Sie sind hier : Startseite →  Film- und Kino-Technik→  Die Kinotechnik→  Die Breitbildformate (Biografie)→  Die Breitbildformate II

.

Weitere Scope-Verfahren

.

Über die Nachahmungen des CinemaScope-Verfahrens

Natürlich gab es bald zahlreiche Nachahmungen des CinemaScope-Verfahrens, die sich aber trotz unterschiedlicher Namen mehr oder weniger entsprachen, auch wenn Anamorphotobjektive anderer Hersteller benutzt wurden. Es ging auch darum, Lizenzgebühren an die Fox zu sparen.

1954 - Cinepanoramic und Camerascope

In Cinepanoramic war die 1954 in Rom gezeigte erste Breitwandausgabe der Incom-Wochenschau hergestellt. Dieses Verfahren war lizenz- und warenzeichenfrei und wurde daher von Rank in England (als »Camerascope« erstmals 1955 für You Lucky People von Maurice Elvey benutzt) und von der Bavaria übernommen; in Frankreich entstanden damit allein 1955 acht Spielfilme.

Totalvision

Die DDR (SBZ bzw. Ostzone) brachte ihr Verfahren unter dem Namen Totalvision heraus; nach "Mazurka der Liebe" als erstem DEFA-Film in Totalvision (Regie: Hans Müller, 1957; Kamera: Karl Plintzer) und Agfacolor folgten dort unter anderem Stoffe in Schwarzweiß wie Mutter Courage und ihre Kinder (1960) mit fotografierten Bühnenbildern und später Spur der Steine (1966). Auch Japan griff zu Scope und brachte »eigene« Verfahren unter den Namen dortiger Filmstudios wie Daiei, Toei und Shochiku heraus.
.

"SuperScope" von den Tushinsky Brüdern

Eine amerikanische Konkurrenz zu CinemaScope sollte das von RKO Radio favorisierte "SuperScope" sein - ein Name, der ähnlich wie später Panavision Verwirrung stiftete, verbargen sich dahinter doch, ähnlich VistaVision, wieder verschiedene Möglichkeiten der Kopienherstellung, angefangen vom herkömmlichen Normalformat bis zu Scope.

Daher wundert es nicht, wenn der erste SuperScope-Spielfilm "Vera Cruz" mit Gary Cooper und Burt Lancaster (Robert Aldrich, 1954) heute im Fernsehen ganz normal, ohne die sonst gewohnten schwarzen Streifen oben und unten erscheint.

Übrigens war VERACRUZ nicht die wirklich erste SuperScope- Produktion, sondern das war der erst danach uraufgeführte Film "Underwater!" (Die goldene Galeere, John Sturges, 1954) mit Jane Russell, doch hatte Howard Hughes von RKO auf Perfektion des Verfahrens bestanden, denn ihm waren die ausgiebigen Unterwasseraufnahmen nicht gut genug erschienen.

Schließlich wurde SuperScope mit "Underwater!" fälschlicherweise als »The new anamorphic process« angekündigt. Wie bei manchen anderen Verfahren auch hatten die Brüder Tushinsky als Erfinder von SuperScope "die Anamorphose" aber erst in die Kopierphase verlegt.

  • Anmerkung zu den Tushinsky Brüdern: Bei einem Blick ins Hifimuseum fällt der Name Tushinsky sofort auf. Nachdem es mit diesem neuen Breitbild-Verfahren wegen des Wettbewerbs nur schleppend voran ging, besuchten die "zwei oder drei ?" Brüder Tushinsky in 1957 die junge Firma SONY in Japan, von deren neuen Mikrofonen sie gehört hatten. Am Ende kauften sie deren gesamte Tonbandgeräte- Produktion für den USA-Markt - geschützt für 25 Jahre. Es war der größte Auslands-Deal in Japan nach der verherenden Niederlage und den Atombomben. Und sie machten noch mehr daraus - sie kauften später aus MARANTZ auf - hier lesen Sie es.
  • Auch dieser Deal ist vergleichbar mit dem Vertrag der beiden Brüder BRAUN und RONSON in den USA 1954 über den Lizenzbau des legendären BRAUN Rasierers. Auch das war für das Nachkriegs- Deutschland der bislang größte Auslandsauftrag nach dem Kriegsende.


