Die Geschichte der Nachricht und der Nachrichtentechnik
Teile der Text-Einträge von 1600 bis 1979 stammen aus einem Buch und müssen nicht unbedingt richtig sein. Einge Texte sind sogar falsch und wurden korrigiert. Liegen neue Erkenntnisse vor, werden die auch umgehend eingepflegt. Die Bebilderung ist von solch miserabler Qualität, daß sie nicht eingeblendet wird. Die einführende Seite lesen Sie hier.
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Von 1850 bis etwa 1875
Weltweite Telegraphienetze über Kontinente und Meere entstehen. Aus ihren Problemstellungen entwickelt sich eine breitgefächerte Elektrotechnik mit wachsenden Anwendungsgebieten, u. a. auch im Signal- und Sicherungswesen.
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15.1.1850 - Bayerns erste elektrische Telegraphenlinie
Zwischen München und der österreichischen Grenzstadt Salzburg wird Bayerns erste elektrische Telegraphenlinie in öffentlichen Betrieb gestellt. Der notwendige Staatsvertrag mit dem Nachbarland wird am 21. Januar in Kraft gesetzt.
15.4.1850 - die ersten elektrischen Fern-Telegraphenlinien Europas
Vor der Pariser Academie des Sciences in Paris hält Werner Siemens aus Berlin einen beachteten Vortrag über die elektrische Telegraphie. Er kann auf die jüngsten Ergebnisse der Linien Berlin-Frankfurt und Berlin-Köln-Verviers (1848/49) hinweisen, die als die ersten elektrischen Fern-Telegraphenlinien Europas von Siemens & Halske projektiert, gebaut und auch weitestgehend mit Geräten ausgestattet wurden.
18.5.1850 - Oliver Heaviside
In London wird Oliver Heaviside geboren. Er bildete sich zum Physiker und Mathematiker und wirkte zunächst in der industriellen Entwicklung der Telegraphie mit. Seit 1873 beschäftigte er sich als Privatgelehrter mit der Anwendung der Maxwell'schen Theorie auf die Ausbreitung elektrischer Ströme in Kabeln und Leitungen. Etwa gleichzeitig mit A. E. Kennelly, um 1902, sprach er die Vermutung vom Vorhandensein einer leitenden Schicht in der Atmosphäre aus, die für die Ausbreitung elektrischer Wellen um die Erde herum bedeutsam sein könnte, die später sogenannte Heavisideschicht.
6.6.1850 - Ferdinand Braun
In Fulda wird Ferdinand Braun geboren, der nach physikalischem Studium in Marburg und Berlin bei Helmholtz 1872 zum Dr. phil. promovierte. 1874 entdeckte er den Gleichrichtereffekt bei Halbleitern, 1880 wurde er Professor in Straßburg, danach in Karlsruhe und Tübingen und ab 1895 wieder in Straßburg.
1897 machte er die nach ihm benannte Kathodenstrahlröhre (die ehemals in jedem Fernsehgerät vorhandene „Braun'sche Röhre") bekannt und nahm intensive experimentelle Arbeiten zur Entwicklung der drahtlosen Telegraphie auf. Im Zusammenwirken mit Siemens & Halske brachte er 1903 seine Arbeiten in die gemeinsam mit der AEG gegründete Gesellschaft für drahtlose Telegraphie Telefunken, Berlin, ein. 1909 erhielt Braun gemeinsam mit Marconi den Nobelpreis für Physik zuerkannt. 1918 verstarb er in Brooklyn, New York.
25.7.1850 - der Deutsch-Österreichische Telegraphen
In Dresden wird der Deutsch-Österreichische Telegraphen - Verein (D Ö TV) gegründet. Dies ist die erste größere internationale Kooperation auf dem Gebiet des Nachrichtenwesens, der sich in der Folge auch andere europäische Staaten anschließen.
27.8.1850 - Augusto Righi
In Bologna kommt Augusto Righi zur Welt. Als Physiklehrer des jungen Guglielmo Marconi vermittelte er diesem das Rüstzeug zur praktischen Entwicklung der drahtlosen Telegraphie, die 1895/97 in Italien und England begann.
