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NAB '94-Berichterstattung - Teil 1

aus FERNSEH-UND KINO-TECHNIK Nr. 6/1994 von Rainer Bücken
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NAB '94: Digitaltechnik auf dem Durchmarsch

Auf der NAB '94 drehte sich vieles um die Digitalisierung im Studio. Manche machten daraus gleich wieder eine Schlacht der Formate, doch ganz so kriegerisch soll es hier nicht zugehen, zumal es in diesem Bericht eher um Prinzipielles in Sachen HDTV und Co. gehen soll.

Mit 71.082 Fachbesuchern konnte die Messe über 10% Experten mehr nach Las Vegas holen als im Vorjahr. Immerhin kamen 14.669 Besucher - so genau werden die Registrierungen gezählt - aus dem Ausland, ein Zuwachs um 27,3% gegenüber 1993.

An über 250 Sessions hätte man teilnehmen, die Exponate von 824 Ausstellern besichtigen können, die auf über 500.000 Square feet, also 46.450 m2 Ausstellungsfläche, präsentiert wurden.

Aufbruchstimmung war angesagt.

Die Hallen waren übervoll. Ein Hauptthema war die geplante National Information Infrastructure, kurz NU genannt.

Dieser „Electronic Superhighway" soll von vielen gebaut und von noch mehr genutzt werden. Das machte neugierig und ließ die NAB erneut das werden, was sie jedes Jahr ist - „bigger and better",

Ob das auch für die künftige Fernsehlandschaft in den USA zutrifft, darf bezweifelt werden. Die „HDTV World" gab es nicht mehr, statt dessen lud eine „Multimedia World" zur Premiere. Immerhin - der Kongreß hatte seine eigenen HDTV-Sessions, und auch Ausstellungsgeräte waren reichlich zu sehen.

Was fehlte, waren die Auftritte von NHK, der Grand Alliance und Eureka 95. Allerdings - was hätte man auch zeigen sollen? Hi-Vision ist zumindest in Fachkreisen überall bekannt, als japanischer Exportschlager ist das System nicht länger tauglich. Das HDTV-System der Grand Alliance ist noch im Laborstadium, ein NAB-Auftritt hätte nur Zeit gekostet, die bei der Entwicklung des Gesamtsystems nachher fehlt. Und für das europäische HDTV-System interessiert sich in den USA eh' kaum noch jemand.

Edward O. Fritts

Für Edward O. Fritts, seit 12 Jahren Präsident der National Association of Broadcasters, sind die lokalen Fernseh- und Hörfunkmacher der USA nun einmal Herz und Seele der Gemeinschaft. „Sie fördern das lokale Geschäftsleben, sie organisieren Veranstaltungen für wohltätige Zwecke, sie arbeiten in örtlichen Schulbehörde mit und sie ermöglichen lokalen Politikern den Zugang zu ihrer Wählerschaft."

Doch diese Verbindung könnte rissig werden, die neuen Techniken eignen sich nicht nur für bessere, sondern vor allem für mehr Fernsehbilder. Dem soll vor allem die Informations-Autobahn dienen, mit denen die USA vernetzt werden soll.

„Das heutige Broadcast-System ist der morgige Superhighway", so Fritts während seiner Eröffnungsansprache, „Für uns Broadcaster bedeutet die Informations-Autobahn einerseits mehr Wettbewerb, andererseits weitere Chancen."

US-Vizepräsident AI Gore

US-Vizepräsident AL Gore richtete seine Ansprache von Buenos Aires in Argentinien, wo die ITU tagte, nach Las Vegas. Die "National Information Infrastructure" solle bis zum Ende dieses Jahrhunderts in alle Klassenräume, alle Bibliotheken, Krankenhäuser und Kliniken führen.

Darüber hinaus müsse die NII durch eine GII also eine "Global Information Infrastructure" erweitert werden, so daß langfristig jede Schule und jede Bibliothek eines jeden Landes über Internet untereinander verbunden sind. Kommunikation als Basis einer weltweiten Gemeinschaft sollte auch das Ende nationaler und internationaler Konflikte bedeuten, forderte und wünschte AL Gore.

