Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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NAB '91-Berichterstattung - Teil 2
aus FEENSEH- UND KINO-TECHNIK Nr. 7/1991 von Rainer Bücken
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Die "NHK" warb für japanische Technologie
Das Schlagwort der diesjährigen NAB hieß "Hi-Vision". Die japanische (staatliche) Fernsehanstalt "Nippon Hoso Kyokai" (NHK) und das japanische Handelsministerium (MITI) haben sich und die japanische Industrie auf diesen Markennamen für das hochauflösende Fernsehen eingeschworen.
Daß nur Sony (Anmerkung : SONY war damals der zweitgrößte japanische Broadcast-Hersteller) nach wie vor an der HDVS-Idee festhält, spielt kaum eine Rolle - der Name ist dann Schall und Rauch, wenn die Technik identisch ist. Für Japan wird "Hi-Vision" bald noch mehr, es wird Nippons Fernsehstandard des nächsten Jahrhunderts. (Das war der offizielle Stand von 1991 !)
Daß Japan inzwischen mit der kompletten Kette von 1125/60 als Produktionsstandard über MUSE als Übertragungs- und - wenn man so will - "Hi-Vision" als Endgeräte Standard weltweit ziemlich isoliert dasteht, wird kaum noch bestritten.
Bestenfalls fürs Studio haben Japans Wissenschaftler und Techniker ein fast weltweit gültiges Rezept, das nur in Europa nicht verwendet werden wird.
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Eine staatliche Rundfunk-"Anstalt" bewirbt eine Technologie
Dennoch gibt NHK nicht auf, "Hi-Vision" wird noch immer weltweit demonstriert. Das bislang größte Forum fand sich im Las Vegas Hilton, in welchem die "NHK Science & Technical Research Laboratories" als größter Aussteller auftrat.
Dabei setzen NHK und MITI nicht mehr nur auf den Broadcast-, sondern zunehmend auf den institutionellen HDTV-Weg, um auch so die bisherigen F&E-Ausgaben zumindest teilweise wieder einzuspielen.
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Auch in Japan gab/gibt es Zwangsrundfunk-Entgelte
Die monatlichen "Gebühren" (Anmerkung : oder sind es doch nur "Entgelte" ?) in Höhe von 2.300 Yen (in 1991 etwa 28,75 DM) - einschließlich 930 Yen (etwa 11,60 DM) für DBS-Empfang - reichen offensichtlich nicht aus, die Kosten zu bestreiten.
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Ganz wichtig : Und Werbung ist bei NHK tabu.
Alle 40 Millionen japanische Haushalte müssen die Gebühren an NHK zahlen, das sehen die Rundfunk-Gesetze so vor. Doch es gibt nur 31,129 Millionen Verträge über die allgemeinen Gebühren und 4048 haben eine DBS-Empfangserlaubnis.
Die NHK-Werber gehen in jedes Haus und versuchen, alle Besitzer einer Empfangsanlage für die Legalisierung des Empfangs zu überzeugen. Doch diese Überzeugungsarbeit ist nicht leicht, wie auf der NAB bekannt wurde.
Allein fürs Programm spendiert die NHK pro Jahr 500 Millionen Dollar, das meiste geht nach wie vor für die NTSC-Programme drauf. Der Anteil, der auf Hi-Vision entfällt, wird nicht bekanntgegeben.
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Und noch ein paar japanische Preise ....
Satellitentuner für NTSC kosten etwa 45.000 Yen (etwa 560 DM), für Hi-Vision dürften sie rund 150.000 Yen (etwa 1.875 DM) kosten.
Dabei sind diese Kosten fast nichts im Vergleich zu den Kosten für die übrige Hardware. Ein 36"-Empfänger kostet 2,8 Millionen Yen (etwa 35.000 DM), der MUSE-Decoder nochmals um die 1,3 Millionen Yen (etwa 16.250 DM).
Es wird auch preiswertere Lösungen geben, doch beginnen die Einstiegskosten umgerechnet wohl kaum unter umgerechnet 30.000 DM.
