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Das Philips Fernseh-Bildröhrenwerk in Aachen wurde nach fast 50 Jahren zum Anfang 2004 dicht gemacht = geschlossen.

Und zu diesem Ende einer langen Werks-Historie gibt es sehr unterschiedliche "Geschichten". Aus meiner Sicht sind das allermeist aber keine Berichte, sondern vielfach sind es lancerte Storys oder weltanschaulich gefärbte Träume, die mehr oder weniger erkennbar die wirtschaftlichen und technologischen Tatsachen ignorieren und die an der Schließung des Werks sowieso nichts mehr ändern konnten.

Nach einer Reihe von Gesprächen mit direkt Beteiligten und auch nur mittelbar bzw. unbeteiligten Fachleuten aus dem professionellen Fernsehumfeld lichten sich diese Mythen zu einer ganz normalen unternehmerischen Entscheidungsfindung. Daß diese Entscheidung manchem Betriebsrat und der Gewekschaft nicht gefallen hatte, ist bei uns in Deutschland seit langem ganz normal.

Daß da aber mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten und verdrehten Tatsachen lamentiert wird, ist beschämend und wirft ein schlechtes Licht auf die Auffassungsgabe und den Intelligenzgrad sowie die viel zu sehr eingeengte Interessenssicht der Autoren.
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Bereits zu DM-Zeiten wurden rote Zahlen geschrieben

Bereits vor der Jahrtausendwende wurde im Bereich der regionalen Aachener Philips-Geschäftsleitung errechnet und auch den Mitarbeitern publiziert, daß das Bildröhrenwerk bei jeder Bildröhre bis zu 35.- DM zuschieße. Das Werk arbeite seit 1998 oder bereits noch ein paar Jahre früher nicht mehr rentabel. Der Mutterkonzern müsse diese Produktion subventionieren und das müsse schnellstens aufhören.

Bei der Zeiteinheit "schnellstens" wird es bei solchen großen Werken mit ca. 1.000 Mitarbeitern und jeder Menge automatischer Maschinen bereits kritisch. Diesen Zug anzuhalten und auf einem neuen Gleis fahren zu lassen, bekommt man nicht über Nacht hin. Noch hatte man ja einen Markt für Farb-Bildröhren, weil die aus Japan und Korea zu lange auf der Reise waren. China war zu der Zeit kein Thema, hätte aber den Niedergang dramatisch beschleunigt.
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Aufschub durch einen (heiklen) Trick

Mit der dann eingeführten Zwangsbündelung von Bildröhre und Ablenkeinheit, die den Kunden quasi aufgedrückt wurde, kam gerade mal eine Kostendeckung heraus. Aber auch dieser Trick verpuffte nach wenigen Monaten, weil die Forderungen der Gewerkschaften aller im Philips-Konzern Beteiligten nicht zu bremsen waren.

Ein Hauptlieferant für die Bildröhren war die quasi zugehörige Philips eigene Glasfabrik - auch in Aachen, die auch keine schwarzen Zahlen mehr schrieb. Das wollte natürlich niemand so hören. Doch das Management war in einer Zwickmühle. Bereits durch die Bündelung von Röhre und Ablenkeinheit wurde draußen bei den Einkäufern der Kunden von drastischen Preiserhöhungen "gesprochen" (was aber gar nicht stimmte) und die Absatzzahlen sanken.

Also wurde mit Blick auf eine dringend notwendige Prozess-Optimierung und natürlich auch auf die hohen Lohnkosten - später in Tschechen etwa 1/3 derer von Aachen - ein neues Werk in Tschechien geplant, aber nicht mehr alleine, sondern zusammen mit dem Partner LG aus Süd-Korea (also nicht aus Hongkong).

Auf einer großen "grünen" Wiese wurde in Hranice in Tschechien ein neues hochoptmiertes Hightech-Werk auf der Basis aller Erfahrungen mit der laufenden Produktion in Aachen entworfen. Erfahrene Planungsmitarbeiter aus Deutschland wurden in Tschechien eingesetzt, um das neue Werk schnellstens auf die Beine zu stellen und auf Anhieb die zumindest gleiche Qualität der Farbbildröhren für die deutschen Abnehmer zu gewährleisten wie bisher.
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Die erste Selbstüberlistung - die Absatzzahlen sanken weiter

Dem Management kann man in einigem zeitlichen Abstand zwei Managementfehler vorwerfen. Vermutlich haben sie die gesunkenen Absatz-Zahlen auf die neue Zwangs-Bündelung von Röhre und Ablenkeinheit und den nun zwangsläufig höheren (Gesamt-) Preis zurückgeführt und nicht auf die schleichende Marktsättigung. Weiterhin wurde auch im Hause Philips in Eindhoven oder Breda an diesen neuartigen Flachbildschirmen entwickelt. Der Wandel zu dieser Technik war vorprogrammiert. Der Absatz der Farbbildröhren würde und mußte zwangsläufig deutlich zurückgehen.

Heute in 2018 kann man - rückblickend - dumme und kluge und weise Sprüche in Mengen loslassen. Damals in 1998 schien die Welt ja noch in Ordnung zu sein. Aber die nicht gesehene Marktsättigung und den schleichenden Technologiewandel, diese Entwicklungen hätte man erkennen müssen.
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Als das neue Werk in Hranice nahezu fertig war . . . .