FCC-Vorsitzender Reed Hundt

Daß die US-Broadcaster mit dem Export von Fernseh- und Hörfunkprogrammen Milliarden von Dollar verdienen könnten, machte FCC-Vorsitzender Reed Hundt deutlich: „42 TV- und 175 Radio-Stationen sowie die Betreiber der Kabel-Systeme sind in Argentinien hungrig auf US-Programme."

Mit der National Information Infrastructure ließe sich auch das Lehr- und Lernsystem in den USA revolutionieren. „43 Millionen amerikanische Schüler sind ein riesiges Auditorium für Bildungsprogramme - und bedeuten eine große geschäftliche Möglichkeit für die Broadcaster." Auch ins Haus müßten qualitativ hochwertige Kinderprogramme geliefert werden, forderte Hundt.

Bei alledem entwickeln sich die Geschäfte der privaten Broadcaster in den USA überaus zufriedenstellend. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage konnten 1993 die Einnahmen um 6% gesteigert werden. „Wenn diese Entwicklung anhält, wird 1994 das erste Jahr, in dem die Broadcaster durch die Werbung mehr verdienen als Zeitungsund Zeitschriftenverlage", so Hundt.

Dies sei ein weiteres Zeichen, daß „wir im Zeitalter der audiovisuellen Kommunikation leben - und das ist gut für die Broadcaster." Doch selbst Hundt ist sich nicht sicher, „ob das High Definition Television dieses Jahrzehnts schließlich unser jetziges Fernsehen ablösen wird." Der EntScheidungsprozeß werde jedenfalls sehr kompliziert und die Zeit bis zur nächsten NAB bestimmen.
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HDTV in den USA

1987 gab die US-amerikanische Fernmeldebehörde FCC den Startschuß für die Entwicklung eines vor allem über herkömmliche Fernsehsender auszustrahlenden HDTV-Program ms. Insgesamt 23 Vorschläge kamen auf den Tisch des dazu gegründeten Advisory Committee on Advanced Television Service (ACATS).

Nur sechs Systeme wurden in die engere Wahl genommen. Beim Test dieser Systeme zeigten 1992 die digitalen Verfahren die besten Resultate.
Die Kontrahenten vergangener Jahre verbündeten sich am 24. Mai 1993 zu einer Grand Alliance und teilten sich zunächst einmal die Arbeit für ein künftiges digitales HDTV-System auf. Mitglieder der Grand Alliance sind die drei bislang beteiligten Gruppen, nämlich AT&T und Zenith Electronics, General Instrument und das Massachusetts Institut of Technology sowie das Konsortium von Philips Consumer Electronics, Thomson Consumer Electronics und dem David Sarnoff Research Center. Auch die Dolby Laboratories zählen inzwischen zu den offiziellen Mitstreitern.
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Wayne C. Luplow, Vizepräsident von Zenith Electronics

Etwa 200 Millionen Dollar dürften die Arbeiten laut Wayne C. Luplow, Vizepräsident von Zenith Electronics, bislang gekostet haben, staatliche Finanzhilfen gibt es nicht. Die Systemdefinition ist abgeschlossen und die ersten vorbereitenden Arbeiten zu den alles entscheidenden Feldtests starteten bereits in Charlotte im Bundesstaat North Carolina.

Vom 14. November bis zum 31. Januar 1995 soll das Gesamtsystem im Advanced Television Test Center sowie im CableLabs in allen Funktionen geprüft werden. Ein Feldtest wird sich Charlotte anschließen. Alle Testergebnisse werden am 31. März 1995 vorliegen-

Sind keine Einschränkungen vorhanden, könnte dann die oberste Fernmeldebehörde, die Federal Communications Commission, das digitale HDTV-System zum Standard machen, ein Vorgang, wie er vor über 45 Jahren vom National Teievision Systems Committee erfolgreich praktiziert wurde und der Weit damals das NTSC-Farbfernsehsystem bescherte.

Auch jetzt soll es ein System werden, daß von der ganzen Welt übernommen werden könnte. „Ende 1996, spätestens im Frühjahr 1997 werden wir in den USA mit der Ausstrahlung beginnen können", so Wayne C. Luplow. Auch Kanada und Mexiko werden einbezogen.

