Sein Traum von einem richtigen Kino- und Fernsehmuseum ....
Harald Knapitsch (geboren am 11.2.1940 in Klagenfurt - † Dez. 2024) war auch von Anfang an (also nicht erst seit dem April 1963) dabei (beim ZDF) in Eschborn und sogar noch früher als manch anderer. Denn davor gab es bei Ihm noch die Anfänge beim Südwestfunk-Fernsehen in Baden Baden.
Harald Knapitsch hier rechts zusammen mit Professor Dr. Hausdörfer in 2012 auf der Zeitzeugen-Couch bei uns in Wiesbaden.
Die Story ist lang und er hat uns viele Bilder zum Einscannen hinterlassen.
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Harald Knapitsch - geboren am Beginn des 2. Weltkriegs in Klagenfurt
Harald wurde im Februar 1940 geboren. Der Vater Dr. Kurt Knapitsch war in Klagenfurt ein promovierter Jurist.
Und er hatte eine Schwester
Harald in Klagenfurt im Sommer 1946 - 2. v. links - seine Schwester Christa Ingrid ganz rechts aussen.
Der Vater verstarb bereits im Winter 1945 in Belgrad - die Umstände sind nicht bekannt. Nach allen uns vorliegenden Informationen über die Nachkriegszeit in Österreich ganz allgemein muß es eine schwere sehr arme Jugend gewesen sein.
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Nach der Schule eine Ausbildung im Kino
Ich vermute mal, es war für Harald ein Glückstreffer. Mit 16 Jahren eine Ausbildung zum Filmvorführer zu bekommen - an damals hypermodernen Kinomaschinen - es waren keine alten schwarzen Vorkriegsmodelle wie in Deutschland - ein Traum für einen Technik-affinen Buben.
Daß das bislang so erfolreiche Kino und der Kinofilm so schnell abflauen würde, das hatten nur ganz wenige "Hellseher" vorausgesehen oder prophezeit.
Die allermeisten Kinobetreiber wollte es nicht wahr haben.
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Der Traumberuf eines 16jährigen - Filmvorführer
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Solche Ausbildungsplätze waren rar und begehrt
Von anderen Zeitzeigen wie Günther Bartosch und Dr. Michael Hausdörfer und Karl-Heinz Kratz hatte ich gehört, daß die Zeit nach 1945 für die unter 10 jährigen Buben extrem prägend war. So war Harald glücklich und es machte scheinbar auch großen Spaß, an diesen tollen Maschinen Filme vorzuführen.
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Die nächste Etappe war ein Kino in St. Veit an der Glan
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Auch hier gab es bereits modernste Kino- Technik mit einer Breitbild-Bildwand
Auf den Fotos erkennt der Kino-Fachmann, dort gab es bereits ein richtiges Tonbandgerät. Das war überhaupt nicht normal. Selbst im reichen Wiesbaden hatten die Kinos nur alte beinahe ausrangierte Plattenspieler und eine Hand voll alter 25cm Langspielplatten.
Weiterhin sieht man eine 4 Kanal Klangfilm-Magnettonanlage mit dem Vorverstärker in der Mitte sowie die beiden ausgeklappten Anamorphote an den Projektorköpfen.
Das Kino verfügte auch schon über eine überbreite Cinemascope Bildwand. Solche Bilder sind aus Klagenfurt nicht mehr verfügbar.
Das mit 1961 - dem Datum auf dem Foto .......
scheint so nicht zu stimmen, den 1961 war er schon beim Südwestfunk in Baden Baden.
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Es gab nämlich etwas noch Moderneres - das Fernsehen
Und Harald hatte eine Verwandte oder Tante in Baden Baden in Deutschland. Dort wollte er hin.
Mit etwas Glück, auch der Südwestfunk Baden Baden suchte dringend technisch begabte Mitarbeiter mit Vorbildung und einem "Händchen" für Technik, bekam er eine Anstellung in der Filmtechnik Abteilung am 16mm Filmabtaster.
Jetzt hatte er den Fuß in der "richtigen" Tür. Als Mitarbeiter durfte er überall rein und zuschaun, wie das ging mit dem Fernsehen und wie das funktionierte hinter den Kulissen in der Bild- und Ton-Regie.
Auch das mit den Fernseh-Kameras, den ersten FESE schwarz-weiß Kameras, das war hochinteressant.
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1962 - Das "Freie Fernsehen" in Eschborn war ideenreich und frech:
Alle Techiker, deren Namen und Anschrift man irgendwie habhaft werden konnte, wurde einfach abgeworben - ganz einfach mit etwas mehr Geld und einer gesunden Perspektive - in einem ganz neuen "Laden" mit der modernsten Technik, die aus Darmstadt verfügbar war.
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Was die pfiffigen und engagierten Macher und Manager hinter dem Rücken von Konrad Adenauer nicht bedacht hatten, sie durften gar kein (Regierungs-) Fernsehen "machen". Das Freie Fernsehen mußte 1962 wieder aufhören.
Beim Pokern kann man auch verlieren und auch das mußte Harald lernen. Übrigens war auch der Kollege Günter Bartosch vom RIAS oder von SFB aus Berlin abgeworben worden und mit im Programmteil Freies Fernsehen dabei und dann auch wieder "draußen".
Doch auf einmal (ziemlich plötzlich) kam das dahintröpfelnde "Zweite Deutsche Fernsehen" doch zu Potte und die ganzen Mitarbeiter vom Freien Fernsehen konnten (und mußten) übernommen werden. Jemand mußte ja die Technik bedienen. Und Harald war wieder dabei, wirklich von der ersten Stunde an.
