Die Geschichte der Firma Albrecht Berlin ist verknüpft mit der Lebensgeschichte von Günter Kiess.
Sept. 1926 - Der Anfang
Gründung der Firma Albrecht in Tempelhof. - Geschäftsfeld : Versand von Radioteilen
etwa 1930 - die Anfänge der "MWA"
Beginn der "Mechanischen Werkstatt Albrecht" in Berlin-Tempelhof, Blumenthalstr. 11
1936
1945
Wiederbeginn mit 4 Mitarbeitern, zunächst nur Reparaturarbeiten, dann Herstellung von Tabakschneidemaschinen und Ölpressen
01.11.1946 bis 31.08.1948
Ingenieurpraktikum von G.K. bei TELEFUNKEN Sickingenstr., Oberlandstr. und Ebersstr.
01.09.1948 bis 24.02.1951
G.K. Studium Fernmeldetechnik an der Staatlichen Ingenieurakademie Gauß Berlin, Bochumer Str. 8
Sept. 1948
Beginnn der Mitarbeit von G.K. als freiberuflicher Mitarbeiter bei der Firma Albrecht. Aufgabe: Weiterentwicklung und Bau des 4-Kanal Mischpultes für die Firma ROCO durch G.K. Entwurf Werner Stroetzel (später an Bavaria verkauft, dort im Musikatelier Schornstr. eingesetzt)
Juni 1948 bis Okt. 1949
Entwicklung und Bau eines 8-Kanal Mischpultes für das Mischatelier des Filmstudio Tempelhof der UFA (Herr Reimann) Entwurf G. Kieß
20.03.1950
Lieferung der Magnetton-Kamera MTK 1 an das Filmstudio Tempelhof (Dr. Ing. Martin Ulner, Horst Redlich) - Das war die erste speziell entwickelte Magnetfilmkamera der Welt
03.04.1950
Vortrag von Dr. Ulner (Technischer Leiter des Filmstudio Tempelhof) über die MTK 1 vor der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft (DKG) im Amerikahaus, Kleiststr.
18.07.1950
01.10.1950
Offizielle Einstellung von G.K. bei Firma Albrecht
11.12.1950
Lieferung einer MTK 2 an die BAVARIA Filmstudios, Geiselgasteig
12.01.1951
Lieferung eines ersten Magnetfilm-Durchzuglaufwerks "MB 1" an die BAVARIA Filmstudios, Geiselgasteig (später wurde daraus die Bezeichnung "ML 1"). Albrecht war somit der erste Hersteller, der die Problematik des sysnchronen Filmtones in einem Magnetfilm-Gerät produktionsreif entwickelt hatte.
16.02.1951
G.K. hat sein staatliches Ingenieurexamen "Mit Auszeichnung" bestanden
ab Feb.1951
Von nun an festes Gehalt für G.K. bei Firma Albrecht (DM 300,--/Monat)
20.04.1951
Siemens-Klangfilm liefert 3 Monate nach Albrecht die erste "Magnetocord" Maschine aus. Hier kommt auch das spätere Synonym "Cord" bzw. "Cordläufer" her.
12.07.1951
Lieferung eines 5fach Bandspielers für Karl Ritter, Argentinien
1951
PERFECTONE liefert das erste Magnetfilm-Laufwerk
Dez. 1951
Erste MTK für die AFIFA Studios, Wiesbaden (Herr Steppacher, Herr Bellers)
Dez. 1951
Treffen von Wilhelm Albrecht und Günter Kieß mit Heinz Thiele und Herrn Patentanwalt Metzger von der Zeiss Ikon AG wegen des AEG-Patentes DBP 743 411 (HF-Patent von 1940) -
Hier in dieser historischen Aufstellung steht es zum ersten Male :
- Ganz offensichtlich hatten die Amerikaner nach der Kapitulation im April 1945 die deutschen Patente nur ausserhalb Deutschlands "für null und nichtig erklärt" (ist leider völliger Unsinn - ???). Es geistern mehrfach Gerüchte herum, daß ein Max Grundig sich mit den alten (Reichs-) Patenten (insbesondere dem AEG-Telefunken-Patent für 3-Motoren-Laufwerke) sehr schwer tat.
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Patentrecht - Anmerkung zu dem Informationsstand von 1948
Mehr von solchem Unsinn über die Patentlage (nach "dem (angeblichen) Verlust aller Patente" nach der Kapitulation im April 1945) sowie über die verlorenen Schutzrechte finden Sie in den Editorials der Funk-Technik von von 1949. Warum die damaligen angeblichen Rechtsanwälte in der Funkschau solche Storys in die Welt gesetzt hatten, kann nur auf den immer noch verbohrten NS-Background von 1948 zurückgeführt werden. Denn es war schlichtweg eine falsche Darstellung der Rechtslage.
