Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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NAB '92-Berichterstattung - Teil 1
aus FEENSEH- UND KINO-TECHNIK Nr. 5/1992 von Rainer Bücken
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NAB '92: Der Start ins Digitalzeitalter
Vom 13. bis 16. April 1992 ging es in Las Vegas heiß her. Für 52.704 Besucher - davon 16% aus dem Ausland - war es wieder die hohe Zeit des Informationsaustausches in Sachen Medientechnik, Medienrecht und Medienpolitik, fokussiert auf den (nord-)amerikanischen Markt. Europa und Japan spielten da schon längst nicht mehr die Hauptrollen, Amerika hat sich wieder.
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Ein sehr enges (amerikanisches) Programm in 1992
Zeit für Spielcasinos dürften sich die wenigsten Besucher genommen haben - das Programm der Konferenzen und der Ausstellungen war zu geballt. Dabei sind es nur dreieinhalb Tage - oder genauer, 32 Stunden - die für den Ausstellungsbesuch bleiben.
Die Konferenzen laufen parallel dazu, und man muß sich schon genau überlegen, was wichtiger ist, Messe- oder Konferenzbesuch. Die Proceedings haben längst nicht die Qualität, wie wir es von Montreux her kennen.
Nur wenige Beiträge gibt es als Preprints, so daß ein "Hineinhören" in die Konferenzen meistens unvermeidlich ist. Und davon gab es viele.
So die Television Management Conference, die Radio Management Conference, die Broadcast Engineering Conference und Broadcasters' Law & Regulation Conference.
Auch über die Zukunft der Broadcast-Industrie wurde orakelt. Und schließlich fand sich auch das Television Bureau of Advertising (TVB) unter dem Dach der NAB ein, was bei der Vereinsmeierei durchaus nicht selbstverständlich ist.
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780 Aussteller überwiegend aus USA
Über 780 Aussteller hatten ihr Angebot an Produkten und Dienstleistungen auf etwa 45.000 m2 ausgebreitet, einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie das der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Die größte Ausstellungsfläche war im Las Vegas Convention Center (LVCC) mit der Hauptausstellungshalle und der Radio/ Audio-Halle, alles jetzt besser und übersichtlicher gestaltet.
Im Hilton Center hatte sich wieder ein Teil der "HDTV-Welt" etabliert, und auf dem Außengelände wurde all das gezeigt, was innen keinen Platz mehr hatte oder was wirklich ins Freie gehört.
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Die "HDTV World" fand zum letzten Mal statt.
Das Thema HDTV wollen wir in der nächsten Ausgabe der FKT behandeln. Nur soviel sei verraten: Die "HDTV World" fand zum letzten Mal statt. Das kann man wörtlich oder symbolisch nehmen.
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Wer's gerne genau hat, mußte erfahren, daß es die meisten Aussteller vorzogen, ihre Geräte und Systeme nicht mehr aufzuteilen. "HDTV ist unser tägliches Geschäft, das ist keine abstrakte Zukunftstechnik mehr", war bei Sony zu hören,
Panasonic und Hitachi wollten auch keine Trenung mehr, und selbst BTS hatte sein HDTV-Kino in der Haupthalle. Wer dennoch im Hilton bei der HDTV-World partizipieren wollte, hatte gute Gründe, beispielsweise um Geräte zu zeigen, die für die erste digitale HDTV-Übertragung nötig waren.
Doch davon in der nächsten Ausgabe mehr. Auf der anderen Seite wird es keine gemeinsame HDTV-Welt geben. Der japanische Produktions-, Übertragungs- und Empfangsgeräte-Standard fand nicht die erhoffte weltweite Akzeptanz. Europa und USA gehen ihre eigenen Wege.
Leider gab es auch keine Technologie-Ausstellung der NHK mehr. Vor 12 Monaten war zu sehen, wie in den nächsten Jahren Programme produziert, verteilt und konsumiert werden. Jetzt war die japanische Femsehanstalt noch nicht einmal mit ihrem Narrow-MUSE präsent.
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Und das, obwohl dieses Verfahren ein Kandidat der im Testcenter zu prüfenden amerikanischen HDTV-Übertragungstechniken ist. Man hatte wohl Bedenken, sich Seite an Seite mit der jungen amerikanischen Digitaltechnik zu zeigen. Diese Bedenken hatten die Eureka-Strategen nicht - sie zeigten ihre Produktionstechnik, freilich nicht das Übertragungsverfahren HD-MAC.
