Siemens / Klangfilm baute schon immer gewaltige Teile . . .
Bis in die 60er Jahre wurde zum Beispiel Siemens-Hifi noch mit der Qualität ihrer Kernkraftwerksanlagen beworben. Wenn man diese Anzeigen sieht und die Texte liest, kann man fast nicht mal mehr lächeln. Und wenn man diese beiden Siemens Verstärkerschränke im Jahr 2013 in einem Pickup (Jeep) aus einem Kino aus dem ersten Stock abgeholt hatte, weiß man, was Stahl wiegen kann (80 Kilo pro Schrank). Warum diese Teile jemals so schwer waren, ist und bleibt ein Rätsel. Jedenfalls geklaut werden die nicht mehr, selbst wenn bei uns die Türen offen stehen.
Im Rückblick ist zu ergänzen, daß diese beiden Verstärker- schränke etwa 1972 mit der 70mm Technik im Arkaden am Ring in Wiesbaden installiert wurden. Die speisenden Projektoren sind 70mm Bauer U2 Maschinen, die dort auch heute noch stehen. Es stellte sich damals aber nach ganz kurzer Zeit heraus, daß für diese enorme Saalgröße und den gewünschten Sound bei vollem Haus auch 7 mal 25 Watt nicht ausreichten. Nach 5 oder 6 Jahren wurden die Verstärker-Schränke ausgetauscht und nach ganz hinten in eine dunkle Ecke abgeschoben - bis Juni 2013 jedenfalls.
Eine Menge Post-(Fernmelde-) Technik aus den 1960ern
7 einzelne 25W Transistor Kraftverstärker mit 2 Vorverstärker- einschüben mit diversen Magnetton- und Mikrofon- Vorverstärkern und Überblend-Einschüben füllen die beiden Schränke nicht ganz aus. Es wäre da noch mehr Platz frei.
Die Entwickler aus der Mitte der 60er Jahre hatten vermutlich gerade mal die Einschübe mit der heißen Röhrentechnik gegen die damals ganz neuen Silizium-Transistoren ausgetauscht. Da das alles modular gebaut war, war das das geringste Problem.
Das Gewicht ist das Problem. Stehen die Schränke dann mal im Vorführraum oder Nebenraum an der Wand, sind sie wirklich nicht mehr beweglich. Im Inneren findet man die uralten klobigen Lötleisten der professionellen alten Fernmeldetechnik. Bei den Fernmeldern der alten Post wurden in den Kabelkellern Tausende und Abertausende von Kupferadern (die sogenannte letzte Meile) auf solchen Lötleisten "aufgelegt".
In der moderneren Technik, also auch schon um 1972, war man von dieser Platzverschwendung schon lange abgegangen. Die Schränke wurden also für die Ewigkeit gebaut, sehr ähnlich zu den großen schrottreifen Ascend- und Lucent- und Cisco Routern der EDV Technik der 2000er Jahre, die zudem Millionen von Dollars gekostet hatten.
Auch hier bei uns bei Siemens hatten die damaligen Ingenieure keinerlei Gefühl für die enorm schnelle Weiterentwicklung von Elektro-Technik und Elektronik und deren Vergänglichkeit.
70mm Film mit 7 Kanälen = 4 + 3 Kraftverstärker
Im Schrank 1 sind weitere 3 Endverstärker untergebracht. Eines der wesentlichen Merkmale dieser Art von Endstufen war die Zuverlässigkeit bei reiner thermischer Belüftung. Die heutige absolute Super- Hifi-Qualität spielte damals noch gar keine Rolle, denn das damalige Programm-Material - selbst auf dem 70mm Magnetton-Streifen - gab das ja noch gar nicht her.
Darum gab es überdimensionierte Transformatoren und Ausgangsübertrager, richtig, immer noch Ausgangsübertrager bei dieser Transistortechnik. Mit Hilfe der Übertrager waren die Endstufen nahezu kurzschlußfest.
In den großen Kinos, die sich diese monumentale Siemens Technik überhaupt leisten konnten, gab es, abhängig von der Projektionsentfernung enorme Leitungslängen möglichst verlustfrei zu überbrücken. Manche Kinos hatten einen Projektionsabstand von 80 Metern und dazu kamen die diversen Ecken und Höhen und Kabelschächte hinzu, sodaß durchaus 150m Leitungslänge pro Kanal selbst mit 1,5qmm Kabel einen zu kalkulierenden Leistungs-Verlust bedeuteten.
Und auch mit 16 Ohm Lautsprechern war das nicht mehr vernünftig machbar, darum wurde oft auf die professionelle 100V Technik zurückgegriffen.
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Die Doku ist bislang verschollen
Die beiden Schränke wurden sehr "fachgerecht" abgebaut.
So ist das nun mal, wenn die Techniker der neuen Technik den alten Kram auch noch abbauen müssen.
Sie machen das selbstverständlich "fachgerecht" !!!!
Also kurz und bündig.
Nachtrag: Natürlich dürfen wir Fernsehleute nicht zu sehr lästern, denn uns wurden mehrfach große Studio-Tonmischpulte angeboten, bei den oberschenkeldicke Kabelbäume mit der Motorsäge durchgetrennt waren, abgetrennt natürlich, die wir in unseren verbleibenden Jahren nicht mehr zusammenflicken werden.