Eduard Rheins Buch über sein Leben (1990)
Der langjährige Chefredakteur der HÖRZU schreibt über sein Leben, seine Jugend, seine Zeit in Berlin bis 1945, den Wiederanfang 1946 und die Zeit im Springer-Verlag in Hamburg. So sind es fast 480 Seiten, bei uns im Fernsehmuseum etwa 120 Kapitel, in denen so gut wie alle "Größen" dieser Zeit vorkommen. Und er schreibt als 90jähriger rückblickend über die Zeit und sich selbst. Darum lesen Sie hier natürlich seine Sicht der Ereignisse bzw. "seinen Blick" teilweise durch die "rosarote Brille". Das sollte man beachten und verstehen. Die Inhaltsübersicht finden Sie hier.
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Kapitel 65
Juni 1946 - Der Sprung zu Springer
Dann passierte zunächst nichts mehr. Springer drängelte die Engländer, ich drängelte Springer, Springer wurde nervös, ich wurde noch nervöser.
Endlich, am 8. 6. 1946, konnte mir Springer telegrafieren: »Lizenz heute erhalten.«
Mit dem D-Zug nach Hamburg
Damit waren nun aber auch die großen Besprechungen mit dem Verleger, den Engländern und den Rundfunkleuten fällig. Den D-Zug konnte man nur mit einer Sondergenehmigung benutzen; sie mußte vom Verleger beantragt werden. Darüber verging etwa eine Woche. Am 16. 6. konnte wir endlich abreisen. Am selben Abend saßen wir schon bei Springer in seiner Wohnung an der Elbchaussee ...
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Zu Gast bei Katrin und Axel Springer
Katrin »uff jroße Verlegersche jetrimmt«, wie sie sagte. Springer genauso, wie ich ihn mir nach Wills Schilderung vorgestellt hatte. Groß, schmal. Was mir gleich auffiel: Er hatte ein wenig vorquellende Augen.
Ich entwickelte ihm meine Vorstellungen von unserer Zeitschrift bis in alle Einzelheiten, nannte sie - wie selbstverständlich - HÖR ZU und erwartete die eine oder andere Zwischenfrage. Doch er lächelte mir nur immer wieder ermutigend zu und sagte schließlich:
»Ausgezeichnet! Genau so habe ich mir Sie - und HÖR ZU! - vorgestellt.«
»Sie sagten eben HÖR ZU - soll das heißen ...?«
»Mich hat der Titel zunächst geschockt - aber das ist ja das Originelle an dem Titel. Diesen kategorischen Imperativ wird man nicht überhören und nicht mit anderen verwechseln. Jetzt müssen wir nur noch die Herren Engländer dafür erwärmen!«
»Nichts leichter als das!« sagte ich. »Da Hugh Carleton Greene als Journalist jahrelang in Berlin gelebt hat, wird er auch das nötige Gespür für Publikumswirkung mitbekommen haben und nicht erwarten, daß wir unserer neuen Zeitschrift einen so verstaubten Namen wie Radio-Post ankleben. Außerdem kennt er mich doch von vielen Berliner Presseveranstaltungen.«
»Ja, das hat er gleich gesagt, als ich zum erstenmal Ihren Namen nannte. Er meinte amüsiert, Sie hätten ein umwerfendes Temperament.« - »Det is ebenf unser Berliner Tempo!« erklärte Katrin.
Wir beide waren der Stadt Berlin verbunden
Schon an diesem ersten Abend fiel mir auf, daß Springer mit ganz besonderer Liebe von Berlin sprach. In unserer Liebe zu Berlin waren wir schon vom ersten Augenblick an auf denselben Ton gestimmt.
Axel, der aus einer angesehenen Familie kam, mußte schon als Junge gespürt haben: Wer aus Altona stammte, den nahm man nicht für voll ... Ist es da nicht verständlich, daß er sich mit dem Herzen nach einer größeren Heimatstadt sehnte?
Er fand sie in der Weltstadt Berlin, in der es solch bürgerliche Unterschiede nicht gab und in der jeder schon seit Friedrichs des Großen Zeiten >nach seiner Fasson< selig werden konnte.
