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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(27) Militärisches Fernsehen

Erfinder haben von jeher das Bestreben gehabt, die besondere Bedeutung ihrer Arbeiten für Zwecke der Landesverteidigung hervorzuheben, einmal sicherlich aus patriotischen Gründen, zum anderen aber auch, um auf diese Weise Geldmittel der öffentlichen Hand oder sonstige Vergünstigungen zum Ausbau ihrer Erfindung zu erhalten.

Gewöhnlich verfügten zudem die mit der Prüfung neuer Vorschläge betrauten militärischen Stellen nicht über einen genügend souveränen technischen Überblick, als daß sie in der Lage gewesen wären, den wahren Wert einer Erfindung scheinbar militärischen Charakters richtig zu beurteilen.

1910 - B. Rosing prophezeite die strategischen Anwendungsmöglichkeiten

Es ist deshalb nicht weiter verwunderlich, daß bereits zu einer Zeit, als es eben gelungen war, galvanisch abgefühlte Metallschablonen im Kurzschluß als Silhouetten im Bild darzustellen - vermutlich sogar noch früher - Erfinder die dem Laien beinahe unbegrenzt erscheinenden Möglichkeiten des Fernsehens für den Kriegsfall hervorhoben. Prophezeite doch schon B. Rosing l910 in der französischen Zeitschrift „Excelsior" neben den zivilen auch die strategischen Anwendungsmöglichkeiten der „elektrischen Teleskopie":

„Das elektrische Auge wird der Freund des Menschen werden, sein wachsamer Gefährte, der weder durch Kälte noch durch Stürme leiden, der seinen Platz auf den Leuchttürmen und bei den Wachtposten haben, der hoch über den Wanten der Schiffe nahe dem Himmel strahlen wird. Das elektrische Auge, eine Hilfskraft des Menschen für den Frieden, wird die Soldaten begleiten ." [536].

Fernsehen ein wichtiges Kriegsinstrument

Als es eben gelungen war, grob gerasterte Fernsehbilder von Filmen zu übertragen, meinte F. W. Winckel, „daß das Fernsehen ein wichtiges Kriegsinstrument zu sein vermag. Man kann durch dieses Mittel auf drahtlosem Wege Einblicke in feindliche Stellungen nehmen und Geheimbefehle und Generalstabskarten mit eingezeichneten Truppenstellungen übertragen.

  • "Unheimliche Perspektiven eröffnen die infraroten Strahlen. Die letzte technische Errungenschaft macht auch den Schutz eines Geländes vor Fliegerangriffen durch Vernebelung illusorisch, da dem Flieger nichts mehr verborgen bleibt. Umgekehrt kann sich auch ein Flieger nicht mehr durch Nebel schützen. Durch den Einbau einer fotometrischen Lichtstärkemessung in den infraroten Fernseher kann aus der Helligkeit des Glimmlichtes auf der Mattscheibe die Entfernung (!) des Gegenstandes festgestellt werden, der das Licht reflektiert" 29) [537].


29) Man darf hierbei nicht etwa an die spätere RADAR-Technik denken; denn der Verfasser spricht ausdrücklich vom Fernsehen.

1930 - D. v. Mihäly - Kundschafterinstrument der Armee

Ähnlich äußerte sich D. v. Mihäly 1930:

  • „Als Kundschafterinstrument kommt dem Fernseher besonderes Gewicht bei der Armee zu. Eine auf einem Flugapparat angebrachte Bildaufnahmestation, welche auf drahtlose Übermittlung eingerichtet ist, gibt sofort auf beliebigen Wellen die genauen Stellungen des Feindes an, die Artilleriestellungen, Truppenbewegungen, Einschläge der eigenen Artillerie und somit zahlreiche Möglichkeiten zum Einschießen derselben. Nicht minder wichtig ist der Umstand, daß der Generalstab zu jeder Zeit innerhalb weniger Sekunden sich über die genaue Verteilung der eigenen Truppen informieren kann sowie die Möglichkeit einer vollkommen zentralisierten Leitung gegeben ist" [538].

