Die XI. Olympiade 1936 in Berlin
Zur Vorbereitung der XI. Olympischen Spiele im August 1936, bei denen erstmalig Fernseh Übertragungen geplant sind, wird unter der Kampfbahn am Laufziel eine Art Bunker gebaut, in dem das Verstärker-, Speise- und Kontrollgestell für die große Mechau Telefunken Speicherrohr Kamera sowie für die zugehörige Modular- und Taktgeber Anlage installiert werden. Die Kamera, die im inneren Umgang neben der Kampfbahn steht, ist durch zwei Kabel von 30m Länge mit dem Bunker verbunden. Das Verstärkerpersonal kann sowohl das über Kabel abgehende als auch das vom Sender ausgestrahlte Bild überwachen.
Diese Zeit bei Telefunken ist für Emil Mechau angefüllt mit mehreren epochemachenden Erfindungen, die Schlag auf Schlag realisiert werden und seinen Erfindergeist wieder auf Hochtouren laufen lassen. Telefunken, d.h. Emil Mechau, beschäftigt sich mit der Konstruktion einer Fernseh-Aufnahmekamera, die noch vor Beginn der Olympischen Spiele zum Einsatz kommen soll.
Die Idee ist, eine direkte Fernseh-Übertragung der Spiele zu ermöglichen, wodurch nicht nur die Zuschauer, die im Stadion sind, sondern zum ersten Mal auch Leute ‚ draußen’ im Olympischen Dorf und auch Berliner in der Stadt, in so genannten Fernsehstuben, die Wettkämpfe der besten Sportler der Welt ‚live’ miterleben können.
Mit dem ersten beim RPZ gebauten Bildspeicherrohr kann im März 1936 das Bild eines gegen den Himmel aufgenommenen Fensterkreuzes übertragen werden. Erst nachdem es den Entwicklungsstellen gelungen war, einen noch vorhandenen grundsätzlichen Fehler in der Apparatur zu beseitigen, geben die in Deutschland gebauten Speicherrohr Abtaster auch Halbtöne befriedigend wieder, so dass auch sie zum ersten Mal während der Olympischen Spiele in Berlin 1936 für den praktischen Fernseh-Übertragungsdienst eingesetzt werden können.
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Wieder einmal muss die Arbeit unter enormen Zeitdruck ausgeführt werden und wieder ist diese Entwicklung Neuland, denn bisher hat es eine elektronische Iconoscope Kamera für einen derartigen Einsatz nicht gegeben. Mechau und seine Mitarbeiter arbeiten zeitweise in drei Schichten, um den vom Auftraggeber gesetzten Termin zu erfüllen.
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Drei Kameras kommen zum Einsatz
Die Arbeiten können erst in der Nacht vor der Eröffnung der Spiele abgeschlossen werden. Die Kamera, der so genannte Bildfänger, kann mit Objektiven unterschiedlicher Brennweite bestückt werden und liefert ein Fernsehbild mit einer Auflösung von 180 Zeilen.
Die Fernseh-Bildaufnahme-Röhre besteht aus einer Fotokathode und einem Elektronenstrahl-Abtastsystem. Die Bildfangplatte hat eine Größe von 9x12 cm.
Die zur Kamera benötigte Verstärkeranlage ist in dem schon erwähnten Betonbunker (rechts imBild) unter der Kampfbahn in Höhe des Ziels untergebracht und verbindet die Kamera mit zwei langen Kabeln. Sowohl die Ziellinie in 10 Meter, als auch Wettkämpfe auf der Stadiongegenseite in fast 150 Meter Entfernung sollen aufgenommen werden.
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Da die Aufnahme-Röhre nicht sehr lichtempfindlich ist, sind lichtstarke Objektive erforderlich. Mechau wendet sich wieder an Leitz in Wetzlar, von wo er auch die erforderlichen Optiken erhält. Das Leitz-Objektiv Epis 5/1600 ist mit seiner extrem hohen Lichtstärke von 1:5 eine optische Meisterleistung. Bei einem Frontlinsen- Durchmesser von fast 40cm ist der Objektivkopf 45cm lang und wiegt 45kg.
Diese Kamera ist 1,8 Meter hoch und mit diesem Objektiv 2,2 Meter lang. Mit diesem ‚Lichtriesen’ ist es dann möglich, auch die in größerer Entfernung des Stadions ausgetragenen Wettkämpfe aufzunehmen. Die zweite Kamera mit der kürzeren Brennweite ist gegenüber der Ziellinie neben der Loge der Ehrengäste aufgestellt. Mit der dritten Kamera werden die Wettkämpfe im Schwimmstadion übertragen.
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5 Mann bedienen die Kamera
Zur Bedienung der großen Kamera sind fünf Personen erforderlich, von denen zwei ständig an der Kamera tätig sind, zwei die Verstärkeranlage überwachen und einer beim Objektivwechsel hilft. Der Kameramann kann das optische Bild über einen Winkelspiegel parallaxenfrei auf der Mosaikkathode betrachten und scharf einstellen. Die Kamera ist mit einem zugehörigen Speisegestell durch ein langes Kabel verbunden. Bild- und Gleichlaufzeichen werden über eine Trägerfrequenz von 1,3 MHz zum Mischpult der Übertragungsstelle weiter geleitet.
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- Durch die schlechten Witterungs- und Lichtverhältnisse der Leichtathletik Woche wurde der erste betriebsmäßige Einsatz der Elektronen Kamera gewiss nicht erleichtert. Trotzdem darf als Gesamtergebnis verzeichnet werden, dass dieser Bildfänger bereits einen großen Fortschritt auf dem Gebiet des Fernsehens bedeutet.