SuperScope erschien auch unter der Bezeichnung »RKO Scope«, unter der zum Beispiel "The Naked and the Dead" (Die Nackten und die Toten, Raoul Walsh, USA 1958) in die Kinos kam.
.

Die Tushinsky-Linse

Kommerziell erfolgreicher als das Filmverfahren war ihr SuperScope-Objektiv, das als variabler Anamorphot über einen leicht bedienbaren Drehknopf die Projektion von Filmen in unterschiedlichen Ratios (Bildseitenverhältnissen) bis zum extremen 3:1 ermöglichte.

Paramount griff daher für die Vorführung anamorphotisch kopierter VistaVision-Filme auch auf die Tushinsky-Linse zurück, was die Tushinskys bewog, damit Werbung zu betreiben.

Der SuperScope-Film wurde aber schon 1956 zu Gunsten von SuperScope 235 aufgegeben, das gleich zwei Forderungen erfüllte: Es war dank der nur zwei Perforationslöcher hohen Breitbilder filmsparend und erreichte über die anamorphotische Kopie und Projektion das >ideale< Scope-Format von 2,35:1.

1962 - Techniscope

Damit waren die Tushinskys wiederum Vorbild für das Techniscope-Verfahren des italienischen Technicolor-Labors in Rom. Da die italienischen Studios über bedeutend weniger finanzielle Mittel verfügten als Hollywood und doch ihre publikumswirksamen Kolossal- und Abenteuerfilme im Scope-Format drehen wollten, kam ihnen Techniscope 1962 gerade recht, zumal die herkömmlichen Kameras mit wenigen Änderungen, vor allem beim Filmtransport, weiterbenutzt werden konnten.

Voraussetzung für die Einführung von Techniscope war die Schaffung (= Freigabe) eines feinkörnigeren Eastman Color-Filmmaterials (Typ 5251) im selben Jahr. So wurden im ersten Jahrzehnt von Techniscope in Europa, vor allem in Italien und in den USA über 500 Techniscope-Filme produziert, darunter auch der Filmbericht von den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko und viele Italo-Western wie zum Beispiel "Per qualche Dollaro in piu" (Für ein paar Dollar mehr, Sergio Leone, 1965).

Techniscope und Technirama kamen also von der "Firma" Technicolor

Techniscope war nicht das einzige Breitbildsystem des Unternehmens Technicolor; dieses war durch die rasche Verbesserung der Farbfilme mit seinem speziellen Dye Transfer-Druckprozeß immer mehr ins Hintertreffen geraten, zumal auch laufend weniger Kopien hergestellt wurden, so daß es ökonomischer war, Kopien auf Mehrschichtenfarbfilmen anzufertigen.

Daher hatte Technicolor in Harmondsworth bei London ein Jahr nachdem 1955 auch der letzte Spielfilm mit der speziellen Technicolor 3-Farben-Kamera, "The Ladykillers" (Alexander Mackendrick, 1955), gedreht worden war, Technirama herausgebracht - wiederum nach fremden Vorbild.

Hier hatte die VistaVision-Kamera »Lazy 8 Butterfly« (so wegen ihrer auffälligen Filmmagazine genannt) Pate gestanden, und Technicolor mußte nur einige seiner reichlich vorhandenen Farbkameras für den für Technirama ebenfalls erforderlichen horizontalen Filmdurchlauf umbauen.
.

Bei Technirama war das Negativ leicht anamorphotisch

Anders als bei VistaVision war bei Technirama schon das Negativ leicht anamorphotisch komprimiert, so daß nicht nur Scope-Kopien (2,35:1), sondern auch Kopien auf 70mm-Film hergestellt werden konnten, was dann als Super Technirama bezeichnet wurde und von 1958 an für zahlreiche Kolossalfilme eingesetzt wurde.

Wie bei VistaVision konnte aber auch eine horizontal vorzuführende Kopie für Roadshow-Theater gezogen werden, die erstmals mit dem Film "The Monte Carlo Story" (Samuel Taylor) am 19. Dezember 1956 im »Reposi« in Turin, Premiere hatte.