Wer von konventionellen NTSC- auf MUSE-Empfang umsteigen will, muß auch seine Empfangsanlagen vergrößern: Die 45cm-Antenne, die in der Mitte Japans noch gute Bilder ermöglicht, muß gegen eine 60cm-Antenne ausgetauscht werden, am Rand sind 80cm- bis 90cm-Antennen nötig.
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- Anmerkung : Irgend etwas stimmt an diesen hohen Preisen aber nicht, denn ein deutscher Professor aus Bremen hatte bei seinem einjährigen (Austausch-) Aufenthalt in Japan in 1986 den brand neuen SONY DAT Recorder DTC 1000 für umgerechnet DM 1.000 erworben und nachhause mitgebracht. Wir haben ihn in 2020 geschenkt bekommen, mit der SONY Seriennummer 55 !!!!
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"Man kauft, was andere nicht haben"
Die Preise der Anlagen scheinen derzeit nur für ausgesprochene Imagekäufer akzeptabel, man kauft, was andere nicht haben.
Damit der Bedarf wächst, gibt es seit zwei Jahren die tägliche Hi-Vision-Hour. An 124 öffentlich zugänglich Plätzen wird nun täglich von 14 bis 15 Uhr das Programm von durchschnittlich 6.200 Zuschauern gesehen.
Das alles sind keine Zahlen, die eine baldige Einführung von Hi-Vision vermuten lassen. Doch NHK hat andere Pläne. Wenn im August die NASDA (National Space Development Agency of Japan) mit der H1-Rakete (Bild 1) den von NEC gebauten Satelliten BS-3b vom "Tanegashimi Space Center" gestartet ist, könnte - so NHK - am 25. November 1991 Hi-Vision starten.
Danach könnte - so NHK Präsident Keiji Shima auf einer kleinen Pressekonferenz - die Hi-Vision-Sendezeit auf 6 bis 8 Stunden ausgedehnt wird, wobei NHK selbst nur 4 bis 5 Stunden liefern wird.
Japan hat auch private TV-Sender
Andere Stationen wie u.a. TBS (Tokyo Broadcasting System), NTV (Nippon Television), Fuji und Asahi Broadcasting werden wohl ebenfalls Programme beisteuern. Erst dann könnte der Geräteabsatz florieren.
Doch damit ist der Hi-Vision-Traum längst noch nicht zu Ende. In spätestens 4 bis 5 Jahren soll Hi-Vision in Japan offiziell eingeführt und einige Jahre danach von allen Broadcast-Anstalten ausgestrahlt werden.
Daß es dann Kompatibilitätsprobleme geben könnte, sieht Shima nicht: "Mit einfachen Hi-Vision-NTSC-Konvertern werden wir alle NTSC-Geräte kompatibel halten!" Daß es NTSC noch bis ins nächste Jahrtausend geben wird, ist für NHK selbstverständlich.
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Am 25.11. (jedes Jahr !) ist "Hi-Vision"-Tag
Seit 1989 ist der 25. November japanischer Hi-Vision-Tag. Weil nach der japanischen Schreibweise zunächst der Monat, dann der Tag und schließlich das Jahr geschrieben wird, macht es keine Mühe, so die 1125 unterzubringen. Bei 1250 wird das schon schwieriger.
Der jetzt zu startende japanische Satellit hat drei 27-MHz-Kanäle mit je 120 W und einen 60-MHz-Kanal mit 20 W an Bord, jeweils alle mit einem Backup-System. Benutzer sind außer NHK Japan Satellite Broadcasting Corporation (JSB) und Telecommunications Satellite Corporation of Japan (TSCJ).
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Auch der Ariane-Start ist gescheitert ........
Der Versuch, Europas "Arbeitspferd Ariane" für den Marsch des Vorgängersatelliten BS-2x ins All einzuspannen, ist bereits am 22. Februar 1990 gänzlich gescheitert.
Arianespace mußte die Ariane 36 kurz nach dem Start ebenfalls sprengen. So setzte NHK auf den Start von BS-3h besonders viele Hoffnungen.
Unnötig zu sagen, daß bei den Startvorbereitungen der "Atlas Centaur" alles besonders sorgfältig überprüft wurde, und auch NHK-Präsident Keiji Shima war zu diesem Ereignis angereist.