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Die ‚Olympia Kanone,’ wie Mechaus Fernsehkamera von nun an allgemein bezeichnet wird, macht das Fernsehen in Deutschland sprichwörtlich über Nacht populär. Diese Fernsehkameras finden nicht nur große Beachtung während der Spiele selbst, sondern werden in den Berichterstattungen immer wieder abgebildet und beschrieben. Selbst zeitgenössische Künstler halten die erste Kamera für olympische Fernseh Direktübertragungen zusammen mit dem Lichtriesen von Leitz in ihren Gemälden fest. Diese Erfindung Mechaus, wie auch andere Produkte dieser neuen Technologie, werden kurze Zeit nach der Olympiade in der Berliner Funkausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mechaus Chef - Dr. Schröter breichtet :
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- Bei diesem Gerät waren durch die Notwendigkeit der Zuhilfenahme von Teleobjektiven größter Dimensionen schwer zu erfüllende mechanische und optische Aufgaben gestellt, deren rasche und wirksame Lösung Telefunken vor allem dem Können und der Aufopferung Mechaus verdankt.
- In der Form, wie er seine Aufgaben anpackt, zeigt sich Mechau immer wieder als der hart geschulte Empiriker, der die Grenzen seiner Möglichkeit und Utopie sehr wohl kennt und sich weder am Zeichenbrett noch an der Werkbank etwas ‚vormachen’ lässt,
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berichtet Prof. Schröter 1938 rückblickend in einem Telefunken-Artikel.
Weltausstellung Paris 1937
Auf der Pariser Weltausstellung 1937, die unter dem Leitwort, Arts et Techniques dans la Vie Moderne steht, gibt die DRP im Deutschen Haus
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- den Besuchern aus aller Welt einen umfassenden Überblick über den Hochstand der Deutschen Fernsehtechnik.
- Die in Deutschland ausgeübten beiden Arten des Fernsehens — der Fernsehsprechdienst und der Fernsehrundfunk — werden in ihrem technischen Aufbau und in der praktischen Anwendung gezeigt. Diese Fernsehvorführungen locken einen ungewöhnlich starken Strom von Besuchern an.
- Insbesondere weisen die Fernsehsprechzellen mit zwei [Mechau] Telefunken Linsenkranz Abtastern für 180zeilige Bilder eine kaum noch zu überbietende Besucherzahl auf, weil das Fernsehsprechen wegen der Ergänzung der Sprache durch das Bild der Sprechenden beim Beobachter den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck vom Wesen und der Bedeutung des Fernsehens hinterlässt.
Als Beispiel für den Fernseh Rundfunk in Deutschland zeigt die DRP in Paris auf zwei Heimempfängern Tonfilm- und Freilichtszenen, die abwechselnd von einem Telefunken Mechau Tongeber mit Ikonoskop Röhre und einer auf dem Dach des Deutschen Hauses stehenden Ikonoskop Kamera mit 375 Zeilen bei 2 x 25 Bildwechseln im Zeilensprung geliefert werden.
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Es gibt sogar einen Grand Prix
Die Telefunken GmbH erhält für die Konstruktion des Film Abtasters auf elektronischer Grundlage und für die Entwicklung des Mechau Linsenkranz Abtasters je einen Grand Prix in den Klassen 15b (Radio Communication, Radiphonie, Télévision und Découvertes).
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Dem Deutschen Reich wurde in Anerkennung des außerordentlichen Erfolges der Fernseh Ausstellung vom Internationalen Preisgericht ein Grand Prix in der Klasse 16b (Manifestations Radiophoniques) zugesprochen.
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Die vorerwähnte Fernseh-Gegensprechanlage, bei der sich an beiden Enden je ein Mechau Linsenkranz Fernsehabtaster befindet, arbeitet so zuverlässig, dass Mechaus Anwesenheit nicht erforderlich ist.
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Die Vorteile von Mechaus Linsenkranz Zerleger
Aus der obigen Aufzählung besonderer Eigenschaften ergibt sich die durch die Praxis voll bestätigte Tragweite des Mechau’schen Linsenkranz-Fernsehabtasters für 180 Zeilen. Mit dem bereits zur Funkausstellung 1935 fertig gestellten Gerät gelingt es, den Vorteil des Zeilensprungverfahrens, Flimmerbeseitigung bei möglichst schmalem Frequenzband nachzuweisen. Bald danach werden Mechaus Linsenkranz-Fersehabtaster von der Deutschen Reichspost für die programmmäßigen Fernseh-Filmsendungen eingesetzt.
Außerdem werden Linsenkranz Geräte für Personenübertragungen des Fernsehsenders Berlin-Witzleben, beim Paul-Nipkow-Sender in der Charlottenburger Rognitzstraße und in der Sprechstelle am Potsdamer Platz für die so genannte Gegenseh-Fernsprech-Anlage zwischen Berlin und Leipzig verwandt. Er erbringt eine ungewöhnliche Steigerung der Bildgüte. Eine wichtige Rolle spielt ein Linsenkranz Abtaster ferner im Laboratorium bei der Erforschung der Vervollkommnungsmöglichkeiten, die in der Erweiterung des übertragenen Frequenzbandes liegen.
Der Vorzug des Gerätes, das Bildelement durch eine einzige regelbare Blende für das ganze Bildfeld gleich exakt bestimmen zu können, und die gewährleistete geometrisch getreue Übertragung der Bildpunktkoordinaten machen schließlich den Mechau Linsenkranz Zerleger zu einem völlig definierten Vergleichsnormal.
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Wir sind ein Team, wir alle !
Der Versuch der Telefunken-Geschäftsleitung, Mechau für seine "Grand-Prix"-Verdienste durch die Schenkung einer Telefunken-Radiotruhe zu ehren, gelingt nicht. Obwohl die Truhe als Überraschung bereits in Mechaus Wohnung aufgestellt ist, besteht er kompromisslos auf die Zurücknahme mit der Begründung, dass er ja doch nicht allein zu dem erfreulichen internationalen Erfolg beigetragen habe. Diese Einstellung hindert Mechau jedoch nicht daran, etwa vierzig seiner Mitarbeiter auf seine Kosten zu einer Nachfeier mit Abendessen im Rheingold am Potsdamer Platz einzuladen.
Bei dem im nachfolgenden Jahr veranstalteten Presseball, an dem auch der in Paris preisgekrönte Mechau Linsenkranz Fernseh-Abtaster ausgestellt wird, lehnt Mechau, wie schon erwartet, seine Teilnahme ab mit der Begründung, er habe keinen Frack.
