Die Geschichte der Nachricht und der Nachrichtentechnik
Teile der Text-Einträge von 1600 bis 1979 stammen aus einem Buch und müssen nicht unbedingt richtig sein. Einge Texte sind sogar falsch und wurden korrigiert. Liegen neue Erkenntnisse vor, werden die auch umgehend eingepflegt. Die Bebilderung ist von solch miserabler Qualität, daß sie nicht eingeblendet wird. Die einführende Seite lesen Sie hier.
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Von 1875 bis etwa 1900
Fernsprecher und Elektroakustik, unter anderem auch Tonkonservierung durch Walze oder Schallplatte, entwickeln sich; sie fördern die Kommunikation von Mensch zu Mensch. - Elektrische Wellen ermöglichen drahtlose Telegraphie.
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9. 1. 1875
Durch Reichsgesetz wird die „Deutsche Seewarte" als zentrale Reichsbehörde zur Förderung der maritimen Meteorologie in Hamburg gegründet. Vorläufer war die 1867 gebildete Norddeutsche Seewarte der hamburgischen Handelskammer. In der 3. Abteilung der Seewarte werden Wetter-Telegraphie, Küstenmeteorologie, Sturmwarnung und Eisberichte zusammengefaßt.
1. 3. 1875
Die von dem Ingenieur Franz Ritter von Felbinger (1844-1906) in Wien eingerichtete pneumatische Rohrpost wird in Betrieb genommen.
1. 4. 1875
Die am Jahresbeginn 1875 verabschiedete Einheitliche Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands tritt in Kraft. Dieses Reglement und das gleichzeitig sich einführende elektrische Streckenblock-System führen bald zu einem spürbaren Rückgang der Eisenbahnunfälle.
28.4.1875
Eine Kommission der französischen Staatstelegraphen-Verwaltung befürwortet Bau und Einführung des von Emile Baudot (1845-1903) entwickelten Telegraphensystems, das mit einem fünfstelligen Binär-Code arbeitet. Mit Hilfe von 5 Tasten können 32 Strombilder geformt werden, die durch Benutzung des Buchstaben-und Zeichenwechsels die Darstellung von 60 Zeichen möglich machen. Das Fünferalphabet Baudots hat sich in der Folge auch international durchgesetzt. Die Einheit „1 Baud" nennt die Geschwindigkeit eines Zeichenschritts pro Sekunde.
20. 6. 1875
In München stirbt der „Submariningenieur" Wilhelm Bauer, der sich durch den Bau und die Entwicklung von Tauchbooten den Ruf eines Pioniers dieser Technik erworben hat. 1860 gab er einen unterseeischen Kabelsuchwagen an, um nötigenfalls Seekabel zu reparieren.
18. 7. 1875
Gustav Wiese, ein Fabrikant in Hannover, zeigt in den Abend- und Nachtstunden in Hamburg seine Schiffs-Nachttelegraphie mit Licht. Er benutzte dabei das Morse-Alphabet, indem er runde (Punkt) und längere (Strich) Glaskästen mit vielen Gasflammen zum Auf- und Abblenden brachte. Später ging Wiese auf weiße (Punkt) und rote (Strich) Lichtsymbole über, da diese über noch größere Entfernung zu unterscheiden waren.
9. 9. 1875
In Bremen wird Eduard Kleinschmidt geboren. Er wandert nach den Vereinigten Staaten aus und beschäftigt sich dort mit nachrichtentechnischen Arbeiten. 1914 entwickelt er einen Tastlocher; später arbeitete er mit Charles Krum, schließlich ab 1924 mit ihm unter der Firma „Morkrum & Kleinschmidt" zusammen. Auf Konstruktionen dieser Firma basierend, entwickelte man bei Siemens & Halske, Berlin, Ende der zwanziger Jahre den modernen Fernschreiber.
15. 9. 1875
Vollendung des ersten „direkten" USA-Transatlantik-Kabels von Irland nach New York (Rye Beach), gefertigt bei Siemens Brothers in Woolwich bei London und verlegt durch das erste große Kabel-Spezialschiff „Faraday" (4917 BRT, Länge 111 m). Die hervorragende Qualität dieses DUS-Kabels (Direct United States Cable) hatte zur Folge, daß Siemens Brothers in den nächsten 10 Jahren die fünf weiteren in dieser Zeit gelegten Transatlantikkabel in Auftrag bekam.
18. 10. 1875
In Berlin stirbt im 64. Lebensjahr Friedrich-Wilhelm Nottebohm. Als technisch vielseitig befähigter Schüler Beuths konnte er sich im preußischen Staatsdienst hocharbeiten. 1849 war er Mitglied der Telegraphenkommission, 1850 Leiter der Telegraphendirektion. In dieser Stellung hatte er sich nachhaltig für die Einführung des Morsetelegraphen in Preußen eingesetzt ebenso auch für die Gründung des Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins.
19. 10. 1875
In Paris stirbt 73jährig Sir Charles Wheatstone, ein englischer Physikprofessor. 1823 hatte er bereits ein vollständiges Telegraphensystem beschrieben und seit 1837 hatte er sich, zusammen mit W. F. Cooke, konstruierend mit der Entwicklung von Nadeltelegraphen beschäftigt. In London besaß er seit 1823 eine Fabrik für den Bau von Saiteninstrumenten; 1834 war er zum Professor für Experimentalphysik an das Londoner King's College berufen worden. Queen Victoria erhob ihn 1868 in den Ritterstand.
20. 10. 1875
Die nach englischen und amerikanischen Vorbildern errichtete erste Zeitball-Station an deutschen Küsten wird in Cuxhaven bei der „Alten Liebe" in Betrieb genommen. Der von der Telegraphenbehörde auf einem 16m hohen Turm nahe dem Leuchtfeuer eingerichtete Zeitball (1,5 m Durchmesser, 3 m Fallhöhe) wurde elektrisch zu festgesetzten Zeiten von einer Normaluhr der Telegraphenstation ausgelöst. 1929 wurde der fallende Zeitball durch eine 1000-Watt- Prismen -Leuchte ersetzt. 1934 wurde die Anlage wegen der inzwischen aufgenommenen Zeitzeichen-Funkdurchsage außer Betrieb gesetzt.
1.1. 1876
Post und Telegraph im Deutschen Reich werden vereinigt und gemeinsam vom Generalpostmeister Heinrich Stephan geleitet.
14. 2. 1876
Elisha Gray, Telegraphist in Chicago, und Alexander Graham Bell, Taubstummenlehrer in Salem/Massachusetts, melden - unabhängig und ohne Kenntnis voneinander - ihre Apparate zur elektrischen bzw. magnetischen Übertragung von Tönen, also Fernsprecher, in Washington zu USA-Patenten an. Das System Bells setzt sich durch und begründet das nunmehr 100jährige Zeitalter der modernen Fernsprechtechnik.
7. 3. 1876
Die Reichstelegraphenverwaltung setzt das Eisenbahn-Telegraphen-Reglement für das Deutsche Reich in Kraft.
28.6.1876
Die erste Versuchsstrecke des von dem Generalpostmeister Stephan projektierten unterirdischen Reichstelegraphennetzes, erstellt mit Kabeln von der Kölner Firma Feiten & Guilleaume, wird zwischen Berlin und Halle/Saale (170 km) erfolgreich in Betrieb genommen.
1. 12. 1876
Die Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske in Berlin nimmt dort ihr erstes Kabelwerk in Betrieb. Vorausgegangen war 1863 die Anlage eines Siemens-Kabelwerks in Woolwich an der Themse bei London, weil sich der englische Markt schon früher für Nachrichtenkabel interessierte. Nun war es der Bau des Reichstelegraphenkabels, der den neuen Betrieb erforderlich machte.
1. 12. 1876
Die Reichshauptstadt Berlin nimmt Deutschlands erstes städtisches Rohrpostnetz in Betrieb. Erbaut wurde es nach Plänen und dem System des österreichischen Ingenieurs Franz Ritter von Felbinger. Es wuchs von zunächst 26 km Streckenlänge auf über 300 km.