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F. Banneitz - Fernsehen für Zwecke der Luftaufklärung

Auch F. Banneitz und Mitarbeiter äußerten ähnliche Gedanken, um die Wichtigkeit des im eigenen Hause gelegentlich als „Spielzeugladen" bezeichneten Fernsehreferats beim RPZ zu unterstreichen. So sollte beispielsweise das Fernsehen für Zwecke der Luftaufklärung verwendet werden, wobei man einen mechanischen Abtaster für episkopische Bilder benutzen wollte, bei dem die Flugzeugbewegung den Zeilenvorschub lieferte.

1934 - Sir A. Gill - Berater des Britischen General-Postmeisters hat es gemerkt

Wenn auch niemand ernsthaft an die Verwirklichung solcher Ideen dachte, so mußte doch Sir A. Gill, Mitglied eines im Mai 1934 zum Studium der Fernseh-Entwicklung und zur Beratung des Britischen General-Postmeisters gegründeten Television-Committee, bei einer Besichtigung der Fernseh-Einrichtungen des RPZ den Eindruck gewinnen, daß „Deutschland im Begriff sei, für den Krieg zu rüsten und merke, daß das Fernsehen für militärische Zwecke von Nutzen sein könne" [539).

Eine solche Ansicht mußte noch verstärkt werden durch jene beiden Regierungs-Erlasse aus dem Jahre 1935, in denen von der „besonderen Bedeutung des Fernsehens für die Flugsicherung und den nationalen Luftschutz" gesprochen und der Reichsminister für Luftfahrt „für alle zur Sicherung der Luftfahrt, des Luftschutzes und der Landesverteidigung erforderlichen Maßnahmen" für zuständig erklärt wurde. Daß diese Anordnung - wie an anderer Stelle ausführlich dargelegt wurde - einen rein innerpolitischen Charakter trug, übersah man im Auslande nur allzu leicht.

1940 - Die Fernseh kann 1029 Zeilen abbilden

Im Sommer 1940 gelang es der Fernseh GmbH, zum ersten Male, ein für Zwecke der Luftaufklärung geeignetes Fernsehbild von 1029 Zeilen bei 25 Bildwechseln/s zu schaffen. Als Geber diente allerdings noch ein Diapositiv-Abtaster mit Sondenröhre und 2lstufigem Sekundärelektronen-Verstärker. Das Bild wurde versuchsweise sowohl drahtlos mit einem 10Watt-Sender für 1,5m Wellenlänge und Bremsgitter-Modulation als auch über ein 30m langes Kabel trägerfrequent mit ±15 MHz übertragen. Der Empfänger arbeitete mit einer Zwischenfrequenz von 40 bis 70 MHz. Es gelang der DRP jedoch nicht, den damaligen Generalluftzeugmeister W. Udet vom militärischen Wert einer solchen Luftaufklärung durch Fernsehbilder hoher Auflösung zu überzeugen, und so blieb es bei gelegentlichen Vorführungen vor Stabsoffizieren ohne Einfluß 29).

29) Während der Drucklegung erschien eine Arbeit von F. Schröter über „Wege und Werden des Fernsehens", derzufolge bei Telefunken 1939 unter dem Tarnnamen „Harz" ein Boden-Bord-Fernseh-Gerät mit Kathodenstrahl-Abtaster für etwa 300 Zeilen entwickelt worden war. Die Rasterfrequenz betrug zur Verringerung der Breite des zu übertragenden Frequenzbandes nur 12,5/s, wobei man das unvermeidliche Bildflackern in Kauf nahm. Mit einigen Watt Hochfrequenzleistung konnten bei 80cm Wellenlange Boden-Bord-Entfernungen von 200km überbrückt werden. Militärisch wurde jedoch auch diese Anlage nicht eingesetzt.