Rückblickend wurde das neue Werk auf der Basis der letzten 10 Jahre (also 10 Jahre vor 2002) geplant, eigentlich eine gesunde Sache. Doch der Philips Konzern bewegte sich in sehr vielen Produktgebieten auf der Hightech Schiene. Und das ist mein eigentlicher Vorwurf bzw. der dritte der Aachener Geschäftsleitung nur bedingt zuzuordnende Managementfehler.

Die technische Revolution bzw. der Technologie-Umschwung kam dieses Mal ganz extrem schnell, viel zu schnell, um irgendwie noch erfolgreich gegenzusteuern. Bei uns in der EDV gab es mehrere Technologiewandel innerhalb eines Quartals, zum Beispiel gab es bei INTEL einen Wandel in 1995 mit den 60 MHz Pentium Prozessoren zu den 90MHz Typen. Die 60 MHz Typen waren bereits 8 Wochen nach dem vermeintlich genialen ESCOM Deal veraltet und damit unverkäuflich. Damals 1995 war das eines der Mosaiksteinchen für das Scheitern von "Computer Schmitt" (= ESCOM).

Als aber im Gegensatz dazu damals 1963 die Philips Kompakt Kassette raus kam, hatten die ganzen Bandgerätehersteller (auch die Wettbewerber) sehr viel Zeit, zu kapieren, daß die großen Spulengeräte keine große Zukunft mehr hatten.

Und diesmal mußte es sogar die LG Oberen in SEOUL in Korea ziemlich kalt erwischt haben, denn die waren ja zu fast der Hälfte an der neuen Fabrik beteiligt. Und es ging um ganz viele Millionen, die quasi in den tschechischen Sand gesetzt worden waren. Wie mir meine Quelle erzählt hatte, war die neue Fabrik so gut wie fertig und eine Probeserie war im Werden. Es wurde also in Tschechien nie richtig produziert (wie es andere Quellen behaupten), es wurden wenige Muster fabriziert. Es war auch nie ein Gewerkschaftler oder ein Betriebsrat aus Aachen in Tschechien, weil die eigentliche Produktion ja nie angefangen hatte.
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. . . . haben "SIE" es gemerkt, der Markt war schon tot.

Jetzt im Originaltext des Interviews :

"Als ich eines Morgens wenige Tage vor Weihnachten in Hranice in meinem Büro auf der Baustelle ankam, wurde ich mit dem fragenden Ausruf "in Empfang genommen" :

Die Koreaner sind weg, alle 20 ????????


Es gab keinen Abschied, obwohl man sich die letzen Monate wirklich gut verstanden und auch verständigt hatte, es gab keinen Brief oder irgend einen Zettel, sie waren wie vom Erdboden verschwunden - und kamen auch nicht (nie) wieder.

Einen oder mehrere Tage später, also ganz dicht vor Weihnachten, wurden wir Deutsche alle aufgefordert, die Arbeit einzustellen, das Werk werde nicht mehr eröffnet. Das Projekt sei beendet."
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Der Vergleich mit GRUNDIG, Quelle, Neckermann, UHER, Telefunken und vielen anderen "Abgängen"

Nach über 10 Jahren Recherche im Fernseh-, Magnetband - und Hifi- Bereich habe ich als Redakteur viele Konkurse und Abschaltungen aufgedröselt und die noch lebenden Zeitzeugen befragt und natürlich auch den Pressenotitzen der Wirtschaftszeitungen gegenübergestellt. Jedesmal standen sich die persönlichen Beschreibungen von Mitarbeitern der unteren Lohngruppen mit denen der oberen Lohngruppen sowie gleichermaßen den Wirtschaftsexperten deutlich gegenüber. So konnte ich mir einen relativ neutralen Blick auf die Wirklichkeit der jeweiligen Situation machen.

Es sind heute auch viel mehr Informationen aus allen nur möglichen Publikationen verfügbar als damals. Das Aachener Fernsehröhrenwerk wäre so oder so stillgelegt wordem, schon oder auch aus Umweltgründen in einem Ballungsgebiet. Eine Umrüstung auf eine TFT oder LCD Display Produktion käme quasi einem Neuanfang gleich. Von den alten Maschinen war nichts mehr verwendbar.

All diese wirtschaftlichen und physikalischen Grundlagen sind den betroffenen gewekschaftlich organisierten und dadurch auch indoktrinierten Mitarbeitern in allen diesen Firmen nicht vermittelbar gewesen. Immer war die Firmenleitung Schuld. Auch bei Philips waren die in den ersten 40 Jahren eingefahrenen Reserven nach 4 bis 6 Jahren roter Zahlen verbraucht. Und ein defizitärer Bereich darf nicht den ganzen Konzern ins Wanken bringen, siehe die ehemals große AEG mit Telefunken und die ehemalige Robert Bosch Fernseh GmbH in Darmstadt mit über 3.500 Mitarbeitern.
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Es geht in diesem Artikel um die Preisfindung bei Lautsprecherboxen der 1970er Jahre. Der Unterschied zwischen Profit und Ertrag oder auch Gier wird hier an Beispielen erläutert.
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