Wofür brauchte man Test- und Farbtafeln = "Test Charts" ?
Vorwort vom Frühjahr 2022 : Aus dem Archiv bzw. dem Funds der Darmstädter Fernseh Gmbh / BTS und dann Philips, später dann Thomson und dann Grass Valley - haben wir alle Kontroll- und Prüf- Tafeln mitnehmen dürfen. Sie würden nicht mehr gebraucht.
Die Kamera-Entwicklung im ehemaligen Philips Kamera-Werk in Breda in Holland (inzwischen auch Grass Valley) baut nur noch Kameras auf Chip-Basis und diese Chips verändern sich (altern) fast nicht mehr.
Wenn die drei Halbleiter- Aufnahme-Chips bei der Produktion erst mal (mechanisch) präzise vor dem Strahlenteiler und der Position des Auflagemaßes positioniert und durch einen Spezialkleber fixiert sind, läßt sich von nun an alles aber auch alles vollelektronisch korrigieren. Das war bei den Röhrenkameras in schwarz weiß wie auch in Farbe völlig anders, nämlich wesentlich komplizierter.
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Zu dem 2. Bild : Die kleineren Farb-Flächen in der ersten Reihe sind sehr sorgfältig ausgewählt. Eine Detalbeschreibung folgt. - Die zweite Reihe enthält Streifen zu Prüfung der Auflösung und die dritte Reihe zeigt die Grauschattierungen vom hellen Weiß bis zum absoluten Schwarz.
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Die allermeisten PC-Bildschirme sind nur bunt.
Der Aufwand, der getrieben werden muß, um Fotos oder Bilder oder Filme auf einem PC-Bildschirm farbecht darzustellen, der ist immens. Die hochwertigen Flachbildschirme kosten alle um die 100 bis 200 Euro mehr als die gleich großen Standard Monitoren. En Prüfmonitor im Sendestudio liegt dann gleich bei 15.000 Euro.
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Worauf achten die Spezialisten der Kamera-Meßtechnik ?
Ein ganz wichtiges Kriterium ist die Farbe der Haut in den Gesichtern der Menschen. Über Jahrzehnte gab es in den USA die grünen und gelben und blauen Außerirdischen (die Aliens), wenn das NTSC Sendesignal auf dem Weg zur Empfangsantenne keine stabile Phase zwischen den Farben hatte und die Gesichter sich von grün zu blau und dann zum rot wandelten. Dann rannten die Zuschauer zum Apparat und drehten an dem Farbregler, bis die Gesichter wieder Gesichter waren.
Im Fernseh-Studio wurden die Kameras vor Sendebeginn auf Farbenreinheit eingemessen bzw. justiert - mit Hilfe solcher Test-Charts oder Prüf-Tafeln und da stimmten die Farben. Die allermeisten Fernseh-Studios hatten einen hochwertigen Sendemonitor, auf dem Sie das fertige Sendesignal vom Ausgang des Studios zum Sender überwachten. Daneben gab es sehr oft auch noch den sogenannten HF-Monitor, der mit einer Dachantenne dem Mitarbeiter zeigte, was davon beim Zuschauer wirklich ankam.
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Neben der uns allen bekannten Farbe von einen mehr oder weniger gebräunten Gesichts gibt es weitere domonierende Farbtöne, die des Himmels und die des Wassers und das satte Grün der Pflanzen. Also helles Blau und dunkles Blau und auch das Grün sollten auch stimmen.
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Zu einem guten "Sendebild" gehört aber noch mehr ...
Bei den Röhrenkameras war die optische Verzeichnung des in der Realität rechteckigen Bildes ein großes Problem - übrgens genauso kritisch wie bei den Röhrenfernsehern Zuhause. Aufgefallen war es, als ich den ersten Grundig Cinema 9000 Drei-Röhren-Beamer in Betrieb nahm und das Bild leicht schief und etwas krumm dargestellt wurde. Es gab hinter der Klape über 40 kleine Drehpotis, um das Bild mit viel Geduld und Geschick zu korrigieren.