1940 - von nun an „kriegswichtige" Aufgaben hoher Dringlichkeitsstufen

Im Laufe des Jahres 1940 - zu einer Zeit also, als auf alliierter Seite R. Watson-Watt sein Impulssicht-Navigationsverfahren mit cm-Wellen (mit dem deutschen Tarnnamen „Rotterdam") entwickelte, wurden an zahlreichen deutschen Forschungs-Instituten „kriegswichtige" Aufgaben hoher Dringlichkeitsstufen bearbeitet, die sich Wissenschaftler aufgrund ihrer Vorstellung von den militärischen Bedürfnissen selbst stellten, weil die militärischen Stellen in Deutschland offenbar weder in der Lage noch willens waren, aus gegebenen strategischen Problemen konkrete technische Aufgaben zu formulieren.

So entstand aus der Überlegung, daß „zur Übertragung von Zahlen (z. B. Peilwerten), einfachen Zeichnungen, kurzen Kommandos (?) usw - unter Umständen eine einfache Fernsehverbindung zwischen Boden und Flugzeug erwünscht" sei, ein Verfahren, um einzelne, beinahe bildfüllende Buchstaben auf Kurzwelle (103m) mit einem mechanischen Abtaster für 30 Zeilen zu übertragen. Zur Vereinfachung der Apparatur und zur Vermeidung äußerer Störeinflüsse verzichtete man auf Fremdsynchronisierung und begnügte sich mit einer annähernden örtlichen Gleichlauf-Regelung. Damit aber der Bildinhalt trotzdem bei jeder Zeilen- und Bildphase als Ganzes erkennbar blieb, gab man auf dem Bildschirm der Empfangsröhre das Bild durch eine interessante Rechteckablenkung des Strahls vierfach in einer Größe von je 2,5 x 3cm wieder.

Die Bildqualität entsprach etwa den von Dieckmann 35 Jahre zuvor erzielten Schattenbildern [540]. Welchen Zweck die Boden-Bord-Fernseh-Übermittlung einzelner Buchstaben oder Ziffern mit grobem Raster haben sollte, blieb wohl selbst den mit der Begutachtung solcher Entwicklungen beauftragten militärischen Stellen unklar.

1940 - Nachtjäger-Leitverfahren mit „Seeburg"-Tisch

Im Laboratorium der RFG, deren eigentliche Aufgabe die Betreuung der zivilen Fernseh-Rundfunktechnik war, arbeitete man 1940 an einem Nachtjäger-Leitverfahren: Das Bild einer transparenten Karte („Seeburg"-Tisch), auf der Stellung und Flugrichtung feindlicher Flugzeugverbände auf Grund der laufend eingehenden Luftlage-Meldungen von handbedienten Projektoren in Form von Leuchtpfeilen markiert wurden, sollte mit einer Fernseh-Kamera aufgenommen und auf den Bildschirm eines Empfängers in einem entfernten Befehlsstand übertragen werden. Es blieb bei einer in Frankreich erprobten Versuchsausführung. Bei der Fernseh GmbH, wurde dieses Verfahren später dahingehend erweitert, daß man zur Leitung eines Nachtjägers in das so aufgenommene Fernsehbild dessen eigene Position durch eine Lichtmarke hin-einprojizierte, dann Bild und Marke mit einer zweiten Fernseh-Kamera aufnahm und zum Flugzeug übertrug.

Die Arbeiten wurden jedoch 1943, wahrscheinlich wegen zu geringen militärischen Wirkungsgrades abgebrochen. Man begnügte sich später in Berlin damit, die Luftlagebilder vom Seeburgtisch in regelmäßigen Zeitabständen in eine Karte einzuzeichnen, diese Karte während der Eintragung mit einer darüber hängenden Fernseh-Kamera für 220 Zeilen aufzunehmen und das Bild über eine Dezimeter-Verbindung auf den etwa 3,5km entfernten Leitbunker im Tiergarten zu übertragen, wo es mit einer Braunschen Röhre von 50 cm Durchmesser wiedergegeben wurde.

