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Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945
(18) Fernseh-Berichterstattung

Fernseh-Reportagen, d. h. Aufnahmen aktueller Ereignisse, bei denen „die Fernseheinsatzmittel an den jeweiligen Ort der Übertragungen herangerückt werden müssen und eine regieliche Formung durch den Stoff nicht mehr gegeben ist" [457], hielt man in Deutschland Anfang der dreißiger Jahre im Hinblick auf den geringen optischen Wirkungsgrad der mechanischen Bildabtaster für undurchführbar.

1931 - Blick nach England

„Für 30zeilige Bilder, wie sie in England bearbeitet werden, glaubt man in Deutschland kein Publikum gewinnen zu können 22)" [195].

22) in England soll J. L. Baird bereits 1931 Straßenszenen und aktuelle Ereignisse wie das Derby in Epsom am 3. Juni mit einem in einen Möbelwagen eingebauten Spiegelradabtaster Über einen Sender auf Welle 261 m drahtlos übertragen haben. Über die Bildqualität ist allerdings nichts bekannt [458].

Das Zwischenbild-Verfahren

Man wählte deshalb für die unmittelbare Fernseh-Berichterstattung den Umweg über die Filmaufnahme als Zwischenklischee, weil man durch das entwickelte Filmband einen Lichtstrom hindurchschicken konnte, der um mehrere Größenordnungen stärker war als der von einem hell beleuchteten natürlichen Objekt reflektierte.

Der Fernseh A.G. gelang es, durch systematische Erforschung der photographischen Arbeitsbedingungen das Zwischenfilm-Verfahren so weit zu vervollkommnen, daß Bild und Ton, die gemeinsam auf einem 35mm Normal-Negativfilm aufgezeichnet wurden, spätestens 85 Sekunden nach der Aufnahme abgetastet werden und über Kabel oder Relaissender den Fernsehsender modulieren konnten. Der übertragene Streifen blieb nach der Trocknung als kopierfähiges Negativ für Archivzwecke erhalten 23).
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23) Telefunken benutzte 1934 zu diesem Zweck ein im Vorjahr von J. Eggert bei der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (AGFA) ausgearbeitetes Schnell-Entwicklungsverfahren für Umkehrfilm, bei dem jedoch die Zeitspanne von der Aufnahme bis zur Abtastung des entwickelten Tonfilms 420 Sekunden betrug. Deshalb verfolgte man diesen Weg nicht weiter.

1934 - Der erste Zwischenfilm-Übertragungswagen

Eine solche Apparatur war in dem ersten, 1934 für die RRG gebauten 3,5t-Fernseh-Aufnahmewagen (Bild 109) eingebaut. Kamera und Entwicklungseinrichtung konnten stillgelegt werden, so daß sich mit dem Filmabtaster des Wagens allein auch fertige Filme übertragen ließen. Für die Bildaufnahme dienten Kamera-Objektive von 40, 255 und 650mm Brennweite, mit denen Großaufnahmen noch aus 15 bis 20m Entfernung „geschossen" werden konnten [200].

1935 - Jetzt kam der Ton dazu

Nach der Eröffnung des deutschen Fernseh-Rundfunks in Berlin am 22. März 1935 wurden von der RRG neben diesem Fernseh-Aufnahmewagen noch ein kleiner Tonfilmwagen und ein Beleuchtungswagen für die Aufnahme aktueller Tagesereignisse eingesetzt. Die damit aufgenommenen Szenen gingen abends als „Spiegel des Tages" über den Sender.

1935 - Rot war im "Braunen Staat" nicht erwünscht

Der für den 1. Mai 1935 geplante erstmalige propagandistische Einsatz des auffälligen roten Zwischenfilm-Reportagewagens wurde allerdings untersagt, so daß sich die RRG für eine Pressevorführung ihrer aktuellen Fernseh-Berichterstattung am 30. 3. 1935 mit der gestellten - übrigens gut gelungenen - Aufnahme des Reichssendeleiters auf dem Tempelhofer Feld begnügen mußte.