Nachdem am 18. April 1991 - auf der NAB hatten gerade wenige Stunden vorher die Abbauarbeiten begonnen - der japanische Satellit BS-3h von GE beim Start mit dem US-amerikanischen Träger zerstört wurde, sieht die Satelliten- und Transponderbilanz nicht erbaulich aus: Japan hat derzeit nur BS-2b mit zwei Transpondern und BS-3a mit ebenfalls nur noch zwei funktionierenden Transpondern im Orbit.
Bei 3a kann der 3. Transponder nicht genutzt werden, die Solargeneratoren liefern 9 Monate nach dem Start nicht mehr genügend Power. Und beim BS-2b nutzt seit dem 9. Mai 1991 die NHK einen Kanal nur als Rerserve, falls bei dam aktiven noch weitere Probleme auftauchen sollten.
Zum Rückgrat der Hi-Vision-Versorgung soll jedenfalls der BS-3b werden - so er im Orbit auf 110° Ost positioniert werden kann (Bild 2). Klappt auch das nicht, ist die Hi-Vision-Versorgung nicht sichergestellt, alle Pläne würden sich um 1, 5 bis 2 Jahre verzögern.
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Haben wir die Japaner wirklich "im Stich gelassen" ?
NHK fühlt sich sowohl von den Europäern als auch den US-Amerikanern in gewisser Weise in Stich gelassen, beide brachten den hochtrabenden Satellitenplänen nur wenig Fortüne.
NHK (als staatliche Rundfunkanstalt !!) wiederum möchte Technologie in alle Welt verkaufen. Was nämlich für die vier Tage Las Vegas über den Pacific in die Wüste "gekarrt" wurde, hatte Weltniveau. Über 30 Exponate der "Open-House"-Ausstellung waren zu sehen, technologische Kompetenz sollte demonstriert werden - und das gelang, vor allem in bezug auf alle Hi-Vision-Angelegenheiten.
NHK (als staatliche Rundfunkanstalt !!) möchte sein HDTV-System nun vor allem über den institutionellen Weg vermarkten. Wer weiß schon, daß es weltweit über 75 HDTV-Produktionshäuser gibt, die mit japanischer HDTV-Technik arbeiten ?
So ist der Weg zu einem Quasi-Standard schon recht gut gepflastert, und die Stimmen, daß Japan dem MUSE-System abgeschworen hätten, dürfte reiner Zweckoptimismus sein.
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Die Japaner haben jede Menge Technik aufgefahren
"If you want HDTV, you want NHK-Tech!" - so warb NHK's Technical Services für den Hi-Vision-Studio-Park, der weltweit eingesetzt werden kann.
13 HDTV-Kameras, 7 analoge und 12 digitale MAZen, 5 kompakte und 2 große Ü-Wagen sowie 2 Schnitträume stehen zur Verfügung, einer davon ist komplett digital ausgerüstet und für 3D~Effekte einsetzbar.
Daneben bietet die japanische Fernsehanstalt nahezu jeden anderen Service rund ums Fernsehen. NHK-Enterprises war für Fragen des internationalen Programm-Austausches angereist, NHK Integrated Technology (ITEC) stellte sich als kompetente technische Beratungsinstitution für Broadcasting und Telecommunications vor und NHK Engineering Services warb für Technologie-Transfer.
Nie zuvor hatte eine ausländische Fernsehanstalt in den USA einen derart starken Auftritt. Die ausgestellten Techniken jedenfalls waren höchst interessant, reichten vom hochempfindlichen Mini-Mikrophon bis zur automatisch nachführbaren DBS-Antenne, die selbst auf Eisenbahnzügen mitgeführt werden kann.
Nur bei Tunnelfahrten bleibt das Bild dunkel. Es sei denn, der Schaffner legt schnell noch einen Werbespot für die Eisenbahn ein. Auch auf dem Autodach könnte sich künftig eine Satellitenempfangsanlage drehen. Bei den Zeiten im Stau dürfte das durchaus einen gewissen - wenn auch eigenartigen - Sinn machen (Bilder 3 und 4).