18.8.1850 - Werner Genest
In Jerichow/Reg.-Bez. Magdeburg wird Werner Genest geboren. 1878 gründete er mit einem Compagnon die Firma Mix & Genest in Berlin, die sich besonders mit Entwicklung und Bau von elektrischen Signaleinrichtungen beschäftigte und schnell eine geachtete Stellung in dieser Branche erlangte. Genest erreichte im Jahre 1900 bei der Reichspost die Freigabe verkehrserleichternder Nebenstellen - Fernsprechanlagen seitens der Privatindustrie.
28.8.1850 - erste Telegraphen-Leitung von Dover nach Sangatte
Die kleine Dampf-Barkasse „Goliath" verlegt vom Endpunkt der englischen Südostbahn bei Dover die erste submarine Telegraphen-Leitung durch den Kanal nach dem Cap Gris Nez bei Sangatte am französischen Ufer. Nach kurzzeitigem Betrieb wurde die Verbindung unterbrochen, zweifellos aus Gründen der schlechten Isolierung und fehlenden Armierung dieses Kupferdrahtes. Die Unternehmer, Gebrüder Brett, wurden um eine Erfahrung reicher und schritten 1851 erneut zur Tat, dieses Mal mit Erfolg.
4.12.1850 - William Sturgeon stirbt
In Prestwich/England stirbt 67jährig der Elektrophysiker William Sturgeon. Anfänglich Schuhmacher, dann Soldat bis 1820, hatte er sich durch Selbststudium umfassende Kenntnisse in den Naturwissenschaften erworben, die ihn befähigten, Physiklehrer zu werden. 1838 wurde er Leiter der Gallery of Practical Science in Manchester. 1825 erfand und publizierte er, nach experimentellen Studien, den Elektromagneten. Dieser bildete wenige Jahre später die Grundlage für die neue, die elektromagnetische Telegraphie, die noch vor der Jahrhundertmitte die optischen Telegraphen abzulösen begann.
25.12.1850 - Franz August von Etzel
In Berlin stirbt im 68. Lebensjahr Franz August von Etzel. Als preußischer Offizier im Generalstab war er verantwortlich für den Bau der optischen Telegraphenlinie Berlin-Köln-Koblenz, für die er selbst auch das Code-Buch erarbeitet hatte. Schon wenige Jahre nach Fertigstellung dieser Linie mit 61 Stationen erkannte man die Mängel, die grundsätzlich diesem System anhaften und seit 1837 setzte sich von Etzel (bis 1846 führte er noch seinen angestammten irischen Namen O'Etzel) für die Einrichtung elektrischer Telegraphen in Preußen ein, wie sie ab 1848 geschaffen wurden.
9.3.1851 - Hans Christian Oersted stirbt
In Kopenhagen stirbt der Physiker Hans Christian Oersted. 1820 war es ihm gelungen, die Ablenkung der Magnetnadel durch elektrischen Strom nachzuweisen, womit erstmals die Beziehungen zwischen Elektrizität und Magnetismus experimentell bewiesen wurden. Ab 1829 war Oersted bis zu seinem Tode Leiter des Polytechnikums in Kopenhagen.
1.4.1851 - elektrische Telegraphie in Stuttgart
Das Bundesland Württemberg tritt dem Deutsch-Österreichischen Telegraphen-Verein bei; am 16. 4. erhält die elektrische Telegraphie in Stuttgart als staatliche Institution ihre auch der Öffentlichkeit freigegebenen Dienstleistungen auf.
1.5.1851 - die Erste Welt-Industrieausstellung
Im Hyde Park in London öffnet die Erste Welt-Industrieausstellung ihre Tore. An ihr sind auch 1500 deutsche Aussteller beteiligt. Auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik erhält der Siemens'sche Zeigertelegraph die Council Medal von der Jury zuerkannt.
20.5.1851 - Emil Berliner
In Hannover wird Emil Berliner geboren. 1870 nach den USA ausgewandert, machte er sich in der neuen Heimat bald einen Namen durch telephontechnische Verbesserungen. Aus Edisons Phonographen, der ersten wirklichen Sprechmaschine, entwickelte er 1888 das Schallplatten- Grammophon. 1898 gründete er mit seinem Bruder Joseph die „Deutsche Grammophon-Gesellschaft".
