Warum beschreiben wir diese IMAX Technik so ausführlich ?
Wir haben jetzt Juni 2008 und das (öffentliche und private ) Fernsehen ist weltweit auf dem Sprung zum sogenannten HD-TV.
"High Definition"- Fernsehen soll den "Fernseh-Genuß" steigern und die (wohlhabenden) Weltenbürger wieder zu mehr Geldausgeben verleiten. Denn eigentlich reicht uns das ganz normel SD-TV, also unser PAL oder das US- amerikanische NTSC vollkommen aus, um die Nachrichten oder einen Spielfilm in guter Qualität auf den kleinen Fernseher zu übertragen. (Jedenfalls, wenn die mit dem Profi- Equipment erzeugte Qualität wirklich bei uns zu Hause ankommen würde.)
Doch der Mensch will mehr und die Industrie will (bzw. muß unbedingt) neue Märkte erschließen.
Und so wird dem Normalbürger vorgegaukelt, er könne richtiges "Kino-Feeling", also das echte Kino-Erlebnis mit nach Hause bekommen. Dem ist aber nicht so. Selbst mit HD-TV und einem erschwinglichen Beamer der Mittelklasse, also etwa für 2.000 bis 3.000 Euro, bekommt man kein Kinofeeling in's Wohnzimmer, mit dem 42" Flachbildschirm, ob Plasma oder LCD, sowieso nicht.
Die HD-TV 3D Beamer Vorführung im ZDF im Mai 2008 war zwar sehr beeindruckend, im Vergleich zu IMAX aber dann doch nicht mehr. Und diese beiden edlen Panasonic Professional Beamer waren im über 60.000.- Euro Marktsegment (pro Stück) angesiedelt zuzüglich der Polarisationsfilter.
Der IMAX Dome in Speyer im Technikmuseum
Wer einmal in diesem "Kino" ein paar Minuten Film genossen hat, der hat schon den Vergleich zum kleinen Dorfkino von früher und zum Fernseher zu Hause. Das ist Erlebnis pur.
Wie machen die das ?
Der Zuschauer sitzt auf einer sehr schrägen Tribüne in besonders bequemen Sesseln und schaut in eine gigantische offene Halbkugel von 24m Durchmesser. Die "Haut" der Kugel besteht aus weiß beschichtetem Alu-Lochblech, wobei man die Grenzen der einzelnen Segmente kaum erkennen kann.
Genau im optischen Zentrum der (eigentlichen) Kugel sitzt das sogenannte Fischauge des IMAX Projektors und hat zur gesamten Projektionsfläche (der Halbkugel) den gleichen Radius. Wenn also der Film scharf ist, ist das Bild ebenfalls scharf, sogar extrem scharf.
Die Zuschauer sitzen in etwa in der optischen Ebene des Fischauges teilweise über dem Auge, teilweise links und rechts daneben, teilweise darunter und es sind ca. 300 Sitzplätze. Ich habe es ausprobiert, bis auf die aller äußersten Bereiche ist das optische Erleben des Bildes super (darum sind auch die Treppen außen).
Die Qualität des Filmes ist die Qualität des Bildes.
Viele von Ihnen kennen noch den ganz normalen 35mm Diafilm, dessen Bilder quer zur Perforation verlaufen und mit dem man Bilder in sehr guter Qualität bis auf ca. 6m oder 8m Breite projizieren kann. Darüber hinaus sieht man die sogenannte Körnung des (Film-Roh-) Materials ganz deutlich, wenn das Projektionsobjektiv diese Qualtität auch darstellen kann. Bei den berühmten Kodak Carousel Projektoren zum Beispiel gab es die Standard Objektive und die Professionellen. Der Unterschied liegt im Glas, der Beschichtung und natürlich im deutlich höheren Preis. Erst diese Profi-Optiken "lösen" die volle Kleinbild-Dia-Qualität voll auf. Die Kino-Optiken sind (fast) immer Profi-Objektive von der Auflösung her.
Entscheident ist also die verfügbare Nutzfläche für das Bild an sich. Der Maßstab ist aber nicht der Diafilm (35mm quer), sondern der ganz normale 35mm Normal-Film (hochkant).
Die genauen Flächen, Maße und Vergleiche kommen hier.
Der IMAX Film im 70mm Format läuft also nicht senkrecht vor der Linse herunter sondern quer vor der Linse vorbei. Beim senkrechten 70mm Film ist das eigentliche Bildfenster nur etwa 48,5 x 22,0 groß, weil ja noch die 6 Magnetspuren neben der Perforation liegen.
