Sie sind hier : Startseite →  Historie und Geschichte→  Fernseh-Historie in 30 Kapiteln→  50 Jahre - Fese 06
typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

Ein Rückblick: 50 Jahre - Die FESE von 1929 bis 1979 . . . .

Eine umfassende Firmen-Historie von Dipl. Ing. Frithjof Rudert aus dem Hause Fernseh GmbH - geschrieben im November 1978 zum 50 jährigen Bestehen. Diese Seiten wurden überarbeitet und ergänzt vom Web-Autor gr. - Und was zeitlich davor kam, steht auf diesen Seiten.
.

1943 - Die Fese muß nach Obertannwald "auswandern"

Wegen der Bombenangriffe auf Berlin wurde der größte Teil des Betriebs 1943 nach Obertannwald im damaligen Sudetengau verlagert. Der Name der Firma wurde 1943 zur Tarnung in „Farvis" geändert. In einer ehemaligen Spinnerei wurden Labors, Werkstätten, Konstruktionsbüros und Verwaltung mehr oder weniger provisorisch für etwa 800 Mitarbeiter eingerichtet. Hohen Aufwand erforderte die neu aufzubauende Hochvakuum- Abteilung mit einer Fertigungskapazität von etwa 1000 Superikonoskopen im Jahr.

 

Die Aufnahme- und Wiedergabe-Kette von der Kamera über drahtlose oder kabelgebundene Übertragung bis zum Empfänger bzw. Bildschreiber mußte nach ganz neuen Gesichtspunkten überdacht werden. Auch die Norm wurde in Frage gestellt. Von dem einfachen Problem, eine Richtung festzustellen, z. B.mittels 4-Sektoren-Photozelle, bis zur Übertragung geographischer Karten bei höchstmöglicher Auflösung, etwa mittels einer 1029-Zeilen-Anlage, reichte der weite Bogen der gestellten Aufgaben. Die grundsätzlichen Forderungen an alle Geräte waren: kleines Volumen, geringer Leistungsverbrauch, Betriebssicherheit auch bei rauher Behandlung, störungsfreie Synchronisierung und extrem vereinfachte Bedienung durch systematische Anwendung selbsttätiger Regelung.

441 Zeilen und 25 Bildwechsel reichen nicht mehr

Die 1937 festgelegte Norm: 441 Zeilen, 25 Bildwechsel je Sekunde, Zwischenzeile, Positiv-Modulation des Senders wurde den besonderen Gegebenheiten nicht gerecht. Alle Sender wurden von Kriegsbeginn an mit Negativ-Modulation betrieben, weil dann Störimpulse im Bild schwarz erscheinen und wenig stören und weil die vom Bildinhalt unabhängigen, konstanten Synchronimpulse zu einer einfachen und wirksamen automatischen Ausregelung von Feldstärkeschwankungen benutzt werden können. Diese Erkenntnisse wurden übrigens bei der Festlegung der Normen nach dem Kriege von allen Ländern berücksichtigt.

 

Auch die Synchronisierung zwischen Sender und Empfänger mußte von Störungen freigehalten werden, weil die Erkenntlichkeit des Bildinhaltes weniger durch Störungen im Bildsignal selbst als durch Synchronisationsfehler beeinflußt wird. Mehrere Verfahren wurden erprobt:

 

Die Zeilenfrequenz wird bei Aufnahme und Wiedergabe durch je einen Quarzgenerator gleicher Frequenz erzeugt und die Bildfrequenz durch Frequenz-Teilung gewonnen. Hier findet überhaupt keine Übertragung des Taktes statt, beilängerer Übertragungszeit muß die Synchronphase von Hand nachgeregelt werden.

 

Die Trägerfrequenz eines geeigneten Senders, z. B. des Rundfunk- Langwellensenders, wird aufnahme- und wiedergabeseits empfangen und zur Herstellung von Bild- und Zeilentakt aufbereitet. Auch hier ist die Synchronisierung völlig unabhängig vom Bildsignal, bei Ortsveränderung muß die Phase nachgeregelt werden.

Die Entwicklung schreitet voran und wird komplex

Die Zeilenfrequenzgeneratoren der Kamera und des Empfängers werden durch Mitnahme synchron gehalten, wobei Störungen des Zeilenimpulses praktisch unwirksam sind. Dies entspricht der heute üblichen Synchronisierung durch Phasenregelung des Zeilengenerators im Empfänger.

