Vorwort des Verfassers und Einleitung (weiter unten)
Wer war eigentlich Emil Mechau ?
(von Helmut Krueger in 2007)
Trotz intensiver Nachforschungen während der vergangenen Jahre muss ich leider feststellen, dass der Name Emil Mechau nur sehr selten und dann auch nur beiläufig in den Annalen der einschlägigen Literatur der frühen Kino- und Fernsehgeschichte erwähnt wird. In Gesprächen wird deshalb die Frage gestellt, weshalb denn so wenig über diesen Erfinder und seine Leistungen auf diesen so populären Gebieten bekannt ist, wenn er doch entscheidenden Anteil an der Entwicklung dieser Technologien hatte. Die Antwort hierauf ist zwiefältig.
Einmal ist Mechaus introvertierter Charakter Ausschlag gebend für seine ausgeprägte Bescheidenheit; er will nie im Rampenlicht stehen und bevorzugt Zurückgezogenheit. Ihm ist jede öffentliche Ehrung für seine Leistungen peinlich, ja fast ein Gräuel, und außerdem ist er ja auch viel zu beschäftigt mit seinen immer neuen vorwärts drängenden Ideen. Sein früher und tragischer Tod kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzt dem ein jähes Ende.
Besonders dieser Umstand ist wohl der zweite Grund. Das Ende des Krieges 1945 mit den einhergehenden chaotischen Verhältnissen, besonders in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, löschen jedoch nicht nur sein Leben aus, sondern die dann in den folgenden Jahren wieder an der Weiterentwicklung des Fernsehens Beteiligten, verdrängen, teilweise bewusst und ganz offensichtlich, auch die Erinnerungen an Emil Mechaus Leistungen. Das neue deutsche Fernsehen entsteht aus der Asche des furchtbaren Krieges und gewinnt immer mehr an Popularität, nicht nur mit neuen Ideen, sondern auch mit neuen Ingenieuren.
So wie in Amerika dem genialen Fernsehpionier Philo T. Farnsworth durch jahrelange Prozesse und Ränkelaien seitens seiner Erfinder-Konkurrenten, besonders durch Vladimir Zworykin und David Sarnoff von RCA, seine Erfinderrechte streitig gemacht werden, so werden auch im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg Mechaus Erfindungen durch unwahre Behauptungen zur Seite geschoben und in Vergessenheit gebracht.
Man weiß, Emil Mechau und auch die meisten seiner früheren Mitarbeiter können keinen Einspruch mehr erheben, und so werden bewusst falsche Behauptungen veröffentlicht, anstatt sie als seine Innovationen anzuerkennen. Leider hat sich auch keiner der damals noch lebenden Fernseh-Kollegen zu Mechaus Verteidigung und Ehrenrettung gemeldet.
Sicher ist das der Hauptgrund, weshalb wir so wenig über diesen „genialen Erfinder“ wissen, wie Professor Fritz Schröter von Telefunken ihn in einem Artikel nennt, als er die Leistungen Mechaus noch zu dessen Lebzeiten würdigt.
Diese Emil Mechau Biografie soll jedoch diese bedauernswerte Schattenseite in der deutschen Kino- und Fernsehgeschichte nur im Addendum II erwähnen.
Die Emil Mechau Story wird über alles, das über den Menschen Emil Mechau noch bekannt ist, in interessanten Einzelheiten, bereichert von vielen z. T. noch nicht veröffentlichten Illustrationen, berichten. Sie soll einen Einblick in die Zeit vermitteln, in der Emil Mechau und seine Mitarbeiter ihren frühen Beitrag zu dem geben, an das wir uns heute täglich und so selbstverständlich erfreuen: Fernsehen, Kino und Video.
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Danksagungen
Diese Biografie wäre nicht zustande gekommen, wenn mir nicht vor vielen Jahren Jenny Wally Mechau, die Frau von Emil Mechau und die Mutter meiner Frau, die über ein Leben von Emil gesammelten Dokumente und Bilder zum Verwahren übergeben hätte. Ich bin ihr dafür unendlich dankbar. Mein besonderer Dank geht auch an meine Frau Anna-Maria für das Korrekturlesen der fertigen Biografie und ihr Verständnis und ihre Geduld, über viele Jahre die Spuren der Familie Mechau, und besonders Emil Mechaus Wirkungsstätten, aufzusuchen.
