Ein Buch über die "Bogenlicht-Kohle" im Kino (1950)
von Gert Redlich im Mai 2017 - Dieses Büchlein stammt aus den Jahren 1940 bis 1950, als die damaligen Kinos in unglaublicher Blüte standen und Traumergebnisse und Traumumsätze einfuhren. Niemand konnte sich damals vorstellen, daß das gesamte Kinowesen bereits über dem Zenith gekommen war und die Filmproduzenten sich etwas einfallen lassen mußten. Dieser Einfall hieß extremes Breitbild und das neue Format "Cinemascope" von 1953 kristallisierte sich als das gängigste Breitwand-Format heraus. Da hiervon in dem Büchlein noch nichts zu lesen steht, ist die Datumsangabe von1950 realistisch.
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DIE BOGENLICHTKOHLE IN DER KINOPROJEKTION
HANDBUCH FÜR FILMVORFÜHRER
von HEINZ BINGEL in 1950 - RINGSDORFF-WERKE G.M.B.H. MEHLEM-RHEIN Ruf: Sammel-Nr. Bad Godesberg 3021 - Draht: Kohlebürste-Mehlem
INHALTSVERZEICHNIS
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- 1. Historisches über das Bogenlicht
- 2. Theoretisches über das Bogenlicht
- 3. Lichtleistung
Bildwandhelligkeit - Lichtstrom - Lichtmessung - Bildwandleuchtdichte - 4. Die Optik der Kinolampe
Doppelkondensor - Dreifachkondensor - Hohlspiegel - 5. Kinokohlen für Gleichstrom
- A. Reinkohlen
Die Positiv-Kohle - Die Xegativ-Kohle - Kohlepaarungen und Belastungstabelle -
Die richtige Bedienung der Spiegellampe - Der elektr. Anschluß der Reinkohlelampe -
Die Charakteristik des Bogens - B. Beckkohlen
Die Positiv-Kohle - Die Xegativ-Kohle - Kohlepaarungen und Belastungstabellen - Bildfenster-Kohlen - Becklampen - Die richtige Bedienung der Becklampe - Bildausleuchtung - Der elektr. Anschluß von Becklampen - Die Farbe des Becklichtes - 6. Kinokohlen für Wechselstrom
- Der Wechselstrom-Lichtbogen - Der elektr. Anschluß von Wechselstrom-lampen - Belastungstabellen
- 7. Kohlen für Dia-Projektion
- 8. Kohlen für Bühnenscheinwerfer und Film-Aufheller
- 9. Allgemeine Winke für die Praxis
Kraterprojektion - Kohlenlagerung - Lüftung des Lampenhauses - Die Wirkung des Blasmagneten - Lin praktischer Lampenanschluß für Gleichstrom netze - Die Effektkohle als Negative - Lichtmessungen -Karbidbildung an der Negativspitze - Die RW-Meßtafel - 10. Ringsdorff-Kohlebürsten
- 11. Umformer-Pflege
- 12. Sachregister
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Vorwort 1
(vermutlich aus 1938) - Das elektrische Bogenlicht, das mit der Entwicklung des Filmes und der Kinotechnik eng verbunden ist, konnte bisher noch durch keine andere Lichtquelle ersetzt werden.
Die Hauptforderung der Kinoprojektionsoptik: „Kleine Leuchtfläche, große Leuchtdichte" wird von dem Positiv-Krater der Gleichstromkohle in hohem Maße erfüllt.
Über die Wirkungsweise des Lichtbogens, über Art. Aufbau und Verwendungszweck der verschiedenen Lichtkohlen und über die Wichtigkeit vieler mit dem Bogenlicht im Kinoprojektor zusammenhangenden technischen Einrichtungen ist in den Verbraucherkreisen wenig bekannt.
Was der Theaterbesitzer oder Vorführer z. B. heute bei der so wichtigen Einstellung auf Becklicht ein technischen Kenntnissen braucht, muß er sich vom Fachkinohändler berichten lassen oder in Einzelheiten aus den Aufsätzen kinotechnischer Zeitschriften mühsam zusammensuchen. Es gibt zur Zeit noch kein allgemein verständliches, für den Anfänger brauchbares Lehrbuch der Kinokohle, das z. B. dem Vorführer-Lehrling das nötige Rüstzeug zur völligen praktischen Beherrschung des Rein- und Beckkohlen-Gebietes gibt.
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Der Erfolg mit Beckkohlen, deren Einführung wir durch Herausgabe dieses Handbuches erleichtern wollen, hängt nicht zuletzt vom richtigen Umgang mit diesen Kohlestiften ab.
Wir haben uns daher nicht damit begnügt, eine kurze Beschreibung der Kohlen-Arten und ihrer Eigenheiten zu geben, sondern stellten alle für den Techniker des Bildwerferraumes wichtigen Gebiete zusammen, die mit dem Bogenlicht in inniger Verbindung stehen.