Es folgten die Technirama-Filme "Night Passage" (Die Uhr ist abgelaufen, James Neilson, 1957) ebenfalls von United Artists und als deutsch-französische Koproduktion der DEFA aus dem Studio Babelsberg "Die Elenden / Les miserables", die zweiteilige Verfilmung des Romans von Victor Hugo mit Jean Gabin (Jean-Paul le Chanois, 1957/58). Der wohl bekannteste Technirama-Film ist der 1958 von William Wyler inszenierte Western "The Big Country" (Weites Land).

  • Anmerkung : Das war ein 2 1/2 Stunden Monster-Film, der eigentlich aus mehreren einzelnen aneinander gehängten Storys oder Geschichten bestand. Diesen Film - ebenfalls mit 4-Kanal Magnetton auf das 35mm Cinemascope Format umkopiert - hatte ich an die 60 Male im Wiesbadener UFA im Park vorgeführt und auch dessen Texte kenne ich teilweise immer noch fast auswendig.

.

1984 - Super Techniscope

Das jüngste Verfahren der Firma Technicolor ist universeller und berücksichtigt von vornherein Fernseh-Belange: Super Techniscope von 1984 nimmt im vollen Format auf und gestattet, wiederum wie SuperScope, die nachträgliche anamorphotisch kopierte Ausschnittvergrößerung.

Technirama war dagegen aus denselben Gründen wie VistaVision und CinemaScope 55, nämlich wegen der qualitativen Überlegenheit des 65mm-Negativfilms als Aufnahmematerial, schon 1966 wieder aufgegeben worden.
.

1953 - Panavision und die »Panatar« Objektive

CinemaScope und andere Scope-Verfahren aus den USA traten jedoch gegenüber Panavision, mit dem schon Ende der sechziger Jahre mehr als die Hälfte aller amerikanischen Scope-Filme hergestellt wurde, mehr und mehr in den Hintergrund.

Hinter diesem bis heute in verwirrend vielfältiger Weise nicht nur für Breitwand- und Großformat-, sondern auch für ganz normale Filme benutzten Namen Panavision verbarg sich der Ideenreichtum des Optikexperten Robert E. Gottschalk, der 1953 in Los Angeles mit der Konstruktion von Scope-Objektiven (»Panatar«) begonnen hatte. Sein Interesse galt vor allem den 70mm-Filmen, bei denen optische Verbesserungen nötig waren.
.

Die neue Bildqualität der 35mm-Scope-Filme

Doch optimierte Gottschalk auch die Bildqualität der 35mm-Scope-Filme, und schon 1957/58 kamen mit "Jailhouse Rock" (Rhythmus hinter Gittern, Regie: Richard Thorpe; mit Elvis Presley) und "Torpedo Run" (Torpedo los!, Joseph Pevney) die ersten Panavision 35-Filme, wie man sie zur besseren Unterscheidung nennen müßte, heraus.

Später folgten so bekannte Titel von Billy Wilder wie "The Apartment" (1960), One, Two Three (1961) und "Irma ladouce", James-Bond-Abenteuer wie "You Only Live Twice" (Man lebt nur zweimal, Lewis Gilbert, 1967), aber auch Luchino Viscontis "Morte a Venezia" (Tod in Venedig, 1970) nach Thomas Mann.
.

1967 - Endlich auch bei den Scope-Filmen "zoomen"

Gottschalk hatte seine Panatar-Linsen inzwischen ständig weiterentwickelt und schon 1967 konnte er das erste Zoomobjektiv für Scope-Filme herausbringen.

  • Anmerkung : Alle bis dahin an dem 35mm und 70mm Kameras verwendeten (vorgesetzten) Anamorphote waren ausnahmslos Festbrennweiten. Und Großaufnahmen waren besonders kritisch wegen der Verzeichnungen. Damit war kein Zoom machbar wie bei den normalen 35mm Kiono-Objektiven und sogar bei den frühen Fernsehkamera-Objektiven zum Beispiel von Rank Taylor Hobson.

.
Der deutsche Regisseur und Produzent Adolf Winkelmann drehte 1981 "Jede Menge Kohle" mit Panavision, wofür sein Kameramann David Slama einen Bundesfilmpreis erhielt.
.