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Die NAB 93 vom 19. bis 22. April 1993 wieder in Las Vegas
Doch die NAB wird im nächsten Jahr vom 19. bis 22. April 1993 wieder in Las Vegas eine neue "Welt" einläuten. Dieses Mal die von Multi-Media.
Der Titel steht auch schon fest: "Multi-Media World: Merging Video, Audio & Computers". Die nächste NAB hat damit wieder ein publikumswirksames Hauptereignis für "post-production business Video and Computer professionals and broadcasters".
Die Verbindung von Video und Audio ist so alt wie beide Medien sind, nur der Anschluß an die Computertechnik ist relativ neu, zumindest im Broadcastbereich. Ob es nämlich einfacher ist, mit Tastatur und Maus zu operieren als mit ergonomisch optimierten Reglern, sei dahingestellt.
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Desktop-Video und sowiso - nur NTSC
Schon jetzt spielte Desktop-Video eine wichtige Rolle im Ausstellungsgeschehen, auch wenn es vor allem die kleineren Aussteller waren, die für ihre Soft- und Hardwarelösungen neue Interessenten für eine andere Art der Video-Nachbearbeitung suchten.
Die meisten Angebote waren im übrigen nur für die NTSC-Welt vorgesehen, und es ist nicht zwangsläufig so, daß es alle Produkte auch in einer PAL Version geben wird.
Die Hersteller nutzen oft die gigantischen Märkte Amerikas und Japans, um neue Produkte einzuführen.
- Anmerkung : Das war die ganz frühe Erkenntnis von Akio Morita, dem Mitbegründer von SONY. Wer mit seinen Produkten auf der Welt Erfolg haben will, muß auf dem amerikanischen Markt Erfolge zeigen.
Und wenn das Interesse groß genug ist, bekommen auch die 625/50-Länder ihre Produkte.
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Die NAB '92 war der Türöffner für das Digital-Zeitalter.
Schon oftmals war es angekündigt, doch jetzt wird es Realität, zieht überall dort ein, wo früher mit analoger Composite- oder Komponententechnik gearbeitet wurde. Der Sprung in die digitale Ära geschah schleichend, gewissermaßen von Insel zu Insel hüpfend. Jetzt ist es an der Zeit, ganze Studiokomplexe auf die digitale Schiene zu setzen.
Das wäre dann wohl die letzte große Investition für die Systeme 525/60 bzw. 625/50, bevor daran gedacht werden kann, HDTV-Produktionsequipment anzuschaffen.
Digitale Komponetentechnik
Ein Hauptthema der NAB '92 war zweifellos die digitale Komponentenaufzeichnung nach CCIR-601 (4:2:2). Zumindest wurde heftig darüber diskutiert, zu sehen gab es nur was bei Ampex.
Vor einem Jahr bekam bei dem Unternehmen keiner die Zähne auseinander, um die Strategie für "Going digital" zu erläutern. So wurde gemutmaßt, Ampex könne sich doch eigentlich nur Sony oder Panasonic anschließen, ein dritter Weg galt als nicht machbar. Doch die Strategen belehrten uns eines besseren.
Der dritte Weg ist der erste, und die Geräte wird es auch bald im Markt geben. Der richtige Auftritt - und auch die Darstellung der technischen Parameter - wird erst zur IBC in Amsterdam (3. bis 7, Juli 1992} sein.
Ampex hat sein DCT-System nun fertig.
Und Ampex konnte aus dem Bereich der Datenspeicherung Produktions-Know-how abschöpfen. Vor Beginn der Entwicklungsarbeiten wurden sehr ausführlich alle Schritte analysiert, die im Broadcast-Bereich anfallen. Produktion, Film-to-tape-Transfer, Nachbearbeitung und Distribution.
Bei der Produktion habe sich herausgestellt, daß die gegenwärtigen Aufnahmetechniken ein sehr hohes Niveau hätten und der 35mm-Film das qualitativ beste Medium überhaupt sei.
Und das könne leicht in alle anderen Formate für die Nachbearbeitung übertragen werden. Analoge Komponententechnik, wie Betacam SP, sei als Aufnahmemedium gut geeignet. Für die Distribution habe sich der Film bestens bewährt. Auch für die Zuführung zu terrestrischen Sendern, Kabelnetzen und Satellitenstrecken hat sich die analoge und digitale Composite-Technik bewährt, nicht aber - so hieß es bei Ampex - bei der Nachbearbeitung, und beim Film-to-tape-Transfer gibt es Probleme.
