Ein Klangfilm Prospekt um 1935
Das war die Zeit, als die Firma Klangfilm noch zu Telefunken gehörte und Emil Mechau dort bei Klangfilm arbeitete. Hier wurden auch die Mechau Projektoren hergestellt. Hier ein Einblick in die damalige Lichtton-Abtaster-, Verstärker- und Lautsprechertechnik.
Die erfolgreiche deutsche Firma Klangfilm war bereits vor dem 2.Weltkrieg für eine außerordentliche Tonwiedergabe in großen Sälen bekannt und weltweit berühmt.
Rechts im Bild der beworbene Klangfilm Junior Lautsprecher - noch mit elektromagnetischem Schwingspulenantrieb für beide Lautsprechersysteme.
1935 ! - Die EUROPA-JUNIOR Tonfilmanlage
Die Anforderungen, die heute an die Tonwiedergabe im Lichtspieltheater gestellt werden, sind erfahrungsgemäß außerordentlich hoch. Es genügt z.B. nicht, daß die Sprache klar und verständlich ist, sie soll auch die natürliche Klangfarbe aufweisen, die der im Film sprechenden Person eigen ist.
Ebenso muß die Musik- und Geräusch- Wiedergabe ganz dem Klangbild entsprechen, das bei der Tonaufnahme herrschte. Kurz, es kommt darauf an, durch eine naturgetreue Tonwiedergabe beim Zuschauer den Eindruck wirklichen Erlebens des im Bilde Gesehenen zu erreichen.
Hierzu verhilft die Klangfilm-Europa-Apparatur, deren hohe Qualität für mittelgroße Lichtspielhäuser bis zu etwa 800 Plätzen durch einen eigenen Typ nutzbar gemacht wird:
DIE EUROPA-JUNIOR
Von den Vorzügen, welche die Europa-Junior auszeichnen und die auch dem mittelgroßen Theater die anerkannt hone Leistung und Güte des Europa-Typs bringen, verdienen vor allem zwei Punkte besondere Erwähnung:
1. FREQUENZTREUE
Das im Film aufgezeichnete Klangbild wird in allen Einzelheiten unverfälscht wiedergegeben, ohne daß bestimmte Tonbereiche hervorgehoben oder vernachlässigt werden und ohne daß neue, nicht in der Tonaufzeichnung enthaltene Töne hinzukommen.
2. WIRTSCHAFTLICHKEIT
Durch eine Hochleistungsfotozelle und einen Lautsprecher großen Wirkungsgrades konnte der Verstärker im Vergleich zu der akustischen Leistung außerordentlich klein gehalten werden. Die durch Stromverbrauch und Röhrenersatz entstehenden Kosten spielen daher keine Rolle gegenüber den sonst im Theaterbetrieb notwendigen Ausgaben.
Die Betriebskostenersparnis gegenüber älteren Apparaturen gleicher akustischer Leistung kann u.U. so groß sein, daß sich die neue Apparatur allein hierdurch in verhältnismäßig kurzer Zeit bezahlt macht, ungerechnet die Umsatzsteigerung durch erhöhten Theaterbesuch, den eine Verbesserung der Wiedergabe im allgemeinen nach sich zieht.
Die Europa-Junior ist als einfache oder doppelte Lichttonanlage lieferbar, und zwar sowohl in Verbindung mit neuen Projektoren als auch zum Anbau an vorhandene Maschinen. Die Apparatur ist normalerweise für den Betrieb mit Wechselstrom eingerichtet, sie kann aber mit einem Umformer auch für Gleichstrom verwendet werden.
DIE EINZELTEILE DER EUROPA-JUNIOR
DAS EUROPA-LICHTTONGERÄT
ist das Ergebnis einer jahrelangen systematischen Entwicklung. Umlaufende Filmbahn mit großer Schwungmasse (Schwungbahn), Filmzugregler und Bremsrollen-Schleifenfänger gewährleisten größte Freiheit von schnellen und langsamen Schwankungen des Filmlaufs an der Abtaststelle, d. h. also saubere und heiserkeitsfreie Wiedergabe auch der höchsten Töne sowie Vermeidung des bei langsamen Schwankungen entstehenden „Wimmerns".
