Wir haben vor Jahren einen Rohde & Schwarz "Process Controller" PSA 17 geschenkt bekommen
Dieses riesige Gerät aus 1990 bis etwa 1994 ist "eigentlich" nur ein PC mit etwas Beipack. Doch er wiegt erstaunliche 30 Kilo (gefühlt sind es mehr als 50 Kilo), für einen PC doch etwas sehr viel. Zum Glück haben die Entwickler massive Tragegriffe auf beiden Seitenteilen integriert.
Was ist an diesem alten 386er PC so außergewöhnlich ?
Das Mainboard hat noch einen ganz normalen uralten Intel I386 DX 25 Haupt-Prozessor mit sagenhaften 25 MHz und mit einem separaten I387 Nummernprozessor, das war der mit der separaten sogenannten Floating Point Einheit. Damals war das noch getrennt, erst später wurde das von Intel und AMD in (auf) einen einzigen Chip integriert.
Auch ist der 9" (oder 12") Farb-Bildschirm im gleichen Gehäuse eingebaut, samt dem notwendigen ziemlich dicken Netzteil natürlich.
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Von vorne sieht er nicht nach PC aus
Die Front des "Process Controllers" zeigt mehrere unnormale Bedienelemente. Da ist zwar eine DIN-Buchse für eine PC-Tastatur (die Maus gabs damals noch nicht). Doch mitten drauf ist eine unübersehbare beschriftete Buchstaben- und Zahlen-Tastatur und direkt unter dem Bildschirm sind weitere 8 neutrale Tipptasten.
Alleine wegen der beiden verschieden großen Floppy-Laufwerke "riecht" das ganze nach einem PC. Daß da rechts neben dem größeren Floppy-Laufwerk eine austauschbare bzw. transportable und damals teure 43 MegaByte Conner CP 3044 Festplatte (40 Megabyte steht drauf) in einem Einschub bzw. Slot steckt, kann man mangels des Schlüssels erstmal nicht wissen.
Und daß innen unten im Gehäuse eine weitere 450 MB Seagate ST 3550A Platte (auf dem Blech steht noch 180 Megabyte drauf) Festplatte fest eingebaut ist, sieht man von außen auch nicht.
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Erst die Rückseite zeigt die wahren Eigenschaften
Das PC-Mainboard hat nur 8-bit und 16-bit ISA Slots und so sind die Erweiterungskarten noch aus dieser 1990er Kategorie. Dennoch haben die Ingenieure in München aus dem Vollen geklotzt. Es sind jede Menge Schnittstellen vorhanden einschließlich des für Prozesse wichtigen "GPIB" Anschlusses.
In der Prozessteuerung wie in der Messtechnik konnte man viele Komponenten über diesen Universal-Bus steuern und damit auch den jeweiligen Zustand abfragen. Heutzutage liest man immer mehr über den bei den in unseren moderneren Autos bei den KFZ-Eektroniken benutzen CAN Bus. Das ist die moderne Variante von Steuerungssystemen.
Damals zum Beispiel war es die Laufwerksteuerung der Fese/BTS Videorecorder vom Typ und die der späteren großen DCR 100 bis DCR 500 sowie Voodoo"- Kassetten- Videogeräte und die ließen sich somit diagnostizieren.
Im Netzwerkbereich war die 10 Mbit Technik auf der Basis von Coaxial-Leitungen Stand der Technik. Und eine VGA Buchse war für einen grösseren Bildschirm vorgesehen.
Alles an dem Teil war edel, edel, nur noch edel
Der Gehäuserahmen stammt sicher aus einem Leichtmetall- Baukastensystem, aus dem viele der teuren und großen R&S Meßgeräte konzipiert wurden.
Der blau lackierte Frontrahmen aus ALU oder Zinkdruckguß sowie der hintere ganz gezielt vielfach durchlöcherte blanke Rahmen werden durch 6 Längsträger (mit vermutlich verschiedenen Längen) sehr stabil zu einem flexiblen "Gerippe" veschraubt.
Auf wirklich allen Seiten und an allen Längsträgern sind jede Menge an Löchern sowie bereits geschnittene 3mm Gewinde eingebracht, sodaß quasi jedes beliebige Gerät in fast beliebiger Länge oder Tiefe dort eingebaut werden konnte.
