Dies ist der Artikel "2"
von drei zusammen hängenden Texten,
.
- "Die Herausforderung 1 (Ton)" finden Sie im Bereich der Audio-Technik auf den Seiten auf www.magnetbandmuseum.info
- "Die Herausforderung 2 (Bild)" lesen Sie gerade
- "Die Herausforderung 3 (Data)" finden Sie ebenfalls dort im Bereich Data-Band-Technik.
.
Die Herausforderung "Bild" der Magnetbandtechnik
Nach der Lösung der Herausforderung 1, Töne auf Magnetband aufzuzeichnen, (rechts im Bild die erste Ampex Magnetbandmaschine, die 200A) jagten die Ingenieure dem Traum hinterher, die immer noch bescheidenen Fernsehbilder oder Bilder überhaupt auf Magnetband zu speichern. Das Speichern an sich ging ja schon ganz gut auf 16mm und 35mm Filmmaterial, sogar in Farbe und sogar in bereits toller Qualität.
Man hatte inzwischen bei den Tonbandgeräten mit der sogenannten linearen Aufzeichnung eine recht hohe Qualität erreicht und je schneller man das Band laufen ließ, desto höhere Frequenzen konnte man aufzeichen. Der ingeniöse Höhenflug wurde aber drastisch gebremst, als man erkannte: Mit der noch so schnellen Tonbandtechnik war man beim Bild auch ebenso schnell am Ende.
Läuft nämlich das Band zu schnell, kann die Laufwerks- Mechanik nicht mehr mit und das Band reißt. Und der Abrieb bzw. der Verschleiß ist gigantisch. Technologisch waren die verfügbaren 4 (ehemals Ton-) Spuren viel zu breit und die damals "klobigen" Magnetköpfe gar nicht in der Lage, noch höhere Frequenzen oberhalb 100 Kilohertz aufzuzeichnen.
Bei Ampex erkannte man schnell, jetzt mußte das Band erst einmal präziser geführt werden. "Lockeres" vorbei Wedeln an den Lösch-, Aufnahme- und Wiedergabeköpfen war nicht mehr gut genug. Bei den Ampex Geräten lagen die Magnetbänder waagrecht auf den Bandtellern und folgten innerhalb der Toleranz der Umlenkrollen der Schwerkraft.
Bei RCA entwickelte man die Bildrecorder von Anfang an mit Laufwerken, die senkrecht in Schränken eingebaut waren. Dieser Technik war jedoch kein Erfolg vergönnt.
Die Erkenntnis kam, das Band war zu schmal.
Es kam dann recht schnell die Erkenntnis, daß die Informationsmenge bezüglich der hohen Frequenz von diesem dünnen (schmalen) 1/4" Magnetband so nicht erfüllt werden konnte und daß ein anderes Konzept zur schnelleren "Kopf - Band" Geschwindigkeit her mußte. Auch bei schwarz weiß Bildern kam man nämlich ganz schnell in den Megahertz Bereich.
Zu dieser Zeit gab es nur die Röhrenverstärker mit all ihren Schwächen. Doch die größte Herausforderung war die Präzision der Bandführung. Das inzwischen auf 1/4" genormte "Tonband" war also 6,350mm breit. Da mußten die Bandführungen selbst bei geringster Toleranz immer etwas "Luft" haben, damit das Band nicht klemmte und sich verwarf. Das (Ton-) Band konnte in geringem Maß in den Führungen rauf und runter wandern.
Die Firma 3M hatte jedoch bereits um 1950 ein 2" Band in der Schubblade und damit wurden die Forschungen fortgesetzt, wie gesagt bei Ampex auf waagrechten Laufwerken, bei RCA auf senkrechten Laufwerken. Bei Ampex entwickelte man dann eine sehr schnell laufende Trommel, in die der Tonkopf (erstmal einer und dann vier) eingebaut war(en) und die sich quer zum Band drehte. Das breite 2" Band lief also langsam an diesem sogenannten Scanner vorbei und der Scanner drehte mit über 10.000 Umdrehungen. Dazu wurde das Band in der zweiten Variante der Rundung des Scanner-Rades entsprechend an diesen "angeschmiegt".
