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Wiedergeburt des Breitfilms durch Todd-AO

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Es begann in den 19dreißiger Jahren

Eigentlich handelt es sich bei Todd-AO um eine Wiederaufnahme der in den dreißiger Jahren weitgehend erfolglosen Versuche Hollywoods mit breiten Filmen. Zumindest Warner Brothers hatte mit Vitascope schon 1931 auf das richtige Format, 65mm, gesetzt.

Dieses erwies sich nämlich als das günstigste für Aufnahmen, die später auf 70mm-Film (breiteres Positiv wegen der sechs Magnettonspuren) kopiert werden sollten und die mit ihrem Bildseitenverhältnis von 2,2:1 fast an das von CinemaScope heranreichten, ohne Anamorphot-Objektive benutzen zu müssen. Sie nahmen jedoch gegenüber CinemaScope die zweieinhalbfache Filmfläche in Anspruch.

Die Kombination 65/70 (65mm Aufnahme und 70mm Wiedergabe)

Zu dieser Kombination 65/70, wie sie manchmal kurz genannt wird, griff Michael Todd, als er sich von der Cinerama Gesellschaft löste, um eigene Wege zu gehen. Sein neues Verfahren sollte einerseits einfacher als Cinerama sein, andererseits aber qualitativ CinemaScope in den Schatten stellen.

Kodak, Mitchell und Philips halfen bei der 70mm Technik

Dabei erhielt Todd Hilfe von der Industrie: Kodak entschloß sich, die entsprechenden Rohfilme, nun allerdings als Farbmaterialien (Eastman Color), wieder herzustellen; Mitchell konstruierte auf der Basis der bereits in den dreißiger Jahren gesammelten Erfahrungen neue Kameras, und Philips in Holland baute den Spezialprojektor DP 70, der universell zur Vorführung auch von 35mm-Filmen in verschiedenen Formaten und mit unterschiedlichen Tonsystemen benutzt werden konnte.

Die Bildfrequenz wurde von 24 Bildern pro Sekunde auf 30 erhöht, um das Flimmern auf der großen Leinwand zu verringern, doch wurde diese Technik nach dem zweiten Todd-AO-Film wieder aufgegeben.

Vor allem aber war für Todd die Bekanntschaft mit dem Wissenschaftler Dr. Brian O'Brien wichtig, der bei der American Optical Co. in New York für ihn die Objektivherstellung veranlaßte; zunächst wurde bevorzugt ein Weitwinkelobjektiv (»Insektenauge«) mit einem Bildwinkel von 128 Grad eingesetzt.
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Wie Mr. Todd zu dem Namen kam

Todd, der von O'Brien gefordert haben soll, etwas zu schaffen, »bei dem alles aus demselben Loch kommt«, womit er das Projektionsfenster meinte, griff die Anfangsbuchstaben dieser Firma auf und stellte sie seinem Namen nach: »Todd-AO«.

Diese Bezeichnung wurde zu einem ähnlichen Zauberwort für Kinobesucher wie schon CinemaScope und damit bis heute zum Inbegriff für 70mm-Filme schlechthin. Zum schnellen Publikumserfolg trugen damals die Feinkörnigkeit, Schärfe und Farbbrillanz der großformatigen Aufnahmen, aber auch der bis dahin in dieser Qualität unerreichte Stereoklang des 6-Kanal-Magnettons bei, wie die Musicalverfilmung des Bühnenerfolgs »Oklahoma!« (Fred Zinnemann, 1954/55) bewies.

Rodgers und Hammerstein sollen von den technisch-visuellen Möglichkeiten des neuen Verfahrens so begeistert gewesen sein, daß sie die Verfilmung ihres Musicals für eine Million Dollar gestattet hatten.
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Die Twentieth Century-Fox mußte dagegen halten

Übrigens trat die Twentieth Century-Fox "Oklahoma!" mit der Verfilmung eines anderen Musicals von Rodgers und Hammerstein, "Carousel" (Henry King, 1956), in CinemaScope-55 entgegen.

