Es sieht so leicht und so "cool" aus . . . .
Da steht ein Kameramann mit einem riesen "Watz" auf der Schulter und schwenkt das 35 Kilo-Teil ganz locker von ganz links nach ganz rechts. Und neben ihm steht noch jemand, der an der Optik "rumfummelt". Das ist meist der Kamera-Assistent oder die Assistentin, der (oder die) die Schärfe und den Zoombereich "betreut".
Und was hier so locker aussieht, ist mühsam gelerntes Handwerkszeug, das manche auch nach Jahren noch nicht beherrschen. Wenn Sie mal in die "Verlegenheit" kommen, bei echten Filmaufnahmen dabei zu sein (ist heute sowieso selten geworden) und wenn Sie dann mitbekommen, wie oft (manchmal) eine einzelne Szene nachgeholt werden muß oder aber wie schnell die Szene "im Kasten" ist, dann erkennen Sie auch als Laie, ob der Kameramann sein Handwerk gelernt hat und versteht (oder nicht).
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Und dazu gibt/gab es Film-Schulen
Hier lernt der junge neue Kameramann (-Lehrling / -Student) zuerst mal sein Handwerkszeug von einem erfahrenen Kameramann, also nicht nur, wie man Filme in Magazine einlegt und wie man seinen Belichtungsmesser eicht.
Der Kamermann führt die Bewegung der Kamera und dabei muß das Bild je nach Regisseur scharf oder weniger scharf sein, egal, wohin die Kamera guckt - also wohin sie geschwenkt wird.
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Lernen am "Kurbelkopf"
Hier in Europa kennen wir diesen Stativkopf fast nicht. Er wird überwiegend in den USA angewendet bzw. verwendet. Mit zwei "Kurbeln" werden die beiden Bewegungsrichtungen butterweich und spielfrei gesteuert. Alle Maschinenbauer haben an ihrer Drehbank oder Fräse soetwas schon mal bedient und wissen um die enorme Präzision und Leichtgängigkeit.
Lange Jahre war bei uns der typische Max Killi Schwenk- und Neigekopf der Standard. Dann konstruierte der Engländer Bill Vinten einen genialen Neige-Mechanismus mit Schwerpunktausgleich für die schweren Film- und Fernsehkameras.
Doch all diese Hilfen retten den Kameramann nicht, der das Feeling und die Fähigkeiten nicht besitzt, seine Kamera zu führen. Insbesondere bei aktuellen Sendungen finden Sie es häufig, daß der Kameramann noch einen Schuß Kunst einbauen wollte oder will und zur "Anmoderation" vor dem Interview eine Hauswand herabgleitet. Und dann ruckelt manchmal die Kamera oder weitgehende Parts dieses Schwenks sind unscharf.
Das muß man lernen, akirbisch mit Fleiß und Geduld.
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Natürlich kann man das auch mit einer Fernsehkamera üben
Sie können es mir wirklich glauben, daß wir die kleinen und die großen Film- und Fernsehkameras in Mengen hier stehen haben und daß ich das alles reichlich ausprobiert hatte. Natürlich wird dann immer erst ein Edelstativ, eine Vintenpumpe" ausgesucht. Auch ich mußte ganz schnell von meinem hohen "Roß" des alleskönnenden Ingenieurs wieder runter.
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So simpel es klingt, es war nicht möglich, ohne jede Übung und Erfahrung einen ganz normalen 2m Kreisbogen mit der Studio-Kamera sauber und flüssig "abzufahren", von einer auf die Hauswand projizierten 8 (Acht) wollen wir gar nicht reden.
Hier nocheinmal der Kurbelkopf
Die Aufgabe besteht also ganz simpel nur darin, mit den beiden Kurbeln und der oben drauf sitzenden Kamera - mit dem Blick durch den Sucher - einen Kreis oder eine "Acht" nachzufahren bzw. der Linie einmal rundrum zu folgen.
Üben Sie ruhig mal mit Ihrerm Camcorder solch einen Test. Sie werden staunen, daß sogar nach dem 6.Male immer noch nichts Gescheites da raus kommt.
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Und wenn das dann klappt, gehts sofort weiter.
Bislang gab es noch gar keine Anforderungen, daß das Bild während der ganzen "Fahrt" natürlich scharf zu sein hat. Und während bei den Fernsehleuten der Bild-Ingenieur die Helligkeit des Fernsehbildes (für die Zuschauer im Hintergrund unsichtbar) nachregelt - bzw. regeln kann, nimmt die Filmkamera jede Helligkeitsänderung krumm. Da muß die Blende vorher oder live nachgestellt werden.
Bis hierher wurde der Bildausschnitt noch nicht mit einem Zoom-Objektiv verändert. Auch das ist inzwischen Standard, also Festbrennweiten sind nicht mehr up-to-date. Wenn Sie das dann zusammenrechnen, benötigen Sie 4 bis 6 Hände, um mit nur einem Kopf alles dies gleichzeitig - und natürlich perfekt - zu steuern.
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Die Profis mögen mir verzeihen, daß ich die ganzen Randbedingungen wie Filmempfindlichkeit und Farbtemperaturen und Farbgestaltung und Gegenlicht und so vieles Andere noch gar nicht behandelt habe. Dazu gab und gibt es hunderte von verschiedenen Objektiven und jede Menge unterschiedlicher Kameras.
Sie brauchen eine Menge Fähigkeiten und Durchhaltevermögen neben der künstlerischen Ader . . . .
Also ran an diese Kunst. Steven Spielberg sucht bestimmt den genialen Newcomer mit der bravorösen Begabung, seine neuen Ideen zu verwirklichen.
Neben Ihrem klugen Köpchen und Ihren sensiblen handwerklichen Fähigkeiten ist der Fleiß und Ihre Geduld und Ihre Ausdauer sehr sehr wichtig.
Als inzwischen über 60jähriger Begleiter unserer historischen Studiokameras darf ich mir die Fragen an die jeweiligen echten Kameramänner erlauben, wie lange sie wirklich gebraucht hatten, um an ihr Ziel zu kommen.
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