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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

2.15 Rosing 1911

Im Jahre 1907 hatte Boris Rosing, Professor am Technologischen Institut der Universität St. Petersburg, ein mechanisch-elektronisches Fernseh-System entwickelt: Auf der Geberseite bildete er über zwei mit verschiedener Winkelgeschwindigkeit rotierende Vielfach-Spiegelprismen, deren Achsen senkrecht zueinander standen, jeden Punkt des zu übertragenden reellenBildes durch ein Objektiv auf eine Sondenöffnung ab, hinter der sich "irgendein Apparat" befand, "der unter dem Einfluß von Lichtstrahlen Änderungen in seiner elektrischen Leitfähigkeit oder in seiner elektromotorischen Kraft erfährt", also z. B. eine Selenzelle oder eine photoelektrische Zelle nach Alexander G. Stoletow.

 

Als Bildschreiber auf der Empfangsseite benutzte auch Rosing eine Braunsche Röhre, deren Kathodenstrahl von den ankommenden Bildsignalspannungen kapazitiv über eine Lochblende abgelenkt und dadurch moduliert wurde. Die zur magnetischen Zeilen- und Bildablenkung des Strahls erforderlichen zeitproportionalen Ströme erzielte Rosing mit veränderlichen Widerständen, die vor den Spiegeltrommeln angeordnet waren.

 

Mit einem an jeder Spiegelfläche befestigten Schleifkontakt wurden die Ablenkströme proportional der Spiegeldrehung periodisch geändert. Alternativ schlug Rosing vor, an Stelle der Widerstände vor jedem Spiegelprisma einen Kranz hintereinander geschalteter Spulen anzubringen, in denen die Pole permanenter, an den Spiegeln befestigter Magnete bei der Drehung der Trommel proportionale Ablenkspannungen induzierten. Wenn der Geber durch einen Übertrager an die Fernleitung angeschlossen werden sollte, mußte der auf die Photozelle fallende Lichtstrom durch eine rotierende Schlitzscheibe zerhackt werden.

 

In einer zweiten Patentschrift [47] verzichtete Rosing auf eine "besondere Blende ... zwecks Regelung der Intensität des ... leuchtenden Punktes auf dem fluoreszierenden Schirm", indem er "die Zeit der Einwirkung des Signals auf das Auge des Beobachters entsprechend der Intensität der Lichtsignale von der Gebestelle" änderte. Nach einer Eintragung in seinem Labor-Tagebuch war am 9. (22.) Mai 1911 "zum ersten Male ein deutliches, aus vier hellen Streifen bestehendes Bild zu sehen".

2.16 Campbell Swinton 1911

In einem Brief an den Herausgeber der Nature vom 18. Juni 1908 hatte der Londoner Elektro-Ingenieur Alan Archibald Campbell Swinton erklärt, daß "...das Problem des elektrischen Fernsehens wahrscheinlich durch Verwendung zweier Kathodenstrahlen gelöst werden kann (eines auf der Sende- und eines auf der Empfangs-Station), die durch veränderliche Felder zweier im rechten Winkel zueinander angeordneter und von zwei elektrischen Wechselströmen verschiedener Frequenzen erregter Elektromagnete synchron abgelenkt werden, so daß die beweglichen Enden beider Strahlen veranlaßt werden, die Gesamtheit der erforderlichen Oberflächen in einer Zehntelsekunde zu bestreichen, um den Vorteil der Trägheit des Auges auszunutzen ...

 

Die wahren Schwierigkeiten liegen darin, einen wirksamen Sender zu entwerfen, der unter dem Einfluß von Licht und Schatten den übertragenen elektrischen Strom genügend ändert, so daß die erforderlichen Schwankungen in der Stärke des Kathodenstrahls im Empfänger erzeugt werden, und weiter darin, diesen Sender in seiner Arbeitsweise genügend schnell zu machen, damit er 160000 Änderungen in der Sekunde als dem erforderlichen Minimum folgen kann...". In einem Vortrag vor der Röntgen-Gesellschaft erläuterte Campbell Swinton am 7. November 1911 Einzelheiten des von ihm erdachten Systems:

 

Zwei Wechselstrom-Generatoren für 10 Hz und 1000 Hz lieferten die Spannungen für die magnetische Ablenkung des Kathodenstrahls in vertikaler und horizontaler Richtung sowohl auf der Geberseite als auch - über zwei Synchronisierungsleitungen - auf der Empfängerseite. Im Geber tastete der Strahl ein Mosaik voneinander isolierter Rubidium-Würfel ab, auf deren Vorderseite durch eine Gitterelektrode das zu übertragende optische Bild projiziert wurde. Von den beleuchteten Metallwürfeln gelangte die ihnen vom Kathodenstrahl mitgeteilte negative Ladung durch ionisierten Natriumdampf auf das Gitter und von da über die Bildsignalleitung zu einer Platte im Empfänger, die den Strahl elektrostatisch durch eine Lochblende auf den Bildschirm lenkte.

