Kapitel 7 (Seite 90) Das PAL-Verfahren
Grundsätzliches
Das PAL-Verfahren entstand als Weiterentwicklung des NTSC-Verfahrens. Es lehnt sich eng an dieses an.
Die Bezeichnung PAL ist die Abkürzung des Ausdruckes "Phase Alternation Line". Das bedeutet frei übersetzt »Phasenumschaltung von Zeile zu Zeile«. Im PAL-Verfahren wird ebenso wie im NTSC-Verfahren die Quadratur-Modulation mit unterdrücktem Farbträger benutzt, wobei der Farbton dem Phasenwinkel gegen die Bezugsrichtung und die Farbsättigung bei gegebenem Leuchtdichte-Signal dem Betrag der Spannung des Farbart-Signals zugeordnet sind.
Der Nachteil beim NTSC-Verfahren
Diese Zuordnung bringt beim NTSC-Verfahren einen Nachteil mit sich: Der den Farbton kennzeichnende Phasenwinkel ist die Phasenverschiebung gegen eine mit dem Burst festgelegte Phasenlage.
Da der Burst stets auf der hinteren Schwarzschulter, d. h. auf einem konstanten Grundpegel, übertragen wird, während das Farbart-Signal dem ständig schwankenden Leuchtdichte-Signal überlagert ist, kann sich die Phasenverschiebung des Farbart-Signals gegen den Burst auf dem Weg zwischen dem Coder des Senders und dem Decoder des Empfängers ändern.
Solche Änderungen der gegenseitigen Phasenverschiebungen zwischen Farbart-Signal und Burst ergeben sich beispielsweise auf Grund der verschiedenen Aussteuerung der Empfängerstufen für den Burst und die verschiedenen Augenblickswerte von Leuchtdichte- und Farbart-Signalen oder als Folge von Reflexionen der ausgesendeten Wellen, wie sie beim Empfang von Schwarz-Weiß-Fernsehen z. B. in gebirgigen Gegenden zu Geisterbildern führen.
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Die Geisterbilder der Phasenfehler
Die Abweichungen der gegenseitigen Phasenverschiebungen von ihren Sollwerten nennt man Phasenfehler. Die Phasenfehler sind zum Teil über eine längere Zeit konstant.
In solchen Fällen können sie durch Nachstellen der Referenzträger-Phase und damit des Farbtons ausgeglichen werden.
Die vom Augenblickswert von Leuchtdichte- und Farbart-Signal abhängenden Phasenfehler ändern sich kurzzeitig. Sie hängen über das Leuchtdichte-Signal mit dem Bildinhalt zusammen und können deshalb nicht ohne besondere Maßnahmen ausgeglichen werden. Man bezeichnet sie als differentielle Phasenfehler.
Die PAL Ergänzung
Der wesentliche Zweck des PAL-Verfahrens ist das Vermeiden der von Phasenfehlern verursachten Farbton-Verfälschungen. Außerdem werden Farbverfälschungen, die durch Fehler bei der Quadratur-Modulation oder durch einseilige Bandbegrenzung entstehen, weitgehend vermieden.
Die beiden Voraussetzungen für einen wirksamen Ausgleich der Auswirkungen von Phasenfehlern auf die Wiedergabe sind für das PAL-Verfahren:
• Keine wesentlichen Änderungen der Phasenfehler zwischen je zwei zeitlich aufeinanderfolgenden Zeilen und
• etwa gleicher zeitlicher Verlauf der Spannung des Farbart-Signals in diesen Zeilen.
Die Erfahrungen, die in sehr gründlichen Erprobungen gesammelt werden konnten, haben bewiesen, daß beide Voraussetzungen in dem für den Erfolg des PAL-Verfahrens hinreichendem Maß erfüllt werden.
Die Wahl der Komponenten des Primär-Farbart-Signals für die Quadratur-Modulation ist beim PAL-Verfahren völlig unkritisch.