Darum hier der Nachtrag : Leider stimmt das alles nicht.
In diesen frühen Artikeln in der Funkschau und der Funk-Technik kommt der Geist der alten Kämpfer aus der 12 jährigen NS-Zeit zum Vorschein, die den Verlust des 2. Weltkrieges nicht verdaut bzw. verkraftet hatten. Ein kompetenter Kenner der Materie hat es ganz genau auseinander gedröselt bzw. zerlegt, was es mit den deutschen Patenten nach dem verlorenen Krieg wirklich auf sich hatte. Es steht hier im Fernsemuseum bei der Patent-Historie von 1945 und ist wirklich lesenswert.
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So taten sich MWA-Albrecht als erster Hersteller von Cordläufern und Zeiss-Ikon zusammen und gingen gemeinsam gegen die Patente von Siemens-Klangfilm (eine ehemalige AEG Tochter) vor. Am Ende der 50er Jahre waren alle strittigen Patente, die den Magnetfilm !!! (also nur den Film !) betrafen, vom deutschen Patentamt für nichtig (oder ungültig ?) erklärt worden.
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05.01.1952
15.02.1952
Eintritt von G.Kiess in die DKG - Deutsche Kinotechnische Gesellschaft - (GF Herr Laufmann). Daraus ist unter der Leitung von Herrn Norbert Bolewski in den 20 späteren Jahren die inzwischen sehr bekannte FKTG geworden.
1952
Lieferung der ersten Magnetfilm-Bandspieler an die AFIFA, Wiesbaden
25.12.1952
Ein Meilenstein fürs deutsche Fernsehen: Wiederbeginn des Fernsehens in Deutschland (West) im Bereich des NWDR einschließlich Berlin-West
07.03.1953
Erste Teilnahme von G.K. an den Sitzungen des Fachnormenausschuß Kinotechnik im DIN (Obmann Dr. Wohlrab)
15.01.1954
Teilnahme von G.K. an der Sitzung des Verbandes Filmtechnischer Betriebe (VFB) in der Möve in Hamburg zur Abwehr der von Siemens geforderten Magnetfilm-Lizenz von DM 0,10 pro Meter
März 1955
Entwicklung und Bau des Vorschubantriebes VA 32 mit Steuerverstärker SV 32 zur amplitudenabhängigen Rillen-Vorschubsteuerung beim Neumann- Schallplattenschneidgerät für die TELDEC
1955
SONDOR liefert das erste Magnetfilm-Laufwerk
09.09.1956
Umwandlung der Firma Albrecht in eine GmbH
Geschäftsführer:
Wilhelm Albrecht, Helene Albrecht, Günter Kieß (gesamtvertretungsberechtigt)
Sept. 1960
Erstmalig als Mitaussteller auf der PHOTOKINA, Köln auf dem Stand der UNION Tonfilmmaschinenbau in Halle 9
22.05.1962
Wilhelm Albrecht im Botho-Schwerin-Krankenhaus gestorben
23.05.1962
Beginn des Umzuges der MWA von Neukölln, Juliusstr. 51 nach Neukölln, Maybachufer 48 - 51
Juni 1962
MB 3, speziell für die Anwendung im Fernsehen geeignete Variante des Magnetton-Bandspielers MB 2, Betriebsarten NETZ / PILOTTON / INTERLOCK / ROTOSYN, und neu: die Synchronpunktverstellung mit Planetentrieb.
Dez. 1964
April 1965
Umstellung der Tonverstärker für die Magnetfilm-Laufwerke von Röhren auf die Transistortechnik.
28.07.65
Nach 25 Jahren: Ablauf des HF-Patentes DRP 743 411 Verfahren zur magnetischen Schallaufzeichnung H.J.v.Braunmühl, W. Weber erteilt 28.07.1940. Jetzt mußte keiner mehr Lizenzgebühren an die AEG bzw. deren Nachfolger zahlen. Und das tat der AEG sehr weh.
Feb. 1966
Entwicklung des Vorschubantriebes VA 66 mit transistorisiertem Steuerverstärker SV 66 mit 1/4 U Amplitudenspeicher für die NEUMAN Schallplatten-Schneidanlage.