1940 - Verbesserung der Schnellbild-Übertragung

Das im April/Mai 1939 von der DRP zum ersten Male prinzipiell verwirklichte Verfahren der Schnellbild-Übertragung zur Verhinderung einer gegnerischen Peilung des Senders wurde im Frühjahr 1940 von der Fernseh-GmbH. weiter entwickelt: Nach einem von Hand gegebenen Vorsignal für den Empfänger schaltete sich der Bildsender mit Beginn einer Bildabtastung selbsttätig nur für die Dauer von 1/25s Sekunde ein.

Auf der Wiedergabeseite benutzte man einen normalen Fernseh-Empfänger, dessen Bildkippgerät gesperrt war und nur zu Beginn der Übertragung einmalig ausgelöst wurde. Auf dem Bildschirm der Empfängerröhre schrieb dann der Kathodenstrahl einmal das Bild einer Skizze, einer Buchseite oder eines Telegramms, das man auf besonderem Papier photographisch registrierte.

Da dieses Papier in seiner Schicht sämtliche zur Entwicklung erforderlichen Chemikalien enthielt, ließ es sich innerhalb einer Sekunde in Wasserdampf entwickeln. Obwohl es 1944 gelang, das Photogramm nur noch durch Wärme zu entwickeln, wurde das Schnellbildverfahren - wahrscheinlich mangels eines wirklichen Bedürfnisses - militärisch nicht eingesetzt.

1939 - September - Sprengkörper mit Fernseh-Einrichtungen

In den ersten Septembertagen 1939 tauchte bei der Reichspost, der Fernseh GmbH. und dem Reichsluftfahrtministerium offenbar gleichzeitig der Gedanke auf, Sprengkörper, die von Flugzeugen abgeworfen werden sollten, mit Fernseh-Einrichtungen zu versehen, um sie entweder automatisch oder an Hand des in einem Leitflugzeug empfangenen Zielbildes durch Fernlenkung ins Ziel zu steuern.

Zu den ersten Vorschlägen gehörte ein bei der Fernseh GmbH, entwickeltes „Zielweisungsgerät", das mit einem nur vierteiligen Zellenraster arbeitete. Jede der vier Photozellen wirkte über einen Sekundärelektronen- Vervielfacher auf das Leitwerk einer frei fallenden Bombe. Als Ziel dienten ausschließlich nächtliche Scheinwerferstellungen. Jedes Auswandern des hellen Zielbildes sollte einen die Flugrichtung im entgegengesetzten Sinne beeinflussenden Ruderausschlag hervorrufen.

Das Verfahren mußte 1940 wegen der Ungleichförmigkeit der Rasterzellen aufgegeben werden.
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1940 - Die "Tonne" wird entwickelt

Die Fernseh GmbH. (K. Thöm) entwickelte daraufhin ein verhältnismäßig wirtschaftliches Verfahren zur manuellen Fernseh-Lenkung frei fallender Abwurfkörper, bei dem in die Bombe ein mechanischer Bildabtaster für ein nur 50zeiliges Bild eingebaut war. Man hielt eine solche Auflösung zum Erkennen und Ansteuern großer, deutlich erkennbarer Ziele wie Brücken u. dergl. für ausreichend. Von Februar 1940 bis Mitte 1942 fanden mit dem Gerät Erprobungsanflüge statt. Abwürfe unterblieben jedoch, weil die Erkennbarkeit von Bodenzielen sich infolge des groben Rasters doch als zu gering erwies und weil inzwischen - hauptsächlich auf Betreiben von G. Weiß - von der RPF und der Fernseh GmbH, gemeinsam eine allerdings wesentlich kostspieligere Fernseh-Lenk-einrichtung („Tonne") entwickelt worden war.

Diese „Tonne" sollte in eine von Prof. Wagner (Henschel-Flugzeugwerke) geschaffene Gleitbombe eingebaut werden, die ursprünglich vom Leitflugzeug aus rein visuell nach einem weithin sichtbaren Rauch- oder Leuchtsatz ins Ziel ferngelenkt worden war.