2. 1. 1877
In Broomhill/Schottland stirbt 67jährig Alexander Bain. Als Uhrmacher widmete er sich auch elektrischen Versuchen; so konstruierte er 1840 eine batterieelektrische Uhr. Später beschäftigte er sich mit der Entwicklung eines Bildtelegraphen. 1846 führte er den gelochten Papierstreifen in die elektrische Telegraphie ein.
15. 1. 1877
Alexander Graham Bell beantragt USA-Patentschutz auf sein sprechendes Telephon mit Metall-Membran.
24. 1. 1877
In Berlin stirbt 81 jährig Professor Johann Christian Poggendorff. Er war als Physiker und Fachschriftsteller äußerst erfolgreich und hat zur Elektrophysik maßgebliche Erkenntnisse beigetragen. 1840 erfand er die Klemmschraube für elektrische Leitungen und 1842 das Chromsäure-Element. 1821 hatte er ein Galvanometer, 1826 die Spiegelablesung an sich drehenden Meßinstrumenten angegeben. Sein 1857/63 herausgegebenes biographisches Handwörterbuch hat sich bis in die Gegenwart erhalten; es dient auch heute noch, in 7. Auflage, als naturwissenschaftliches Nachschlagewerk.
27. 2. 1877
Zwischen Chicago und Milwaukee, also über eine Distanz von 140 Kilometer, unternimmt Elisha Gray Versuche mit seinem Fernsprecher. Die Ergebnisse dieser Weitverkehrstechnik zeigen, daß noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten ist.
17. 3. 1877
In Berlin wird Wilhelm Doegen geboren. Im Jahre 1920 gründete er die später der TH Berlin angeschlossene „Laut-Bibliothek". Sie besteht aus einer Sammlung von Schallplatten-Aufnahmen mit den Stimmen vieler Volksstämme unserer Erde.
28. 3. 1877
Werner Siemens schreibt in einem an seinen Bruder Carl nach London gerichteten Brief über zweckmäßiges, wirksames Isolieren telegraphischer Untergrundkabel. In der Geschichte der Installation dürfte dies die erste bekannte und sehr exakte Darstellung von Isolierband sein; 1 Zoll breites Seidenband, beidseitig mit Guttapercha bedeckt und von diesem durchdrungen.
2. 4. 1877
Ein in Philadelphia veranstaltetes Konzert wird mittels Telephon und Telegraphenleitung in die Steinway-Halle nach New York übertragen. Die Qualität und Lautstärke litt zwangsläufig durch das Fehlen der noch nicht erfundenen Verstärkertechnik.
9. 6. 1877
Aus einem Brief von Werner Siemens an seinen Bruder Carl, der in London tätig ist, geht hervor, daß er sich mit Prof. G. R. Kirchhoff in Berlin mit der Theorie des späteren Kabelfernsprechens befaßt. „Es ist besonders die Wellenfrage, die noch viel Dunkel birgt." Zu jener Zeit legen Siemens & Halske ihre ersten Untergrundkabel für das deutsche Reichstelegraphennetz.
12. 8. 1877
Thomas Alva Edison, ein damals schon bekannter und erfolgreicher Erfinder und Konstrukteur in New York, hört zum ersten Mal die Wiedergabe der auf einer Walze mit seinem „Phonographen" aufgenommenen akustischen Laute, das amerikanische Kinderliedchen „Mary had a little lamb". Etwa 10 Jahre später entwickelte Emile Berliner aus dem Walzen-Phonographen das Schallplatten-„Grammophon".
2.9.1877
In Admont/Österreich wird Walther Burstyn geboren. Nach ausgedehnter Tätigkeit in der russischen Marine baute er für die zaristische Flotte im Kriege gegen Japan, 1904/05, drahtlose Telegraphie-Stationen. Später war er als Funktechniker auch in Kleinasien und Nordafrika tätig. Burstyn erfand damals die klassische Form der Antenne, mit einem Draht. Seine Beobachtung des Fading-Effekts wurde zunächst nur als eine Störung im Empfangsgerät betrachtet. Nach 1923 war Burstyn führend im Verband der Funkindustrie tätig.
24. 10. 1877
Der deutsche Generalpostmeister Stephan läßt im Berliner Haupttelegraphenamt Versuche mit dem Bellschen Telephon vornehmen, an denen er sich persönlich beteiligt. Nach weiteren Versuchen am 26. Oktober erklärt Stephan diesen Tag als den „Geburtstag des Fernsprechers in Deutschland". Für die zügige Entwicklung dieser neuen Nachrichtentechnik, der er selbst den Namen „Fernsprecher" gegeben hatte, setzt sich der Generalpostmeister in der Folge nachhaltig ein.
3. 11. 1877
In Kiel wird die Fertigstellung des ersten Teilstückes des Reichstelegraphen-Untergrundkabels (Frankfurt am Main-Kiel) festlich begangen. Dabei wird nicht nur die Telegraphie, sondern auch der von Generalpostmeister Stephan geschätzte Fernsprecher öffentlich gewürdigt. In einem humorvollen Menüplan für den Festschmaus werden fachbezogene Karikaturen und Wortspiele überliefert.
12. 11. 1877
In Varzin/Pommern, dem Urlaubsort des Reichskanzlers Bismarck, wird diesem durch drei dorthin entsandte Telegraphenbeamte der Bell'sche Fernsprecher vorgeführt. - Am gleichen Tage wird beim Postamt Friedrichsberg/Lichtenberg bei Berlin der Fernsprechbetrieb für den öffentlichen Telegraphenverkehr eingerichtet. Bis zum Jahresende 1877 wurden 19 Postanstalten Deutschlands in gleicher Weise ausgerüstet. Der Femsprech-Teilnehmerverkehr für die Öffentlichkeit wurde erst 1881 eingeführt.
14. 12. 1877
Werner Siemens, der selbst an der Entwicklung des 1877 eingerichteten deutschen Patentgesetzes entscheidenden Anteil hatte, erhält für seine Firma das DRP 2399 auf „Telephone und Rufapparate mit magnetischer Gleichgewichtlage der schwingenden Teile". Damit beginnt eine Reihe konstruktiver Verbesserungen an der Grundkonzeption des Bell'schen Telephons
19. 12. 1877
In Paris stirbt fast 75jährig der deutsche Mechaniker Heinrich Daniel Rühmkorff. 1839 hatte er sich in Frankreichs Hauptstadt mit einer Werkstätte für Entwicklung und Bau physikalischer Instrumente niedergelassen. 1850 schuf er den Funkeninduktor, mit dem hochgespannter Strom und größere Funkenstrecken erzeugt werden können.
23. 12. 1877
Nissl und Urbanitzky führen in Wien über eine Telegraphieleitung von 210 km Länge die erste telephonische Musikübertragung in Österreich vor.
24. 12. 1877
Der Phonograph von Thomas A. Edison, die erste brauchbare Sprechmaschine, die im Sommer 1877 experimentell in Funktion trat, wird in den USA patentiert. Darin wird besonders auch der eigentliche Tonträger, eine die Walze umgebende Stanniolfolie, patentrechtlich geschützt, die einen Fortschritt gegenüber der Urform darstellt, die zunächst am 30. 7. 1877 in einem britischen Patent niedergelegt war.
25. 1. 1878
In Upsala/Schweden wird Ernst Frederik Werner Alexanderson geboren. Nach den USA ausgewandert, hatte er sich dort bald als ideenreicher Physiker und besonders als Funktechniker einen Namen gemacht. Zusammen mit Reginald A. Fessenden schuf er 1905 die Hochfrequenzmaschine für Funksender. 1925 wurde die mit seinen Geräten ausgestattete Großfunkstelle Varberg in seiner schwedischen Heimat in Betrieb genommen. Viele Jahre war Alexanderson Präsident der US-amerikanischen Institution of Radio-Engineers.
25. 1. 1878
In New Haven/Connecticut, USA, wird das erste Fernsprech-Vermittlungsamt der Erde (Telephone Exchange) in Betrieb genommen. Damit wurde ein ganz entscheidender Schritt zur Kommerzialisierung des Fernsprechers getan; Deutschland folgte diesem Beispiel erst drei Jahre später.