Die Firma 3M steckte dazu viel Kapital in die Entwicklung eines extrem glatten und dennoch dünnen und reißfesten 2" Bandes. Der schnell laufende Scanner brachte weitere Probleme außer der Forderung nach einer gesteigerten Präzision bei der realen Bandgeschwindigkeit und der Bandführung mit sich.
Die Reibungshitze machte dem Band zu schaffen und die Schicht löste sich ab und verklebte den Kopfspalt. Auch gab es damals in den USA als einzige verläßliche Zeitkonstante die 60Hz Netzfrequenz, alles andere war mit Röhrengeräten nur sehr sehr aufwendig (und instabil) zu machen. Die Bandgeschwindigkeit mußte deutlich stabiler laufen als bei bisherigen Tonbandgeräten und der Scanner mit bis zu 14.ooo Umdrehungen war ein Problem.
RCA entwickelte zu der Zeit an einem Videorecorder mit der sogenannten linearen Technik. Unser Mr. Ampex, also Herr Tom Marjanovic wußte davon Vieles zu berichten. Dort lief das 2" Band wie in einem Filmprojektor von der oberen Trommel ganz schnell auf eine untere Trommel an einem Vielspur-Kopf vorbei. Natürlich haben die RCA Leute 1957 den Ampexern nicht alles gezeigt, waren sie doch immer noch Wettbewerber.
Neue Erkenntnis : Wissen muß ausgetauscht werden.
Irgendwie gab es damals in den USA schon ein Gesetz oder eine zwingende Vorgabe (evl. der NAB?), daß es für Schlüssel-Technologien immer einen zweiten Lieferanten geben mußte.
Ampex und RCA waren ja ernsthafte Konkurrenten und jeder schielte auf den Anderen, was der schon wieder im Schilde führte. Angeblich wurden sie beide Mitte der 1950ziger Jahre "veranlaßt" (oder auch gezwungen ?), ihre Patente über Kreuz auszutauschen und gegenseitig zugänglich zu machen.
Andere Informationen sagen es aber ganz anders: Das stimmte aber so gar nicht.
.
Die RCA - Ampex Story: Keine Liebe auf den ersten Blick.
Also die Story ging laut unserer amerikanischen Freunde so: RCA war damals im Besitz eines recht großen Fernsehsenders, der NBC (National Broadcast Corporation). Und diese Leute kauften, fast wie alle anderen Sender auch, sogar gleich drei AMPEX MAZen. Die waren 1958 ja nun wirklich nicht ganz billig, (wenn man eine 100.000 Dollar Einfamilien-Villa als nicht gerade billig ansieht). Und eine dieser drei Ampex-MAZen verschwand unerkannt (laut Legende ..... in den RCA Labors), die andern beiden MAZen gingen in die Produktion in die NBC Technik.
Irgendwann gar nicht lange danach meldete sich einer der oberen RCA- Ingenieure beim Ampex Team Chef Charles Ginsburg persönlich und lud ihn nach Princeton in die RCA Labors ein. Er möchte ihm etwas (für die Ampexer) Außergewöhnliches zeigen. Und in Amerika ist Princeton (in der Nähe von New York) zwar sehr renommiert, doch für die Westküsten-Ampexer am anderen Ende der Welt, mindestens 3.000 Meilen entfernt an der Ostküste. Es mußte also schon etwas dran sein an der Einladung.
.
Laut einem ganz späten Vortrag von Charles Ginsburg (etwa 40 Jahre danach) zeigten die RCA Ingenieure (von der Ostküste) ihm und seinem Team (von der Westküste) ganz stolz ein volltransistorisiertes Ampex VR1000 "Derivat" und zwar in Farbe!!!!
Die Ampexer müssen ganz schön gestaunt oder auch ein wenig "dumm aus der Wäsche" geguckt haben, daß "ihre" Maschine bereits Farbe konnte. In "Casablanca" von 1942 endete die Story mit "Und das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft." Das war es bei Ampex/RCA laut der Gerüchte nie, es war ein erzwungenes Nebeneinander, denn bei den Halbleitern war RCA einfach besser.
Auch kam dann später (lange nach 1958) bei dieser Schlacht um den ersten Farbrecorder (das war 1957) heraus, daß Ampex zwar die Mechanik des Video Recorders und die komplexe Kopftechnik im Griff hatte, im Gegensatz zu RCA, die mit ihrer Technik (der Mechanik) Schiffbruch erlitten hatten, daß jedoch die Ampexer (fast) keine Ahnung hatten, wie das mit der Farbe bei der Aufnahme zu bewerkstelligen war.