1952 - der erste Cinerama-Film auf 26 Metern Breite

1952 hatte dann, wie erwähnt, der erste Cinerama-Film Premiere: Nach einem von Lowell Thomas gesprochenen Prolog zu Schwarzweiß-Aufnahmen im herkömmlichen Format öffnete sich der Vorhang auf die gewaltige Breite von 26m, und die Zuschauer erlebten eine atemberaubende Berg- und-Tal- Fahrt mit dem Rollercoaster.

Die amerikanische »Achterbahn« war wiederholt Objekt effektheischender Filmemacher gewesen, so hatten etwa die Produzenten George K. Spoor und P. John Berggren bereits 1926 ihren Rollercoaster Ride auf 63,5mm breitem Natural Vision Film gezeigt.

Und auch die moderne Showscan-Technik ließ es sich nicht nehmen, 1976 erneut mit Rollercoaster zur Sturzfahrt anzutreten. Bei "This is Cinerama" wurde noch ein weiterer Schauwert wiederaufgegriffen: die Niagarafälle, die 1926 (in Natural Vision) und 1930 (in Grandeur) im Kino Aufsehen erregt hatten und schließlich 1987 als "Niagara Wonders" in Showscan mit 6-Spur-»Dolby Stereo« zurückkehrten.

Auch "This is Cinerama" überraschte mit einem Klangerlebnis, dem 6-Kanal-Stereoton, der das abwechslungsreiche Geschehen auf der "leicht" (?) gebogenen Panoramaleinwand im Bildseitenverhältnis 2,68:1 unterstützte. Der zweistündige Film, der mit seinen wirkungsvollen Szenen - unter anderem einem Stierkampf, schottischen Musikgruppen, einer Gondelfahrt in Venedig und Opernarien aus der Mailänder »Scala« - um die Welt führte, lief über zwei Jahre täglich in mehreren ausverkauften Vorstellungen am Broadway und erzielte mit den 1954 hinzugekommenen weiteren vierzehn Cinerama-Theatern in den USA einen Reingewinn von 9 Millionen Dollar.
.

Wie ging das mit "This is Cinerama"

"This is Cinerama" war mit drei gekoppelten Kameras aufgenommen worden und wurde auch mit drei Projektoren vorgeführt, ebenso wie die nachfolgenden Filme Cinerama Holiday (Otis Carney, Louis de Rochemont, 1955), "Seven Wonders of the World" (Die sieben Weltwunder, Ray Garnett, Paul Mantz, Andrew Marton, Ted Tetzlaff, Walter Thompson, 1956), "Search for Paradise" (Auf der Suche nach dem Paradies, Otto Lang, Francis D. Lyon, Walter Thompson, Basil Wrangeil, Richard Goldstone, Karl Dudley, 1957) und "Cinerama South Seas Adventure" (Südseezauber, 1958).

Diese Filme liefen auch erfolgreich in der Bundesrepublik in zum Teil eigens dafür hergerichteten Hallen wie zum Beispiel der Gruga-Halle in Essen und dem Berliner Sportpalast.

  • Anmerkung : Und auch in der damaligen (1960 weit und breit größten) Wiesbadner "Rhein Main Halle" wurde der Cinerama Film "Windjammer" vor 3.500 Zuschauern gespielt. Auf der hinteren Empore unter der Tonregie-Kabine waren 3 Ernemann X 35mm Filmprojektoren auf massiven Sockeln aufgebaut. Projiziert wurde über Kreuz. Irgendwo war auch das Abspielgerät für den 6-Kanal Ton untergebracht. Das durfte ich aber damals nicht besichtigen.  Ich war noch zu jung.
    Oder war das etwa »Cinemiracle« - die Bilder suche ich noch.

.
Obwohl das Verfahren - schon wegen störender Trennlinien zwischen den drei Teilbildern - technisch, perspektivisch und gestalterisch stark eingeschränkt war, wurde bereits 1953 die Produktion von 15 Spielfilmen angekündigt, von denen erst viel später zwei verwirklicht wurden.
.

Das Ende von »Cinerama«

1961 produzierte MGM "The Wonderful World ofthe Brothers Grimm" (Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm, George Pal, Henry Levin) und im selben Jahr drehten Henry Hathaway, John Ford und George Marshall "How the West Was Won" (Das war der wilde Westen) mit dem Staraufgebot von Henry Fonda, Gregory Peck, James Stewart, John Wayne,Carroll Baker, Debbie Reynolds und vielen anderen. Doch beide Filme fielen in das Ende des Dreifach-Filmsystems, das den Namen »Cinerama« berühmt gemacht hatte.