20.6.1851 - erste komplette telegraphische Feuermelde-Anlage
Die Firma Siemens & Halske schließt mit der Stadt Berlin einen Vertrag ab, eine komplette telegraphische Feuermelde-Anlage unter Verwendung von bleiisolierten Untergrundkabeln und unter Einschaltung von zunächst 37 Feuerwachen zu erstellen. Die Anlage wird als erste ihrer Art in der Welt nach wenigen Monaten erfolgreich in Betrieb genommen.
6.7.1851 - Thomas Davenport stirbt
In Salisbury (Vermont, USA) stirbt kurz vor seinem 49. Geburtstag Thomas Davenport, ein Pionier der Elektrotechnik. Von Hause aus Schmied, hatte er sich um 1835 elektromagnetischer Maschinen und Geräte bedient, die er bereits in größerer Stückzahl fabrizierte und als Unternehmer vertrieb. Dauernder Erfolg war seinem Unternehmen jedoch nicht beschieden.
25.9.1851 - erstes dauerhafte Seekabel zwischen Frankreich und England
Zwischen Dover und Calais wird - nach einer im Vorjahr nur kurzfristig funktionstüchtigen Telegraphendraht- Verbindung - das erste dauerhafte Seekabel für die Nachrichtenverbindung zwischen Frankreich und England gelegt. Am 13. November 1851 wurde es, nach gehöriger Erprobung und Ausstattung der Küstenstationen, der öffentlichen Benutzung übergeben.
6.4.1852 - das Wort „Telegramm" wird geboren
Im „Albany Evening Journal" schlägt E. P. Smith für telegraphisch übertragene Mitteilungen das Wort „Telegramm" vor.
1.7.1852 - Gerke's „Morse-Schrift-Alphabet" wird eingeführt
Das von dem deutschen Telegraphen-Beamten Friedrich Clemens Gerke entwickelte „Morse-Schrift-Alphabet" wird vom Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein allgemein eingeführt. Im Prinzip ist es bis heute erhalten geblieben.
26.8.1853 - optische Telegraphen-Linien werden eingestellt
Die letzte optische Telegraphen-Linie Frankreichs wird eingestellt. Im gleichen Jahre wird auch - nach Einführung der elektrischen Telegraphie - die letzte optische Linie Deutschlands, zwischen Köln und Koblenz, aufgelassen.
2.10.1853 - Jean Dominique Francois Arago stirbt
In Paris stirbt im 68. Lebensjahr der französische Physiker Jean Dominique Francois Arago. 1804 nahm er an der Ecole Polytechnique technische Studien auf, um schon 1806 im Regierungsauftrag an Gradmessungsarbeiten teilzunehmen. Ab 1809 Professor, hat er unter anderem auf dem Gebiet der Elektrophysik beobachtet, daß Eisen und Stahl unter Einwirkung elektrischen Stromes magnetische Eigenschaften bekommen. 1838 präsentierte er Samuel Morses elektromagnetischen Telegraphen vor der Pariser Akademie der Wissenschaften.
10.3.1854 - Cyrus West Field gründet die „Atlantic Telegraph Co. of New York
In New York entsteht, unter maßgeblicher Mitwirkung von Cyrus West Field, die „Atlantic Telegraph Co. of New York, New Foundland and London". Es sollten noch 4 1/2 Jahre vergehen, ehe das erste, dabei aber nur 4 Wochen arbeitende Transatlantikkabel vollendet wurde. Aber auch die ersten dauerhaften Transatlantikkabel, 1865/ 1866 gelegt, sind das Werk von C. W. Field.
6.7.1854 - Georg Simon Ohm stirbt
In München stirbt 65jährig der Physiker Georg Simon Ohm. Er entdeckte und publizierte 1826/27 das später nach ihm benannte Gesetz, das den Zusammenhang zwischen Spannung, Widerstand und Stromstärke aufzeigt (U= R ¦ I).
26.8.1854 - Artikel über elektrische Telephonie
Die Pariser Zeitschrift „L'lllustration" veröffentlicht auf Grund eines Schreibens des Telegraphen-Beamten Charles Bourseul einen Artikel über elektrische Telephonie. Die Funktion war theoretisch richtig erkannt, aber von Bourseul praktisch noch nicht realisiert worden.
