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Es war reiner Zufall, daß diese Zeitung gerettet wurde.

PFUNGSTÄDTER ANZEIGER 13.April 1950

Deutsche Fernseh-GmbH, Darmstadt  im Dienste der Nachrichtenübermittlung

Bilder fliegen durch den Äther

Das Fundament zum Fernsehen war gelegt, als Prof. Dr. Braun, der große deutsche Physiker, die nach ihm benannte ,,,Braunsche Röhre" erfunden und der Technik dienstbar gemacht hatte. Erstmalig aber gelang es dann dem Leipziger Universitätsprofessor Carolus im Jahre 1905, eine Bildübertragung auf elektrischem Wege durchzuführen. Noch heute steht sein erstes Fernsehgerät im Deutschen Museum, Seite an Seite mit einem am 17. Januar 1950 dort aufgestellten, modernen Fernsehsende- und Empfangsapparat.

Die Entwicklung des Fernsehens veranlaßte uns, mit einem führenden deutschen Fachmann ins Gespräch zu kommen. Dr. Möller, Leiter der „Deutschen Fernseh-GmbH." in Darmstadt, war gern bereit, uns die gewünschten Auskünfte zu erteilen. Um überhaupt eine Vorstellung vom Fernsehen zu bekommen, ließen wir uns von Dr. Möller erklären, daß mit Hilfe optischer Geräte das übertragene Bild in eine Vielzahl kleiner Punkte, nach Helligkeitswerten unterschieden, auf-gelöst wird und diese wieder in elektrische Schwingungen verwandelt werden. Diese Schwingungen leitet man dann auf eine „Braunsche Röhre", wo sie wieder in Bildpunkte umgewandelt und im Empfänger sichtbar gemacht werden. Da das Abtasten der Bilder und ihr Erscheinen auf der Braunschen Röhre innerhalb 1/25  Sekunden vor sich geht, erscheint das sichtbare Bild, gleich dem im Kino, als Ganzes.

Zunächst berichtet Dr. Möller von der Geschichte des Fernsehens in und außerhalb Deutschlands. Die „Deutsche Fernseh-GmbH." in Darmstadt ist ein selbstständiger Zweigbetrieb der Boschwerke und beschäftigt sich sowohl mit der wissenschaftlichen Forschung als auch der Produktion von fernsehtechnischen Geräten. Seit dem Jahre 1938 arbeiten deutsche, amerikanische, englische und französische Physiker, so hören wir vom Doktor, an der Vervollkommnung des Fernsehwesens.

 

Bis zum Beginn des letzten Weltkrieges waren sich die beiden größten Forschungspartner, Deutschland und die Vereinigten Staaten, in der Entwicklung der drahtlosen Bildübertragung vollkommen ebenbürtig. Allerdings befanden sich nur Sende- und Empfangsanlagen in Betrieb und die Entwicklung lief auf vollen Touren. Während je-doch der Krieg alle deutschen fernsehtechnischen Einrichtungen zerschlug, trieb man in Amerika und England die Entwicklung systematisch weiter. Gegenüber dem Nachkriegs- deutschland, das in Bezug auf das Fernsehen von vorn anfangen mußte, verzeichnen die USA z. Zt. nicht weniger als 2 Millionen Fernsehteilnehmer, England 200.000 und Frankreich 10.000 .


Nachdem im Jahre 1948 von den alliierten Militärbehörden die Genehmigung erteilt wurde, deutsche Fernsehsende- und Empfangsanlagen zu bauen und zu betreiben, widmen sich sieben deutsche Großbetriebe diesem Projekt, u.a. die AEG, Blaupunkt, Telefunken, Bosch K.G. und Lorenz. Während bis zum Jahre 1939 allein in der Deutschen Fernseh-GmbH. in Darmstadt 60 Wissenschaftler im Dienste des Fernsehens arbeiteten, sind es heute nur noch 6 Herren, die mit unermeßlichen Schwierigkeiten, besonders finanzieller Art, zu kämpfen haben.

 

Trotz allem aber ist Dr. Möller sehr optimistisch gestimmt und nimmt an, daß er mit seinem Betrieb noch in diesem Jahre so weit kommen wird, die ersten Geräte herauszubringen, die 1951 an Privatpersonen zum Preis von DM 1 200.— verkauft werden sollen. Damit, so meint Dr. Möller, ist im Gebiete der westdeutschen Bundesrepublik das Zeitalter des Fernsehens angebrochen. Vorläufig aber gilt als Hauptprojekt der Darmstädter Firma die Fertigstellung des ersten großen Senders, den der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR), dessen Bestreben, die deutsche Fernsehtechnik zu heben und zu fördern, von Dr. Möller besonders hervorgehoben wird, bei der Deutschen Fernseh-GmbH. in Auftrag gegeben hat. Diese Sendeanlage wird 1/2 Millionen DM  kosten.

Ähnlich dem NWDR beabsichtigt auch der Hessische Rundfunk in Frankfurt eine Fernsehstation zu kaufen. Bisher geführte Verhandlungen zwischen Vertretern der Fernseh-GmbH. und des Hessischen Rundfunks ließen starkes Interesse der Rundfunkleute an diesem Projekt erkennen. Die Schwierigkeit, die unter Umständen in der zwangsläufigen Beugung der Wellen bestünde, dürfte dabei dem Hessischen Rundfunk, der auf dem Feldberg eine ausgezeichnete Höhe für seine Sendeanlage beziehen könnte, keinerlei Kopfzerbrechen machen.

Keineswegs pessimistisch steht Dr. Möller der Frage, wie sich Theater und Film zum Ausbau des Fernsehwesens stellen wird, gegenüber. Seiner Ansicht nach ist der häusliche Bildempfang lediglich eine ,,gesunde Ergänzung und Anregung" für kulturelle Veranstaltungen. Genau wie damals der Rundfunk keine Konkurrenz für die Schallplatte war, wird das Fernsehen eines Tages eine Anregung für Kino und Theater sein. Das Fernsehen soll nur Mittel zum Zweck darstellen, dessen sich begabte Künstler bedienen, um ihr Können der Allgemeinheit zu offenbaren. ,,Besonders aber", so sieht Dr. Möller seine höchste Aufgabe, „soll die Einrichtung des Fernsehens der aktuellen Nachrichtenübermittlung dienen und damit zur unpapierenen Zeitung aller werden".

 

Ende des Artikels vom April 1950.

 

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