Dieses Handbuch erhebt keineswegs einen Anspruch darauf, als ausführliches Lehrbuch betrachtet zu werden. Aus der Praxis für die Praxis schreibend, will der Verfasser, der selbst auf eine lange Vorführerdienstzeit zurückblickt, dem Projektionstechniker ein Nachschlagewerk übermitteln, in dem alle wichtigen Probleme des Lichtbogens aufzufinden sind. Wir hoffen, daß unser Handbuch dem Theaterbesitzer, Vorführer und Fachkinohändler manche Anregung gibt und besonders auch bei der Berufsausbildung dem Vorführer - Anwärter wertvolle Kenntnisse vermittelt.
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Vorwort zur 2. Auflage
(vermutlich aus 1943/44) - Die überaus starke Nachfrage nach unserem Handbuch für Filmvorführer veranlaßt uns, schon 9 Monate nach dem Erscheinen der 1. Auflage eine zweite Auflage in Druck zu geben. Infolge der durch die Kriegslage bedingten Papiereinschränkung ist es uns leider nicht möglich, das Buch in der von uns bereits vorgesehenen erweiterten Form herauszubringen. Wir mußten verschiedene Kürzungen vornehmen, brachten jedoch dafür im Hauptteil einige neuentwickelte Kohlemarken nebst zugehörigen Belastungstabellen. Wir glauben, daß unser kleines Buch ,,Die Bogenlichtkohle in der Kinoprojektion" auch in dieser Form den Beifall aller kinotechnisch interessierten Leser findet.
Vorwort zur 3. Auflage (aus 1950)
Nachdem die 2. Auflage unseres Handbuches völlig vergriffen ist und die Nachfrage in verstärktem Maße anhält, sehen wir uns veranlaßt, eine 3. Auflage herauszugeben. Da keine Papiereinschränkungen mehr vorliegen, ist es uns möglich, das Buch wieder in ungekürzter Form abzudrucken und außerdem noch wesentliche Ergänzungen und Änderungen vorzunehmen, die durch die Entwicklung der Lichtbogentechnik bedingt sind.
Juni 1950 - Ringsdorff-Werke G.m.b.H.
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1. Historisches über das Bogenlicht
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Das elektrische Bogenlicht der Reinkohle, das schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zur Projektion von Lichtbildern benutzt wurde, war neben dem Drummond'schen Kalklicht die einzige Lichtquelle, die für die Pioniere der Kinematografie, Skladanowski und Messter, praktische Bedeutung hatte.
So kam es, daß der schwarze Kohlestift für den Film sowohl im Aufnahmeatelier als auch bei der Wiedergabe unentbehrlicher Begleiter dessen Laufbahn des Erfolges wurde.
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Filmtheater mit 2000 Plätzen
Die immer größer werdenden Filmtheater, die sich in rund 40 Jahren vom Schaubudenzelt über das Ladenkino hinaus zum Lichtspielpalast von 2000 Plätzen entwickelten, erforderten auch einen ständig steigenden Lichtstrom des Bildwerfers.
Im Jahre 1920 begann die Ablösung der Kondensor- Lampe durch die Spiegellampe, deren höherer Wirkungs- grad zunächst die Möglichkeit der Stromersparnis bot. Als 1924 erhöhte Bildwandleuchtdichten angestrebt wurden und zahlreiche Filmtheater-Neubauten größere Bildbreiten aufwiesen, konnte von der höheren Lichtleistung der Spiegellampe Gebrauch gemacht werden.
Nachdem jedoch durch die allmähliche Einführung des Tonfilms ab 1930 die Verwendung schalldurchlässiger Projektionsschirme einen Lichtverlust von 10-15% mit sich brachte, war nach weiterem Erhöhen der Stromstärken schon in mittelgroßen Theatern die Grenze der Leistungsfähigkeit einer Reinkohlen - Spiegellampe erreicht.
Es mußte erst eine neue Lichtquelle gefunden werden, deren Leuchtdichte höher war als die Leuchtdichte des Positiv-Kraters einer Reinkohle.
Der deutsche Erfinder Heinrich Beck (1878 - 1937)
Wir müssen hier eines Mannes gedenken, dessen Forschungsarbeit die Scheinwerfer- und Kinoprojektionstechnik ihren ungeahnten Aufschwung verdankt. Es ist der Deutsche Heinrich Beck, nach dem die neuen Hochintensitätskohlen und -lampen benannt sind.
Heinrich Beck wurde am 20. September 1878 in Bad Salzungen geboren. Nachdem er einige Jahre das Gymnasium besucht hatte, nahm er eine handwerkliche Lehre an, studierte am Polytechnikum Hildburghausen und widmete sich dann beruflich der Planung elektrischer Anlagen.