1935 - Gleich noch ein Mißerforlg

Auch der zweite Einsatz des Wagens anläßlich der feierlichen Eröffnung des „Fernsehsenders Paul Nipkow" durch E. Hadamowsky am 29. Mai 1935 wurde ein Mißerfolg, weil der starke Tonbildsender der DRP, der an jenem Vormittag zufällig für Versuchssendungen lief, die Bild- und Tonübertragung mit den beiden 20W-Reportagesendern des Zwischenfilmwagens bis zur Unbrauchbarkeit störte.

1936 - Bilder der XI. Olympischen Spiele zum ersten Male im Fernseh-Rundfunk

Im Dezember 1935 machte F. Härder (RPZ) den Vorschlag, Bilder von den im August 1936 in Berlin stattfindenden XI. Olympischen Spielen zum ersten Male durch den Fernseh-Rundfunk zu übertragen.

Die Technik für die Olympia-Kamera stand im Bunker

Es gelang der DRP, unterhalb der Kampfbahn am Laufziel einen Bunker einbauen zu lassen, in dem das Verstärker-, Speise- und Kontrollgestell für die große Telefunken-Speicherrohrkamera sowie für die zugehörige Modulator- und Taktgeberanlage installiert wurden.

Die (Anmerkung: weltbekannte Olympia-) Kamera, die im inneren Umgang neben der Kampfbahn stand, war durch 2 Kabel von 30m Länge mit dem Bunker verbunden. Das Verstärkerpersonal konnte sowohl das über Kabel abgehende als auch das vom Sender ausgestrahlte Bild überwachen.

Eine zweite Farnsworth-Kamera der Fernseh A.G.

Die Fernseh A.G. hatte im oberen Umgang am Marathon-Tor eine Farnsworth-Kamera mit Sondenröhren-Abtaster aufgestellt, deren kofferartige Verstärker- und Speisegeräte in einem Mauerbogen untergebracht waren. Eine dritte, von W. Heimann und G. Weiss (RPZ) entwickelte Elektronenkamera mit Bildspeicherrohr stand auf der Zuschauertribüne des Schwimmstadions.

Eine 3. (Film-) Kamera auf dem Zwischenfilm-Wagen

Daneben hatte die DRP am Rande des Maifeldes und im Marathon-Tor einen soeben von der Fernseh A.G. fertiggestellten Zwischenfilm-Wagen (Bild 110) eingesetzt, der im Gegensatz zu dem älteren Wagen der RRG einen Halbformatfilm von 35mm Breite mit einem Bildformat von nur 9 x 12mm benutzte. Dadurch sanken die Aufnahmekosten auf die Hälfte, und die Aufnahmedauer mit einer Kassette stieg auf 65 Minuten. 2 Minuten nach der Aufnahme lief der Film völlig getrocknet durch den Abtaster. Der Ton wurde als 5fach-Doppelzackenschrift auf dem Film mitaufgezeichnet. Die Kamera des Wagens war mit auswechselbaren Objektiven von 2, 8 bis 50cm Brennweite ausgerüstet.

Man benötigte 20kVA und frisches Wasser für diesen Wagen

An den Einsatzstellen des Wagens mußte ein Drehstromanschluß für 20kVA, Frischwasser, ein Wasserabfluß und ein Breitband-Kabelanschluß zur Verfügung stehen. Zur Bedienung des Zwischenfilm-wagens waren 4 Mann erforderlich. 1938 wurde der Wagen für 441 zeiliges Bild umgebaut. Er übertrug u. a. noch während der Funkausstellung 1938 Szenen aus dem Ausstellungs-Freigelände.

Im Olympia-Stadion war bereits Koaxial-Kabel verlegt

Für die Fernseh-Aufnahmegeräte waren im Olympia-Stadion 5 Anschluß-Stellen (vgl. Bild 97) vorgesehen, die durch Koaxial-Kabel mit einer im Zielrichterbau unterhalb der Wertungstafel untergebrachten Fernseh-Schaltstelle verbunden waren. Von dieser führten 3 Koaxial-Kabel zum Trägerfrequenz-Verstärkeramt Stallupöner Allee und von da über das Fernseh-Studio Rognitzstraße zum UKW-Sender Witzleben. Da die verschiedenen mechanischen und elektronischen Bildgeber noch nicht synchronisiert waren, mußten zwischen den einzelnen Übertragungen jeweils kurze Umschaltpausen eingelegt werden.

