Zum Auffrischen und Erinnern . . . .
. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.
Bevor Sie mit dem Lesen beginnen . . .
werfen Sie bitte einen Blick auf diese Seite über Publikationen in der NS-Zeit und auch noch danach.
1954 - "25 Jahre Fernseh GmbH Darmstadt" - Zum Geleit
Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Fernseh GmbH ist auch für die Robert Bosch GmbH bedeutungsvoll, beschließt es doch einen an Mühen und Rückschlägen, aber auch an Erfolgen reichen Zeitabschnitt enger Verbundenheit der beiden Firmen.
Die Fernseh AG wurde am 11. Juni 1929 von uns zusammen mit den Firmen Baird Television Ltd., Radio AG Daniel & Siegfried Loewe und der Zeiss-Ikon AG gegründet. Die ersten Jahre nach der Firmengründung fielen in die Zeit der wirtschaftlichen Depression, in der nach und nach die anderen Firmen ausschieden.
Anmerkung der Redaktion: Es wird hier suggeriert, daß die (anderen 3) Firmen aufgrund der Rezession ausgeschieden waren. Das ist eine gern benutzte Formulierung, die die echten Tatsachen der brutalen NS-Repressalien gegen Juden und Ausländer verdrängt. Zumindest zwei der Partner in der Fernseh AG, die Gebrüder Loewe (sie waren Juden) und Baird (er war Engländer = Ausländer !!), wurden 1938 faktisch rausgeworfen bzw. enteignet (durch eine trickreiche Kapitalerhöhung). Alleine Zeiss-Ikon verließ den Verbund bereits Mitte der 20er Jahre freiwillig. - Offensichtlich war es 1954 noch gar nicht opportun, die Wahrheit zu schreiben, denn zu viele der "alten Mitmacher" saßen schon wieder an den Schalthebeln der Macht, in den Firmen wie in der Politik - sogar bis in die späten 80er Jahre.
Nach der Umwandlung der AG in eine GmbH ging die Verantwortung für das Unternehmen auf uns über. Wir waren und sind der Meinung, daß der zukünftige Lebensstandard weitgehend von dem Erfolg der technischen Forschung und dem dadurch erzielten industriellen Fortschritt abhängig ist und haben daher unbeirrt daran festgehalten, die Arbeit der Fernseh GmbH weiter zu fördern.
Es geht weiter im Geleitwort von 1954: Heute, nach den schweren Wiederaufbaujahren der Nachkriegszeit, kann man rückschauend feststellen, daß die bei der Wiedereinführung des Fernsehens in Deutschland erzielten Erfolge dieses Vertrauen gerechtfertigt haben. Durch die Qualität ihrer Erzeugnisse hat die Fernseh GmbH eine geachtete Stellung unter den führenden europäischen Fernsehfirmen errungen. Damit hat sie sich auch gut in den Rahmen des Hauses Bosch eingefügt, das sich im Geiste seines Gründers von jeher dem Begriff der Qualitätsleistung verpflichtet fühlt.
Wir hoffen, daß unsere Tochterfirma auch in Zukunft einen maßgebenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Fernsehtechnik leisten und damit zum Besten der Allgemeinheit wirken wird.
ROBERT BOSCH GMBH - Knoerzer Lippart
"25 Jahre FERNSEH GMBH" - Einführung von Dr. Rolf Möller
Wenn wir die Entwicklung unserer Firma in dem vergangenen Vierteljahrhundert betrachten, so können wir dankbar feststellen, daß sie trotz großer Schwierigkeiten, mancher Rückschläge und Ungunst der äußeren Verhältnisse unter einem guten Stern gestanden hat. Man muß sich einmal in die Zeit der Gründung zurückversetzen, um dies richtig würdigen zu können. Dann erscheint es einem heute fast wie ein Märchen, daß es damals Menschen gab, die - von vielen anderen etwas mitleidig belächelt - den Mut hatten, damit zu beginnen, die Idee des Fernsehens in die praktische Wirklichkeit umzusetzen.
Doch haben auch verschiedene günstige Umstände fördernd auf unsere Arbeit eingewirkt. Einer der wichtigsten war wohl, daß wir uns für eine Sache einsetzen konnten, die das Interesse und die Begeisterung aller Mitarbeiter in hohem Maße zu wecken vermochte. Eine solche Anteilnahme entstand einmal durch die fast täglich erlebte Verwirklichung einer zunächst abenteuerlich erscheinenden Idee, dann aber auch durch die Beschäftigung mit der subtilen und neuartigen Technik unseres Arbeitsgebietes.
Und schließlich bot sich eine besondere Befriedigung an der Arbeit durch das Bewußtsein, daß das Fernsehen mehr noch als der Rundfunk bei richtiger Handhabung zu einem wertvollen Verbindungsmittel von Mensch zu Mensch werden kann. Diese Momente hoben unsere Arbeit in all den verflossenen Jahren immer über die einer rein technisch- mechanischen Tätigkeit hinaus und verbanden uns alle, die alten Firmenangehörigen wie die neu hinzukommenden Mitarbeiter, zu einer in ihrer Zielsetzung eng zusammengeschlossenen Gemeinschaft.
Diese Assimilationskraft der Fernsehtechnik verpflichtet uns, auch wegen der erzielten schönen Erfolge, auf die Treue, Beharrlichkeit und Einsatzfreudigkeit unserer Mitarbeiter besonders hinzuweisen. Bei der Gründung der FERNSEH AG konnte von einer Fernsehtechnik im heutigen Sinne noch in keiner Weise die Rede sein. Alles, was vom Fernsehen damals bekannt war, waren einige Ideen und Experimente - die ersten Gedanken zu einem Fernsehen gehen ja schon auf die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück.
Die damals vorliegenden ersten Ergebnisse waren nicht sehr überzeugend, angesehen eigentlich mehr als eine technische Spielerei, die nur von wenigen Menschen ernst genommen wurde. Was konnte man mit den verhältnismäßig beschränkten und unzulänglichen Hilfsmitteln, welche die damalige Technik zu bieten vermochte, überhaupt machen?
Die Verstärkertechnik kannte keine größere Ubertragungsbandbreite als 10.000 Hz; Glimmlampen, Kerrzellen und Photozellen in grober Form waren die einzigen bekannten lichtreaktiven Elemente; Nipkowscheibe und Spiegelrad waren die Bildzerlegungsmittel. Die hiermit erzielbaren 40zeiligen Bilder konnten für einen öffentlichen Fernsehdienst natürlich unter keinen Umständen genügen. Trotzdem aber fanden sich damals eben Menschen und Gruppen, die sich ernstlich die Frage vorlegten: Was könnte man tun, um aus diesen Gegebenheiten heraus Besseres und letzten Endes einen öffentlichen Fernsehdienst zu entwickeln.