Fred Zinnemann wußte in "Oklahoma!" (Director of Photography: Robert Surtees) zwar noch nicht alle Möglichkeiten des Breitformats auszuschöpfen, trotzdem wurde mit dem Film »the new motion picture era« eröffnet, wie es später in der Werbung der United Artists hieß, nachdem United Artists Communications die Todd-AO Corporation aufgekauft hatte.
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30 amerikanische Filmtheater für den 70mm-Breitfilm

"Oklahoma!" lief bald in dreißig für den 70mm-Breitfilm ausgerüsteten amerikanischen Filmtheatern. Doch sicherheitshalber und auch zur breiteren Kinoverwertung wurde der Film - wie auch weitere Todd-AO-Produktionen - gleichzeitig in CinemaScope aufgenommen.

Die Kinobesitzer mußten nun, zwei Jahre nach der Einführung von CinemaScope, erneut in Umbauten investieren; Todd-AO erforderte eine große, stark gebogene Bildwand (besser : eine deutlich stärker gebogene Bildwand) mit senkrechten Aluminiumelementen für eine hohe Leuchtkraft.

Von großem Vorteil war aber, daß auf die Todd-AO-Bildwände auch andere Formate, insbesondere CinemaScope-Filme - allerdings aber mit geringerer Bildhöhe -, projiziert werden konnten, was umgekehrt nicht möglich war.
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Juli 1954 - Die Uraufführung von "Oklahoma!"

Die Uraufführung des schon im Juli 1954 in den MGM-Studios begonnenen Films "Oklahoma!" fand wegen technischer Probleme erst am 13. Oktober 1955 im New Yorker »Rivoli« am Broadway statt.

Die Europa-Premiere des Verfahrens war im Herbst 1956 auf der Kölner photokina auf einer rund 16m breiten Leinwand mit dem Kurzfilm "Das Todd-AO Wunder" - wieder mit der unvermeidlichen Rollercoasterfahrt - und Ausschnitten aus "Oklahoma!" ein großer Publikumserfolg. Erste Todd-AO-Kinos entstanden in Hamburg (»Savoy«) und München.
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Wie immer gab es viel Kritik

Die filmtechnische Publizistik nahm jedoch häufig an den auf der gekrümmten Leinwand nicht gerade wiedergegebenen waagerechten Linien Anstoß. Dieses Problem war zwar durch verzerrungsfrei projizierbare »Kompensationskopien« gelöst worden, sie kamen jedoch kaum zum praktischen Einsatz.

Statt dessen wurden einige Kinos mit speziellen Vorführkabinen für eine horizontale, das heißt nicht schräge Projektion ausgestattet. Todd hatte bewußt wegen der Ähnlichkeit zu Cinerama auf der stark gekrümmten Bildwand bestanden. Erst beim 1-Film-Cinerama wurden dann entsprechend korrigierte Kopien eingeführt. Später wurde die gebogene Bildwand für 70mm-Filme aufgegeben.

1958 - Für United Artists produziert : "In 80 Tagen um die Welt"

Als zweiter Spielfilm folgte 1956 der von Michael Todd selbst für United Artists produzierte, mit großem Staraufgebot an 25 Schauplätzen der Welt aufgenommene Ausstattungsfilm "Around the World in 80 Days" (In 80 Tagen um die Welt, Michael Anderson, 1956) nach dem Roman von Jules Verne.

Dieser Film, der im Frühjahr 1958 im MGM-Theater am Kurfürstendamm in Berlin sehr erfolgreich lief, erhielt fünf »Oscars«, darunter auch für die fotografische Leistung.

Wiederum wurde auch eine CinemaScope-Fassung gedreht, nun aber als reduzierte Kopie von 65mm-Negativen, die mit 24 statt 30 Bildern/Sekunde aufgenommen worden waren.
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Ganz spezielle Cinestage«-System Scope-Kopien für England

Auf ähnliche Weise wurden speziell für englische Kinos im »Cinestage«-System Scope-Kopien mit einem 1,56-fachen Kompressionsfaktor hergestellt, so daß das ursprüngliche Bildseitenverhältnis von Todd-AO beibehalten werden konnte.

Interessanter war aber an Cinestage die Tatsache, daß die 35mm-Filme für die englischen Aufführungen in der Breite um 1mm auf 34mm gestutzt wurden - so umging man auch den Zoll auf eingeführte 35mm-Kopien, nachdem die Cinestage-Kopien schon die Zollgebühr auf 70mm-Filme umgangen hatten. Das Londoner »Astoria« zeigte "Around the World in 80 Days" in dieser Version zwei Jahre lang.