Zum Studium der bei der Fernseh-Lenkung von Abwurfkörpern auftretenden Probleme wurden 1940 bei der RPF und bei der Fernseh GmbH, ortsbewegliche Fernseh-Reportage-Anlagen für 441 Zeilen gebaut, die mit nur 10Watt Senderleistung zwischen Flugzeugen Reichweiten von 150 bis 300km ermöglichten. Bei diesen von der RPF zusammen mit der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Adlershof durchgeführten Erprobungsflügen wurde die Abhängigkeit der Testbild-Qualität von der Entfernung zwischen Sender und Empfänger sowie von Störeinflüssen durch Bodensender zunächst protokollarisch, später nach einem vom Verfasser angegebenen Verfahren kinematographisch registriert.

Die Mini Super-Iconoscope-Kamera war nur 16 x 16 x 40cm groß

Die für die Gleitbombe entwickelte Super-Iconoscope-Kamera (Bild 142), (Bild 143) für 441 Zeilen der Fernseh GmbH, mit Verstärkern, Impulsgebern und Kippgeräten war nur 16 x 16 x 40cm groß. Die Blende des Objektivs (F:2,8; 35mm Brennweite) stellte sich in Abhängigkeit vom Photokathodenstrom automatisch ein; alle wichtigen Betriebsspannungen und -ströme waren stabilisiert. Durch Einführung der Schwarzsteuerung mit nachfolgender selbsttätiger Verstärkungsreglung steuerte man - unabhängig vom Helligkeitsumfang des Zielobjekts - stets den ganzen für die Bildübertragung verfügbaren Modulationsbereich aus.

Für den Kamerazug waren 29 Röhren vom Wehrmachttyp RV12 P2000 und RL12T1 erforderlich. Ein als Taktgeber in die Kamera eingebauter Muttergenerator lieferte durch Frequenzteilung sämtliche zum Betrieb der Bildröhre, zur Steuerung der Kippgeräte und zur Synchronisierung erforderlichen Impulse.

Als Stromquelle für die etwa 6 Minuten dauernde Flugzeit diente ein batteriegespeister 500Hz-Umformer. Der Preis der Kamera betrug im Anfang etwa 32.000,- RM. Er konnte bei einer Auflage von insgesamt rund 400 Stück Ende 1944 auf 16.000,- RM herabgesetzt werden.

Fernseh-Übertragung zwischen Kraftfahrzeugen

Zur Fernseh-Übertragung zwischen Kraftfahrzeugen benutzte man einen UKW-Sender für etwa 3,5m Wellenlänge (mit 2 fremderregten Gegentaktpenthoden und Gitterspannungs- oder Bremsgittermodulation), zwischen Flugzeugen einen Dezimetersender für 70cm (mit selbsterregten Trioden und kombinierter Gitterspannungs- und Diodenlast-Modulation). Durch Einführung der negativen Modulation ließ sich die Bildqualität bei schwacher Empfangsfeldstärke verbessern, weil Störimpulse dann keine hellen, sondern nur dunkle, weniger störende Bildstellen verursachten.

Der speziell für diese Reportage-Anlage entwickelte Universal-Empfänger („Seedorf") (Bild 144) für ein Bild von 8 x 9cm besaß eine Braunsche Röhre mit 13cm Schirmdurchmesser und 28cm Länge, die mit den zu ihrem Betrieb erforderlichen Geräten zu einer Baueinheit vereinigt war. Die für verschiedene Verwendungszwecke erforderlichen Verstärker- und Taktgeber-Chassis waren leicht austauschbar.

Die Empfindlichkeit des Empfängers im UKW-Gebiet betrug 30uV. Bei einem besonders kleinen, höhen- und tropenfesten Hochleistungsempfänger (Bild 145) von 17cm Durchmesser und 37cm Länge für 11 x 12cm Bildgröße waren alle Bauelemente konzentrisch um die Braunsche Röhre herum auf scheibenförmigen Aluminium-Chassis angeordnet, die durch Mehrfachstecker miteinander verbunden waren und die Verlustwärme durch Leitung an die Außenluft abführten. Dieser Spezial-Empfänger konnte jedoch nicht mehr eingesetzt werden.