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Eine mühsame "Zusage"
Erst als das einladende Vorstandsmitglied, Professor Rukop, darauf hinweist, dass die Einladung nicht von der Telefunken-Geschäftsleitung komme, sondern der Kunde, die Reichspost seine Anwesenheit wünsche, sagt Mechau schließlich zu.
Er lässt sich daraufhin einen Frack anfertigen — den er danach übrigens nie wieder tragen wird — und muss so notgedrungen die ihm so unangenehme Ehrung über sich ergehen lassen. Bei diesem Ball kann er es dann jedoch nicht vermeiden, bei seiner öffentlichen Ehrung eine Vase als Geschenk von Professor Rukop entgegen zu nehmen. Auf diese Weise wird er wieder einmal in seiner notorischen Bescheidenheit überlistet, Anerkennung und Lob für seine außergewöhnlichen Leistungen zu erhalten.
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Schröters Laudatio
Professor Fritz Schröter würdigt 1938 Emil Mechaus Leistungen in der Werkszeitschrift Telefunken Hausmitteilungen wie folgt:
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- Die Fortschritte, die Emil Mechau durch seine Erfindungen begründet hat, sichern ihm einen Ehrenplatz unter den Gestaltern und Förderern der Fernsehtechnik. Es war aber nicht allein die Kühnheit oder Originalität der Gedanken, die bei seinem Projektor mit optischem Ausgleich und beim Fernseh-Linsenkranzabtaster bahnbrechend wirkten. Es waren auch nicht nur seine konstruktive Geschicklichkeit oder seine große Werkstatt Erfahrung.
Die Verwirklichung dieser Geräte war nur möglich durch seinen Bienenfleiß, gepaart mit dem unbeirrbaren Glauben an das Gelingen, einem Glauben, der auf Mechaus Mitarbeiter überströmte, der sie mitriss, der die mit ihrem Chef durch dick und dünn gehende Gemeinde des Konstruktionsbüros und seiner Werkstatt auch bei den größten Schwierigkeiten niemals verzagen ließ. Hier konnte sich einer auf den anderen verlassen. Zudem blieb Mechau seinen Leuten stets ein väterlicher, helfender, ihre menschliche Seite niemals vergessender Freund.
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- Der Linsenkranz-Fernsehabtaster, ein Erzeugnis der Entwicklungs- und Werkstätten Telefunkens, ist vom Preisgericht der Pariser Weltausstellung 1937 mit dem Grand Prix in der Klasse der Entdeckungen und Erfindungen ausgezeichnet worden. Der Verleihungsspruch nennt den Namen des geistigen Vaters und Erbauers dieser einzigartigen Maschine und hat damit Emil Mechau urkundlich in die Front der Pioniere des Fernsehens eingereiht.
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Die Kamera für Helsinki 1940
Mechau arbeitet bald an weiteren Fernseh Projekten, unter anderen auch an einer neuen, wesentlich verbesserten Fernsehkamera für die 1940 in Helsinki geplanten Olympischen Spiele. Sie ist nach den gesammelten Erfahrungen wesentlich kompakter und leichter und unter Berücksichtigung der neuesten Elektronen-Technologie gebaut. Nach ihrer Fertigstellung wird sie bereits 1939 der Öffentlichkeit vorgestellt.
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Da sich die DRP (Deutsche Reichspost) zu Anfang des Krieges entschlossen hatte, die der deutschen Fernseh Industrie erteilten Aufträge über die Reportagegeräte für die geplante Fernseh-Übertragung der XII. Olympischen Spiele in Helsinki 1940 nicht zu annullieren, standen Ende 1940 etwa 12 vollständige Kameras mit Bildkontroll- und Kraftversorgungsgeräten zur Verfügung.
Von diesen wurden die TELEFUNKEN Geräte, die für den festen Einbau in Übertragungswagen vorgesehen waren, wegen ihres Gewichts als stationäre Anlagen in verschiedenen Studios weiter verwendet.
Als 1939 die Reichspost Fernseh Gesellschaft (RFG) die Studios übernimmt, werden in Studio II zwei von Mechau entwickelte Kameras mit Taktgeber, Verstärker- und Kontrollgeräten, die von Telefunken für einen der fünf Übertragungswagen gebaut werden, installiert.
Interessant ist, dass weitere zwei Kameras in Studios im später besetzten Frankreich zur Betreuung verwundeter deutscher Soldaten eingesetzt sind. In deutsch-französischer Zusammenarbeit werden die Fernsehsendungen bis zu 18. August 1944, ein paar Tage vor dem Abzug deutscher Truppen, übertragen.
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1939 - Und dann kam der Krieg
Die beiden von Mechau entwickelten Linsenkranz-Fernsehabtaster für 375 bzw. 441 Bildzeilen mit der erforderlichen Drehzahl von 4500 U/Min kommen aber 1939 nicht mehr zum praktischen Einsatz, da der Kriegsausbruch derartige Arbeiten verhindert.
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Hier rechts im Bild ist der Telefunken Kathodenstrahl Film Abtaster mit Mechau Projektor abgebildet. Das Gerät wird in Gemeinschaftsarbeit von Elstermann, Mechau, und Knoll 1937 entwickelt.
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Durch die Iconoscope Kamera wird das umständliche und zeitraubende Zwischenfilm- [Nass-] Verfahren 1938 für die unmittelbare Übertragung von Freilicht Szenen endgültig verdrängt.
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Im Laufe des Jahres 1940 nimmt die RFG noch einen Kathodenstrahl Film-Abtaster mit Mechau Projektor in Betrieb. Den ‚alten’ mechanischen Linsenkranz Abtaster von Mechau übernimmt die RRG (Reichs Rundfunk Gesellschaft) zur Prüfung der für die Programmsendungen bestimmten Filme, weil er mit dem Taktgeber des Studios nicht synchronisiert werden kann.