Auch digitale Composite- sowie analoge Komponententechnik kann auf Dauer nicht befriedigen. Die einzige logische Alternative heißt: digitale Komponenten. Soweit ist die Erkenntnis nicht neu, und daß die bisherigen Geräte hierfür recht teuer waren und sind, ist nichts unbekanntes.
Bisherige Aufzeichnungstechniken - beispielsweise D1 mit 94 Minuten Spielzeit - sind nicht für einen Film geeignet. Und da setzten die Ampex-Entwicklungen für DCT ein: Nachbearbeitung und Film-to-tape-Transfer.
Daß digitale Signalverarbeitung nach CCIR 601 viele Vorzüge hat, braucht hier nicht betont zu werden.
Und Ampex hat ein komplettes System
Es ist ein komplettes System, das Ampex jetzt vorgestellt hat und damit eine Alternative zum digitalen Komponeten-Puzzle bietet. So ist das Unternehmen jetzt mit DCT in die "digitale Offensive" gegangen.
"DCT' steht für "Digital Component Technology", und ein Schelm, wer die Übersetzung in "Composite" umdeuten würde. Möglich, daß in dem Kürzel gar die "diskrete Cosinus Transformation" steckt. ......
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Nicht die "D-Zählerei" fortführen
Es ist auch nicht beabsichtigt, die "D-Zählerei" fortzuführen, schließlich sind hier die wichtigsten Ziffern bereits belegt.
Wichtig erschien es auch, genügend Abstand zu D2 zu bekommen, denn dieses Format gilt als "besseres Analogsystem". Jedenfalls ist die digitale Composite-Technik kein "freundliches" Videoformat, vor allem nicht für die komplexere Nachbearbeitung.
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Das Ampex DCT 70O System
Das DCT 70O System besteht zunächst aus dem Recorder DCT700d für 19mm-Band (3/4"), wobei ein neues Aufzeichnungsformat gewählt wurde. Alle Systemkomponenten haben im Prinzip die gleiche Bezeichnung, nur die jeweiligen Endbuchstaben sind anders:
Die Kassetten - nicht mit D2 kompatibel - sind durch ein "f" gekennzeichnet. Der Post-Production-Mischer hat ein "s", und das steht für "Switcher". Das Schnittsteuergerät (Edit Controller) ist durch das "e" zuerkennen.
Beim digitalen Effektsystem ist es dann mit der Gleichartigkeit der Bezeichnungen vorbei, es heißt nämlich "DCT500a".
Der neue Recorder (Bild 1) basiert prinzipiell auf dem bewährten D2-Laufwerk und auf DST von Ampex, was für "Digital Storage Technology" steht und die kommerzielle Datenwelt betrifft.
Bei DCT wird eine neuartige Daten-Kompressionstechnik (8-bit-Technik) von etwa 2:1 genutzt, um die lange Spielzeit zu erreichen. Dabei soll das Signal aber transparent bleiben, ohne eine Verfälschung in Kauf zu nehmen, so daß auch die Anzahl der Duplikate kaum begrenzt sein dürfte.
Das Bild eines komrimierten und nichtkomprimierten Signals soll auf dem Monitor nicht zu unterscheiden sein. Bleibt die Frage, wie es nach der 20. oder 30. Generation aussieht. Die Antwort hierauf wird die IBC in Amsterdam bieten.
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Ampex hat Chips entwickelt oder entwickeln lassen
Gewicht, Größe und Leistungsaufnahme des Recorders wurden vor allem durch über 100 bei Ampex entwickelte ASICs (Application specific integrated circuits) reduziert. Die neue Maschine gilt als die schnellste digitale Komponentenmaschine, die Beschleunigung bis 60facher Bandgeschwindigkeit dauert weniger als eine Sekunde.
Ein 30-Sekunden-Spot ist in 1 1/2 Sekunden zurückgespult. Vier digitale Tonkanäle sind Standard. Weitere Features sind: Animation Modus, Wiedergabe von -1 bis +3facher Bandgeschwindigkeit, Vollbild-Speicherung sowie eine Schnitt-Optimierungs-Technik.
Aus drei Gründen wurde das (3/4") 19mm-Format gewählt: Für Nachbearbeitungszwecke ist ein sehr exakter Bandlauf nötig - und der wird mit 19mm-Band besser gewährleistet als mit anderen (kleineren) Band-Formaten. Außerdem wollte Ampex den Kunden ein bewährtes Bandführungs-System anbieten.