Mit Rücksicht auf eine möglichst einfache Empfängerschaltung wurden die reduzierten Farb-Differenz-signale 0,88 • (R-Y) und 0,49 • (B-Y) gewählt. Diese Festlegung hat jedoch nichts mit dem Prinzip des PAL-Verfahrens zu tun. Grundsätzlich könnten auch die beim NTSC-Verfahren benützten Signale I und Q verwendet werden.
Grundgedanke des PAL-Verfahrens
Der Grundgedanke für das PAL-Verfahren ist: Man kann die Abweichung der Phase eines Zeigers von ihrem Sollwert kompensieren, indem man diesem Zeiger einen zweiten Zeiger mit gleichem Betrag aber einer sich in entgegengesetzter Richtung auswirkenden Abweichung von der Sollphase addiert (Bild 7.01).
Man erhält dann als Summe einen Zeiger mit der Soll-Phasenlage und einem Betrag, der etwas kleiner ist als der doppelte Betrag des Sollzeigers.
Den zur Kompensation des Phasenfehlers bei einem durch Quadratur-Modulation mit Träger-Unterdrückung gewonnenen Farbart-Signal erforderlichen zweiten Zeiger kann man im Prinzip auf folgende Weise erhalten:
Im Coder des Senders schaltet man bei der Quadratur-Modulation die Farbträger-Komponente, die mit dem reduzierten Farb-Differenzsignal 0,88 • (R-Y) moduliert wird, von Zeile zu Zeile in ihrer Phasenlage um 180° um, während die andere Farbträger-Komponente, die mit dem reduzierten Farb-Differenzsignal 0,49 • (B-Y) moduliert wird, unverändert bleibt.
Alternierende Farbart-Signale
Man erhält somit z. B. während der ungeradzahligen Zeilen Farbart-Signale mit den Komponenten +F(R-y) und +F(B-Y), während der geradzahligen Zeilen dagegen Farbart-Signale mit den Komponenten -F(R-Y) und +F(B-Y).
Unter der in der Praxis gültigen Voraussetzung, daß sich der zeitliche Verlauf des Farbart-Signals von Zeile zu Zeile vernachlässigbar wenig ändert, können auf diese Weise die Farbart-Signale jeweils zweier aufeinanderfolgender Zeilen durch Spiegelung an der Richtung des F(B-Y)-Zeigers ineinander übergeführt werden.
Die Farbart-Signale zweier aufeinanderfolgender Zeilen werden hier mit F und F* bezeichnet, weil die Spiegelung eines Zeigers an einer Bezugsrichtung gleichbedeutend ist mit der Bildung des konjugiert komplexen Wertes zu dieser Bezugsrichtung.
Das nachfolgende weitere Beipspiel lassen wir hier aus, es ist zu komplex.
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Summen- und Differenz-Bildung der Farbart-Signale zweier aufeinanderfolgender Zeilen beim PAL-Verfahren
Bei der Anwendung des PAL-Verfahrens wird das im vorigen Abschnitt beschriebene Prinzip so abgewandelt, daß es besser den Erfordernissen der Empfängerschaltung entspricht:
Im Sender bleibt das zeilenweise Umpolen der Farbträger-Komponente, die mit dem reduzierten Farb-Differenzsignal 0,88 • (R-Y) moduliert ist. Im Empfänger dagegen wird erst jeweils die Summe und die Differenz der Farbart-Signale zweier zeitlich aufeinander folgender Zeilen gebildet.
Das im Sender erfolgte Umpolen der Farbträger-Komponente in Richtung der F(R-Y)-Achse wird später bei der Demodulation wieder rückgängig gemacht.
Im PAL-Empfänger wirken also die Farbart-Signale zweier aufeinander folgender Zeilen synchron zusammen.
Das ist das unverzögerte Farbart-Signal mit dem eine Zeilenperiode zuvor empfangenen und für die Dauer einer Zeilenperiode verzögerten (gespeicherten) Farbart-Signal.
Die erforderliche Verzögerungszeit erreicht man mit einer mechanischen Verzögerungsleitung.
Diese beiden Farbart-Signale haben übereinstimmende F(B-Y)-Komponenten und entgegengesetzt gleiche F(R-Y)-Komponenten, sofern kein Phasenfehler vorhanden ist.