  • Anmerkung : Diese Einfuhr-"Hemmnisse" (Zölle) kamen auf Druck der Arthur Rank Organisation als die größte Filmstudio Firma in England zum tragen. Es sollte ein Schutz gegen die übermächtigen Amerikaner aus Hollywood sein.

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13 weitere TODD-AO Spielfilme

Bis 1971 wurden dreizehn weitere Spielfilme in diesem Verfahren produziert, darunter Musikfilme wie "Porgy and Bess" (Otto Preminger, 1959 - Columbia), "The Sound of Music" (Meine Lieder - meine Träume, Robert Wise, 1964) und "Hello, Dolly" (Gene Kelly, 1968). Die meisten Todd-AO-Produktionen, darunter auch der allein schon durch seinen Titel spektakuläre Abenteuerfilm "Those Magnificent Men in Their Flying Machines" or "How I Flew from London to Paris in 25 Hours and 11 Minutes" (Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, Ken Annakin, 1964), kamen von der Twentieth Century-Fox.

1958 - Michael Todd verunglückt

1958 war Michael Todd bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und die Fox hatte mit seiner Produktionsfirma Magna auch die Rechte am Todd-AO-Verfahren erworben. Sie gab daraufhin ihr CinemaScope-55 auf und produzierte nunmehr ihre mit größeren Budgets ausgestatteten Spielfilme statt in CinemaScope in Todd-AO.

Als erster Film kam 1958 "South Pacific" (South Pacific, Joshua Logan) heraus, aufgenommen mit Objektiven von Panavision. Als der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow 1960 die USA besuchte, wurde er von der Fox eingeladen, in Hollywood den Dreharbeiten zu Cole Porters "Can-Can" (Walter Lang) zuzuschauen. "The Last Valley" (Das vergessene Tal, James Clavell) von 1970 war der letzte Film dieses Verfahrens und sollte zugleich auch die letzte Produktion von ABC/Cinerama zur Aufführung in den eigenen Filmtheatern in »70mm Super Cinerama« sein, dem inzwischen eingeführten 1-Film-Verfahren, wurde jedoch nicht mehr dort gezeigt.

Die neueren TODD 70mm-Filme in »Todd-70«

Michael Todd Junior nannte seine 70mm-Filme »Todd-70«, weil er nicht mehr mit der American Optical Co. zusammenarbeitete, sondern die Objektive von Panavision benutzte.

Er produzierte 1959 "Scent of Mystery" (Jack Cardiff), der aber vor allem durch »Smell-O-Vision« berühmt wurde: Dreißig verschiedene Gerüche, die automatisch im Kino verstäubt wurden, begleiteten die Filmhandlung. Zugleich erweiterte er den 6-Kanal-Stereoton von Todd-AO um weitere zwei Kanäle. Der Name Todd-AO überlebte übrigens als Firmierung für das bedeutendste amerikanische Studio zur Tonmischung bei Kinofilmen.

Weitere 70mm-Verfahren in West und Ost

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Konkurrenz durch Panavision

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1960 - "Exodus" von United Artists in Super Panavision-70

Ebenso wie Cinemascope erhielt auch Todd-AO Konkurrenz durch Panavision. Panavision-Chef Robert Gottschalk überzeugte Hollywood erneut durch Hochleistungs-Objektive, die eine für die Bildgestaltung vorteilhafte größere Anzahl an Brennweiten boten.

United Artists, schon als Todd-AO-Pionier bekannt, startete 1960 mit "Exodus" nach dem Roman von Leon Uris unter der Regie von Otto Preminger; an der Panavision-70mm-Kamera stand Sam Leavitt.