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"Hi-Vision" kommt in die Gänge
Es war nicht zu erfahren, wie hoch die Forschungsaufwendungen für "Hi-Vision" bislang waren. Das wird auch deshalb nie gelingen, weil sich die nicht unerheblichen Aufwendungen der Industrie nicht erfassen lassen. Was jedenfalls in den letzten 20 Jahren geforscht und entwickelt wurde, ist heute ausgereift und verkaufbar.
Die ersten Testübertragungen begannen bereits 1981, ein Jahr später wurden bereits die ersten Hi-Vision-Signale per Satellit versuchsweise abgestrahlt. Trotzdem konnten NHK, MITI und das japanische Postministerium ihren Standard weltweit nicht durchsetzen.
- Anmerkung : Die Japaner wollten es also auch auf dem politischen Weg versuchen, ähnlich wie damals 1966 die Franzosen mit den Russen und mit SECAM
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Kein Boom in Japans Endgeräte-Geschäft .....
Auch in Japan boomt das Endgeräte-Geschäft freilich nicht. Die Industrie hat sich auf die erste zaghafte Nachfrage eingestellt und liefert Hi-Vision-Empfänger auf Bestellung (Bild 8). In einigen Geschäften - vor allem in den noblen Kaufhäusern - wird für "Hi-Vision" geworben, doch ist das wiederum so neu nicht.
Die ersten Verkaufsversuche begannen bereits im Weihnachtsgeschäft 1988/89, doch ohne wirklichen Erfolg. Bei umgerechnet über 100.000 DM war das wohl kaum anders zu erwarten.
In Tokyos Elektronik-Wunderland "Akihabara" übrigens ist Hi-Vision noch Utopie - dort findet man bestenfalls EDTV-I-Geräte. Das sind die, in denen es den Geister(bilder)n an den Kragen geht. Die auf der NAB vorsichtig gezeigten Hi-Vision-Endgeräte reizten auch nicht gerade zu einem Spontankauf .......
"Wir werden in wenigen Jahren bei einem Hi-Vision-Geräteabsatz von einer Millionen Stück einen Massenmarkt haben, und dann kosten die Geräte nur noch doppelt soviel wie ein normaler NTSC-Empfänger", erläuterte Shima.
Ob das selbst bei positivem Verlauf aller Unbekannten in zwei bis drei Jahren so sein wird, bleibt abzuwarten. Noch ist der Preis mit 35.000 bis 45.000 DM recht hoch, auch wenn man das alles nicht überbewerten sollte.
Ein Autokauf für 40.000 DM führt kaum zu besonderen Reaktionen der Mitmenschen, schlimmstenfalls zu einem "Oh!". Und durchschnittlich wird ein Kfz - zum Glück - täglich nur 40 Minuten bewegt.
Vor einem Fernsehgerät hocken die Menschen jedoch in Japan durchschnittlich drei Stunden pro Tag, nur samstags reichen 2 Stunden 21 Minuten, die sonntags freilich wieder durch 3 Stunden und 44 Minuten kompensiert werden.
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Japaner sind immer fasziniert, wenn es noch was besseres gibt
Mit der jetzigen Bild- und Tonqualität sind die Japaner jedenfalls nicht unzufrieden, sind jedoch immer fasziniert, wenn es noch was besseres gibt. Das erklärt auch die Akzeptanz neuer Techniken.
Auf der NAB wurde das Thema EDTV seitens NHK überhaupt nicht diskutiert - dafür ging es um MUSE für alle Verbreitungsarten. Nur Hitachi, NTNC und TBS stellten Wege der kompatiblen Bild Verbesserung auf der Basis des NTSC-Signals vor.
Dabei wurde auch klar, daß der Weg über EDTV-2 längst noch nicht geglättet ist. Deutlich wurde das breitere Bildseiten-Verhältnis. Selbst Matsushita, die vor vier Jahren ein EDTV-2-System in Genf ausstellten, zeigten sich zu diesem Thema völlig unwissend.
"Wir machen Hi-Vision, das reicht doch wohl, oder?" Diese fragende Antwort spricht wohl für sich.
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Japans Arbeiten für GNN "Global News Network"
Auf der NHK-Pressekonferenz ging es auch um ein anderes Schlagwort. "Global News Network" als multinationale Alternative zu CNN.