4.10.1854 - Michael Pupin
In Idvor bei Pancevo/Serbien (heute Jugoslawien) wird Michael Pupin geboren. Als Physikstudent war er Schüler von Helmholtz; 1889 führte er an der Columbia Universität in New York das Lehrfach Elektrotechnik ein. Zur Erhöhung der Selbstinduktion in Fernsprechleitungen berechnete er die nach ihm benannte „Pupinspule", die in Zusammenarbeit mit Siemens in Berlin zur Praxisreife entwickelt und kurz nach 1900 auf Überlandleitungen und Unterseestrecken eingeführt wurde. Pupin, dessen Weg vom serbischen Hirtenbuben zum amerikanischen Professor führte, hat sich auch um die Einführung wissenschaftlicher Methoden in die amerikanische Industrie hohe Verdienste erworben.
14.11.1854 - Orkan im Schwarzen Meer
Ein Orkan im Schwarzen Meer fügt der dort im Kampf gegen die Russen stehenden anglo-französischen Flotte schweren Schaden zu. Der französische Ingenieur und Astronom Urbain J. J. Leverrier (1811 -1877) wies nach, daß dieses Ereignis meteorologisch vorauszusehen und durch vorbeugende Maßnahmen beträchtlich zu vermindern gewesen wäre. Die Katastrophe führte wenig später zur Gründung eines Internationalen telegraphischen Wetterdienstes.
25.1.1855 - Gaetano Bonelli
Gaetano Bonelli erhält ein britisches Patent für eine telegraphische Schaltung zur Verbindung fahrender Eisenbahnzüge untereinander und mit der Station. Die Einrichtung wird erprobt zwischen Genua und Turin sowie zwischen Paris und Versailles.
19.2.1855 - Urbain J. J. Leverrier
Der französische Ingenieur und Astronom Urbain J. J. Leverrier unterbreitet der Pariser Academie des Sciences die erste telegraphisch erstellte Wetterkarte. Damit übernimmt Frankreich die Führung in dem Bemühen um einen internationalen Wetterdienst.
23.2.1855 - Carl Friedrich Gauß stirbt
In Göttingen stirbt im 78. Lebensjahr der Mathematiker und Physiker Carl Friedrich Gauß (siehe 30. 4. 1777).
30.7.1855 - Wilhelm von Siemens
In Berlin wird der zweite Sohn von Werner Siemens, der spätere Geheimrat Wilhelm von Siemens, geboren. Mit seinem Bruder Arnold trat er 1890 in die Leitung der väterlichen Telegraphen-Bauanstalt ein. Sie entwickelte sich, ganz besonders durch Wilhelms unternehmerisches Geschick, zur Großfirma. 1912 kam, nach langjähriger Entwicklung, der Wilhelm-von-Siemens'sche Schnelltelegraph zum Einsatz, der bereits vor dem 1. Weltkrieg für ein gesamteuropäisches Nachrichtennetz erfolgreich verwendet wurde. Auch die automatische Telephonie und die Verstärkertechnik erlebten unter Wilhelm von Siemens maßgebliche Fortschritte.
15.9.1855 - Patent auf Einrichtung an Morse'schen Schreibtelegraphen
Die Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske und der Ingenieur Carl Frischen erhalten ein preußisches Patent auf „Einrichtung an Morse'schen Schreibtelegraphen, um durch einen und denselben Draht gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung zu sprechen". Erster wesentlicher Schritt zur Entwicklung der Mehrfach-Telegraphie.
16.10.1855 - Patent auf den Typendruck-Telegraphen
David Edward Hughes erhält ein grundlegendes französisches Patent auf den Typendruck-Telegraphen, der in stets weiterentwickelter Form und verbesserten Antriebsmechanismen (z. B. Raps-Regler ab 1896) viele Jahrzehnte die praktische Fernmeldetechnik maßgeblich beeinflußte.
7.11.1855 - Edwin Herbert Hall
In Gorham/Maine, USA, wird Edward Hall (Edwin Herbert Hall) geboren († 20. November 1938 in Cambridge (Massachusetts)). Er bildete sich zum Physiker und wurde Professor am Harvard College in Cambridge/Massachusetts. 1879 entdeckte er den nach ihm benannten Hall-Effekt, der in elektrischen Leitern innerhalb eines homogenen Magnetfeldes auftritt und sich in einer Spannungsdifferenz ausdrückt. Diese Entdeckung geschah im Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit unter Henry Augustus Rowland (1848–1901).
