Ein Artikel aus Schneider-Kreuznach Hausmitteilungen 1959-74
Zu den Hausmitteilungen des Dr. Klarmann geht es hier lang. Die Schneider Kreuznach Hausmitteilungen gab es von 1949 bis 1974. Uns liegen sie leider erst ab 1959 vor. Die Inhalte sollten das Haus Schneider /ISCO nicht verlassen, so jedenfalls stand es fast immer hinten drauf.
1959 - Eine neue Fernsehkamera mit optischem Sucher
Von W. Michael, Darmstadt (Mit 7 Abbildungen und einer Tabelle) Mitteilung aus dem optischen Laboratorium der Fernseh GmbH, Darmstadt
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Anmerkung der Schriftleitung:
Den folgenden Beitrag haben wir den KURZMITTEILUNGEN der Fernseh GmbH, Darmstadt, Sonderheft Nr. 10 (1959) entnommen. Wir danken sowohl dem Autor als auch der Fernseh GmbH für die Erlaubnis zum Nachdruck in unseren Hausmitteilungen. Der Fernseh GmbH danken wir außerdem für die leihweise Überlassung der Klischees.
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Einleitung
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- Anmerkung : Wir schreiben hier noch 1959, die Glanzzeit des schwarz-weiß Fernsehens und der FESE Ikonoscope Kameras. Die hier beschriebene Riesel-Ikonoscope-Kamera mit optischem Sucher war bereits ein Auslaufmodell. Die Orthicon Entwicklugen standen schon bereit.
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Bei den stetig wachsenden Anforderungen an die Qualität der Fernsehsendungen müssen die technischen Einrichtungen der Studios und nicht zuletzt der Park von Aufnahmekameras laufend vervollkommnet werden. Dabei setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, daß bei der Entwicklung von Studiogeräten neben der höchstmöglichen Bildqualität auch eine bequeme und zweckmäßige Handhabung durch das Bedienpersonal angestrebt werden muß.
Während sich die Tätigkeit des an einer Sendung beteiligten technischen Mitarbeiterstabes im wesentlichen auf Kontroll- und Nachstellmaßnahmen beschränkt, wird vom Kameramann oft ein Höchstmaß an Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen verlangt. Demzufolge muß man bemüht sein, die Funktionen des Kameramanns auf ein Mindestmaß zu beschränken und ihm seine Arbeit so weit wie möglich zu erleichtern.
Man fordert aus diesem Grunde seit einiger Zeit u. a., daß Fernsehkameras mit einer fernbedienbaren Regelungsmöglichkeit für den Lichtstrom ausgestattet sind, damit diese Einstellung vom Techniker am Kamera-Bedienpult ausgeführt werden kann.
Dem Kameramann verbleiben nur noch die Führung der Kamera, die Einstellung der optischen Schärfe und gegebenenfalls der Objektivwechsel durch Drehen des Revolverkopfes.
Bildausschnitt und Schärfe des optischen Bildes werden nach dem Sucher eingestellt, dem deshalb von selten des Konstrukteurs große Aufmerksamkeit geschenkt werden muß.
Es kann hier darauf verzichtet werden, die verschiedenen Sucherarten und ihre Eigenschaften miteinander zu vergleichen (1); offenbar haben alle Typen ihre Daseinsberechtigung. Wenn auch bis vor einigen Jahren der elektronische Sucher besonders propagiert wurde, so schätzt man doch für Studiozwecke einige grundsätzliche Vorzüge des optischen Suchers, wie z. B. das Umfeld und das homogene, sehr scharfe und absolut flimmerfreie Bild, hoch ein.
Im vorliegenden Aufsatz ist nun eine neue, bei der Fernseh-GmbH entwickelte Super-Iconoscop-Kamera mit optischem Sucher beschrieben. Sie stellt eine Weiterentwicklung der ersten deutschen Nachkriegskamera dar, die sich gut bewährt hat, aber den erhöhten Anforderungen von heute nicht mehr in allen Punkten gewachsen ist.
So fehlt z. B. eine fernbedienbare Irisblendeneinstellung für die Aufnahmeobjektive und der Revolverkopf ist nur mit zwei Objektivpaaren verschiedener Brennweiten bestückt. Trotzdem ist diese Kamera heute noch bei mehreren Rundfunkanstalten in Betrieb.