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Der Krieg ändert Alles - vor allem bei Telefunken
Mit dem Beginn des Krieges ändern sich bald die Prioritäten bei Telefunken und damit auch das Arbeitsgebiet für Emil Mechau. Aus dem Wenigen, was von der Tätigkeit Emil Mechaus während der Kriegszeit bekannt ist, da sowohl bei Telefunken, wie auch in den meisten anderen deutschen Industriebetrieben, strenge Geheimhaltung angeordnet ist, geht hervor, dass er mit seiner Abteilung F1 an der Entwicklung von militärischen Sendern und Empfängern beteiligt ist. Seine jetzige Tätigkeit ist nun vorwiegend auf kriegswirtschaftliche Geräte ausgerichtet.
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Die alte Verbundenheit mit Ernst Leitz sen. (II) kommt noch einmal zum Ausdruck, als Emil Mechau ihm zu seinem 70. Geburtstag am 1. März 1941 gratuliert und daraufhin aus Wetzlar einen ausführlichen Antwortbrief erhält. Ernst Leitz ist es fast peinlich, schreibt er, dass mit den Feierlichkeiten auch soviel Ehrungen verbunden sind. Er ist von Natur aus, so wie auch Emil Mechau, bescheiden und ist auch froh darüber, als seine öffentliche Ehrung, zu der auch seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Wetzlar gehört, zu einem baldigen Ende kommt.
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Von der Familie getrennt
1941 evakuiert Emil Mechau seine Familie wegen der drohenden Fliegerangriffe auf Berlin nach Oedsbach im Schwarzwald. Diese Trennung erlaubt es ihm nun nur noch gelegentlich an Wochenenden mit dem Zug seine Familie zu besuchen.
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Skalenprojektionseinrichtungen für Präzisions-Funkmessgeräte
Kurz nach Kriegsanfang erhält Emil Mechau neue Aufgaben, die jedoch leider wenig Herausforderung an seinen Drang zum Neugestalten von Geräten stellt. Aus einem Brief an Professor Schröter, in dem er sich auch über mangelnde Zusammenarbeit beklagt, erfahren wir außerdem,
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- Bei Kriegsbeginn fand ich bei einer Anzahl von Sendern und Empfängern recht mangelhafte Konstruktionen und Ausführungen von optischen Projektionseinrichtungen einer photographierten Frequenz-Skaleneinrichtung vor. Anfänger hatten sich hier teilweise hinter verschlossenen Türen und über lange Zeit hin ausgetobt. Eine Einheitlichkeit fehlte unter diesen Umständen erklärlicherweise gänzlich.
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In einem anderen Brief an seinen unmittelbaren Vorgesetzten, Direktor Dr. Rottgart, beklagt er sich unter anderem,
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- Wegen der umfangreichen Verlagerungen [der vers-chiedensten Abteilungen, mit denen er vor dem Krieg eine enge Zusammenarbeit pflegte] fehlt es mir jetzt zunehmend an Anregungen zu nutzbringender Beschäftigung, und ich bemühe mich deshalb über Herrn Prof. Schröter um neue Aufgaben.
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Frauen ersetzen die Männer
Zusätzlich wird er mit der Aufgabe betraut, wo immer möglich, Geräte und Fertigungsvorrichtungen für Sender und Empfänger auf Verbilligung der Fertigung und der Arbeitsvereinfachung hin zu untersuchen. In zunehmendem Maß müssen nun angelernte Hilfskräfte, besonders Frauen, da immer mehr Männer eingezogen werden, Arbeiten ausführen, die vorher hoch qualifizierte Ingenieure ausführten.
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Sein besonderes Feld ist jetzt die Fertigung der Skalenprojektions- einrichtungen für Präzision Funkmessgeräte wie: Weser (Werra), Rhein, Neckar, Donau, Isar, Inn, Taunus, Martin, Ludwig, Walter, Kiel, Danzig, Köln, Marius, As 60, Olin, Wupper, Main, Max, Koblenz 2, Störtebecker, Mannheim usw. Sein Werdegang vom Mechaniker und Konstrukteur zum Fertigungsmann kommt hierbei wieder zur vollen Geltung.
Die Arbeiten umfassen sehr präzise automatische Eichapparaturen für Frequenz-Skalenscheiben, Schablonen-Fotokopierapparate, die Fertigung von Skalenprojektions-Einrichtungen und Vorrichtungen zur Skalenjustierung mit Hilfe von AEG - [z. T. mit Mechau-] Kinoprojektoren und Verwendung von lichtstarken Mikro Objektiven, um nur Einige zu erwähnen. Hierbei kann er wieder mehrere Patente anmelden.
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Emil Mechau wird 60 Jahre alt
Am 19. April 1942 begeht Emil Mechau seinen 60. Geburtstag im Kreis seiner Mitarbeiter. Zu den Gratulanten gehören auch Dr. Ernst Leitz II, der in seinem Brief nochmals seinen Dank für Mechaus Leistungen für die Firma Leitz im Besonderen und für die Kinematographie und Fernsehtechnik im Allgemeinen zum Ausdruck bringt. Er bekräftigt in seinem Glückwunschschreiben, dass er zu keiner Stunde in seinem Glauben an Mechaus Können und Erfolg bei der Entwicklung und Fertigung des Mechau Projektors gezweifelt hat, selbst wenn andere nicht immer seiner Meinung waren.
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Unter anderem schickt auch der Altmeister der deutschen Kinotechnik, Oskar Messter, seine Glückwünsche, verbunden mit der Hoffnung, dass Mechau noch viele Jahre erfolgreich in der Entwicklung neuer Erfindungen auf dem Kino- und Fernsehgebiet tätig sein möge.
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Laudatien zum 60. Geburtstag
Professor Fritz Schröter nimmt die 60. Wiederkehr von Emil Mechaus Geburtstag zum Anlass und veröffentlicht in der Telefunken Werkzeit-schrift den bisherigen Lebensverlauf und die ungewöhnlichen erfinderischen Meilensteine des Jubilars auf den Gebieten der Kinematografie und des Fernsehens.