Die noch vor einem Jahr genannte Vorstellung, bereits zur Olympiade 1996 ein erstes System einsetzen zu können, wurde auf der NAB mit der Bemerkung zurückgezogen: „Wir schaffen es nicht! Ein einsatzfähiges System muß bereits Wochen vorher zuverlässig funktionieren."

Das in der Entwicklung befindliche HDTV-System soll für die Konsumenten, die Broadcaster, Kabelbetreiber, Unterhaltungselektronik-, Computer- und Telekommunikationsindustrie nützlich sein - und deshalb wird auch eine große Flexibilität angestrebt. Es ist nicht ein Standard, sondern eine Standard-Familie mit sechs Varianten (Tabelle I).

Tabelle I. Pixel und Abtastfrequenz der sechs Varianten des amerikanischen HDTV-Systems

Pixel raster Abtastfrequenz
1280 (H) x 720 {V) {square Pixels) 23,976/24 Hz, progressiv
  29,97/30 Hz, progressiv
  59,94/60 Hz, progressiv
1920 (H) x 1080 (V) (square Pixels) 23,976/24 Hz, progressiv
' 29,97/30 Hz, progressiv
  59,94/60 Hz. Zeilensprung

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Das "Best of the Best-System"

Die Broadcaster können entscheiden, wie sie senden, und die neuen Empfänger stellen sich automatisch auf die beste Bildqualität ein.

Wichtig jedoch: quadratische Pixel, um eine enge Verzahnung zur Computertechnik zu erreichen. Das Surround-Sound-System von Dolby
HDTV-Übertragungssystem für den geplanten Feldtest in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ist ebenfalls integriert.

Schon jetzt reden die Allianz-Mitglieder stolz und zuversichtlich vom Best of the Best-System. Das beste System freilich nutzt wenig, wenn es nicht zu den Zuschauern kommt, wie wir das mit HD-MAC erleben mußten.

Und deshalb hat die FCC allen Broadcastern einen zweiten Kanal mit einer Bandbreite von 6 MHz versprochen, über den die NTSC-Programme zusätzlich in HDTV-Gualität nach dem Simulcast-Prinzip ausgestrahlt werden sollen.

Das soll den Zuschauern ermöglichen, langsam nach HDTV überzuwechseln, und andererseits bedeutet das für die Broadcaster, ihre bisherige Zuschauerbasis nicht zu verlieren.
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MPEG-2 für des HDTV-Signal

Für die Übertragung muß das HDTV-Signal komprimiert werden, hier konnte man sich auf den inzwischen weltweit akzeptierten Standard der „Motion Picture Experts Group", genannt MPEG-2, einigen.

Weiterer Vorteil: Dieses Verfahren wird auch für Multimedia-Anwendungen und PCs immer interessanter. Als Übertragungssystem wurde die digitale 8-VSB-Technik gewählt (Vestigial Sideband), die Datenrate kann zwischen 10 bis 45 Mbit/s betragen, nominal werden für terrestrische HDTV-Übertragungen 19,3 Mbit/s genannt.

Damit versprechen sich die Grand Alliance- HDTV-Strategen eine robuste Übertragungstechnik, die in den gegenwärtig für NTSC-Ausstrahlungen wegen möglicher Interferenzen nicht zu nutzenden „Tabu-Kanälen" genutzt werden kann.

Es handelt sich dabei um die Frequenzen, die von Sendern in mehr oder weniger dichter Nachbarschaft für NTSC-Ausstrahlungen bereits genutzt werden. Mit VSB und Trellis-Codierung sollen jedoch solche NTSC-Kanäle nicht gestört werden - und umgekehrt dürfen davon keine Störungen ausgehen. Deshalb werden die künftigen terrestrischen HDTV-Empfänger auch über einen NTSC-Rejection-Filter und einen Trellis-Decoder verfügen.

Das Kabel und die Datenrate

Das Kabel hat in den USA für die TV-Versorgung eine überaus große Bedeutung. Daher wurde seitens der Grand Alliance ein HDTV-System gewählt, das sowohl terrestrisch als auch über Kabel genutzt werden kann.

Der einzige prinzipielle Unterschied liegt in der Datenrate. Während für das terrestrische System 19,3 Mbit/s genannt werden, sind es im hochratigen Kabel-Modus 38,6 Mbit/s. Als Übertragungssystem wird die 16-VSB-Technik gewählt. Damit könnten in einem Kabelkanal gleich zwei ATV-Signale übertragen werden.