Fernseh-Geräte für lenkbare Waffen und in Panzern

Die Fernseh-Geräte für lenkbare Waffen, die auf Grund der Vorführung eines Versuchsfilms (Bild 145a) vor Hitler [541] vom Frühjahr 1943 an serienmäßig von den Firmen Fernseh GmbH. (Entwicklung) und Blaupunkt-Werke GmbH. (Fabrikation) gebaut wurden, sollten nicht nur zur Fernsteuerung der Henschel-Wagnerschen Gleitbombe, sondern auch („Tonne P") eines von den Borgward-Werken geschaffenen, unbemannten Sprengpanzers „Goliath" dienen.

Diese beiden völlig verschiedenen Verwendungsarten erforderten wiederholte Umkonstruktionen der Geräte. Deshalb konnten erst im Juli 1943 bei der Erprobungsstelle Peenemünde der Luftwaffe die ersten Versuchs-Abwürfe von Fernseh-Gleitbomben stattfinden, nachdem die Flugzellen der Bomben bei der Elektro-Optik GmbH, mit einer vorderen Rumpf Verlängerung zur Aufnahme der Fernseh-Kamera versehen worden waren.

Bei den ersten, mißglückten Probewürfen verschwand gewöhnlich das Ziel aus dem Bildfeld der Kamera, weil die vor dem Abwurf vom Piloten nach seinem Reflex-Visier gerichtete Bombe durch den Ausklinkvorgang und die Verbrennung des Treibsatzes ihre Richtung änderte. Um trotzdem das Ziel im Empfängerbild verfolgen zu können, hielt man das Objektiv der Kamera dadurch angenähert in der Zielrichtung fest, daß man eine auf der Achse eines Richtungskreisels angebrachte Leuchtmarke hineinspiegelte. Außerdem hatte man die Kamera windfest orientiert, indem man in den Strahlengang des Objektivs ein mit einer Windfahne gekoppeltes Dovesches Bildumlenkprisma eingebaut hatte.

Da die Kreiselachse die ihr beim Abwurf erteilte Richtung beibehielt, genügte es, die Bombe im Anfang von Bord des Leitflugzeugs aus so zu lenken, daß das Bild der Lichtmarke ins Bild eines auf der Mosaikplatte der Super-Iconoscoperöhre markierten Kreises fiel, und zwar so lange, bis das Bild des terrestrischen Ziels auf dem Empfängerschirm an Stelle des Hilfsziels sichtbar wurde.
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Modell-Zieleinrichtungen für Bombenschützen

Gleichzeitig waren bei verschiedenen Forschungsstellen Modell-Zieleinrichtungen entwickelt worden, die die Anflugverhältnisse im Maßstab 1:400 nachbildeten und den Bombenschützen in der Lenkung des Gleitkörpers nach dem Fernsehbild schulen sollten [542], [543].

Neue Schwierigkeiten entstanden dadurch, daß das Empfangsbild wenige hundert Meter vor dem Ziel plötzlich durch Reflexion der 70cm-Welle unbrauchbar wurde. Als Abhilfe führte man die Mitnahme-Synchronisation des Empfängers und - 1944 - Sendeantennen mit nierenförmiger Charakteristik ein.

Und doch nur etwa 2% Volltreffer

Trotzdem wurden bei etwa 60 bis 80 Probewürfen in Peenemünde und Jesau auf der Kurischen Nehrung nur etwa 2% Volltreffer erhielt, einmal weil die Fernseh-Lenkeinrichtung nur beim Fehlen jeglicher elektrischen Störstrahlung und bei klarer Sicht befriedigend arbeitete, zum anderen aber auch deshalb, weil bei dem ungewöhnten Bildlenkverfahren der Bombenschütze der Gleitbombe leicht zu starke Ruderausschläge erteilte, die dann bei der hohen Endgeschwindigkeit nicht mehr korrigierbar waren.

Fernseh-Reportagezelle für beliebige Gleitkörper

Parallel zu dieser „Tonne"-Einrichtung hatte die Fernseh G.m.b.H. 1942/43 eine mit Farnsworth-Abtaster oder Super-Iconoscope und Eichel-Röhren ausgerüstete stromlinienförmige Fernseh-Reportagezelle entwickelt, die außen an beliebigen Gleitkörpern befestigt werden sollte.