Die vorliegende Beschreibung erstreckt sich auf den mechanisch-optischen Teil der Kamera, wobei der Sucher und damit zusammenhängende Probleme besonders ausführlich behandelt werden.
Grundaufbau der Kamera
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Abb. 27. Rieseliko-Kamera mit optischem Sucher. Vorderansicht mit 4-paarigem Revolverkopf und Scharfstellhebel.
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Wie Abb. 27, die die "neue" (?? die kamera war 1959 nicht mehr neu) Kamera von vorne zeigt, erkennen läßt, wurde das Prinzip der Vorläufertype, besondere Sucherobjektive zu verwenden, beibehalten. Sucher- und Aufnahmeobjektiv sind jeweils gleich.
Da vier verschiedene Brennweiten vorgesehen sind, enthält der Revolverkopf demnach acht Objektive, wobei die unten nebeneinander stehenden jeweils die Arbeitsobjektive sind.
Die Scharfeinstellung des optischen Bildes geschieht durch Drehen des an der rechten Kameraseite sichtbaren Hebels (in Abb. 27 auf der linken Seite), wodurch der Revolverkopf in Richtung seiner Achse verschoben wird.
Um die Schärfe auch bei „unendlich" entfernten Objekten bequem und sicher nach dem Sucher einstellen zu können, ist für diese Stellung der Objektive kein mechanischer Anschlag vorgesehen, sondern der Revolverkopf läßt sich noch 1mm über diese Stellung hinaus bewegen.
Das auf einer feinkörnigen Mattscheibe vom Sucherobjektiv entworfene seiten- und höhenvertauschte Bild des Objektivs wird durch ein optisches System nach Art des astronomischen Fernrohrs ins Unendliche projiziert und erscheint dann dem Kameramann Seiten- und höhenrichtig.
Dicht hinter der Mattscheibe befindet sich eine bewegliche Glasplatte, auf welcher der Bildausschnitt markiert ist. Zwecks Ausgleich der Sucherparallaxe ist diese Glasplatte über ein Hebelsystem mit dem Revolverkopf derart verkoppelt, daß bei jeder Objektivbrennweite und für jede Entfernung des Objektivs der Bildausschnitt parallaxenfrei angezeigt wird.
Der Objektivwechsel erfolgt durch Drehen am Revolverkopf selbst. Dazu sind außen am Kopf vier Griffe angebracht, welche das Führen des Kopfes erleichtern.
Anmerkung : Das war nicht "erleichternd", sondern das war ein Krampf ohnegleichen. In den Orticon- Nachfolge-Modellen wurde das mit dem Revolver zuerst geändert.
In der Arbeitsstellung des gewünschten Objektivpaares hält eine Rastung den Revolverkopf fest.
Die Objektive sind nicht auswechselbar.
Der Grund für diese Einschränkung wird später behandelt. Es sei jedoch hier auf einen konstruktiven Vorteil hingewiesen, der sich aus dieser Maßnahme ergibt.
Um einen schnellen und sicheren Objektivwechsel bei geringer Beanspruchung der Rastelemente zu ermöglichen, ist es notwendig, den Revolverkopf auszuwuchten. Sind nun die Objektive auswechselbar, so müßten alle gleich schwer sein.
Das Gewicht jedes Objektivs ist dann durch dasjenige des schwersten Objektivs bestimmt, welches aber möglicherweise nur selten benutzt wird. Bei nicht auswechselbaren Objektiven kann dagegen die Auswuchtung am Revolverkopf vorgenommen werden, wofür bei geschickter Gruppierung der Objektive nur ein relativ geringes Zusatzgewicht erforderlich ist.
Die Brennweite des jeweiligen Arbeitsobjektivs wird sowohl im Sucher als auch am Regiepult angezeigt. Die Anzeige am Regiepult erfolgt an einem Spannungsmesser, über dessen Skala die verschiedenen Brennweiten in Schriftfeldern notiert werden können.