Schon jetzt tat NHK so, als könne noch im Herbst damit begonnen werden. Nun will NHK dieses 24-Stunden-Programm nicht allein machen, sondern hat sich bereits der Zusammenarbeit mit ABC, BBC, ZDF, Antenne 2 usw. vergewissert.
Aus Amerika, Europa und Asien sollen täglich jeweils 8 Stunden Programm beigesteuert werden, schon jetzt seien Verträge mit
ASTRA, PANAM-Sat und Intelsat ratifiziert, hieß es.
Das GNN-Hauptquartier soll in New York entstehen. Mit internationalen Programmen hat NHK schon reichlich Erfahrung sammeln können. So kommen Today's Japan, Asia Now und Japan Business Today aus den NHK-Studios, die weltweit betrieben werden.
Wo die allerdings zu empfangen sind, ist nicht klar. In Tokyos Superhotels gibt es beispielsweise außer CNN derzeit keine englischsprachigen Programme. Vielleicht sind die Satelliten hier wirklich der Flaschenhals.
Oder die Besucher aus aller Welt sind an Japans Werbebotschaften nicht interessiert - und deshalb hat sich die werbetreibende Wirtschaft hier zurückgezogen? So scheint auch die Finanzierung von GNN noch unklar zu sein, zumindest gab sich Shima da etwas wortkarg.
Geplant wird ein Budget von einer Milliarde US-Dollar, und das Geld soll durch Werbung und Sponsoren hereinkommen, alles organisiert durch "Media International Corporation (MICO)".
In den US-amerikanischen Kabelnetzen wird das GNN-Programm als Pay-TV verbreitet. Da in Europa Pay-TV nur in einigen Ländern akzeptiert wird, dürfte es schwierig werden, hier allgemeine Prognosen abzugeben.
Bei GNN wird es keinen "Hauptverantwortlichen" geben, die jeweiligen Produzenten bzw. die Auftraggeber tragen die Konsequenzen. GNN soll auf alle Fälle mehrsprachlich sein: Neben Japanisch sollen alle Beiträge in Englisch und in die jeweilige Landessprache übersetzt werden. In den ersten Jahren soll das Programm in NTSC und PAL übertragen werden, später könne man sich auch vorstellen, daß zumindest zeitweilig auch in Hi-Vision via MUSE übertragen wird, war von offizieller Seite zu hören.
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Hi-Vision-Kameras künftig mit CCDs
Vor wenigen Jahren glaubte kaum einer, daß bei HDTV-Kameras CCDs als Bildwandler eingesetzt werden könnten. Doch die NAB zeigte, wohin der Trend geht.
Von Sony war zu hören, daß eine CCD-HDVS-Kamera für ENG, EFP und Studio entwickelt wird, die in Puncto Auflösung und Colorimetrie alles bis dahin gesehene in den Schatten stellt.
Selbst ein Spinnfaden soll aus mehreren Metern Entfernung bei Normaleinstellung noch zu sehen sein. Die drei 1"-FIT-Sensoren sind mit 1920 x 1034 Pixels versehen, insgesamt also 1,985 Millionen. Wieviel davon aktiv sind, ist noch nicht bekannt.
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Durchbruch beim Thema Farbreproduktion ?
Auch beim Thema Farbreproduktion scheint es den Durchbruch gegeben zu haben - die Farbcharakteristiken der gebräuchlichsten Filme werden voll erreicht.
Doch macht Sony um diese Kamera ein großes Geheimnis, nur ganz wenige auserwählte Sony-Kunden hatten bislang das Privileg, einige Minuten vor dem neuen Wunderwerk zu stehen. Die Geheimniskrämerei soll natürlich auch psychologisch wirken - NHK und ihrer in Zusammenarbeit mit Panasonic entstandenen CCD-Hi-Vision-Kamera soll schon jetzt der Rang streitig gemacht werden.
Dabei hatte die NHK bereits vor einem Jahr eine 1"-CCD-Hi-Vision-Kamera vorgestellt, doch hätte sie sich nicht als ENG-Kamera nutzen lassen, wurde jetzt erklärt.
Die Objektive wären infolge des großen Auflagemaßes wohl zu schwer und unhandlich geworden. Deshalb kommen nun bei Panasonics 2/3"-FIT-CCDs 1,3 Millionen Pixels zum Einsatz.
