Über die Technik der Kamerakabel
Hat man die Spannungsversorgung der Kamera eingeschaltet, kann die Kamera Bilder aufnehmen und auf dem meist eingebauten oder oben drauf gesetzten Sucher-Monitor wiedergeben. Doch das reicht nicht, denn dieses Bildsignal muß ja irgendwie zum Bildmischer und von dort zur Aufzeichnung oder zum Mischpult in der Sendeabwicklung SAW und von dort zum Sender gelangen.
Im Studio macht(e) man das mit einem dicken (dem meist roten) Kamerakabel. Frühe Experimente versuchten das über Richtfunk und andere Funktechniken. Doch auch das Übertragen des Bildsignals alleine reichte nicht aus. Der Regisseur oder der Mann am Bildmischer wollte oder mußte zum Beispiel dem Kameramann öfter mal einen "Wink" (andere sagen Befehl) geben können, wohin dieser seinen Blick und die Kamera hin richten solle. Das war die bidirektionale Kommunikation. Weiterhin sollte das rote Lämpchen auf der Kamera dann leuchten, wenn sie auf Sendung geschaltet war. In dem einen roten Kabel waren also jede Menge einzelner Leitungen bzw. Drähte enthalten.
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Es kam zur Entwicklung des Triax
Im Laufe der Kamera-Entwicklung kamen immer mehr Funktionen hinzu, die in die Kamera eingabaut wurden, die eine auch Signalübertragung in beide Richtungen vorsahen. Außer, daß die Sprechgarnitur des Kameramannes an einer kompletten Gegensprechanlage, ja beinahe einer Telefonanlage angeschlossen war, mußte der Bildingenieur mit der Kamera-Kontrolleinheit (CCU) die Kamera bzw. das erzeugte Bild der Kamera in der Kamera direkt an der Quelle so gut wie möglich einstellen bzw. ausregeln.
Irgendwann waren es nahezu hundert Kupfer-Adern, die in solch einem Kamerakabel enthalten waren. Und die Kabel waren bis zu 500 Meter lang. War nur eine einzige Ader defekt, war das Malheur groß. Diese Kabel waren sehr teuer, recht dick, gegen Überrollen oder Schneiden anfällig und damit kostbar. Und es gab nur wenige Hersteller, die solche Kabel für diese kleine Niche im Kabelmarkt überhaupt herstellten. Im Allgemeinen war diese Kabeltechnik irgendwann zum Sterben verurteilt.
Bei den analogen 1250 HDTV Entwicklungen von 1985 bis 1992 wurden insgesamt sogar 6 Koaxial-Stränge mit unzähligen Kupferpaaren in dieses eine rote Kabel eingebunden bzw. hineinkonzipiert. Bei ca. 500m Länge war die Übertragungsfähigkeit von Kabel und Elektronik aber am Ende.
Da inzwischen aber auch die Entwicklung der Elektronik mit großen Schritten voran ging, setzten die Hersteller große Anstrengen in Gang, ein spezielles handliches und leistungsfähiges Koaxialkabel zur Verbindung von Kamera und Steuereinheit zu entwickeln. Es sollte nur noch ein Koaxialsystem enthalten und bis zu 2 Kilometern funktionieren. Die Hauptentwicklung dieser Triaxtechnik wurde bei Philips in Breda gemacht und weltweit mit unschönen Unkenrufen begleitet.
Doch Philips hatte schon lange ein eigenes weltweit sehr leistungsfähiges Halbleiter-Labor und "strickte" sich die Chips an beiden Enden selber (ohne die Japaner). Nach den Erzählungen unseres Zeitzeugen Herrn Rud Koppe aus Breda war es schon mühsam, quasi im Wochentakt zu den Kabelherstellern in Deutschland zu fahren und dort an den 2km Kabel-Trommeln die jeweils jüngsten "Nachbesserungen" bei den brandneuen Verstärkerchips auszuprobieren.
Doch die erste Vorführung dieser nun problemlosen Triax Technik verblüffte alle Skeptiker weltweit und bescherte den Philipsern (inzwischen seit 1987 vollends zu "BTS" umgetauft) ungeahnte Verkaufserfolge vor allem in den USA.
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Und dann kam die "Fiber Optik" Verbindung
War die verfügbare und nutzbare analoge Bandbreite auf den Koaxialkabeln immer bergrenzt, auch für die digitalen Signale, so stand mit der modernen Glasfaserleitung eine ungeahnte nahezu unbegrenzte Übertragungsrate zur Verfügung und zwar wiederum in beiden Richtungen. Es reichte bereits ein Faserpaar, um eine der neuen mobilen LDK Kameras über volle 2 Kilometer mit allem nur möglich "Schnickschnack" zu steuern und zu überwachen und mit dem Kameramann zu kommunizieren. Da außerdem das Kabel sehr dünn war und auch die Kameras immer kleiner wurden, war es von nun an ein Leichtes, 2 Kilometer Kabeltrommeln samt Kameras für 24 und mehr Kameras in einen einzigen Ü-Wagen zu integrieren.
Doch es gibt kein Glücksgefühl ohne auch ein paar Schattenseien. Die Glasfaser-Steckverbinder mußten immer sauber und fettfrei sein. Und diese "Stellen" (an den beiden Enden) sind auch heute noch sehr sensibel und anfällig. Sind die verschmutzt, bricht die Geschwindigkeit stark ein oder es geht gar nichts mehr.
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