Springer war Hamburger und doch nicht Hamburger: Das klingt seltsam und ist kaum zu verstehen. So, als ob man etwa die Schöneberger nicht als Berliner bezeichnen wollte.
Gerd Bucerius schrieb 1985 Tode Axel Springers
Die eingeborenen echten und besonders vornehmen Hamburger haben sich immer als eine Klasse höherer Ordnung betrachtet. Sie sprachen vornehm durch die Nase und von ihrer Stadt nicht zu Unrecht als dem Tor zur Welt. Gerd Bucerius, selbst Altonaer, Mitinhaber der ZEIT, schrieb 1985 zum Tode Axel Springers über dieses Phänomen:
»Wie Axel Springer war ich Altonaer. Sein Vater war Verleger der ALTONAER NACHRICHTEN. Mein Vater sagte oft: >Die Kerle können schreiben, aber worüber schreibt man in Altona ?<
Als Altonaer waren wir Schleswig-Holsteiner, also Preußen - die immer nach Hamburg schielten. Die Hamburger reden von uns noch heute: >Ach, der aus Altona!<
So hat es auch Springer nicht zum Innersten der Hamburger Gesellschaft geschafft. Er wußte das, tat aber so, als ob ihm das gleichgültig sei. Er übersprang einfach Hamburg und nahm die ganze Bundesrepublik. Manche seiner Übertreibungen erklärt ebenjener Zwiespalt.
Zuerst getroffen habe ich Axel Springer im Winter 1946/47 im Walsertal. Da kam ich zusammen mit einer frechen, selbstbewußten Bande vieler später ganz bekannt gewordener Leute. Axel war wohl einer der Frechsten. Seine Erfolge bei allen hübschen Mädchen, auch bei den Freundinnen seiner Freunde, störten doch sehr. Dabei nahm er in Rede und Geste eine damals seltene Freiheit in Anspruch.
Schließlich hatte er auch während des Krieges zur >Swing-Jugend< gehört; eine typisch hamburgische Sache. Die hatten 1942 im Curio-Haus zum Tanz das Lied angestimmt: >I sail you down the Siegfried line to hang your washing on.< Und wenn die Sonne besonders kräftig schien, kreuzten die Buben auf dem Jungfernstieg mit einem eingerollten schwarzen Regenschirm - einem >Chamberlain< - auf. Die Gestapo hatte eine Liste dieser >irregeleiteten< Jugend. Axel stand da obenan.
Und doch war Springer kein Aufrührer. Er hatte in Dresden Musik und Gesang studiert, wollte Sänger werden. Der einzige Sohn fügte sich aber dem Diktum des Vaters. Der reklamierte ihn für die Firma. Springer mußte also von dem Künstlervolk Abschied nehmen, für das er eine - auch wieder typisch bürgerliche - Nostalgie entwickelt hatte.
Der direkte Zugang zur Lebensfreude starb mit seinen Erfolgen. Daß man ihm seine fesselndste Leistung, BILD, so übelnahm, hat der Erfolgverwöhnte nie verwunden. So nahm sein Missionsbewußtsein überhand.
Ein verbürgtes Gespräch seiner Frau Rosemarie mit einer von Axels Freundinnen:
Die Freundin: > Wie geht's dem Axel ?<
Rosemarie: >Ach, der hat's ja so schwer. <
Die Freundin verblüfft: >Aber womit denn?<
Rosemarie: >Mit der Wiedervereinigung. <
Für Israel hat er mehr getan, als je bekanntwerden wird. ->Macht das Tor auf!< - Diese blendende Formel stammt von Springer. Wären Springer und seine Zeitungen neutralistisch geworden, wie der SPIEGEL und später der STERN, Adenauer hätte sich wohl nicht durchsetzen können.