9.5.1878
Der englische Physiker David Edward Hughes führt vor der Royal Society in London das von ihm erfundene Kontaktmikrophon in einem Experimentalvortrag vor.
25.5.1878
In Lehe bei Bremerhaven wird Wolfgang Gaede geboren. Er bildete sich zum Physiker und war für dieses Fach 1919-1934 Professor an der TH Karlsruhe. Bereits 1905 hatte er die moderne Hochvakuum-Quecksilber-Luftpumpe erfunden, die für die Röhrenfabrikation wenig später hohe Bedeutung erlangte. 1906 stellte Gaede mit Hilfe einer Quecksilberdampflampe durch Rückkopplung über ein eingebautes Steuergitter selbsterregte elektrische Schwingungen her.
15. 6. 1878
Auf seine Konstruktion eines batterieelektrischen Fernsprechers erhält Thomas A. Edison ein USA-Patent.
29. 6. 1878
Nach längeren vertragsrechtlichen Wandlungen entsteht in Boston/Massachusetts die Bell Telephone Company. Sie geht 1899 in der übergeordneten, 1885 in Albany/New York gegründeten AT&T auf (siehe 3. 3. 1885).
15. 7. 1878
Nachdem im Januar 1878 in New Haven/Connecticut das erste Handvermittlungs-Fernsprechamt der Erde eingeschaltet wurde, folgt nun als erste Stadt außerhalb der Vereinigten Staaten Hamllton/Ontario in Canada. Die dortige District Telegraph Co. erstellt dieses Fernsprechamt mit Lizenzen von Bell.
5. 9. 1878
In Wien wird Robert von Lieben, der spätere Physiker und Erfinder der Verstärkerröhre, geboren (siehe 20. 2. 1913).
15. 10. 1878
John Pierpont Morgan und andere Finanziers, die sich für die Glühlampe Edisons einsetzen, gründen in New York „The Edison Electric Light Co.", aus der 1892 die General Electric Company hervorgeht.
1. 11. 1878
Die Sammlung historischer Telegraphen-Apparate aus dem ehemaligen Generaltelegraphenamt in Berlin wird in das neue, im August 1872 vom Generalpostmeister Stephan gegründete Reichspostmuseum überführt.
15. 12. 1878
In Berlin wird Ernst Ruhmer geboren. Er bildete sich zum Hochfrequenz-Physiker und hatte 1908 in seinem Labor in Berlin eine erste Trägerfrequenzanlage errichtet. Bereits 1902, vier Jahre vor ähnlichen Versuchen des Schweden Gustav Dalen, erhält Ruhmer ein deutsches Patent auf die von ihm entwickelte automatische Zündung und Schließung von Gasleuchtbojen durch Selenzellen.
3. 2. 1879
In Frankfurt am Main wird Harry Fuld geboren. Als 19jähriger nahm er, nach amerikanischem Vorbild, das Haustelephon-Vermietungsgeschäft auf. Nach Klärung der Rechtslage wurden diese Anlagen ab 1900 postamtlich zugelassen. 1899 gründete Fuld zusammen mit Carl Lehner in Frankfurt am Main die Deutsche Privat Telephon Gesellschaft aus der später die „Telefonbau und Normalzeit GmbH" hervorging.
17. 2. 1879
Durch Zusammenschluß der bisherigen New England Telephone Co. und der Bell Telephone Co. in eine weltweit ihre Fernsprechsysteme einführende Unternehmung entsteht die National Bell Telephone Co.
11. 3. 1879
In seiner Geburtsstadt Berlin stirbt 68jährig Benda Wolff. Als Herausgeber der „Vossischen Zeitung", später auch der „Nationalzeitung", hatte er sich frühzeitig um die schnelle Beschaffung wichtiger Nachrichten bemüht und im November 1849 das nach ihm benannte Wolff'sche Telegraphen-Büro gegründet.
25. 6. 1879
Todestag des englischen Mechanikers William Fothergill Cooke. Gemeinsam mit Charles Wheatstone hatte er 1837 ein Patent auf den verbesserten Nadeltelegraphen genommen.
25. 7. 1879
In Meiningen wird Eugen Nesper, ein später bedeutender Pionier des Rundfunks in Deutschland, geboren (siehe 4. 5. 1961).
9. 10. 1879
In Pfaffendorf bei Koblenz wird Max von Laue geboren. Nach naturwissenschaftlichen Studien promovierte er 1903 in Berlin und wurde 1912 als ordentlicher Professor der theoretischen Physik nach Zürich berufen. 1914 kam er nach Frankfurt, 1919 nach Berlin, jeweils als Professor der Physik. Seine im Jahre 1912 entdeckten Interferenzerscheinungen der Röntgenstrahlen bei Durchdringung von Metall waren eine Sensation der Wissenschaft. Hierfür erhielt er 1914 den Nobelpreis für Physik zuerkannt.
5. 11. 1879
In Cambridge/England stirbt, erst 48-jährig, der schottische Professor der Physik James Clerk Maxwell. Er hatte das Faradaysche Gesetz in mathematische Form gebracht und die Grundgleichung der Elektrodynamik aufgestellt. Krönung seines physikalischen Lebenswerkes war die nach ihm benannte und von ihm formulierte Lichttheorie. Die Einheit des magnetischen Flusses hieß seinerzeit ihm zu Ehren „Maxwell" (seit 1970 im Rahmen des S.I. jetzt „Weber").
26.11. 1879
In Schlawe/Pommern wird Hans Karl August Bredow geboren. 1904 trat der junge Starkstrom-Ingenieur bei der Gesellschaft Telefunken ein, um fortan für die Funk- und Rundfunk- Entwicklung technisch wie organisatorisch gleicherweise tätig zu werden. 1920 verschaffte er dem Telefunkensystem Gleichberechtigung neben dem Marconisystem. 1913 schuf er die Voraussetzungen für den Funkverkehr Deutschland-USA. 1919 propagierte er den „Rundfunk für alle", 1922 schuf er den Wirtschaftsfunk, 1923 den allgemeinen deutschen Rundfunk. 1928 erhielt er die große Staatsmedaille Preußens für seine Verdienste. 1933 trat er aus politischen Gründen von seinen Ämtern im deutschen Rundfunkwesen zurück. Nach 1945 stand er mit seinen Erfahrungen beim Aufbau eines neuen Rundfunks in Westdeutschland wieder zur Verfügung. Am 10. Januar 1959 verstarb er, fast 80jährig, in Wiesbaden.
20. 12. 1879
Im Reichspostamt zu Berlin wird, ausgelöst durch einen Antrag von Werner Siemens und unter Schirmherrschaft des Generalpostmeisters Heinrich Stephan, der Elektrotechnische Verein ins Leben gerufen. Weitere vergleichbare Vereinigungen entstehen wenig später in anderen deutschen Städten und legen den Grundstein zum Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) (siehe 22. 1. 1893).
27. 1. 1880
Auf der ersten ordentlichen Sitzung des im Dezember 1879 gegründeten Elektrotechnischen Vereins in Berlin wird Werner Siemens zum Ersten Vorsitzenden und Generalpostmeister Heinrich Stephan zum Ehrenpräsidenten gewählt. Siemens eröffnet das Vortragswesen des Vereins mit einem Bericht über dynamoelektrische Bahnen.
4. 7. 1880
Das Reichspostamt gibt die Einrichtung von Fernsprechstationen für Privatverkehr - zunächst in Preußen - frei. Eine praktische Bedeutung erlangte diese Verfügung jedoch erst im folgenden Jahr, als in Berlin und Mülhausen/Elsaß die ersten Fernsprechämter Deutschlands eingerichtet wurden.
11.11. 1880
In Sternberg (Mecklenburg-Schwerin) wird Karl Friedrich Franz Alexander Behm geboren. Als Mitarbeiter von Prof. Otto Lehmann am Lehrstuhl für Experimentalphysik in Karlsruhe hatte er sich mit akustischen Problemen beschäftigt, später in Österreich mit Fragen der Leitfähigkeit von Isolierschichten. Die „Titanic"-Katastrophe 1912 führte ihn auf das Prinzip der Echolotung, die ihm 1913 als Erfindung in Deutschland patentrechtlich geschützt wurde.
