Zum Auffrischen und Erinnern . . . .
. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.
Ein Rückblick: 50 Jahre - Die FESE von 1929 bis 1979 . . . .
Eine umfassende Firmen-Historie von Dipl. Ing. Frithjof Rudert aus dem Hause Fernseh GmbH - geschrieben im November 1978 zum 50 jährigen Bestehen. Diese Seiten wurden überarbeitet und ergänzt vom Web-Autor gr. - Und was zeitlich davor kam, steht auf diesen Seiten.
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Die Fese entwickelt den neuen Fernseh-Heimempfänger
An die Konstruktion von „Heimempfängern" hatte man bei der (Anmerkung: "kleinen") Fernseh AG bis dahin nicht gedacht, das Risiko einer Serienfertigung war zu hoch. Erst 1935, nach der Eröffnung des deutschen Fernsehens durch die Reichsrundfunkgesellschaft, schien eine Entwicklung in dieser Richtung sinnvoll. Der erste Heimempfänger war 1936 fertiggestellt, das eigenwillige Äußere wurde vom Designer der Blaupunkt- Markengeräte entworfen.
Hierzu heißt es in einer Pressemitteilung unseres Hauses anläßlich der Funkausstellung 1936:
Ein neues Konzept für Empfänger berücksichtigte die in Aussicht stehende Norm mit 441 Zeilen. Der neue Heimempfänger sollte bei einer Bilddiagonale in der Größenordnung von 30 cm einfach zu bedienen und geeignet für Rundfunkempfang sein sowie ähnliche Gehäuseabmessungen wie ein Radiogerät haben. Durch radikale Verkürzung aller Längenmaße der üblichen Bildröhre und durch Entwicklung neuartiger Kippgeräte für Ablenkwinkel bis 70° war der Schritt zur Weitwinkelröhre getan: Schirmdurchmesser 28cm, verzerrungsfreies Bild in der Größe von 20 x 23cm, Länge der Röhre 35cm.
„Der neue drahtlose Empfänger der Fernseh AG zeichnet sich... durch besondere Einfachheit der Bedienung aus... dank der geschmack- vollen Linienführung fügt sich der Empfänger in jeden Raum ein... ermöglicht den Empfang des Witzlebener- und des Brocken- Senders..."
Das in Palisanderholz ausgeführte Möbelstück entsprach zwar dem damaligen Zeitgeschmack, war jedoch groß und teuer. Mit einer aus der Zeilenrücklaufspannung erzeugten Strahlspannung von 6000 Volt konnte ein helles und scharfes 441-Zeilen-Bild wiedergegeben werden. Es war der sogenannte Kleinempfänger DE 7 R entstanden, der lediglich drei Bedienelemente aufwies: Kontrastregler, Lautstärkeregler und Programmwahlschalter mit den vier Stellungen „Rundfunk (Königswusterhausen)", „Rundfunk (Ortssender)", „Fernsehempfang" und „UKW-Tonempfang". Das Gerät wurde im August 1938 der Öffentlichkeit vorgestellt und erregte sofort ungewöhnliches Interesse.
Der Fese DE 7 R war das Vorbild für den Einheitsempfänger E1
Noch im gleichen Monat beauftragte der damalige Reichspostminister über das RPZ (Reichspostzentralamt) die einschlägige Industrie, „innerhalb eines Jahres einen deutschen Einheitsempfänger" zu schaffen. Der Kleinempfänger DE7R der Fernseh AG diente als Vorbild, eine von Telefunken entwickelte Bildröhre mit rechteckigem Schirm und eine Spezial-Kippröhre wurden übernommen.
Die Fertigungsunterlagen waren im Herbst 1939 fertiggestellt, etwa 50 Modelle wurden gebaut, zu einer Serienfertigung kam es wegen des Kriegsausbruchs nicht.
Zwei andere, von der Fernseh AG bis 1939 entwickelte Geräte sollten höheren Ansprüchen genügen. Der Tischempfänger DE8R mit einer Weitwinkel-Bildröhre (Bilddiagonale 42 cm, Bildgröße 21,5 x 17,5 cm, Ablenkwinkel etwa 90 °) und integriertem Superhetempfänger von Blaupunkt hatte Geräteabmessungen (70 cm x 41 cm x 38 cm), die noch heutigen Vorstellungen entsprechen.
Beim Projektionsempfanger H PE5R in Tischformat mit eingebautem Rundfunkgerät wurde ein besonders großes Bild erzielt, das vom Schirm einer sehr hellen, kleinen, mit 25 kV betriebenen Bildröhre auf einen Linsenrasterschirm der Größe 40 x 50 cm2 projiziert wurde. In beiden Geräten war das Schaltungskonzept des Kleinempfängers DE 7 R für einfachste Bedienung angewendet.
Fernseh-Großprojektion war gefragt
Die Fernseh-Großprojektion spielte zur damaligen Zeit eine wichtige Rolle für die Teilnahme breiter Bevölkerungsschichten an der Fernsehübertragung, da den Haushalten serienmäßig hergestellte Fernsehempfänger nicht zur Verfügung standen und man auf Gemeinschaftsempfang und Fernseh-Kino angewiesen war.