Im Sucher dagegen sind außerhalb des Umfeldes vier Leuchtfelder sichtbar, und die Brennweite des Arbeitsobjektivs wird durch erhöhte Leuchtdichte des betreffenden Feldes kenntlich gemacht. Die Lage der Zahlenfelder zueinander entspricht der Anordnung der zugehörigen Objektive im Revolverkopf; dadurch sind bei beabsichtigtem Objektivwechsel Richtung und Winkel der erforderlichen Revolverkopfdrehung leicht erkennbar.
Die Irisblenden der vier Aufnahmeobjektive sind durch ein Zahnradgetriebe miteinander gekuppelt und werden durch einen kleinen Motor vom Bedienpult aus ferngesteuert. Alle Objektive sind immer auf die gleiche relative Öffnung eingestellt.
Einführung in die optische Ausrüstung
Das Schirmbild eines Fernsehempfängers wird vorzugsweise aus einem Abstand betrachtet, der etwa der fünf- bis sechsfachen Höhe des Bildes entspricht. Dieser Abstand ergibt sich erstens zwangsläufig dadurch, daß das Bild auf der heute vorwiegend verwendeten 42-cm-Röhre drei bis fünf Personen so dargeboten werden soll, daß die seitlich sitzenden nicht allzu schräg auf das Bild sehen müssen.
Zweitens ist dieser verhältnismäßig große Betrachtungsabstand nötig, um die Zeilenstruktur und die durch die CCIR-Norm bedingte Auflösungsbeschränkung in Zeilenrichtung nicht mehr störend zu empfinden.
Um nun bei dieser Betrachtungsentfernung den Zuschauern ein perspektivisch richtiges Bild zu bieten, ist auf der Aufnahmeseite ein Objektiv mit etwa 65mm Brennweite für eine Rieseliko-Kamera mit einer Bildgröße auf der Photokathode von 12x16mm erforderlich. Man kann also diese 65mm Brennweite für Rieseliko-Kameras als „normal" bezeichnen.
Selbstverständlich kommt man in der Praxis mit dieser einzigen Brennweite nicht aus. Wenn auch sehr viel längere Brennweiten als die normale besonders im Studiobetrieb kaum in Frage kommen - die obere Grenze liegt in dieser Kamera bei 100mm - so sind doch wesentlich kürzere und fein abgestufte Brennweiten sehr erwünscht, um mit kleinen Aufnahmeabständen arbeiten zu können.
2 Kameras mit 5 festen Brennweiten
Als kürzeste Brennweite ist für Sonderfälle in kleinen Studios 28 mm zu fordern. Da in diesem Bereich fünf Objektive mit den Brennweiten 28, 35, 50, 75 und 100 mm zur Verfügung stehen, wurden zwei Kameratypen, und zwar eine kurzbrennweitige mit den Brennweiten 28, 35, 50 und 75mm sowie eine langbrennweitige mit den Brennweiten 35, 50, 75 und 100 mm ausgearbeitet.
Die meistverwendeten Objektive im mittleren Bereich 35 bis 75 mm sind also in beiden Ausführungen vorhanden und liegen auch in gleicher Reihenfolge im Revolverkopf, so daß keine Umgewöhnung der Kameramänner nötig ist.
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Öffnung und die Lichtstärke der IS9 Kameras
Die volle Öffnung aller Objektive ist 1:2,0. Im Betrieb wird meist, um noch etwas Schärfentiefe zu gewinnen und um die Irisblenden nach beiden Seiten regeln zu können, auf 1:2,8 bis 1:4 abgeblendet. Dabei ist zur optimalen Aussteuerung des Rieselikos eine Szenenbeleuchtung von etwa 2000 lx erforderlich. Bei Verwendung der Rieselikos IS9/35 mit verringerter Speicherkapazität reicht etwa die Hälfte dieser Beleuchtung aus.
Die Bildqualität der Optiken der Supericonoscop-Kameras
In der Fernsehtechnik wird von allen Objektiven eine sehr hohe Bildqualität verlangt. Allgemein wird gefordert, daß die durch die Fernsehnorm und die elektrischen Übertragungsmittel gegebene Bildschärfe durch die vorgeschaltete Optik nicht verringert werden darf.