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Mit den nachfolgenden Auszügen dieses Artikels würdigt er
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- Mechaus erste Bahn brechende Erfindung des Bildausgleichsprojektors, der die damaligen Mängel des schrittweise bewegten Kinobildes — Flimmern und Zerreiß- und damit verbundene Brandgefahr — beseitigte und der den Namen Mechau in aller Welt bekannt gemacht hat. Diese Erfindung hat als einzige unter vielen Vorschlägen, die für Geräte mit gleichmäßigem Filmtransport und Bildüberblendung gemacht wurden, praktische Bedeutung erlangt; nur sie hat sich als technisch durchführbar erwiesen und seinerzeit einen großen Fortschritt der Kinotechnik gebracht: Ein Kranz von rotierenden und gleichzeitig schwingenden Spiegeln hebt bei gleichförmig bewegtem Film die Verschiebung des Abbildes auf der Projektionsfläche auf und bringt mehrere aufeinander folgende Einzelbilder sauber zur Deckung. Ein Wunderwerk technischer Präzision, das übrigens auch im Fernsehen für die Abtastung von Filmen nutzbringende Anwendung gefunden hat!
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Professor Schröter, auf die Tätigkeit Mechaus bei Telefunken eingehend, fährt dann fort,
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- Der niemals rastende Erfindergeist zog Mechau unaufhörlich zu neuen, seinem großen konstruktivem Können angemessenen Betätigungsfeldern hin. So musste es auch kommen, dass auch das Fernsehen ihn immer stärker anlockte. Diese damals ganz junge Technik bediente sich mechanisch-optischer Vorrichtungen für die Zerlegung des zu übertragenden Bildes in einzelne Zeilen bzw. Punkte. Das war für Mechau, der Anfang 1935 zu Telefunken kam, gerade der richtige Wirkungskreis; hier konnte er ungewohnte Prinzipien feinmechanischer Umlaufgeräte höchster Präzision in Verbindung mit originellen optischen Lösungen beisteuern. So entstand der Telefunken Linsenkranz Abtaster, der auf der Funkausstellung 1935 zum ersten Mal vorgeführt und bei der Pariser Weltausstellung 1937 mit dem Grand Prix in der Klasse der Entwicklungen und Erfindungen ausgezeichnet wurde. Es brachte einen beträchtlichen Lichtgewinn, vermied die bei den bisherigen Zerlegern auftretenden Verzerrungen und Unschärfen des Bildes und erlaubte die Vereinigung von Film-, Diapositiv-, und Personen Abtaster in einem einzigen Aggregat, das allerdings höchste Qualität der Werkstattarbeit erforderte.
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- Mit einer Schar tüchtiger Konstrukteure und Mechaniker hat Mechau diese großartige Aufgabe innerhalb von sechs Monaten gelöst.
Wenn auch die stürmische Entwicklung der Technik mit der Kathodenstrahlröhre als Bildgeber über den Linsenkranz Abtaster hinweggegangen ist, so hat doch dieses Gerät seinerzeit durch die ausgezeichnete Qualität der damit übertragenen Fernbilder die Überzeugung aller maßgebenden Stellen von den positiven Möglichkeiten des Fernsehens entscheidend gefördert. Es hat ferner einen Standard des 180-Zeilen-Bildes geliefert, der erst lange Zeit, nachdem man mit Hilfe der Kathodenstrahlröhre zu 375 und später zu 441 gelangt war, von diesem neuen Mittel an Bildgüte überboten werden konnte. Die Ikonoskop Kamera, die von der Deutschen Reichspost bei den Olympischen Spielen 1936 zum ersten Mal öffentlich eingesetzt wurde, ist ebenfalls ein Werk Emil Mechaus. Bei diesem Gerät waren durch die Notwendigkeit von Teleobjektiven größerer Dimensionen besonders schwere Konstruktionsaufgaben gestellt. Die Olympia-Kamera hat einen Ehrenplatz im Deutschen Museum zu München erhalten.
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1942 - Urlaub in Brühl bei Baden Baden
Im Juli 1942 verbringt Emil Mechau mit seiner Familie einen wohlverdienten Erholungsurlaub in Bühl in der Nähe von Baden-Baden am Schwarzwald. Es sind schöne Tage, die mit Spaziergängen, Spielen und Kinderlachen ausgefüllt sind. Für eine kurze Zeit ist für Emil der Krieg fast vergessen, der doch in Berlin durch immer häufigere Luftangriffe schon so sehr gegenwärtig wird.
Bald nach seiner Rückkehr werden im Januar 1943 Vorbereitungen getroffen, auch Emil Mechaus Abteilung F1 wegen Kriegseinwirkungen zum Telefunken-Werk nach Zehlendorf zu verlegen.
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April 1943 - Kein Papier mehr für Bücher
Der bekannte Schriftsteller technischer Bücher und Biografien, Dipl. Ing. Willy Möbus schreibt am 4. April 1943 einen Brief, in dem er Emil Mechau mitteilt, dass sich die Herausgabe seines Buches Große deutsche Ingenieure der Gegenwart, in dem auch Mechaus Leben und seine Erfindungen beschrieben werden, wegen kriegsbedingtem Papiermangel erheblich verzögert wird; 100 Exemplare befinden sich zurzeit in Druck.
Mail 1943 - Urlaub in Oedsbach im Schwarzwald
Im Mai 1943 verbringt Emil Mechau einen Erholungsurlaub im idyllischen Oedsbach im Schwarzwald, wohin seine Familie evakuiert ist. Auf Grund seines Antrags, unterstützt durch ein ärztliches Attest, erhält er die Genehmigung, seinen regulären Jahresurlaub um vier Wochen zu verlängern. Seinem persönlichen Vermerk auf Bewilligungs-Kopie von Telefunken entnehmen wir,
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- ... weil diese günstige Verpflegungsmöglichkeit kaum wiederkehren dürfte.