Die Kabelempfänger können etwas einfacher aufgebaut werden, brauchen keinen NTSC-Rejection-Filter, weil es keine starken NTSC-Nachbarkanäle gibt. Der Trellis-Decoder ist durch einen „Slicer" ersetzt, die Multi-Levei-Symbole werden damit in einen Datenstrom übersetzt. Insgesamt dürften Kabel-Empfänger - gerne wird von Modems gesprochen - preiswerter als Geräte für terrestrischen Empfang werden.

Neue Allianzen für neue Dienste

Die Programmanbieter wollen jedoch vor allem eines - flexibel und nicht unbedingt auf die Übertragung eines HDTV-Programms festgelegt sein, sondern im gleichen Übertragungskanal auch mehrere digitale Programme in unterschiedlichen Qualitätsstufen übertragen. Daher wird häufig die umfassendere Bezeichnung ATV für "Advanced Tele-Vision" genutzt - HDTV wäre dann nur ein Teil davon, andere Nutzungen des Kanals damit denkbar.

Faustregel: Je mehr Programme pro Kanal, desto schlechter die jeweilige Bildqualität. Unklar ist, wie sich FCC, Programmanbieter, Industrie und nicht zuletzt die Konsumenten entscheiden - viele zusätzliche Programme oder nur eines in HDTV. Das wiederum hängt auch zusammen mit der geplanten "National Information Infrastructur".

Dieser „Electronic Superhighway" bewegt in den USA derzeit viele Gemüter. Dabei weiß noch niemand so ganz genau, wie dieser Highway aussehen und wo er denn eines Tages hinführen wird. Eines jedenfalls ist unumstritten - der Anteil der Teleheimarbeit nimmt in den USA dramatisch zu.

Jede Menge an Allianzen

Neue Dienste sind in den USA auch zum Gegenstand zahlreicher neuer Allianzen geworden.

Bell Atlantic will bis Ende 1995 einen Breitband-Dienst für eine Million Haushalte anbieten. Neben den wichtigsten Kabelkanälen sollen auch erste Systeme für Video-on-Demand-Dienste betrieben werden. „Innerhalb von fünf Jahren werden Millionen von Kunden in unserer Region die neuen Angebote nutzen", zeigte sich Bell-Atlantic-Boß Ray Smith bei der Eröffnungsveranstaltung der NAB sicher.

Ein Video-auf-Ab-ruf-Prototyp-System mit der Bezeichnung „Stargazer" ist für ein Gebiet in Nord-Virginia im Aufbau - es soll herausgefunden werden, was die Zuschauer haben und - vor allem - bezahlen wollen bzw. können.

Um Programmaterial für das System zu erhalten, sei man mit verschiedenen privaten Studios sowie Public Broadcastern im Gespräch. Lokale Nachrichten, Specials, Sportprogramme, Shows und Filme sollen angeboten werden. Bell Atlantic and Tele-Communications Inc. (TCI) planten eine 30-Milliarden-Dollar-Fusion - doch die wurde gecancelt.

"Alle" wollen Milliarden von Dollar investieren

Die nächsten Schritte werden indes vorbereitet. Vor allem sind es eben die Telefon-Companies, die Milliarden von Dollar investieren, um ihre Leitungen aufzubohren und vor allem neue Breitband-Netze aufzubauen.

Neben Sprache, Daten und Bildern ist vor allem Video angesagt. Wie Ray Smith werben alle Offiziellen der Telefongesellschaften um Gemeinsamkeiten mit den Broadcastern - schließlich geht es nicht nur um neue Verteil-, sondern vor allem um interaktive Dienste. So gibt es für die Telcos eben nicht genügend Filmmaterial, um die Übertragungskapazitäten der Breitbandkabel voll auszuschöpfen. Außerdem bieten die lokalen Broadcaster die Informationen, die von den Zuschauern gewünscht werden - dafür sorgt die werbetreibende Wirtschaft.