25. 11. 1880
In Göttingen wird Harald Schering geboren. Er bildete sich zum Physiker, wirkte 1905-1927 an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin und anschließend als Professor der Elektrotechnik an der TH Hannover. Von seinen Erfindungen seien genannt das Vibrationsgalvanometer mit elektromagnetischer Abstimmung 1919, eine Brücke zur Messung dielektrischer Verluste, die er 1920-1924 entwickelte (Scheringbrücke), und Meßkondensatoren für Höchstspannungen 1928.
12. 1. 1881
In Berlin, Französische Straße, wird mit zunächst acht Teilnehmern das erste Fernsprechamt Deutschlands in Betrieb genommen. Am Jahresende sind 458 Teilnehmer an das Ortsnetz angeschlossen.
31. 1. 1881
In Brooklyn/New York, USA, wird Irving Langmuir geboren. Nach physiko-chemischem Studium promovierte er bei W. Nernst und wirkte ab 1909 als Chemiker bei der General Electric Co. in Schenectady. 1913 schuf er die gasgefüllte Glühlampe und stellte die für die Entwicklung der Elektronenröhre wichtige Raumladungstheorie auf. Seine Arbeiten über Adsorption und Absorption trugen ihm 1932 den Nobelpreis für Chemie ein.
24.5.1881
Alexander G. Bell erhält das USA-Patent 241909 für einen Lichtton-Empfänger für fernmündliche, also telephone Übertragung. Die dem Patent beigegebenen Zeichnungen zum „Photophonic Receiver" lassen erkennen, daß diese Erfindung der Vorläufer der modernen Lichtwellenleiter war.
26. 6. 1881
Generalpostmeister Heinrich Stephan meldet auf telegraphischem Wege von Aachen dem deutschen Kaiser die Vollendung des Reichstelegraphen- Untergrundkabelnetzes. Es war seit 1877 in einer Länge von 5460 Kilometern von den Firmen Feiten & Guilleaume, Köln, und Siemens & Halske, Berlin, erstellt.
11. 8. 1881
Der französische Ingenieur Clement Ader führt gelegentlich der Ersten elektrotechnischen Weltausstellung in Paris eine erste stereophonische Musik-Übertragung aus der Pariser Oper vor. Noch im gleichen Monat erhält er ein deutsches Patent auf seine Neuerung.
30. 9. 1881
In Neuendorf/Pommern wird Egbert von Lepel geboren. Schon kurz nach der Jahrhundertwende trat er als erfinderischer Funktechniker, oft mit W. Burstyn zusammenarbeitend, öffentlich hervor. 1915 schuf er, nun Funkoffizier, die Zentralstation für den deutschen Feldfunkverkehr mit allen Fronten, die später als „Deutschlandsender" ausgebaute Station in Königswusterhausen südlich von Berlin. Im Mai 1917 unternahm v. Lepel bei Rethel/Frankreich im Zusammenwirken mit A. Meißner und H. Bredow erste Reichweiten-Versuche mit Röhrensendern. Hierbei wurden auch die ersten echten Unterhaltungs- und Musikübertragungen für Fronttruppen experimentell durchgeführt.
5. 12. 1881
In Berlin wird Max Langer geboren. Als Nachrichtentechniker bei Siemens beschäftigte er sich mit der Ausbildung der Fernsprechnetztechnik zur Überbrückung weiter Entfernungen. An der Konstruktion der Fernsprech-Automaten zur Erfassung der Gebühren nach Zeit und Zone hat er maßgeblichen Anteil. Im besonderen hat er, in Zusammenarbeit von Siemens mit der Reichspost, die Fernwahl-Netzgruppe Weilheim/Oberbayern 1923 eingerichtet. Sie bildet das UrModell der 1952 eingeschalteten und seither allgemein eingeführten Landesfernwahl.
20. 12. 1881
In Hamburg wird Gustav Leithäuser geboren. Nach physikalischem Studium an der Universität Berlin, war er zunächst in Hannover, später jahrzehntelang in Berlin als Privatdozent und Professor für Physik tätig. Seit 1929 wirkte er mit am Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung; nach 1945 wurde er dessen Direktor, gleichzeitig auch Professor für Hochfrequenz- und Fernmeldetechnik an der TU Berlin. Im Dienste der Reichspost hatte er sich nach 1920 mit praktischen Problemen der Rundfunk-Empfängertechnik sowie mit dem Ausbau des Deutschlandsenders Königswusterhausen beschäftigt.
25. 12. 1881
In Eydelstedt/Niedersachsen wird Christian Hülsmeyer geboren. Als junger Ingenieur erfand er ein Rückstrahl-System, das er „Telemobiloskop" nannte, welches ihm im April 1904 in Deutschland patentiert wurde. Es gestattete bei schlechtem Wetter und bei Nacht eine klare funktechnische Anzeige von Schiffen auf Flüssen und Meeren. Im späteren Leben wurde Hülsmeyer auf dampf- und kesseltechnischen Gebieten aktiv, da man zunächst den hohen Wert seiner Früh-Erfindung nicht erkannt hatte und er damit keinen Gewinn erzielte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde vom Deutschen Ausschuß für Funkortung die Pionierleistung Hülsmeyers anerkannt. Sie stellt die Urform des heute unter dem Namen Radar bekannten Funkmeßverfahrens dar.
19. 4. 1882
In Seesen am Harz wird Emil Mechau geboren. Nach Mechanikerlehre trat der 18jährige bei Zeiss in Jena ein, erwarb sich als Autodidakt die Hochschulreife und begann ein Physikstudium. 1912 schuf er den Mechau-Kino-Projektor, 1929/34 den Großbildprojektor für Schmalfilm mit optischem Spiegelausgleich und etwas später den Fernseh-Linsenkranz-Abtaster. Für diese Erfindung verlieh ihm die Pariser Weltausstellung 1937 den Grand Prix.
1.6.1882
In Stuttgart wird die erste Telephon-Anstalt im Königreich Württemberg in Betrieb gesetzt. Es sind zunächst 75 Teilnehmer angeschlossen. Im ersten Betriebsjahr werden durch Handvermittlung im Amt täglich im Durchschnitt 144 Verbindungen hergestellt.
5. 7. 1882
In Hermannsacker bei Stolberg/Harz wird Max Wilhelm Friedrich Dieckmann geboren. Schüler des Funk-Pioniers K. F. Braun, unternahm er 1908 erste drahtlose Telegraphie- und luftelektrische Versuche vor den Toren Münchens. Zusammen mit Rudolf Hell entwickelte er 1925 die lichtelektrische Bildzerleger-Röhre für das Fernsehen. Nachdem er bereits 1920 einen Lehrauftrag an der TH München übernommen hatte, erhielt er dort im Jahre 1936 eine planmäßige Professur für Radiotechnik und Flugfunkwesen. Unter seiner Leitung entstand nun, in Oberpfaffenhofen, das Flugfunk-Forschungsinstitut der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (heute: DFVLR).
22. 2. 1883
In Friedrichsdorf/Taunus wird Karl Willy Wagner geboren. Nach physikalischem Studium trat er zunächst als Forschungsingenieur bei den Siemens-Schuckertwerken in Berlin ein, ging dann 1913 zur Telegraphen-Versuchsanstalt der Reichspost und übernahm 1927 die Leitung des Heinrich-Hertz-Instituts für Schwingungsforschung. Seine Arbeiten beschäftigten sich mit Fragen des Überspannungsschutzes, der Entwicklung neuer Meßverfahren und Meßgeräte und der Elektroakustik. Auch die Fragen des Ingenieurnachwuchses lagen Wagner am Herzen.
27.2.1883
In Mikultschütz/Oberschlesien wird Hans Rukop geboren. Nach Physikstudium, zuletzt als Assistent Prof. Zennecks in Danzig und München, folgte er 1914 einem Angebot, als Entwicklungsmann bei Telefunken in Berlin einzutreten. Hier oblag ihm die Durchbildung der Lieben-Verstärker-Röhre zur betriebssicheren Hochvakuumröhre. In Zusammenarbeit mit Zenneck besorgte er eine neue Auflage des „Lehrbuches für drahtlose Telegraphie". 1927/33 wirkte er als ordentlicher Professor für technische Physik in Köln; dann berief ihn Telefunken in den Gesellschaftsvorstand, dem er bis 1949 angehörte. In den zehn Jahren seines Ruhestandes hat er sein fachliches Wissen und Können noch im Verbandswesen verdienstvoll nutzen können. Auch die Telefunken-Zeitung hat er nach dem Kriege wieder herausgegeben.