Fernseh-Großreportage vom Reichsparteitag klappte nicht

Auf Grund des Erfolges dieser ersten Fernseh-Großreportage sollten auch die im September jenes Jahres stattfindenden Veranstaltungen anlaßlich des Reichsparteitages der NSDAP in Nürnberg über den Fernseh-Rundfunk übertragen werden. Da das Breitbandkabel Berlin-Leipzig jedoch damals noch nicht bis Nürnberg verlängert war, mußte sich die Reportage auf Filmsendungen beschränken.

Ein Sonderflugzeug brachte die vormittags in Nürnberg belichteten Filme nach Berlin, dort wurden sie entwickelt, kopiert, geschnitten und um 18 Uhr vom Fernseh-Sender übertragen. Zur Abkürzung der Bearbeitungszeit mußten gewöhnlich Film-Negative abgetastet und elektrisch umgekehrt werden. Derartige exakte Film-Fernsehreportagen wurden 1936 zum ersten Male überhaupt durchgeführt [459].

Direkt-Übertragung erst im August 1937

Nachdem im August 1937 die Fernseh-Kabelverbindung Berlin-Leipzig bis Nürnberg verlängert worden war, konnten im gleichen Monat die Veranstaltungen vom Reichsparteitag der NSDAP als 180zeiliges Fernsehbild von Nürnberg über das Kabel nach Berlin übertragen und vom Fernsehsender Witzleben ausgestrahlt werden. Von der Fernsehsprechstelle im Postamt2 am Bahnhof Nürnberg führten zwei Spezial-Fernsehkabel zum Hauptplatz in Nürnberg und zum Parteitaggelände. Sie wurden durch gewöhnliche Fernsprechadern bis zu den einzelnen Aufnahmestellen verlängert. Jede Übertragungsleitung konnte im Postamt2 für sich mit einem einstellbaren Entzerrer entzerrt und über einen Zwischenverstärker mit Kontrollbildgerät auf die Fernleitung geschaltet werden.

Noch gute Bilder auch bei trübem Wetter

Zur Aufnahme dienten 2 Elektronenkameras und die Filmkamera des Zwischenfilm-Wagens, die vor allem „auch bei sehr trübem Wetter noch gute Bilder lieferte". Der Zwischenfilm-Wagen bot außerdem die Möglichkeit, die Bilder der am Tage aufgenommenen Veranstaltungen für die Abendsendungen des Berliner Fernsehrundfunks wiederholt zu übertragen [460]. Aufnahmen mit der Farns-worth-Kamera im Kongreßsaal lieferten wegen der ungenügenden Beleuchtung nur silhouettenartige Bilder.

Neues kleineres Zwischenfilmgerät

Für viele Reportage-Zwecke erwies sich der schwere Aufnahme-Wagen als eine zu umfangreiche Einheit. Deshalb entwickelte die Fernseh A.G. 1936/37 ein Zwischenfilmgerät (Bild 111) von 1,20 x 1,30 x 0,65m, das u. a. auch für Innenaufnahmen gedacht war: Aus einer kombinierten Spiegelkamera für Bild und Ton mit drei Objektiven von 5; 7,5 und 15cm Brennweite lief der Halbformat-Film mit 23,75 cm/s in das Schnellentwicklungsgerät.

Nach einer Naßbearbeitungsdauer von 33 und einer Trockenzeit von 43 Sekunden wurde der Film in einem umgebauten Ernemann VIIB Projektor mit Sondenröhre abgetastet. Bildverstärker, Impulsgeber, Modulationsgerät und Tonverstärker waren in 6 leicht tragbaren Kästen untergebracht. Das Gerät konnte mit seiner Einkanal-Modulation unmittelbar auf den Sender arbeiten. Es stellte die letzte Entwicklungsstufe des abklingenden Zwischenfilmverfahrens dar [461].

1938 - Verdrängung des Zwischenfilm-Verfahrens durch ein Schnellberichterstattungs-Gerät

Durch die Iconoscope-Kamera für die unmittelbare Übertragung von Freilicht-Szenen war das Zwischenfilm-Verfahren 1938 endgültig verdrängt worden. Auf Grund der damit gewonnenen Erfahrungen wurde jedoch 1939 von der Fernseh A.G. ein Schnellberichterstattungs-Gerät entwickelt, das den Stoff für die abendliche Sendung der wichtigsten Tagesereignisse lieferte.