In früheren Jahren mag Springer mit Krankheit kokettiert haben. Was ihn später mehr getroffen hat, Krankheit oder Schicksal in der Familie und seiner engsten Umgebung - wer kann das wissen?«
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Dr. Wagenführ, Axel Eggebrecht und Peter von Zahn anwesend
Die große Sitzung am nächsten Tag verlief sehr harmonisch. Außer den Engländern waren auch Dr. Wagenführ als Pressechef von >Radio Hamburgs Axel Eggebrecht und Peter von Zahn anwesend. Die deutsche Gruppe kannte mich und wußte, was sie von mir zu halten hatte. Die Engländer hatten von Mr. Greene gehört, ich sei sehr tüchtig und ungeheuer temperamentvoll, und waren entsprechend gespannt. Wagenführ hatte mich darauf vorbereitet; er wollte mir wohl eine angemessene Zurückhaltung< nahelegen.
Ich spielte deshalb etwa eine halbe Stunde lang den Schüchternen. Die Engländer sahen einander fragend an: Soll das etwa der von Greene angekündigte Vulkan sein?
Sie beobachteten mich verwundert, vielleicht sogar etwas enttäuscht
Selbst Springer und sein Teilhaber Karl-Andreas Voß beobachteten mich verwundert, vielleicht sogar etwas enttäuscht.
Aber als es dann um den Titel ging... Teufel, Teufel, da erlebten sie alle den wahren Rhein.
Springer schüttelte lachend den Kopf, und Hugh Carleton Greene griente seinen Engländern zu: »Na, hab ich's nicht gesagt?«
Jetzt triumphierend zu sagen: Damit war das Eis gebrochen, wäre total unsinnig, es hatte gar kein Eis gegeben. Mir hatte es nur Spaß gemacht, den immer sehr zurückhaltenden, für unsere Begriffe etwas steifen Engländern den künftigen Chefredakteur zu demonstrieren - und den hatten sie ja nun erlebt.
Wagenführ applaudierte mir wie einem Kabarettisten, Eggebrecht und von Zahn gratulierten mir herzlich erfreut. Springer strahlte: Mein Gott, dieser Rhein ... was habe ich mir da bloß eingekauft! Und der immer sehr bedächtige Voß drückte mir wortlos, aber kräftig die Hand.
Ich war 15 Jahre bei Ullstein
Jetzt endlich schienen alle begriffen zu haben, was von mir zu erwarten war. Meine Herren, nach zwanzig Jahren Berlin, davon fünfzehn Jahren Ullstein, ist man doch kein heuriger Hase mehr! Jetzt werde ich allen etwas vormachen!
Die Engländer gaben ihren Segen - und nun ging's nur noch um das nötige Papier ... Nur noch? Na, wir werden sehen! Beachten Sie bitte das Datum: Es war der 16. Juni 1946.
Wir reisten schon am selben Abend zurück. Mit dem Ergebnis unseres Besuches konnten wir zufrieden sein. Jetzt würde alles zügig weiterlaufen.
Überraschung - der Ullstein-Verlag war vorstellig geworden
In Königswinter erwartete mich allerdings eine große Überraschung: Herr Willner, der Generalbevollmächtigte des nunmehr wieder umbenannten Ullstein-Verlages, schrieb mir, man habe mit dem Wiederaufbau begonnen und plane als erstes die Herausgabe einer Rundfunkzeitung mit mir als Chefredakteur. Außerdem bestünde ein dringendes Bedürfnis an einer Neuauflage meiner beiden Bücher. Sie seien bereits in Druck. Offenbar hatte man die großen, modernen Maschinen des Druckhauses Tempelhof schon reparieren können. Das moderne, in Tempelhof gelegene Hochhaus war nur wenig beschädigt worden, konnte also auch die nötigen Redaktionsräume zur Verfügung stellen.
Das war sehr viel auf einmal.
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Sollte ich Kapeller an Ullstein empfehlen ?
In Berlin saß doch Kapeller und suchte ein neues Betätigungsfeld. Wer wäre also besser berufen, die neue Zeitschrift zu gründen als er?
Sollte er etwa doch politisch stärker belastet sein? Das würde seine nur schwer verständliche Ablehnung erklären, seine Bretterbude aufzugeben und nach Hamburg zu kommen. Seine moralisierende Art war mir von jeher ein Greuel gewesen. Mich hatte sie zwar nicht gehindert, weil mein Ressort nicht betroffen war, sie hat aber ein wirkliches Freundschaftsverhältnis neben der mustergültigen Zusammenarbeit nie entstehen lassen.