Beim quer laufenden IMAX Film ist das eigentliche Bildfenster ca. 100mm breit bei einer Bildhöhe von ca. 60mm. Dr 6 Kanal Tonist auf einem separaten 35mm Filmband.
Obwohl das Filmmaterial also die gleiche Körnung (oder Auflösung) hat wie beim 35mm Film, steht eine exorbitant größere Fläche zur Verfügung und die ermöglicht die riesigen brillianten Projektionen auf solche gigantischen Bildwände und Kuppeln.
Das Herz des IMAX Kinos ist der Projektor
Große Flächen brauchen möglichst unendlich viel Licht.
Hat ein normaler 35mm Kinoprojektor heutzutage eine Xenonlampe mit 2.000 oder sogar 2.600 Watt (Bogenlampen sind seit Jahren ausgestorben), so haben die IMAX Projektoren eine oder zwei 15.000 Watt Speziallampen (zwei bei der 3D Projektion). Da diese im Lichtstrom durch das einzelne Film-Bild hindurch nicht nur eine gewaltige Lichtmenge erzeugen, sondern auch eine gewaltige konzentrierte Wärmemenge abgeben, müssen diese Projektoren und deren Kühlung besonders gut konstruiert sein.
Der IMAX Projektor hat Luft- und Wasserkühlung für den Film und die "Lampe". Denn bei einer Projektionslampe (und sei sie noch so modern) geht eine ganze Menge der 15.000 Watt elektrischer Energie in (Ab-) Wärme über. Aber anders kann man zur Zeit jedenfalls diese zwingend erfoderliche Lichtleistung nicht bekommen.
Der Film wohnt unten
Eine Rolle 70mm Film für etwa 55 Minuten Laufzeit ist bereits so schwer, daß der Mensch damit Probleme hat. 70 Kilo trägt man nicht mehr so einfach durch den Raum und legt ihn mal einfach auf den großenTeller. Der Film wird daher zu ebener Erde mit einem Stapler aus dem Magazin auf einen der 4 oder 5 Vorrats-Teller des Projektionssystems gefahren.
Auf diesen Tellern wird der Film abgewickelt und auch wieder aufgewickelt.
Auf den Bildern sieht man, daß der 70mm Film von der Abwickelspule größere Stecken völlig frei durch Luft bis zur Aufwickelspule überwindet. Das 70mm Filmband ist sehr robust, doch die Luft muß befeuchtet und entstaubt sein. Sicher wird kein sogenannter "Reinst-Raum" vorausgesetzt, doch die Bedingungen sind ähnlich denen in den damaligen MAZ Räumen.
Die Mechanik der gesamten Auf- und Abwickeltechnik ist sehr robust auf ausfallsicheren Dauerbetrieb ausgelegt.
Und der Projektor muß nach oben.
Der Projektor ist ein gewaltiger Kasten und der kann nur unten neben den Filmtrommeln gefüttert bzw. mit dem Film be- oder geladen weden. Doch projizieren muß er mit seinem Fischauge genau im Zentrum der Kugel (bzw. des Domes) und das ist etwa 6 - 8 Meter höher.
Also wird der Projektor mit einem eigenen Aufzug an gewaltigen Gelenk-Ketten motorisch herab gefahren und nach dem Reinigen und Einlegen des Filmes wieder hoch gefahren, alles per Computer natürlich.
Diese Pause dauert ca 10 Minuten und inder Zeit können wir genau zuschauen, wie die Kanadier das mit dem IMAX Projektionssystem gemeistert haben.
Der Film wird am Ende nicht aus dem Projektor herauslaufen lassen wie im 35mm Kino, sondern erst nach dem Herunterholen von Hand abgenommen. So leben die Film-Enden länger.
Dan müssen alle Teile, die mit dem Film in Berührung kommen, akribisch ausgeblasen und geputzt werden. Wie bei den Quadruplex 2" Magnetband Recordern ist der Staub hier der größte Feind eines langen (Film-) Lebens und IMAX FIlme sind sehr teuer.
Der Film-"Transport" bei IMAX 70
Bei IMAX wird ein Teil der beeindruckenden Qualität des Bildes auf der Bildwand oder im Dome durch die große Fläche des quer laufenden 70mm Filmbildes von ca. 100mm x 60mm sowie der hohen Bildzahl von 48/sek erreicht.
Es müssen also 48 mal pro Sekunde ca. 100mm Filmlänge bewegt werden. Das geht nicht mehr mit Greifern oder dem vom 35mm Film wohlbekannten Malteserkreuz. Das geht nur mit Druckluft und mit kräftigem Unterdruck.