Für die Broadcaster dürfte sich ebenfalls eine Frage stellen: Warum sind neue Übertragungswege nötig? Die terrestrische Ausstrahlung ist sicherlich nicht beliebig ausbaubar, und die konventionellen Kabeltechniken haben auch ihre Grenzen. Trotzdem wird versucht, über die gute alte Kupferleitung auch Videosignale zu transportieren. Mit dieser ADSL-Technik (Asymmetrical Digital Subscriber Line) und abgerufen per VDT (Video Dial Tone) können jedoch nur Wohnungen versorgt werden, die maximal 25 Meilen oder 40km von der Vermittlungsstelle entfernt sind.

Video- Server von Oracle Corporation

Für ein Versuchssystem werden Rechner von Oracle Corporation als Video- Server eingesetzt, 10.000 Programmstunden stehen bis zu 25.000 Nutzern für gleichzeitigen Zugriff zur Verfügung. Das Signal wird mit 1,5 Mbit/s übertragen. Mit neuen Techniken sollen gar mehrere Programme über eine Kupferleitung übertragbar sein, was der Individualisierung des Fernsehkonsums in einer Familie nur förderlich sein kann ...

Ray Smith und „Multi-Channel", oder „Infinite Channel"

Um aber ein beinahe beliebig großes Publikum zu erreichen, wäre es gut, mit neuen Diensten über neue Wege zu den Teilnehmern zu kommen, so Ray Smith. Daher versuchen bereits jetzt viele Broadcaster, „Multi-Channel"-Betreiber zu werden.

So bieten Unternehmen wie ABC, Fox und NBC neue Dienste unter Bezeichnungen wie „ESPN-2", „FX" und „America's Talking" an. Zur Übertragung sind beispielsweise die Glasfasernetze der Telcos besonders geeignet.

Für viele Broadcaster dürfte die simple Paralleleinspeisung kaum mit Zusatzkosten verbunden sein. Nachrichten nicht nur Schlag Sechs, sondern als „Echo"-TV entsprechend zeitversetzt ? „Wir könnten damit ein zusätzliches 2., 3. oder gar 4. Publikum für das gleiche Programm erreichen, ohne die erste Zielgruppe mit Wiederholungen zu langweilen", so Smith weiter.

Auch der Zugriff zu dem Programmaterial, das nach dem Schnitt eben nicht zum Master zusammengefügt wurde, könnte ermöglicht werden. Zusätzliche Informationen über den Autounfall, das Feuer im Warenhaus, das Treffen der Bürgermeister oder die Sportwettkämpfe der Oberschule beispielsweise.

Die neuen Schlagworte sind nicht mehr nur „Multi-Channel", sondern „Infinite Channel", nicht „Broadcast" oder „Narrow-Cast", sondern „Point-Cast", nicht die Herausforderung durch Mangel, sondern durch Fülle, nicht isolierte Kommunikation, Information und Unterhaltung, sondern alle drei in Kombination.

Hier bereits bekannt : Macrovision-Anti-Kopiersystem

Philips zeigte auf der NAB zusammen mit Compression Labs (CLI) den Prototyp eines interaktiven Multimedia-Terminals, ausgestattet mit einem MPEG-2-Decoder. Gegen Piraterie ist das Macrovision-Anti-Kopiersystem integriert. Das System ist für 16:9 und 4:3 kompatibel und erkennt Pan/Scan-Signale. Über einen PCMCIA-Einsteckplatz ist der direkte Kontakt zum Computer möglich. Auch ein Magnetkartenleser ist vorhanden.

Barry Rebo

Einen anderen Aspekt zeigte Barry Rebo auf. Er, ein alter Vorkämpfer in Sachen HDTV, muß nun sehen, daß sein ach so schönes Medium zu einem „Monomedium" innerhalb des multimedialen Konzerts wird. Auf der anderen Seite ist auch er Realist genug um einzusehen, daß die gemeinsame Informationsautobahn, an der Cable/Telcos/Computer-Companies arbeiten, so schnell nicht in Gang kommen kann und wird.

„Auch sie werden die gleichen Lektionen zu lernen haben wie wir - erstens geht es nicht so schnell und zweitens wird alles viel teurer als geplant. Schließlich brauchen wir nicht nur gute Bilder, sondern auch die Konsumer, die so etwas wollen und die entsprechenden Dienste auch bezahlen können."