6. 8. 1883
In Moskau wird, als Sohn deutscher Eltern, Leo Pungs geboren. Nach Studium der Elektrotechnik bei Prof. Kittler in Darmstadt trat er als Entwicklungsingenieur bei der C. Lorenz AG in Berlin ein. Hier gelang ihm die Konstruktion der „Pungs-Drossel" zur Modulation hochfrequenter Schwingungen. 1927 wurde er Gründer und Leiter des Instituts für Nachrichtentechnik an der TH Braunschweig, dem er bis 1954 vorstand.
11.9.1883
In Wien wird Alexander Meißner geboren. Nach physikalischem Studium an der Universität Wien war er 1907 bei Telefunken eingetreten und erfand 1913 die Rückkopplung zur Erzeugung von Schwingungen. 1915 konnte er zwischen Fürstenbrunn und Seegefeld bei Berlin den ersten Telefunken-Röhrensender in Betrieb nehmen. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Fortentwicklung der Röhrensender und des Überlagerungsempfängers. Als erster erhielt er 1925 die Goldene Heinrich-Hertz-Medaille zuerkannt.
27. 10. 1883
In Paris stirbt im 79. Lebensjahr Louis Frangois Clement Breguet. Einer alten Uhrmacher- und Feinmechaniker-Familie entstammend, entwickelte er ab 1838 elektrische Telegraphen, die sich zunächst noch in ihren Zeichensymbolen an den optischen Semaphoren orientierten. 1845-1849 war Breguets Telegraph bei der französischen Staatsbahn eingeführt worden. Für Blitzsicherungen an seinen Telegraphen wandte Breguet 1846 wohl als erster Schmelzdraht an; auch die Tableau-Anzeiger für Hoteltelegraphen - Vorstufe der Klappenschränke - sind eine Erfindung dieses Franzosen.
19. 11. 1883
Sir William Siemens, der „englische" Bruder von Werner von Siemens, stirbt im 61. Lebensjahr in London. Seine technischen Verdienste liegen teils auf hüttentechnischem Gebiet, teils auch auf dem Gebiet der elektrischen Telegraphie und der Seekabel. 1863 hatte er in Woolwich an der Themse ein erstes Siemens-Kabelwerk errichtet.
24. 12. 1883
Der Berliner Student Paul Nipkow erfindet eine mechanische Bildübertragung, die Fernseh-Lochscheibe. Er nennt seine Erfindung „Elektrisches Teleskop" und meldet im Januar 1884 darauf ein Patent an (siehe 15. 1. 1885).
6. 1. 1884
Der Student Paul Nipkow erhält in Berlin das erste deutsche Fernsehpatent. Konstruktionsprinzip seiner Erfindung ist eine drehbare Scheibe mit spiralförmig angeordneten Löchern, mit denen ein Bild abgetastet, in einzelne Lichtimpulse zerlegt und dadurch übertragen werden kann. Bis zum Beginn des elektronischen Fernsehens spielte die „Nipkowscheibe" eine zentrale Rolle in dieser Technik.
7. 6. 1884
In Tiegenhagen/Kr. Marienburg, Ostpreußen, wird Abraham Esau geboren. Nach Naturwissenschafts-Studium an der Universität Berlin und Promotion an der TH Danzig wirkte er zunächst als Hochschul-Assistent in Danzig und Halle. 1912-1925 in Diensten der Gesellschaft Telefunken im In- und Ausland, folgte er dann einem Ruf als Professor und Institutsleiter an die Universität Jena. 1939/45 war er Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin. Mit seinen Arbeiten zur Hochfrequenztechnik und Materialprüfung ist Esau international bekannt geworden.
15. 1. 1885
Paul Nipkow erhält das von ihm im Januar 1884 beantragte Reichspatent auf ein „elektrisches Teleskop" unter Nr. 30105 zuerkannt. Es ist das erste auf ein Fernsehsystem erteilte Patent, das aber in Anbetracht der Nichtweiterzahlung der (damals hohen) Gebühren vorzeitig erlischt.
3. 3. 1885
In Albany im Staate New York wird die „American Telephone and Telegraph Co" (AT&T) gegründet. Ihr erster Präsident wird Theodore N. Vail.
11. 9. 1885
In Hameln/Weser wird Fritz Banneitz geboren. Als Oberpostrat hatte er 1935 die Leitung der Fernseh-Forschung im Reichspostzentralamt übernommen. Mit der von ihm geförderten Einrichtung von öffentlichen Fernsehstuben in Berlin bemühte sich die Reichspost um breite Interessennahme an dem neuen künftigen Massenmedium.
3. 10. 1885
Die „Illustrirte Zeitung" (Leipzig) zeigt in einem Holzschnitt das Gewirr elektrischer Leitungen in den Straßen New Yorks. Telegraphen- und besonders viele Fernsprech-Freileitungen, oft an unwahrscheinlich wackeligen Holzmasten in großer Zahl aufgehängt, charakterisieren die hoffnungslos erscheinende Entwicklung des städtischen Nachrichtenwesens. Erst die Untergrund-Verkabelung der Nachrichtenverbindungen setzte dieser gefährlichen Entwicklung ein Ende.
6. 11. 1885
In Berlin wird Siegmund Loewe geboren. Als Hochfrequenzphysiker und Unternehmer hat er sich in der Frühzeit der drahtlosen Telegraphie und des Rundfunks erfolgreich betätigt. Die in seinem Auftrage von M. v. Ardenne entwickelte Niederfrequenz-Mehrfachröhre führte im Jahre 1926 zu einem sehr preiswerten und dabei qualitativ ausgezeichneten Rundfunk-Ortsempfänger.
23.7. 1886
In Zürich wird, als Sohn eines Mathematikers, Walter Schottky geboren. Als einer der wenigen Doktoranden von Max Planck promovierte er 1912 mit einem Thema aus der speziellen Relativitätstheorie. In seinem anschließenden Berufsleben als Physiker wandte er sich thermodynamischen und elektronischen Problemen zu, die bald zu wirtschaftswichtigen technischen Fortschritten, namentlich in der Nachrichtentechnik führten oder den Weg dahin wiesen. 1915/16 entwickelte er die Gitter-Verstärkerröhre nach dem Raumlade- und Schutznetz-Prinzip. Ab 1923 wandte Schottky sich der Halbleiterphysik zu. Auf diesem Gebiet hatte er sowohl als Hochschulprofessor als auch in der Grundlagenforschung bei Siemens hervorragende Erkenntnisse beigetragen.
28.12.1886
In Berlin wird Fritz Schröter geboren. Nach dem Studium der Physik, Elektrochemie und Elektrotechnik widmete er sich zunächst licht- und beleuchtungstechnischen Problemen. Seit 1918 mit Telefunken verbunden, ab 1925 als Direktor der Technischen Abteilungen, hat er sich mit Fragen der Verstärker für Rundfunkempfangsgeräte, der Verbesserung der Braunschen Röhre für die Zwecke des elektronischen Fernsehens, mit dem Zeilensprungverfahren und anschließenden physikalisch-technischen Problemen beschäftigt. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete Schröter, wegen des Forschungsverbotes für Deutschland, im Ausland (Paris, Madrid) fachlich weiter. Dann war er, ab 1955, wieder freier wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Telefunken, stets beschäftigt mit neuen technischen Projekten.
6. 6. 1887
In Bodenwerder bei Hameln wird August Gehrts geboren. Er studierte Physik und promovierte 1910 in Berlin mit einer Arbeit über „Sekundäremission lichtelektrisch ausgelöster Kathodenstrahlen". Nach Jahren praktischer Entwicklungsarbeit bei Siemens & Halske, dort 1920-1932 als Leiter des Röhrenlabors und gleichzeitiger Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der TH Charlottenburg, trat er 1933 zum Reichspostzentralamt über. Von seinen technisch-wissenschaftlichen Arbeiten seien der 1912/15 entwickelte Oxydkathodengleichrichter und der 1925/27 durchgebildete gasgefüllte Gleichrichter mit thorierter Molybdänkathode genannt. Während seiner Amtszeit bei der Reichspost arbeitete er auf dem Gebiet der Senderöhren und des Fernsehens.