Diese Forderung ist streng nicht erfüllbar, da ideale Objektive nicht zu verwirklichen sind; sie ist für Aufnahmeobjektive an Superikonoskop-Kameras besonders hart, weil diese Objektive, um die Szenenbeleuchtung niedrig zu halten, weit aufgeblendet werden.
Außerdem liefert das Rieseliko an sich sehr scharfe Bilder, so daß jede Bildverschlechterung durch die Optik bemerkbar ist.
Die in den Kameras der Fernseh-GmbH bewährten Objektive der XENON-Reihe der Fa. SCHNEIDER, in den Brennweiten 28, 35 und 50mm werden auch in der neuen Kamera verwendet. Wie Messungen ergaben (2), wird von diesen Objektiven ein Strichraster, bei dessen Abtastung nach der CCIR-Norm eine Frequenz von 5 MHz entsteht, so scharf auf der Photokathode des Rieselikos abgebildet, daß sich eine Modulationstiefe von über 80% des Schwarz-Weiß-Sprungs erreichen läßt.
Die Schärfe der langbrennweitigen Xenone mit f = 75 und 100mm befriedigt jedoch für dieses kleine Bildfeld nicht ganz. Vor kurzem wurde nun von der Fa. Schneider eine Neuentwicklung, das TV-Xenon mit Brennweiten von 75 und 100mm, herausgebracht, dessen Bildqualität der der kurzbrennweitigen Xenone nicht mehr nachsteht.
Die neuen SCHNEIDER TV-Objektive
Für die neue Kamera stehen nunmehr folgende Objektive zur Verfügung:
- Xenon 1 :2/28 mm
- Xenon 1 : 2/35 mm
- Xenon 1 :2/50 mm
- TV-Xenon 1 :2/75 mm
- TV-Xenon 1 : 2/100 mm
Alle Aufnahmeobjektive sind mit sehr genau dimensionierten Lichtschutztuben versehen, welche dafür sorgen, daß der Kontrast im Bild nicht durch Nebenlicht verschlechtert wird.
Um über den ganzen Scharfstellhub von 7,6mm gut übereinstimmende Schärfe zwischen Sucher- und Aufnahmebild zu erzielen, müssen die Brennweiten von Sucher- und Aufnahmeobjektiv weitgehend gleich sein.
Es ist zu fordern, daß der Durchmesser des Zerstreuungskreises im Aufnahmebild, verursacht durch ungenaue Bildlage, nicht größer ist als 1/1200 der Bildhöhe, entsprechend dem halben Zeilenabstand im Fernsehbild.
Bei einem maximalen Öffnungsverhältnis von 1:2 ergibt sich dann eine zulässige Abweichung der Brennweiten von 0,25%, wenn die Justierung auf übereinstimmende Schärfe in der Mitte des Scharfstellhubes erfolgt.
Da bei der Fertigung von Objektiven Brennweitenabweichungen bis zu l% vom Sollwert auftreten, werden die für diese Kamera bestimmten Objektive aus der Serie ausgewählt und zu Paaren zusammengestellt geliefert.
Die Justierung auf gleiche Schärfe
Die Justierung auf gleiche Schärfe von Sucher- und Aufnahmebild muß sehr genau und mit großer Sicherheit möglich sein. Andernfalls geht ein großer Vorteil des optischen Suchers, nämlich die genaue Scharfstellmöglichkeit nach einem optischen Bild, wieder verloren. Wegen der unvermeidlichen Lageabweichungen der Photokathodenebene in der Kamera durch die Herstellungstoleranzen an Superikonoskopen und Patronen, muß diese Justierung auch vom Meß- und Reparaturpersonal der Rundfunkanstalt vorgenommen werden können. Zu diesem Zweck sind alle Aufnahmeobjektive mit einem feststellbaren Schneckengang ausgerüstet, mit dem jedes Objektiv individuell eingestellt werden kann.
Um die Unwucht des Revolverkopfes und damit das zum Auswuchten notwendige Zusatzgewicht möglichst klein zu halten, wurden die beiden schwersten Objektivpaare, nämlich die beiden TV-Xenone 75 und 100mm, einander gegenübergesetzt. Diese Maßnahme ist ohne weiteres angängig, da im Studiobetrieb keine direkte Brennweitenfolge bevorzugt wird.