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Der Vergleich
In Bild 7.03 ist die Summen- und die Differenz-Bildung der Farbart-Signale zweier zeitlich aufeinander folgender Zeilen bei einem zeitlich konstanten Primär-Farbart-Signal dargestellt.
Im oberen Teil des Bildes 7.03 handelt es sich um ein (unverzögertes) Farbart-Signal F und um das demgegenüber um genau eine Zeilenperiode verzögerte Farbart-Signal F*.
Der untere Teil des Bildes 7.03 zeigt die Verhältnisse für die folgende Zeilenperiode. Wegen der Umpolung im Coder hat das jetzt vorhandene unverzögerte Farbart-Signal (F) eine negative F(R-Y)-Komponente. Das demgegenüber um genau eine Zeilenperiode verzögerte Farbart-Signal (F*) ist das Farbart-Signal F vom oberen Teil des Bildes 7.03, da dieses Signal ja eine Zeilenperiode vorher empfangen und dann gespeichert wurde.
Man erkennt, daß die Zeiger-Summe sowohl im oberen als auch im unteren Teil des Bildes 7.03 stets den doppelten Wert der Komponente F(B-Y) des Farbart-Signals besitzt.
Der Betrag der Zeiger-Differenz ist doppelt so groß wie der Betrag der Komponente F(R-Y). Allerdings wechselt die Zeiger-Differenz von Zeile zu Zeile ihr Vorzeichen.
Die Erklärung der einzelnen Bilder
Bei der Demodulation der Differenz muß deshalb die zuzufügende Farbträger-Komponente in F(R-Y)-Richtung (entsprechend dem Umpolen im Coder des Senders) von Zeile zu Zeile umgepolt werden.
Andernfalls würde das zurückgewonnene Farb-Differenzsignal 0,88 • (R-Y) sein Vorzeichen von Zeile zu Zeile wechseln. Im Bild 7.03 sind dargestellt:
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- a) das Primär-Farbart-Signal der zu übertragenden Farbart,
- b) die dem Primär-Farbart-Signal von a) entsprechenden Farbart-Signale F und (F), wobei als Bezugsphase die F(B-Y)-Phase zugrunde gelegt ist,
- c) die Farbart-Signale F* und (F*), die, bezogen auf die F(B-Y)-Achse, spiegelbildlich zu den Farbart-Signalen F und (F) liegen,
- d) die Summe der beiden Farbart-Signale F und F* bzw. (F) und (F*), deren Wert gleich dem doppelten Wert der Komponente F(B-Y) ist,
- e) die Differenz der beiden Farbart-Signale F und F* bzw. (F) und (F*), deren Betrag doppelt so groß ist, wie der Betrag der Komponente F(R-Y). Im oberen Teil des Bildes 7.03 ist das Vorzeichen der Differenz positiv, im unteren Teil des Bildes 7.03 negativ),
- f) das bei der Demodulation von F(B-Y) und F(R-Y) zurückgewonnene Primär-Farbart-Signal.
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weiter mit dem 2 Beispiel :
Aus dem Zusammenwirken der beiden Farbart-Signale zweier zeitlich aufeinander folgender Zeilen ergeben sich zunächst die doppelten Werte der Komponenten F(B-Y) und F(R-Y). Die Hälfte des nach der Demodulation entstehenden Signals stimmt genau mit dem Primär-Farbart-Signal überein (vergleiche f mit alpha). Bild 7.04 zeigt hierzu ein zweites Beispiel. Das Primär-Farbart-Signal liegt diesmal im dritten Quadranten.
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Eliminieren eines Phasenfehler-Einflusses
Wie ein Phasenfehler bei Anwenden des im vorangehenden Abschnitt geschilderten Verfahrens herausfällt, soll zunächst anhand des Bildes 7.05 erläutert werden.
Diesem Bild liegt ein Phasenfehler beta = 11° zugrunde. Die Sollphase des Farbart-Signals beträgt in diesem Beispiel 45° gegen die F(B-Y)-Richtung.