Ein letzter Grund: Der "Headroom" für künftige Advanced Television-Systeme, was der Oberbegriff für HDTV und EDTV ist. 16:9-Bilder lassen sich aufzeichnen, die Bandbreite dürfte der von D1-Maschinen entsprechen, schließlich ist die Basis CCIR-601, die Abtastfrequenz 13,5 MHz.
Das Band ist mit Metallpartikeln beschichtet und besonders für kurze Wellenlängen optimiert. Ein neuer Binder und ein verbessertes Beschichtungsverfahren sowie eine spezielle Laser-Kontrolltechnik garantieren eine minimale Dropout-Rate. Drei Kassettengrößen wird es geben, von 15 Minuten Spiellängen bis über drei Stunden, so daß ein voller Spielfilm aufgezeichnet werden kann.
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Der Mischer DCT 700s
Als Herz des Systems gilt der Mischer DCT 700s. In einem Durchgang sollen mehr Effekte als bei bisherigen Mischern möglich werden. Zwei Hintergrund- und drei Key-Signale können in jeder Priorität gemischt werden.
So lassen sich bis acht Videoquellen und zwei Kanäle für digitale Effekte in einem Durchgang verbinden. Insgesamt stehen acht Ein- und vier Ausgänge zur Verfügung, wobei die digitalen Komponentensignale sowohl parallel als auch seriell verarbeitet werden können.
Beim integrierten Framestore erfolgt die Komponentenverarbeitung im Verhältnis von 4:2:2:4. Die Steuerung des Mischers kann auch über einen Apple Macintosh erfolgen, wobei der Computer-Bildschirm als Status-Monitor genutzt wird.
Das Schnittsteuergerät DCT700e und ADO
Die gesamte Systemkontrolle erfolgt über das Schnittsteuergerät DCT700e. So lassen sich bis zu sieben Bandmaschinen gleichzeitig für einen Schnittablauf steuern, online sind gar bis 13 möglich. Auch hier übernimmt ein Computer die komplette Systemkontrolle.
Kein Ampex-System für Post-Production ohne ADO, das vor 11 Jahren erstmals eingeführt wurde. Noch immer - so Ampex - setzt ADO die Standards für Qualität und Kreativität in digitalen Effekten.
Das digitale "Effects System" DCT 500a knüpft an diese Tradition an, basiert es doch auf dem ADO 500, das erst im vergangenen Jahr eingeführt wurde und das nun auf der NAB ebenfalls Premiere hatte.
3D-Seiten blättern mit Image-Processing-Effekten gehören zum Standard. Die besondere Systemarchitektur und die interne 4:2:2:4-Signalverarbeitung garantieren gute Bildqualität und eine fließende 3D-Bewegung.
Das "Analog Component Interface" DCT 7001
Damit das DCT-System in alle Studiolandschaften integrierbar ist, sind zwei weitere Schlüsselkomponenten erforderlich, nämlich das "Analog Component Interface" DCT 7001 für die Signalumsetzung am Ein- und Ausgang des digitalen Systems.
In einem Modul können bis zu acht Analog/Digital-Wandlungen laufen, wobei die "importierten" digitalen Signale dann sowohl parallel als auch seriell vorliegen. Wichtig ist auch die Möglichkeit, das digitale Komponentensignal zu verstärken.
Hiefür gibt es den Verteilverstärker DCT 710i, so daß ein Signal beispielsweise mehreren Recordern zugeführt werden kann. Mit dem DCT 710i werden die digitalen Signale wieder in die analoge Welt "exportiert" (Bild 2).
Preise werden leider nicht genannt - aber alle Vorteile
Preislich soll das System in der Höhe bisheriger analoger und digitaler Composite-Techniken mittlerer und höherer Qualität angesiedelt sein, die Auslieferung soll noch in diesem Jahr 1992 beginnen. Entwickelt wurde das System in den USA, die Produktion erfolgt in Colorado, Alabama und Kalifornien.
Das DCT-System bedeutet nicht nur neue Technologie und neue Produkte, sondern ein neuer Systemansatz, der vor allem den künstlerischen und ergonomischen Anforderungen des kreativen Personals gerecht werden soll. Ein solches Vorgehen hat Vorteile - die einheitliche Benutzeroberfläche ist nur einer.
Ein- und Ausgänge sind optimal aufeinander abgestimmt, unterschiedliche Gerätekonzeptionen verschiedener Hersteller fallen raus. DCT wird ein durchgängiges digitales Komponenten-System für die Nachbearbeitung.
Mit anderen Worten: Die Technik ist in erster Linie für Mischen und Kopieren in den Studios gedacht, es ist nicht für EFP- und erst recht nicht für ENG-Zwecke gedacht.