Und dort bei der Transistor-Elektronik hätten also die Ampexer ebenfalls nahezu Schiffbruch erlitten. Denn inzwischen hatten die Wissenschaftler in den USA das NTSC Farbfernsehkonzept aus der Taufe gehoben (in nur 2 Jahren !!!). Die weltweit anerkannt geniale Idee (also die Technik) war die Trennung von S/W Bild (Luminanz) und der Farbinformation (Chrominanz). Und so sollte man das dann auch aufzeichnen. Nicht unterschlagen darf man bei dieser amerikanischen Geschichte, RCA hatte in seinen Labors die Transistortechnik mit Gewalt vorangetrieben, so wie später die Japaner die Chiptechnik, die zum Beispiel der deutschen Fese das Genick gebochen hatte.
Der erste Ampex schwarz-weiss Video-Recorder hatte daher nur ein kurzes Leben, denn Farbe war angesagt. Mit diesem Ziel wurde dann auch die Technik entwickelt, wie man mit 4 rotierenden Köpfen in diesem Scanner die farbigen Bildinformationen auf das 2" Band bringen konnte.
Nach dem (von der Regierung erzwungenen) Austauschen der gegenseitigen Patente war das Rennen um den ersten Farbrecorder gelaufen. Die Legenden erzählen davon, daß in Kalifornien sogar mehr als nur ein Dutzend Firmen an solchen Geräten entwickelt hatten.
Gewonnen hatte letztendlich die Firmen Ampex und RCA mit den ersten farbfähigen Quadruplex Geräten. Durch den Tausch der Patente begünstigt und dann auch noch von den Kunden gezwungen, immer einen echten realen Zweitlieferanten zu haben, baute RCA dann eine Zeit lang zwar eigene aber zu Ampex sehr ähnliche Videorecorder und konnte dann mit dem ersten eigenen volltransistorisierten Videorecorder Ampex (eine ganz kurze Zeit) "kollegial" überrunden.
.
Die Videorecorder der ersten Stunden
Die ersten Farbrecorder um 1960 waren alles andere als ideal oder genial. Unsere Spezialisten in der Redaktion werden haufenweise Stories zu Papier bringen, womit man sich damals noch alles rumärgern mußte.
So hatte Ampex dann zwar doch den ersten funktionieren Farbrecoder auf den Markt gebracht (also kurz vor RCA), doch waren die aufgenommenen Bänder nur auf diesem einen Gerät (bzw. mit diesem einen Scanner) wieder abzuspielen. Das bedeutete, wurde ein Band vom HR nach Hamburg zum NDR geschickt, musste der Quadruplex- Scanner mit, sonst konnte man es dort nicht abspielen. Dann waren so gut wie alle Ampex Röhrengeräte alles andere als funktionsstabil. Das Bild kippte mitten in der Scene, wann immer es wollte, und Bild- und Ton- Aussetzer waren die Regel, nicht die Ausnahme. Die neuen transistorisierten RCA Recorder machten das dann besser.
Die Monster-Mechanik wie auch die Elektronik waren ungeheuer pflegeintensiv. Die Scanner hatte einen sehr hohen Verschleiß an ihren 4 Magnetköpfen (nur ca. 150 Std. Lebensdauer) und noch vieles Andere mehr. Und natürlich war da auch noch der Stromverbrauch, denn der war exorbitant hoch und damit auch die "Wärmeabgabe". Drei Phasen Drehstrom mit je 10 Ampere, das waren locker bis zu 8 KW, wenn "das Ding" lief. Und meistens liefen natürlich 2 MAZen gleichzeitig.
Um die MAZ Technik zu perfektionieren, wurde die gesamte Bandabtastung in eine Vakuumkammer verlegt und ....
Es gab also noch viel zu tun. Dann hatten die Deutschen und die Japaner die Herausforderung angenommen und entwickelten die ersten Geräte mit Schrägspuraufzeichnung. Hier waren die Deutschen mit dem B-Format der BCN maschinen 1974/75 wieder mal für ein Jahr und ein paar Monate vorn.
.
.