht Mia May - es sind die echten Löwen, die mitspielen und Christen zerfleischen sollen - unter anderem den Geliebten der Römerin Mia May. Die echten Löwen "spielen" eindrucksvoll.
Und das Publikum hat um so mehr Sympathie für sie, je mehr Hauptdarsteller sie zerfleischen! Der Film wird ein Riesenerfolg - der erste große Erfolg der UFA.
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Und was nun? Wie geht es weiter ?
May sagt zu Davidson: „Man muß etwas machen, was noch nie dagewesen ist." Davidson raucht voll Unbehagen seine schwere Zigarre. „Das haben Sie das letzte Mal auch gesagt. Sie haben das Publikum gezwungen, doppelt so lange im Kino zu sitzen wie sonst."
„Die Leute haben doppelt so viel gezahlt!" „Gut. Aber Sie werden die Leute nicht dazu bringen, dreimal so lange im Kino zu sitzen und dreimal so viel zu bezahlen."
Joe May hat verschiedene Pläne. Und in allen seinen Plänen spielt ein junger Mann eine große Rolle, den er vor rund zwei Jahren in einem Wiener Cafe kennengelernt hat. Es handelt sich um einen Leutnant der Österreich-ungarischen Armee, einen hübschen Kerl, der eigentlich Maler ist, und hinter dem die schönsten Mädchen von Wien her sind.
Mit diesem Leutnant hätte May sofort einen Film gemacht, wenn May damals überhaupt einen Film hätte machen können.
Das konnte er nicht, denn der Leutnant war eingezogen und schwebte in großer Gefahr, sein Leben fürs Vaterland riskieren zu müssen.
Sein Name war Fritz Lang.
Übrigens wollte der Leutnant gar kein Filmschauspieler werden. Ihn interessierte es viel mehr, Filmmanuskripte zu schreiben. Und er schrieb ausgezeichnete Manuskripte. Ein hoffnungsvoller junger Mann. Sein Name war Fritz Lang.
Der große, schlanke Jüngling mit dem scharfgeschnittenen Gesicht hatte schon in der Schulzeit Auseinandersetzungen mit dem Vater. Der war ein bekannter Architekt in Wien und wollte, daß sein Sohn ebenfalls Architektur studierte.
Allenfalls durfte er noch Ingenieur werden. Über andere Möglichkeiten war mit dem alten Lang nicht zu sprechen. Der junge Lang aber war entschlossen, Maler zu werden.
Eine Zeitlang tat er, als gäbe er nach, studierte offiziell Architektur, in Wirklichkeit Malerei. Dann traten Frauen in sein Leben. Der Zufall wollte es, daß eine junge Berlinerin ihn bezauberte, die von Beruf Kabarettistin war und in der „Fledermaus" allabendlich Triumphe feierte.
Was war natürlicher, als daß Fritz seine Abende hinter der Bühne des Kabaretts „Fledermaus" verbrachte, für das er zuerst schwungvolle Plakate entwarf und schließlich auch die Dekorationen?
Der alte Lang war außer sich, was der Sohn da so "treibt"
Der alte Lang entdeckte, daß sein Sohn Malerei studierte, und auch, daß er seine Abende in der „Fledermaus" und die darauffolgenden Stunden mit der Hauptattraktion der „Fledermaus" verbrachte.
Es ist heute schwierig zu entscheiden, welche von diesen Entdeckungen ihn am meisten aufgeregt hat. Jedenfalls war er außer sich. Es gab einen Riesenkrach, und Fritz Lang verließ das Elternhaus, um in Nürnberg Malerei zu studieren.
Dort langweilte er sich, sicherlich nicht zuletzt, weil es in Nürnberg keine „Fledermaus" gab. Er ging nach Brüssel und dann nach Brügge.
Dort sah er seinen ersten Film. Er war ungeheuer beeindruckt. Er begriff, daß man auch mit der Kamera malen konnte, der Film zu zeigen imstande war, was die Malerei nur vermuten lassen konnte - die Bewegung.
Die nächsten Monate verbrachte Fritz Lang auf Reisen, war in Marokko, in Ägypten, in Kleinasien, er interessierte sich für fremde Völker und ihre Sitten, vor allem auch für fremde Religionen, für das Übersinnliche, das Okkulte.
Rückkehr nach Wien.
Versöhnung mit dem Vater. Der ist endlich mit dem Malstudium einverstanden, das in München, später in Paris fortgesetzt wird.