Bedauernd stellte er fest, daß durch die Forderung nach neuen Übertragungsstandards die USA viel Zeit im HDTV-Wettlauf verloren hätten, Zeit, die Japan jetzt genutzt hätte.

So würde dort die Übertragungszeit von 8 auf 9 und demnächst auf 10 Stunden erhöht. In Europa, so Rebo, gäbe es derzeit kein Interesse an einem HD-Dienst, vielmehr würde dort mit PALplus das 625-Zeilen-System für einen Zwischenschritt verbessert.

„Die Leute schauen sich noch immer TV-Shows an, und keine TV-Sets. Und das in jedem Land, in jeder Sprache und in jedem Format."

Angesichts kommender 500-Kanal-Dienste hält Rebo HDTV-Übertragungen für möglich, aber recht kompliziert. Er forderte die Broadcaster auf, Erfahrungen im Umgang mit 16:9-Aufnahmen zu sammeln, vor allem aber darauf zu achten, daß möglicherweise jedes Detail einer Totalen zu sehen sein könnte.

„Der schwerste Teil der Arbeit kommt aber dann, wenn zwei Master-Bänder geschnitten werden müssen - eins für 16:9-HD-Displays und ein anderes für konventionelle 4:3-Empfänger."

Dann die wohl komplizierteste Frage überhaupt: „Was ist mit den 16:9-Geräten mit der bisherigen Standardauflösung? Wird die Einführung solcher Geräte nicht noch zu mehr Verwirrungen führen?" Hier mußte Rebo passen.
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Die 400.000-Dollar-HD-Kameras und 300.000-Dollar-HD-MAZen

Mit der Produktion und Vermarktung von 16:9-Equipment 525/625 könnte die weitere Entwicklung von echten HDTV-Geräten blockiert werden. So habe der Markt auch keine 400.000-Dollar-HD-Kameras, 300.000-Dollar-HD-MAZen und 1300-Dollar-HD-Bänder in größerem Umfang akzeptiert.

Das Interesse müsse für HDTV geweckt werden, und das könne derzeit mit keinem Ereignis besser geschehen als mit der Sommer-Olympiade in Atlanta.

„Wenn wir diese Gelegenheit verpassen, können wir niemandem die Schuld geben - nur uns selbst." So wird es auch kommen - die mögliche Einführung des Hochzeilenfernsehens in den USA verzögert sich.
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Weitere strategische Allianzen

Weitere strategische Allianzen entstanden zwischen AT&T und McCaw Cellular Communications; BCE Telecom International {Bell Canada Enterprises) und Jones Intercable; Bell Atlantic und Tele-Communications Inc. TCI (wie bereits erwähnt, Ende Februar wieder beendet); BellSouth und Prime Cable of Austin; MCI und BT; Nynex und Viacom; Southwestern Bell und Hauser Cable; Southwestern Bell und Cox Cable; US West und Time Warner; Paramount Communications und Viacom; Paramount und QVC; Viacom und Blockbuster Entertainment.

Häufig kaufen sich auch größere Unternehmen in kleinere ein, um neue Marktsegmente zu erschließen. So investierte AT&T in 3DO General Magic, Shayne Communications, Sega America und Knowledge Adventure.

Ameritech Corporation, die drittgrößte Bell-Gesellschaft, plant im Nordosten der USA ein kombiniertes Glasfaser/Koaxialnetz für 1000 interaktive Kanäle.

Bei alledem geht es nicht nur um Entertainment. Nach den Plänen der US-Regierung soll der elektronische Superhighway auch Erziehungs- und Bildungsprogramme liefern. Bell-South Corporation kündigte vor wenigen Wochen an, 52 Schulen, 16 Universitäten, 11 medizinische Zentren sowie weitere öffentliche Einrichtungen und Forschungsinstitute miteinander zu vernetzen.

Und wieder : Das alles kostet viele Milliarden Dollar

Dutzende von Versuchen sind derzeit in Vorbereitung, um u.a. die Akzeptanz der neuen VoD-Techniken (Video on Demand) zu testen. Das alles kostet viele Milliarden Dollar und schafft zahlreiche neue Arbeitsplätze,
die auf der anderen Seite auch wieder gefährdet sind.