01.01.1968
Eintritt von G.K. in die SMPTE (Society of Motion Picture and TelevisionEngineers)
März 1968
Einführung der knackfreien Aufnahmeeinschaltung (Insert Recording)
Mai 1969
MB 41 erstes Magnetfilm-Laufwerk mit elektronischer Antriebssteuerung SYNTRONIC A (3 Phasen Sinus-Steuersignal)
- 16 mm 150 Bilder/sec
- 35 mm 100 Bilder/sec
Juli 1969
RG 30 Elektronischer Dreiphasen-Rangiergeber für das SYNTRONIC A System
01.01.1970
Nov. 1971
VK 30 - Video-Koppelgerät zur Schleppverkopplung von MB 41 Laufwerken mit Video-Recordern (Abtastung der Kontrollspur mit Hallköpfen)
April 1972
UZ 40 Elektronischer Zeitzähler zur filmsynchronen Zeitzählung
Mai 1973
BA 41 - Bildabtast-Laufwerk zur Abtastung von Bildfilm über eine Vidicon-Kamera (Steenbeck Prisma mit Getriebeantrieb)
Okt.1973
Ernennung von G.K. zum stellvertretenden Obmann des Arbeitsausschusses 13 (Magnetton) im FAKI (Fachnormenausschuß Kinotechnik im DIN)
ab Dez. 1973
G.K. wird Deutscher Delegierter in der Arbeitsgruppe WG 3 (Tontechnik) des Technischen Kommitees TC 36 (Kinematographie) der ISO (International Standardisation Organisation)
Mai 1974
Ernennung von G.K. zum Obmann des FAKI Arbeitsausschuß 13 (Magnetton)
Feb.1975
PB 41-16 - Projektions-Bandspieler zur Direktprojektion von Bildfilm 16 mm mit SYNTRONIC A Antrieb GTC Holoscope, Xenonlampe 500 W
März 1975
AP 41 - Automatische Positionssteuerung für automatischen Schleifenbetrieb und zur Verkopplung von MB 41 Laufwerken über Zeitcode
1.7.1975
Eintritt von G.K. in die BKSTS British Kinematograph Sound and Television Society
30.09.1975 - Jubiläum 25 Jahre
Feier der 25jährigen Zugehörigkeit von G.K. zu MWA
April 1976
MB 43 - Dreifach Magnetton-Bandspieler - Drei Laufwerke mit gemeinsamem elektronischen Antrieb übereinander in einem Gehäuse
August 1976
KG 40 - Koppelgerät mit digitalem Zwischenspeicher für den Betrieb des MB 41 Laufwerken an schnellen Quellen wie z.B. Filmabtaster Rank Cintel Mark III
07.09.1976 - noch ein Jubiläum - 50 Jahre
Feier des 50jährigen Jubiläums der MWA
01.04.1977
Jürgen Wallow bei MWA eingestellt
14.02.1978
April 1978
MB 42 Magnetton-Bandspieler mit teilweise digitaler CMOS-Antriebssteuerung SYNTRONIC B
- 16 mm 250 Bilder/sec
- 35 mm 100 Bilder/sec
Sept 1980
Vorstellung des neuen Magnetfilm-Laufwerks MB 51 mit Capstan-Antrieb auf der PHOTOKINA in Köln. SYNTRONIC M Antrieb mit 2 Microcomputern
- 16 mm 750 Bilder/sec
- 35 mm 300 Bilder/sec
Feb. 1981
Umbau der Betriebsräume am Maybachufer zur Anpassung an die MB 51 Fertigung
(Reduzierung der mechanischen Fertigung)
Aug. 1981
10.05.1982
Verleihung der goldenen DIN Ehrennadel an G.K. für besondere Verdienste um die filmtechnische Normung (überreicht am 23. 8.)