Bis 1983 folgten 14 weitere Filme in Super Panavision-70, wie das neue Verfahren endgültig genannt wurde, darunter solche internationalen Erfolge wie Leonard Bernsteins "WestSideStory" (Robert Wise, Jerome Robbins, 1961), "Lawrence of Arabia" (Lawrence von Arabien, David Lean, 1962) mit Alec Guinness und Peter O'Toole, die Musical-Verfilmung "My Fair Lady" (George Cukor, 1963) mit Audrey Hepburn und Rex Har-rison, Stanley Kubrics "2001: A Space Odyssee" (2001: Odyssee im Weltraum - gefilmt teils in Super Panavision 70, teils in Todd-AO und vorgeführt in 70mm Super Cinerama, 1968), "Ryan's Daughter" (Ryan's Tochter, David Lean, 1970) mit Sarah Miles und Robert Mitchum sowie die trickreichen Produktionen "Tron" (Steven Lisberger, 1982) von Disney und Brainstorm (Projekt Brainstorm, Douglas Trumball, 1982).
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Immer wieder Schummel mit dem Film-Marketing

Letzterer benutzte aus dramaturgischen Gründen eine Mischform aus Breitwand (1,85:1) und Super Panavision 70 (2,2:1). Scope-Kopien (2,35:1) wurden mit 4-Kanal-Magnetton geliefert.

Trotz ihrer Erfolge galten auch diese Filme für die meisten Kinobesucher noch als »Todd-AO Filme«, so wie der Name CinemaScope trotz des schon lange ruhenden Verfahrens gleichbedeutend mit Scope schlechthin geblieben ist. Auch die 70mm-Filmproduktion war mit wenigen Ausnahmen - darunter die oben genannten Filme - seit Anfang der 19siebziger Jahre zum Erliegen gekommen.

Streng genommen war es jedoch nur die Aufnahmetechnik mit 65mm-Negativfilm. Denn dank der inzwischen erreichten guten Bildqualität der Eastman Color, Agfa XT und Fujicolor Negativfilme konnten 70mm-Kopien unbedenklich als Blow-up von 35mm-Originalen gewonnen werden. Inzwischen waren aber auch viele Spielstätten für 70mm-Filme durch Aufteilung großer Filmtheater in kleinere Einheiten verloren gegangen.

Eine neue leichte Kamera von Panavision (System-65)

1991 griffen Brian Grazer und Imagine Films Entertainment auf den 65mm-Film zurück - eine neue leichte Kamera von Panavision (System-65) verlockte dazu, wieder einen Breitfilm aufzunehmen.

"Far and Away" (In einem fernen Land) von Ron Howard mit Tom Cruise und Nicole Kidman ist - technisch gesehen - unter der Bezeichnung »Panavision Super 70« angekündigt worden, was nicht gerade zur Klarheit beiträgt, gibt es doch mehrere Bezeichnungen in Verbindung mit »Panavision« und »70«.
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Weitere Mißvreständnise

Falsch ist auch die Behauptung in einer Presseinformation, das 65mm-Verfahren sei »kürzlich von Eastman Kodak entwickelt« worden; das trifft nämlich nur für den verwendeten Eastman Color-Negativfilm der neuesten Generation zu, nicht aber für die 65/70-Technik als solche, auch wenn sie nach längerer Pause für viele Kinogänger neu sein mag.

Dimension-150

Wie Super Panavision-70 hatte auch das 1963 von Dr. Richard Vetter und Carl Williams geschaffene Verfahren Dimension-150 eine Ähnlichkeit mit Todd-AO, auch wenn es mit der stark gekrümmten Bildwand zwar nicht einen Bildwinkel von 150 Grad zu erreichen vermochte, wie es die Bezeichnung versprach, doch immerhin von 120 Grad.

Der Zusatz »150« rührte vielmehr daher, daß zum Objektivprogramm für die Aufnahmen ein extremes Weitwinkelobjektiv mit 150 Grad- Bildwinkel gehörte. Es gab nichts wesentlich Neues an Dimension-150, immerhin war die Leinwand mit bestimmten Abdeckungen auch für andere Filmformate geeignet.

Todd Junior fand Dimension-150 so interessant, daß er sich an dem Unternehmen beteiligte. Aber Vetter und Williams gelang es nicht, den anderen 70mm-Verfahren ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Nur zwei Spielfilme wurden, abgesehen von einigen Kurzfilmen, mit D-150, wie es kurz hieß, hergestellt, nämlich Dino de Laurentiis' Bibel-Verfilmung von 1965 "La Bibbia" (Die Bibel, John Huston) und 1969 der Kriegsfilm "Patton" (Patton - Rebell in Uniform) von Franklin J. Schaffner (beide Twentieth Century-Fox).