Die mit der Prototyp-Kamera erreichte Auflösung wurde mit 1.000 Zeilen (nein, es muß Linien heißen !!) angegeben, auch die Zukunftsversion eines Hi-Vision-Camcorders war zu sehen (Bild 6).
Weitere HDTV-CCDs gibt es außer von Sony und Matsushita (Panasonic) noch von Toshiba und NFC. Letztere haben ihre IT-CCDs für HIGH-Vision-Kameras ebenfalls vorgestellt (Bild 7). Die Anstrengungen werden deutlich, jetzt kräftiger im Markt aufzutreten.
Nach wie vor punkten hochauflösende Aufnahmeröhren
Die Röhrenentwicklung stagniert im Falle von HDTV ebenfalls längst noch nicht. So zeigte NHK zusammen mit Hitachi eine neuentwickelte Hi-Vision-Kamera mit einer neuen 1"-HARP-Röhre (High-gain Avalanche Rushing amorphus Photoconductor), wobei der Vergleich mit einer "konventionellen" HDTV-Röhre besonders interessant war.
Die neuen hochauflösenden Aufnahmeröhren sollen bis 32mal empfindlicher sein als Saticons. Damit, so wurde betont, spiele das Thema Licht bei HDTV-Produktionen künftig keine Rolle mehr. So könne selbst in kleinen Studios unter üblichen Lichtbedingungen gearbeitet werden.
Denkbar, daß die Röhre bei einer genannten Auflösung von über 2,000 Zeilen (Linien) auch im progressiven Aufnahmemodus arbeiten kann. Doch dieses Thema steht jetzt wohl noch nicht auf der Tagesordnung.
Noch empfindlicher war eine "Improved Super-Harp Camera", die ebenfalls aus der gemeinsamen Küche von Hitachi kam. Die 2/3"-Röhren sollen gar 100mal lichtempfindlicher als konventionelle Röhren sein, wobei die Auflösung noch Broadcast-Qualität haben soll.
Die Lichtempfindlichkeit wird mit 20 Lux angegeben. In der Tat wirkte das Bild aus dem Dunkelzelt noch recht ordentlich, andere Kameras des gleichen Herstellers wohl gemerkt rauschten da nur so vor sich hin. So gesehen, waren die Vorführungen exakt und fair.
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Auch über Einsatzgebiete der Low-Light-Kameras machten sich die NHK-Vorführer ihre Gedanken. Überall an den Stelle, an denen kein Zusatzlicht erlaubt werden darf, könnte die Kamera laufen.
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Plasma-Displays für Hi-Vision-Wiedergabe
Die Prototypen von Plasma-Displays für Hi-Vision-Wiedergabe fanden großes Interesse. Bei dem ausgestellten 33"-Display mit einem aktiven Bereich von 520mm x 665mm mit 800 x 1024 Zellen - Pitchabstand 0,65 mm - handelte es sich erst um eine 40%ige Teillösung, denn für eine echte "Hi-Vision"-Wiedergabe müßte die Fläche mindestens verdoppelt werden.
Doch es läßt sich anhand solcher Prototypen erkennen, wohin der Weg geht und daß er noch sehr weit ist. An einem 40"-Display wird ebenfalls schon gearbeitet und ein 55"-Schirm ist in Vorbereitung. "Flach" sind die Gebilde jedoch nur bedingt - während das eigentliche Panel 6mm dick ist, nimmt die dahinter angebrachte Ansteuerungselektronik 150mm in Anspruch, und das ist in der Tat deutlich weniger als eine Hi-Vision-Bildröhre.
Mit zunehmender Integration wird auch das gesamte Display noch flacher werden können. Nichts zu erfahren war etwas über die Ausbeute bei der Produktion. In den nächsten zwei Jahren dürften diese Techniken jedoch noch die Labors mächtig beanspruchen.
Die Kombination von Hi-Vision und NTSC
Die Kombination von Hi-Vision und NTSC wurde bei NHK unter dem Schlagwort "Synthevision" vorgestellt. Die Hi-Vision-Bilder werden in vier Speicher mit jeweils 2.048 x 2.048 Pixels eingelesen, so daß die Bildregie den passenden Hintergrund für einen Kommentar oder eine Bewegtbildszene selbst komponieren kann. Dieses Verfahren ist bereits verfügbar.