8.11.1887
Emile Berliner (1851-1929) in Washington, ein vielseitiger Pionier auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik, erhält - zehn Jahre nach Edisons Erfindung des Phonographen - das deutsche Patent Nr. 45048 auf sein „Grammophon". Es stellt eine Verbesserung der Sprechmaschine dar, indem es die Stanniolwalze durch die Schallplatte ersetzt. Im folgenden Jahr 1888 erscheint Berliners Plattenspieler in der Öffentlichkeit.
1.5.1888
Für das Deutsche Reich erhält die 1884 in Paris erarbeitete internationale Kabelschutz-Konvention, die von 28 Staaten unterzeichnet wurde, Gesetzeskraft. Darin wird namentlich die Auslegung von See- und Tiefseekabeln und die Strafandrohung bei Beschädigung von Kabeln geregelt.
21. 5. 1888
In Hamburg stirbt im 88. Lebensjahr der Telegraphen-Inspektor Friedrich Clemens Gerke. Zunächst Beamter bei der optischen Telegraphie zwischen Hamburg und Cuxhaven, nahm er 1847 bei der Einführung der Morsetelegraphie im hansischen Raum maßgeblich Anteil. 1851 entwickelte er das heute allgemein gebräuchliche „Morse-Alphabet", das 1852 von den Teilnehmern des Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins eingeführt wurde.
10. 11. 1888
Die kleine Stadt Creisau in Schlesien erhält die zehntausendste Reichstelegraphenanstalt installiert.
13. 12. 1888
Heinrich Hertz berichtet vor der Berliner Akademie der Wissenschaften über „Strahlen elektrischer Kraft" und beweist darin die Existenz und die Eigenschaft der von ihm entdeckten elektromagnetischen Wellen.
5. 1. 1889
In den USA wird das Zeichen einer „Blauen Glocke" als Symbol für Fernsprechstationen eingeführt. — Etwa gleichzeitig wird in Hartford, Connecticut, in der Alten Bank der erste Münzfernsprecher installiert.
28. 2. 1889
Beim 50. Stiftungsfest des Polytechnischen Vereins in Berlin führt der Chefingenieur von Siemens & Halske, Carl Frischen, allerlei zukunftsweisende elektrische Tricks vor, unter anderem auch ein lautsprechendes Telephon, das bereits den Effekt des späteren Lautsprechers vorwegnimmt.
31. 3. 1889
Der zur Pariser Weltausstellung von dem Statiker A. G. Eiffel erbaute 300 m hohe Eiffelturm wird vollendet. Er bildet fortan das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. 1949 bekam der Turm zur Verbreitung des Pariser Fernsehprogramms noch eine 15 m hohe Antenne aufgestockt.
21. 4. 1889
In Ferndene/England stirbt Robert Stirling Newall, ein Pionier der Nachrichtenkabeltechnik. 1840 hatte er die Fabrikation des ihm patentierten Drahtseils aufgenommen. 1851 lieferte er das erste erfolgreiche Submarin-Kabel für die Nachrichtenverbindung London-Paris auf der Strecke Dover-Calais. Auch für das erste, zwar nicht lang in Betrieb gewesene Transatlantikkabel Irland-Neufundland lieferte er die Hälfte dieses Tiefseekabels. In zwei Büchern hat Newall seine Erkenntnisse über die Kabeltechnik seiner Zeit niedergelegt.
30. 7. 1889
In Mourom in Rußland wird Wladimir Kosma Zworykin geboren. Er bildete sich zum Physiker und wurde als Assistent Boris Rosings früh mit den Problemen der Fernsehtechnik bekannt gemacht. Nach Auswanderung in die USA beschäftigte er sich bei der RCA wesentlich mit Hochfrequenz-und Fernsehfragen. Sein „Ikonoskop" wurde um 1933 die brauchbare Modifikation der Braunschen Röhre für das elektronische Fernsehen.
11. 10. 1889
In Säle bei London stirbt im 71. Lebensjahr der Physiker James Prescott Joule. Im Jahre 1840 gab er das nach ihm benannte Gesetz an, wonach die in einem Leiter erzeugte Wärme proportional dem Produkt aus dem elektrischen Widerstand und dem Quadrat der Stromstärke ist. Auch der sogenannte Erste Hauptsatz der Thermodynamik geht auf seine Untersuchungen zurück. Ein Joule = 1 Nm = 1 Ws.
18. 10. 1889
In Clifton (New York, USA) stirbt im 81. Lebensjahr Antonio Meucci. Er war Mechaniker und Unternehmer, hatte sich in den Jahren 1849 bis 1871 auch mit Konstruktionen zur elektrischen Telephonie beschäftigt, die aber nicht zu praktischen Ergebnissen, geschweige denn zu wirtschaftlicher Anwendung gelangten.
21. 12. 1889
In Berlin stirbt, erst 45jährig, Carl Lorenz. Nachdem sich der gebürtige Hannoveraner um 1870 zunächst mit einer Mechanikerwerkstatt in Berlin niedergelassen hatte, gründete er 1880 eine „Telegraphenbauanstalt, Fabrik für elektrisches Licht, elektrische Eisenbahnen, Kunst und Industrie". Nach seinem Tode wurden noch die ältere Firma Lewert und andere nachrichtentechnische Unternehmen mit der nun zur „C. Lorenz AG" umgegründeten Firma vereinigt. Nach dem 2. Weltkrieg hatte sich die Firma mit amerikanischer Hilfe in Stuttgart neu entwickeln können; sie firmiert heute als Standard Elektrik Lorenz (SEL).
2.3.1890
In Everett/Massachusetts wird Vannevar Bush geboren. Er bildete sich zum Elektroingenieur, wurde 1939 Leiter der Carnegie-Stiftung und hat sich in der Förderung der Radar- und der Computer-Entwicklung in den USA hohe Verdienste erworben.
18. 3. 1890
In Berlin stirbt im 76. Lebensjahr Johann Georg Halske, der Mitbegründer der Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske (siehe 30. 7. 1814).
8. 5. 1890
In Berlin stirbt im 60. Lebensjahr Carl Frischen, der durch telegraphentechnische und eisenbahnsicherungstech-nische Arbeiten bekannt geworden war (siehe 30. 7. 1830).
30. 8. 1890
Die amerikanische Zeitschrift Scientific American bringt einen ersten illustrierten Bericht über die elektrisch selektierende Lochkartenmaschine von Hermann Hollerith, mit der die US-amerikanische Volkszählung in einem Achtel der sonst üblichen Zeit ausgezählt war.
25.9.1890
In Wurlitz bei Hof kommt Hans Vogt zur Welt. Als Funkersoldat im Ersten Weltkrieg fand er zwei Kameraden, mit denen er nach 1919 seinen Erfindungsgedanken des Licht-Tonfilms entwickelte und 1922 realisierte. Der wirtschaftliche Durchbruch der Erfindung der drei Männer (Vogt, Engl, Massolle = Triergon) gelang jedoch zuerst in den USA; sie kam von dort 1929 nach Deutschland zurück. In der Folgezeit widmete Vogt sich, nun in einer eigenen Firma, rundfunktechnischen Entwicklungen, später besonders der Fabrikation selbstentwickelter Magnetwiderstände (Ferrocart) die er nach dem 2. Weltkrieg in Erlau bei Passau herstellte.
16. 3. 1891
In Paris stirbt der Physiker Feiice Savart. Anfänglich Feldchirurg und Arzt, wurde er 1820 in Paris Physikprofessor, später auch Konservator der physikalischen Sammlungen des College de France. Er führte akustische Versuche durch, besonders an Saiteninstrumenten. Zusammen mit Biotfand er 1820 das elektromagnetische Grundgesetz.