Anmerkung : Das das Schönreden einer Macke, die den späteren Orticon Kameras komplett geändert wurde. Die 5 Brennweiten wurden dort in aufsteigender Reihenfolge positioniert.
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Der Parallaxenausgleich
Durch die Verwendung besonderer Sucherobjektive werden in endlicher Entfernung befindliche Objekte auf der Suchermattscheibe mit Parallaxe abgebildet.
Bezeichnet man den Abstand der optischen Achsen von Sucher- und Aufnahmeobjektiv mit B, die Entfernung des Bildes von der Brennebene des Objektivs mit x' und die Brennweite mit f, so hat die Parallaxe den Wert
P = B • x/f
Da x dem Objektivvorschub beim Scharfstellen entspricht, ist die Parallaxe diesem direkt proportional. Dadurch besteht die Möglichkeit, den Ausgleich der Parallaxe in einfacher Weise durch eine bewegliche Bildmaske vorzunehmen, deren Bewegung durch geeignete Übertragungselemente von der Axialverschiebung des Revolverkopfes gesteuert wird.
Die Übersetzung des Übertragungsmechanismus muß bei jedem Objektivwechsel automatisch verändert werden.
Die Parallaxe ist nur für jene Bildteile voll ausgeglichen, welche auf der Mattscheibe scharf abgebildet sind. Alle unscharfen Bildteile sind mit Parallaxe im Sucher sichtbar, die um so geringer ist, je kleiner der Abstand zwischen Sucher- und Aufnahmeobjektiv ist.
- Anmerkung : Die mehrseitigen difizilen Probleme der Paralaxe samt der mathematischen Berechnungen und der mechanischen Lösung wurden übergangen. Der Aufwand stand in überhaupt keinem Verhältnis zum Fortschritt der Kameratechnik in wenigen Jahren.
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Der Sucher
Der optische Aufbau des Suchers entspricht, wie bereits erwähnt, dem eines astronomischen Fernrohres. Es erübrigt sich, auf die Anordnung und die Maße der optischen Bauteile näher einzugehen. Lediglich einige Besonderheiten und Leistungsdaten sollen hier angeführt werden.
Die Winkelvergrößerung des Suchers wurde so hoch gewählt, daß kleinste im Fernsehbild noch sichtbare Details mit Sicherheit im Sucher erkannt und scharf eingestellt werden können. Da die Höhe des Sucherbildes unter einem Bildwinkel von 1:4 betrachtet wird, sind Details in Zeilengröße unter einem Winkel von 1,2' sichtbar. Eine stärkere Winkelvergrößerung hat wenig Sinn, weil dann das Bildfeld schwerer zu übersehen ist und außerdem das Mattscheibenkorn als störend empfunden wird.
Das Sucherbild ist sehr hell, da die Sucherobjektive meist mit voller Öffnunq benutzt werden. Die Mattscheibe verringert durch ihre Streuwirkung die Leuchtdichte des Luftbildes bei einer relativen Öffnung von 1:2 auf etwa 50%. Bei einer Szenenbeleuchtung von 2000 lx kann noch mit einer Sucherbildleuchtdichte von ca. 600 asb für Weiß gerechnet werden. Bei normalem Bildinhalt ist die mittlere Leuchtdichte etwa 1/3 der maximalen. Die Adaptationsleuchtdichte ist demnach etwa 200 asb. Dabei hat die Augenpupille des Kameramanns ca. 3 mm Durchmesser und sein Auge die volle Sehschärfe von 1'.
Die Austrittspupille des Suchers hat 10mm Durchmesser und ist damit sehr viel größer als die Augenpupille des Kameramanns. Diese Größe ermöglicht es ihm, das Bildfeld durch Drehen des Augapfels ohne Bewegung des Kopfes zu überblicken.
Das Okular ist axial durch einen Schneckengang verstellbar und erlaubt eine Korrektur der Akkommodation um ± 2 dptr. Außerdem ist hinter dem Okular eine unverdrehbare und leicht zu montierende Zusatzfassung angebracht, in die ein Korrekturglas entsprechend den Augenfehlern des Kameramanns eingesetzt werden kann.