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Klicken Sie auf das Bld dieses hochauflösenden Fotos und vergrößern Sie es. Es fallen sofort die vielen unterschiedlichen Brauntöne auf. Das ist Absicht. Im unteren Viertel des Gesamtbildes sehen Sie weiterhin 5 kleine fast nicht auffallende Einblendungen (Linien und Streifen) von senkrechten und waagrechten Linien, mit denen die Fein-Auflösung der Kamera überprüft werden konnte.
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Das oben gezeigte Bild ist der Qualitäts-Maßstab für Farbe
Auf dem Empfänger-Bild zuhause sollten auch die Randbereiche an den 8 Begrenzungspfeilen komplett zu sehen sein. Im Sende-Studio waren die jedenfalls noch da.
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Trotzdem gehören weiterhin schwarz-weiß Prüf-Tafeln dazu
Als es noch keine Farbe im Fernsehen gab, waren diese Tafeln natürlich das Maß der Dinge. Mit der ersten Farbe änderte sich das gewaltig, nur war die Abwärtskompatibilität zu den mehren Millionen vorhandenen s/w Empfängern ein Muß.
Nach wie vor war eine gleichmäßige Ausleuchtung des Bildes zu überprüfen, dazu der Kontrastbereich über 9 oder 12 Stufen von Weiß bis Schwarz und die Verzeichnungen oder Verzerrungen der Bildgeometrie.
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Hier zeigen wir ein paar dieser Tafeln von unterschiedlichen Gestaltern und Herstellern. Selbstverständlich hatte jeder "Designer" sein Copyriht auf dem Foto oder der Tafel. Es war ja noch die Zeit vor dem PC, mit dem man solch eine Tafel - auch in Farbe - in weniger 1 Stunde gezeichnet hätte. Von Hand mit dem Lineal auf dem Zeichenbrett ging da ganz schnell ein ganzer Tag drauf. Die Erklärungen zu diesen Charts hier unten drunter lesen sie hier (in Englisch).
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Auf dem 6. Bild ganz rechts sehen Sie, daß das Feld für "tiefschwarz" (direkt neben dem weißen Feld) mit einem dicken samtähnlichen Stoff ausgefüllt war. Es geht um die zu vermeidenden Reflexionen, die man selbst mit mattschwarzer Farbe (oder Druck) nicht weg bekommt.
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Wir haben sowohl 4.3 als auch 16:9 Tafeln
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Hochwertige Testbilder für die Auflösung und die Bandbreite
Beim Auge ist es umgekehrt zum Ohr. In der Akustik bzw. in der Audio- / Hifi-Branche ist das Ohr das mit Abstand sensibelste und empfindlichste Meßgerät vor allen Zeigern und Oszillografen.
In der Bildtechnik läßt sich das Auge sehr schön beschummeln zugunsten der Bevorzugung von beeinruckenden visuellen Erlebnissen. Da ist uns die Meßtechnik voraus. Hier geht es vor allem um die Anzahl darstelbarer und auch zählbarer bw. unterscheidbarer Linien. In direktem Zusammenhang ist die Übertragungsbandbreite zu sehen, die diese feine Auflösung bestimmt.
Wir hatten hier in Darmstadt im Eureka 95 Projekt eine der alleresten analogen HDTV Kameras (die FESE KCH 1000) mit nominellen 1250 Zeilen (= 2 x 625). Nach internen Berichten und den Aussagen von Professor Hausdörfer konnte diese Kamera mit den drei Valvo-Plumbicon Röhren jedoch nur etwas mehr als 1150 Linien auflösen und übertragen.
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Âuf diesem Test-Chart waren weitere Felder drauf
Aufgrund der Übersetzungsprobleme aus dem Englischen ins Deutsche und natürlich auch umgekehrt, war die Angabe der Grenzfrequenz der Übertragungsbandbreite besser vermittelbar. Die Amerikaner unterschieden nicht zwischen Zeilen und Linien, es ware alles gleich, stimmte so aber nicht.
Das wurde mit solchen Tafeln "gemessen".