17.05.1982 bis 24.05.1982
G.K. Leiter der deutschen Delegation bei der Plenartagung des ISO TC 36 in Berlin
Sept 1982
G.K. zum Mitglied des FKTG Vorstandes gewählt mit :
Prof. In der Smitten, Dr. Pohl, Prof. Messerschmid, Wellhausen, Seidelmann
Aug. 1983
VA 50 Vorabtast-Leuchtbandanzeige
Okt.1983
PB 51-35 Projektions-Laufwerk 35 mm GTC Holoscope, Xenonlampe 1600 W
Dez. 1983
VFS Video- und Film-Laufwerksteuerung für die programmierte Steuerung von 7 MB 51, 1 PB 51 und einem Video-Recorder
März 1984
April 1984
PB 51 16/35 Kombiniertes Projektions-Laufwerk 16 und 35 mm mit austauschbarer Holoscope-Einheit Xenonlampe 1600 W
17.9.1984 - MWA wird verkauft
Verkauf der Kapitalanteile der MWA durch die Eigentümerinnen Helene Kunow und Margret Nilsson an die Berliner Elektro Beteiligungen (Dr. Manfred Bernau)
24.10.1984
Peter Stroetzel zum Prokuristen ernannt
26.10.1984
Börseneinführung der Aktien der Berliner Elektro Beteiligungen AG (Kurs 190,-- DM)
01.01. 1985
Ernennung von G.K. zum Leiter des Fachbereichs 3 (Laufbildtechnik) im Normenausschuß Bild und Film im DIN (bis 1994)
24.06.1985 bis 30.06.1985
G.K. Leiter der deutschen Delegation bei der 12. Plenartagung von ISO TC 36 in London
14.10.1986
O.G. Dahme scheidet als Geschäftsführer aus bleibt aber Leiter der kaufmännischen Verwaltung. G.Kieß nunmehr alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer
Jan. 1987
G.K. für eine zweite Amtsperiode bis 1990 zum Mitglied des FKTG Vorstandes gewählt nun mit:
Prof. In der Smitten, Dr. Reimers, Prof. Mahler, Prof. Messerschmid, Dipl.Phys. Suhrmann sowie O.H.
05.10.1987 bis 11.10.1987
G.K. Leiter der deutschen Delegation bei der 13. Plenartagung von ISO TC 36 in Peking
Januar 1989
PB 51-16 / 35 XL, 35 mm Capstan Bildprojektor mit neuem größeren Holoscope.
Bildbreite max. 3,5 m
März 1989
UCS Universal Control System zur programmierbaren Steuerung von max. 20 MB 51 / PB 51 über serielle Zweidraht-Schnittstelle (daisy chain, party line).
15.06.1989
Firma umbenannt in " W. Albrecht Studiogeräte"
19.09.1989
G. Kieß von der BKSTS in Anerkennung der Verdienste um die Magnetfilmtechnik und die Normung zum Fellow ernannt.
01.05.1990
Peter Stroetzel zum weiteren alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer ernannt
18.05.1990
Nach Ablauf der zweiten Amtsperiode, d.h. nach 8 Jahren, scheidet G.K. satzungsgemäß aus dem FKTG Vorstand
30.06.1991 - G. Kieß verläßt Albrecht
G. Kieß scheidet mit 63 Jahren nach 43 Dienstjahren, davon 31 als Geschäftsführer der Firma, auf eigenen Wunsch bei Albrecht aus.
1.06.1992 - Verleihung der Oskar-Messter-Medaille
an G.K. durch die Fernseh- und Kinotechnische Gesellschaft
Mai 1995
Rücktritt G.K. vom Amt des Fachbereichleiters "Laufbildtechnik (3)" im Normenausschuß Bild und Film.
01.10.1997
Peter Stroetzel übernimmt als neuer Eigentümer die Firma W. Albrecht Studiogeräte von der Berliner Elektro.
17.05.2000 - Verleihung des Schwarzschild-Preises
an G.K. durch den Normenausschuß Bild und Film im DIN für langjähriges verdienstvolles Engagement für die nationale und internationale Normung" auf dem Gebiet der Lichtton- und Magenttonaufzeichnung und -wiedergabe.
30.05.2001
Rücktritt G.K. vom Amt des Obmanns des Normenausschuß phoki 3.1 "Licht- und Magnettontechnik"
30.10.2002 - Albrecht wird insolvent - das Ende einer Ära.
Die Zeit der 16mm Filmaufnahmen für die aktuelle Berichterstattung im Fernsehen ist definitiv zuende und Albrecht hatte keine Nachfolgeprodukte mehr.
Die Firma Wilhelm Albrecht Studiogeräte GmbH stellt Insolvenzantrag. Das Inventar wird von der Firma TELTEC, Salzufer 10, 10587 Berlin gekauft.
Nachtrag vom Autor gr:
Daraus hervorgegangen ist die MWA-NOVA, die neue MWA, die mit neuen Produkten einen Neuanfang gestartet hat und sich "natürlich" mit den historischen Verdiensten der alten MWA von Wilhelm Albrecht "umgibt".
Nachtrag im Okt. 2009 vom Autor gr:
Durch Zufall bekommen wir Kontakt mit einem Mitglied der amerikanischen Quadruplex Museumsgruppe (Ampex 2" MAZen) und ganz nebenbei kommt bei seinem Deutschlandbesuch im Okt 2009 heraus, daß er der US Vertreter der "New MWA" aus Berlin ist. Und so schließt sich der Kreis wieder. Es geht weiter bei New MWA.
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