So sind nach Angaben von Ampex für etwa 75% aller Nachbearbeitungen digitale Komponenten Signale erforderlich, die restlichen 25% könnten noch für eine längere Zeit mit analoger Technik bedient werden.
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Portable Geräte bei DCT nicht vorgesehen
DCT ist ein komplettes System und nicht nur ein neues Aufzeichnungsformat. Alle Komponenten sollen schlüssig zusammenpassen. Für Ampex erfolgte der Übergang von der analogen in die digitale Welt in einer fünfstufigen Produkt-Strategie.
Der erste Schritt war die interne Nutzung der 4:2:2-Signalverarbeitung bei bestimmten Misch- und Effektsystemen. Im zweiten Schritt wurde der Austausch von analogen durch digitale Composite-Maschinen erreicht, also durch die Einführung von D2, Schritt 3 war die Entwicklung von preiswerten digitalen Effektsystemen.
Im vierten Schritt wurden Übergänge von digitaler Komponenten- in die Composite-Technik realisiert, um die Geräte der verschiedenen Techniken zu verbinden. Als fünfter Schritt nun DCT, ein komplettes digitales Komponentensystem.
Jetzt Übergang zu Panasonic
Daß auch Panasonic außerhalb des Ausstellungsgeländes eine Laborversion eines "1/2" component digital (4:2:2/4fsc) Systems" präsentierte, war zu erwarten.
Verwendet werden D3-Kassetten, um die Kompatibilität mit digitalen Composite-Aufnahmen zu gewährleisten. Ob das Gerät die Bezeichnung D5 bekommen wird, ist - wie einst bei D3- noch nicht entschieden.
Nur eines ist klar: D4 darf die Nachfolgegeneration von D3 nicht heißen, denn die "4" bringt - vorzugsweise Japanern - Unglück.
Das Labormodell wies noch zahlreiche Möglichkeiten der Integration auf. Einige Platinen steckten noch in einem 19"-Schrank. Der soll bis zur IBC abgeschafft worden sein, hieß es.
Zu erfahren war nur, daß ebenfalls mit Kompression gearbeitet wird, doch Spezifikationen wurden nicht mitgeteilt. Ein D5-Camcorder wird es - das wurde in einer kleinen Diskussion schnell klar - so schnell noch nicht geben.
Bestenfalls ist ein Portable in Sicht. Dafür stand eine kleinere D3-Maschine am Rande herum, ein Zeichen, daß dieses System auch mit der Ankündigung nicht obsolet wird. Allerdings war das System dann nicht auf der Ausstellung selbst.
Immerhin - Panasonic lud zu einer Veranstaltung ein, die unter dem Motto stand: "Share the Vision". Der Ansatz war löblich, nur die knappe Zeit und das absolute Photographierverbot waren etwas hinderlich.
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Nur wenige Kunden bei SONY's Technologieshow
Sony hielt dieses Mal seine Technologieshow wirklich absolut dicht - nur wenige Kunden hatten die Chance, hinter die Vorhänge zu schauen.
Die Geheimniskrämerei brachte dann schnell den Verdacht hoch, daß der Marktführer noch mit diversen Problemen zu kämpfen hätte - vor allem bei der angestrebten Kompatibilität von Betacam und DigiCam - oder wie das System zukünftig auch immer heißen mag.
Technische Kompromisse können immer problematisch sein, aber das Potential von Betacam ist riesig: Sony nannte die Zahl von 150.000 weltweit installierten Betacam-Systemen. Dagegen scheint die Zahl von 7000 Sony-Camcordern relativ gering.
Vielleicht hat hier ein Marketing-Experte auch nur eine weitere Ziffer davor vergessen. Nicht ganz passend war dieses Mal Sony's Motto für diese NAB: "Technology for the 1990s".
Das macht Appetit auf mehr Informationen, doch Sony gab sich in diesem Punkt wenig informationsfreudig. Auch hier bleibt auf die IBC zu warten.
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Auch BTS zugeknüpft
Auch BTS gab sich in puncto Forschung recht zugeknüpft. Zu erfahren war nur, daß das Unternehmen hier der Sony-Strategie folgen wird.
- Anmerkung : BTS war in 1992 bereits uaf dem Absteigen Ast. Eine Pressinfor kommt im BTS Bereich. Es wurden wieder 700 Mitarebeiter freigesetzt.
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Digitale Recorder
Kein Unternehmen kann und will es sich leisten, angesichts der in etwa einem Jahr in den Handel kommenden neuen digitalen Komponentengeräte auf die Weiterentwicklung von D1, D2 und D3 zu verzichten.