Nun geht Fritz Lang schon oft ins Kino. Die meisten Filme findet er recht einfältig. Man müßte viel abenteuerlichere Stoffe finden, etwa Erlebnisse verfilmen, wie er sie auf seinen Reisen in Afrika gehabt hat. .....
Fritz Langs erste Verwundung .....
Der (1. Weltkrieg) Krieg bricht aus. Fritz Lang kommt gerade noch nach Wien, wird aber sofort eingezogen, rückt ins Feld, wird verwundet. Im Lazarett bittet er um Bleistift und Papier, schreibt seine ersten Filmentwürfe.
Er wird nach Wien zurückgeschickt, sein Urlaub wird immer wieder verlängert, er ist noch nicht wieder frontdiensttauglich - vielleicht wird er es nie wieder sein.
Also sitzt er wieder in den Cafes herum, kommt wieder mit Leuten vom Kabarett zusammen, besonders natürlich mit Damen vom Kabarett, für die er, seitdem er Leutnant geworden ist, noch an Attraktion gewonnen hat.
Eine macht ihn mit Joe May bekannt, einem Filmmenschen aus Berlin. Der sitzt auch im Cafe und wartet darauf, ob er als Unteroffizier einrücken muß, oder ob man ihn als kriegswichtigen' Filmregisseur nach Berlin zurückschicken wird.
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Und Joe May ist geradezu hingerissen.
Fritz Lang erzählt ihm von den Filmen, die er im Lazarett geschrieben hat. Und Joe May ist geradezu hingerissen. Dieser Leutnant hat ja Phantasie!
Joe May kauft auf einen Schlag sechs Manuskripte von Fritz Lang. Später reduziert er die Zahl auf zwei. Bezahlt wird allerdings nur eins, obwohl May, der dann doch nicht an die Front muß, sondern nach Berlin zurückkehrt, zwei Fritz-Lang-Stoffe verfilmt, und zwar: „Die Hochzeit im Exzentrik-Klub", eine wilde Detektivgeschichte, und „Hilde Warren und der Tod", mit seiner Frau Mia als Hilde.
Die 2. Verwundung von Fritz Lang
Inzwischen ist Fritz Lang wieder ins Feld gerückt, wieder verwundet worden, sitzt wieder in den Wiener Cafes herum und spielt schließlich zugunsten des Roten Kreuzes das damals sehr populäre Soldatenstück „Der Hias".
Das Wiener Publikum ist begeistert, die Damen vom Kabarett sind entsetzt. Eine kommt ganz außer sich in seine Garderobe und sagt: „Fritz, wenn du mir gesagt hättest, daß du Geld brauchst, ich hätt' es dir doch irgendwie verschafft."
Sie sagt ihm auch, wie sie es verschafft hätte, und fügt hinzu: „Aber daß du so tief sinken konntest, Schauspieler zu werden ...!"
Joe May hatte nicht Wort gehalten
Bevor Joe May nach Berlin zurückgefahren ist, hat er Lang versprochen, ihn ebenfalls nach Berlin zu holen und zum Filmregisseur zu machen. Aber Lang hört - warum auch immer - nichts mehr von May.
Eines Tages trifft er einen Mann von der Berliner Decla-Filmgesellschaft im Cafe, der den „Hias" gesehen hat und Lang zu seiner darstellerischen Leistung beglückwünscht.
Lang bittet den Filmmann, bei May für ihn vorstellig zu werden. Nach ein paar Wochen erhält er auch einen Brief: aber nicht von Joe May, sondern von der Direktion der "Decla-Film", die ihn als Dramaturgen engagiert. Lang fährt nach Berlin.
Als Dramaturg muß er viele Manuskripte lesen, muß lernen, einen Film zu schneiden, gelegentlich kleinere Rollen spielen. Das tut er, um den Filmbetrieb kennenzulernen.
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Lang schreibt Film-Manuspripte (Drehbücher)
Seine Haupttätigkeit ist, weiterhin Filme zu schreiben. Und eines Tages schreibt er einen, der heißt „Halbblut", und erklärt, das Manuskript würde er nur aus der Hand geben, wenn er Regie machen dürfe.
Er darf. Und nun führt er in der Folge öfter Filmregie. Es erscheinen Filme wie: „Die Pest in Florenz", „Die Frau mit den Orchideen", „Der Herr der Liebe", „Der goldene See", „Das Sklavenschiff", „Um Asiens Kaiserkrone".
Um diese Zeit ist der Krieg allerdings schon zu Ende, Ernst Lubitsch ist der ungekrönte König der Filmregisseure geworden - und das gilt nicht nur für Deutschland. Das gilt für Europa, für Amerika und darüber hinaus für die ganze Welt.