Dieser Name sollte aber weiterhin das Markenzeichen der Produktionen und eigener Kinos bleiben, auch wenn es mit dem Begriff »Cinerama« technisch gesehen - wie so oft in der Geschichte des breiten Filmbildes - recht verwirrend wurde:

"How the West Was Won" enthielt Szenen aus "Rain-tree County" (Das Land des Regenbaums) in MGM Camera 65, "The Alamo" (Alamo, John Wayne 1959) in Todd-AO und Neuaufnahmen in Ultra Panavision 70.

Daraus fertigte das MGM Labor zunächst die drei Filmstreifen für das inzwischen verbesserte Super Cinerama an, doch wurde dann alles auf einen einzigen 70mm-Film umkopiert, als sich das »Einzelfilm-Cinerama« (Single Film Cinerama, nun »70mm Super Cinerama« genannt) durchzusetzen begann.

Ähnlich erging es "The Wonderful World of the Brothers Grimm". Doch die neue Technik mußte nicht mehr von den Aufnahmen mit den drei Kameras ausgehen, sie konnte dank des inzwischen gut eingeführten 65mm-Negativfilms für 70mm-Kopien in Verbindung mit der Scope-Technik auf diese Kombination zurückgreifen, so daß 1962 mit Stanley Kramers "Its a Mad, Mad, Mad, Mad World" (Eine total total verrückte Welt, von United Artists) in Ultra Panavision eine neue Ära begann.
.

1971 gab es nach dem 70mm Film auch Todd-AO 35

Die Firma Todd wollte auch bei Scope-Filmen im Geschäft sein und führte 1971 ihr Todd-AO 35 ein, das es qualitativ mit Panavision durchaus aufnehmen kann.

Als erster Film kam 1971 Roman Polanskis "Macbeth" heraus; bekannt wurden vor allem die Titel "Jesus Christ Superstar" (Norman Jewison, 1972) wegen seiner ausgezeichneten Aufnahmen von Douglas Slocombe "THE GETAWAY" (Getaway, 1972) von Sam Peckinpah, "What?" (Was, 1973) von Roman Polanski und "Gruppo di famigliain un interno" (Gewalt und Leidenschaft, 1974) von Luchino Visconti.

Viele Todd-AO 35-Filme sind kaum als Scope-Filme, als vielmehr in Blow-up-Kopien auf der 70mm-Leinwand aufgefallen und ließen beim Kinopublikum daher die Vermutung aufkommen, es handele sich um »echte« 70mm-Produktionen. Dazu trugen Produzenten wie Dino de Laurentiis bei, die den Zusatz »35« in der Werbung einfach unterschlugen.
.

Panoramabilder aus drei Filmen

.

Das Cinerama-Verfahren (auch als "Magirama" benannt)

Die Vorgeschichte des Cinerama-Verfahrens reicht in die zwanziger Jahre zurück, nämlich auch in das Jahr 1927, in dem Chretien seine Hypergonar-Linse vorgestellt hatte.

In der Pariser Oper wurde "Napoleon" von Abel Gance uraufgeführt, der in den letzten Jahren in rekonstruierten und überarbeiteten Fassungen, sogar in Cinerama und in CinemaScope, wiederaufgeführt wurde.

Gance hatte die Idee, einige Filmszenen um weitere Bilder rechts und links neben der Hauptleinwand zu bereichern, um in Form eines Triptychons drei verschiedene Bilder zu zeigen (daher der Name »Triptych« für das Verfahren), aber auch einige Aufnahmen panoramaartig über die volle Breite gehen zu lassen.

Auf einer durchgehenden, (stark) gekrümmten Leinwand - ähnlich der für Cinerama und Todd-AO - wurde der Napoleon-Film schließlich 1956 im »Empire-Abel Gance«-Theater in Paris gezeigt, nunmehr unter dem werbewirksamen Namen "Magirama".