Die BTS DCR-300 und 500
So zeigte BTS gleich zwei neue D1-MAZ-Geräte, nämlich die DCR-300 und 500. Das Modell 300 hat keine D/A-Wandler und ist vor allem für die Arbeit in digitaler Umgebung gedacht. Sieben Ein- und neun Ausgänge lassen die Maschine für viele Anwendungsfälle optimal einbinden, sei es für Graphik-Systeme, Filmabtaster oder 16:9-Operationen.
Werden vier Maschinen parallel betrieben, können digitale HDTV-Programme gespeichert werden. Nach der Signalaufteilung werden die Bildinformationen durch das "Integrated Machine Control System" (IMCS) entsprechend verteilt.
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Die DCR-500 mit A/D- und D/A-Wandlern
Die DCR-500 ist hingegen mit A/D- und D/A-Wandlern ausgerüstet, so daß die Maschine in analogen Komponenten-Umgebungen betrieben werden kann. So sind drei analoge und vier digitale Eingänge vorhanden, wobei zwei seriell und zwei parallel arbeiten.
Von den neun Ausgängen sind drei für analoge und sechs für digitale Signale ausgelegt, davon zwei parallel und vier seriell. Die jeweiligen Eingänge lassen sich vom Kontrollpaneel wählen.
Die Maschinen arbeiten ohne dynamische Spurnachführung, der Scanner kann leicht ausgetauscht werden. Ein externer PC kann für die Überwachung und Fehlerortung genutzt werden. BTS zeigte die D1-MAZen in Verbindung mit dem Filmabtaster FDL90(Bild 3).
Thomson Broadcast zeigte ....
Auch Thomson Broadcast zeigte auf der NAB seine D1-Geräte, so das Modell TTV 3820 ohne, das Modell TTV 3821 mit dynamischer Spurnachführung.
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Ampex zeigte .....
Ampex stellte für die D2 MAZen VPR-300 und 200 Audio Optimize Upgrade Kits vor, mit denen sowohl die Recorder-Spurlage als auch die Scanner-Phase exakt eingestellt werden können. Auch für die Aufzeichnung des VITC (Vertical Interval Time Code) ist jetzt gesorgt.
Hitachi
Hitachi hat seine D2-Produktlinie weiter ausgebaut. Zur VL-D500 ist die VL-D550 gekommen, die alle Kassettengrößen verdaut und vor allem eine verbesserte Signalverarbeitung aufweist. So hilft eine dreidimensionale adaptive Y-C-Filterung gegen vertikale Jitter-Störungen und den Verlust vertikaler Auflösung. Auch die Slow-Motion-Wiedergabe wurde verbessert. Auf einer IC-Speicherkarte lassen sich alle benutzerspezifischen Einstellungen speichern.
Sony
Um das Geschäft mit D2 Maschinen voranzubringen, stellte Sony zwei D2-Player vor, nämlich DVR-P20 und P28. In ihren Leistungsmerkmalen entsprechen sie denen der DVR-20 bzw. 28 - nur halt ohne Aufnahmemöglichkeit.
Panasonic
D3 ist vor allem die Domäne von Panasonic. Es wurden seit April 1991 weltweit 2.000 Systeme vermarktet, hieß es. Daß es bald noch mehr werden sollen, machte der Auftritt in Las Vegas deutlich: 52 Geräte standen auf der NAB - aber nicht nur bei Panasonic.
Preise wurden auch genannt: Die AJ-D320 Portables sollen nun im dritten Quartal in den Handel kommen und 37.000 US Dollar kosten. Mit D5 dürfte im nächsten Jahr zu rechnen sein - wenn die Fertigung mitmacht.
Andere Recorder und 10 Jahre Betacam
In den USA konnte jetzt 10 Jahre Betacam gefeiert werden. Da wurde dann der Studioplayer BVW-D265 angekündigt. Er ist mit seriell digitalen Ausgängen versehen, so daß die Maschine direkt in ein digitales Umfeld integriert werden kann. Bei Ampex heißt dieses Modell CVR-D265.
Ebenfalls von Sony die Betacam SP 2000 Pro-Linie. Sie wurde durch den neuen Player PVW-2650 und den Kamerakopf DXC-327A erweitert. Der Player ist mit dynamischen Köpfen für die Wiedergabe von -1 bis +3fach sowie TBC, Ein- und Ausgänge für S-Video, U-matic-Dub-Ausgang ausgestattet, der Kamerakopf verfügt über Hyper-HAD-Sensoren.
