Zum Auffrischen und Erinnern . . . .
. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.
Ein Rückblick aus dem Jahr 1950 - das Vorwort.
per E-mail eingetroffen im Aug. 2006
Das Fernsehen im Deutschland von 1950 liegt immer noch in seinem Dornröschenschlaf. Zögernde und tastende Versuche werden in Hamburg gemacht, um es daraus zu erwecken. Wir Fernsehleute rechneten ja damit, daß unser Fernsehen etwa 2 ... 3 Jahre nach Kriegsende wieder auf der Höhe sein würde. Leider hat aber die allgemeine wirtschaftliche und politische Entwicklung in Deutschland und namentlich in Berlin gezeigt, daß es nicht leicht sein wird, das Fernsehen der breiten Masse zugänglich zu machen. Sicher wird es aber viele Leser interessieren, etwas über die Vorkriegs- entwicklung des deutschen Fernsehens zu lesen.
Die Genies saßen schon immer in Deutschland.
Da saßen im Jahre 1929 in einem Industriewerk in Berlin drei Leutchen in drei kleinen Räumen und bastelten einen Empfänger zusammen. Es war der Beginn der Fernseh AG. Man zeigte ihn auch im gleichen Jahr auf der Funkausstellung . . ., aber still und verschwiegen. Denn man schämte sich wirklich, für diese Erstgeburt zu werben. Es war der „Fernseh 30" der neu gegründeten Fernseh AG. Kurz hinterher folgten noch weitere Geräte.
Die Bilder konnten nur von einer Person betrachtet werden; sie hatten die Größe einer Briefmarke und wurden durch eine Optik betrachtet, die das Bild auf etwa 6x8 cm vergrößerte. Bei einem der drei Geräte, bei dem das Bild vom Spiegelrad auf eine Mattscheibe geworfen wurde, war die Größe allerdings 9x12 cm. Die Geräte arbeiteten mit 30 Zeilen und 12 1/2 Bildwechseln je Sekunde, 1200 Bildpunkten, 7500 Hz, mit einer Nipkowscheibe oder mit dem Spiegelrad.
Man konnte, wenn der Kopf eines Menschen die gesamte Bildfläche ausfüllte, schon sagen: „Aha, da ist was." Ein Mensch in voller Größe, oder ein „Baum mit Blättern", war nicht zu erkennen. Um das sehr starke Flimmern der Bilder abzuschwächen, ging man im Jahre 1930 auf 25 Bilder/sec und 67 Zeilen über. Man sah ein, daß die Zeilenzahl noch viel höher liegen muß, um annehmbare Bilder zu erzielen, stieß hier aber auf Schwierigkeiten hinsichtlich der Lichtsteuerung (Glimmlampe). Die Braunsche Röhre war für Femsehzwecke noch nicht entwickelt.
Licht, Licht und nochmal Licht war gefragt . . .
Nun brachte eine Gemeinschaftsarbeit mehrerer Firmen die helligkeitsgesteuerte Natriumdampflampe ins Labor. Damit hatten die HF-Techniker ein Mittel in der Hand, weiter zu kommen. Es war ein Lichtblick, ein Schritt weiter in der Eroberung des Fernsehens. In Verbindung mit der Natriumlampe, rotierender Blende, Doppelnipkowscheibe, einem Bildwechsel von 25 Bildern/sec und 90 Zeilen brachte der Empfänger über eine Optikbetrachtung wesentlich bessere Bilder bei einer Bildgröße von 9 x 12 cm und einer Zerlegung in 10 800 Bildpunkte.
Zu dieser Zeit wurde auch der Versuch unternommen, einen Projektionsempfänger zu bauen. Manfred von Ardenne zeigte etwa gleichzeitig einen Empfänger mit Braunscher Röhre. Im Jahre 1932 ging es wieder etwas vorwärts: es wurde die Spiegelschraube nach Okolicsanyi in einen 120zeiligen Empfänger eingebaut. Die Bildgröße war ohne Optikbetrachtung 15x18 cm bei einer Auflösung in 19 000 Punkte. Es war jetzt möglich, daß mehrere Personen das Bild gleichzeitig sahen. In dieses Jahr fiel auch die Entwicklung des Zwischenfilmverfahrens bei der Fese in Berlin, das für den Empfänger den Vorteil brachte, nunmehr auch bewegte Szenen einigermaßen filmgetreu empfangen zu können. Immerhin war es aber erst mal so weit, daß man sagte: „Zu jedem neu gekauften Fernsehempfänger wird gleich der passende Techniker mitgeliefert."
Hypermodern, 180 Zeilen und das 25 mal pro Sekunde.
1934 wurde durch die Reichspost der Fernsehbetrieb eröffnet. Man sendete jetzt ein 180-Zeilenbild, 25 Bilder/sec bei 500 kHz. Zur Sichtbarmachung des Bildes gab es jetzt nur noch die Braunsche Röhre, die nunmehr mit einem Schirmdurchmesser bis zu 40 cm gebaut wurde. Der Kathodenstrahl schrieb darauf ein Bild von 24x30 cm. Die Empfänger hatten die Größe eines kleinen Kleiderschrankes.