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Ein paar aussagekräftige Gehäuse-Details
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Präzisons-Blechverarbeitung fürs Innenleben
Wenn ich mir diese Stanz- und Biegeteile heute ansehen, kommt der uralte Karnevals-Spruch auf, "wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt". Diese Art des Gehäusebaus ist sehr aufwendig und vermutlich auch viel zu teuer gewesen.
Dieses Blechteil hat jede Menge präzise Stanzungen und exakt winklige Abkantungen und auch viele Löcher und angepunktete Muttern zur Befestigung im Rahmen.
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Die Farbbildröhre von NEC war auch ein edles Teil
Es gab damals bereits jede Menge an kleinen Farbbildröhren für die preiswerten Computer und LowCost Meßgeräte. Diese hier gehört zur teuren Klasse mit scharfen Darstellungen und sauberer Konvergenz sowie wirklich rechteckiger Entzerrung. Und auch das hatte seinen Preis.
Und somit kommen wir zu der Elektronik und zu den Platinen
Das 386er Motherboard war ein Serienprodukt von einem taiwanesischen Hersteller.
Die Videokarte mit den vielen I/O Schnittstellen hingegen war auch wieder eine eigene R&S Entwicklung, denn die sollte ja Standard-VGA nach draußen liefern und die drei RGB Farben getrennt an den ebenfalls selbst entwickelten Videobaustein der internen NEC Farbröhre anliefern und das alles in optimaler Qualität.
Auch hier hat sich R&S weit aus dem Fenster gelehnt und vom Feinsten geklotzt. Alleine die drei Video-Signal-Leitungen mit den vergoldeten Steckern und Buchsen auf beiden Seiten kosten ein Vermögen.
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Es sind ganz spezielle vergoldete HF Kabel
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Es gab sie schon, Potentiometer, die nicht korrodieren .....
In der Consumer-Elektronik hatten wir schon nach 10 bis 20 Jahren die Probleme, daß der Staub und auch die Feuchtigkeit den Trimmern, Lautstärkepotis und den Klangreglern arg zu schaffen machte. Bei den Profis beim Rundfunk und beim Fernsehen konnte solch ein Murks nicht toleriert werden, denn man wußte bei Grundig und den anderen Herstellern um diese Probleme.
Das Videoteil für die Ansteuerung der Farb- bildröhre
Auch hier vertraute R&S nur auf eine Eigenentwicklung. Es gab ganz sicher auch 1990 schon "gesunde" Videoteile für hochwertige Industrie-Monitoren, aber R&S baute das Teil selbst.
Im Vergleich ist es für diese kleine Röhre sehr aufwendig geworden und auch sehr schwer. Ich vergleiche das mit den Entwicklung der Fese/BTS/Philips für deren Präzisions-Monitoren - im Profifernsehen unter Klasse 1 bekannt.
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Zuletzt die Netzteile
Solch ein Gerät - also ein kräftig aufgebohrter PC mit eingebautem Farb-Bildschirm brauchte damals viel Strom. Und das konnte (damals) ein handelsübliches PC-Netzteil unter ungünstigen Bedingungen nicht mehr zuverlässig liefern.
Ein großes 200 Watt Industrie- Schalt-Netzeil wurde verbaut, dann noch gegen Einstreuung und gegen Ausstrahlung gekapselt und mit einem weiteren eigenen (aber analogen) Trafo-Netzteil kombiniert.
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Die 6 Spannungen werden überwacht
Und damit die Spannungen sauber verteilt und ein Fehler schnell gefunden werden konnte, wurde noch ein weiters Verteil- und Kontroll-Board entwickelt und integriert.
6 Leuchtdioden zeigen an, ob alle Spannungen anliegen. Die Spulen mit den Ferritkernen sperren unliebsame Störsignale.
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Resume : Am Ende komplett zerlegt und entsorgt
Diese damals moderne Technik ist von der Entwicklung um nicht nur ein Mehrfaches überrollt worden, sondern um ein Vielfaches. Was heute in 2018 mit dem modernen PC machbar ist, davon hatten die Entwickler damals vielleicht eine Visionen, aber noch keine blasse Idee.
Wir haben in unserer Museumswerkstatt einen AMD 64 basierenden älteren DualCore PC mit 2 x 2,6 GHz und 8 GB Speicher und diversen Schnittstellen samt SPDIF und der ersetzt wirklich alles, das damals von Bruel & Kjaer und HP und Rohde & Schwarz angeboten wurde.
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