Die Fernseh AG war auf dem Gebiet der Großprojektion führend, wie der schon erwähnte Zwischenfilm- Großpro- jektor der Jahre 1932/33 zeigte. In den folgenden Jahren wurde systematisch die Möglichkeit untersucht, Projektoren mit kleinen, sehr hellen Braunschen Röhren zu verwirklichen. 1936 wurde der erste Projektor für ein Bild von 1qm gezeigt, im Jahr darauf ein verbessertes Modell, das eine Bildfläche von 4qm ausleuchtete. Hierbei wurde eine Speziairöhre mit Durchsichtschirm verwendet, die mit einer Strahl-Spannung bis zu 40 kV arbeitete. Mit neu entwickelten Röhren mit Aufsichtschirm konnte die Leuchtdichte erheblich gesteigert und in Verbindung mit einem selektiv reflektierenden Bildschirm verwertbare Ergebnisse erzielt werden.
Die Demonstration eines Projektors für 10qm Bildfläche im August 1938 führte zu einem Auftrag der Reichspost zur Ausrüstung eines Fernsehkinos. Diese Aufgabe wurde von zwei Seiten angegangen: Eine leistungsfähige Projektionsröhre und ein selektiv reflektierender Schirm in Kinogröße mußten entwickelt werden. Aufgrund umfangreicher Berechnungen und nach sorgfältiger Abschätzung der technologischen Gegebenheiten wurde ein Linsenraster- Hohlspiegel aus über 1 Million genau berechneter Einzellinsen gebaut, die auf einer sphärischen Fläche von 3 x 4m angeordnet waren. Hierdurch wurde der vom Objektiv ausgehende Lichtstrom ausschließlich auf die 300 Zuschauerplätze reflektiert und zwar mit einem 15fach höheren Reflexionsfaktor als bei einer üblichen Kinoleinwand.
1939 - das Fernsehkino mit der Wunderlampe
Die Hochleistungs- Projektionsröhre mußte in Verbindung mit einem Zeiss- Objektiv der Öffnung f = 1,9 bei einer Brennweite von 400 mm auf dem Linsenrasterschirm die im Kino übliche scheinbare Leuchtdichte von 25 bis 30 cd/qm erzeugen. Wie die Berechnungen ergaben, war diese Aufgabe nur mit zu jener Zeit noch ungewöhnlichen Mitteln lösbar. Der Elektronenstrahl mußte mit 80 kV beschleunigt, der Fluoreszenzschirm auf eine luftgekühlte 270 qcm große Metallplatte aufgebracht werden. Mit einer maximalen Leistung im Strahl von 300 W ergab sich bei einer Fleckgröße von 0,13 qmm eine Spitzenhelligkeit von 540 cd. Das Ineinandergreifen sich teils widersprechender Bedingungen hochspannungstechnischer, elektronen- und lichtoptischer sowie vakuumtechnischer Art stellten vor allem den Glasbläser vor fast unlösbare Probleme. Nicht minder schwierig waren die Aufgaben im Zusammenhang mit der Strahlablenkung und Strahlfokussierung. Zum Teil mußten völlig neue Verfahren er-arbeitet werden, z.B. für den Endverstärker, der 500 V linear bei einer Bandbreite von 2 MHz abgeben mußte.
Anfang 1939 konnte das Fernsehkino der Reichspost den ständigen Betrieb aufnehmen. Die als „Wunderlampe" in die Fernsehgeschichte eingegangene Projektionsröhre wurde regelmäßig gefertigt und erreichte eine Lebensdauer von mindestens 500 Stunden. Es soll noch erwähnt werden, daß die Fernseh AG den größten Teil der von 1936 bis 1938 eingerichteten Fernsehsprechstellen der Reichspost baute und installierte. Die Anlagen basierten auf der mechanischen Bildzerlegung bei der Aufnahme, bei der Wiedergabe wurde die Braunsche Röhre benutzt. Fernsehsprechstellen waren in Hamburg, Berlin, Leipzig und München eingerichtet.
Kapitel 3 = 1939-1949 Der Weltkrieg und die ersten Nachkriegsjahre
Obwohl schon von 1910 an Ideen zur Anwendung des Fernsehens auf militärischem Gebiet bekannt sind, waren zu Beginn des Krieges offenbar keine ernstlichen Vorbereitungen hierzu getroffen. Konkrete Aufgaben wurden erst allmählich formuliert, so daß sich die Arbeiten anfangs noch auf rein zivile Anwendungen erstrecken konnten. Insbesondere war es möglich, die Ausrüstung des neuen Studios im Deutschlandhaus und im Fernsehkino zu ergänzen und zu betreuen.
Die Fernseh GmbH war zwar während des Krieges dem Luftfahrtministerium zugeordnet, doch wurden die Aufträge von der Reichspost vergeben, die auch die Abnahme fertiger Geräte durchführte. Unsere langjährigen geschäftlichen Beziehungen zur Post erleichterten den Übergang zur Kriegswirtschaft erheblich und erlaubten es, Aufgaben selbst vorzuschlagen, meist in dem Sinne, daß die Ergebnisse auch für das zivile Fernsehen nützlich erschienen.
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