Panasonic - MII US-Markt Neuigkeiten
Bei MII gab es speziell für den US-Markt Neuigkeiten. Vorgestellt wurde von Panasonic die neue "Enhanced MII"-Linie, sie gilt als die 5. Generation von MII-Produkten. So sind ein digitales Interface - selbst für 4:2:2- und 16.9-Möglichkeiten eingebaut. Sieben neue Maschinen wurden in dieser Serie vorgestellt.
JVC, Erfinder des VHS-Systems
JVC, Erfinder des VHS-Systems, hatte wieder einen frischen Auftritt mit Professional S, dem S-VHS-Equipment. Der andockbare/portable Recorder BR-S411UB kann jetzt den Zeitcode aufzeichnen.
Weitere Features: High-Speed-Search, XLR-Ton-Ein- und Ausgänge, rotierende Löschköpfe und FM-Tonaufzeichnung. Die Schnittmaschine BR-$822U ist seit kurzem im Handel, ebenso der Recorder/Player BR-S622U. Im 822er lassen sich auch C-Kassetten ohne Adapter nutzen, Anschlüsse für U-matic, Betacam und MII sind vorhanden.
Außerdem ist mit dem Schnittsteuergerät RM-G870U eine Veränderung der Wiedergabegeschwindigkeit von +-20% möglich, so daß die Aufzeichnungen auch zeitlich komprimiert oder expandiert wiedergegeben werden können.
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Auch Sony verstärkte seine Hi8-Linie.
Neu ist die Schnittmaschine EVO-9850 für bildgenauen Schnitt und mit eingebauten TBC und DNR. Vier Tonkanäle (PCM und AFM) stehen zur Verfügung. Für die Aufzeichnung von Einzelbildern gibt es den "Single Frame Recorder" EVO-9650.
Cart-Maschinen für automatisierten Studiobetrieb verlangten bislang immer ein Kassettensystem. Sony zeigte jetzt, daß in der Flexicart selbst unterschiedliche Formate automatisch gehandelt werden können: Egal, ob Betacam-SP- oder D3-Kassetten, alle lassen sich automatisch abspielen. Ein PC hat alles unter Kontrolle (Bild 4).
Preiskrieg bei Kameras?
Für Kamerahersteller ist es immer ein großes Anliegen, in die Fernsehanstalten zu kommen. Da wird bei den Preisen schon mal das eine oder andere Zugeständnis gemacht - und schon ist die gesamte Wettbewerbslage verzerrt.
Dieses Mal sind Ikegami und der WDR handelseinig geworden - Ergebnis: Alle anderen Kamerahersteller sind verschnupft. Vor allem, weil wohl alle anderen (bundesdeutschen) öffentlichrechtlichen Fernsehanstalten von diesem Angebot Gebrauch machen können.
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- Anmerkung : Die Japaner standen ab 1989/90 (kurz vor dem Staatsbankrott) und stehen in 1992 immer noch unter einem dermaßen Erfolgsdruck, daß den Herstellern jedes Mittel recht war, die Produkte "in den Markt" zu drücken. Und da wurde auf den Wettbewerb der Landsleute aus Japan ebensowenig Rücksicht genommen wie auf BTS/Philips und Thomson.
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BTS und die neue LDK 9
BTS zeigte eine verbesserte Version der Studiokamera LDK-9. Jetzt gibt es einen seriellen digitalen Komponentenausgang (270 MB/s, 10-bit-Codierung). Über ein serielles Fernbedienungsinterface können automatisierte Studiosysteme betrieben werden.
Das wurde mit dem Fernsehsender WBTS gekonnt demonstriert (Bild 5). Eingesetzt in die LDK-9s sind die 1/2"-Frame-Transfer-CCDs mit 790 x 600 Pixeln (= 474.000, Angaben für PAL-Version).
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Panasonic und der D3-Camcorder
Der D3-Camcorder AJ-D310 spielte bei Panasonic eine große Rolle. Er soll 60.000 US-Dollar kosten; die längste Kassette erlaubt eine Spielzeit von 64 Minuten. Bei den Kameras mit digitaler Signalverarbeitung gab es bei Panasonic zwei neue Modelle, nämlich die ACMJDund die WV-F500. Während die 11D mit drei 400.000-Pixel-Chips arbeitet, müssen bei der 500er nur jeweils 380.000 Pixels ausreichen.
