Historisches Wissen (Kino) aus den Jahren 1954 bis 1958
Diese Artikel stammen aus den Blütejahren des deutschen Kinos etwa ab 1952 bis 1958, als das neue deutsche ARD Fernsehen (schwarz/weiß) die ersten Gehversuche startete und die bereits farbige Kinowelt einen neuen Konkurrenten entdeckte.
Über die Grundlagen der Filmtechnik (von 1956)
Das Wesen der Filmtechnik beruht auf der Darstellung optischer Bewegungsvorgänge. Ihre Grundlage ist die Trägheit des Auges. Sie befähigt den Betrachter, eine in passender Folge dargebotene Reihe diskontinuierlicher Bewegungsphasenbilder in den Eindruck einer kontinuierlichen Bewegung zu verschmelzen. Die Tonfilmtechnik ergänzt die bildmäßigen Bewegungsvorgänge durch das zugehörige akustische Geschehen.
Die Bildtechnik des Films fußt auf den technischen Entwicklungen der Fotografie, deren Darstellung nicht Gegenstand dieses Bandes ist. Die Tontechnik benutzt die umfassenden Fortschritte der Elektrotechnik. Sie verwendet auf der Aufnahme und Wiedergabeseite grundsätzlich die auch im Rundfunk und Fernsehen üblichen Mittel; nur für die Aufzeichnung waren ursprünglich filmeigene Verfahren der Tonfotografie entwickelt worden. Die nachfolgenden Darstellungen beziehen sich im wesentlichen auf das 35mm Format der kommerziellen Filmproduktion.
Die Bildtechnik
Die subjektive Verschmelzung von Bewegungsphasenbildern tritt zwar schon bei einer Aufnahme und Vorführgeschwindigkeit von 16 Bildern/s auf, ist aber dann bei der erforderlichen Wiedergabehelligkeit noch mit starkem Flimmern verbunden. Das Flimmern verschwindet erst bei einer Frequenz von etwa 50 Helligkeitswechseln je Sekunde. Da man eine Norm von 24 Bildern/s (im Fernsehen z. T. 25 Bildern/s) festgelegt hat, muß der Projektionslichtstrom zur Vermeidung des Flimmereffektes je Einzelbild (trickreich) zweimal unterbrochen werden (damit ist die Flimmerfrequenz = 48).
Die Herstellung von Momentfotografien in der Filmaufnahmekamera mit einer Belichtungsdauer von etwa 1/50s ist an die fotografischen Emulsionen entsprechender Empfindlichkeit (Größenordnung 200 DIN) gebunden. Bei diesen orthochromatischen Emulsionen bleibt das Raster der Silberkornstruktur des Bildes noch ausreichend fein, insbesondere, da sich die statistisch verteilten. Kornstrukturen bei der Projektion überdecken und verschmelzen.
Für den Farbfilm muß heute (Anmerkung: wir schreiben 1956) noch die geringere Empfindlichkeit des Filmmaterials durch eine erhöhte Beleuchtungsstärke bei der Aufnahme ausgeglichen werden. Das Einzelbild (-Fenster) hat beim 35 mm Normalfilm die Abmessungen von 16 X 22 mm. Für das Fernsehen und anspruchsvolle Amateurzwecke wird vielfach der 16mm Schmalfilm mit einer Bildgröße von 7,16 X 9,6 mm verwendet. Schließlich ist für reine Liebhaberzwecke noch der 8mm Schmalfilm (Bildformat 3,6 X 4,8 mm) genormt. Er löst den älteren 9,5mmSchmalfilm ab. Einzelheiten über Filmaufnahme und Wiedergabegeräte sind unter Filmtechnik dargestellt.
Die Tontechnik
Die mit den Mitteln der Elektroakustik gewonnene Tonfrequenzspannung der zum (laufenden) Bild gehörigen akustischen Vorgänge muß synchron zu diesem zugehörigen Bild aufgezeichnet, mitverarbeitet und wiedergegeben werden.
Für die Aufzeichnung wird neuerdings primär stets die Magnettontechnik (Anmerkung: wir schreiben 1956) benützt. Sie hat aber nur in beschränktem Umfange bei Sonderverfahren in den Theatern Eingang gefunden. Für die übliche Wiedergabetechnik muß eine fotografische (Licht-) Tonaufzeichnung vorliegen.
Hierzu muß die Tonfrequenzspannung mit elektrooptischen Wandlern (Braunsche Röhre, Ultrafrequenzlampe) oder Steuerorganen (Kerrzelle, Spiegelgalvanometer, Saitenoszillographen) in äquivalente Lichtstrom-Schwankungen umgesetzt werden.
Die Wandler bzw. Steuerorgane erzeugen über eine Spaltoptik entweder eine Aufzeichnung schwankender Schwärzung und konstanter Breite (Sprossenschrift, auch Intensitätsschrift bzw. "variable density recording") oder konstanter Schwärzung und schwankender Breite (Zackenschrift, auch Amplitudenschrift bzw. variable area recording), und zwar als Einfach- bzw. Doppel- oder Vielfach-Zackenschriften.
Durch Reinton- Verfahren läßt sich das bei der Wiedergabe auftretende Störgeräusch durch die Steuerung des Aufzeichnungsvorganges verbessern. Für die Wiedergabe wird die neben der Bildfolge liegende fotografische Tonspur mit einem schmalen Lichtbündel (Lichtspalt) durchleuchtet und in einem lichtelektrischen Wandler (Cäsium oder Kaliumfotozellen) in Tonfrequenzspannung zur Steuerung der Wiedergabelautsprecher zurückverwandelt. In einer einwandfreien Gesamtanlage muß die formgetreue Beziehung zwischen aufgenommener und wiedergegebener Tonfrequenzspannung über alle Umsetzungen und fotochemischen Prozesse hinweg erhalten bleiben.
Ein besonderes Problem für die Wiedergabe einer kombinierten Bild-Ton-Kopie liegt darin, daß das Bild ruckweise vorgeführt, der Ton aber mit sehr gleichförmigem Ablauf (Geschwindigkeits- Schwankungen kleiner als 0,15 Prozent) abgetastet werden muß. Der zum Bild gehörige Ton wird aus diesem Grunde um 20 Bilder (etwa 38 cm) in Laufrichtung versetzt; zwischen beiden Abtaststellen wird der Firmverlauf durch mechanische Filter unter Schlaufenbildung ausreichend beruhigt.
Der Frequenzumfang von Lichttonaufzeichnungen bei 35mmFilm reicht von etwa 50 bis 8000 Hz. Der Störabstand beträgt bei neuen Kopien bis 50 dB. Er geht bei gebrauchten Kopien infolge Verschrammung der Tonspur erheblich zurück.