10.11.1855 - Patent auf Pan-Telegraphen
Giovanni Caselli aus Florenz erhält ein Patent auf seinen „Pan-Telegraphen", also einen Bild-Telegraphen mit gleichschwingenden Pendeln. Dabei wird eine gewölbte, langsam seitwärts verschobene Bildplatte von einem Metallstift abgetastet. Nach mehrjährigen Versuchen, die erstmals 1861 zwischen Paris und Amiens erfolgreich waren, wird das System auf mehreren französischen, sodann auch auf russischen Telegraphenlinien eingeführt, jedoch wegen zu geringer Benutzung ab 1868 wieder abgeschafft.
29.12.1855 - Gründung des Westeuropäischen Telegraphenvereins
Frankreich, Belgien, Sardinien, die Schweiz und Spanien schließen sich in Paris zur Gründung des Westeuropäischen Telegraphenvereins zusammen; ihm treten 1856 auch Holland und Portugal bei. Dies ist nächst dem 1850 gegründeten Deutsch- Österreichischen Telegraphenverein die zweite große Zusammenfassung telegraphenamtlicher technischer und organisatorischer Regionalinteressen (siehe 25.7.1850).
2.3.1856 - Wilhelm Ernst Diederichs
In Genf wird Wilhelm Ernst Diederichs geboren. Zunächst Pionieroffizier, schied er 1888 aus dem aktiven Heeresdienst aus, vervollständigte seine technische Bildung und trat 1895 in den Vorstand der Kölner Land- und Seekabelwerke in Köln-Nippes ein. 1900 wurde er zum Vorstand der in Köln gegründeten Norddeutschen Seekabelwerke AG ernannt, die wenig später ihr Werk in Nordenham errichteten. Bis 1926 leitete Diederichs dieses Unternehmen, das sich durch fachliche Pionierleistungen Ansehen erwarb.
26.3.1856 - Adolf Koepsel
In Berlin wird Adolf Koepsel geboren. Als Physikstudent und Assistent von Helmholtz und Laborant von Werner von Siemens erwarb er sich umfassende technische Kenntnisse. Seit 1899 beschäftigte er sich mit Problemen der drahtlosen Telegraphie: 1901/1902 konstruierte er den Drehplatten- Kondensator zur Wellenabstimmung und den Mikrophon-Detektor.
12.5.1856 - „Verein Deutscher Ingenieure" gegründet
In Alexisbad im Harz gründen junge Absolventen des Berliner Gewerbe-Instituts anläßlich der 10jährigen Stiftungsfeier des Akademischen Vereins Hütte den „Verein Deutscher Ingenieure", den heute größten Ingenieurverband Europas.
29.5.1856 - Erfolgreiche Konstruktion des Doppel-T-Ankers
Werner Siemens berichtet in einem Brief an seinen Bruder William über die erfolgreiche Konstruktion des Doppel-T-Ankers. Dies war die erste praktisch brauchbare Einrichtung, um auf der Grundlage des Faraday'schen Induktionsgesetzes kontinuierlich elektrischen Strom zu erzeugen.
10. 7. 1856 - Nicola Tesla wird geboren
In Smiljan (heute: Jugoslawien) wird Nicola Tesla geboren. Seit 1882 in den USA lebend, wurde er zunächst Mitarbeiter Thomas Alva Edisons, später selbständiger Elektrotechniker. Mit der Erzeugung hochfrequenter Wechselströme schuf er die Grundlage für die erste Methode drahtloser Energieübertragung sowie auch für Hochfrequenz-Therapie.
22. 2. 1857 - Heinrich Rudolph Hertz wird geboren
In Hamburg wird als Sohn eines Senators Heinrich Rudolph Hertz, der spätere Entdecker der elektrischen Wellen geboren (siehe 1.1. 1894).
6.8.1857 - das erste Transatlantik-Telegraphie-Kabel scheitert
Der amerikanische Unternehmer Cyrus West Field startet den ersten, jedoch gescheiterten Versuch, ein Transatlantik-Telegraphie-Kabel zwischen Irland und Neufundland auszulegen. Am 11. August 1857 muß das Unternehmen wegen Kabelbruchs eingestellt werden.