 

Bescheiden bekannte Campbell Swinton, "daß es sich nur um eine Idee handelt und daß ein Apparat darnach niemals hergestellt wurde... Es handelt sich nur um ein Phantasiegebilde, das jedoch vielleicht als eine Richtlinie, in welcher das wirkliche Experiment zum Ziel führen könnte, von Nutzen sein kann...". In seiner Beschreibung von 1912 offenbart Campbell Swinton, der seine Vorschläge nie hat patentieren lassen, als erster die charakteristischen Merkmale des heutigen rein elektronischen Fernsehens.

3 Das realistische Zeitalter

3.1 Mihaly 1919

Während des ersten Weltkrieges ruhte offenbar in allen Ländern - mit Ausnahme der USA - die Erfindertätigkeit auf dem Gebiete des Fernsehens, es sei denn, sie wäre geheimgehalten worden. Dafür wurde in jenen Jahren der elektronische Verstärker zu einem unbedingt betriebssicheren Gerät entwickelt, so daß es nach Kriegsende möglich war, die geringen Bildsignalspannungen, an denen die Verwirklichung aller früheren Fernseh-Projekte gescheitert war, bis zum Faktor 106 und darüber hinaus zu verstärken. Anfang 1918 griff Denes von Mihaly in Budapest das Problem wieder auf; der Radioschriftsteller Eugen Nesper konnte sich damals "der außerordentlichen Tragweite der Mihalyschen Ideen nicht entziehen".

 

Am 7. Juli 1919 gelang es Mihaly angeblich zum ersten Male, "unscharfe", grob gerasterte "Bilder aus der Ferne auf elektrischem Wege sofort sichtbar zu machen", was später von Nesper bestätigt wurde. 1923 veröffentlichte Mihäly ein grundlegendes Buch "Das elektrische Fernsehen und das Telehor", in dem er die Geschichte des Fernsehens behandelte, über seine eigenen Entwicklungsarbeiten berichtete und verschiedene Ausführungsformen seines "Telehor" beschrieb:

 

Im Geber benutzte er eine Selenzelle, im Empfänger ein oszillographisches Lichtrelais mit keilförmigem Blendenspalt. Als Bildfeldzerleger diente ein Oszillograph, dessen Spiegel mit 500 Hz um die Schleifenachse und gleichzeitig mit 5 Hz um eine dazu senkrechte Achse schwang. Zum Antrieb verwendete Mihaly La Coursche Räder, die aus Batterien über örtliche Stimmgabel-Unterbrecher gespeist wurden. Ein Kommutator auf ihrer Welle lieferte die Zeilenfrequenz, während ein Kurbeltrieb den Schleifenträger für den Zeilenvorschub mit der Rasterfrequenz kippte.

ZumBild rechts:

Mihalys Fernseh-System von 1928 zur Wiedergabe von Schattenbildern bewegter Gegenstände und von Diapositiven: Geber und Empfänger wurden durch Synchronmotoren (La Coursche Räder) in Verbindung mit örtlichen Stimmgabel- Generatoren im Gleichlauf gehalten (Beim Geber müßte die Maschenphotozelle um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden; zur Projektion des Fernsehbildes auf eine „Mattscheibe" wäre zumindest noch ein Projektionsobjektiv erforderlich gewesen). Gewöhnlich wurden die Bilder durch eine Lupe betrachtet. Die resultierende Leuchtdichte des direkt anvisierten hellen Bildpunkts lag bei 0,00002 cd/cms.

 

 

„Weil es nicht der Mühe wert war, bei der Übertragung von nur einigen Tausend Bildelementen oszillographische Bildzerleger anzuwenden", benutzte der Erfinder später auf der Gebeseite eine mit 600 U/min rotierende Nipkowscheibe mit 30 Blendenöffnungen und als lichtelektrischen Wandler eine Alkalimetall-Photozelle nach Julius Elster und Hans Geitel. Auf der Empfangsseite modulierten die vom Geber gelieferten Bildsignale die Lichtintensität einer Glimmlampe mit Flächenkathode nach D. McFarlan Moore. Sie lieferte - durch eine mit der Geberscheibe identische und synchron laufende Nipkowscheibe betrachtet - im Auge des Beobachters das Empfangsbild.

 

Am 11. Mai 1928 ließ Mihaly sich die „erste wirkliche Demonstration des elektrischen Fernsehens" mit dieser Apparatur von Fachleuten bestätigen. Er begnügte sich - wie auch drei Monate später auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung - mit der Übertragung bewegter Schatten- und Diapositivbilder von etwa 4 cm x 4 cm. Dank seinem propagandistischem Geschick ist Mihaly zweifellos „einer der ersten" gewesen, der „die Anregung zum Fernsehen gab" und „die Frage des Fernsehens in Deutschland ins Rollen brachte".

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