1935 stellte die Fernseh-AG ein Tischmodell her. Es war aber ratsam, sich den Tisch genau anzuschauen, auf dem er stehen sollte. Ein Klotzen an Gewicht war dieser Empfänger. Das Bild dieses Gerätes hatte ein Format von 19x23 cm. Um das immer noch lästige Flimmern zu beseitigen, brachte man 1936 zur Funkausstellung das Zeilensprungverfahren in einem 375- Zeilen- Bild heraus. Der Empfänger hierfür hatte ein Mammutröhre von 50 cm Durchmesser bei einem Bildauaschnitt von 31x36 cm. Die normalen Empfänger besaßen ein Röhre von 30cm Durchmesser bei einem Bild von 20 x 23cm. Zwischendurch ging aber die Entwicklung an einem 320- und 380-Zeilenbild noch weiter.
1937 wurde dann die deutsche Fernsehnorm auf 441 Zeilen und das Zeilensprungverfahren wieder mal "endgültig" festgelegt. Um die Bildgröße noch zu steigern, baute man einen Heimprojektionsempfänger, da die Rohrgröße bei 50 cm Durchmesser die obere Grenze des Herstellbaren erreicht hatte. So konnte die Braunsche Röhre kleiner gehalten werden und man warf das Bild vom Rohr auf eine herausgekippte Mattscheibe. Die Bildgröße war hier 37x45cm. Die Mattscheibe schluckte aber ziemlich viel Licht und das Bild war gegenüber der direkten Betrachtung ziemlich dunkel.
Und dann kam er, der "großdeutsche" E1 Empfänger.
1938 entwickelten namentlich die Berliner Fernseh-AG und Telefunken die sogenannten "Stand"-empfänger weiter. Die Mattscheibe verschwand und das Bild bei einer Größe von 32x27 cm wurde in den Spiegel des auf 45 aufklappbaren Deckels projiziert. Die Fertigung der Standempfänger war wohl mit dem FE VI, DE 6 und DE 6/R zu einem gewissen Abschluß gelangt. Der DE 6/R hatte im Rundfunkteil ein sehr gutes Supergerät. Der Stromverbrauch dieser Geräte lag damals zwischen 230... 250 Watt.
Die Entwicklung der Tischempfänger war durch die Einführung einer neuen kurzen Braunschen Röhre und einem fast rechteckigen Format zu sehr gefälliger Form gediehen. Von den verschiedensten Modellen, zu denen auch die Heimprojektions- Empfänger gehörten, war noch das erwähnenswerteste, der DE 8/R. Die Länge der Braunschen Röhre in diesem Empfänger betrug 42 cm bei einem Bildfenster von 31 x 27 cm, und es standen 10 bis 12 kV an der Anode dieses Rohres. Der Rundfunkteil bestrich Kurz-Mittel-Lang Welle. Zur Funkausstellung 1939 sollte ein gutes, billiges Gerät zum erstenmal dem großen Publikum vorgeführt und verkauft werden, denn bisher war noch kein Gerät offiziell über den Funkhändler verkauft worden.
Die Preise dieser "Stand"-empfänger lagen damals mit 2000... 4000 Mark viel zu hoch, um größere Serienfertigung der Firmen rentabel erscheinen zu lassen. Die Firmen hatten bis jetzt große Geldmittel für die Konstruktion der Empfänger aufgewendet. Fünf große Funkfirmen setzten sich nun hin (Anmerkung des Redakteurs: wurden gezwungen, sich zusammen zu raufen) und brachten in gemeinsamer Arbeit ein Tischmodell, den sogenannten Einheitsempfänger E 1, heraus. Er sollte mit 650 Mark verkauft werden. Es brach jedoch der Krieg aus und die Produktion wurde aus bekannten Gründen gestoppt.
Ein tolles Gerät, leider wie sooft damals zur falschen Zeit auf der falschen Seite.
Dieser Empfänger war für damalige Zeiten - was die Preiswürdigkeit, Güte, Optik und einfache Bedienung anbetraf - wirklich eine kleine Sensation. Es war "der" Empfänger, der sich beim „Seher" vermutlich sehr schnell durchgesetzt hätte. Er arbeitete mit 16 Röhren, das Bild war 19,5 x 22,5cm. Die Anodenspannung an der Braunschen Röhre betrug 6 kV. Schon bei einer Eingangsspannung von 0,2 Millivolt stand das Bild sauber und gerade. Der Verbrauch für Ton allein betrug etwa 80 Watt, für Ton und Bild zusammen etwa 150 Watt.
Die Standempfänger FE VI. DE 6. DE 6/R und die 50 Musterstücke des E1, die überhaupt nur noch gebaut werden durften, standen zum größten Teil in Berliner Lazaretten und übertrugen die Veranstaltungen aus dem Kuppelsaal des Reichssportfeldes. Auch die anderen Übertragungen aus dem Deutschlandhaus am Reichskanzlerplatz in Charlottenburg sowie die Sendungen der neuesten Filme wurden von den Verwundeten angeblich "begeistert" aufgenommen. Ein kleiner Teil der Empfänger stand bei Technikern und bei anderen Interessierten, bis eine Bombennacht in Berlin 1943 dem Sendebetrieb ein Ende machte.
So hat das große Publikum des tausendjährigen Reiches das Wunder und Erleben des Fernsehens damals nicht kennengelernt.