6. 9. 1857 - Johann Salomo Christian Schweigger stirbt
In Halle/Saale stirbt im 79. Lebensjahr der Physiker und Mathematiker Johann Salomo Christian Schweigger. Als Lehrer und Dozent hatte er seit 1803 in Bayreuth, Nürnberg und Erlangen, ab 1819 in Halle unterrichtet. Unter seinen Forschungen ragen wesentliche Erkenntnisse der frühen Elektrophysik hervor. 1820 erfand er den nach ihm benannten Multiplikator, der in der Elektromeßtechnik bedeutungsvoll wurde.
7. 9. 1857 - ein Seekabel in 2000 bis 3000 m Tiefe
Nachdem die Versuche Bretts zur Auslegung eines Tiefseekabels im Mittelmeer wiederholt gescheitert waren, unternimmt die englische Firma Newall zusammen mit dem deutschen Telegraphen-Ingenieur Werner Siemens einen neuen Versuch, eine Kabelverbindung zwischen Sardinien (Cagliari) und Nordafrika (Bona) herzustellen. Dabei gelingt es Siemens empirisch, eine erste zweckentsprechende Brems-Dynamometer-Einrichtung zu schaffen, dank der das Kabel glücklich ausgelegt werden konnte. Mit diesem in 2000 bis 3000 m Tiefe gelegten vieradrigen Kabel war der Weg frei für künftige Transatlantik-Kabel.
28.7.1858 - ein Atlantik Kabel für wenige Wochen
Etwa auf der Mitte des Nordatlantik beginnt die Auslegung des ersten Transatlantik-Kabels zwischen Irland und Neufundland, indem ein englisches und ein amerikanisches Schiff je die Hälfte des an Bord befindlichen Kabels nach West und Ost verlegen. Am 5. August ist das große Werk vollendet, und Cyrus W. Field, der unermüdliche Propagandist dieser Nachrichtenverbindung, ist der Mann des Tages. Aber nur wenige Wochen bleibt dieses Kabel in Betrieb.
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3. 9. 1858 - das Kabel versagt, mit 16mm zu dünn
Nach vier Wochen Betrieb versagt das von Cyrus W. Field gelegte erste transatlantische Telegraphie-Kabel seinen Dienst. Sehr wahrscheinlich war das mit 16 mm Durchmesser relativ dünne Kabel gerissen oder undicht geworden, eine Panne, die sich bei dem 8 Jahre später 1866 gelegten dauerhafteren und mit 26 mm wesentlich stärker armierten Kabel so bald nicht wiederholte. Immerhin waren rund 400 Depeschen zwischen Amerika und Europa in beiden Richtungen gewechselt worden, darunter die hochpolitische Nachricht, daß eine sonst durchgeführte Truppenverschiffung von Canada nach Indien (wegen des inzwischen abgeflauten Sepoy-Aufstandes) unterbleiben konnte. Die Kosten der sonst fällig gewordenen Maßnahmen lagen bei 200000 Pfund Sterling - das war etwa die Hälfte der Baukosten des Kabels!
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1. 10. 1858 - „Siemens, Halske & Co." in London
In London-Westminster wird eine englische Filiale der Berliner Telegraphen- Bauanstalt unter dem Namen „Siemens, Halske & Co." gegründet. Unter Leitung von William Siemens stehend, betätigt sich diese Unternehmung maßgeblich auf dem Gebiet der Tiefsee-Kabellegung. Ab 1865 firmiert sie „Siemens Brothers" und wird 1881 Aktiengesellschaft. Der Bau der Indo-Europäischen Telegraphenlinie 1868 bis 1870 und die Auslegung von sechs Transatlantikkabeln während der Jahre 1874 bis 1884 machten Siemens Brothers früh weltbekannt.
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5. 11. 1858 - erstes deutsch-englisches Telegraphenkabel
Zwischen Emden und Cromer wird das erste deutsch-englische Telegraphenkabel ausgelegt.
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13.8.1859 - Schwingungslehre nach Feddersen
Der Physiker und Privatdozent Wilhelm Berend Feddersen (1832-1918) läßt im Anschluß an seine Doktorarbeit von 1857 durch Prof. Hankel seine Abhandlung „über elektrische Wellenbewegung" der Sächsischen Akademie der Wissenschaften vorlegen. Feddersen ist der Begründer der Lehre der elektrischen Schwingungen.