Da die mit der kombinierten Bild- und Ton-Kamera für Halbformat-Film aufgenommenen Streifen „möglichst ohne zeitraubenden Schnitt gesendet werden" sollten, war die Spiegelkamera wieder mit einem Revolver für 4 Objektive von 5; 7,5; 15 und 30cm Brennweite ausgerüstet, deren Blenden- und Entfernungseinstellung gemeinsam verändert werden konnte.

Während des Objektivwechsels wurde auf den Film eine Irisblende projiziert, deren Bild den Einstellungswechsel überbrücken sollte. Über einen seitlich herausgeführten, verlängerten Suchereinblick konnte auch der Sprecher das jeweils von der Kamera erfaßte Bild ständig beobachten und entsprechend kommentieren.

Zum Antrieb der Kamera diente ein 12 Volt Gleichstrommotor. Die Außenkassetten faßten je 200m Film. Sie konnten nach der Aufnahme unmittelbar auf das Schnellentwicklungsgerät aufgesetzt werden, das mit Fixierentwicklung (10 Sek.) und - zur Verkürzung der Trockenzeit - mit einer Wasser-Alkohol-Wäsche arbeitete. Die gesamte Bearbeitungszeit dauerte 80 Sekunden. Zu dem Gerät gehörte ein besonderer Sondenrohr-Filmabtaster für 441 Zeilen, der 1940 im Deutschlandhaus aufgestellt wurde [462].
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1938 - Fernseh-Reportagewagen mit 2 Speicherrohr-Kameras

1938 entwickelte die RPF den ersten mit 2 Speicherrohr-Kameras für 441 Zeilen ausgerüsteten Fernseh-Reportagewagen (Bild 112), der zur Vermeidung von Zündstörungen einen Dieselmotor erhielt. Die Kameras mit ihren vom Bildmischpult ferngesteuerten Objektivblenden konnten sowohl vom Dach des Wagens als auch - über ein 300m langes Niederfrequenz-Kabel - außerhalb des Fahrzeugs betrieben werden.

Die Bildsignale gelangten vom Vorverstärker in der Kamera über das Kabel zu einem im Wagen fest eingebauten Zwischenverstärker, in dem sie mit der additiv hinzugefügten Störsignalkompensation versehen wurden. Sie modulierten dann den genormten 8,4 MHz-Träger und konnten - nach Auswahl des geeigneten Bildes im Mischpult - zusammen mit den vom eigenen Taktgeber des Wagens erzeugten Zeilen-und Rasterimpulsen als fertiges Einkanalgemisch trägerfrequent über einen Fernsehkabel-Anschluß oder einen in den Wagen eingebauten UKW-Sender zum Fernseh-Studio übertragen werden.

Erstmalige Verwendung von Rechteck-Impulsen

Zur Prüfung des Verstärkerzuges und des Modulationsgeräts wurde erstmalig ein Rechteck-Impuls hoher Flankensteilheit eingetastet. „Das auf einem Oszillographen beobachtete Ab- und Anklingen des Trägers zwischen seinem Null- und seinem Maximalwert innerhalb von zwei Perioden zeigt die Ausdehnung des Frequenzbandes bis zur notwendigen oberen Grenzfrequenz [463]."

Die XII. Olympischen Spiele in Helsinki 1940 waren abgesagt.

Da sich die DRP zu Anfang des Krieges entschlossen hatte, die der deutschen Fernseh-Industrie erteilten Aufträge über die Reportagegeräte für die geplante Fernseh-Ubertragung der XII. Olympischen Spiele in Helsinki 1940 nicht zu annullieren, standen Ende 1940 etwa 12 vollständige Kameras (Bild 113) mit Bildkontroll- und Speisegeräten (Bild 114) zur Verfügung. Von diesen wurden die Telefunken-Apparaturen, die für festen Einbau in 5 Übertragungswagen vorgesehen waren, wegen ihres Gewichts als stationäre Anlagen in verschiedenen Studios weiter verwendet.