Im Empfänger tritt deshalb bei positivem Wert von F(B-Y) eine Istphase des Farbart-Signals von 45° + 11° = 56° auf. Der Sender sendet eine Zeilenperiode vor dem Farbart-Signal F (mit der Sollphase von 45°) das damit im Empfänger zusammenwirkende Farbart-Signal F* (mit der Sollphase -45°), wobei
F*(B-Y) = F(B-Y) aber F*(R-Y) = -F(R-Y)
Gespiegelt an der F(B-Y)-Achse sind jetzt - im Gegensatz zu den im vorangehenden Abschnitt behandelten Fällen - nur die ausgesandten Farbart-Signale, aber nicht mehr die Farbart-Signale, die im Empfänger auftreten.
Deshalb wird hier für das im Empfänger auftretende Signal F* nun der Stern eingeklammert "F(*)" und an das Formelzeichen F eine leere Klammer "()" angefügt.
In Bild 7.05 sind gezeigt:
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- a) der Zeiger F() des empfangenen Farbart-Signals und zum Vergleich dazu seine Soll-Phasenlage (45° gegen die Bezugsphase),
- b) der Zeiger des empfangenen Farbart-Signals F(*), das mit der Phasenlage -45° gegen die Bezugsphase ausgesendet wurde. Der Istphasenwinkel im Empfänger beträgt -45° + 11° = -34°.
- c) Die Summe (F() + F(*)). Diese fällt hier nicht wie die Summe (F + F*) in den Bildern 7.03 und 7.04 mit der F(B-Y)-Phase zusammen, sondern hat gegen sie die mit dem Phasenfehler beta (hier 11°) gegebene Phasenverschiebung.
- d) Die Differenz (F() - F(*)). Auch hierfür ergibt sich eine Phasenverschiebung gegen die F(R-Y)-Phase gleich dem Phasenfehler beta = 11°.
- e) Bei der Demodulation setzt man der Farbart-Signal-Summe (F()+F(*)) die Farbträger-Komponente zu, deren Phase mit der F(B-Y)-Phase übereinstimmt und der Farbart-Signal-Differenz (F()-F(*) die Farbträger-Komponente, die die F(R-Y)-Phasenlage hat.
Von der Farbart-Signal-Summe und von der Farbart-Signal-Differenz kommen bei der Demodulation mit Synchron-Demodulatoren nur die mit F(B-Y) bzw. F(R-Y)-phasengleichen Komponenten zur Wirkung. In beiden Fällen sind die Beträge dieser Komponenten um den Faktor cos beta kleiner als die ursprünglichen Beträge, wobei beta der Phasenfehler bedeutet. - f) Wie aus e) zu erkennen ist, sind beide Demodulationsergebnisse, d. h. beide Farb-Differenzsignale im gleichen Maß (entsprechend dem Faktor cos beta) geschwächt. Ihr Verhältnis aber bleibt erhalten.
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Das bedeutet:
Der Phasenfehler hat zwar auf den Farbton keinen Einfluß, vermindert aber die Sättigung der wiedergegebenen Farbe. Die Sättigung sinkt proportional dem Wert von cos beta, d.h. bei mäßigen Werten des Phasenfehlers nur unbedeutend. Die Entsättigung erreicht allerdings bei sehr großen Phasenfehlern unzulässig hohe Werte. Das zeigen die mit den Bildern 7.06 und 7.07 veranschaulichten Beispiele. So große Phasenfehler kommen jedoch in der Praxis kaum vor. Außerdem kann man sie durch Erhöhen der Verstärkung ausgleichen, falls es sich um konstante Phasenfehler handelt.
Zu beachten ist auch hier, daß die Differenz der beiden zusammengefaßten Farbart-Signale von Zeile zu Zeile ihr Vorzeichen wechselt (siehe Bilder 7.03 und 7.04). Das muß bei der Demodulation durch synchrones Umpolen der Farbträger-Komponente in FR-Y)-Richtung ausgeglichen werden.
Farbträgerfrequenz beim PAL-Verfahren
Umfangreiche Versuche haben ergeben, daß es, auch im Interesse einer möglichst geringen Störung beim Empfang einer Farbfernseh-Sendung mit einem Schwarz-Weiß-Fernseh-Empfänger, vorteilhaft ist, beim PAL-Verfahren die Farbträger-Frequenz etwas anders als beim NTSC-Verfahren zu legen.