Die Blendeneinstellung
Es wird heute allgemein gefordert, daß die Einstellung auf optimale Beleuchtungsstärke des auf der Photokathode entworfenen Bildes am Bedienpult der Kameraanlage vorgenommen wird.
Bei Superikonoskopkameras ist dazu eine motorgetriebene Verstellung der Irisblenden der Aufnahmeobjektive vorgesehen. Die Blenden der Sucherobjektive sind immer voll geöffnet, um im Sucherbild minimale Tiefenschärfe und damit maximale Einstellungsgenauigkeit beim Scharfstellen zu erreichen. Die Irisblenden der Aufnahmeobjektive sind durch Zahnräder miteinander verkoppelt und werden gleichzeitig über eine Friktionskupplung durch einen kleinen Gleichstrommotor angetrieben.
Der Regelbereich zwischen den Blendenzahlen 2 und 16 gestattet eine Beleuchtungsänderung im Verhältnis 1:64 und ist somit für Studiobetrieb sehr reichlich bemessen.
Gleichzeitig mit den Irisblenden wird der Schleifer eines Potentiometers verstellt. Dieses Potentiometer liegt mit dem Einstellpotentioraeter am Bedienpult und der Spule des Motorschaltrelais in einer Brückenschaltung. Das Einstellpotentiometer ist mit einer Blendenskala versehen. Die Einstellung auf optimale Kathodenbildbeleuchtung erfolgt nach dem Oszillogramm durch Verstellen des Einstellpotentiometers um den der gewünschten Beleuchtungsänderung entsprechenden Betrag.
Da die Blendendrehwinkel aller Objektive verschieden sind, ist für jedes Objektiv ein Anpassungsgetriebe erforderlich. Bei auswechselbaren Objektiven müßten diese Getriebe mit den Objektiven verbunden sein. Dadurch würden Objektivfassung und Getriebe kompliziert werden. Durch den festen Einbau der Objektive jedoch - das ist der eigentliche Grund für diese Maßnahme bei der neuen Kamera - konnten sämtliche Getriebeteile im Revolverkopf untergebracht und sehr einfach gestaltet werden.
Jedes Aufnahmeobjektiv trägt nur ein Zahnrad. Wegen der geringen Leistungsaufnahme konnte eine Durchlaufzeit von 3 sec über den ganzen Regelbereich erzielt werden, was einer Lichtstromänderung um 10% in der Zeit von 1/10sec im Bereich der Blende 4 entspricht.
Der überwiegende Teil des Blendenantriebs liegt in einer Ausdrehung des Revolverkopfes (Abb. 32). Nur der Antriebsmotor und eine Reibraduntersetzung befinden sich hinter dem Revolverkopf und sind durch eine dünne Welle, welche in einer zentrischen Bohrung der Revolverkopfachse läuft, mit dem vorderen Getriebe gekuppelt. Der Motor ist fest mit der Kamera verbunden und macht daher weder eine Verschiebung noch eine Drehung des Revolverkopfes mit. Auf diese Weise konnten Schleifkontakt für die Stromzuführung vermieden werden. Die Verstellung der Irisblenden, welche beim Drehen des Revolverkopfes bei dieser Konstruktion auftritt, wird selbsttätig wieder nachgeregelt.
Der Blendenantrieb im Revolverkopf
Der Gang der Irisblenden ist nichtlinear, d. h. die Lichtstromänderung bei einem bestimmten Drehwinkel ist nicht auf dem ganzen Regelbereich konstant. Bei vollkommener Anpassung der Getriebe für die Endpunkte des Regelbereichs ist jedoch der Verlauf der Regelkurven für alle Objektive ziemlich gleich. Die größten noch auftretenden Abweichungen vom Mittelwert betragen ± 8% für den Lichtstrom. Da genügend schnell nachgeregelt werden kann, ist diese Abweichung ohne Bedeutung.
Abb. 32. Blendenantrieb im Revolverkopf. Der Schutzdeckel für das Blendengetriebe und Aufnahmeobjektiv sind entfernt.
