Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(12) Die Messungen der Nutz- und Störfeldstärken
Anfang 1934 rüstete das RPZ zur systematischen Durchführung von Empfangsversuchen, zum Studium der Ausbreitung von Ultrakurzwellen und zur Ermittlung von Störungseinflüssen [424] einen Landkraftwagen als Fernseh-Versuchswagen (Bild 82) aus.
Er enthielt eine Bildempfangsanlage für 180 Zeilen mit mehreren UKW-Empfängern verschiedener Empfindlichkeit, einen UKW-Tonempfänger, ein UKW-Feldstärke-Meßgerät sowie einen kleinen Meßsender und konnte am Meßort durch ein Kabel an das örtliche Wechselstromnetz angeschlossen werden.
1934 - Systematische Ausbreitungsmessungen
Mit diesem Wagen führten W. Scholz und Mitarbeiter im Sommer 1934 systematische Ausbreitungsmessungen im Versorgungsgebiet des mit 180zeiligem Bild modulierten UKW-Senders Witzleben durch. Dabei ergab sich, daß die Feldstärke in einem Abstand von 25km vom Sender mit 1mV/m noch ausreichte, um mit einer kurzen Außenantenne brauchbaren Bildempfang zu erzielen.
1934 - Messungen über größere Entfernung
Im September 1934 wurden die Empfangsbeobachtungen über größere Entfernung fortgesetzt. Die Ergebnisse zeigten, daß die Reichweite des Senders - entgegen der früheren Auffassung - etwa 50% mehr als die optische Sicht betrug.
Auf dem Brocken (1.142m ü.M.) - von Berlin-Witzleben in der Luftlinie 200km entfernt, 40km hinter und rund 1km unter dem Horizont der Senderantennen - wurden unabhängig von der Tageszeit und Witterung Feldstärken von 0,1mV/m ±50% gemessen. Die Qualität des auf dem Brocken empfangenen Fernsehbildes „entsprach der Bildgüte des gleichzeitigen Empfangsbildes in Berlin" [425].
1936 - Erste Fernseh-Empfangsversuche im Flugzeug
Im Jahre 1936 führte das RPZ (W. Scholz) die ersten Fernseh-Empfangsversuche im Flugzeug (Baumuster Junkers Ju52) auf der Strecke Berlin-Breslau durch, um die Bedingungen für eine spätere Relaisverbreitung von Fernseh- Rundfunkdarbietungen aus der Luft zu untersuchen. Mit speziellen Flugzeug- Empfängern (Telefunken) für Bild und Ton wurden Empfangsreichweiten des Senders Witzleben von etwa 270km erzielt.
Planmäßige Erforschung und Bekämpfung von Bild-Störungen
Unmittelbar nach der Eröffnung des Deutschen Fernseh-Rundfunks begann die DRP mit der planmäßigen Erforschung und Bekämpfung der Störungen des UKW-Bild- und Ton-Empfangs.
Dazu gehörten:
- a) Reine Außenstörungen im UKW-Bereich, hervorgerufen durch die Zündanlagen von Vergasermotoren in bis zu 15 m Entfernung vom Empfänger.
- b) Störungen, die auf Nebenwegen (Netz) in den Zwischenfrequenzteil des UKW-Empfängers gelangten und von denselben Störquellen hervorgerufen wurden wie die Störungen des Mittelwellen-Rundfunkempfangs.
- c) Störungen, die als Verbindung von a) und b) auftraten und vorwiegend durch Ultra-Kurzwellen-Diathermiegeräte verursacht wurden [426].
Dazu kamen noch die mit unzulässig hoher Feldstärke meist ungehindert abgestrahlten Oberwellen der Kurzwellen-Überlagerungsempfänger.
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1939 - UKW Entstörung zwischen 40 und 60 MHz
Im Hinblick auf die allgemeine Einführung des Fernseh-Rundfunks war die DRP an „einer alsbaldigen Entstörung des Ultrakurzwellenbereichs besonders zwischen 40 und 60 MHz interessiert". Als Mindestentfernung der Störquelle von der Empfangsantenne wurden 1939 in waagerechter Richtung 10m und in der Höhe 5m als ausreichend angesehen, als Mindestnutzfeldstärke für den Fernsehbildempfang - bei Verwendung einer optimalen, abgeschirmten UKW-Antenne - ergaben die Messungen 0,1mV/m.
Die durch die Abmessungen der Zündanlagen von Vergaser-Motoren gegebenen Resonanzfrequenzen lagen zwischen 5 und 15m Wellenlänge. Die Abstrahlung dieser Störungen wurde dadurch begünstigt, daß die Metallteile der Kraftfahrzeuge Dimensionen von der Größenordnung der Störwellenlänge besaßen und daher für diesen Wellenbereich mehr oder weniger wirksame Resonatoren darstellten. Auffallend starke Störungen wurden bei Wagen mit Zweizylinder-Zweitaktmotoren gemessen.
W. Scholz und G. Faust (RPZ) nutzen den 2kOhm Widerstand
In Städten ergab sich eine durchschnittliche Reichweite der Zündstörungen von 50 bis 150m. Auf Grund systematischer Untersuchungen fanden W. Scholz und G. Faust (RPZ) als billigstes, leicht einzuführendes UKW - Entstörungsmittel Zündkerzen mit eingebauten Massenwiderständen von etwa 2kOhm, deren Abschirmung mit dem Zündleitungsanschluß eine Parallelkapazität von rund 10pF bildete, und Zündleitungen mit einem verteilten Ohmschen Widerstand von 5 bis 10kOhm. Damit gelang es, die Störfeldstärke in 3m Abstand vom Fahrzeug auf 10% des Wertes der bei nicht entstörtem Motor in 7m Entfernung gemessenen Störfeldstärke herabzusetzen [427].
Das organisatorische Problem einer allgemeinen UKW-Entstörung sämtlicher Kraftfahrzeuge, für die jene Arbeiten des RPZ aus dem Jahre 1939 die technische Grundlage bildeten, ist bis heute (Anmerkung: 1953) noch nicht befriedigend gelöst worden.
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