„Was", so wurde während des Kongresses gefragt, „geschieht mit den Videotheken?" Knappe Antwort: Sie könnten noch jahrelang bestehen.

Noch wird mit dem Video-Vermietgeschäft ein Jahresumsatz von 12 Milliarden Dollar realisiert, kein Wunder, daß sich hierfür weitere Interessenten melden. Fernsehen, Telefonieren und Datenkommunikation über ein Kabel ist das Ziel, dem immer mehr Anbieter und Betreiber hinterherjagen.

NTL, die Nachfolgegesellschaft der Engineering Division of the Independent Broadcasting Authority, stellte das Video Compression System 2000 vor, wobei das Unternehmen erstmals auch MPEG-2 zeigte. JPEG und MPEG waren denn auch die Stichworte, mit dem viele Aussteller die Besucher auf ihre Stände lockten, beispielsweise auch bei Optibase, CLI oder TV/COM.

Bei entsprechender MPEG-Kompression können die Bilder mit 1,536 Mbit/s auch über Telefonleitungen geschickt werden, der Vergleich mit Übertragung über Koaxleitungen zeigt keine eindeutigen Unterschiede.

Und wo sich Kabel nicht lohnen, blüht das Geschäft mit „Wireless Cables". Rund 150 Systeme bedienen bereits über 500.000 Teilnehmer - Tendenz steigend, zumal die Kompressionstechnik die bislang möglichen 33 Kanäle pro System vervielfachen wird und die Kosten pro Teilnehmer nur etwa 40% eines Kabelanschlusses ausmachen. Auch der Rückkanal wird dann drahtlos.

Ein Prototyp-System mit einem anderen drahtlosem Rückkanal präsentierte EON (früher TV Answer) - jeder Empfänger wird so zu einem Sender.
Nur bei Satellitenverbindungen wird das so schnell nicht machbar. 150 Kanäle werden von DirecTv, einer Tochter von GM Hughes Electronics, demnächst angeboten, zwei Satelliten, nämlich DBS-1 und DBS-2, sind dafür vorgesehen.

Test : Personal Choice I und Personal Choice II

Die Einführungsstrategie sieht vor, daß zunächst Personal Choice I angeboten wird, die dann mit Funktionsfähigkeit von DBS-2 zur Personal Choice II wird. Zunächst sind unter anderem 23 Kabelprogramme zu empfangen, und das für 21,95 Dollar. Mit dem zweiten Programm-Paket werden nochmals 10 von 20 weiteren Paketen angeboten.

Daneben wird es dann das Gesamtpaket geben, genannt Total Choice für 29,95 Dollar pro Monat. Pay-per-View (PPV) ist ebenfalls geplant, dazu wird dann das „Direct Ticket" für 1,95 bis 3,95 Dollar angeboten, etwa 40 Kanäle stehen dafür zur Verfügung.

Die Filme werden hier früher angeboten als es in den speziellen Kabelnetzen der Fall sein wird. Außerdem gibt es um 30 Minuten gestaffelte Anfangszeiten. Für den Empfang reicht eine 18"-Antenne, also mit 45cm Durchmesser. Eine komplette Empfangsanlage wird für 699 Dollar verkauft. Die beiden HS-601-Satelliten von Hughes Aircraft, einer Tochter von General Motors Corporation, haben jeweils 16 Transponder zu je 120 W.

Auch SES Astra hat seine aktuellen Satelliten bei Hughes Aircraft in Auftrag gegeben. Außer DirecTv drängen auch U.S.Satellite Broadcasting sowie Primestar Partners und Local DBS in diesen Markt.
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Computer-Giganten mit Servern - IBM ist auf einmal da

Verblüffend ist es schon, wenn mitten im NAB-Gewühl plötzlich IBM mit einem großen Stand präsent ist. Das Unternehmen etablierte Anfang 1994 den Geschäftsbereich „Medien". Und darin wiederum den Bereich Elektronische Medien.