Durch Fortfall jeglicher Zahntrommeln und durch konische Abschrägung der Führungsrollen an ihrer Vorderseite ist der Film mühelos einzulegen. Außerdem wird hierdurch größte Filmschonung erreicht.
Die hochwertige Tonoptik sichert eine völlig gleichmäßige und lichthoffreie Ausleuchtung der Tonspur, sowie eine einwandfreie Abtastung auch der höchsten Töne. Wegen seiner einfachen Bauart ist es leicht an alle modernen Projektoren anzubringen.
DAS MECHAU-LICHTTONGERÄT
ist für den Anbau an Mechau-Projektoren entwickelt und den bei diesen Maschinen durch ihren optischen Ausgleich gegebenen besonderen Konstruktionsverhältnissen angepaßt. Im übrigen ist der Aufbau entsprechend dem Europa-Lichttongerät durchgeführt, so daß die obenangeführten Vorzüge dieses Gerätes auch den Mechau-Maschinen zugute kommen.
DER TONLAMPENGLEICHRICHTER
wird aus dem Wechselstromnetz gespeist und liefert einen gut gesiebten Gleichstrom für die Heizung der Tonlampe. Erst dadurch wird es möglich, den übertragenen Tonumfang auch auf die ganz tiefen Töne auszudehnen. Bei der Heizung der Tonlampe mit Wechselstrom oder aus ungenügend gesiebten Gleichrichtern würde in diesem Fall ein Brummton auftreten, der an Stellen ohne Ton oder bei schwacher Tonaufzeichnung den Wiedergabe-Eindruck sehr stören kann. Außerdem ist dieser Störton oft der Grund für Verzerrungen, die in Form von Heiserkeit und Rauhigkeit hörbar werden.
Der Tonlampengleichrichter ist zur wechselweisen Heizung zweier Tonlampen mit einem Umschalter versehen. Daher ist auch in Doppelanlagen nur ein Gleichrichter erforderlich. Der Umschalter dient gleichzeitig zum Tonübergang von einer Maschine auf die andere.
DER VERSTÄRKER
vereinigt die gesamte Vor- und Endverstärkung sowie den Netzanschlußteil in einem einzigen Gehäuse von verhältnismäßig geringem Ausmaß. Er ist für Wandbefestigung vorgesehen, seine Unterbringung bereitet auch in kleinen Vorführräumen keine Schwierigkeiten. Der Verstärker enthält drei Vor- und zwei getrennte Endstufen, eine für den Saal-, eine für den Kontrolllautsprecher, dazu noch den Netzanschluß- und Gleichrichterteil.
Auch für Doppelapparaturen ist nur ein Verstärker notwendig. Außer zwei Lichttongeräten ist auch der Anschluß eines Plattenspieltisches oder Mikrofons möglich; ein Umschalter dient zur Einstellung der jeweils gewünschten Übertragungsart.
Eine besondere Regelvorrichtung ist bei Lichttonwiedergabe in Doppelanlagen für den Ausgleich von Lautstärkeverschiedenheiten auf den beiden Maschinen - z.B. infolge von Empfindlichkeitsunterschieden der Fotozellen oder durch ungleiche Tonbeleuchtung - vorgesehen (Fotozellenausgleich).
Der gesamte Verstärkerteil der Anlage ist für Vollnetzanschluß an Wechselstrom - von 90 bis 250 Volt umschaltbar - eingerichtet. Die genaue Anpassung an die vorhandene Netzspannung geschieht durch einen Regelwiderstand; an einem Spannungsmesser ist die für den Verstärker richtige Spannung gekennzeichnet. Der Stromverbrauch beträgt etwa 90 Watt, er ist somit nicht viel größer als der einer gewöhnlichen Glühlampe.
Der Frequenzgang des Verstärkers ist so bemessen, daß er in Verbindung mit dem Europa-Junior Lautsprecher eine optimale Tonwiedergabe gewährleistet. Für schwierige akustische Verhältnisse oder außergewöhnliche Umstände ist eine Regelmöglichkeit des Frequenzganges vorgesehen.
Die Verstärker dürfen nur verwendet werden für synchrone Wiedergabe von Ton und Bild, Wiedergabe von reinen Tonfilmen, Musikübertragungsanlagen in Kinotheatern und nur gemäß den getroffenen Liefervereinbarungen.