 

Zwei senkrecht zueinander stehende Felder gleicher Frequenz erzeugen eine Diagonale. Gibt man den Feldern einen sägezahnförmigen Verlauf bei unterschiedlicher Frequenz, ergibt sich ein Diagonalraster mit der „Bildwechselfrequenz" gleich der Differenzfrequenz der beiden „Zeilenfrequenzen". Zwei Generatoren von z.B. 10 000 und 10 050 Hz erzeugen ein Raster von 200 Zeilen und 50 Bildwechsein je Sekunde. Zur Synchronisierung kann das Mitnahmeverfahren für beide Generatoren verwendet werden. Ein weiterer Vorteil ist, daß keine Frequenz unterhalb der Zeilenfrequenz übertragen wird, somit Systeme mit sehr niedriger Bildwechselzahl leicht zu beherrschen sind. Eine Anlage mit 300 Zeilen und 20 Bildwechseln je Sekunde wurde gebaut und in Betrieb genommen.

 

Als optoelektronischer Wandler für Kameras kam 1940 nur das Superikonoskop in Betracht, das im Prinzip schon Mitte 1939 für die Studiokamera ge-fertigt werden konnte. Die Aufnahmeröhre wurde unter Beibehaltung der Kenndaten verkleinert und vereinfacht, insbesondere die Metallelektroden durch einen leitfähigen Belag auf dem Glas ersetzt und die Fertigungstoleranzen des komplizierten Glaskörpers und der Ablenk- und Fokussiersysteme minimiert. Diese Röhre IS 9 war für die Entwicklung besonders kleiner Kameras geeignet und wurde von 1941 an in großer Stückzahl gefertigt. Aufbau und Abmessungen dieses Superikos blieben bis Mitte 1955 - auch beim sogenannten Rieseliko - unverändert und wurden auch von ausländischen Herstellern übernommen.

Mitmachen im Krieg läßt sich nicht vermeiden

Eine universell verwendbare Kamera zur Erkennung eines Zieles von Flugkörpern, Schiffen und ferngesteuerten Fahrzeugen aus wurde in äußerst gedrängter Form um die Aufnahmeröhre herum gebaut. Die Kamera enthielt 19 Verstärkerröhren - von nur 2 Röhrentypen - für Breitbandverstärker, Kippgeräte, Impulsgeber und sogar für die automatische Regelung der Blende. Mit einem Objektiv f2,8-35mm konnten gut erkennbare Bilder bei 50 Lux Beleuchtungsstärke aufgenommen werden; Bedieneinrichtungen waren nicht nötig und daher auch nicht vorhanden.

 

400 Kameras dieser Art, deren Stückpreis anfangs 32.000 RM und später 16.000 RM betrug, konnten in kurzer Zeit gebaut werden. Ein Ausführungsmodell mit aufgesetztem elektronischem Sucher, dessen Bild auf einer Speziairöhre von 6 cm Durchmesser sichtbar war, wurden ähnlich wie die heutigen modernen Reportagekameras eingesetzt.

 

Für geringere Anforderungen an Lichtempfindlichkeit und Bildauflösung wurden Kameramodelle mit einem vereinfachten Ikonoskop entwickelt. Zur Übertragung der Signale wurden aufgrund umfangreicher Feldversuche Sender für verschiedene Anwendungen gebaut, z.B. mit 10m Wellenlänge für Schiffe, mit 3,5m für hügeliges Gelände und mit 70cm für Flugzeuge, wobei die Leistungs- und Modulationsröhre für den 70cm-Sender im eigenen Labor entwickelt wurden.
.

Ein Universalempfänger und ein Hochleistungs- empfänger genügten für alle vorkommenden Anwendungen auf der Empfängerseite. Der Universalempfänger (Bildgröße 8x9 qcm, Strahl Spannung 6 kV) konnte als Bildschreiber - heute Monitor - oder mit einem Zusatzchassis als Empfänger für drahtlose Übertragung dienen. Die satzweise abgestimmten Bauteile für UKW und Dezimeterwellen erforderten keine Handabstimmung.

 

Bei den zu technischer Vollendung entwickelten Trafokippgeräten wurde die sogenannte Energierückgewinnung angewandt, wobei die Leistungsaufnahme auf etwa V3 herabgedrückt wurde. Selbstverständlich wurde die Hochspannung aus den Rücklaufimpulsen des Zeilenkippgerätes gewonnen. Eine gegenphasig gesteuerte Kompensationsröhre zur Konstanthaltung der Strahlspannung wurde schon damals angewandt. Die Synchronisierung erfolgte nach der Schwungradmethode.