Steckbare Technik in Panzerholz-Koffern

Für Fernseh-Reportagen setzte die Reichspost Fernseh-Gesellschaft (RFG) vorwiegend eine Apparatur ein, die von der Fernseh A.G. nach dem Muster der im Dezember 1938 an die Ente Italiano per le Audizione Radiofoniche (EIAR) gelieferten Studio-Geräte entwickelt worden war. Verstärker, Bild-Modulator, Taktgeber und Kontrollgeräte bildeten leicht tragbare Einheiten in Panzerholz-Koffern von 64 x 64 x 30cm mit einem Gewicht von je 30 bis 75kg, die sich durch Kabel mit Vielfach-Steckern miteinander verbinden ließen.

Die von den Kameraverstärkern gelieferten, mit den Austastimpulsen versehenen Bildsignale konnten in einem Mischpult niederfrequent ineinander überblendet werden und modulierten dann - nach Eintastung der Gleichlaufzeichen - als Einkanal-Spannungsgemisch die für die Kabelübertragung erforderliche Hilfsträgerfrequenz von 8,4 MHz. Die Anlage arbeitete zum ersten Male auf der Funkausstellung 1939, auf der sie die ihr gestellten Aufgaben „leicht und sicher" löste.
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Im Berliner Sportpalast wurde die Apparatur zum ersten Male am 11. August 1939 anläßlich eines Boxkampfes Heuser-Preciso eingesetzt; die mit einer Super-Iconoscoperöhre ausgerüstete Kamera stand an der Brüstung des ersten Ranges zwischen zwei Zuschauerreihen; der Übertragungswagen diente nur als Arbeitsraum.
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1939 - Freilicht-Übertragung eines Fußballspiels Deutschland-Italien

Am 26. November 1939 wurde die Reportageanlage erstmalig für die Freilicht-Übertragung eines Fußballspiels Deutschland-Italien im Olympia-Stadion eingesetzt. Auch hier arbeitete sie trotz Regen, Schnee und starker Bewölkung selbst nach Sonnenuntergang noch befriedigend [317].

Breitbandkabel-Ortsnetz in Berlin mit 441 Zeilen

Das in Berlin ausgelegte Breitbandkabel-Ortsnetz, das in erster Linie als Reportage-Zubringer diente, erlaubte die unmittelbare Übertragung eines mit den Bildsignalen des 441-Zeilen-Bildes modulierten Trägers von 8,4 MHz. Für die Übermittlung eines 441-Zeilen-Bildes auf Breitband-Fernkabeln dagegen, die für eine maximale Frequenz von 4,2 MHz bemessen waren, mußte dieser Träger von 8,4 MHz in den bereits erwähnten Umsetzergeräten auf 4,2 MHz herabgesetzt werden. Die Bildsignale wurden dabei als unteres Seitenband von entsprechend verringerter Breite übertragen.

Die mechanischen Taktgeber funktionierten nur im Studio

Die Reportagegeräte der RFG waren mit eigenen, meist mechanischen Taktgebern ausgerüstet, so daß sich die Bilder von verschiedenen Kameras im Mischpult des Übertragungswagens beliebig ineinander überblenden ließen. Sie konnten jedoch nicht in die vom Studio gelieferten, mit dem Zentraltakt und Träger des Studios behafteten Bilder eingeblendet werden, weil die Gleichlaufsignale und Trägerphasen beider Stellen gegeneinander pendelten. Es mußte deshalb im Zentralstudio vom eigenen Programm auf Reportage oder umgekehrt jeweils umgeschaltet werden, wobei Bildsprünge durch eine selbsttätige Synchron-Schal-tung nach Möglichkeit verhindert wurden.

Bildmodulationsgerät am Aufnahmeort ermöglicht synchronisierte Kabelübertragung

Wegen dieser Mängel bevorzugte man im Berliner Fernseh-Rundfunk bei allen vorbereiteten Reportagen die synchronisierte Kabelübertragung, wobei das Bildmodulationsgerät am Aufnahmeort vom Studio aus über eine Hochfrequenz-Leitung mit dem vom Zentraltaktgeber gelieferten 8,4 MHz-Träger und den mit Rücksicht auf die Kabellaufzeit zeitlich verschobenen Gleichlauf-Impulsen versorgt wurde. Zur Verbilligung des Steuerkabels ging man später versuchsweise dazu über, mit den Gleichlaufimpulsen für die Reportage-Apparatur einen durch Frequenzabbau aus der Mutterfrequenz von 8,4 MHz phasenstarr erzeugten Hilfsträger von nur 0,7 MHz zu modulieren und diesen am Übertragungsort ebenfalls wieder phasenstarr auf 8,4 MHz zu erhöhen [457].