Vorher schon, ab 1928, hatte Abel Gance, der sich nie von seinem großen Werk hat lösen können, die Triptych-Szenen aus Napoleon als Kurzfilm unter anderen Titeln »vermarktet«: Danses zeigte den Siegesball, Marine Küstenlandschaften und Galops Napoleons Flucht von Korsika. 1981 erlebte Abel Gances Meisterwerk seine bislang letzte Neufassung von Francis Ford Coppola auf 70mm mit Stereoton.

  • Anmerkung: Bislang wurde es noch nicht erklärt: "Triptych" steht für 3 unterschiedliche Scenen oder Bilder auf der gleichen Bildwand nebeneinander und damit natürlich auf dem gleichen FIlmband.

.

Die Triptych-Technik wurde auch »Polyvision« benannt

Da Abel Gance neben der Triptych-Technik manchmal dieselbe Einstellung oder andere Bilder in allerdings verschiedenen Bildgrößen mehrfach auf denselben Film montierte und diese Technik »Polyvision« nannte, entstand später der irrige Eindruck, dieses sei der Vorläufer von Cinerama gewesen.

Eigentlich ist Triptych der Vorläufer und genau genommen sogar das von Fred Waller auf der New York World Fair von 1939 installierte Vitarama-Kino mit elf Projektoren nebeneinander.

Schon 1938 hatte Waller die Firma Vitarama Corp. gegründet, doch geriet seine spektakuläre Vorführung auf der Weltausstellung schnell in Vergessenheit - auch durch den Krieg, in dem Wallers Erfindung, reduziert auf fünf Projektoren, in einem sogenannten Schießkino für die Simulation von Flugzeugangriffen genutzt wurde.

1950 wandte sich Waller dem Unterhaltungsfilm zu, gründete die Firma Cinerama, um seine Erfindung technisch zu verwirklichen, und 1951 die Cinerama Productions zur Herstellung von Filmen. Der Showman Michael Todd, dessen Sohn und die Produzenten Lowell Thomas und Merian C. Cooper wurden seine Partner.

Es gab aber auch eine bemerkenswerte Cinerama-Konkurrenz.

Im März 1958 war mit der Uraufführung des Films "Windjammer" von Louis de Rochemont und Bill Coleran im New Yorker »Roxy« Cinemiracle vorgestellt worden - bis auf geringe, aber wesentliche Unterschiede mit Cinerama identisch.

Zu den Gemeinsamkeiten gehörten die drei Filme bei der Aufnahme und der Vorführung, zu den Unterschieden die nun gemeinsame Kabine für die drei Projektoren, die bei Cinerama noch mittig und jeweils seitlich am Saalende aufgestellt worden waren.

Vor allem aber erfolgten Aufnahme und Projektion der beiden äußeren Teilbilder über Spiegel, und diese »mirrors« mögen mit in dem Namen »Cinemiracle« stecken. Dadurch wurde nicht nur die Reduzierung auf eine Vorführkabine möglich, sondern es wurden auch die bei Cinerama zu beobachtenden perspektivischen Verzerrungen weitgehend vermieden.

Für die Aufnahmen waren drei Mitchell- (Anmerkung: 35mm-) Kameras zu einer elektronisch steuerbaren Einheit zusammengeschlossen. Über drei Jahre hatte die Smith-Dietrich Corp. im Auftrage des Initiators von Cinemiracle, der National Theatres Group, an dem Verfahren gearbeitet.

1957 - Windjammer in Cinemiracle (oder Cinerama)

1957 war dann Windjammer gedreht worden, die Weltreise des norwegischen Segelschulschiffs »Christian Radich«. Die eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen von den norwegischen Fjorden begleitete unter anderem auch das Klavierkonzert von Edvard Grieg - natürlich mit 6-Kanal-Stereoton.

Auch dieser Film begann mit einem Prolog in herkömmlicher Technik, also mit nur einem Projektor, um das Publikum dann mit dem Einsetzen stereophoner Musik und der vollen Bildwandbreite gefangen zu nehmen.

Nach der Hollywood-Uraufführung am 8. April 1958 in »Grauman's Chinese« folgte schon am 25. April 1958 die europäische Erstaufführung im Osloer »Colosseum«.

Die westdeutsche Premiere von Windjammer fand am 17. Juli desselben Jahres auf 24m breiter und 8m hoher Bildwand im Münchner »Royal-Palast« statt. In Berlin wurde sogar der damals noch bestehende Sportpalast dafür ausgerüstet.