Durch das zeilenweise Umschalten der F(R-Y)-Komponente entstehen nämlich im Spektrum des Farbart-Signals Frequenzen, die mit Spektrallinien des Leuchtdichte-Signals zusammenfallen.
Gewählt wurde ein Viertelzeilen-Offset mit Versatz um eine Bildperiode - nämlich 4,433.618.75 MHz
Farb-Synchronisier-Impuls beim PAL-Verfahren
Beim PAL-Verfahren hat der Farb-Synchronisier-Impuls (Burst) zwei Aufgaben.
Erstens muß mit seiner Hilfe der Farbträger im Empfänger mit der richtigen Phasenlage wieder hergestellt werden, damit die Demodulation die ursprünglichen Farb-Differenzsignale ergibt. Diese Aufgabe ist schon vom NTSC-Verfahren her bekannt.
Zweitens muß mit dem Farb-Synchronisier-Impuls erreicht werden, daß im Empfänger die (R-F)-Komponente des Farbträgers phasenrichtig mit dem Sender umgepolt wird.
Diese Aufgabe wird auf folgende Weise gelöst:
Ebenso wie der Farbträger wird beim PAL-Verfahren auch der Farb-Synchronisier-Impuls (Burst) in zwei Komponenten zerlegt. Die eine Burst-Komponente, deren Phasenlage entgegengesetzt zur positiven (B-Y)-Richtung liegt (kurz die (B-F)-Burst-Komponente) wird ständig in derselben Phasenlage übertragen.
Die demgegenüber um 90° phasenverschobene (R-Y)-Burst-Komponente hingegen schaltet man ebenso um, wie den Farbträger für die Modulation mit dem Farb-Differenzsignal. Die beiden Burst-Komponenten fügt man zusammen. Hiermit entsteht ein Burst, der von Zeile zu Zeile aus seiner Mittelphase wechselweise einmal um 45° im Uhrzeigersinn und einmal um ebensoviel entgegen dem Uhrzeigersinn phasenverschoben ist (Bild 7.08): alternierender Burst.
Im Empfänger nutzt man die mit konstanter Phasenlage übertragene (B-Y)-Burst-Komponente zum Wiederherstellen des Farbträgers aus und verwendet die in ihrer Phasenlage wechselnde (R-Y)-Burst-Komponente zum phasenrichtigen Schalten bei der Demodulation der in (R-Y)-Richtung liegenden Komponenten des Farbart-Signals.
Das Speichern des Farbart-Signals
Zum jeweiligen Speichern des Farbart-Signals dient eine mechanische Verzögerungsleitung. Sie besteht z. B. aus einem Glasstab von bestimmter Länge. Dieser hat an seinen beiden Enden je einen elektromechanischen Wandler. An dem einen Glasstab-Ende werden vom Farbart-Signal mittels des dortigen Wandlers (mechanische) Transversalwellen angeregt. Diese durchlaufen den Glasstab in Längsrichtung.
Bei ihrem Eintreffen am anderen Glasstab-Ende wird mit dem dort angeordneten Wandler das elektrische Signal verzögert gegenüber dem Eingangssignal zurückgewonnen.
Die mit dieser mechanischen Laufzeitleitung gegebene Verzögerungszeit ist etwas geringer als die Dauer einer Zeilenperiode. Anschließend an den Glasstab, also hinter dem Wandler, mit dem die mechanischen Wellen in elektrische Spannungen umgesetzt werden, ist deshalb noch eine elektrische Verzögerungsleitung eingefügt.
Mit ihr wird die Verzögerungs-Zeitspanne auf die Dauer einer Zeilenperiode abgeglichen.
In dieser Einzeilen-Verzögerungs-Anordnung läuft somit Zeile für Zeile das Farbart-Signal durch, wofür es die Dauer einer Zeilenperiode benötigt. Am Ausgang dieser Anordnung steht deshalb laufend das Farbart-Signal der vorher empfangenen Zeile so zur Verfügung, daß dieses Signal Bildpunkt für Bildpunkt mit dem Farbart-Signal der augenblicklich empfangenen Zeile zusammentrifft.