Die Genauigkeit, mit welcher der gewünschte Lichtstrom eingestellt werden kann, ist in der Hauptsache durch die Empfindlichkeit des Motorschaltrelais und die Betriebsspannung der Brückenschaltung bestimmt.
Die Einstellgenauigkeit ist ca. ± l% des Gesamtdrehwinkels und damit ±3% für den Lichtstrom im Bereich der Blende 4. Die Nichtlinearität der Irisblendenverstellung wirkt sich hierbei insofern günstig aus, als die Einstellgenauigkeit bei den meist benutzten großen Öffnungen wesentlich größer ist als der Mittelwert des ganzen Regelbereichs.
Um die Einpegelung des optimalen Lichtstroms zu erleichtern, ist die Einstellung am Bedienpult durch Zusatzwiderstände linearisiert.
Die Mechanik
Die bisherigen Darstellungen lassen erkennen, daß bei der Herstellung der beschriebenen Kamera eine hohe Präzision erforderlich ist, die zwar das bei den meisten Studiogeräten übliche Maß, nicht aber das in der Feinmechanik und Optik gewohnte übersteigt.
Vergleichsweise sei erwähnt, daß bei Lichtpunktfilmabtastern noch wesentlich geringere Herstellungstoleranzen beherrscht werden müssen als bei Kameras mit optischem Sucher. Außer dieser Präzision sind sehr große Stabilität und Verschleißfestigkeit unerläßlich, um die nach der Justierung erzielte genaue Anzeige von Bildausschnitt und Schärfe zu garantieren.
In dieser Hinsicht wurden die Erfahrungen mit der Vorläufertype weitgehend verwertet. Alle mechanisch-optischen Einrichtungen wie Revolverkopf, Scharfeinstellung, Suchermattscheibe und Parallaxenausgleich sind nunmehr an der stabilen, als Gußteil ausgebildeten Frontplatte angebracht.
Im Gegensatz zur alten Kamera, bei der zwecks Austausch der Rieseliko-Patrone der Revolverkopf mit der Lagerplatte abgenommen und beiseite gelegt werden mußte, bleibt bei der neuen Kamera die Frontplatte mit sämtlichen Anbauteilen fest. Sie konnte daher bei relativ geringem Gewicht sehr steif ausgeführt werden.
Der Revolverkopf
Der Revolverkopf mit seinen acht Objektiven ist das präziseste Teil der Kamera. Die Anforderungen an die Rundlaufgenauigkeit, Lage der Objektivaufnahmen, der Rastnuten usw. sind natürlich höher als bei Kameras mit elektronischem Sucher. Die zugestandenen Toleranzen lassen sich jedoch bei der Fertigung mit modernen Maschinen ohne Schwierigkeit einhalten.
Besonderer Wert wurde auf eine hochwertige Lagerung des Revolverkopfes gelegt. Erstmalig ist für diesen Zweck eine von Säulenschnitten her bekannte Kugelführung verwendet, welche trotz leichtem Lauf eine absolute Spielfreiheit und hohe Verschleißfestigkeit besitzt.
Die Revolverkopfrastung
Um einen schnellen, sicheren und dabei vollkommen geräuschlosen Objektivwechsel zu ermöglichen, ist für die Mechanik der Revolverkopfrastung einiger Aufwand erforderlich. Die eigentliche Rastung geschieht durch eine an der Kamera fest angebrachte Laufrolle mit aufvulkanisiertem Gummikranz, welche mittels Federkraft in entsprechende Rastnuten einläuft.
Um das Geräusch beim Einrasten herabzusetzen, ist die zum Revolverkopf radiale Bewegung der Rolle durch eine Luftdämpfung stark gehemmt. Da durch Dämpfung die Fühlbarkeit der Raststellungen beeinträchtigt wird, ist noch eine zweite ähnliche aber ungedämpfte Rastung vorhanden, deren Rastrolle auf angenähert archimedischen Spiralen derart abrollt, daß im Bereich von 30° vor und hinter den Objektivarbeitsstellungen der Revolverkopf von selbst in die Arbeitsstellung einläuft.