Obwohl weitere Dokumentarfilme und sogar Cinemiracle- Spielfilme geplant waren, folgten nur noch zwei Filme »in Cinemiracle«, die tatsächlich aber aus der Sowjetunion stammten und vom dortigen Kinopanorama-System übernommen worden waren, darunter "Schiroka strana moja rodnaja" (Weit ist mein Land, 1958), ein Dokumentarfilm unter der Regie von Roman Karmen. Der Film Windjammer ging in den Verleih der Konkurrenz Cinerama über und wurde nur noch nach deren System vorgeführt.
.

Kinopanorama aus der Sowjetunion

Das sowjetische Kinopanorama war eine Verbesserung von Cinerama mit Aufnahmeobjektiven verschiedener Brennweiten - und auch das erste speziell dafür geschaffene Kino, das »Mir« in Moskau, schlug seine US-Konkurrenten mit einer Bildwand von über 30m Breite.

Die sowjetischen Kinopanorama- Produktionen waren ebenfalls Reisefilme, wenn sie auch nicht um die Welt führten. Ab 1961 wurden auch Spielfilme gedreht. Man stellte fest: »Die ersten Erfahrungen beweisen, daß man mit Hilfe des Panoramafilms bei Berücksichtigung besonderer filmischer Mittel psychologische Vorgänge einschließende Spielfilme produzieren kann«, so die Filmpublizistin G. Baschirowa 1963 in einem Aufsatz.

Das sowjetische Publikum erlebte »seine« Panoramafilme jedenfalls ohne die bei Cinerama und Cinemiracle aus technischen Gründen nötige Pause in durchgehender Vorstellung und genoß dabei sogar einen 9-Kanal-Stereoton mit vier statt wie bei den Amerikanern zwei Saallautsprecher-Gruppen.

In 5 Jahren gab es zehn Panoramafilmtheater

Schon fünf Jahre nach der Einführung von Kinopanorama waren in der UdSSR zehn Panoramafilmtheater eingerichtet, darunter im heutigen St. Petersburg, in Kiew und in Odessa. In ihnen konnten auch Scope- und Normal-Filme gezeigt werden; andererseits wurden Kinopanorama-Filme auch auf Scope-Einzelfilme umkopiert.

Die Ein-Film-Technik hatte aufnahmeseitig schon 1963 - im selben Jahr also wie in den USA bei Cinerama - mit der Kinopanorama 70-Kamera ihren Einzug gehalten, die interessanterweise weiterhin drei Aufnahmen nebeneinander machte, jedoch hier durch ein Triple-Objektiv auf 70mm-Film.

Stark beachtete Aufführungen von Kinopanorama hatten auf der Brüsseler EXPO 1958, in Oslo und in mehreren amerikaniscchen Städten stattgefunden. In Paris (»Splendid«) und in Mailand waren technische Ausrüstungen aus der UdSSR installiert worden.

Thrillarama mit nur zwei Kameras und Projektoren

Abweichend von Cinerama, Cinemiracle und Kinopanorama sollte das von einer amerikanischen Gruppe von Filmtheaterbesitzern in Auftrag gegebene Thrillarama arbeiten, nämlich mit nur zwei Kameras und Projektoren, und dabei sogar ein Bildseitenverhältnis von 3,5:1 erreichen. Eine kleine Werbe- und Industriefilmgesellschaft aus Hollywood stellte einen Film her, der nach bewährten Vorbildern fast nur aus Landschaftsaufnahmen bestand.

Er kam zwar am 9. August 1956 in Houston, Texas, noch zur Aufführung, doch mußte die Projektion wegen technischer Unzulänglichkeiten (schlechte Nahtstelle und Bildstand, Farbunterschiede beider Filme) abgebrochen werden, und Thrillarama verschwand von der Leinwand.

Das Wonderama-Verfahren

Mehr Erfolg hatte das ebenfalls amerikanische Arc-120- oder Wonderama-Verfahren von Leon Bronesky mit den zwei Halbbildern auf einem Filmstreifen, das 1956 in New York als Versuch auf 13,5m breiter Leinwand aufgeführt wurde; zumindest ein englischer Film, Honeymoon, wurde in Wonderama gedreht.
.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2025 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.