Das erste Aufgabengebiet war der Aufbau eines europäischen Archivsystems für Musik. Daraus wurden weitere Systeme abgeleitet, die VoD- und AoD-Dienste (Video-on-Demand, Audio-on-Demand) ermöglichen. So wurde die Allianz zwischen "Le Graupe Videotron Ltee" und IBM Corporation bekannt gegeben. Ziel der Gemeinsamkeit ist die Entwicklung einer Integrationsplattform für den „UBI home electronic superhighway". Wie das Universality Bidirectionality Interactivity Consortium (UBI) bereits am 24. Januar 1994 bekanntgab, sollen neue interaktive Multimedia-Dienste entwickelt und angeboten werden.

Start soll in der Provinz Quebec sein, geplant ist die Produktion von 1,475 Millionen Vorsatzgeräten für 750 Millionen kanadische Dollar. Als ersten gemeinsamen Schritt wollen Videotron und IBM zunächst eine neue Gerätegeneration für Zwei-Weg-Multimedia-Kommunikationstechniken entwickeln. Damit könnten 34.000 Haushalte interaktive Dienste erproben, einschließlich Homebanking, Energie-Management, Electronic Mail, Zielgruppenwerbung, staatliche Dienste usw.

In dem Beistelldecoder wird die PowerPC-Technik eingesetzt und ein MPEG-2-Decoder stecken. Videotron Ltee ist mit 1,2 Millionen Teilnehmern der größte Kabelbetreiber in Quebec und der zweitgrößte in Kanada überhaupt. Zu ihm gehört auch Tele-Metropole, der größte französischsprachige private Broadcaster in den USA. Auch betreibt Le Groupe Videotron drei „Wireless Cable Networks" in den USA.
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Hewlett Packard taucht auch auf

Auch Hewlett Packard beschäftigt sich intensiv mit der Videozukunft. HP hat dafür eigens eine "Video Communications Division" gegründet. Hier geht es in Zusammenarbeit mit den HP-Labors vor allem um die Entwicklung eines Video-Servers. Die Anforderungen sind recht komplex, reichen beispielsweise vom Abruf eines Drei-Stunden Films bis zu einem 30-Sekunden-Home-Shopping-Clip. Auch wird ein neuer Film vermutlich weit öfter nachgefragt als ein Klassiker.

Vor allem aber muß ein Server kostengünstig arbeiten. Die Architektur des HP-Servers besteht aus Kontroll- und Speichersystem sowie der „Video Transfer Engine". Jeder Server kann sechs bis 51 Stunden Programm auf Plattenbasis beherbergen. Die Signale werden - MPEG-codiert - mit einer Datenrate von 1,5 bis 15 Mbit/s an das Verteilsystem gegeben, von wo auch die Rückmeldungen bezogen werden.

Ob der Server gleichzeitig 300 oder 2500 Anfragen abwickeln kann, hängt vom Ausbau des Systems ab. HP war sichtlich stolz, die Zusammenarbeit mit "Pacific Telesis Video Services" (PTVS) bekanntgegeben zu können.

Damit soll wohl der erste VoD-Service in Kalifornien realisiert werden. An vier Stellen, nämlich San Diego, Orange County, Los Angeles und Silicon Valley wird das System Ende dieses bzw. Anfang nächsten Jahres aufgebaut, mit dem bis zu 100.000 Zuschauer alle „Watch What They Want, When They Want"- Möglichkeiten haben.

Pacific Bell und ein Markttest in Milpitas

Das Netz für die Abrufdienste wird von Pacific Bell errichtet, gerechnet wird mit zu investierenden 16 Milliarden Dollar. Die Teilnehmer sollen aus Tausenden von Filmen und Videotiteln mit ihrer Fernbedienung wählen können, wobei auf die gewohnten Videorecorder-Funktionen wie Pause, Zeitlupe, Vor- und Rücklauf bzw. Bildsuchlauf nicht verzichtet werden muß.

Pacific Telesis kündigte außerdem zusammen mit der Los Angeles Times einen interaktiven Shopping-Kanal an. Ein Markttest in Milpitas soll das Interesse der Zuschauer für die „nächste Generation von interaktiven Videodiensten" ermitteln. Erst danach wird bekannt sein, was die Kunden zahlen wollen und zahlen können.

  • Anmerkung : Milpitas ist quasi ein Vorort von San Francisco, den wir (Thomas und ich) mal 1986 besucht hatten, auch um einmal über die Golden Gate Brücke Sightseeing zu fahren.


Rainer Bücken
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