Super Panorama MCS 70

In Europa wurde Anfang der sechziger Jahre von Jan Jacobson, Hamburg, für Modern Cinema Systems (MCS) in München das Todd-AO gleichende Verfahren Super Panorama MCS 70 mit eigener Kamera ausgearbeitet.

Es wurde erstmals 1962 für den westdeutschen 70mm-Film "Flying Clipper - Traumreise unter weissen Segeln" (Rudolf Nußgruber, Hermann Leitner) eingesetzt, der in den USA unter dem Titel »Mediterranean Holiday« als 70mm Super Cinerama-Film bekannt wurde.

Bei der Vorführung in einigen amerikanischen Kinos wurde auch das originelle Wonderama-Verfahren angewandt, bei dem das Bild in zwei Hälften unterteilt wird, um jede für sich bei der Projektion scharfstellen zu können.
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1963 als einzige Karl-May-Verfilmung in 70mm "Old Shatterhand"

Die meisten folgenden Filme in Super Panorama waren westeuropäische Koproduktionen: 1963 als einzige Karl-May-Verfilmung in 70mm "OldShatterhand" (Hugo Fregonese) mit Lex Barker und Pierre Brice, "Sheherazade" (Pierre Gaspard-Huit, 1962) und 1963 "La Tulipe noire" (Die schwarze Tulpe) unter der Regie von Christian-Jaque mit Alain Delon in einer Doppelrolle, 1965 "Der Kongress amüsiert sich" (Geza von Radvanyi) mit Ulli Palmer und Curd Jürgens sowie "Onkel Toms Hütte" (Geza von Radvanyi) mit O.W. Fischer und Mylene Demongeot.

Jacques Tati drehte 1967 "Playtime" (Tati's herrliche Zeiten) in Super Panorama MCS 70, in manchen Ankündigungen wurde der Film jedoch mit »Todd-AO« bezeichnet, die Scope-Kopie lief unter der Benennung Franscope. Ende der sechziger Jahre wurde das Verfahren wegen technischer Unzulänglichkeiten aufgegeben. Von allen diesen Filme wurden auch Scope-Kopien hergestellt, die zumeist unter dem Zeichen »CinemaScope« gezeigt wurden.

Alle westlichen 70mm-Filme sind - auch wenn sie im Vorspann mit »Technicolor« bezeichnet wurden - ausschließlich auf Eastman Color-Positivfilm kopiert worden. Technicolor besaß gar keine Anlage zur Anfertigung von Druckkopien nach dem noch bis 1978 in England und Italien ausgeübten eigenen Verfahren, sondern stellte 70mm-Kopien auf herkömmlichem Material her.

Dieses war damals anfällig für Farbverluste, insbesondere in der Blau-grün-Schicht; darauf geht der schlechte, rotstichige Zustand älterer Kopien in den Archiven zurück.
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1958 - Die erste 70mm-Produktion in der Sowjetunion

In der Sowjetunion wurde vor der Fertigstellung eigener 70mm-Kameras für die erste 70mm-Produktion, den am 4. November 1958 uraufgeführten Film "Poemao more" (Poem vom Meer) von Julia Solnzewa, vermutlich eine Todd-AO Kamera von Mitchell aus den USA benutzt.

Als erster mit eigener Kamera aufgenommener Film hatte am 23. Februar 1961 "Powest o plamennych let" (Flammende Jahre, Filmstudio Kiew/Mosfilm) Premiere; er wurde später auch auf die für das Kinopanorama-Verfahren erforderlichen drei Filmstreifen umkopiert.

Als Vorbild für die sowjetischen Kameras dienten wiederum die amerikanischen Panavision-Kameras; zunächst glichen sie Ultra Panavision-70 (dazu im nächsten Abschnitt), aber ohne Anamorphot-Objektiv, und schließlich Super Panavision-70.
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Die russische Bezeichnung »Sovscope 70«

Die Bezeichnung für alle Filme war aber »Sovscope 70«, auch wenn es sich um Blow-up-Kopien von Scope- oder normalen Negativen handelte. Als Aufnahmematerial dienten bei den sowjetischen Kameras abweichend vom westlichen Standard nicht 65 mm, sondern 70 mm breite Negativfilme, die außer von den sowjetischen Filmfabriken auch von der Filmfabrik Wolfen (Orwocolor) geliefert wurden.

