Der Rohfilm (eine Beschreibung von 1951)
Fast 25 Jahre beschäftigten sich die Gerichte mit den Entschädigungsansprüchen, die die Erben des eigentlichen Erfinders gegen die Eastman Kodak Company führten, bis es ihnen gelang, ihre Ansprüche durchzusetzen.
Der Reverend Hannibal Goodwin, gestorben 1890, erfand 1887 dünne Zelluloidfilmbänder für Edisons Geräte.
1898 entschied das Gericht zugunsten des inzwischen verstorbenen Klägers gegen die Eastman Kodak Company und erkannte seinen Erben das Patent zu. Aber die mußten noch viele Jahre warten, bis sie tatsächlich in den Genuß der Gelder gelangten.
H. Goodwin gelang nämlich 1887 als Erstem die Erzeugung eines leichten, unzerbrechlichen und trotzdem maßhaltigen Schichtträgers. Dieser glücklichen Verbindung einer Trockenemulsion mit einer biegsamen, durchsichtigen Unterlage war es zu verdanken, daß die Fotografie den riesigen Aufschwung nahm.
Erst durch die Filmrolle (Mr. Eastman produzierte einen 70mm breiten Film ohne Perforation) wurden auch Reihenaufnahmen möglich und die Entwicklung der Kinematografie nahm dann ihren gigantischen Sieges-Lauf (nach der Erfindung des Films auf diesem transparentem Schichtträger). Auch Thomas Alva Edison experimentierte bereits früh mit dem bewegten Film und stellte 1889 sein Kinetoscope vor.
Zum 35mm Film sagt die Legende, Edison hätte auf Eastman's Frage nach der Breite nur gesagt: Mach's einfach halb so breit (wie das 70mmm Material). Wie Eastman auf die (für amerikanische Verhältnisse) krummen 70mm kam, ist sein Geheimnis geblieben.
1895 wurden fast zeitgleich von den Brüdern Max und Emil Skladanowsky und den Brüdern Louis Jean und Auguste Lumière funktionierende kinematografische Verfahren (diese Filme hatten dann bereits eine teils einseitige Perforation) vorgestellt.
In den letzten Jahren (Anmerkung: also etwa um 1950 herum) haben sich die fotografischen Eigenschaften des Filmes ständig verbessert. Ausschlaggebend ist die in Gelatine eingebettete, aus Halogen-Silberkernen bestehende Schicht. Man spricht auch von der Emulsion. Der Positivfilm enthält vorwiegend Chlorsilber ohne Mittel, die die Lichtempfindlichkeit verändern. Die Negativfilme sprechen besonders am blauen Ende des Spektrums an. Die integrale Empfindlichkeit hängt von Nebenumständen der Herstellung ab, die die Korngröße entscheidend beeinflussen.
Je größer also das (Silber-) Korn, (das war der damalige Stand der Technik !) desto größer war die Empfindlichkeit (bzw. die Geschwindigkeit der Belichtung) bei abnehmender Auflösung. Hochauflösende Filme hatten entsprechend ein extrem kleines Korn, waren aber zuerst einmal lichtschwach (und "langsam"), insbesondere bei Farbe.
Das änderte sich, als Kodak den (nahezu) kornfreien Film entwickelte und patentierte. Doch Agfa als der zweite große Hersteller auf der Welt zog damals relativ schnell nach und natürlich die Japaner. Mehr über Körnung und Auflösung steht hier: de.wikipedia.org/wiki/Aufl%C3%B6sung_%28Fotografie%29 und hier en.wikipedia.org/wiki/Film_grain .
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Der Film und die Farbe und die Empfindlichkeit
Am Anfang der Fotografie z. B. hatte der Film die Eigenschaft, besonders am blauen Ende empfindlich zu sein, und helle Farben, die kein blau enthielten, waren auf dem Schwarz-Weiß-Bild nicht hellgrau, sondern schwarz. Diese Schwierigkeiten beseitigte die Entdeckung H. W. Vogels, der durch bestimmte organisch-chemische Farbstoffe die Empfindlichkeit des Halogen- Silbers auch für gelb und grün, ja sogar gegen rot zusätzlich zu blau erreichte. Die Methode, Halogen-Silber farbempfindlich zu machen, nennt man optische Sensibilisierung. Ohne diese Erfindung wäre aber auch die Farbfotografie, d. h. farbige Bilder auf fotografischem Wege herzustellen, unerreichbar geblieben. Durch die optische Sensibilisierung werden im entwickelten Silberbild alle Farben entsprechend ihrer Helligkeitswerte „grauwertrichtig" wiedergegeben. Die Sensibilisatoren entnimmt man meist der Polycyanin-Reihe. Die Abb. zeigt diese Wirkung am Beispiel einiger Negativfilme.
Das Farbspektrum im Farbdreieck
Erst im Licht werden die Farben, die die fotografische Emulsion aufzeichnet, sichtbar. Das Licht, das wir sehen, stammt entweder von der Sonne oder von künstlichen Lichtquellen. Es ist nicht "weiß", wie es uns erscheint. Betrachtet man das Licht durch ein Prisma, so sind die weißen Strahlen verschwunden und aus dem Prisma treten in der Hauptsache fünf Farben heraus, und zwar, blau, blaugrün, grün, gelb und rot.