DIE TONSTEUERUNG
erfolgt mit einem 17stufigen Lautstärkeregler, der entweder im Vorführraum oder an passender Stelle im Zuschauerraum angebracht werden kann. Er ist mit Rücksicht auf seine verwendung im Saal kräftig und dauerhaft ausgeführt.
ALS KONTROLL-LAUTSPRECHER
wird ein dynamischer Konuslautsprecher verwendet, für den, wie schon erwähnt, eine besondere Verstärkerstufe vorhanden ist. Ein Übertrager sorgt für die richtige Anpassung an den Verstärker.
DER LAUTSPRECHER
der Europa-Junior-Apparatur entspricht in seinem Aufbau dem Lautsprecher des großen Europatyps. Er besteht aus einer Kombination von Horn und Konus. Beide sind in einem Gestell mit Übertragern vereinigt und mit einem Schallbrett versehen. Der Konus ist nur für die Wiedergabe der tiefen und mittleren, das Horn für die der hohen und höchsten Frequenzen bestimmt. Damit wird praktisch der gesamte Hörbereich einschließlich der Obertöne umfaßt, was mit einem der beiden Systeme allein nicht möglich wäre.
Der Wirkungsgrad ist sehr groß,so daß zur Erzielung der in mittelgroßen Theatern erforderlichen Schallleistung nur eine verhältnismäßig kleine Verstärkerleistung nötig ist. Der Verstärker konnte daher, wie schon erwähnt, außerordentlich klein gehalten werden und damit auch die Betriebskosten für die ganze Anlage, da diese ja im wesentlichen aus den Kosten für Röhrenersatz und Stromverbrauch des Verstärkers bestehen.
Die Abmessungen des Lautsprechers sind nur gering. Er ist daher auch bei beschränktem Raum leicht hinter der Bildwand unterzubringen. Zur guten Abstrahlung der tiefen Töne sind noch besondere Schallbretter an den Seiten und u. U. auch unten erforderlich, die an Ort und Stelle zu beschaffen sind.
Der Europa-Junior-Lautsprecher ergibt in Verbindung mit dem Europa-Junior-Verstärker und dem Europa-Lichttongerät jene hervorragende Klanggüte, die den Ruf der Klangfilm-Europa-Apparaturen in der ganzen Welt begründet hat.
KLANGFILM-ANLAGEN gibt es für Lichtspieltheater als Einfach-oder Doppelapparatur:
- EURONETTE
für kleinere Theater (bis etwa 400 Plätze) - EUROPA-JUNIOR
für mittlere Theater (bis etwa 800 Plätze) - EUROPA I
für größere Theater (bis etwa 1500 Plätze) - EUROPA II
für größte Theater (über 1500 Plätze) - KLANGFILM KOFFER-APPARATUREN
für bewegliche Tonanlagen in verschiedenen Größen - Ferner:
Plattenspieler, Mikrofone, Schwerhörigenzusätze, Ersatzteile. Druckschriften auf Wunsch.
-
Vertriebsbüros der Klangfilm GmbH:
BERLIN SW11, SAARLANDSTRASSE 19 - Fernruf: Sammelnummer 195091, Nachtruf 193283
Vertretungen im Reich:
Die Telefunken-Geschäftsstellen in
- BRESLAU, Neudorfslr.18, Fernruf: 37089,32944-45
- FRANKFURT a.M., Scharnhorststraße27, Fernruf: Sammelnummer: 30341
- HAMBURG, Ferdinandstr. 29, Fernruf: Sammelnummer: 321546
- HANNOVER, Artilleriesir 29, Fernruf: 21256-58
- KÖLN a.Rh., Hansaring (Hochh.) Sammelnr.58227
- KÖNIGSBERG i.Pr., Vorstädt Langgasse 83-84 Fernruf: 42121, 42122
- Leipzig C1, Harkortstraße 3, Fernruf 71371
- MÜNCHEN, Liebigstr. 20-22, Fernruf 297662-64
- STUTTGART, Friedrichstr.34-36, Ruf: S.A 28458-59
- Klangfilmstelle:
STETTIN, Ingenieur L. Lennartz, Angermünder Straße 21, Fernruf 3384
Beachten Sie bitte, es war 1935, diese Telefonnummern stimmen ganz bestimmt nicht mehr.