Dies ermöglicht die bereits erwähnte Summen- und Differenz-Bildung der Farbart-Signale F und F*.
Blockschaltplan des PAL-Coders
Der Blockschaltplan des PAL-Coders (Bild 7.09) weicht von dem des NTSC-Coders(Bild 6.08) nur wenig ab.
Der PAL-Coder unterscheidet sich vom NTSC-Coder hauptsächlich durch das Hinzukommen des PAL-Schalters und der Schaltung zum Gewinnen des alternierenden Bursts.
Weitere Unterschiede ergeben sich noch daraus, daß aus den Primär-Farb-Signalen im PAL-Coder die reduzierten Farb-Differenzsignale 0,88 • (R-Y) und 0,49 • (B-Y) statt der Komponenten I und Q der Primär-Farbart-Signale gewonnen werden.
Dabei gelten für 0,88 • (R-Y) und 0,49 • (B-Y) einander gleiche Frequenz-Bandbreiten, weshalb die für den NTSC-Coder in Bild 6.09 hinter der I-Q-Matrix eingetragene Verzögerung im PAL-Coder wegfällt. Aus der anderen Aufgliederung des Primär-Farbart-Signals folgen auch andere Phasenwinkel der Farbträgerkomponenten.
Grenzlinien der Spektren beim PAL-Verfahren
Wegen der Wahl der reduzierten Farb-Differenz-Signale 0,88 • (R-Y) und 0,49 • (B-Y) für die Quadratur-Modulation beim PAL-Verfahren verlaufen die Grenzlinien der Spektren für das Farbart-Signal anders als beim NTSC-Verfahren, bei dem die Signale I und Q verwendet werden (Bild 7.10).
Als besonders wichtiger Unterschied ist aus Bild 7.10 der Äquiband-Betrieb mit einer für beide Farb-Differenzsignale übereinstimmenden Bandbreite zu erkennen.
Blockschaltplan des PAL-Farbfernseh-Empfängers
Den Blockschaltplan des PAL-Empfängers zeigt Bild 7.11. An den Ausgang des Chroma-Verstärkers sind eine Einzeilen-Verzögerungsanordnung und zwei weitere Leitungen angeschlossen.
Die Spannungsdämpfung, die in der Anordnung zur Einzeilen-Verzögerung entsteht, wird an ihrem Ausgang durch Hochtransformieren der Spannung ausgeglichen.
Von den eben genannten zwei Leitungen führt eine direkt und eine über ein 180° Phasendrehglied zu je einem Summierglied, die beide in Bild 7.11 mit »Summe« bezeichnet sind. In diesen Blöcken werden einerseits die Summe sowie andrerseits - wegen des vorgeschalteten 180° Phasendrehgliedes - die Differenz des unverzögerten Farbart-Signals und des um eine Zeilenperiode verzögerten, zeitlich vorangegangenen Farbart-Signals gebildet.
Als Summe der beiden Farbart-Signale entsteht die Komponente F(B-Y)< als Differenz die Komponente ±F(R-Y) der Farbart-Signale. Aus diesen Komponenten werden in Demodulator-Schaltungen die Farb-Differenzsignale (R-Y) und (B-Y) zurückgewonnen.
Wie beim NTSC-Verfahren fügt man auch hier den beiden Komponenten ±F(R-Y) und F(B-Y) des Farbart-Signals für die Demodulation die Farbträger- Komponenten zu. Deren Phasenlagen stimmen mit den Phasenlagen von ±F(R-Y) und F(B-Y) überein.
Dabei bewirkt der PAL-Umschalter, der in dem Blockschaltplan eingetragen ist, das Umschalten der (R-Y)-Komponente des Farbträgers. Hiermit wird die senderseitige Umpolung der F(R-Y)-Komponente wieder rückgängig gemacht.