Eine Zeitschrift in seinem Sinne zu machen widerstand mir. Man braucht nicht an einen der vielen Götter zu glauben, die jede der großen und kleinen Glaubensgesellschaften für sich beansprucht, um echte und gespielte Moral, Aufklärung und Volksverdummung unterscheiden zu können.
Ich las den Brief ein zweites Mal
Daß man in Berlin von den Plänen Springers gehört hatte, war anzunehmen, denn sie waren nicht verheimlicht worden. Der Berliner Sender hatte sogar angeregt, in unserer Zeitschrift auch das Berliner Programm zu bringen, und uns schon einen seiner Mitarbeiter als Verbindungsmann genannt.
Ich las den Brief ein zweites Mal und sehr sorgfältig Wort für Wort. Willner war mir als einer der seriösesten Männer des Hauses und als Leiter des Druckhauses Tempelhof in bester Erinnerung. Und da war - zunächst übersehen - noch eine zweite Unterschrift: >Strunk<. Sollte er - als der leitende Ingenieur - inzwischen die Reparaturen des Maschinenparks durchgeführt haben?
Mir schwirrte der Schädel.
Berlin war für mich schon sehr verlockend
Ich war vor mehr als zwanzig Jahren nach Berlin gegangen, und diese Stadt hatte mich geformt; jeder andere Anzug wäre mir zu eng geworden. Ihr verdankte ich alles, was aus mir geworden war, und ich hing an dieser Stadt. Selbst an diesem elenden Trümmerhaufen.
War dieser Rückruf in letzter Stunde nicht ein Wink des Schicksals? Noch hatte ich mit Springer keine verbindlichen Abmachungen, keine Verträge und auch keine finanziellen Absprachen. Rein juristisch waren er und ich noch frei, aber...
Nachdenken und Rückspreache mit Will halten
Ich atmete ein paarmal tief durch und gab den Brief dann an Will weiter.
»Du bist ja Berliner - also ...« - Will las Zeile für Zeile, entsetzlich langsam.
»Mein Gott, hast du das Lesen verlernt?«
Er schüttelte nur den Kopf und las in diesem enervierenden Schneckentempo weiter. Dann sagte er: »Nee - aber det haut mir um!«
»Den Brief haben Willner und Strunk unterschrieben.«
»Willner - nie jehört!«
»Und den Strunk, der doch ab und zu ins Labor kam ?«
»Kenn ick nicht! Oder halt - war det vielleicht so'n langer Vierziger.«
»Genau der. Also - was sagst du dazu?« - »Als Berliner? «
»Was denn sonst ? Vielleicht als Pariser ? Nun rede doch nicht so drum herum!«
»... als Berliner: nicht in de Tüte!«
Ich zitiere hier wörtlich, weil meine Leser den Ausdruck vielleicht nicht verstehen, und wenn sie ihn verstehen, davon ebenso erschreckt sein könnten, wie ich es war.
Will war ein waschechter Berliner
Es war die schroffeste Form der Ablehnung! Und das von einem waschechten Berliner ... Ich riß ihm den Brief aus der Hand.
»Wenn alle Berliner so dächten!«
Will ließ mich mit dem Brief allein und ging ohne ein weiteres Wort. Ich blieb verzweifelt und ratlos zurück.
Er kam nicht zum Abendessen und erschien erst kurz vor Mitternacht.
Ich war voller Sorge aufgeblieben.
»Spielst du jetzt verrückt? Was soll das Theater?«
»Wenn Sie nach Berlin gehen wollen, ist das Ihre Sache; mich kriegen keine zehn Pferde dahin zurück!«
»Gut - das ist eine Feststellung, aber keine Erklärung.«
»Für mich ist Berlin eine tote Stadt. In Berlin käme ich mir vor wie einer, der an einem offenen Grab sitzt und den Verwesenden nachweint.«
»Scheußlicher kannst du das wohl nicht sagen!«
»Weil mir so ist! Meine Chancen in dieser Stadt sind nicht die Chancen, die sie Ihnen bieten könnte. Ich habe Angst, dahin zurückzugehen.« Er schwieg eine Weile und sog nervös an seiner Zigarette. Dann sagte er ruhig und ganz sachlich: »Sie haben doch ein Abkommen mit Springer. Können Sie das mit Anstand brechen? Ullstein kommt zu spät...! An dieser Tatsache gibt es nichts zu deuteln. Schreiben Sie das den Herren, und schicken Sie Springer eine Kopie Ihrer Absage.«
Das klang hart.