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Da die Luftangriffe auf Mitteldeutschland ständig zunehmen, wird es immer schwieriger, kurzfristig seine Familie im Schwarzwald zu besuchen. Im Juli 1943 bereitet er deshalb die Evakuierung seiner Familie nach Kossdorf in Sachsen (in der Nähe von Brottewitz) vor, wo ein Cousin von ihm wohnt. Kossdorf ist nicht so weit von Berlin entfernt und daher leichter am Wochenende zu besuchen. Die Unterkunft ist nur vorübergehend, da die Wohnverhältnisse sehr beengt sind. Nach einiger Zeit findet er bei einem Bauern eine zwar nicht viel größere Wohnung, zu der jedoch eine kleine Küche gehört, was das Leben erträglicher macht.
Aug. 1944 - Es wird ernst - keiner glaubt noch an den Endsieg
Im August 1944 erhalten die Herren Abteilungsleiter, Oberbeamte und Betriebsobmänner ein vertrauliches Rundschreiben, in dem die Verantwortlichen der Werkzeitschriften darauf hingewiesen werden, dass diese Publikationen in verstärktem Maße zur Menschenführung eingesetzt werden müssen. In diesem Rundschreiben werden Zitate aus Veröffentlichungen und Reden hoher Persönlichkeiten der Regierung aufgeführt. Da heißt es,
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- Reichsminister Speer schrieb z.B.: Unablässig auf den Arbeits- und Leistungswillen der Gefolgschaftsmitglieder einzuwirken, ist eine verdienstvolle Aufgabe der Werkzeitschriften und ihrer Schriftwalter. Die deutschen Werkzeitschriften sind berufen, allen Schaffenden über die Vermittlung von internen Betriebsmitteilungen hinaus verlässlicher politischer Wegweiser und sozialpolitischer Berater zu sein ....
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- Reichsorganisationsleiter Dr. Ley gab bekannt: Im Rahmen der totalen Kriegsanstrengungen des deutschen Volkes.... befinden sich die Werkzeitschriften im Hinblick auf ihre kriegswichtigen Zielsetzungen in einem neuen Entwicklungsstadium, in dem sie, von einem vielfach noch vorhandenen Familiencharakter losgelöst, zu politischen und sozialpolitischen Kampfinstrumenten umzuformen sind.
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- Reichspressechef Dr. Dietrich sagte in seiner großen Rede vor den Schriftwaltern der deutschen Werkzeitschriften: Ich rufe Sie heute auf, ich verpflichte Sie, Ihre Werkzeitschriften im härtesten aller Kämpfe, in diesem Lebenskampf der deutschen Nation in vollem Umfang für Ihr Vaterland einzusetzen.
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Emil Mechau schreibt mit großen Buchstaben ‚Quatsch’ auf das doppelseitige Propagandaschreiben.
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Robert Mechau, der einzige noch lebende jüngere Bruder von Emil, der als Wissenschaftler bei Zeiss in Jena tätig ist, wird 1944 im Alter von 60 Jahren bei einem Straßenbahn-Unglück tödlich verletzt.
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Resignation und Angst in Berlin
Der für Berliner bezeichnende und seit jeher berühmte Optimismus, weicht mehr und mehr einem unheimlichen, hoffnungslosen Angstgefühl. Das unaufhaltsame Vordringen der Roten Armee von der Oder her legt sich wie eine schwere, erdrückende Last auf die Gemüter. Die nun pausenlosen Luftangriffe lassen das Leben in Berlin oft fast völlig zum Stillstand kommen. Nur mit Mühe können die öffentlichen Verkehrsmittel in Gang gehalten werden. Es wird immer schwieriger das Funktionieren der Verwaltungen und Betriebe zu gewährleisten, da die Berliner entweder ausgebombt oder daran gehindert sind, zu ihren Arbeitsstätten zu gelangen. Bis kurz vor dem völligen Zusammenbruch des Dritten Reichs besucht Emil Mechau per Eisenbahn, so oft es die Umstände ermöglichen, noch seine Familie in Kossdorf in Sachsen.
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Hoffnungslose Gegenwehr
Amerikanische Tiefflieger greifen nun auch das Elbe- gebiet in Sachsen an, das zwischen den heranrückenden amerikanischen und sowjetischen Armeen liegt. Die Piloten schießen auf alles, was sich bewegt. Kein Reisender in der Eisenbahn, kein Bauer auf dem Feld und kein Kind auf der Straße ist mehr seines Lebens sicher. Die deutsche Luftverteidigung - wenn es sie noch gibt - ist ohnmächtig gegen die unglaubliche Luftüberlegenheit der Westalliierten. Soweit überhaupt noch Treibstoff für die wenigen verbleibenden einsatzfähigen Jagdflugzeuge der Luftwaffe vorhanden ist, versuchen vereinzelte Piloten meist vergeblich doch noch gegen die Übermacht anzukämpfen.
So geschieht es in den letzten Tagen des Monats April, dass der Kossdorfer Nachbar - Bauer Beier -, der gerade mit seinem Fahrrad seine Felder inspiziert, von einem abstürzenden deutschen Jagdflugzeug auf der Stelle getötet wird.
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Die Krieg kommt auch aufs Land - warten auf was ?
An einem der folgenden Wochenenden kommt Emil Mechau wieder einmal nach Kossdorf, um wenigstens für diese kurze Zeit dem ständigen Fliegeralarm, dem Detonieren der Flakgranaten und dem Explodieren der Bomben in Berlin zu entkommen. Er ist immer froh, seine Familie in scheinbarer Sicherheit wieder unversehrt vorzufinden. Während dieses Wochenendbesuchs wird der Bahnhof teilweise zerstört, als amerikanische Tiefflieger den etwa zehn Kilometer von Kossdorf entfernt liegenden wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Falkenberg angreifen. Die Gleise sind durch Bomben zerstört und müssen repariert werden, was einige Tage dauern wird. Emil Mechau entschließt sich, die weitere Entwicklung der immer kritischer werdenden Situation abzuwarten. Von dem Tag an bleibt er nun bei seiner Familie und erwartet in Kossdorf das unvermeidbare Ende dieses schrecklichen Krieges.