Man nennt dies das Spektrum des sichtbaren Lichtes. Das weiße Licht setzt sich also aus diesen Farben zusammen. Wichtig dabei ist, daß die Farben blau, grün und rot fast je 1/3 des Spektrums ausmachen. Diese Farben unterscheiden sich durch ihre Wellenlängen. Blaues Licht umfaßt das Gebiet von 400 ...... 470mµ (1µ "gesprochen = müh" = 1/1ooo mm, 1 mµ "milli müh" = 1 millionstel mm). Grün reicht von 500 ..... 570 mµ und rot von 600 ..... 700 mµ.
Zum Bild rechts: Auf der Linie, die von 410 über 520 nach 700 verläuft, liegen die von den reinen Spektralfarben ausgelösten Reize. Die Gerade von 400 zu 700 ergibt z. B. die Purpurreize, die durch die Mischung blau/rot entstehen. Farbmischungen, mit denen man reines Weiß erhält (Komplementärfarben) gehen durch die Linien G—W.
Die Farben kürzerer Wellen werden im Prisma stärker gebrochen als die langwelligen Strahlen. Man sieht einen Gegenstand farbig, weil das auf ihn fallende weiße Licht absorbiert (verschluckt wird), während der Rest des Lichtes, nämlich die Farben des Gegenstandes, reflektiert (d. h. zurückgeworfen wird). Grüne Farben absorbieren blau und rot, rote Farben verschlucken blaues und grünes Licht usw. Es gibt unzählige Möglichkeiten von Mischungen aller Wellenlängen des Spektrums und dadurch entstehen die zahllosen Farbtöne, die das Auge empfindet.
Rot, grün, blau
All dies fotografisch wiederzugeben, ist natürlich außerordentlich schwierig. Bei der Schwarz-Weiß- Fotografie geschieht es wie vorher erwähnt, durch die „grauwertrichtige" Wiedergabe. Der Farbfilm nutzt die Tatsache aus, daß die Farben blau, grün und rot fast je 1/3 des Spektrums umfassen. Es werden also vor allem diese Farben für die Herstellung des Farbfilmes verwendet. Die optische Sensibilisierung wurde durch die sogenannte orthochromatische Sensibilisierung auf etwa 560 mµ erweitert. Dabei ist aber die Rotempfindlichkeit noch immer nicht genügend, obgleich die farbigen Objekte schon wesentlich besser wiedergegeben werden (orthochromatisch = richtigfarbig).
Mit Hilfe anderer Farbstoffe hat man die Sensibilisierung bis nach etwa 650 mµ ausdehnen können und nennt sie panchromatische Sensibilisierung. Mit diesem Material erfaßt die Fotografie auch das rote Ende und kann mit Kunstlicht Aufnahmen machen. Dem panchromatischen Filmmaterial verdankt man die heutige fotografische Güte des Spielfilms. Für Sonderzwecke läßt sich die Rot-Sensibilisierung bis ins infrarote Spektralgebiet verschieben. Das Farbdreieck und die Mischung von Wellenlängen veranschaulichen das oben Gesagte.
Der Film und der Ton auf dem Film
Neben der rein chemischen Zusammensetzung des Films sind für die Tonfilmtechnik die mechanischen Mittel außerordentlich wichtig. Um ein Bild als kontinuierliche Bewegung zu zeigen, ist es notwendig, daß der Bildträger der fotografischen Schicht sich in genau definierten Bewegungsschritten schalten läßt. Die Genauigkeit muß dabei besser bzw. kleiner als 0,003 mm sein. Nur mit Hilfe der im Trägerband angebrachten beidseitigen Perforation läßt sich diese Forderung erfüllen. Man muß also als Träger ein Material verwenden, das eine außerordentlich hohe Zerreißfestigkeit, Biegsamkeit und eine sehr große Widerstandsfähigkeit der Perforationslöcher selbst besitzt. Daß darüber hinaus dieses Material außerdem möglichst dünn sein soll, erschwert die eben aufgestellten Forderungen.
In dem Zelluloid, das mit besonderen Weichmachern behandelt wird, hat man ein derartiges Material gefunden. Leider besitzt es die unangenehme Eigenschaft, außerordentlich feuergefährlich zu sein (Nitrozellulose). Die Herstellung von unbrennbaren Trägern aus Zellulose-Polyacetaten ist erst in letzter Zeit gelungen. Es war lange nicht möglich, dieses Material so herzustellen, daß es den Anforderungen der Kopiertechnik, vor allem in seinen Schrumpfungseigenschaften entsprach. Wie schon eingangs erwähnt, wurde bereits von Edison für die Kinematographie ein Filmband von 35 mm Breite eingeführt, das in Schritten von je 19 mm ein Bild enthält. Je 4 Perforationslöcher an beiden Rändern sind für diesen Schritt vorgesehen.
Die Abbildung rechts zeigen die genauen Abmessungen, des Filmes, der Perforationslöcher, der Tonspur, des Kamerafensters und des Projektorfensters nach den deutschen Normen.
Die Filme werden von der Filmfabrik auf Wickelkernen (Bobbies) aufgespult, ehe sie zum Versand und zur Verwendung in den Aufnahmekameras gelangen. Auch die Bobbies sind im Achsloch und im Durchmesser genormt. Die Maße gehen aus einer weiteren Abbildung hervor. Dadurch wird ihre allseitige Verwendbarkeit gewährleistet.