 

Durch eine effektive, schnell wirkende Regelautomatik blieb die Steuerspannung für die Bildröhre bei Feldstärkeschwankungen um einige Zehnerpotenzen praktisch konstant. Die Bedienung des Gerätes konnte sich auf gelegentliche Korrektur der Grundhelligkeit und der Mitnahmesynchronisierung beschränken.

Die Schaltungssystematik des Hochleistungs- empfängers, der ein ungewöhnlich kontrastreiches Bild wiedergab, entsprach der des Universalempfängers. Zur Erzielung eines sehr hellen Bildes, das auch bei Tageslicht betrachtet werden konnte, wurde die Strahlspannung auf 12 kV hochgesetzt und eine spezielle Bildröhre für Bildgröße 11 x 12 qcm entwickelt, die bei einer Steuerspannung bis 150 Volt scharf blieb ohne zu „klecksen".

 

Für Betrieb in großen Höhen wurde das gesamte Gerät luftdicht gekapselt. Obwohl der Empfänger nur 50 Watt verbrauchte, mußte die Wärme durch metallische Leitung an den Außenmantel übertragen werden, was eine besondere Bauweise der einzelnen ringförmigen Funktionsbauteile erforderlich machte. Der bei Mitnahmesynchronisierung erforderliche Taktgeber enthielt nur drei Teilerstufen mit abgestimmten Transformatoren. Aus der Zeilenfrequenz 11,2 kHz wurden die Frequenzen 350 Hz und 400 Hz abgeleitet und in einer Mischstufe die Frequenz 50 Hz ausgesiebt.

All diese während des Krieges hergestellten Geräte wurden von verschiedenen Wehrmachtsstellen, der Reichspost und der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) eingehend erprobt. Vom Einsatz bei der Truppe ist nichts bekannt.
.

Die Fese hatte 1940 schon richtiges HDTV . . . .

Um das Bild über die vielseitigen Arbeiten abzurunden, seien noch folgende Entwicklungsergeb- nisse aus der Kriegszeit mitgeteilt :
.

  • Mitte 1940 wurde einem Kreis von Fachleuten erstmals in der Geschichte der Fernsehtechnik eine komplette Bildübertragungsanlage für 1029 Zeilen vorgeführt. Das gestochen scharfe Bild sollte den Beweis liefern, daß die technischen Mittel für solche hochauflösende Bilder zu dieser Zeit verfügbar waren. Die Bilder wurden mit einem Farnsworth-Rohr abgetastet, über ein 20-MHz-System übertragen und auf einer besonders hochauflösenden Bildröhre wiedergegeben.
    .
  • Zur Übermittlung von Karten, Skizzen oder Briefen wurde eine Schnellbildanlage entwickelt. Am Sendeort wurde die Bildvorlage nach dem Flying-Spot-Verfahren abgetastet und einem Sender zugeführt. Dieser konnte durch ein Tastsignal für die Dauer nur einer Bildabtastung eingeschaltet und nicht angepeilt werden. Am Empfangsort wurde das Einzelbild auf einem speziellen Photopapier aufgezeichnet und dieses durch einen Wasserdampfstrahl in einer Sekunde fertig entwickelt. Später wurde ein Registrierpapier hergestellt, das zur photographischen Entwicklung lediglich erwärmt wurde.
    .
  • Für die Bildspeicherung wurde anstelle der üblichen Speicherplatte eine mit Metallsalzen präparierte Aluminiumplatte benutzt und mit einem intensitätsgesteuerten Kathodenstrahl ein Ladungsbild aufgeschrieben. Noch nach Wochen konnte die Ladung mehrere hundertmal wieder abgetastet werden. Das Verfahren entsprach den später unabhängig in USA entwickelten Memory Tubes.
    .
  • Bemerkenswert war die Entwicklung eines Breitbandempfängers im Wellenbereich von 50 bis 80cm, dessen Ausgangsspannung, als zackenförmige Auslenkung der Abszisse, auf einer Braunschen Röhre angezeigt wurde. Die Abszisse war dabei in Frequenzen geeicht. Einfallende Sender innerhalb des Empfangswellenbereiches konnten auf diese Weise unmittelbar sichtbar gemacht werden. Dazu wurde der Empfangsbereich durch eine spezielle Einrichtung periodisch durchgewobbelt. Derartige Empfänger, heute unter dem Namen Panoramaempfänger bekannt, dienten zur Überwachung bestimmter Frequenzbereiche und zur Feststellung von Störsendern.

.

Weiter auf der nächsten Seite . . .

.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2024 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.