Bescheidenheit in einer kleinen Wohnung
Wie wird wohl alles ausgehen, ist die Frage, die sich alle Menschen in Deutschland in diesen Tagen stellen. Manche Leute schließen sich dem seit Wochen aus dem Osten heranrollenden Flüchtlingsstrom an, um den nachdrängenden sowjetischen Truppen zu entkommen. Andere harren bangend aus und hoffen, dass vielleicht doch noch die Amerikaner ihr Gebiet zuerst erreichen werden und es besetzt halten. Emil Mechau entscheidet sich, mit deiner Familie zu bleiben. Er hat sich politisch nichts zu Schulden kommen lassen und hat deshalb auch nichts zu befürchten, und außerdem weiß er ja auch gar nicht, wo er denn eigentlich hingehen soll. Er ist froh über den Stallungen des Bauern Schmidt eine Kleinwohnung mit Küche zu haben und ist dankbar auf diese Weise eine vorübergehende Bleibe für seine Familie gefunden zu haben. So oft es geht macht er sich auf dem Nachbarhof des Bauern Beier nützlich und versucht auf diese Weise auch für seine Familie zusätzliches Essen auf den Tisch zu bekommen. Seit einigen Wochen beobachtet jeder im Dorf mit Sorge die zahlreichen Fremdarbeiter, die schon vor einigen Jahren aus den von deutschen Truppen besetzten Gebieten Europas zur Arbeit nach Deutschland verschleppt wurden, wovon auch einige hier in Kossdorf in der Landwirtschaft arbeiten. Man merkt es ihnen an, dass sie schon ungeduldig auf ihre bevorstehende Befreiung durch die Truppen der Alliierten warten.
Fast alle haben Gedanken zum Kriegsende
Emil Mechaus Geist steht jedoch auch in dieser Zeit nicht still. Seit seiner Jugend hat er Tag und Nacht über neue Erfindungen nachgedacht und kann selbst jetzt in dieser hoffnungslosen, schwierigen Zeit nicht ohne zu Grübeln leben. Seit Monaten entwickelt er schon im Geiste wieder Ideen für die Zeit nach Kriegsende, wenn sich dann hoffentlich das Leben wieder normalisieren wird und wieder in Frieden für den Frieden gearbeitet werden kann.
Es gibt keinen Zweifel für ihn, dass es dann auch bald wieder aufwärts gehen wird, die Leute wieder Arbeit haben, wieder Geld verdienen und auch Anschaffungen nach den vielen Jahren der Entbehrung und Zerstörung machen werden. Er erzählt seiner Frau (er hatte auch schon früher bei Telefunken seinen Mitarbeitern gegenüber diesbezügliche Andeutungen gemacht), dass er schon das Konzept für neue Entwicklungen im Kopf hat, z.B. für einen Schmalfilm-Kinoprojektor. In Kleinmachnow, einem idyllischen Vorort von Berlin, wird er dann sein Haus bauen, wofür er bereits vor einigen Jahren, gerade noch kurz vor Kriegsausbruch, ein Grundstück gekauft hat. Geld hat er über die Jahre genug gespart und sicher angelegt, was dann zum Bau des Hauses und zur Ausbildung seiner Kinder verwendet werden kann.
Für einen normalen Deutschen ist es schwer, sich vorzustellen, in dieser hoffnungslosen Lage, in der sich Deutschland zurzeit befindet, solche optimistischen Zukunftspläne zu haben. Es entspricht aber ganz dem Geist des genialen Erfinders, immer Hoffnung zu haben, immer wieder etwas Neues zu schaffen, und mit Zuversicht nach vorn in die Zukunft zu schauen, wenn auch die Lage im Moment hoffnungslos erscheint. Wie oft hat er doch mit seinen Erfindungen aus scheinbar aussichtslosen Situationen heraus Schwierigkeiten überwunden, als Andere schon aufgegeben hatten.
Natürlich ist die Zeit Anfang 1945 kein Anlass, optimistisch zu sein. Er denkt jedoch an seine zwei acht und sieben Jahre alten Kinder und deren Zukunft. Er ist überzeugt, dass es auch wieder einen Ausweg aus dem Wahnsinn der letzten Jahre geben muss. Was er im Kleinen während seiner langen Erfinderkarriere an Schwierigkeiten überwinden musste, wird ihm sicher während der nun bevorstehenden, schwierigen Jahre, mit den scheinbar unüberwindlichen Nachkriegsproblemen, auch wieder gelingen - gelingen müssen, daran besteht für ihn kein Zweifel.
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Es ist hoffnungslos - Warten mit Bangen
So wird nun mit Bangen auf das Ende des Krieges gewartet. Mechau ist schon lange überzeugt, die Lage ist hoffnungslos für Deutschland; für ihn besteht schon seit langem kein Zweifel mehr, dass für Deutschland der Krieg verloren ist. Die Frage ist nur werden zuerst die Amerikaner oder die Russen in Kossdorf eintreffen, denn beide Fronten sind fast gleich weit von hier entfernt. Mit Kämpfen braucht hier wohl nicht mehr gerechnet zu werden, denn in dieser Gegend ist nichts Strategisches, was die wenigen verbleibenden deutschen Truppen verteidigen sollen. Vor kurzem konnte man zwar in der Ferne Rumpeln von Artilleriefeuer oder Bombenabwürfen hören, aber auch da ist es nun wieder ruhig geworden.
Amerikanische Tiefflieger erscheinen auch nur noch gelegentlich, wohl um nicht aus Versehen die verbündeten sowjetischen Streitkräfte, die sich sicher nicht sehr weit entfernt von hier aufhalten, versehentlich zu beschießen.3
Emil Mechau hat noch rechtzeitig, so unauffällig wie nur möglich, nach und nach in der zum Gehöft gehörenden Scheune alle seine Wertsachen, wie Schmuck, Silberbestecke, Leica-Ausrüstung, Dokumente und Bargeld versteckt, damit sie dort für die kommenden Wochen oder Monate vor der unvermeidbaren Gesetzlosigkeit sicher aufgehoben sind
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April 1945 - Die Russen kommen
Es sind sowjetische Soldaten, die an einem sonnigen Frühlingstag Ende April das Dorf durchkämmen und damit Kossdorf besetzen. Es geschieht ohne einen Schuss abgefeuert zu haben und ohne Tumult, wenn man von den Freudenschreien der Fremdarbeiter absieht. Sie sind nun frei, um in ihre Heimat zurückkehren zu können; ihre Zwangsverschleppung hat damit ein erfreuliches Ende genommen. Es dauert auch nicht lange, und die Schule wird wieder eröffnet, und bald scheint das Leben im Dorf seinen gewohnten Gang zu gehen.