Aber hatte er nicht recht?
Er hatte recht - und ich wußte, daß er recht hatte. Ich sah klar, daß meine Chancen in Hamburg unvergleichlich größer waren als in Berlin - und zögerte immer noch.
War es Feigheit?
Ich weiß es heute selbst nicht mehr. Ich erinnere mich nur daran, daß ich den Brief erst vier Tage später beantwortet und Springer einen Durchschlag geschickt habe ...
Bei der Bahn sind meine zwölf Kisten nun doch eingetroffen
Möglich, daß damals ein anderes Ereignis mich schließlich dazu gedrängt hat: Die Bahn teilte mir mit, daß für mich zwölf Kisten eingetroffen seien. Zwölf Kisten wertvolles Material aus meinem Labor, das ich nun gut gebrauchen konnte. Und darüber hinaus hoffentlich auch ein Teil jener persönlichen Dinge, deren Verlust besonders schmerzen würde.
Ich ließ sie in den Lagerschuppen schaffen, in dem schon die vielen Kugellager warteten. Einige Kisten waren unbeschädigt, andere von dem Spediteur mit Eisenbändern ordentlich verschlossen worden.
Wir hatten die Kisten numeriert, und es gab ein Verzeichnis über den Inhalt jeder Kiste; leider fand ich es nicht. Ich wußte lediglich, daß die Kisten elf und zwölf Privatsachen enthalten mußten. Andere Kisten zu öffnen war demnach sinnlos.
Doch was ich im stillen immer noch zu finden gehofft hatte, fand ich nicht: das Buchmanuskript. Und auch mein liebstes Handwerkszeug, meine Noiseless, fehlte.
Die Erkenntnis, daß das Manuskript nun wohl endgültig als verloren zu betrachten war, trieb mir Tränen der Wut und Enttäuschung in die Augen.
Auch die Briten hatten mich öfter befragt
Junge Offiziere der britischen Besatzungsmacht kamen in den folgenden Wochen noch ein paarmal nach Königswinter, um mit mir Termine für weitere >Fragestunden< zu vereinbaren. Sie holten mich dann jedesmal pünktlich ab.
Der Kreis der militärischen Fachleute war aber nicht immer derselbe. Nur eines wurde mir schon bei ihren ersten Fragen klar: daß ich es mit hervorragenden Spezialisten zu tun hatte.
Ganz besonders interessierten sie sich für die technischen und wehrtechnischen Gesichtspunkte, die mich zum Zusammenbau von Funkmeßgerät und Kommandogerät auf einer gemeinsamen Lafette geführt hatten. Ich stand dann oft vor der großen Schultafel und zeichnete ihnen Einzelheiten auf.
War eine Atombombe als Wunderwaffe entwickelt worden ?
Daneben aber schimmerte immer wieder ihr Verdacht durch, auch bei uns wäre eine Atombombe als Wunderwaffe entwickelt worden und hätte kurz vor ihrem Einsatz gestanden. Anlaß dazu war das zweifellos auffällige Mißverhältnis zwischen dem komplizierten Riesenkörper der V2 und dem im Vergleich dazu winzigen Kopf für den Sprengsatz. Dieser Raum sei wohl in Wirklichkeit für die Atombombe vorgesehen worden? Auf meinen Hinweis, daß doch 2.663 V2-Raketen ohne Atomsprengsatz verschossen wurden, und davon 1.115 nach England, meinten sie, das seien vielleicht nur Probeschüsse auf London und andere englische Städte gewesen, um sicher zu sein, daß die Atombomben ihre Ziele auch erreichten.
Was sollte ich gegen eine solche vorgefaßte Meinung vorbringen?
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Wenigstens mussten wir nicht hungern
Im übrigen blieb es bei dem noblen Brauch der Engländer, mir nach jedem Besuch diskret ein Paket mit Lebensmitteln zuzuschieben.