Gesteuert wird der PAL-Umschalter einerseits von den Zeilenimpulsen, mit denen die Umschaltung synchronisiert wird, und andererseits von einem 1/2 • fz-Verstärker, mit dem die richtige Reihenfolge der Zeilenumschaltungen bewirkt wird. Die Frequenz 1/2 • fz entsteht in der Phasenbrücke für den Referenzträger aus dem alternierenden Burst.
Weitere, das Prinzip des Verfahrens betreffende Unterschiede bestehen gegenüber dem NTSC-Verfahren nicht.
Varianten der PAL-Farbfernseh-Empfängerschaltung
Es gibt mehrere Varianten der Empfängerschaltung beim PAL-Verfahren.
Die drei wichtigsten sind hier zusammengestellt:
Der Standard-PAL-Farbfernseh-Empfänger
Bei dem Standard-PAL-Farbfernseh-Empfänger ist alles so ausgeführt, wie es in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben wurde. Beim Neu-PAL-Farbfernseh-Empfänger vermeidet man außer den Einflüssen von Phasenfehlern, d. h. außer Farbton-Verfälschungen, auch Einbußen an Farbsättigung.
Der Neu-PAL-Farbfernseh-Empfänger
Das Grundprinzip der Neu-PAL-Schaltung beruht auf der Möglichkeit, bei der Demodulation der Farbart-Signale aus dem Summen- und dem Differenzsignal an der quadratischen Kennlinie des Demodulators eine Komponente mit der doppelten Farbträger-Frequenz abzuleiten.
Diese Komponente verschiebt sich zeitlich mit den Phasenfehlern des Farbart-Signals, weil bei der Frequenzverdopplung die bei der PAL-Umschaltung erfolgende Phasenumkehr eliminiert wird.
Sie macht daher gewissermaßen alle Phasenfehler des Farbart-Signals mit. Deshalb sind die auf sie bezogenen Nullphasenwinkel des Farbart-Signals völlig unbeeinflußt von irgendwelchen Phasenfehlern, die sich gegenüber dem Burst ergeben.
Die Komponente mit der doppelten Farbträger-Frequenz verwendet man zum Mitziehen eines auf der Farbträger-Frequenz arbeitenden Mitnahme-Oszillators. Diesem Referenz-Oszillator muß man allerdings den Burst zuführen, weil sonst die Phasenlage des Referenzträgers um 180° unbestimmt sein kann. Der Mitnahme-Oszillator tritt hier an die Stelle des mit dem Burst synchronisierten Farbträger-Regenerators, der im NTSC-Empfänger und im Standard-PAL-Empfänger den Referenzträger liefert.
Aufgrund der Mitnahme macht hier der Referenzträger jede mit einem Phasenfehler gegen den Burst gegebene Phasenlage mit, so daß keine Phasenfehler zwischen dem Referenzträger und den Komponenten F(b-Y) und F(r-y) des Farbart-Signals auftreten.
Hiermit ergeben sich bei Phasenfehlern bis etwa 75° die für das Fehlen jeglicher Phasenfehler geltenden Verhältnisse (Bilder 7.03 und 7.04).
Standard-PAL- und Neu-PAL-Empfänger werden mitunter auch als PAL-DL-Farbfernseh-Empfänger (PAL-Delay-Line-Farbfernseh-Empfänger) bezeichnet. Hiermit wird ausgedrückt, daß bei diesen Schaltungen eine Verzögerungsleitung benötigt wird.
Der PAL-S-Farbfernseh-Empfänger
Beim PAL-S-Farbfernseh-Empfänger (Simple-PAL) wird keine Verzögerungsleitung verwendet. Deshalb erscheinen die zeitlich aufeinanderfolgenden Zeilen auf dem Bildschirm in den Farbtönen, die den sich einander entgegengesetzt auswirkenden Phasenfehlern entsprechen (siehe Bild 7.02).
Dagegen ist der PAL-Umschalter vorhanden, mit dem die im Coder vorgenommene zeilenweise Umschaltung der (R-7)-Komponente des Farbträgers rückgängig gemacht wird. Das Mittelwert-Bilden zwischen den Farbtönen dieser Zeilen bleibt somit dem Beschauer überlassen. Bei nur mäßigen Phasenfehlern ist das damit erreichte Ergebnis befriedigend.