Die sowjetische Kommandantur bezieht ihr Quartier ausgerechnet gegenüber der Eingangstür zu Mechaus Notunterkunft. Nach erster Aufregung erkennt Emil Mechau jedoch den Vorteil aus der brisanten Situation: Auf diese Weise hat seine Familie vielleicht die größte Sicherheit in den ersten Wochen der allgemeinen Gesetzlosigkeit, die neue Obrigkeit direkt vor seiner Haustür zu haben.
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Nicht immer klappt alles nach Plan
Von Zeit zu Zeit schleicht sich Emil Mechau in die Scheune, um nachzusehen, ob seine Habe noch an Ort und Stelle ist. Mit Genugtuung stellt er fest, dass bisher noch niemand im oberen Teil der Scheune war, denn er findet alles so vor, wie er es verlassen hatte.
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Wahrscheinlich erwecken seine Schleichwege zur Scheune jedoch die Aufmerksamkeit der Russen, denn als er wieder mal sein Versteck in der Scheune inspiziert, stellt er zu seiner Bestürzung fest, dass alle seine Wertgegenstände spurlos verschwunden sind. So teilt er schlagartig das harte Los vieler Leidensgefährten dieser Zeit, in der Willkür der Nachkriegszeit seine gesamte Habe verloren zu haben, und ohne Geld oder veräußerliche Werte auf die Mildtätigkeit Dritter angewiesen und notdürftig gekleidet ohne Beruf und Stellung zu sein, bedrückt von der Sorge um die Erhaltung seiner Angehörigen und ohne Hoffnung, in absehbarer Zeit einen erträglichen Lebensstandard wiederzugewinnen.
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Die Ereignisse überschlagen sich plötzlich
Wegen einer starken Erkältung mit leichtem Fieber bleibt Emil Mechau an diesem Juni-Tag länger als gewohnt im Bett, da er sich sehr krank fühlt. Als die Nachbarin, Frau Beier, unter seinem Schlafzimmerfenster ruft,
- Herr Mechau, können Sie mal gleich kommen, ich brauche sie dringend,
steht er trotz seines Zustandes auf und folgt ihr zu ihrem Hof, um ihr zu helfen.
Als Annemarie und ihre Klassenkameraden in der Schule eine Detonation vom Nachbarhof hören, ducken sie sich alle unwillkürlich, da sie glauben, dass gleich die Fensterscheiben zerspringen werden. Einige Zeit danach wird an der Tür zum Klassenzimmer geklopft, worauf die Lehrerin für kurze Zeit hinausgeht. Als sie kreidebleich zurückkommt, bittet sie Annemarie zur Tür zu gehen, wo ihre Oma auf sie wartet. Annemarie hört nur ihre Oma sagen,
- Papa ist tot,
worauf sie wie von Sinnen zum Bauernhof der Beiers hinüber läuft.
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Ein Missverständnis oder sein Schicksal
Frau Beier, die erst vor wenigen Wochen ihren Mann durch das Unglück beim Absturz eines deutschen Jagdflugzeugs verloren hatte, wurde von russischen Soldaten und einigen ihrer früheren Fremdarbeiter bedrängt, da sie und ihr Mann diese Fremdarbeiter offenbar nicht gut behandelt hatten.
In ihrer Not läuft sie schnell zum Nachbarhaus und bittet Emil Mechau, den sie zu ihrem Schutz als ihren Mann ausgibt, ihr zur Seite zu stehen. Was von dem Moment an geschieht, weiß niemand genau zu sagen. Eines ist sicher, dass die Russen ganz sicher mit dem vermeintlich bösen Bauern Beier eine Abrechnung vorhaben, als sie Emil Mechau eine Handgranate reichen oder besser wohl auf den Küchenfußboden legen.
Emil Mechau, der seit seiner Jugend durch zwei akute Ohrenentzündungen auf einem Ohr schwerhörig ist, hört offenbar nicht, dass die Handgranate schon gezündet worden ist und jeden Moment explodieren kann.
Noch ehe die Personenverwechselung entdeckt wird, explodiert die Handgranate und verletzt Emil Mechau an der Schädeldecke. Er ist auf der Stelle tot.
Auf diese tragische Weise stirbt der erfolgreiche Kino- und Fernsehpionier Emil Mechau am 28. Juni 1945 im Alter von 63 Jahren nur drei Kilometer von Brottewitz entfernt, wo er während seiner Kindheit die dortige Dorfschule besucht hatte und von wo an Alles begann.
Nachtrag
Als der Verfasser 1992 mit seiner Frau und seiner Tochter nach vielen Jahren der deutschen Trennung während einer Reise in die Vergangenheit auch nach Kossdorf kommt, fehlt auf dem Friedhof zwar jede Spur vom Grab Emil Mechaus, dafür ist aber noch die Spur des Unglücks zu sehen, das ihm sein Leben kostete.
Auf dem Fußboden in der Küche des Bauernhofs der Familie Beier sieht man noch die vor 47 Jahren von der explodierten Handgranate beschädigten Kacheln. Die zentral gelegene Kachel ist zur halben Dicke weggesprengt. Die nächsten im Umkreis befindlichen Kacheln zeitigen sternförmige Explosionsspuren, die bis zu einem Durchmesser von etwa dreißig Zentimeter nach außen hin abnehmen. Aus diesem Befund ist auch erklärbar, weshalb Emil Mechau an einer Kopfverletzung starb: er musste sich zum Küchenboden hin übergebeugt haben, offenbar in der Absicht, die dort befindliche Handgranate zu untersuchen oder sie zu entschärfen, als sie dann jedoch vorzeitig explodierte.
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