18.3.1891
Über ein Nachrichtenkabel im Ärmelkanal wird zwischen London und Paris die erste Telephonverbindung geschaltet.
5. 5. 1891
David Edward Hughes verwendet erstmals einen Detektor zum Nachweis elektrischer Wellen. Seine Vorrichtung bestand aus einem Kohlestab, der mittels Federdruck auf einer Stahlnadel aufliegt und ohne Hilfsbatterie wirksam wird.
23. 6. 1891
In Göttingen stirbt im 87. Lebensjahr der Physiker Professor Wilhelm Eduard Weber. 1833 hatte er gemeinsam mit C. F. Gauß in Göttingen einen ersten elektromagnetischen Telegraphen gebaut und ihn jahrelang experimentell betrieben. 1840/46 entwickelte er das Elektrodynamometer. Die wesentlich damit erarbeiteten Maßbestimmungen wurden 1881/84 zur Grundlage der in Paris international anerkannten elektrotechnischen Maßeinheiten.
17.7.1891
In Eastbourne (Sussex, England) stirbt 63jährig der englische Ingenieur Willoughby Smith. Seit 1848 in der Londoner Gutta Percha Co. tätig, nahm er 1850 bei der ersten Legung eines versuchsweisen „Telegraphen-Taus" zwischen Dover und Calais teil. Der Mißerfolg führte zur Entwicklung echter Seekabel. An dieser weiterführenden Entwicklung, auch an der Schaffung elektrischer Isolierstoffe, nahm Smith maßgeblichen Anteil. Gemeinsam mit Chatterton hatte er 1859 an der nach diesem benannten „Chatterton-Ausgußmasse" für Kabel gearbeitet. 1873 lieferte Smith die erste wissenschaftliche Arbeit über das Selen.
20. 9. 1891
In Lissa bei Posen/Westpreußen wird Wolfgang Martini geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg war er bereits Offizier im Telegraphen-Bataillon. In der Erkenntnis der hohen Bedeutung eines rasch funktionsfähigen und stets betriebssicheren Nachrichtenwesens in der Luftkriegsführung hat er sich später um den Aufbau einer speziellen Luftnachrichtentruppe und um ihre technische Ausrüstung nachhaltig bemüht. Neben Fernsprecher und Fernschreiber förderte er in den dreißiger Jahren auch die Funkmeßtechnik (heute: Radar). Im Februar 1938 wurde er Chef des Nachrichtenverbindungswesens der Luftwaffe, das damit eine eigenständige Einheit wurde.
13. 4. 1892
In Brechin (Schottland) wird Robert Watson-Watt geboren. Als Physiker erlangte er Berühmtheit durch sein Memorandum vom Februar 1935, mit dem er zur Vervollständigung der Luftverteidigung Englands aufrief und Pläne vorlegte zur „Entdeckung und Ortung eines Flugzeugs durch Radiomethoden". Damit begann die praktische Funkortung zum Zwecke der Landesverteidigung, die unter dem Namen RADAR (Radio Detecting and Ranging) weltbekannt wurde. 1942 erhob die englische Krone Watson-Watt in den Ritterstand.
8. 6. 1892
Desider Korda in Paris erhält ein deutsches Patent auf den von ihm angegebenen Drehkondensator, der später - nach neuerlicher Erfindung 1901/02 durch A. Koepsel - in der Rundfunktechnik Eingang findet.
11. 7. 1892
In Ardsley (New York, USA) stirbt 73jährig der Unternehmer Cyrus West Field. Mit großer Energie verfocht er in langjährigen Kämpfen die Erstellung der ersten transatlantischen Telegraphen-Kabel, die 1866 für dauernd zustande kamen. 1876 war er auch beteiligt beim Bau der New Yorker Hochbahn, später auch bei Anlage der Unterseekabellinie von San Francisco nach den Sandwich-Inseln.
3. 11. 1892
In La Porte, Indiana/USA, wird das erste automatische Fernsprechamt nach dem Strowger-System in Betrieb genommen. Die Anlage wurde von der Automatic Electric Co. of Chicago erstellt; sie litt in ihrem praktischen Betrieb noch unter technologischen Mängeln.
6. 12. 1892
In Charlottenburg bei Berlin stirbt fast 76jährig Werner von Siemens (siehe 13. 12. 1816).
22.1.1893
In Berlin wird der Verband Deutscher Elektrotechniker gegründet. Schrittweise übernahm er die Aufgaben, die schon seit 1879/80 bei den regionalen Elektrotechnischen Vereinen in einigen deutschen Städten entstanden waren. Für Jahrzehnte waren im VDE die Stark- und Schwachstromtechniker gleicherweise vereinigt; erst nach dem Zweiten Weltkrieg erwies es sich als sinnvoll, die Nachrichtentechnik in Gestalt der Nachrichtentechnischen Gesellschaft (NTG) auszugründen, ohne auf den VDE als Dachorganisation zu verzichten.
7. 3. 1893
Das erste grundlegende Fernsprech-Patent von Alexander Graham Bell in Amerika erlischt. Dadurch entsteht für viele Ingenieure und Unternehmer die Möglichkeit, selbständig und ohne Lizenzgebühren an der Ausbreitung des Fernsprechwesens teilzunehmen. In den USA werden in den folgenden 3 Jahren mehr als 6000 selbständige Unternehmer aktiv, um städtische Fernsprechnetze aufzubauen.
16. 3. 1893
In Reihen bei Heidelberg wird August Karolus geboren. Nach physikalischem Studium übernahm er dort 1921 einen Lehrauftrag für die damals als selbständiges Fachgebiet entstehende Elektronik. 1925/45 war er Professor für angewandte Physik in Leipzig, 1946/55 wirkte er als beratender Ingenieur in Zürich, 1955/62 als Professor und Leiter des Instituts für angewandte Physik in Freiburg/Breisgau. 1925 trat er mit erfolgreichen Bildfunk-Versuchen (Berlin—Leipzig) in das Blickfeld der Öffentlichkeit, und 1927 wurde sein mit der Industrie (Siemens-Karolus-Telefunken) erarbeitetes System zur Grundlage der ständigen Bildfunk-Verbindung Berlin—Wien. Schon wenig später wurden auch weltweite Bildfunknetze auf Überseestrecken betrieben. Am Ende seines Lebens beschäftigte er sich — wie früher schon — mit Verfeinerungen zur Messung der Lichtgeschwindigkeit, wozu ihm die Kerr-Karolus-Zelle als Lichtmodulator diente.
1.1. 1894
In Bonn stirbt in seinem 37. Lebensjahr der Physiker Heinrich Rudolph Hertz. Er hatte zunächst in Dresden, dann in Berlin Ingenieurwissenschaften, später Physik studiert und wurde Assistent bei Helmholtz. Als junger Dozent in Karlsruhe wurde er 1886 Nachfolger von Clausius auf dem Physik-Lehrstuhl in Bonn. 1887 wies er die Existenz der von Maxwell berechneten elektrischen Wellen experimentell nach und schuf damit die Grundlage zur drahtlosen Telegraphie. In Würdigung seiner fundamentalen Entdeckung erhielt die Maßeinheit der Frequenz den Namen „Hertz", abgekürzt Hz (siehe 13. 12. 1888).
25. 1. 1894
In Frankfurt/M. wird Friedrich Karl Roedemeyer geboren. Nach phonetisch-akustischen Studien interessiert er sich für die entsprechenden Probleme beim Rundfunk. Die Universität Freiburg/Breisgau beauftragte ihn 1939 mit der Gründung des ersten Instituts für Rundfunkwissenschaft.
8. 9. 1894
In Berlin stirbt der Physiker Hermann von Helmholtz. Auf dem Gebiet der Akustik hat er durch seine „Lehre von den Tonempfindungen" (1862) zur wissenschaftlichen Begründung der musikalischen Harmonielehre maßgeblich beigetragen. Diese Arbeit, die den frühen Fernsprech-Pionieren bekannt war, erschien auch in englischer und französischer Sprache.
14. 3. 1895
August Raps (1865-1920) hält vor dem Elektrotechnischen Verein in Berlin einen Vortrag „über einen neuen Bremsregler für synchrone Bewegungen ..." Mit diesem Regler erhält der 1855 von D. E. Hughes eingeführte Typendruck-Telegraph wenig später eine bemerkenswerte Verbesserung. Durch den Raps-Regler konnte sich der Hughes-Telegraph noch bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts behaupten.