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31. 8. 1859 - August Ebeling und die Pupin Patente
In Schöpfurth bei Eberswalde wird August Ebeling geboren. Nach dem Studium der Physik hat er 1889 bei Siemens & Halske in Berlin seine berufliche Laufbahn begonnen. Hier bewog er seine Firma zur Übernahme der Pupin-Patente, die zur technischen Durchbildung weiterreichender Telefonverbindungen kurz nach 1900 Anlaß gaben. Auch das Rheinland-Kabel, Berlin-Köln, wurde 1912 durch Ebelings Initiative in Angriff genommen. Es führte nach 1920 zum Aufbau eines europäischen Fernsprechnetzes.
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10. 12. 1859 - der „Chatterton-Compound"
John Chatterton und W. Smith erhalten das britische Patent 2809 auf eine Mischung von Guttapercha, Holzteer und Colophonium, die sich unter dem Namen „Chatterton-Compound" als Isolier- und Ausgußmasse für Erd-und Seekabel gut einführt.
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29. 2. 1860 - Hermann Hollerith wird geboren
In Buffalo am Eriekanal (USA) wird Hermann Hollerith, Sohn eines deutschen Einwanderers, geboren. Als junger Ingenieur eines statistischen Amtes in New York erfand er 1880 eine rationelle Zählkarte mit 40 ankreuzbaren Informationen. Hieraus entwickelte er bald eine Lochkarte, die mittels elektrischer Kontakte Zählwerke fortschaltet. Die USA-Volkszählung von 1890 wurde mit Hilfe von Holleriths Lochkarten in einem Achtel der bis dahin nötigen Auszählzeit ausgewertet. Die Erfindung ist ein wesentlicher Markstein auf dem Weg zum modernen Computer (siehe 30. 8. 1890).
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22.8.1860 - Paul Nipkow
In Lauenburg in Pommern wird Paul Nipkow, der spätere Pionier des Fernsehens, (Nipkow-Lochscheibe 1884) geboren (siehe 24. 8. 1940).
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12.10.1860 - Eimer A. Sperry wird geboren
In Cortland, New York/USA wird Eimer A. Sperry geboren. Schon als Zwanzigjähriger trat er mit elektrotechnischen Konstruktionen, zunächst einer Dynamomaschine, vor die technische Öffentlichkeit. 1908 erhält er ein Patent auf einen Schiffskompaß, womit seine entschiedene Hinwendung zu regelungstechnischen Arbeiten begann. Aus seiner Sperry Gyroscope Company, die er 1910 in Brooklyn gründete (heute: Sperry Rand Corporation), gingen bedeutsame Geräte zur See- und Luftfahrt-Navigation hervor.
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2. 2. 1861 - Hans Bartsch von Sigsfeld und das Lenkluftschiff
In Bernburg/Anhalt wird Hans Bartsch von Sigsfeld geboren. Als Hauptmann im preußischen Luftschiffer-Bataillon beschäftigte er sich erfolgreich mit spezifisch wissenschaftlichen Aufgaben der neuen Waffengattung. So unterstützte er z. B. die Bemühungen A. v. Parsevals bei Entwicklung und Bau eines halbstarren Lenkluftschiffs. Ferner beschäftigte er sich eingehend mit der drahtlosen Telegraphie, die in der Armee zunächst im Luftschiffer-Bataillon eingesetzt wurde (erst 1905 wurden die sogenannten „Funker" der Telegraphentruppe überstellt). Bartsch fand bei einer wissenschaftlichen Ballonfahrt bei Antwerpen am 1. Februar 1902 den Tod.
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14. 4. 1861 - John Joseph Carty wird geboren
In Cambridge/Massachusetts wird John Joseph Carty geboren, ein später sehr erfolgreicher und kreativer Ingenieur auf dem Fernsprechgebiet (siehe 27. 12. 1932).
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24. 10. 1861 - USA - transkontinentale Telegraphenlinie
Die erste, den gesamten amerikanischen Kontinent ost-westlich überspannende Telegraphenlinie New York - San Francisco wird mit einer Grußbotschaft des Oberrichters von Californien, Stephen J. Field, an den USA-Präsidenten Abraham Lincoln feierlich in Betrieb genommen. Die Linie mißt nahezu 6.000km.