Die spiralförmigen Abrollbahnen gehen in der Nähe der Raststellungen in Zylinderbahnen über, deren Krümmungsradien etwas größer sind als der Radius der Rastrolle. Die Rastung arbeitet völlig geräuschlos.
Das Kameragehäuse
Das Gerippe des Kameragehäuses besteht aus der bereits erwähnten Frontplatte, einer ebenfalls als Gußteil ausgeführten Grundplatte, einer senkrechten Mittelwand und der Deckplatte. Diese vier Teile bilden zusammen mit der Lagerwanne für das Supericonoskoc, welche zwischen Frontplatte und Mittelwand befestigt ist, den verwindungsfreien Grundkörper der Kamera. Die Mittelwand teilt den gesamten Schaltraum in zwei Teile.
Der vordere Raum enthält im wesentlichen das Supericonoscop, ein größeres Chassis mit dem Austastgerät und den Schaltmitteln für die Lichtstromanzeige sowie ein zweites großes Chassis mit den Ablenkgeräten und der Ikoschutzschaltung. Weiterhin sind vorn der Ringkerntransformator für die Röhrenheizung, der Stundenzähler sowie einige kleine Schaltgruppen für die Signalisierung, die Stromversorgung des Blendenmotors und die Erzeugung der Rahmenspannungen untergebracht.
Der hintere Schaltraum enthält den Vorverstärker und den Sprechverstärker. Ablenk- und Austastchassis sind um eine senkrechte Achse nach hinten aus klappbar.
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Die Patrone mit dem Rieseliko
Abb. 33. Kamera von links bei geöffnetem Seitendeckel und herausgeklapptem Austastchassis. In der Bildmitte Rieseliko-Patrone, darüber der Blendenantriebsmotor, darunter die Einstellpotentiometer für die Rahmen Spannungen.
Die Patrone mit dem Rieseliko wird von der linken Kameraseite eingesetzt. Abb. 33 zeigt eine Ansicht der Kamera mit eingesetzter Partone. Das Austastchassis ist herausgeklappt. Man erkennt die in einer Wanne liegende und von vorn durch eine Klemmschelle gehaltene Patrone. Die an der Hinterseite des Abschirmzylinders sichtbare Kontaktplatte wird beim Wechsel der Patrone mittels zweier Griffe vom Superikonoskop gelöst und gegen die Mittel wand geschoben. Alle elektrirchen Anschlüsse des Superikonoskops sind leicht zugänglich.
Bei der Konstruktion der Kamera wurde besonderer Wert auf Betriebssicherheit und Stabilität gelegt. Trotzdem ist das Gewicht mit 30 kg noch mehr als 10 kg niedriger als das der entsprechenden Kamera mit elektronischem Sucher.
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Zusammenfassung
Es wird eine neue Rieseliko-Kamera mit optischem Sucher beschrieben, die bei der Fernseh GmbH als Nachfolgertype der früheren Kamera mit optischem Sucher entwickelt wurde.
Der Revolverkopf trägt vier Objektivpaare. Aufnahme- und Sucherobjektiv sind jeweils gleich. Objektivvorschub und Parallaxenausgleich sind so bemessen, daß Objekte bis zu einer Größe von 75 x 100mm herab aufgenommen werden können.
An Hand von Konstruktionsdaten und Überlegungen wird nachgewiesen, daß der bei Verwendung getrennter Sucherobjektive notwendige Parallaxenausgleich keinen Nachteil mit sich bringt. Die Irisblenden der Aufnahmsobjektive sind vom Bedienpult aus ferngesteuert.
Die langbrennweitigen Objektive mit den Brennweiten 75 und 100mm sind neuentwickelte TV-Xenone der Fa. SCHNEIDER Kreuznach, und zeichnen sich durch sehr gute Abbildungsschärfe und hohen Detailkontrast aus.
Schrifttum
(1) Zsehau, H.: Optischer Sucher - Elektronischer Sucher. Kurzmitteilungen der Fernseh-GmbH, Mai 1955, Heft 6/7, S. 75.
(2) Dillenburger, W.: Der Einfluß der Optik auf die Modulationstiefe in Fernsehabtastgeräten. Frequenz, Bd. 9 (1955), H. 9.
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