Bei MUSE nichts Neues
Bei der MUSE-Übertragungstechnik gab es nichts Neues - ein Indiz dafür, daß das System ausgereift scheint und die IC-Fertigung begonnen hat.
Schließlich macht es wenig Sinn, bei Hi-Vision-Sehern ständig die MUSE-Decoder austauschen zu gehen. Daß sich mit der MUSE-Technik auch NTSC-Bilder komprimieren lassen, wurde anhand einer 4-Kanal-NTSC-Übertragung dargestellt. Vier Signale wurden dazu so in einen DBS-Kanal gepreßt, daß die Bilder zusammengesetzt das Format eines Hi-Vision-Bildes ergaben (Bild 8). Auch die Übertragung des MUSE-Signals im Kabel mittels VSB-AM-Modulation wurde demonstriert.
Hi-Vision-Sound braucht mindestens vier diskrete Tonkanäle
Große Bedeutung dürfte der richtige Ton für das große Bild bekommen. Für den richtigen Hi-Vision-Sound müssen - so das Ergebnis der Untersuchungen - mindestens vier diskrete Tonkanäle, je einer für rechts, links und Mitte sowie ein weiterer für den Surround-Sound, zur Verfügung stehen.
Ist das nicht der Fall, kommt der Ton überall her - nur nicht von dort, wo sich das Bild bewegt. Es ist ja auch nicht damit getan, den Ton nur aus der Bildmitte kommen zu lassen, es muß vielmehr eine neue akustische Dimension geben.
In USA ist Fernseh-Ton ein Stiefkind
Damit haben sich wiederum die US-Broadcaster bislang überhaupt noch nicht beschäftigt. Über den "Ton als das Stiefkind der technischen Entwicklung" wurde heftig lamentiert. Immerhin scheint sich das jetzt zu ändern.
In den verschiedenen Vorschlägen für analoge und digitale HDTV-Übertragungssysteme wird der Ton nun verstärkt berücksichtigt. Mit zwei Kanälen dürfte es jedenfalls nicht getan sein, um einen Mitteneindruck zu gewinnen. Das ist weder bei konventionellen Bildern möglich noch bei HDTV. Nicht umsonst ist eine gute Kino-Beschallungsanlagen so aufwendig.
3D-Hi-Vision
3D-Hi-Vision zeigte NHK ebenfalls - sogar in zwei Versionen. Bei der Polarisationstechnik (Bild 9) waren die Ergebnisse sehr gut - und die Reaktionen der Zuschauer bewiesen es. Weniger erfreulich war das mit "Lenticular-Linsen" brillenlos zu genießende Verfahren, bei dem ein spezieller Rückprojektor eingesetzt war.
7 Hersteller wollen "UNIHI"
Noch ist das Thema Aufzeichnungstechnik nur für professionelle Hi-Vision-Nutzer zufriedenstellend gelöst. Neben der analogen und digitalen Studio-MAZ gibt es einen analogen Basisband-Recorder, der das Helligkeitssignal mit einer Bandbreite von 20 MHz aufzeichnet, für die Farbkomponenten werden jeweils 7 MHz spendiert. Auf dieses als "UNIHI" bezeichnete Verfahren haben sich 7 Hersteller verständigt. Die Aufnahmezeit der 1/2"-Kassette beträgt 63 Minuten, der Preis dürfte etwa 110.000 Dollar betragen (Bild 10).
In Entwicklung ist ein digitaler MUSE-Recorder für Heimanwendung. Die Gesamtbitrate soll dabei 74,6 Mbit/s betragen. Schließlich wird an einem digitalen magneto-optical Videodisk-Recorder gearbeitet, und selbst über eine perpendiculare Magnetaufzeichnung wird im Zusammenhang mit Hi-Vision geforscht. Dabei gab es jedoch nur einige Schlüsselkomponenten zu sehen, so Videoköpfe und etwas Bandmaterial.
Rainer Bücken im Sommer 1991
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