In der Vereinfachung bei der Filmfabrikation und der Entwicklung lag der Grund dafür, auch für das Aufnahmematerial dieses Format zu benutzen. Von den 70mm-Negativen wurden auch 35mm Scope-Kopien hergestellt, die unter der Bezeichnung Totalvision liefen. Zur Panorama-Vorführung mit drei Projektoren vorgesehene Filme, die in drei Teilbildern auf 70mm-Negativfilm aufgenommen waren, liefen, wie bereits erwähnt, unter der Bezeichnung Kinopanorama 70.


Zu den zahlreichen weiteren Sovscope 70-Produktionen zählen die auch im Westen bekannten Spielfilme "Satscharowannaja Desna" (Verzauberte Desna, Mosfilm 1964, auf Orwocolor NC 1-Negativfilm) von Julia Solnzewa und "Wojnai mir" (Krieg und Frieden), eine der größten Mosfilm-Produktionen, die 1966/67 unter der Regie von Sergej Bondartschuk entstand. Von der vierteiligen, insgesamt acht Stunden dauernden Originalfassung wurden für das Ausland zwei oder drei gekürzte Teile mit immerhin noch zusammen über sechs Stunden Spiellänge zusammengeschnitten.

70mm Koproduktionen mit der DEFA - Kamera DEFA 70

Bondartschuk inszenierte 1970 auch "Waterloo" - eine sowjetisch-italienische Koproduktion. Ein weiterer Großfilm in 70mm war der 1965-71 von Mosfilm produzierte Spielfilm vom Ende des Zweiten Weltkriegs "Oswoboshdenue" (Die Befreiung) von Juri Oserow, der fünf Teile umfaßte, von denen die beiden letzten, darunter "Die Schlacht um Berlin", zusammen mit der DEFA (DDR), Dino de Laurentiis (Italien) und der polnischen PRFZF hergestellt wurden. Dazu wurden auch zahlreiche Wochenschauszenen auf das 70mm-Format vergrößert und farblich getönt.

Für den 1971/72 in Koproduktion der sowjetischen Lenfilm mit der DEFA und Jugoslawien unter der Regie von Konrad Wolf entstandenen Film "Goya" wurde die Kamera DEFA 70 benutzt. Sie war 1960-64 in den Werkstätten der DEFA in Potsdam-Babelsberg von einer Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung des Ingenieurs Georg Maidorn als kompakte Kamera »70 Reflex« konstruiert und 1966 erstmals für den Demonstrationsfilm »DEFA 70« eingesetzt worden.

Dieser Titel gab schließlich auch dem Verfahren und einem für die 70mm-Projektion eingerichteten modernen Kino auf dem DEFA-Studiogelände den Namen. Als erster Spielfilm wurde 1967/68 "Hauptmann Florian von der Mühle" (Regie: Werner W. Wallroth, Kamera: Eberhard Borkmann und Hans-Jürgen Krone) mit dieser Kamera gedreht, der am 21. November 1968 uraufgeführt wurde.

1969 folgte der abendfüllende Dokumentarfilm "Du bist min" - ein deutsches Tagebuch von Annelie und Andrew Thorndike, der auf der Expo-70 für seine Luftaufnahmen mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde.
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70mm-Film und der plastische Film (3-D)

Der breite 70mm-Film brachte auch für plastische Filme (3-D) einen Vorteil: Beide Teilbilder konnten nun in ausreichender Qualität über- oder nebeneinander aufgenommen oder kopiert werden. Davon machten Verfahren wie die amerikanischen Systeme Dynavision und StereoVision 70, das russische Stereo-70 und die westdeutschen Hifi Stereo-70 und Triarama-70 Gebrauch.

Mit Hifi Stereo-70, das von einem 65mm-Negativ ausgeht, entstand 1967 als europäische Koproduktion der Actionfilm Operation Taifun/Elektra 1 von Alfonso Balcazar. Eine höhere Bildgüte wird allerdings erreicht, wenn das 2-Film 3-D-Verfahren mit zwei 70mm-Filmen benutzt wird wie zum Beispiel bei IMAX 3-D.

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