11.4.1895
Die Brüder Auguste und Louis Lumiere in Paris nehmen ein deutsches Patent auf das Filmband für Projektionsapparate. Beginn der internationalen Filmindustrie, die von Frankreich wesentliche Impulse erhält.
7. 5. 1895
Der Physiker und Mathematiker Alexander Stepanowitsch Popow demonstriert in St. Petersburg (heute: Leningrad) vor der Russischen Gesellschaft für Physik und Chemie sein drahtlos arbeitendes Gewitterwarngerät (Grosootmetschik) und hält einen Vortrag über seine funktechnischen Versuche, die auf den Arbeiten von Heinrich Hertz basieren. Die Sowjetunion betrachtet Popow als den „Vater des Rundfunks" und begeht alljährlich am 7. Mai den „Tag des Radios".
10. 6. 1895
In Hannover wird Wilhelm Tolme Runge geboren. Als junger Physiker trat er, nach seiner Promotion zum Dr.-Ingenieur, 1923 bei Telefunken ein und nahm besonders auf die Entwicklung des Rundfunks, ab 1933 auch der Funkmeßtechnik, maßgeblichen Einfluß. Ab 1935 leitete er das Hochfrequenz- Labor, nach 1945 alle Entwicklungen von Geräten und Anlagen auf dem HF-Gebiet; ab 1954 war er Leiter des Telefunken- Forschungsinstituts bis zum Ruhestand. Die Rundfunkempfängertechnik wie auch die Radar-Technik für Luft- und Seefahrt verdanken ihm wesentliche Fortschritte.
1. 11. 1895
Im Berliner „Wintergarten" führt Max Skladanowsky (1863-1939) mit seinem „Bioscop" selbstaufgenommene Reihenbilder, also Celluloid-Filme, vor. Die Aufnahme- und Wiedergabe-Apparate hatte Skladanowsky selbst geschaffen. Damit beginnt in Deutschland das Film-Zeitalter.
8. 11. 1895
In Würzburg entdeckt Professor Wilhelm Conrad Röntgen die X-Strahlen, die wenig später zu Ehren ihres Entdeckers mit „Röntgen-Strahlen" bezeichnet werden.
13. 6. 1896
Zu Königsstele an der Ruhr wird August Jipp geboren (siehe 22. 3. 1977).
25. 6. 1896
In Leipzig wird Ferdinand Trendelenburg geboren. Er bildete sich zum Physiker und promovierte 1922 in Göttingen mit einer Dissertation aus dem elektroakustischen Themenkreis. 1922-1962 war er im Forschungslaboratorium der Siemenswerke in Berlin und in Erlangen tätig, im Besonderen befaßt mit Arbeiten zur Elektroakustik und Elektronenbeugungs- untersuchungen an Kristallpulvern. Seit 1940 war er Honorarprofessor in Berlin, später in Freiburg/Breisgau und München. Von seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sei die „Einführung in die Akustik" (1939) hier genannt.
19.1.1897
In München wird Otto Griessing geboren. Nach technischem Studium war er als Konstrukteur in der Rundfunkindustrie tätig. Als solcher schuf er 1933 den preisgünstigen und in seiner Qualität zufriedenstellenden Volksempfänger VE 301, der in Massenauflage von vielen Rundfunkfabriken Deutschlands erzeugt und für 75,- Mark käuflich war.
15.2.1897
In den „Annalen der Physik und Chemie" erscheint der Aufsatz von Prof. Ferdinand Braun „Über ein Verfahren zur Demonstration und zum Studium des zeitlichen Verlaufes variabler Ströme". Die darin beschriebene und abgebildete Kathodenstrahlröhre diente damals als schnellreagierendes Anzeige- und Beobachtungs-Instrument; sie ist später als „Braunsche Röhre" bekannt geworden, und sie ist heute als Herzstück eines jeden Fernsehempfängers jedermann vertraut.
8.4.1897
In Berlin stirbt im 67. Lebensjahr der Generalpostmeisterdes Deutschen Reiches, Heinrich von Stephan. Seit 1848 im preußischen Postdienst stehend, führte er 1870 die Postkarte ein. 1874 war er der Initiator des in Bern gegründeten Weltpostvereins. 1876 vereinigte das Reich in seiner Hand Post und Telegraphie. Zusammen mit Werner Siemens gründete er im Dezember 1879 den Elektrotechnischen Verein in Berlin, die Keimzelle des späteren Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
14.5.1897
Dem italienischen Physiker Guglieimo Marconi, der sich seit 1895 mit entsprechenden Experimenten beschäftigt hatte, gelingt es auf 5 Kilometer Entfernung, zwischen Lavernock Point und der Insel Fiatholm im Bristol-Kanal, drahtlose Telegraphie zu demonstrieren. An diesen Versuchen, die mit Unterstützung des britischen Postmaster General veranstaltet wurden, nahm auch der deutsche Physiker Adolf Slaby als Beobachter teil.
4.6.1897
In der Royal Institution in London hält William Henry Preece, der Chefingenieur der britischen Post, einen ersten grundlegenden Vortrag über das drahtlose Telegraphiesystem des Italieners Guglielmo Marconi.
23.1.1898
Der englische Physiker Oliver J. Lodge in Liverpool erhält ein erstes deutsches Patent auf „drahtlose Telephonie".
1.6.1898
Die elektrischen Maßeinheiten, die schon 1881 auf dem ersten internationalen Elektrotechniker- Kongreß in Paris festgelegt wurden, werden in Deutschland gesetzlich eingeführt.
3.6.1898
Das erste bezahlte Funktelegramm wird auf der englischen Insel Wight aufgegeben und getastet.
20.9.1898
Professor Ferdinand Braun demonstriert in Straßburg/Elsaß die von ihm gefundene „drahtlose Telegraphie durch Luft", die in ihrer Anordnung mit induktiver Kopplung eine völlig neue, von Marconis System abweichende Erkenntnis bedeutet. Am 14. Oktober 1898 nahm das Deutsche Patentamt in Berlin Brauns neue „Schaltungsweise des mit einer Luftleitung verbundenen Gebers für Funkentelegraphie" unter Nr. 111578 als Patent an. Damit begann der internationale Wettlauf der Systeme in der Welt der drahtlosen Telegraphie.
25.2.1899
In Nizza stirbt im 83. Lebensjahr Paul Julius Freiherr von Reuter. 1851 hatte er sein berühmt gewordenes Telegraphenbüro in London gegründet; 1869 wurde unter seiner Leitung Frankreichs erstes Atlantikkabel nach Nordamerika gelegt. 1870 hatte ihn die britische Krone in den Freiherrnstand erhoben.
27.3.1899
Guglieimo Marconi stellt die erste drahtlose Telegraphie-Verbindung zwischen Eng/and und Frankreich her. Am 8.4.1899 begrüßen sich auf diesem Wege englische und französische Behörden, ungeachtet eines Sturmtages im Bereich des Ärmelkanals.
31.3.1899
In seinem 82. Lebensjahr stirbt Philipp Wilhelm Brix, ein deutscher Telegraphen-Ingenieur der Pionierzeit und der Initiator des Reichs-Telegraphen-Kabelnetzes von 1877.
22.4.1899
In Boulogne-sur-Mer an der Küste Nordfrankreichs wird erstmals ein Kriegsschiff, ein Kanonenboot der französischen Marine, mit drahtloser Telegraphie ausgerüstet.
26.9.1899
Zwischen Deutschland (Emden, Magdeburg und Frankfurt/Main) und London wird ein telegraphischer Gegensprech-Betrieb mit Hughes-Geräten aufgenommen.
15.11.1899
Der von Guglieimo Marconi mit einer drahtlosen Funkstation ausgerüstete Dampfer „St. Paul" empfängt aus 70 km Entfernung von der britischen Insel Wight politische Nachrichten, die durch eine Bordzeitung den Passagieren übermittelt werden. Dies dürfte die früheste gefunkte Bordzeitung gewesen sein.