Die Synchronsteuerung der Reportage-Apparatur über ein besonderes Hochfrequenzkabel wurde vor allem beim Parallelbetrieb zwischen Deutschlandhaus und dem Kuppelsaal des Olympia-Stadions durchgeführt.

1941 - Immer mehr propagandistische Nachrichten

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  • „Während in anderen kriegführenden Ländern der Fernsehsendebetrieb mit Kriegsbeginn eingestellt wurde, läuft in Deutschland der Versuchsbetrieb des Fernsehsenders nicht nur wie bisher ungestört weiter, sondern es wurde außerdem eine Erweiterung der Sendeeinrichtungen vorgenommen, um das Fernsehen in den Dienst der Verwundetenbetreuung zu stellen",

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schrieb 1941 eine Fachzeitschrift [464].
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Inzwischen machte man Fernsehen mit Routine

Ähnliche routinemäßige Reportagen wie z. B. Übertragungen von Fußballspielen aus dem Olympia-Stadion, von Freilicht-Ausstellungen, Gymnastikvorführungen oder einem Gastspiel des Zirkus „Sarrasani" im Rahmen der Sommerblumenschau im Funkturmgarten gelangen fast immer. Mißerfolge traten nur bei ungewöhnlichen Verhältnissen auf, so z. B. bei der Reportage von einer Eislaufveranstaltung im Sportpalast, bei der die Fernsehbilder infolge der starken Reflexe des Eises und der photographisch unzweckmäßigen Konstruktion der Fernsehkameras bis zur Unbrauchbarkeit kontrastlos wurden.

Für die Propaganda war jedes Mittel recht

Zu den Aufgaben des Reportagetrupps der RFG gehörte während des Krieges auch die Vorführung des Fernsehens bei propagandistischen Veranstaltungen zugunsten des Winterhilfswerks, bei Weihnachtsfeiern oder dergleichen. Es wurden dann Aufnahmen aus dem Publikum gemacht und gleichzeitig auf Empfängern, die im Inneren des Übertragungswagens oder in einem anderen Saale standen, vorgeführt.

Von solchen Plätzen, an denen keine Fernseh-Breitbandkabel lagen, z. B. vom Ehrenmal Unter den Linden, übertrug man die Reportagesendungen versuchsweise mit einem Dezimeter-Sender von 15W Leistung und etwa 85cm Wellenlänge auf einen auf der Spitze des Funkturms stehenden Relais-Empfänger und von da über das vorhandene Kabel zum Deutschlandhaus. Es ließen sich auf diese Weise Entfernungen bis zu 12km mit genügender Verstärkungsreserve überbrücken.

Der Krieg blockierte und erstickte so nach und nach "Alles".

Versuchssendungen während der Fahrt des Übertragungswagens auf der Ost-Westachse litten dagegen unter starken Schwunderscheinungen und lieferten infolge der ungleichen Periodenzahl zwischen Netz und Wagengenerator - Bilder mit wandernden Brummstörungen. Die Arbeiten wurden - offenbar wegen der Kriegslage - nicht weiter fortgesetzt.

Der Film war nach wie vor der dominierende Zubringer fürs Fernsehen

Unabhängig von der RFG unterhielt der „Fernsehsender Paul Nipkow" (RRG) einen eigenen Film-Reportagetrupp, der über eine kombinierte Debrie-Klangfilm-Kamera für Bild und Ton, mehrere Arriflex-Handkameras für Normalfilm und über einen ausreichenden Beleuchtungspark verfügte. Er stellte Filmaufnahmen von solchen Objekten her, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht für die unmittelbare Fernseh-Wiedergabe eigneten, und lieferte vor allem Filme für die szenische Ergänzung und Milieu-Wiedergabe bei Fernseh-Spielen, ferner das Material für aktuelle, belehrende oder volkskundliche Sendungen u.v.a.

Trotz des Krieges arbeitete dieser motorisierte Filmtrupp der RRG auch außerhalb Berlins, z. B. in Münster/W., wo noch heute eine Urkunde an sein Wirken erinnert. Hier wurden die ersten Innen-Aufnahmen für eine volkskundlich-künstierische Fernsehsendung gedreht [465].


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