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26. 10. 1861 - Philipp Reis führt elektrisches Telephon vor
Der deutsche Physiklehrer Philipp Reis aus Friedrichsdorf/Taunus führt in einem Experimentalvortrag vor dem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main sein erstes funktionsfähiges elektrisches Telephon vor. Damit begann die Elektroakustik im allgemeinen; die praktische Einführung der Fernsprechtechnik trat jedoch erst im Anschluß an die Arbeiten des Physikers Alexander Graham Bell weltweit in Erscheinung. - Der erste durch das Reis-Telephon übertragene Satz lautete: „Das Pferd frißt keinen Gurkensalat."
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11. 11.1861 - Anson Steuer und das Telegraphen-Corps
Der Telegraphen-Ingenieur Anson Steuer wird mit Aufbau und Entwicklung des Telegraphen-Corps der US Army betraut. Diese Truppe erweist sich bereits im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) als äußerst erfolgreich und nützlich und wird in ihrer Arbeit von Präsident Abraham Lincoln anerkannt. Stager wird später Mitarbeiter Elisha Grays und betätigt sich im Rahmen der Western Electric mit der Weiterentwicklung des elektrischen Nachrichtenwesens.
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10. 1. 1862 - Samuel Colt stirbt
In Hartford/Connecticut, USA stirbt im 48. Lebensjahr Samuel Colt, ein Ingenieur und Erfinder auf dem Gebiet der Schußwaffen (Colt-Revolver). 1841/42 unternahm er Versuche mit unterseeischen Minen, die er mittels galvanischer Batterien und isolierter Leitungen zündete.
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27. 3. 1862 - John Harworth und Henry B. Strousberg
Der Engländer John Harworth erhält ein britisches Patent auf drahtlose Telegraphie: „an improved method of conveying electric Signals and telegrams without the intervention of any continuous artificial conductor". - Der Berliner Unternehmer Henry B. Strousberg, der auf dieses System von Harworth ein preußisches Patent beantragte, wird abgewiesen, da er keine genaue Beschreibung des Verfahrens beibringen kann.
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26. 8. 1863- David Friedrich Lewert stirbt
In Berlin stirbt der Mechaniker David Friedrich Lewert. Früh hatte er sich für die Einführung des Morse-Telegraphen in Preußen eingesetzt. Seine bereits im Jahre 1800 in Berlin gegründete Werkstatt, die sich in späteren Jahren besonders der elektrischen Nachrichtentechnik zugewendet hatte und die sein Sohn Carl Friedrich fortführte, hatte bis 1874 bereits 3000 Telegraphengeräte geliefert. 1893 ging die Firma Lewert in der C. Lorenz AG auf (siehe 21. 12. 1889).
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6. 9. 1863 - Kaiser Franz Josef und König Max II. telefonieren
Das im Herbst 1861 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Telephon von Philipp Reis wird in Frankfurt dem österreichischen Kaiser Franz Josef und dem bayerischen König Max II. vorgeführt. Auch bei der im gleichen Monat in Frankfurt tagenden Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte wird das Telephon durch Prof. Böttger experimentell vorgeführt.
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26.12.1863 - Leuchtturm am Kap La Heve leuchte elektrisch
Auf dem Süd-Leuchtturm am Kap La Heve bei Le Havre/Frankreich wird der ständige elektrische Scheinwerfer-Betrieb zur Sicherung der Küsten-Seefahrt aufgenommen. Man bedient sich dabei der magneto-elektrischen Maschinen der Pariser Compagnie Alliance. Am 7. 9. 1865 wird auch der Nord-Leuchtturm am Kap La Heve auf elektrischen Betrieb umgestellt.
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7.4. 1864 - Guttapercha Co. und Glass, Elliot & Co.
Die englischen Firmen Guttapercha Co. und Glass, Elliot & Co. schließen sich zur Telegraph Construction and Maintenance Co. (Telcom) zusammen. Diese Fusion ist typisch für die nun stärker und effektiver werdende nachrichtentechnische Industrie in England.
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10.2.1865 - H. F. Emil Lenz stirbt
In Rom stirbt, zwei Tage vor Vollendung seines 61. Lebensjahres der Elektrophysiker H. F. Emil Lenz (siehe 12.2. 1804)
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