Das Projekt mußte 1943 aufgegeben werden, weil bei den Eichelröhren Fertigungsschwierigkeiten entstanden.

Zur Fernlenkung der Flak-Rakete ,Schmetterling' baute die Firma im Frühjahr 1944 eine Iconoscope-Kamera mit Durchsicht-Kathode von nur 20cm Durchmesser und 35cm Länge, bei der zur Ersparnis der für die tiefen Rasterfrequenzen unzulässig groß werdenden Bauelemente ein Diagonal-Raster von etwa 200 Zeilen durch Differenzbildung zweier der Zeilenfrequenz benachbarter Frequenzen von 10.000 und 10.050Hz gewonnen wurde. Dieses Abtastverfahren ermöglichte eine sehr sichere Mitnahme-Synchronisierung und erforderte nur gleichartige, billig zu fertigende Ablenkgeräte.

Fernseh-Lenkanlagen nach diesem System („Sprotte") konnten jedoch während des zweiten Weltkrieges nicht mehr eingesetzt werden.

Bildwandler für den unsichtbaren Infrarot- Blinkverkehr auf See ("Seehund"-Geräte)

Aussichtsreicher für militärische Zwecke erschien schon in den ersten Kriegs Jahren die Weiterentwicklung der Bildwandlergeräte mit durchsichtiger Cäsium-Silber-Kathode, der sich vor allem W. Schaffernicht (AEG) und W. Heimann (RPF) widmeten. Bildwandler dienten u. a. für den unsichtbaren Infrarot-Blinkverkehr auf See ("Seehund"-Geräte), zur Feststellung der unbeabsichtigten Infrarot-Ausstrahlungen von Schiffs-Schornsteinen und Flugzeug-Auspuffröhren, vor allem aber - in Verbindung mit einer Infrarot-Anstrahlung des Objekts durch entsprechend gefilterte Scheinwerfer - als Nachtsichtgeräte.

„Die Entwicklung eines Zielgerätes mit Bildwandler (Nachtzielgerät) wurde seit Herbst 1941 bei der RPF betrieben. Besonders wurde ein möglichst kleiner Außendurchmesser und ein im Objektiv eingebautes Projektionsvisier angestrebt". Diese Geräte mit einer Sichtweite von etwa 500 Meter führte die DRP im Juni und November 1942 verschiedenen Wehrmachtteilen vor, die jedoch wenig Interesse zeigten.

Nachtsichgeräte / Zielgerät für Maschinengewehre

Im Herbst 1942 entwickelte die RPF ein kleines Schießgerät für Maschinenpistole, Panzerbüchse und automatisches Gewehr, das bei einer Sichtweite von 80 bis 100 Meter „die klare Sicht und das Zielen in der Nacht ermöglichte".

Im Februar 1943 stellte die RPF ein Zielgerät für Maschinengewehre fertig und führte es dem Heereswaffenamt am 9. April 1943 vor. Die Geräte wurden jedoch von den militärischen Stellen abgelehnt; weil sie nur „für eine defensive Verwendung" geeignet seien. Man empfahl der Post, ihre Leute „lieber an die Front zu schicken" [544], [545].

Trotzdem konnten von der RPF und der Elektro-Optik G.m.b.H. 1944 etwa 400 große und - bis zum 31. Januar 1945 - rund 2000 kleine Bildwandlergeräte hergestellt werden.

Die geplante Groß-Serienfertigung der Nachtsichtgeräte und Fernseh-Lenkeinrichtungen litt in zunehmendem Maße darunter, daß viele Zulieferungsindustrien im Laufe des Jahres 1944 durch Feindeinwirkung ausfielen.

Bevor von einem nennenswerten Einsatz des deutschen Fernsehens für militärische Zwecke während des zweiten Weltkrieges die Rede sein konnte, war dieser durch die robustere, planmäßiger entwickelte und angewandte Radar-Impulssichttechnik der Alliierten entschieden.

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