Sein besonderes Interesse galt dem elektrischen Lichtbogen und dem Regelwerk der Bogenlampen, die damals zu Beleuchtungszwecken dienten. In einem Küchenraum in Meiningen richtete sich Beck mit einer kleinen Summe geborgten Geldes ein bescheidenes Laboratorium ein. Er entwickelte dort die selbstregelnde Beck'sche Flammenbogenlampe, auf die ihm das Deutsche Reichspatent erteilt wurde.
Die Erfindung des Beck-Effekts
Seine Erfindung, eine vereinfachte Bogenlampe, wurde von der neu gegründeten Deutschen Beckbogenlampen-Gesellschaft ausgewertet und brachte ihm sehr bald die finanziellen Mittel, um in Meiningen ein groß angelegtes Privatlaboratorium einzurichten.
Seine Lieblingsbeschäftigung, das Studium des elektrischen Lichtbogens, konnte er jetzt ungestört fortsetzen: Er entdeckte dabei, daß die Leuchtdichte eines Positiv-Kraters durch Verwendung von Effektsalzen bei sehr hoher Stromdichte auf das 4-5-fache des Reinkohlenwertes gesteigert werden kann (Beck-Effekt).
Von den Wehrbehörden 1914 abgelehnt
Er erkannte sofort die Wichtigkeit dieser Erfindung für den Scheinwerferbau. Da die deutschen Wehrbehörden zu Beginn des Jahres 1914 kein Interesse an der Einführung solch neuartiger Scheinwerferlampen hatten, wandte sich Beck nach Amerika.
- Anmerkung : Im Bereich Kino und Lichtspiel war uns Amerika auch damals schon ein paar Jahre voraus. Die Städte waren deutlich größer als bei uns in Europa und es wurden dort viele gigantische Lichtspielpaläste gebaut. Und für diese gigantischen Projektionsentfernungen von fast 100m in solch einem Kinobau mit über 2500 Sitzplatzen brauchte man soviel Licht wie nur irgend möglich.
Dort überblickte man sofort den Wert der Erfindung und baute Versuchsapparate, die allen Erwartungen entsprachen. Die Versuche wurden durch den Ausbruch des Weltkrieges jäh unterbrochen. Das Schiff, das Beck nach der Heimat bringen sollte, wurde von den Engländern abgefangen.
1919 zurück nach Deutschland
Er durfte nach einiger Zeit nach Amerika, nicht aber nach Deutschland zurückkehren und mußte erleben, wie die ganze Welt seine durch den Krieg frei gewordenen Patente ausnutzte. Erst in den Jahren 1917/18 wurden auch in Deutschland die ersten großen Becklichtscheinwerfer gebaut.
Heinrich Beck kehrte 1919 in die Heimat zurück und arbeitete in seinem Meininger Laboratorium still und unverdrossen an der Verbesserung seiner Erfindung. Mitten in der Durchführung neuer Versuchsmessungen erlag er am 17. August 1937 einem Herzschlag.
Hier kommt etwas Glorie, die ist aber nur teilweise richtig ...
Der Name Heinrich Beck ist in kinotechnischen Kreisen dadurch sehr bekannt geworden, daß seine Erfindung, die für riesige Scheinwerferlampen (es waren Flugabwehrscheinwerfer !!) bestimmt war, auf Kino-Projektionskohlen übertragen wurde. Die außerordentlich hohen Lichtleistungen moderner Bildwerfermaschinen verdanken wir den modernen Hochleistungslampen, die mit Beckkohlen bestückt sind.
Wenn Beckkohlen und die von den Herstellerfirmen ebenso benannten Lampen heute "siegreich" ihren Eingang in die deutschen Lichtspieltheater finden, wollen wir nicht vergessen, daß es der schlichte Meininger Forscher war, dessen unermüdlichem Studium des Lichtbogens wir diese Bereicherung der Kinotechnik verdanken.
- Anmerkung : Die intensive Forschung zur Erzielung höchster Lichtleistungen des Beckschen Lichtbogen- scheinwerfers wurde von den Militärs der Reichswehr und der Luftwaffe bereits ab 1934 erheblich forciert.
Obwohl ja - laut Luftwaffen- Ex-Minister Göring - nie ein feindlichens Flugzeug nach Deutschland hätte eindringen dürfen oder können, wurden bereits 1934 gigantische Bogenlicht- Flakscheinwerfer mit 10 Kilowatt Becklichtern - und noch mehr - in Auftrag gegeben.
Aber wir haben ja (in diesem Buch) erst 1950 - fünf Jahre nach dem katastrophalen Ende des 2. Weltkrieges, da wurde die "unglückliche" und unrühmliche Vergangenheit noch verschähmt ausgeblendet.
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