Für unsere Tochter Iris waren es Reisen in unsere Vergangenheit und lehrreiche Studien zur Familien-Genealogie an Ort und Stelle.
Ich bedanke mich auch bei den Herren
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- Werner Löffler, Telefunken;
- Rolf Beck, Leiter des Leitz/Leica Archivs;
- Dietrich Kuhlgatz, Robert Bosch GmbH,
Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit Unternehmensarchiv; - Arthur Dungate, BBC-TV, Direct Television from Alexander Palace;
- Jürgen Küster, Museum für Kommunikation, Frankfurt;
- Hans Torno, Stadtdirektor der Stadt Seesen und bei
- Frau Doris Rangnick, AEG Firmenarchiv
für überlassene Dokumente und Unterstützung bei meinen Recherchen.
Helmut Krueger - 31. 01. 2007 - jetzt in Florida / USA
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Einleitung
Im satten spätsommerlichen Grün säumen die Bäume die Chaussee, die geradezu auf den Ortseingang führt. Das Ortsschild an der letzten Kreuzung kurz vor dem Dorf nennt den Ort beim Namen, Koßdorf Kreis Bad Liebenwerda.
Das ist unser erster Besuch unserer Heimat seit der Wiedervereinigung Deutschlands, und wir fahren langsam weiter die Dorfstraße entlang und fühlen uns wieder einmal vierzig Jahre zurückversetzt, denn so lange haben die Wände der Häuser keinen neuen Putz und die Hoftore, Fensterrahmen und Haustüren keine frische Farbe gesehen. Alles so sieht traurig und verarmt aus.
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Große Lindenbäume schmücken rechts und links den Eingang, durch dessen verrostete eiserne Doppeltür wir auf den Dorffriedhof gelangen. Meine Frau Anna-Maria geht zielstrebig den Fahrweg auf die kleine Leichenhalle zu und schwenkt kurz davor auf die linke hintere Ecke ein, behutsam darauf achtend, nicht auf eines der Gräber zu treten. Wir (unsere Tochter und ich) folgen ihr und bemerken, als ihre Schritte langsamer werden und sie dann etwas verwirrt von links nach rechts diese Gegend des Friedhofs absucht. Schließlich bleibt sie stehen und dreht sich fragend nach uns um.
"Da ist kein Grab,"
sagt sie leise, fast mehr zu sich selbst, als zu uns. Als sie nun zögernd noch ein paar Schritte weitergeht, weiter sucht, hat sie einen fassungslosen, nicht-glauben-wollenden Ausdruck in ihrem Gesicht. Nun können wir es auch sehen, da ist weder ein Grabstein, noch ein Grab zu sehen. Nur Unkraut und langes Gras, auch noch Blätter vom letzten Herbst und Winter sind zu sehen, und einige herabgefallene, trockene Äste bedecken den unebenen Boden auf diesem Teil des Friedhofs.
"Ich kann mich noch genau erinnern, hier wurde Papa begraben,"
sagt sie nun mit verhaltener Stimme, indem sie mit ihrer ausgestreckten Hand vor sich hin zur Friedhofsecke weist.
"Und gleich daneben war das Grab des Mädchens, das ein paar Tage vorher dort begraben wurde."
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Trotz näherer Betrachtung dieser Friedhofsgegend, die umsäumt ist von einer Mauer, als ob sie Schutz und Ruhe für die dort Begrabenen bieten könnte, ist kein einzelnes Grab mehr auszumachen. Verwirrt und betreten verweilen wir noch, fassen uns an und denken an das schreckliche Ereignis, als am 28. Juni 1945 Emil Mechau in den Nachkriegswirren sein Leben in Koßdorf lassen musste und dann hier an dieser Stelle am 1. Juli begraben wurde.
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Dieses unerwartete, enttäuschende Erlebnis und die daraus folgende bedrückende Stimmung, kein Grab mehr vorzufinden, lässt in mir den Gedanken keimen, Emil Mechau mit der nachfolgenden Geschichte ein Denkmal zur bleibenden Erinnerung zu setzen und sein Leben und Wirken als Andenken so ausführlich wie nur möglich für zukünftige Generationen weiter bestehen zu lassen.
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