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In der Hauszeitschrift Philips Kontakte Nr. 42 aus 1977 :

Diese Hauszeitschrift enthielt nicht nur Marketing Bla bla bla, es gab darin richtig fundierte Artikel über die teilweise super hervorragenden Erfindungen und Entwicklungen der geschätzten Philips Labors. Natürlich waren diese "Kontakte" auch ein Marketing-Instrument. Leider verirrte sich ab und zu auch eine "Märchenstunde" auf diese Seiten.

KONTAKTE KURZBERICHTE : 100.000 PLUMBICON® Kameraröhren hergestellt

Ende der 1950er Jahre, als das Farbfernsehen noch in den Kinder- schuhen steckte, entwickelte das Philips Forschungslabor (Anmerkung : das Labor war in Breda) eine neue Kameraröhre, welche auf der Fotoleitfähigkeit von Bleimonoxid basierte.

  • Anmerkung : Blei(II)-oxid, auch Bleimonoxid genannt, ist die anorganische Verbindung "PbO".


Am 15. März 1963 wurde die erste Plumbicon-Kameraröhre offiziell ausgeliefert.

  • Anmerkung : Aus anderen Publikationen im Broadcast-Bereich entnehmen wir, daß diese Entwicklung des Plumbicons bei Philips bereits 1957 oder 1958 in die Wege geleitet wurde. Denn auch das Superorticon konnte damals nicht jeden Ingenieur "begeistern".


Die neue Entwicklung war (anfänglich) eine 30mm-Röhre und wurde in der Folge zum Standardröhrenformat für (professionelle) Farbkameras der gesamten Welt.

1965 wurde die erste Farbkamera (Anmerkung : zuerst bei Philips) mit Plumbicon-Kameraröhren ausgerüstet und in den USA (von NORLECO im NTSC Verbreitungsbereich) eingesetzt. Sie revolutionierte in wenigen Monaten die gesamte Farbfernsehtechnik.

Verglichen mit den Orthicon-Kameras, die damals für das Schwarzweiß- Fernsehen verwendet wurden, zeichneten sich die Plumbicon-Kameras durch einfache Handhabung und geringe Größe aus.

1966 erhielt Philips für die Plumbicon-Entwicklung internationale Anerkennung durch die Verleihung des "Dr. Geoffrey Parr" Preises der "TV Society of London" und kurze Zeit später durch die Verleihung der "David Sarnoff Gold-Medaille", die von der "Society of Motion Picture and TV Engineers" in den Vereinigten Staaten verliehen wird.
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Der Durchbruch kam nach 1967

1967 war die Auswirkung der Plumbicon-Kameraröhren auf die gesamte Fernsehindustrie bereits so durchgreifend, daß der höchste Fernseh-Preis in den Vereinigten Staaten, der EMMY Award, dieser technischen Leistung verliehen wurde.

Im Jahre 1968 führte man dann die 1"-Version der Plumbicon-Kameraröhre ein, zusammen mit 5/8"-Röhren für Außenübertragung. Aufgrund der speziellen Fotoschicht der 1"-Röhre war sie in der Lage, dieselbe Qualität zu liefern wie die 30mm-Röhren.

Die folgenden Entwicklungen brachten einen stetigen Fortschritt in der Technologie dieser Röhren, die den Farbfernsehkameras besonders zugute kam, z. B. erweiterte Rotempfindlichkeit für gute Farbtreue, neue fotoleitende Schichten für bessere Auflösung, ACT-System (Anti-Comet-Tail) für bessere Beherrschung von Spitzlichtern und großem Kontrastumfang, eingebautes Auflicht für erhöhte dynamische Auflösung und niedrige Ausgangskapazität zur Verbesserung des Störabstands.

Ende April 1977 wurde dann die 100.000ste Plumbicon-Kameraröhre gefertigt.

Korrekt, gefertigt wurden die, aber waren die auch alle brauchbar ????????????
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Und das muß hier unbedingt kommentiert werden.

3" Superorthicon Röhren
Vergleich 3zoll-und-4.5zoll-Röhren
Plumbikon-roehren

Sowohl von den ehemaligen Mitarbeitern aus dem "HV- Labor" der Robert Bosch Fernseh GmbH Darmstadt (dem sogenannten "Hoch-Vakuum-Labor") wie auch von dem Entwickler des Twinax Kabels (dem Holländer Dipl.-Ing. Rud Koppe) an der Philips LDK 6 Kamera aus Breda haben wir gehört (er hatte uns nämlich in 2010 auf der Durchreise persönlich in Wiesbaden besucht), daß sowohl die Herstellung der "großen Orthicons (das waren 3" Röhren als auch der ganz großen 4,5" Röhren) wie auch die Herstellung der deutlich kleineren Plumbicons "sehr sehr" sensibel war.

Beim 3" Orthicon aus der Produktion des Hoch-Vakuum-Labors der Fernseh GmbH in Darmstadt wurden nach der ersten nur oberflächlichen !! Qualitätsprüfung über die Hälfte und nach der zweiten !! richtig genauen Quaitätskontrolle der Bildsymmetrie und der Schärfe - am Ende - insgesamt über 80% der Fese-Produktion in den großen Glascontainer draußen auf dem Hof geworfen.

Bei der Plumbicon Herstellung in Hamburg waren nach der akribischen Qualitätskontrolle der Valvo-Ingenieure ebenfalls über 60% aller produzierten Röhren "nicht brauchbar", teilweise waren sogar bis zu 75% der gesamten Produktion Schrott. Es war eben die auf die Spitze getriebene Vakuum-Technik dieser Zeit.

Als dann nach 1985 die neuen und sehr raren "HDTV 1250" Plumbicons angeboten wurden (Stückpreis um die 20.000 DM), ist Professor Hausdörfer mit seinen Mitarbeitern mehrmals mitsamt einer KCH-1000 Kamera (also der weltweiten Referenz- Kamera aus Darmstadt) nach Hamburg zu Valvo gefahren und hatte sich dort die Qualtität der ausgesuchten "1250 HDTV"- Röhren - die Auflösung in messbaren Zeilenzahlen (so fomuliert ist es Unsinn, es waren unterscheidbare "Linien" von der 1250 "Zeilen"-Technik) - "vormessen" lassen.

Am Ende war 1 (eine) von 10 (sogar von den bereits vorher - ungefragt - von den Valvo-Leuten selektierten) Röhren wirklich brauchbar. Die allermeisten dieser HDTV Röhren konnten keine 1.000 Linien "auflösen". Prof. Hausdörfers Abteilung hatte nämlich nur etwas mehr als die minimalen 800 Linien messen können.

Und damit relativiert sich die Zahl der 100.000 "produzierten" Röhren ganz schnell (im Verhältnis zu den brauchbaren und verkaufbaren Exemplaren), wenn für die professionellen Kunden nur 10% der Produktion wirklich verkaufsfähig waren.

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