Hitachi
Bei Hitachi gab es ein neues Top-Modell der 700er Serie, wobei die Bezeichnung SK-F800 gewählt wurde. Es werden neue 2/3"-IT-CCDs mit der Lens-on-Chip-Technik genutzt. Als besonders lichtempfindliche Kamera steilte Hitachi die SK-H5 vor, die minimale Beleuchtung wurde mit 0,8lx angegeben, und bei 2000 lx erhält man mit Blende 32 eine große Schärfentiefe.
Die eingesetzte Harpicon-Röhre habe - so wurde mitgeteilt - eine dreifach höhere Empfindlichkeit als CCD-Sensoren. Schließlich wurde die Röhre eigens für HDTV-Kameras entwickelt.
Langsam beginnt wieder eine neue Pixel-Inflation.
Sony demonstrierte mit der Studiokamera BVP-375, was demnächst durch neue Chips zu erwarten ist. Drei 2/3"-CCDs (1000H FIT Hyper HAD) mit jeweils 520.000 Bildpunkten sorgen für eine horizontale Auflösung von 800 Zeilen (nein, es muß Linine heißen !!) bei einem Störabstand 62 dB, während die vertikale Auflösung durch das "Enhanced Vertical Definition System" (EVS) mit 450 Zeilen (Linien) angegeben ist.
Auch die ENG-Kamera BVP-90 ist mit den gleichen Chips ausgestattet. Mit Clear Scan und Extended Ctear Scan (ECS) lassen sich Computer-Monitore ohne Störstreifen aufnehmen, die elektronischen VerschluBzeiten lassen sich dabei
so regeln, daß die Bildwiederholfrequenz der jeweiligen Computermonitore genau getroffen wird.
Mit Clear Scan sind Frequenzen von 60,1 bis 125,3 Hz möglich, während ECS zusätzlich noch den Frequenzbereich von 49,0 bis 58,1 Hz eröffnet, und zwar in einer Abstufung von 188 Shutter-Zeiten.
Sony's Super-Motion-Video-System
Zeitlupen-Aufnahmen bringen bei Wiederholungen entscheidender Sportereignisse meist nur wenig Erhellendes. Selbst durch die schnellsten High-Speed-Shutter wird die Bewegungsauflösung nicht erhöht. Das geht nur, wenn wirklich mehr Bilder pro Sekunde aufgenommen und dann verlangsamt wiedergegeben werden.
Bei Sony's Super-Motion-Video-System nimmt die Kamera BVP-9000 Bilder mit 525 Zeilen und 180 Halbbildern/s auf und führt sie dem Betacam-Recorder BVW-9000 zu, der mit dreifacher Kopfdrehzahl und dreifachem Bandvorschub arbeitet.
Bei Wiedergabe mit normaler Geschwindigkeit sind die Bewegungen auf ein Drittel verlangsamt. Da die Zahl der Bilder dreimal so hoch ist wie bei normalen (NTSC-)Fernsehaufnahmen, gibt es keine Bewegungsverschleifungen.
Toshiba
Toshiba zeigte sich in Las Vegas als High-Tech-Unternehmen, das im Broadcast-Bereich einen der vorderen Plätze "beansprucht".
Der Konzern hat viel Erfahrungen in Sachen HDTV, und daraus wurden auch andere Techniken gespeist. So setzen viele Kamerahersteller Toshibas CCDs ein, und Toshiba selbst kommt - zumindest in Japan und den USA - mit einem munteren Kamera-Angebot daher.
Die Studiokamera SC-521 ist mit drei 2/3"-600.000-Pixel-CCDs ausgestattet, als horizontale Auflösung nannte das Unternehmen 900 Zeilen (nein Linien !!). Eine portable Version ist als Modell SC-521H verfügbar, freilich nur für 525/60 (Bild 6).
Für ENG-Zwecke bietet Toshiba außerdem die SC-831 an, doch ist sie nur mit 2/3"-400.000-Pixel-CCDs ausgestattet.
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JVC
JVC zeigte in Ergänzung der KV-17-Serie zwei neue Kameras, nämlich die KY-17FIT und die KY-17B, die mit Micro-Lens-IT-Chips ausgestattet ist. Für besonders hochauflösende Bilder - speziell für Computer-Animationen und HDTV - wurde die hochauflösende Kamera TK-F7300U gezeigt, die Auflösung beträgt 2208 x 1728 Pixel, wobei der Frame-Grabber von Truevision genutzt wurde.
Neu ist Sony's Hi8-Camcorder EVW-300, ein One-piece-Camcorder mit einem Gesamtgewicht von 5,6 kg.
(Fortsetzung folgt} Rainer Bücken
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