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Das ZDF zog um nach Wiesbaden und wurde auch noch bunt
Mangels Alternative wurde die ZDF-Technik für 20 Jahre in Wiesbaden "Unter den Eichen" geparkt. Es war zwar irgenwie abzusehen, daß es länger als 10 jahre dauern würde, aber so lange hatte es keiner vorausgesehen.
Die ZDF- Technik-Mitarbeiter wurden zu einem Teil gar nicht weit weg über dem Berg im Taunus heimisch, so auch die junge Familie Knapitsch.
Beim ZDF zog natürlich auch die Farbe ein und wieder war Harald voll dabei.
Auf einmal waren es 10 Jahre ..........
Ein Traum geht in Erfüllung - ein eigenes Kino
Es kam die Zeit, da machte ein Kino nach dem anderen "dicht". Für Film- und Kinofans völlig unglaublich. Auf einmal wurden die tollsten und großen Kino-Projektoren für wirklich lächerliches Geld verschleudert, man brauchte sie nicht mehr und es gab viele davon.
In dem neuen Häuschen weit hinter dem Taunuskamm in Hohenstein wurde von Anfang an ein richtiges voll funktionierendes Kellerkino mit richtigen 35mm Kion-Projektoren mit eingeplant. Selbstverständlich auch mit Cinemascope und allem drum und dran.
Die neuen Nachkriegs-Filmsammler - alles ältere Herren - sprossen aus dem Boden und es gab da eine richtige Kino-Community von Filmfans, die sich gegenseitig besuchten und sogar Film-Börsen veranstalteten.
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Aktivitäten im Förderverein Fernsehmuseum Wiesbaden
Und natürlich stolperte auch er vor oder in 2002 über einen Museums-Verein, der ein Fernsehmusem aufbauen wollte. Ein paar bekannte Kollegen vom ZDF waren auch bereits dort und es ließ sich anfänglich ganz gut an. Aber auch Harald stutzte, als er mitbekam, daß die alten Mitglieder schon über 20 Jahre seit 1979 am "Sammeln" und am "Machen" waren, .... aber nach wie vor "unerfolgreich".
Es gab dort nämlich "Mitglieder", die waren aber eben keine Mitmacher, die kamen nur sporadisch zu den Treffen oder wenn irgend eine Aktion durchgezogen werden sollte. Auch gab es so nach und nach immer mehr sogenannte Karteileichen wie z.B. den Walter Bruch und den Ex-Intendanten Karl Holzamer.
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Anfang 2006 lernten wir uns in Amöneburg kennen ......
Zum Jahreswechsel 2005/2006 nahm ich mit dem weitgehend unbekannten "Museum für deutsche Fernsehgeschichte" in Amöneburg - im alten Möbellager / Bunker - Kontakt auf (siehe Zeitungsartiekl rechts).
Dort wurde nach Monaten der wiederholten Telefonate von 4 älteren Herren begrüßt. Einer von den vieren war Harald Knapitsch.
Und alle waren etwa 10 bis 15 Jahre älter als ich Jungspund und alle waren sympatisch und sie zeigten mir ganz stolz "ihre" gigantische Technik-Sammlung.
Dort lagerten - gefühlt - etwa 600 Tonnen Stahl auf 400qm Fläche in Form von nicht mehr gebrauchter ausrangierter alter professioneller Fernsehtechnik. Und beim Tee philosophierten Sie über ein "Fernsehmuseum".
Denn das mit dem echten realen "Museum" stand nur unten groß an der blauen Stahl-Tür - außen dran. Innen war es - ganz realistisch - eine völlig irre gigantische Müllhalde.
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Wir beide verstanden uns prächtig
Harald war begeistert, von meinem damals bereits angefangenen virtuellen Tonband- und Magnetbandmuseum zu hören und erzählte von seinen Anfängen seiner Museen-Webseite für den Fördervereini unter "televiseum.de". Für ihn beschämend war die versprochene aber nicht eingehaltene Unterstützug seiner 3 Kollegen. Und so starteten wir beide diverse sehr erfolgreiche Alleingänge.
Wir besuchten Professor Hausdörfer in Mühltal bei Darmstadt, dann bekamen wir einen sehr raren Besuchstermin im gigantischen Technikmuseum Speyer mit dem 96 Jahre alten Gründer, dem Senior Herrn Leyer persönlich und weitere hochinteressante Termine bei der deutschen Museenstiftung im Fundus in Heusenstamm.
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Der Freundeskreis Fernsehtechnik wurde größer
Einladung zu diversen Treffen der Fachleute für Radio- und Fernsehen in Heusenstamm
Eine über meine Kontakte zur deutschen Museumsstiftung arrangierte Privat-Führung für Radio- und Fernseh- Veteranen 2008 im Riesen-Fundus in Heusenstamm war sehr erfreulich. Der Längste (mit dem linken roten Pfeil) ganz links - das bin ich, dann kommt Dr. Walz, Karl Heinz Kratz, Harald Knapitsch und Rüdiger Traub ex Hessischer Rundfunk.
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Und wenn der Bauer B8 Projektor rasselte, war er glücklich
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Die Zeit lief unaufhaltsam weiter .....
Nach mir war auch Harald in dem O.F. Herber-Verein nicht mehr so gerne gesehen (oder vertrieben worden). Der Verein löste sich aber recht bald mangels Finanzen Mitte 2010 auf. Die sowieso nur noch lockeren Verbindungen zu den wenigen ex-Mitgliedern brachen ab, während unsere Freundschaft weiter andauerte.
Und deshalb versuche ich, aus seinem großen Nachlass und seinen raumfüllenden Sammlungen so viel wie irgend möglich zu präsentieren und aufzuheben.
Frühjahr 2025 - Gert Redlich
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